jussuf, sohn jakobs kocht träume

08.-10. Oktober 2015, jeweils 10.00-21.00 Uhr (durchgängig)
Brunnenhof der Residenz München
Berkan Karpat
jussuf, sohn jakobs kocht träume
Elektroakustische Traumdeutung nach Sure 12 des Korans
Eintritt frei
Rezitator/Traumdeuter
Helfer
Konzept/Klangarchitektur/Skulptur
Entwicklung Funkübertragung
Entwurfsentwicklung/Statik Skulptur
Diverse Objektausführungen
Gewand
Licht
Klangtechnik
Film
Produktionsleitung
Presse-/Öffentlichkeitsarbeit
Wasser des Wittelsbacher Brunnens
Gabriele Graf, Peter Pruchniewitz,
Yvonne Hotz, Julian Makarewicz,
Mateusz Kargula, Felix Remter, David Barry
Berkan Karpat
Andreas Hellmann
Thomas Beck
Gerd Axenkopf, Lutz Deppisch
Ayesha Punvani
Peter Mentzel
Manuel Diezel
Raoul Amaar Abbas
Ulrich Zentner
Simone Lutz
Eine Produktion von Berkan Karpat.
Gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München. In Zusammenarbeit mit
aka-Ingenieure, LMU München (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Nussbaumstrasse
München) sowie TUM München (Lehrstuhl für Baurobotik) und dem Rifai-Sufi Orden Istanbul.
Der Traum ist die Zwischenwelt der menschlichen Erlebnisfähigkeit.
Er ist eine mystische, philosophische, wissenschaftliche Betrachtung
des Ortes und der Zeit, in denen sich das real Existierende
wie auch das Irreale im Träumenden begegnen.
Der Traum ist Zeichen. Zeichen für das Mögliche.
Ein Spiegelkabinett, in dem sich alle Wirklichkeiten reflektieren.
(Berkan Karpat)
jussuf, sohn jakobs kocht träume
Elektroakustische Traumdeutung nach Sure 12 des Korans
Berkan Karpat produziert seit 1998 theatrale Skulpturen vornehmlich im öffentlichen Raum.
Raum-Poeme könnte man seine Werke nennen; dreidimensionale, bildgewaltige, begehbare
Gedichte, die mit leichter Hand die scheinbar unversöhnlichen Pole Spiritualität,
Wissenschaft und High-Tech verbinden.
Mit jussuf, sohn jakobs kocht träume führt Berkan Karpat seine seit 2013 geführte
Auseinandersetzung mit der Ästhetik des Korans fort. Waren die vorangegangenen Projekte
– Die Weitung (2013/14) und Maryam (2014) – eher visuelle und klangliche „Abbildung“
koranischer Suren oder Verse, so widmet sich jussuf, sohn jakobs kocht träume mehr dem
inneren Gehalt der Sure 12, der Yusuf-Sure.
In der Yusuf/Josef-Geschichte, die sich sowohl in der Bibel als auch im Koran findet,
bestimmen drei Traumpaare die Handlung und zeichnen den Protagonisten als Propheten,
als Empfänger und Deuter göttlicher Zeichen aus. Sind doch der Traum und seine
Taggestalten Vision und Erscheinung in allen Weltreligionen bestimmende Faktoren, durch
die Gott zu den Menschen spricht. Im Orient ist die mystische Bedeutung der Traumdeutung
ungebrochen, im Westen wurde diese Auslegung nach der Aufklärung zurückgedrängt und in
der Psychoanalyse säkularisiert und pathologisiert.
In Berkan Karpats jussuf, sohn jakobs kocht träume verwischen die Grenzen von Traum und
Traumdeutung, von wissenschaftlicher, mystischer, technischer und poetischer
Herangehensweise. Die Yusuf-Sure des Korans wird in Klang verwandelt, ebenso wie die
Träume der Passanten. Träger des Klanges ist dabei das Wasser des Wittelsbacher
Brunnens, in das die Träume eingesprochen werden und dessen physikalische Veränderung
als elektronische Musik wiedergegeben wird. Eine Art elektroakustische Traumdeutung, eine
Verschmelzung von Mythos und Kunst, Religion und Wissenschaft.
„Bühne“ von jussuf, sohn jakobs kocht träume ist der Brunnenhof der Residenz mit dem
Wittelsbacher Brunnen, der von zwei großen Stahlskulpturen Karpats eingerahmt wird. In
diese Skulpturen sind „Hörplätze“ für das Publikum eingelassen. Hier erklingt sowohl der in
elektronische Musik umgewandelte Klang von Sure 12, als auch der Klang der
verschiedenen Träume der Passanten, wobei die Lautsprecherkonstruktion sowohl ein
Hören, als auch ein Fühlen/Atmen der Klänge ermöglicht.
Das Publikum ist bei jussuf, sohn jakobs kocht träume unverzichtbarer Akteur des
Geschehens, Teil des Kunstwerkes. Es ist aufgerufen, seine Träume mittels Atemschlauchmaske ins Wasser einzusprechen und diese Berkan Karpat zur Klangweiterverarbeitung zu
übergeben. Jedem Traum entlockt Karpat seinen spezifischen Klang, seine eigene Melodie.
Berkan Karpat (www.karpat.de)
Berkan Karpat wurde 1965 in Istanbul geboren und wuchs in München auf. Seit 1998 kreiert
er Inszenierungen und Installationen, die zwischen Bildender und Darstellender Kunst,
Wissenschaft und Technik ebenso wie zwischen Orient und Okzident changieren. Sie zeigen
eine poetische Bilderwelt, die Grenzen sprengt und ebenso unmittelbar sinnlich wie
nachhaltig anregend wirkt. Viele seiner Arbeiten wie „tanzende der elektrik“ am Odeonsplatz,
„robinsonsyndrom2“ im Englischen Garten oder „Mariens Woyzeck Ghaselen“ auf der
Großhesseloher Brücke fanden mit großem Erfolg im öffentlichen Raum statt. Auch über die
Grenzen Münchens und Europas hinaus hat sich der Künstler einen Namen gemacht, so war
er mit Werken zu Gast beim renommierten CyberArts-Festival in Boston/USA, beim Festival
sequences in Reykjavik/Island, in der Hagia Sofia, Istanbul/Türkei, sowie beim SchumannFestival in Düsseldorf oder bei der Münchener Biennale. Auch konzeptionierte und gestaltete
er im Düsseldorfer museum kunst palast die Islam-Ausstellung „ich esse licht“.
Darüber hinaus führte Berkan Karpats innovativer künstlerischer Ansatz zu einer Reihe von
internationalen Einladungen an Universitäten und Museen, bei denen er seinen
künstlerischen Ansatz vorstellte, u.a. Université du Québec à Montréal in Kanada,
Massachusetts College of Art, Boston/USA, Hyper-Studio, M.I.T. Cambridge/USA, Folkwang
Museum, Essen, Institut für Kunstgeschichte und Institut für Theaterwissenschaft/LMU
München, Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design Halle, Lewisham College,
London oder Louvre, Paris.
Karpat veröffentlichte außerdem verschiedene Gedichtbände, meist zusammen mit dem
Autor Zafer Şenocak („landstimmung. neue gedichte“ [Babel Verlag, 2008], „futuristenepilog.
poeme“ [Babel Verlag, 2008] und „wie den vater nicht töten. ein Sprechlabyrint“ [Morgenland,
Fischer Verlag, 2000]. Von 2010 bis 2013 arbeitete er mit Münchner Schülern an
Kunst-Technik Projekten im Rahmen des Modellprojektes TheoPrax der TU München und
von 2009 bis 2011 leitete er zusammen mit den Lyrikerinnen Karin Fellner und Andrea
Heuser die Veranstaltungsreihe LYRIKOASE im Alten Hof München.
Projekte (Auswahl)
1999
„Tanzende der Elektrik“ - Odeonsplatz, München
2001
„das robinsonsyndrom 2“ - Englischer Garten, München
2002/3 „nazim hikmet: auf dem schiff zum mars“ - Deutsches Museum München &
CyberArt-Festival Boston/USA
2005
„kollaps der kassandramaschine: ich breche fleisch zu neuen welten“ –
BILD1: HIOBS KLAGE, Theaterinstallation vor dem Justizpalast, München
BILD2: DER FALL JACK-THE-RIPPER, Von-der-Tann-Unterführung, München
2006
„Mariens Woyzeck Ghaselen“
Ein Stationendrama an der Marienklause und Großhesseloher Brücke, München
2006
„Ich esse Licht“, Düsseldorf, museum kunst palast (25.11.06 – 11.02.07)
Künstlerische Konzeption und Ausführung der Islam-Ausstellung
2008
„Landung auf Goldpapier“
TEIL1: Hagia Sofia, Istanbul/Türkei, TEIL2: Salvatorkirche, TEIL3: Städt. Gewächshaus, München
2010
„hör ich blüten sterben – DNA des Vergessens“, Königsplatz, München
2011
„11.9.11 - DNA der Erinnerung“, Karolinenplatz und Amerika Haus, München
2012
„ein atem macht glas um dich – DNA des Verschwindens“, Weissenburger Platz, München
2013
„Die Weitung – ein Koranprojekt in 3 Teilen“, Muffathalle, Bosch Brücke und
Betriebswerkstätten Isartalbahn, München
2014
„Maryam. Ein elektronisches Oratorium“, Schlosskanal, Schloss Nymphenburg