MEIN AUSLANDSSEMESTER AN DER UNIVERSITY OF WISCONSIN-PARKSIDE IN KENOSHA EIN BERICHT VON NICOLE DEBOWSKI Nicole Debowski Auslandssemester in Kenosha, 2015 Seite 2 KENOSHA 2015 – EIN BERICHT ÜBER LEBEN UND KULTUR AN EINER AMERIKANISCHEN HOCHSCHULE Schon im ersten Semester an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfenbüttel, an der ich „Recht, Finanzmanagement und Steuern“ nun im 4. Semester studiere, habe ich angefangen, meinen Auslandsaufenthalt zu planen. Bank, Bafög-Amt, International Student Office – für einige Wochen meine regelmäßigen Ansprechpartner. Seelisch war ich schon lange in den USA. Als ich dann am Flughafen in Chicago O´Hare angekommen bin, wurden wir auch schon vom Fahrer der University of Wisconsin-Parkside abgeholt. Nach einer Fahrt von 45 Minuten durch den Schnee – der Winter im Mittleren Westen ist sehr kalt – sind wir angekommen. Der Campus liegt nicht im Zentrum der Stadt Kenosha; das liegt wohl auch größtenteils daran, dass die Städte in den USA generell sehr großflächig sind und dementsprechend alles sehr weit gestreut ist. Um nach Downtown Kenosha, also quasi zur Innenstadt zu kommen, brauchte man 20 Minuten mit dem Auto. Ich war also froh, dass ich auf dem Campus gelebt habe. DAS STUDENTENLEBEN Das Studentenleben sowie das Hochschulsystem in den USA sind komplett anders als in Deutschland. In der Orientation Week, die uns in 3 Tagen auf das Leben, die Kultur und eventuelle Hürden in den USA vorbereitete, haben wir auch unsere Kurse gewählt. Das geschieht alles sehr viel freier als ich es an der Ostfalia gewohnt war. Das System wird geteilt in einen Major, also dem Hauptfach, an das sich dann die Kurse richten, und den Minor, also einem oder mehreren Nebenfächern, die nicht unbedingt eine Voraussetzung für den Erhalt des Bachelors sein müssen. Mein Major war dementsprechend „Business“ mit dem Minor „Management“ mit den Kursen „Organizational Behavior“, „Managerial Finance“, „Legal Environment of Business“ und „Business Statistics“. Der Lehrstil der Dozenten glich mehr dem einer Schule: die Studenten wurden mithilfe mündlicher Beteiligung und Hausaufgaben – sogenannten „papers“ oder „assignments“ – in den Unterricht miteinbezogen – was für mich eine große Umstellung war. Am Anfang kostete es mich einige Kraft, die Hausaufgaben zu machen, nach kurzer Zeit jedoch habe ich den Lerneffekt gemerkt. Vor allem vor den „midterms“, also den Zwischenprüfungen, war das sehr hilfreich. Hier werden mehrere kleine Klausuren über das Semester hinweg verteilt geschrieben, am Ende des Semesters gibt es dann die „finals“, also die Abschlussprüfungen. Ein großer Unterschied zu deutschen Hochschulen ist auch das „living on-campus“. Der Campus der UWP ist riesig! Da die meisten Studenten (übrigens ca. 5000) auf dem Campus leben und dieser auch nicht wirklich zentral gelegen ist, findet alles Wichtige einfach vor Ort statt: von Sport bis Einkaufen und Partys. Das ist ein großer Vorteil, denn ich als internationaler Student hatte kein Auto hier. Die öffentlichen Verkehrsmittel in amerikanischen Kleinstädten sind nicht sehr gut ausgebaut, was aber auch daran liegt, dass jeder ein Auto hat. Für mich jedoch war es ein großes Problem; ich konnte nicht einfach „eben mal so“ in den Bus steigen und in die Innenstadt fahren. Dafür gab es aber eine Menge netter Leute, die uns eine Autofahrt wohin auch immer angeboten haben. Die UWP bietet auch ein „Friendship Committee“. Das ist ein Zusammenschluss von Leuten aus der Umgebung, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, internationale Studenten während ihres Aufenthaltes zu unterstützen, sei es mit Autofahrten, Organisation von Ausflügen oder auch einfach nützlichen Informationen. So haben wir auch Mrs Buhler kennengelernt. Sie ist ein langjähriges Nicole Debowski Auslandssemester in Kenosha, 2015 Seite 3 Mitglied des Friendship Committees und wohnt in Kenosha und Chicago. Wir hatten steten Kontakt zu ihr, sodass wir den Großteil unserer Wochenenden in Chicago verbracht haben. Sie hat uns alles mögliche in der Großstadt gezeigt: Willis-Tower, die bekannte Michigan-Avenue, ihr Apartment in Chicago, und vieles mehr. Außerdem hat sie uns auch gezeigt, wie amerikanische Familien leben – es ist wie in den Filmen. LEBEN UND KULTUR IN DEN USA Ein-Familien-Haus, „backyard“, jedes Familienmitglied hat ein Auto. Wohnungen sind eher weniger verbreitet, zumindest in den „suburbs“ von Großstädten. Ein großer Unterschied zu Deutschland ist auch das Essen. Es stimmt schon, dass vieles recht fettig ist und Fast-Food sehr beliebt ist. Aber es gibt auch viel Gesundes, was das Klischee ein wenig aufhebt. Vor allem wird zuhause gesund gekocht, während es in der Mensa viele typisch amerikanische Speisen wie mac and cheese, french toast und pancakes gab. Außerdem treibt so gut wie jeder Amerikaner sehr viel Sport – das Klischee ist bestätigt. Sport ist hier eine ganz große Sache. In jeder Stadt finden sich unzählige Sportsbars mit mindestens 10 Flatscreens; Icehockey, Basketball, American Football – nur Soccer findet sich hier eher weniger. Generell sind Amerikaner sehr offen und freundlich. Da es im Englischen sowieso keine Höflichkeitsform wie „Sie“ gibt sondern einfach nur „you“, stellen sich die meisten mit dem Vornamen vor – auch viele Dozenten. Das war am Anfang sehr ungewöhnlich, da ich die Höflichkeitsform gewöhnt bin. Aber man wird schnell willkommen geheißen, sodass man sich wohl fühlt. Wenn man in einen Laden kommt, wird man stets mit einem freundlichen „hey how are you?“ begrüßt, was mehr rhetorisch als ernst gemeint ist. Die Amerikaner sind immer sehr freundlich, was mich am Anfang ein wenig verwirrt hat; denn ich habe die Freundlichkeit immer ernst genommen und manchmal nicht verstanden, dass es nur Höflichkeit war. Aber auch damit kommt man nach einiger Zeit und viel Fragerei klar. FAZIT Alles in allem war mein Semester in den USA super! Meine Sprache hat sich enorm verbessert, ich durfte die Kultur hautnah miterleben, und vor allem konnte ich viele neue Freundschaften knüpfen. So habe ich viele Leute dazu begeistert, nach Wolfenbüttel zu kommen. Der Jägermeister ist in den USA sehr beliebt, weshalb es natürlich reizvoll ist, nach Wolfenbüttel zu kommen. Susan, eine sehr gute Freundin, die ich in den USA kennengelernt habe, möchte mich nach ihrer „graduation“ besuchen. Denis, ebenfalls aus den USA, kommt schon im Sommer nach Wolfenbüttel, und möchte dann die Möglichkeit nutzen, einen Roadtrip durch Deutschland zu machen. Eine Gruppe von Jungs, die auf meinem Flur im Studentenwohnheim gewohnt haben, wollen eine Europatour machen und dabei Berlin, Hamburg und natürlich Wolfenbüttel besuchen. Als wir „Germans“ mit einem kleinen Stand das Auslandssemester in Wolfenbüttel den Amerikanern vorgestellt hatten, hat sich auch Tim, ein „sophomore“ an der UWP, dafür interessiert und sammelt nun alle Papiere zusammen. Ich persönlich habe mich jetzt schon entschlossen, in meinen Semesterferien im Februar meine Freunde in den USA zu besuchen, und auch an der UWP in Kenosha vorbeizuschauen.
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