Atterrissage Force

Atterrissage Forcé „Notlandung“
Schweizer KZ in Luzern, hört sich nach einem Krimi-Spielfilm an, doch leider ist
es ein Teil der Schweizer Geschichte…
Bild1; Foto Strafanstalt Wauwilermoos / Bild2; Foto André Béguin / Bild3; Doku. Ausschnitt (Comic)
Der neuste Dokumentarfilm Notlandung vom Regisseur Daniel Wyss erschien im September
2015 und wurde bereits im Oktober auf SRF ausgestrahlt. Wie bereits in seinem letzter Film,
„La Barque n’est pas plein“ (Das Boot ist nicht voll) geht es um Missstände des Verhaltens
der Schweizer Politik und der umstrittenen Massnahmen die in der Schweiz getroffen
wurden.
Die Handlung der Doku beginnt mit der Rolle der Schweiz im 2. Weltkrieg. Die Schweiz war
bereits vor dem 2. Weltkrieg eine neutrale Nation. Ein souveränes Land verpflichtet sich im
Kriegsfall, sich nicht daran zu beteiligen. Dies zieht nach sich, dass Soldaten die am Krieg
beteiligt sind, wenn sie die Schweiz freiwillig oder unfreiwillig, bewusst oder aus einer
Notlage passieren, von der Schweiz festzuhalten sind, damit sich die Soldaten nicht weiter an
der kriegerischen Handlung beteiligen können.
In der Schweiz wurden normale Soldaten in klassischen Arbeitslagern untergebracht und
mussten Arbeiten wie z.B. Holzfällen oder in Mienen verrichten. Unteroffiziere und Offiziere
wurden Interniert, sprich in Hotels untergebracht, unter anderem in Adelboden.
Die Hauptdarsteller des Films sind vier amerikanische Internierte, darunter Offiziere und
Unteroffiziere, die während eines Bombardements von München, einen Flugzeugschaden
erlitten und es gerade noch über die Schweizer Grenze schafften. Mit einer Notlandung,
Atterrissage Forcé „Notlandung“
besser gesagt einer Bruchlandung betraten die Amerikaner Schweizer Boden. Sie waren zum
Anfang ihrer Internierung in Adelboden untergebracht, wo es ihnen verhältnismässig sehr
gut erging. Z.B. gab es in Adelboden jeden Freitag ein Abendprogramm mit Musik und Tanz.
Doch die Amerikaner hatten das Verlangen zu ihrer Einheit und zurück in den Krieg zu gehen.
Also schmiedeten sie Fluchtpläne. Doch wer in der Schweiz interniert ist und wieder an
kriegerischen Handlungen Teil haben will, verstiess nach Schweizer Definition gegen das
Gesetz und verlor alle Ansprüche, sofern er dabei ertappt wurde. Und die Schweiz ertappte
so einige der Soldaten auf der Flucht in den Krieg.
Folglich wurden hunderte, unter anderem die vier Amerikaner in das Straflager
Wauwilermoos gebracht und inhaftiert. Der Film kommt an diesem Punkt zu den
Bedingungen, unter denen die Gefangen dort litten und zum Teil bis heute Leiden. Die
Umstände reichen von massiven Essenrationen, über katastrophale hygienische Zustände bis
hin zu geduldeten körperlichen Übergriffen und Vergewaltigungen unter den Häftlingen.
Hauptverantwortlich dafür war der Leiter der Strafanstalt André
Béguin. Er war nachweislich bekennender Rechtsextremer und
hatte einen eisernen Führungsstil. André Béguin spielt in dem Film
neben den Amerikanern eine wichtige Rolle und dabei werden
seine Methoden und sein Beitrag an den Zuständen der
Strafanstalt genau untersucht. In dem ganzen Film wird sehr detailliert wiedergegeben was,
wie und warum damals gehandelt wurde, bis hin zur heutigen Konfrontation zwischen
Betroffenen und dem Schweizer Staat, mit dem Straflager Wauwilermoss.
Die Doku erzählt eine längst vergessen Geschichte an
der Betroffene bis heute leiden. Daniel Wyss hat es
geschafft
den
Dokumentarfilm
sehr
abwechslungsreich und interessant zu Gestaltet.
Dazu beigetragen hat sicherlich auch die sehr
gelungene Verflechtung von originalen Aufnahmen,
Bildern aus deren Zeit, Interviews mit Betroffenen/
Historikern und nicht zuletzt den kurzen Comics die eingespielt sind. Durch den Aufbau
taucht man mit ein in den Film und kann die Geschichte miterleben. Es ist sicherlich ein Film
über die Schweiz der anderen Art. Der Film regt zum Nachdenken an und rüttelt
wahrscheinlich an so einiger Vorstellung der Schweiz. Ein wenig Suspekt fand ich den einen
Ausschnitt in dem ein hoher amerikanischer Militär zu den damaligen Vorkommnissen in der
Schweiz seine Einschätzung abgibt. Seine Einschätzung sind zwar richtig und wichtig, doch
bitte vergessen wir nicht dass das US-Militär bis heute Straflager unter weit schlimmeren
Bedingungen führt. Als Ganzes ist der Dokumentarfilm äusserst empfehlenswert um einen
Einblick in die verdeckten und vertuschten Vergehen der Schweizer Nation zu erhalten. Auch
sehr interessant wie die Betroffenen heute damit Umgehen und was der Schweizer Staat bis
heute unternommen oder eben unterlassen hat um diesen Abschnitt der Geschichte
Aufzuarbeiten.