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Der verrückte Amerikaner
Adam Kimble will zum Kilometerfresser werden. Er plant, in 45 Tagen quer durch die USA zu
laufen. Er würde dabei 4876 km zurücklegen. Die Krux: Kimble rennt erst seit vier Jahren.
Stichworte
Extremsport
Ultradistanz-Rennen
Viel gesünder als ihr Ruf
«Gring abe u seckle»: Getreu Anita Weyermanns Motto will Adam Kimble von der West- an die
Ostküste der USA laufen. Foto: AP
Christian Brüngger
Sportredaktor
@tagesanzeiger
02:04
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Natürlich hat sich Adam Kimble in den letzten Wochen
immer wieder den Vergleich mit «Forrest Gump» aus dem
gleichnamigen Film anhören müssen. Gump wird darin unter
anderem zum Dauerläufer, indem er 3 Jahre, 2 Monate, 14
Tage und 16 Stunden ununterbrochen läuft. Auch der
Amerikaner Kimble versucht sich ab Montag an einem
Husarenstück, das ihn nicht gleich Jahre, aber doch
anderthalb Monate beschäftigen würde. 4876 km will der 29Jährige quer durch die USA laufen. Weil nicht der Weg sein
Ziel ist, sondern die Zeit, möchte er 46 Tage, 8 Stunden und
36 Minuten unterbieten. So lange dauerte der Road-Trip von
Frank Giannino Jr. 1980. Dass der Rekord die Jahre
überdauerte, sagt aus, wie schwierig es ist, diese Vorgabe zu
tilgen.
Wer joggt – und sei es im moderaten Umfang
pro Woche –, bekommt von Nichtläufern stets
zu hören: «Das muss den Bewegungsapparat
mit den Jahren doch stark belasten!» Studien
können allerdings das Gegenteil belegen,
selbst für Ultramarathonläufer, also Sportler,
die Wettkämpfe von 50?km und länger
bestreiten. Eine der neusten und
aussagekräftigsten Publikationen stammt von
US-Medizinern von 2014. Darin wurden die
Karrieren von 1212 US-Ultramarathonläufern
mittels Fragebogen analysiert. Die
Schlussfolgerung der Autoren: «Im Vergleich
zur Durchschnittsbevölkerung sind Ultramarathonläufer gesünder und verpassten
weniger Arbeits- oder Schultage wegen
Krankheit oder Verletzung.»
Der Körper der Vielläufer passt sich schlicht
den Belastungen an. Erhellend ist in diesem
Zusammenhang eine deutsche Studie von
2009. Die Mediziner begleiteten 22?
Ultradistanzläufer am Trans Europe Foot
Race. Es führt über 4487 km von Bari ans
Nordkap. Alle 1000 km erstellten die
Wissenschaftler bei ihren Probanden ein FussMRI, weil sich die Auswirkungen des
Dauerlaufens häufig an den Füssen zeigen.
Was die Experten feststellten: Die
Knochendichte erhöhte sich bis zum Laufende
als Folge der Belastung gar, zugleich wuchs
der Achillessehnen-Durchmesser von 6,8 mm
auf 7,8?mm.
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Zwar begibt sich nicht gleich jeden Tag ein Ausdauerläufer in
dieses strapaziöse Abenteuer. Mit den Jahren aber sind
etliche Rekordversuche zusammengekommen. Alle diese
Athleten mussten früher oder später jedoch erkennen: Da
liegt maximal ein Alterskategorie-Rekord drin (ja, das gibt es)
– oder eine Premiere mit noch zweifelhafterem Charakter. So
wird auch ein Barfusslauf-Rekord quer durch die USA geführt
oder eine Bestzeit im Schottenrock.
Unbeschadet aber kommt kaum ein
Ultramarathonläufer über die Jahre. 77?
Prozent verletzten sich in der US-Studie
innert der 12 Monate vor dem nächsten
grossen Lauf, am häufigsten am Knie.
Negative Auswirkungen kann das
Dauerlaufen auch anderweitig haben: Der
Prozentsatz an Allergikern ist bei ihnen klar
höher als bei Normalos. (cb)
Der Chicagoer Kimble bildet also bloss die neuste Ausgabe
dieser stählern-sonderbaren Spezies und fällt innerhalb der
Die Redaktion auf Twitter
http://www.tagesanzeiger.ch/sport/weitere/der-verrueckte-amerikaner/story/24231587[11.02.2016 08:08:18]
Der verrückte Amerikaner - News Sport: Weitere - tagesanzeiger.ch
Speziellen doch noch auf. Denn Kimble ist ein Laufnovize.
Vor fünf Jahren absolvierte er seinen ersten Halbmarathon,
vor vier seinen ersten Marathon, vor zwei Jahren sein erstes
Rennen über 100 km. Selbst in der kleinen UltramarathonSzene ist Kimble ein eher Unbekannter. Immerhin gewann er
im letzten Jahr den Lauf durch die Wüste Gobi, 250 km
betrug damals die Distanz. Das klingt in den Ohren von
Durchschnittssportlern bereits horrend – ist im Vergleich zu
seinem Rekordversuch dennoch nur ein Klacks.
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Bis 8000 Kalorien pro Tag
Nun müsste Kimble im Schnitt 109?km pro Tag laufen (und
phasenweise wohl gehen), damit er sich zum «King of Roads»
machen könnte. Kimble plant, jeweils um 3.15 Uhr morgens
aufzustehen, zu essen und danach bis zu 16 Stunden ein
menschliches Perpetuum mobile zu bilden. 6000 bis 8000
Kalorien benötigt sein Körper pro Tag. Seine Frau und vier
Freunde begleiten ihn in zwei bis drei Fahrzeugen.
Um einen möglichst hohen Sightseeing-Faktor geht es Kimble
nicht. Aber auf seiner Website (adamkimble.com)kann man
schauen, wo er sich gerade aufhält – und ihn dann wie Forrest
Gump ein bisschen läuferisch begleiten. Eintönigkeit erwartet
den Langbartträger. Kimble simulierte sie, indem er die
Mehrheit seiner Trainingskilometer auf einer 16-km-Schlaufe
abspulte – von morgens bis abends. Um Schnee oder superwarmen Temperaturen auszuweichen, entschied er sich
zum Start im Februar in Kalifornien. In Huntington Beach
südlich von Los Angeles geht es los und im Idealfall durch 16
Staaten bis zum Times Square in New York.
Dass Kimble ankommt, hält der Schweizer Mediziner und
Ultradistanz-Triathlet Beat Knechtle für unmöglich. «Kann
man vergessen», sagt der 51-jährige Appenzeller knapp.
Knechtle muss es wissen, er verkörpert die schweizerische
Variante von Forrest Gump. Auf seiner Website hat er
minutiös aufgelistet, was er in den letzten 21 Jahren alles an
hart erkämpften Kilometern gesammelt hat. Beispielsweise
26'312 km auf dem Rad pro Jahr oder 3923 km zu Fuss. 2013
beendete er als erster Athlet zwei sogenannte Deca-Ironman
in einem Jahr, also Wettkämpfe über 38,62 km Schwimmen,
1802,5 km Radfahren und 421,950 km Laufen. Nein, die
Kommas sind nicht verrutscht.
Das Alter macht den Läufer
Über 200 Studien publizierte der Mediziner zu seiner
sportlichen Leidenschaft und kann das Ziel von Kimble darum
Schritt für Schritt zerlegen. Knechtles Vorbehalte beginnen
beim Alter. Die besten Ultramarathonläufer sind gestandene
Männer (oder Frauen) in ihren 40ern. Dazu kommt die
Erfahrung: Diese Grössen verfügen über eine enorme Zahl an
Rennen über ultralange Distanzen, wissen entsprechend gut,
wie sich ihr Körper verhält und wie sie mit ihm umgehen
müssen.
Selbst der besttrainierte Dauerläufer gerät nämlich mit der
Zeit in ein «Energiedefizit», wie Beat Knechtle sagt. Hinzu
kommen die Belastungen für den Bewegungsapparat. Jeden
Tag exakt gleich viele Kilometer kann keiner bewältigen.
Knechtle hält 80 km pro Tag – über einen Zeitraum, wie ihn
Adam Kimble plant – ohnehin für das Maximum.
Jüngere Ultradistanzathleten verletzen sich häufiger als ältere,
beispielsweise an Knien oder Waden (siehe Box). «Spätestens
nach einigen Tagen wird Kimble sein Unterfangen verletzt
aufgeben müssen», ist Knechtle überzeugt. Schliesslich könne
ein dritter Faktor hinzukommen: ein überreiztes Immunsystem. In seiner jugendlichen Frische aber sieht Adam
Kimble seinen Vorteil und lebt bald ganz nach dem Mantra
der Szene: «Nur die Harten kommen in den Garten.»
(Tagesanzeiger.ch/Newsnet)
http://www.tagesanzeiger.ch/sport/weitere/der-verrueckte-amerikaner/story/24231587[11.02.2016 08:08:18]
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