Cyber Crime – die Social Media-NutzerInnen in Österreich und

finanziert im Sicherheitsforschungs-Förderprogramm KIRAS vom Bundesministerium für Verkehr,
Innovation und Technologie
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Cyber Crime – die Social Media-NutzerInnen in Österreich und ihre Erfahrungen mit
kriminalpolizeilich relevanten Aktivitäten
Um den Umfang kriminalpolizeilich relevanter Aktivitäten im Bereich von Social Media aufzeigen zu
können, wurden
zielgruppenspezifische repräsentative
Interviews
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durchgeführt. Neben der
repräsentativen Bevölkerungsbefragung, die die Interviewten in Gruppen von „Heavy-UserInnen“,
„Gelegenheits-UserInnen“, „ehemaligen UserInnen“ und „Nicht-UserInnen“ einteilte, wurden zusätzlich
Eltern von 10- bis 13-jährigen Kindern zur Nutzung von sozialen Netzwerken seitens ihrer Kinder
befragt. Diese Erhebungen stellten die Erfahrungen der NutzerInnen mit sozialen Netzwerken in den
Mittelpunkt und lieferten umfangreiches statistisches und soziodemografisches Datenmaterial zu
österreichischen Social Media-UserInnen.
Die Ergebnisse wurden durch ExpertInnen-Interviews, die unter anderem mit Polizei-JuristInnen und
IT-ExpertInnen des BM.I durchgeführt wurden, sowie Fokusgruppen abgesichert.
Es wurden vier unterschiedliche Nutzungstypen erhoben. Die Fragestellung lautete: „Sagen Sie mir
jetzt bitte, ob Sie die folgenden sozialen Netzwerke kennen bzw. wie intensiv Sie diese nutzen. Stufen
Sie dazu bitte jeweils ab zwischen a) habe einen Account und nutze diesen täglich bzw. fast täglich, b)
habe einen Account und nutze diesen zumindest gelegentlich, c) habe bzw. hatte einen Account,
nutze diesen aber nicht mehr oder habe diesen gelöscht, d) kenne es zwar, d.h. habe schon einmal
davon gehört, hatte aber noch nie einen Account, e) kenne ich nicht, f) weiß nicht/keine Angabe.“
1
Rep. 3.000 ÖsterreicherInnen zwischen 14 und 49 Jahren und rep. 500 Eltern-(teile) von Kindern
zwischen 10 und 13 Jahren wurden interviewt.
Fragestellung: Denken Sie bitte ganz allgemein an soziale Netzwerke, wie beispielsweise Facebook. Als welchen
der folgenden Nutzertypen würden Sie sich selbst einschätzen? (n=3.000, in %)
Quelle: IHS, Makam Research GmbH
Die Frage zur Selbsteinschätzung gesplittet in vier Nutzungstypen und die Frage bezüglich der
Nutzungsintensität
einzelner
sozialer
Netzwerke
generieren
unterschiedliche
Ergebnisse:
Selbsteinschätzung und tatsächliches Nutzungsverhalten liegen weit auseinander: 27% würden sich
selbst als intensive/n NutzerIn einstufen; die Nutzungsintensität weist hier allerdings 48% der
Befragten als intensive/n NutzerIn aus (habe einen Account und nutze diesen täglich oder fast
täglich). Bei den Gelegenheits-NutzerInnen ist das Verhältnis 42% (Selbsteinschätzung) zu 27%
(tatsächliche Nutzungsintensität – habe einen Account und nutze diesen zumindest gelegentlich). Bei
den ehemaligen NutzerInnen ist das Verhältnis zwischen Selbsteinschätzung und Nutzungsintensität
annähernd gleich groß (3% versus 2%) und die Nicht-NutzerInnen weisen Werte zwischen 28%
(Selbsteinschätzung) und 23% (tatsächliche Nutzungsintensität) auf. Die Differenz lässt sich eventuell
dadurch erklären, dass YouTube und WhatsApp spontan nicht als soziale Netzwerke eingestuft
werden.
Weitere Ergebnisse in diesem Zusammenhang sind:

Soziale
Netzwerke
sind
nicht
mehr
nur
ein
Jugendphänomen. Auch
wenn
das
Nutzungsverhalten bei den 14- bis 19-Jährigen am höchsten ist (95% nutzen mindestens ein
soziales Netzwerk zumindest gelegentlich) und mit dem Alter kontinuierlich sinkt (20 bis 29
Jahre: 87%; 30 bis 39 Jahre: 75%), nutzen auch 60% der 40- bis 49-Jährigen soziale
Netzwerke.

Auch die Nutzungsintensität korreliert mit dem Alter: bei den 14- bis 19-Jährigen sind 77% und
bei den 20- bis 29-Jährigen 64% Intensiv-NutzerInnen. Bei den 30- bis 39-Jährigen (42%) und
40- bis 49-Jährigen (30%) ist dieser Anteil deutlich geringer.

Datenschutz bzw. der Schutz der Privatsphäre ist für ein Drittel der Nicht-NutzerInnen (bzw.
jener, die sich selbst als Nicht-NutzerIn ansehen) der Grund, sich nicht bei einem sozialen
Netzwerk zu registrieren. 23% haben kein Interesse an der Nutzung und je 16% bevorzugen
den persönlichen Kontakt bzw. nennen zeitliche Gründe und fehlenden Bedarf/Nutzen.
Das Projekt lieferte Antworten zu folgenden Kernfragen: Welche kriminalpolizeilich relevanten
Phänomene und Aktivitäten kommen in sozialen Medien vor und wie bedrohlich werden soziale
Netzwerke erlebt? Wie viele bzw. welche Personen wurden bereits wie geschädigt, welche
Schutzmaßnahmen
wurden
individuell
getroffen
und
welche
Sicherheitsvorkehrungen
bzw.
Aufklärungsarbeit wären von Seiten der Polizei wünschenswert?
Facebook (62%), WhatsApp (50%) und YouTube (46%) sind jene sozialen Netzwerke, die am
häufigsten in der Altersklasse 14 bis 49 Jahre genutzt werden. Bei Kindern (10 bis 13 Jahre) liegt
WhatsApp an erster Stelle (62%), gefolgt von YouTube (34%) und Facebook (26%).
Knapp die Hälfte der befragten ÖsterreicherInnen (47%) war bereits einmal mit Cyber Crime in
sozialen Netzwerken konfrontiert; war also entweder selbst betroffen (16%) und/oder hat jemanden im
persönlichen Umfeld, der/die betroffen war (41%). Darunter fallen in dieser Reihenfolge: schadhafte
Software/Malware, Hacking, Fake Accounts, Cyber Mobbing, Phishing, Cyber Bullying, Cyber
Stalking, Profile Copying/Identitätsdiebstahl, Sexting und Happy Slapping. Bei den 10- bis 13-Jährigen
ist dieser Wert halb so hoch und liegt bei 24%. Cyber Bullying wurde hier als größtes Problem
identifiziert.
2
Das Gefahrenpotenzial im Zusammenhang mit sozialen Netzwerken wird von Seiten der
ÖsterreicherInnen zwischen 14 und 49 Jahren prinzipiell als hoch eingestuft. Cyber Bullying wird als
am bedrohlichsten erachtet (84% „sehr oder eher bedrohlich“), gefolgt von Cyber Mobbing (75% „sehr
oder eher bedrohlich“).
15% der 10- bis 13-Jährigen haben schon einmal von Ängsten in Zusammenhang mit sozialen
Netzwerken gesprochen. Am höchsten ist aus Sicht der Eltern das Problembewusstsein in Hinsicht
auf Schülermobbing. Zwei Drittel der befragten Eltern meinen, dass das Problembewusstsein ihres
Kindes in Bezug auf Schülermobbing „sehr bzw. eher hoch“ ausgeprägt ist.
Die Vorkehrungsmaßnahmen der ÖsterreicherInnen sind hoch: 98% der Bevölkerung zwischen 14
und 49 Jahren, die in zumindest einem sozialen Netzwerk registriert sind bzw. waren, setzen
Sicherheitsmaßnahmen. Durchschnittlich werden sechs unterschiedliche Vorkehrungsmaßnahmen
gesetzt: Diese reichen von Sicherheitssoftware installieren (73%), Kontaktaufnahme nur mit persönlich
bekannten Personen (73%), keine Bekanntgabe von persönlichen Daten (72%), Anpassung von
Datenschutzeinstellungen bei der Registrierung (67%), Verwendung unterschiedlicher Passwörter auf
2
Es wurde „gestützt“ befragt; die Kategorien wurden vorgegeben.
verschiedenen Plattformen (63%), Cookies löschen (58%), Deaktivierung der automatischen
Passwortspeicherung (55%), keine Nutzung ungesicherter WLANs (51%), häufiger Passwortwechsel
(42%), AGBs vor Registrierung genau lesen (33%) bis zum Überkleben von Mikrofon und Kamera am
PC (22%).
Prävention/Aufklärung: 94% der Befragten halten es für „sehr oder eher wichtig“, dass die
Bevölkerung noch besser über kriminelle Aktivitäten in sozialen Netzwerken aufgeklärt wird. Freiwillige
Präventionsprojekte an den Schulen halten nicht nur Eltern von minderjährigen Kindern im Alter
zwischen 10 und 13 Jahren für eine sehr sinnvolle Informations- und Präventionsmöglichkeit (79%),
sondern auch die übrige befragte Bevölkerung (63%). Als geeignet wird auch die Platzierung von
Werbebotschaften in (jugendaffinen) Medien sowie im Fernsehen erachtet. Auch wenn das BM.I
bereits einiges an Informations- und Präventionsmöglichkeiten anbietet (z.B. Hotline und
Präventionsbüro des Bundeskriminalamtes, Informations- und Sensibilisierungsmaßnahmen in
Schulen, Online-Meldestelle [email protected] sowie verschiedene Präventionsprojekte)
ist das Bekanntheitsniveau dieser Angebote noch relativ gering.
Kontakt:
Konsortialführer: IHS, Projektleitung: Dr. S. Kirchner, [email protected]
Dr. B. Angleitner; Dr. M. Gstrein, [email protected]; [email protected]
IHS, Institut für Höhere Studien
Projektpartner: GF Mag. U. Röhsner, [email protected]
MAKAM Research GmbH
Projektpartner: Mag. M. Popolari, DI A. Mattern, [email protected]; [email protected]
BM.I Sektion IV, Referat IV/2/d (inzwischen: Abt. IV/6)