Leseprobe - hgm

Vorwort von Prof. Dr. Manfred Rommel
(ehemaliger langjähriger Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart)
Dieses Buch aus der Feder von Hans G. Mayer ist eine Fundgrube für Freunde
schwäbischer Sprache.
Scharfe Beobachtungsgabe, Blick und Sinn für Originelles, Liebe zur Heimat, poetischer Sinn und die Gabe des Humors haben ein Buch zustande gebracht, das sich
lesen lassen kann.
Das „Schwäbische Wörterbuch“ und die vielseitigen Betrachtungen über unsere
Sprache, gewandt und unterhaltsam geschrieben, zeigen, was an Sprechweisen, Wörtern und Redewendungen bereits aus der Alltagssprache verschwunden ist.
Nun, der moderne Mensch lebt in größeren Räumen und kann sich nicht nur aufs
heimatliche Schwäbisch verlassen, welches zwar ihm vertraut, aber anderen unverständlich ist.
Soll die Welt nicht erfüllt sein von „Wie bitte?“ und „Was haben Sie gesagt?“ oder
auch „Hä?“ und der Bedarf an Dolmetschern über Gebühr anwachsen, dann muss
das Schwäbische sich dem Hochdeutschen nähern. Da beißt koi Maus an Fade ab.
Aber der Dialekt in seinen Varianten muss gepflegt, das heißt vor allem aufbewahrt
werden und bei Bedarf zur Verfügung stehen.
In besonders liebenswürdiger Form sorgt dafür Hans G. Mayers Buch, dem ich herzlich Erfolg wünsche.
Manfred Rommel
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Vorwort des Autors
„Schwäbisch“ ist ein Stück Heimat. Es ist erhaltenswert, weil der Klang der Schwäbischen Heimatsprache aus unserem Herzen kommt. Die schwäbische Mundart bereichert unser Leben gerade in der heutigen Zeit.
„Schwäbisch ist der bedeutenste, erregenste Dialekt Deutschlands“, so drückt sich
der Schwäbische Komiker Klaus Scherer, besser bekannt als Tommy Nube, in seinem
Kabarettprogramm aus.
Schwäbisch wird auch als spektakulärster Dialekt Deutschlands bezeichnet.
Dennoch wird befürchtet, dass dieser Dialekt irgendwann verloren geht. Gilt er
doch unter Städtern und manchen gebildeten Menschen als „Landsprache“.
Schuld daran ist vor allem die Tatsache, dass auch in den Familien aufgrund beruflicher Zwänge und Gegebenheiten immer weniger Dialekt gesprochen wird. Auch
haben manche Schwaben Komplexe, sich ihrer Schwäbischen Mundart zu bedienen,
weil diese doch erheblich von der Hochdeutschen Standartsprache abweicht.
Die „Stuttgarter Zeitung“ titelte anlässlich einer Mundartveranstaltung: „Die Dichtung in Schwäbischer Mundart wird in allerspätestens 30 Jahren ausgestorben sein.“
In den letzten 30 Jahren sind unwahrscheinlich viele Schwäbische Wörter und Ausdrücke vernachlässigt worden und drohen unterzugehen, wobei zahlreiche Wörter
bereits aus dem Sprachgebrauch verschwunden sind.
Immer wenn ich mich, damals in den sechziger und siebziger Jahren, mit meinen
Großeltern unterhielt, fiel mir auf, dass diese Wörter benutzten, die meine Generation nicht mehr oder nur noch sporadisch in den Mund nahm. Ich habe dann diese
Wörter stets notiert und so entstand im Laufe der Zeit ein umfangreiches Schwäbisches Wörterbuch.
Dies umfasst nun mehr als 2.100 Wörter und Ausdrücke und soll dazu beitragen,
daß Schwäbischer Wortschatz nicht verloren geht.
Dieses Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Wissenschaftlichkeit. Es
wurde bewusst volkstümlich gehalten.
Wilhelm von Humboldt (1767 –1835) drückte sich einmal so aus: „In jeder Sprache spiegelt sich der Geist der Nation“.
Ken Hale, Linguist am Massachusetts Institute of Technology in Boston/USA bezeichnete
Sprache als Kulturbesitz, der den geistigen Wohlstand der Völker ausmacht
und Andrew Wodfield, Sprachwissenschaftler an der Universität Bristol sagt: „Ohne Sprachenvielfalt wäre die Welt weniger schön und interessant.“
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Was sagt man den Schwaben nach?
Sie sind verdruckt, verbissen, engstirnig, aber weltoffen, vordergründig froh und zufrieden, mitunter verschlagen, mal verschlossen und mal „geschwätzig“, wie es halt
grad passt.
Die bewährten Charaktereigenschaften der Schwaben sind Fleiß und Arbeitsfreudigkeit, Sparsamkeit, Unternehmungslust, Zähigkeit, Opferbereitschaft, treue Liebe
zur Heimat und feste Verwurzelung in ihr.
Der Schwabe will im Allgemeinen nicht besser erscheinen, als er in Wirklichkeit ist.
Er ist hart gegen sich selbst. Festhalten gefasster Meinungen gegenüber Dingen und
Personen, aber auch Treue und Schlichtheit zeichnen ihn ferner aus.
Der einfache Mensch von der Alb fühlt sich unterlegen, wenn er es etwa mit einem
schriftdeutsch sprechenden Norddeutschen zu tun hat. Weil er nicht in der Lage
ist, sich gewandt und fließend in Hochdeutscher Sprache zu artikulieren, geht er ihr,
wenn immer es möglich ist, aus dem Weg.
So soll es vorgekommen sein, dass ein Bauer von der Schwäbischen Alb von einem
schriftdeutsch sprechenden Neubürger, weil dieser mit dem Einheimischen ins Gespräch kommen wollte, wie folgt angesprochen wurde: „Schönes Wetter ist heute“.
Da antwortete der Älbler: „Jô, des siehne selber“. Und damit war die Kommunikation fürs Erste beendet. Somit war dieser Schwabe dann mit der Eigenschaft der
Verschlossenheit abgestempelt.
Zahlreiche Anekdoten, Geschichten und Gedichte in diesem Buch machen aber
auch deutlich, dass der Schwabe recht schlagfertig und humorvoll ist und vor allem
„grad raus“.
Diese geradlinige, direkte Wesensart verkörperte, wie kaum ein anderer, der frühere
Allgemeinarzt aus Mehrstetten, Dr. Jakob Mayer (1891 – 1971) – nicht mit dem Autor dieses Buches verwandt – der vor allem auf der Münsinger Alb praktizierte.
Die Anekdoten von diesem tüchtigen und gescheiten Arzt sind es wert, erhalten
und einer breiteren Öffentlichkeit nähergebracht zu werden.
Deshalb sind sie im Buch mit verankert.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich viel Freude mit diesem Buch und hoffe,
dass das Lesen der Lektüre für jeden gewinnbringend sein wird.
Ich würde mich freuen, wenn das Gelesene einen positiven, nachhaltigen Eindruck
bei den Lesern hinterlassen und das Werk immer wieder gerne zur Hand genommen würde.
Hans G. Mayer
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Vorbemerkung
Wie viele nutzen, ohne sich zu zieren,
die Sprache, um sich selbst zu profilieren.
Weit wesentlicher ist es, es möge glücken,
uns anderen verständlich auszudrücken.
In vielen schwäbischen Wörtern, z.B. „Spätzlâ“ (Teigware) oder beim Wort „êbbês“
(etwas) oder beim Wort „guêt“ (gut) wird das „e“ oder auch das „a“, z.B. „dêff“ oder
„dêrf“(darf) oder „Dêrgl“ (kleines Kind) oder„Ahnâ“ (Großmutter) oder „dussâ“
(draußen) mit nasaliertem „e“ und „a“ ausgesprochen; also mehr wie ein durch die
Nase gesprochenes „a“ bzw. „e“, vergleichbar mit der Aussprache des französischen
Wortes „fin“ oder der Endsilbe des französischen Wortes „Etablisment“, jedoch im
Beispiel „Ahnâ“ das „â“ am Wortende kurz und abgehackt gesprochen.
Z.B. das Wort „Feder“ wird so ausgesprochen: „Fäêdr“ oder Füße „Füêß“. Will man
die Ausdrucksweise so widergeben, wie der Schwabe spricht, so ist der Zusatzlaut
„ê“ erforderlich.
Dass eine Zusatzkennzeichnung unbedingt erforderlich ist, machen folgende Beispiele deutlich: „hau“ (hoch) „hâu“ (haben); na (hinunter) nâ (hin).
Genauso verhält es sich bei zahlreichen schwäbischen Wörtern die mit „o“ geschrieben werden, z.B. 1. Silbe von „nôrâ“ ( bewegt sich) oder das Wort „mô“ (wo),
aber wie ein genuscheltes „o“ ausgesprochen wird, vergleichbar mit dem französischen Wort „Ensemble“ oder der Aussprache des Namens der französischen
Stadt „Nantes“.
Dass die besondere Kennzeichnung erforderlich ist, zeigt das Beispiel „bloß“ (nur)
„Blôs“ (Verwandtschaft).
Zum besseren Verständnis – vor allem für Nichtschwaben – werden die
Buchstaben welche „genuschelt“ gesprochen werden wie folgt gekennzeichnet: „â“,
„“ „ê“, „Ê“ oder „ô“ „Ô“.
Die Wörter mit „U“ oder „u“ die der Schwabe als Zwischenform von „u“ und „o“
ausspricht, wie z.B. „ûmeeglich“ (unmöglich) oder „Uziefr“ (Ungeziefer) werden wie
folgt gekennzeichnet: „Û“ und „û“.
Dies gilt es, bei zahlreichen schwäbischen Wörtern im nachfolgenden Schwäbischen
Wörterbuch, in den Mundartgedichten und den Anekdoten und Geschichten und
weiteren Themenbereichen zu beachten!
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„Mehr als landschaftliche Reize“
Dass die Schwäbische Mundart zu gravierenden Missverständnissen führen kann,
zeigt die nachfolgende Begebenheit:
Die Eltern hatten ihrem 6-jährigen Sohn die Hauptstädte einiger europäischen Länder aufgezählt. So wurde ihm auch gesagt, daß Wien die Hauptstadt Österreichs sei.
Einige Tage später hörte die Mutter, wie ihr Sohn dem zwei Jahre jüngeren Nachbarkind die Frage stellte: „Wieâ hôißt dei Vaddr?“ Der Gefragte antwortete: „Edwin“.
„Wieâ nôch?“, kam die Gegenfrage. „Edwin“ antwortete darauf der kleinere erneut.
„Wieâ nôch?“, stieß der andere dann schon etwas heftiger hervor. „Edwin“ darauf
der kleinere der beiden dann kleinlaut. „Wieâ nôch?“ brüllte darauf der Große.
Ganz zaghaft erwiderte der Jüngere nochmals „Edwin“.
„Ha sag amôl bischt du bleed, des ischt doch klar, daß dei Vaddr et Wien hôißt; des
ischt jô d`Hauptstadt von Österreich; aber i will doch wissâ, wieâ dei Vaddr hôißt.
Darauf hin schaltete sich die Mutter in den Disput ein und erklärte, dass Edwin ein
Männername sei.
***
Ein Zechbruder aus einem Dorf auf der Alb musste regelmäßig von seinen Stammtischbrüdern in stockbetrunkenem Zustand nach Hause gebracht werden. Die
Ehefrau bedankte sich jedes Mal höflich dafür, daß sie ihren betrunkenen Ehemann
heimbrachten.
Einmal stellten die Männer der „besseren Hälfte“ des Heimbegleiteten die Frage,
warum sie sich immer bedanke, wenn man ihren betrunkenen Mann heimbringe. Andere Ehefrauen würden sich nie bedanken; im Gegenteil, da komme es zu Schimpfkanonaden.
Da gab die Frau zur Antwort: „Für jedâ Metzgêrsupp, dui wo mâ krieêgt, isches normal, daß mâ sich bedankt.Wieâ viel mehr Grund hôt mâ dann, sich zu bedankâ, wenn
mâ glei â ganzâ Sau gliefrêt krieêgt.“
***
Es war in der schlechten Zeit nach Kriegsende.Von Pommern waren die Eltern mit
ihrem kleinen Mädchen zur Großmutter ins Schwäbische gezogen. Die Oma hielt
ein paar Hasen und hatte für diese in einem Korb Gras bereitgestellt.
„Mädle, holl âmôl deâ Gräddâ rei“, forderte die Oma ihre Enkelin auf. „Was soll ich
holen?“, darauf die Enkelin. „Holl deâ Gräddâ rei“, darauf nochmals die Großmutter.
„Was“? entgegnete abermals das Mädchen. „Dâ Gräddâ! Mensch ischt des â bleeds
Weib“ ereiferte sich darauf, die alte Frau, „des Mädle begreift au gar nix“.
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Nette, kleine, wahre Geschichten (I)
Die Hartwurst
Nach dem Kriegsende 1945 quälte noch manche Familie der Hunger. So saß Mutter
Schmidt in einem schwäbischen Dorf hohlwangig mit ihren drei Kindern am leeren
Tisch. Jeder hatte mit dem Einschlafen in dieser Zeit seine Probleme, weil der Hunger für einen knurrenden Magen sorgte.
Der Vater war noch in Russland in Gefangenschaft.
Mutter Schmidt ging an diesem Abend noch mal in die Speisekammer, um vielleicht
doch noch etwas Essbares zu finden. „Oh je, was liegt denn da auf dem Fußboden?
Eine riesige Hartwurst“. Ganz aufgeregt kam die Frau mit ihrem Fund in die Küche
zurück. Da strahlten alle Augen. Die Kinder wollten natürlich sofort losessen, aber
die Mutter erlaubte es nicht.
Sie sagte: „Nein Kinder, die gehört uns nicht. Wie kommt die Wurst nur in unsere Speisekammer? Vergiften will uns doch sicher niemand. Aber wer schenkt uns
Flüchtlingen so etwas Gutes?“ Der Kampf um die Wurst war hart. Nach einer Woche gab die Mutter nach. Bevor jedoch jeder ein paar Rädchen von der Wurst bekam,
dankte die Frau im Gebet, erbat den Segen für sie und die Kinder und für den lieben
Spender. Der Tränen konnte sie sich dabei nicht erwehren.
Die Zeit verging. Der älteste Sohn erhielt eine Lehrstelle als Zimmermann. Sein
Chef mochte den Lehrling; auch der Geselle war stets freundlich zu ihm.
Einmal sagte der Geselle zu ihm: „Na Heini, du hôscht jô scho ganz schöne Musklâ,
ischt dô drâ dui Hartwurscht schuldig, dieâ wo bei euch in dr Speis gleêgâ ischt?“
Nun wollte aber der Lehrling wissen, was der Geselle von der Hartwurst wusste.
Der ältere der beiden lachte darauf hin schallend: „Ihr wohnet jô parterre und
euer Speisekammerfenschdr, des zur Stroß raus gôht, stand immer offâ. Noch mâ
Fußballspiel hânt mir Sportler Hunger gheet und beschlossâ, bei euch in euer Speisekammer eizusteigâ.
Aber bei euch war d`Speisekammer ganz leer, s`war nix Essbares zu findâ.“
Der Geselle fuhr mit seinen Ausführungen fort: „Über euch im 1. Stock wohnt doch
dui Witwe mit dem dickâ Arsch. Dui macht sich doch an älle verheiratete Baurâ
von unserm Dorf ran. An ihrem Speisekammerfenschdr hing dui herrlichâ Wurscht.
Bestimmt hôt se â Liebhaber ihr verehrt. Also hammer schnell a Leiter gholt und
wolltet dui Wurscht natürlich essâ. Doch wieê mir an eurer leerâ Speisekammer
vrbeigschdiegâ send, hent ihr uns leid dâu. Nôch hemmer dui Wurscht kurzerhand
in euer Speis gschmissâ. Ihr solltet au âmôl êbbes reêchts zwischâ d`Zähne krieêgâ“.
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Der Schwabe kann alles – außer Hochdeutsch
Stilblüten des Schwaben in „Hochdeutsch“:
* „Das muss ich zuerst hinten dunten hollen“
* „Warte halt, ich bin gauch gleich fertig“
* „Das habe ich leider noit erledigt“
* „Das wäre nicht naidig gewesen“
* „Um das Hinumgucken war der Schnellste im Ziel“
* „Ich schwitzte so sehr, daß mir das Hemd ganz an die Haut gebäbbt ist“
* „Das verschwitzte Hemd kann ich doch nicht anlaun“
* „Er hat die Farbe mit einem Stecken aufgerudelt“
* „Mein Verlobter hat mich sitzen gelau“
* „Dannen Leuten habe ich einen Schrecken eingejagt; es ist ihnen ganz Angst geworren
* „Eigentlich hatten die beiden auf mich warten wellen“
* „Die Gelben Säcke blies der Wind ummeinander“
* „Das ist nommal gut gegangen“
* „Der Dieb ist durch das Gebüsch durregeschlupft und abgehaut“
* „Bei der Untersuchung durfte er die Hose anlaun“
* „Sie hat ihren kleinen Sohn, der auf der Schaukel saß, angeschuggt“
* Aus einem Brief eines Mädchens an einen jungen Mann: „Du kannst riebig kommen, die Leiter steht im Schopf hintendannen. Wenn du mich auch nicht magst,
ich mag dich oinenweg“.
* In der Mehrstetter Schule petzte ein Schüler: „Herr Lehrer, Ernst W. hat einen
Furz gelassen“. Da wehrte sich der Beschuldigte: „Nein das hab ich net gedau“.
* Ein Schüler einer Schule auf der Münsinger Alb war für vier Wochen zur Kindererholung in Norddeutschland. Als er wieder zurück kam demonstrierte er, dass
er Schwäbisch nicht mehr gewohnt war und sprach ständig nur Hochdeutsch.
Seine Schulklasse unternahm dann einen Ausflug zur „Wimsener Höhle“. Wie er
da mit anderen Schülern mit dem Nachen in die Höhle fuhr, sagte er plötzlich:
„Das Schifflein geht ja naaren“.
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Mô ischt d`Brill ?
“Heidânei, mô ischt mei Brill?”
D` Àhnâ suacht se überall,
well se an Fadâ eifädlâ will.
Se suêcht in dr Schuier und em Stall;
Se gôht scho s`drittmôl d`Stieêgâ na,
neêmerd hôt ihr Brillâ gseâh,
neêmerd kas dr Ahnâ saa.
drbei isch d`Brill grad no dô gwea.
suêcht in dr Kââmer, in dr Kuche
suêcht sogar uff dr Beehne.
S`macht sich dann au no auf d`Suche,
weel sui ganz narred ischt, dr Ähne.
Uff oimôl wedd d`Âhnâ ganz still.
“Mensch be i â dûmmâ Gâs,
jetzt woiß i mô i hâu mei Brill:
Dui sitzt uff meiner Nâs!”
D`Brill ischt et em Kittl drennâ,
et uffm Semsâ, et im Bett.
Neênâ isch se, s`hilft koi Bsennâ.
D`Âhnâ fend d`Brill oifach et.
Hans G. Mayer
Ein erfahrener Segelfluglehrer hatte bei einem Übungsflug seinen achtjährigen Sohn
mit an Bord.
Das Flugzeug flog schon recht tief, als die beiden noch einen Aufwind vermuteten
und diesen zu erwischen hofften. Der Vater war der Meinung, dass links herum
eingekreist werden müsse, während der Sohn sich für rechts aussprach. Nachdem
sich der Vater für links entschieden hatte und damit den Aufwind verfehlte, musste
die Maschine unweit des Segelflugplatzes Donzdorf auf einer Wiese notlanden.Vom
nahen Segelflugplatz kamen ein paar Männer und halfen, die Maschine zu bergen.
Einer der Helfer stellte dem Buben die Frage: „Na, Peter wieâ fluigt dei Papa?“ Darauf der Kleine: „Der hôt koi Ahnung vom Segflieêgâ; statt rechts rûm hôt er links
rûm eikreist und bei dr Landung lässt er statt sanft aufzusetzâ s`Flugzeug aus 10 cm
Höhe oifach nûnderblotzâ.“
Bei besagtem Vater handelte es sich immerhin um den Vizeweltmeister in der „Offenen Klasse“ von 1995 und Europameister von 1998, Uli Schwenk, aus Münsingen.
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Ein Schwäbisches Wörterbuch
Schwäbisch vorwiegend der mittleren Alb, Neckar-Alb, Alb-Donau
(viele vom sprachlichen Untergang bedrohte Schwäbische Wörter und Ausdrücke)
Schwäbisches Wörterbuch Buchstabe A
â – an (lang gesprochen, z.B. „er fängt an“)
â (kurz und abgehackt gesprochen) – ein, eine
â-â – nein
aabassâ – auf jemanden warten und ihn abfangen
aadriggnâ – abtrocknen
aaflaisâ – Geschirr mit wenig fließendem Wasser abspülen
aagschlaa – hinterlistig, raffiniert, durchtrieben
aaguggâ – abschauen, im Sinne von spionieren
aagschossâ – z.B: ausgebleichtes Kleidungsstück
aarohmâ – abräumen (Tisch oder im Herbst den Garten)
aaropfâ – gedankenlos, lieblos oder sinnlos z.B. Blumen abreißen
aazopfâ – Beeren vom Busch pflücken, entstielen
aazwiggâ – mit Scheere abzwicken, abschneiden
âbandlâ – ein Liebesverhältnis anknüpfen
âbäffzgâ – wütend jemand anschreien
Abee – Klosett
abêrsche – hinunter
abglabbrâ – suchend, fragend von einem zum anderen gehen
abhauâ – verduften, verschwinden
abkratzâ – eingehen, dahinscheiden
abraggrâ – schuften, abplagen, sich schinden
Abtritt – Klosett
abutzâ – etwas reinigen
abzischâ – sich eilig aus dem Staub machen, sich verziehen
abzwaggâ – einen Teil z.B. vom Haushaltsgeld entnehmen
abzwitschrâ – vergnügt und unbemerkt sich verziehen, weggehen.
âdûâ – sich oder jemandem etwas antun
âdôbâ – mit den Händen etwas berühren
adriggnâ – abtrocknen
äêbâ – eben, soeben, genau dies, (aber: ebâ = eben, = gleichmäßig hoch, glatt, flach)
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äêbr – schneefreie Fläche im Winter
Ähne – Großvater
Ährêd – Getreideernte
äll – alle (z.B. äll Däg = alle Tage
äll bott – äll tritt – äll kair – äll Hennâfuuz – oftmals, immer wieder, alle
paar Augenblicke, in kurzen Zeitabständen
ällâmôlwieder – mitunter
ällânder – jeder zweite
ällâweil – immer
älle – alle
älles – alles
ällig – immer oder manchmal
ärschlings – hinten
Äsch – Asche
afäâchdâ – anfechten, bestreiten, Einspruch erheben gegen...; etwas ungern tun
wollen (das ficht mich an)
afatzzâ – plötzliches Abreißen z.B. Hosengummi oder Schnürsenkel
âfangâ – das Spiel fängt an
âffângâ – mittlerweile
âgângâ – man ist mit etwas von jemandem „angeschmiert“, hereingelegt worden
âgazgâ – ein Thema aufgreifen; eine Sache anzetteln
âglozzâ – anstieren
âgoschâ – jemand anmeckern
âgschirrâ, âhäsâ – (sich) ankleiden
âgwaglet kommâ – unbeholfen, ohne Hast daherkommen
agraat – genau
â greês Floisch – Siedfleisch
agschäêgêd – abgewetzt, abgetragen, vor allem bei Kleidern und Schuhen
âgschäêgêd (kommâ) – es kommt jemand mühselig gehend daher
â-hâh – ja (Zustimmung)
ahäldig – abschüssig, steil
âhebâ – anhalten, stoppen; etwas lupfen (Betonung liegt auf „â“ am Wortanfang)
âhebâ – in der Zwischenzeit, er kommt lange nicht, es hat lange gedauert (Betonung liegt auf „e“)
Âhnâ – Großmutter
âhnegâu – weitergehen
Aidepfl – Kartoffel
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Aidepflschpatzâ – Schwäbisches Gericht (Kartoffelspätzle)
aine gang – bevor ich gehe
ai nô au – wenigstens so viel
ai nô no – wenigstens noch
âlângâ – berühren
âlâû – Kleidungsstück anbehalten
â`hauâ – jemand anhalten (stoppen) und ihn ansprechen
ainer – eher (scho ainer = schon eher)
ai nô – wenigstens
aischt – erst
allbachâ – altbacken, langweilig, altmodisch
â mâ – an einem
âmachâ – Gelüste haben
âmend – etwa, schließlich, letztendlich
âmôl – einmal
ân – einen
ânând – einander
ânânând – aneinander
ânândernô – sich beeilen
ânnânând fudd – in einem fort
ânderscht – anders
Ândieve – Endivie
âne – (z.B. âne schaffen), ohne Eile ständig weiterarbeiten
âneschäêgâ – schlampig weitergehen
Ângâ – Nacken
ânhaufâ – sehr viele
ânrâ – an einer
âuselig – unruhig, umtriebig
âpfurrâ – jemanden anfauchen, schelten
âregâ – berühren, betasten
arg – sehr /des ischt mr arg, es tut mir leid
âschdachlâ – jemand animieren, etwas zu tun
Ââschdänd – Beanstandungen, Schwierigkeiten
âschmierâ – anmalen; hereinlegen
âschnauzâ – lautstark tadeln
âschuggâ – z.B. Schaukel anstoßen, anschieben; Aufforderung an eine Person,
etwas zu tun.
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