Vegi oder Fleisch? Sowohl als auch!

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General-Anzeiger • Nr. 18
30. April 2015
querbee t
Die Aktien des
kleinen Mannes
Frederik Briner
G
länzende Augen hatten wir
Knirpse beim Betrachten
unserer Schätze: kleine Papierchen aus aller Herren
Ländern. Briefmarken aus
Liechtenstein, Monaco, die laut
Katalog, an dem wir uns orientierten, ein kleines Vermögen wert
schienen.
Das engagierte Tauschen mit Klassenkameraden war wie ein Training fürs Monopoly: einen
«Schigg» machen, sich nicht übers
Ohr hauen lassen, Vorsicht war am
Platz. Monetäre, aber auch emotionale Aspekte bestimmten den
Handel. Sooo schöne Marken gab
es, die man für keinen Preis hergeben mochte. Wir schauten nicht so
genau auf Zähnung, Gummierung, Wasserzeichen, Abarten, obwohl Lupe und Pinzette zur «professionellen» Ausrüstung schon
der Primarschüler gehörten. Viel
später erst erfuhren wir, dass die
Katalogpreise nur galten, wenn
man eine Marke beim Händler
kauft. Eigene Prunkstücke verkaufen brachte nie den Katalogwert.
Was in der fünften Klasse galt,
musste im AHV-Alter bitterlich erlebt werden.
Die fünf Bananenschachteln voll
Briefmarken sind seit 25 Jahren
ungeöffnet, obwohl die Fortsetzung des Hobbys nach der Pensionierung fest eingeplant war. Auf
an die Börse! Drei Händler, die als
Käufer empfohlen wurden, bekundeten Interesse. Aber bloss für Objekte vor 1960 ober ab 2000. Die
wunderschönen «Ganzsachen»,
Briefe mit Spezialmarken, Abflugund Ankunftsstempel, PrägedruckCouverts von allen Swissair-Erstflügen, die pro Stück mehrere Franken gekostet hatten und mir in ihrer Ästhetik und Swissness ans
Herz gewachsen waren, wurden
mit 20 Rappen (oder hundert
Franken pro Bananenkiste)
bewertet.
Warum? Wie viele Mitmenschen
gleichzeitig hatte auch ich ein Abo
für alle Erstflüge. So ist jetzt ein
Überangebot auf dem Markt.
Für gültige Ungebrauchte wurden
60% des Frankaturwertes offeriert.
Ein Stich ins Herz. Uns Jungs
wurde doch vorgegaukelt, die
Briefmarke sei die «Aktie des kleinen Mannes», die – eigentlich – im
Wert nur steigen könne. Eigentlich.
PS: Mein – eigentlich – erfolgversprechender Versuch mit «Aktien
des grossen Mannes», ebenfalls
Swissair, endete mit Totalverlust.
[email protected]
Walter Rogenmoser
Simon Sidler
Katja Arrigoni
Emil Hartmann
«Das geht nicht, der stirbt ab!»
Erstmals erschien «Die Nachlese»
nicht nur für Schinznach-Dorf, sondern für die mit Oberflachs zusammengeschlossene Gemeinde Schinznach.
V
Peter Belart
Nelly Rubin
iele Menschen stehen
dem Zusammenschluss
von Gemeinden skeptisch gegenüber. Sie befürchten Identitätsverlust, Entwurzelung, Anonymisierung und anderes mehr. Der GA wollte
wissen, wie das die Menschen von
Oberflachs und Schinznach-Dorf 16
Monate nach dem Zusammenschluss ihrer Dörfer erleben. Nelly
Rubin (Oberflachs): «Unser Dorf
war sicher zu klein. In absehbarer
Zeit wäre uns eine Fusion aufgezwungen worden. Die Skepsis gewisser Leute hat sich überhaupt nicht
bewahrheitet. Ich empfinde den Zusammenschluss als Bereicherung.»
Doris und Andreas Lehner (Oberflachs): «Wir sind mit Leib und Seele
Oberflachser, stimmten aber für
den Zusammenschluss. Im täglichen
Umfeld hat sich nichts geändert,
ausser dass unsere Tochter die
5. Klasse in Schinznach-Dorf macht.
Dort trifft sie dann auf eine grössere
Zahl von Gleichaltrigen, was wir als
Bereicherung empfinden. Sicher ist:
Wir bleiben immer Oberflachser.»
Emil Hartmann (Schinznach-Dorf):
«Oberflachs war schon früher eine
Supergemeinde, mit der ich mich
seit Jahren verbunden fühle. Es läuft
problemlos, völlig unkompliziert.»
Eveline und Kurt Sigrist: «Oberflachs hat seinen Charakter bewahrt. Die Vereine leben weiter, und
wir sind immer noch Oberflachser.
Die Identität ging keineswegs verloren.» Walter Rogenmoser (Schinznach-Dorf): «Der Zusammenschluss
ist eine prima Sache. Wir haben nun
bei Behördenwahlen mehr Alternativen. Für mich hat sich so gut wie
gar nichts geändert.» Katja Arrigoni
(Oberflachs): «Ich bin in Schinznach-Dorf aufgewachsen und lebe
jetzt in Oberflachs. Damit trage ich
sozusagen zwei Seelen in meiner
Brust. Spontan würde ich heute sagen, dass ich Oberflachserin bin.
Ich konnte bisher keine wesentlichen Veränderungen beobachten.
Die Verbundenheit mit dem eigenen
Dorfteil bleibt bestehen.» Simon
Sidler: «Ich habe nur positive Gefühle zum Zusammenschluss. Das
Zusammenleben
gestaltet
sich
durchaus harmonisch. Sowohl an
der Gemeindeversammlung als auch
an andern Anlässen war es ein Miteinander, kein Gegeneinander. Ehrlich: Ich finde kein Haar in der
Suppe. – Oder doch: das Wappen!
Ein Rebstock, der im Wasser steht?
Das geht nicht, der stirbt ab!»
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Doris und Andreas Leder
Eveline und Kurt Sigrist
Bilder: pbe
RatgebeR: Heute mit Gerda Stadler
Vegi oder Fleisch? Sowohl als auch!
Wer bewusst essen und trinken
möchte, kann einen sturmen Kopf
bekommen: Fast im Monatsrhythmus
propagieren neue Studienresultate
abwechslungsweise die vegetarische
Ernährung, dann wieder jene mit gemässigtem Fleischkonsum. Wer sich
für Fleisch entscheidet steht vor weiteren Fragen: Bio? Herkunft? Sorte?
Die Schweiz mit ihrer Topografie ist
gut geeignet für Viehwirtschaft. Der
Verzehr von Fleisch ist ein Bestandteil
unserer Ernährungskultur. Allerdings
essen wir mit 52,5 Kilogramm pro
Kopf und Jahr mehr als doppelt so viel
wie empfohlen wäre. Werden mehr als
500 Gramm rotes Fleisch (Rind, Kalb,
Lamm, Pferd und Wild) wöchentlich
verzehrt, steigt das Darmkrebsrisiko.
Fleisch und Fisch liefern hochwertige Proteine, wobei Fleisch zusätzlich mit Vitamin B12, Zink und Eisen
trumpft und Fisch mit Vitamin D,
Jod und essenziellen Omega-3-Fettsäuren. Für eine erwachsene Person
reichen drei- bis viermal pro Woche
je 100–120 Gramm aus. Auch einmal
pro Woche dieselbe Menge Fisch einzuplanen, ist gesundheitsfördernd.
Gerda Stadler, dipl. Ernährungsberaterin HF, Praxis Essweise,
Brugg
Es versteht sich heutzutage von
selbst, Fleisch aus artgerechter Haltung einzubeziehen.
An den restlichen Tagen können zu
den Hauptmahlzeiten weitere Eiweisslieferanten wie Milchprodukte,
Eier, Tofu, Quorn, Seitan und Hülsenfrüchte den Menüplan bereichern. Eier liefern hochwertige Proteine, Vitamin A und Cholesterin
und Milchprodukte neben dem Ei-
weiss, Calzium und Vitamin D. Tofu,
Seitan und Quorn haben gegenüber
den oben genannten Produkten den
Vorteil, dass sie Nahrungsfasern enthalten, aber ihr Eisen weniger gut
verfügbar ist als dasjenige aus tierischen Quellen. Zudem weisen sie
kein Vitamin B12 auf.
Pflanzliche Eiweisslieferanten lassen
sich durch bestimmte Kombinationen aufwerten. Zum Beispiel, indem
man in einer Mahlzeit Hülsenfrüchte und Getreide isst, wie etwa
ein Gemüsecurry mit Linsen und
Reis. Eine vegetarische Ernährung
kann gut ausgewogen und schmackhaft gestaltet sein, wenn darin alle
lebenswichtigen Nährstoffe vertreten sind. Aber dazu braucht es Wissen und Bewusstheit. Allenfalls sind
ergänzende Vitamin- und Mineralstoffe notwendig.
Vegetariererkrankenerwiesenermassen seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs
und leiden weniger an Übergewicht.
Unklar ist, ob dies rein auf die Ernährung oder auf den oftmals gesünderen Lebensstil von Vegetariern
zurückzuführen ist.
Wer sich vegan ernährt und somit
gänzlich auf tierische Produkte wie
Milch, Eier, Fleisch, Honig u. a. verzichtet, muss noch stärker die Mengen und Kombinationen der Nahrungsmittel berücksichtigen. In Situationen, welche einen erhöhten
Nährstoff- und Vitaminbedarf erfordern, (Schwangerschaft, Stillzeit
und Wachstumsphasen) sind angereicherte Lebensmittel oder Supplemente angezeigt.
Möchten Sie Ihre Ess- und Trinkgewohnheiten unter die Lupe nehmen
und bei Bedarf verändern? In der
Ernährungsberatung beziehen wir
Ihre Gewohnheiten und Lebensumstände mit ein. Lieber lasse ich Sie
aus einer reichen Vielfalt wählen, als
dass ich Verbote ausspreche. Bedienen Sie sich lustvoll aus der Fülle
und denken Sie daran: Die Menge
machts!
Gerda Stadler
dipl. Ernährungsberaterin HF
Hauswirtschaftslehrerin
Rauchstopptrainerin IFT
Seidenstrasse 3, Brugg
Telefon 079 394 19 51
[email protected], www.essweise.ch