10 WISSENSCHAFT Das operative Entfernen der Lymphknoten der Achselhöhlen geht für Brustkrebspatientinnen oft mit verschlechterter Lebensqualität einher. MÜSSEN DIE LYMPHKNOTEN BEI BRUSTKREBS ENTFERNT WERDEN? Rostock (gb) – Das zusätzliche Entfernen der Lymphknoten bei einer Brustkrebs-Operation hat oft weitreichende Folgen für die Patientinnen. Wissenschaftler aus Rostock untersuchen derzeit, ob Betroffenen dieses Verfahren in Zukunft erspart bleiben könnte. Lange Zeit war es ein fester Bestandteil bei der Therapie von Brustkrebs: Während der Operation wurde den Patientinnen nicht nur der Tumor entfernt, sondern auch der sogenannte Wächterlymphknoten in der Achselhöhle – auch wenn vorherige Tast- und Ultraschalluntersuchungen der Achselhöhle keine Auffälligkeiten ergeben haben. Der Wächterlymphknoten ist der dem Tumor am nächsten gelegene Lymphknoten. Mit seiner Entnahme wollen die Ärzte einem erneuten Auftreten des Tumors in der Achselhöhle vorbeugen und die Prognose der Erkrankung abschätzen. Dieses Standardverfahren könnte bald für Betroffene mit einem Brusttumor im frühen Stadium überflüssig werden. Denn offenbar ist das Risiko für ein erneutes Auftreten eines Tumors in der Achselhöhle nur sehr gering – sowohl für Frauen, denen der Wächterlymph- knoten entfernt wurde als auch für Patientinnen, die nicht an der Achselhöhle operiert wurden. Die Krebszellen der Lymphknoten werden möglicher weise durch die mittlerweile sehr effektive Nachbehandlung mit Chemo-, Hormontherapie und Bestrahlung mitbehandelt. Dies wollen nun Forscher an der Universitätsmedizin Rostock bestätigen. In der sogenannten INSEMA-Studie untersuchen sie, ob vielen Brustkrebspatientinnen die Operation an der Achselhöhle bei gleichbleibender Prog nose erspart werden kann. Denn das Entfernen der Lymphknoten hat für viele Betroffene unangenehme Folgen. So können etwa Lymphödeme, chronische Schmerzen und ein langanhaltendes Taubheitsgefühl im Arm auftreten. Rund ein Viertel der Patientinnen klagt über eine Verschlechterung ihrer Lebens- qualität aufgrund der LymphknotenOperation. Für ihre Studie wollen die Wissenschaftler in den kommenden Jahren knapp 6.000 Patientinnen mit frühem Brustkrebs und einer geplanten brusterhaltenden Operation gewinnen. An der Großstudie sind etwa 130 Studienzen tren in Deutschland beteiligt. Die Deutsche Krebshilfe fördert die klinische Studie mit rund 4,6 Millionen Euro. Weitere Informationen erteilt die Studien leitung an der Universitätsfrauenklinik Rostock unter der Telefonnummer 0381 / 4401 - 4525 oder E-Mail-Adresse: [email protected] Projektleitung: Professor Dr. Toralf Reimer, Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt, Universitätsmedizin Rostock. Magazin der Deutschen Krebshilfe Nr. 1/2016
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