fokus ANZEIGE htr hotel revue Nr. 17 / 23. April 2015 Tourismus und Konsumgüter «swiss made» Ohne ihre Industrie wäre die Schweiz keine Marke und ein geringeres touristisches Erlebnis. Nick Hayek kritisiert, Schweiz Tourismus trage dem viel zu wenig Rechnung. ALEX GERTSCHEN Kooperationsfreudig und angriffslustig: Nick Hayek, der Chef der Swatch Group, hat eine pointierte Meinung zum Schweizer Tourismus und zu Schweiz Tourismus. Keystone Brainstorming mit Nick Hayek D er Bielersee liegt an diesem sonnigen Frühlingstag friedlich am Fusse des Juras. Wenige hundert Meter entfernt steht der unprätentiöse Hauptsitz der Swatch Group, umgeben von blühendem Grün und beschallt vom Gesang der Vögel. Kein Zeichen steht auf Sturm. Wäre da nicht die mittlerweile berühmte Piratenflagge, die aus einem Eckbüro im vierten Stock hängt. Sie gehört Nick Hayek, der seit zwölf Jahren den grössten Schweizer Uhrenkonzern leitet, und warnt den Besucher vor der trügerischen Beschaulichkeit. Das erste Opfer von Hayeks Angriffslust ist der fein säuberlich gezwirnte Interviewfaden. Dem Vollblutunternehmer genügt das vorgegebene Gesprächsthema: die Wechselwirkungen und die Kooperation zwischen der Swatch Group und der Schweizer Tourismusbranche. Der Patron lädt sei- Der Regisseur – erst am Filmset, dann in der Swatch Group Nick Hayek ist seit 2003 CEO und seit 2010 Mitglied des Verwaltungsrates der Swatch Group, zu der Marken wie Swatch, Tissot, Omega und Breguet gehören. Der 60-Jährige hatte Film studiert und als Regisseur gearbeitet, bevor er 1994 in den Konzern eintrat, der von seinem Vater Nicolas aufgebaut und geführt wurde. Nach dem Tod von Nicolas Hayek 2010 wurde Nicks Schwester Nayla zur Nachfolgerin als Präsidentin des Verwaltungsrates gewählt. axg nen Angestellten von der Kommunikationsabteilung und den Journalisten an den Sitzungstisch, setzt sich hin und ist mitten drin. Natürlich wollen wir kooperieren. Aber wir sind immer wieder konfrontiert mit einer Organisation, die uns eine 08/15-Partnerschaft anbietet. Aber wir wollen nicht einfach Geld bringen, sondern gemeinsam etwas machen, ein Projekt gestalten. Dafür braucht es Ideen, Inhalte! Und die fehlen offensichtlich aufseiten von Schweiz Tourismus. Was Hayek in Wallung bringt: Schweiz Tourismus (ST) hat mehrmals öffentlich bedauert, dass bislang keine Partnerschaft mit einer Uhrenfirma bestehe. Solche Kooperationen pflegt die Marketingorganisation zum Beispiel mit Chocolat Frey, Kambly oder Victorinox. Tatsächlich schlug ST-Direktor Jürg Schmid auch Nick Hayek eine «strategische Partnerschaft» vor. Am 30. September 2013 kam es in Zürich zu einem Treffen. Herr Schmid forderte mich auf, ich solle ihm doch einmal erzählen, was die Swatch Group so für Aktivitäten am Laufen habe. Da hat es mir den Nuggi gelüpft! Ich sagte ihm, es sei schon die Aufgabe von ST, sich darüber zu informieren, was wir so tun. Wie sonst kann man über eine strategische Partnerschaft sprechen? Das Gespräch war laut Hayek eher kurz. Seither habe es keinen Kontakt mehr gegeben. Jürg Schmid schreibt in einem E-Mail dazu: «Wir haben den Austausch mit Nick Hayek damals sehr geschätzt. Genauso wie das Uhrenerlebnis Schweiz von unseren Gästen geschätzt wird.» Auf Hay- PR-Agentur des Bundes, dass das das mithin durch den Tourismus Image der Schweiz in Russland im geprägt worden ist? Oder ist ihnen Vergleich zu anderen Ländern vielmehr zu verdanken, dass die «sehr gut» sei. Russen waren zu Schweiz überhaupt eine der weltden Bereichen weit wenigen nationalen Marken «Innovation und darstellt? Der zweiten Meinung Produkte», «Poli- sind die Autoren des Country «Aufseiten von tik», «Kultur», «Be- Brand Index (vgl. Seite 14). Schweiz TourisÜber die Zusammenhänge, völkerung», «Tousowie Stärke und Richtung der jeweilimus fehlen offen- rismus» «Immigration und gen Effekte gibt es, wie generell sichtlich Ideen Investitionen» be- über das Phänomen des «Nation und Inhalte.» fragt worden. Branding», wenig gesichertes WisEiner der wichtigs- sen. Doch ist sehr plausibel, dass ten Gründe für das die Fülle und Vielfalt an global eks Kritik will er nicht eingehen gute Abschneiden war die russi- bekannten Konsumgütern dazu (vgl. Seite 13). Fakt ist: Das unge- sche Wertschätzung von Schwei- beigetragen hat, dass die touristinutzte Potenzial ist für den hiesi- zer Produkten und Branchen wie sche Schweiz etwa im Vergleich zu Schoggi, gen Tourismus schmerzlich gross, Uhren, weil Uhren, und gerade die Mar- Pharma und Banken der Swatch Group, die Prä- ken. «Wir propagieren Beispiel China: senz und das Image der Schweiz in der Welt prägen wie kaum ein In einer analogen mit bis zu 300 Mio. Umfrage hatte Präanderes Produkt «swiss made». pro Jahr alles, was Beispiel Russland: Wer durch senz Schweiz 2006 mit der Schweiz das legendäre GUM am Roten festgestellt, dass Platz und andere schicke Kauf- Chinesen zur zu tun hat.» häuser Moskaus schlendert, wird Schweiz gleich viemit unzähligen Trademarks, aber le spontane Assoeinem einzigen nationalen Brand ziationen hatten wie zum un- Österreich auf wichtigen Fernkonfrontiert: dem weissen Kreuz gleich grösseren Deutschland. märkten eine starke Position hat. auf rotem Grund, das die Läden Hauptgrund dafür war die über- – Nick Hayek greift sich das Wort. von Tissot und Swatch als kleine ragende Bedeutung hiesiger UhDépendances der Schweiz aus- renmarken. Damit hing eine zwei- Wir geben pro Jahr 200 bis 300 weist – notabene gegenüber te Erkenntnis zusammen: Die Mio. Franken aus, um alles zu Schweiz rangierte propagieren, was mit der unter den bevor- Schweiz zu tun hat. zugten Reisedesti«Für gute Ideen nationen in Euro- Wofür konkret? sind wir bereit, pa an zweiter Zum Beispiel für den «27. Kanunsere Top-Loca- Stelle. 47 Prozent ton» aus Anlass der Expo.02 der befragten Chi- im Dreiseenland, oder unseren tions zur Verfünesen nannten sie. Pavillon an der Expo 1998 in gung zu stellen.» Frankreich kam Lissabon. Oder für unseren auf 55 Prozent, Geschäftsbericht in Mundart, das Omega House an den Grossbritannien einem Publikum, das sich eine auf 26, Deutschland auf 25, Italien Olympischen Spielen oder das Swatch Art Peace Hotel in Reise in die Schweiz leisten kann. auf 18, Österreich auf 6 Prozent. Profitieren hiesige Firmen pri- Schanghai, das kürzlich In einer 2013 publizierten Studie schreibt Präsenz Schweiz, die mär vom positiven Landesimage, Swissnex genutzt hat [ein Wissensnetzwerk unter der Federführung des Bundes, Anm. d. Red.]. Wir haben weltweit viele Top-Locations und sind bereit, sie für gute Ideen zur Verfügung zu stellen. Als Dienst an der Gemeinschaft tun Sie dies nicht. Natürlich haben wir unsere Interessen! Aber sehen Sie, die Synergien sind riesig … Klappt die Kooperation also nur mit dem Tourismus nicht? Nein, das stimmt so nicht! Wir haben mit Schweiz Tourismus ein Problem, weil dort die Fantasie fehlt. Gibt es Kooperationsbeispiele auf lokaler Ebene? Aber sicher. Wir haben ja kein zentrales Marketing, das macht jede Marke selbst. Omega hat sich zum Beispiel in St. Moritz im Rahmen des Jubiläumsprogramms zu 150 Jahren Wintertourismus engagiert. Und in Crans-Montana auch! Omega ist dort seit über zehn Jahren Partner des European Masters und hat sich für weitere zehn Jahre verpflichtet, damit es ein grosses Golfturnier bleibt. Haben Sie weitere Tourismuspartner im engeren Sinne? Tissot zum Beispiel hat ein Agreement mit Zermatt. Wir machen mit unseren Läden im KDW [Kaufhaus des Westens, Anm. d. Red.] in Berlin oder im GUM in Moskau regelmässig Ausstellungen. Swatch wollte eine im GUM zum 150-Jahre- Jubiläum der Erstbesteigung des Matterhorns machen. Das Fortsetzung auf Seite 12 12 fokus htr hotel revue Nr. 17 / 23. April 2015 Seit über 100 Jahren prägt die Produktewerbung das Image der Schweiz Omega Mario Gros, Omega – in Acciaio inossidabile, 1933 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung). Toblerone Anonym, Toblerone (Kinowerbung), 1961 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung). Chocolat Suchard Anonym, Chocolat Suchard, ca. 1900 (Archiv Jacobs Suchard). Swatch Barbella Gagliardi Saffiro, Swatch Chrono, 1995 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung; © IOC). Credit Suisse Dr. Rudolf Farner, Incredibly Swiss. Credit Suisse, 1982 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung). Fortsetzung von Seite 11 hat nicht geklappt, weil zu viele Köche profitieren wollten. Aber das Agreement von Tissot mit Zermatt besteht, ebenso wie jenes von Tissot mit der Jungfraubahn oder von Swatch mit Gstaad im Rahmen der Swatch Beachvolley World Series. Wir arbeiten am liebsten mit den Leuten vor Ort zusammen, mit den Machern. Demnächst wohl auch mit einer Hotelgruppe in der Schweiz. Mit welcher? Das werden wir hoffentlich bald bekannt geben können. Die engen Beziehungen zwi schen Tourismus und Industrie sind über 100 Jahre alt. Gemäss dem Buch «Schweizer Schokola de» des Historikers Roman Ross feld prägten sie bereits die Auf tritte der Schweiz an den Weltausstellungen im 19. Jahrhundert. Seit der ersten – 1851 in London – dienten diese Ausstellungen der Präsentation und Huldigung des technisch-industriellen Fort schritts. Der Wettbewerb der beteiligten Firmen war eingebettet in einen Wettbewerb der Nationen (der Nationalismus war die Ideologie des 19. Jahrhunderts in Europa), und so wurde, wie heute noch, in Länderpavillons ausgestellt. Die Schweiz wählte dafür Häuser und Bilder einer urtümlichen, ländli touristischen Botschaft der chen, «heilen» Welt, die im kras Schweiz unbedingt berücksichsen Kontrast zur damaligen Lust tigt werden! Wir machen hier an Technik, Geschwindigkeit und unglaublich viel! Denken Sie urbanem Leben stand. Es war auch an Herrn [...], der letztes eine (selbst-)verführerische Mi Jahr seine Erlebniswelt eröffnet schung, die die Schweiz als Heidi hat. Sensationell! Ob ihn land und Industrieland dem Pub Schweiz Tourismus angerufen und gesagt hat: «Hallo Herr [...], likum bot. Produzenten aus der Landwirt grossartig was Sie machen, schaft und der Nahrungsmittel können wir Ihnen helfen?» Ich industrie beschworen als Erste bezweifle es. Wissen Sie was? Ich rufe ihn den Wert schwei gleich an und zerischen Schaf frage. fens. Viele Export «Unser Land branchen, die heute in der gan ist viel reicher, als Nick Hayek greift zum Hörer zen Welt mit ihrer Schweiz Tourisund lässt sich Herkunft werben, mus manchmal befürchteten bis in mit dem Zürcher glauben macht.» Grossindustriellen die 1930er-Jahre hinein negative verbinden, der an Reaktionen im dieser Stelle ano Ausland. Die mittlerweile so be nym bleiben soll. Der Herr sei in gehrte Swissness schien wenigen seiner Fabrik unterwegs, richtet Branchen attraktiv. Noch 1983, als die Sekretärin aus. Also weiter im Nick Hayeks Vater Nicolas seiner Text. Hayek ist sichtlich am Thema neuen Plastikuhr die Schweiz in gelegen. Er zeigt Verve, springt den Namen und ins Logo brannte, von einer Idee zur nächsten, stellt war die Strahlkraft der nationalen Fragen, an sich und den Journalis Marke Lichtjahre von der heuti ten. Am Schluss des Gesprächs gen entfernt. Vielleicht war die wird er sagen: «Das war jetzt we Schweiz noch keine echte Marke. niger ein Interview als ein Brain storming.» Wie wahr. Wie gut! Hayek ist tatsächlich kein Tou Wir sind kein Tourismusunternehmen und ich kein Tourisrismusexperte, doch hat er der Branche einiges zu sagen. musexperte. Mein Eindruck ist aber, dass Schweiz Tourismus der Industrie in der Kommunikation viel zu wenig Beachtung schenkt. Diese müsste in der Ist für die Schweizer Hotellerie eine Renaissance möglich, wie sie der Uhrenindustrie gelang? Ich sehe keinen Grund, wieso nicht. Ich halte es für einen Fehler, dass oft nur noch auf Luxus gesetzt wird. Damit schliessen wir viele Leute aus. Mit der Swatch haben wir gezeigt, dass ein zu 100 Prozent schweizerisches Produkt im unteren Preissegment erfolgreich sein kann. Ist dies auch deshalb möglich, weil Ihre Gruppe in allen Preisklassen vertreten ist? Bedarf die Hotellerie einer ähnlichen Konsolidierung, wie sie einst in der Uhrenindustrie stattfand? Das ist die falsche Frage! Erst einmal muss sich der Hotelier fragen: Was will ich? Wo will ich der Beste sein? Auch New York ist teuer. Und dennoch reisen nicht nur Reiche hin. Der Tourismus braucht eine Durchmischung, wie sie auch die Uhrenindustrie anbietet. In New York wird das Preisniveau nicht durch Handelshindernisse, etwa in der Landwirtschaft, erhöht. Wissen Sie, man muss immer die Relationen bewahren. Eine Nationalbank, die unfähig ist, den Franken um einige Rappen zu verbilligen, ist viel schlimmer. Aber die Schweiz hat trotzdem viele attraktive Seiten. Woran denken Sie? Wir haben eine grossartige Infrastruktur, oder den Föderalismus, dank dem die Behörden nahe bei den Unternehmen sind. Wir haben sozialen Frieden, lösen Konflikte ohne Streiks. Wir haben die direkte Demokratie! Im Ausland sind nur die Politiker über die Masseneinwanderungsinitiative empört. Die restlichen Leute finden vielleicht das Ja falsch; dass wir darüber abstimmen können, finden sie aber grossartig. Alle diese Themen, wie eben auch unsere Industrie und ihre Geschichte, machen das Modell Schweiz aus. Die Schweiz ist viel reicher, als die Kommunikation von Schweiz Tourismus manchmal glauben macht. Mit dem sozialen Frieden holen Sie keinen Touristen ins Land. Warum nicht? Nehmen Sie das duale Ausbildungssystem. Europa steckt in der Krise, hat viele Arbeitslose. Wir aber lehren unseren jungen Leuten ein Metier! Unser Image in der Welt ist nicht immer das Beste. Viele Menschen scheinen zu glauben, dass wir nur die Reichen als Gäste und Kunden wollen, und unsere Banken haben das auch ein bisschen bestätigt. Dem müssen wir eine klare, wahre Botschaft entgegenhalten. Dafür ist nicht Schweiz Tourismus, sondern Präsenz Schweiz zuständig. Mit denen habe ich genau die gleichen Probleme. Die wollten auch gerne unser Geld für ihren Auftritt an der Expo 2015 in Mailand, aber keine echte Partnerschaft mit einer gemeinsamen Idee. Fehlt Ihnen letztlich Substanz in der touristischen Kommunikation der Schweiz? Ja, es fehlt zum Teil die Substanz und die klare Botschaft, die auch emotional ankommen muss. Nach fast anderthalb Stunden beendet ein Anruf den Gedanken sturm. Der Zürcher Grossfabri kant ist am anderen Ende der Lei tung. Hayek vernimmt mit einem Lächeln, dass sein Duzfreund für die Vermarktung der neuen Erleb niswelt nicht mit ST zusammen arbeite. Nach einer ersten Kon taktnahme sei vonseiten der Marketingorganisation gar nichts mehr passiert. Die Evidenz ist anekdotisch. Zwei Grossindustrielle sind nicht die ganze Wirtschaft. Doch zeigt sie, dass in der glücklichen Sym biose der Schweiz als Tourismusund Industriemarke noch erheb liches Potenzial brachliegt. Erst recht, solange der unternehmens freudige Freibeuter vom Bielersee nicht an Bord ist. fokus 13 htr hotel revue Nr. 17 / 23. April 2015 Tourismus und Industrie können Symbiosen eingehen. Das zeigen die Firmenpartnerschaften von Schweiz Tourismus und womöglich bald das neue Swiss Brand Museum. ALEX GERTSCHEN A m Mittwoch ist im alten Zollhaus beim Berner Bärengraben das Swiss Brand Museum eröffnet worden. Das Gebäude und die Ausstellung sind klein, die Idee ist gross: Touristen und Einheimischen die Tradition und Vielfalt von Schweizer Konsumgütern vor Augen führen. Neben Klassikern wie der Swatch oder der Ovomaltine hält die Ausstellung Überraschungen bereit: den 1843 erfundenen Würfelzucker, die 1905 lancierte Alufolie, den weltweit ersten Reissverschluss aus dem Jahr 1923 oder die erste elektrische Zahnbürste von 1960. Initiant Christian Herren hofft, mit diesem Angebot einen Gutteil der jährlich bis zu 3 Millionen Besucher des Bärengrabens anzulocken, die je zur Hälfte aus dem In- und Ausland kommen. Sollte er Erfolg haben, würde er den jüngsten Beleg für die touristische Bedeutung liefern, die Konsumgütermarken für den hiesigen Tourismus haben (können). Ausstellung im Besucherzentrum des Swiss Knife Valley in Brunnen (SZ): Wie kaum ein zweites Unternehmen nutzt Victorinox den Tourismus, um seinen Bezug Für KMU ist ST gerade durch zur Marke Schweiz zu stärken und den Verkauf zu fördern. Auslandaktivitäten attraktiv Das verbindende Element zwischen dem Tourismus und Produzenten von Konsum- und anderen Gütern ist die weltweit positiv besetzte Marke Schweiz. «Produkte wie Käse und Schoggi, die Swatch, Victorinox-Messer oder Carand'Ache-Schreiber sind Botschafter von Schweizer Qualität, Präzision vor allem im Ausrere Hunderttau- Partnerschaft, die und Innovation», send Franken pro für die diesjähriland Vorteile», ersagt Urs Eberhard, Jahr. gen Feierlichkeiklärt er. der als VizedirekWas erhalten die ten zum 150-JahreFirmen zurück? Jubiläum Unerreichtes Image der tor bei Schweiz Zumeist lautet die Erstbesteigung des von Victorinox Tourismus (ST) für Antwort: Swiss- Matterhorns ausAus heutiger die Märkte verantSicht sei eine Partwortlich ist. ness und Ausland- gebaut worden ist. Gerade mit insKnow-how. WähVor wenigen nerschaft von Intitutionellen Partrend sich die Wochen hat sich teresse, weil Stöck«Konsumgüter Kooperation von die Spitze der «ST ist für uns bei li den Fokus auf nerfirmen pflegt Swiss ST mit Coop oder Stöckli und nutzt ST die die Swissness der können für uns Messe- und UBS auf den Sports AG mit ST Marke Schweiz. Zu verschoben Medienauftritten Marke Botschafter Heimmarkt be- getroffen, um über den strategischen habe. «Für uns ist von Schweizer im Ausland am Premiumpartnern dies ein sehr wichschränkt, sind ge- eine erneute Partgehören etwa rade für KMU die nerschaft zu spretiges QualitätsQualität sein.» wichtigsten.» Chocolat Frey, die Auslandaktivitäund Alleinstelchen. Der Ski- und Urs Eberhard Stephan Braun Swiss und die ten entscheidend. Bike-Hersteller lungsmerkmal», Vizedirektor Schweiz Tourismus Eventmanager, Mammut Sports Gr. Wolhusen «Die Partnerschaft aus sagt Albrecht. DarUBS. Strategische hilft uns, Mammut (LU) war laut MarPartner sind Buüber hinaus wolle cherer, Coop, Kambly, Switzer- als Schweizer Brand bekannt zu ketingleiter Adrian Albrecht be- man bei den Ski den Export stärland Cheese Marketing oder Vic- machen», sagt Stephan Braun, der reits von 2009 bis 2012 offizieller ken. In diesem Bemühen könne torinox, offizielle Partner zum Eventmanager des Aargauer Out- Partner gewesen. «Das Problem ST im Ausland durch MedienBeispiel Appenzeller Bier, Flyer, door-Ausrüsters. Am wichtigsten war damals, dass unser Hauptziel arbeit, Events und Product PlaceIntersport oder Mammut. Offiziel- sei die Unterstützung von ST bei die Absatzförderung im Fachhan- ment, etwa in der Winterkampagle Partner zahlen ST in der Regel Messeauftritten und Medienkon- del war und wir 80 bis 90 Prozent ne, behilflich sein. mehrere Zehntausend, strategi- ferenzen. Auch mit Zermatt Tou- des Umsatzes in der Schweiz Dass der Schweiz-Bezug der sche Premiumpartner bis zu meh- rismus unterhält Mammut eine machten. ST hingegen bietet uns zwei Outdoor-Ausrüster noch zvg Tourismus stärkt Swissness steigerungsfähig inszeniert (seit ist, zeigt sich im 2011 in einem Swiss Brand Mueigenen Besucherseum: Mammutzentrum in BrunJacken und Stöcknen, das letztes Jahr rund 70 000 li-Ski sind für die Besucher zählte). Kuratoren mögliUnd dazu gehöre che, aber keine die 2005 eingeganPflichtprodukte – ganz im Gegensatz gene offizielle «Wir verkaufen zum Armeemesser Partnerschaft mit von Victorinox. ST, die letztes Jahr über 10 Prozent Der Schwyzer einer strategider Taschenmes- zu Messerproduzent, schen aufgewertet der mittlerweile ser in der Schweiz worden sei. auch Uhren, Düfte, Natürlich gibt es an Touristen.» Bekleidung und auch Firmen, die Carl Elsener Gepäckausrüstung ihre Schweizer CEO, Victorinox AG herstellt, ist punkHerkunft in Eigento Ausdauer und regie vermarkten, Intensität, mit der er in seine etwa der Genfer SchreibzeugherSwissness investiert, wohl un- steller Caran d'Ache. «Wir tun alerreicht. les, um das Label Swiss made zu Dazu gehört laut CEO Carl Else- rechtfertigen und herauszustreiner die Organisation Swiss Knife chen, beabsichtigen aber keine Valley, die hauptsächlich von Vic- Zusammenarbeit mit einem toutorinox getragen wird und die ristischen Akteur», sagt Sprecheeigenen Produkte auch touristisch rin Natacha Rogner. ST-Antwort auf Kritik Hayeks I m «fokus»-Haupttext auf den Seiten 11 und 12 kritisiert Nick Hayek, der CEO der Swatch Group, Schweiz Tourismus (ST) ungewöhnlich scharf. Er wirft ST-Direktor Jürg Schmid zweierlei vor: Dieser sei am 30. September 2013 wenig vorbereitet an ein Treffen mit ihm erschienen und habe der Swatch Group eine «08/15-Partnerschaft» angeboten, lies: sei primär am Geld interessiert gewesen. Zudem fehle der touristischen Botschaft der Schweiz die Substanz, weil ST zu sehr auf Berge und Landschaften setze. Auf Anfrage der htr hotel revue hat Jürg Schmid darauf wie folgt Stellung bezogen: «Wir haben den Austausch mit Nick Hayek damals sehr geschätzt. Genauso wie das Uhrenerlebnis Schweiz von unseren Gästen geschätzt wird. Diese Synergie verbindet uns mit der Uhrenbranche. Das Gespräch drehte sich um die Frage, wie wir das Angebot der Uhrenbranche noch vermehrt in die Welt hinaustragen und touristisch nutzen können – gerade auch im Kontext des geplanten Visitor Centers von Swatch/Omega in Biel. Dem Ratschlag Hayeks, vermehrt Themen wie die direkte Demokratie, den Föderalismus oder den sozialen Frieden ins touristische Marketing zu integrieren, müssen wir entgegenhal- ten, dass es sich dabei in den seltensten Fällen um einen Reisegrund für das Ferien- und Kongressland Schweiz handelt. Hauptreisegründe sind das einzigartige Naturerlebnis, die Fülle an Kunst- und Kulturveranstaltungen und die kontrastreiche Schweiz, dank der die Gäste das urbane und das Naturerlebnis perfekt kombinieren können. Die Industrie ist sehr wohl Bestandteil unseres Marketings: Von der Uhren-, Käse- und Schokoladenindustrie über die Stickereiindustrie in der Ostschweiz bis hin zu Industrielehrpfaden oder industrie-, kulturgeschichtlich und städtebaulich wertvollen Bauwerken.» axg Setzt auf den touristischen Wert von Schweizer Konsumgütermarken: das gestern Mittwoch eröffnete Swiss Brand Museum beim – zurzeit bärenfreien – Bärengraben in Bern. Swiss Brand Museum 14 fokus htr hotel revue Nr. 17 / 23. April 2015 Die Boutique von La Prairie im Grand Resort Bad Ragaz soll nur ein Anfang sein: Kosmetikhersteller aus der Schweiz streben vermehrt Partnerschaften mit der Tourismusbranche an. zvg Kreuz ist Essenz, nicht Kosmetik Nicht nur einschlägig bekannte Exporteure kooperieren mit dem Tourismus, um ihren Schweiz-Bezug zu stärken. Das zeigen die Bemühungen und Ziele der hiesigen Kosmetikindustrie. ANJA CONZETT S wissness heisst die Zauberformel, auf die viele Schweizer Exportfirmen setzen und von deren gutem Ruf auch das Tourismusland Schweiz profitiert. In diesem positiven Zusammenspiel macht auch eine Branche mit, deren Produkte bisher nicht als sonderlich «schweizerisch» aufgefallen sind: die Kosmetikindustrie. Dieser Eindruck könnte aber täuschen, scheinen Konsumenten und Konsumentinnen doch weltweit Schweizer Kosmetikprodukte mit höchster Qualität in Verbindung zu bringen. Von den rund 2,2 Mrd. Franken Umsatz, welche die hiesigen Produzenten jährlich einnehmen, stammt die Hälfte aus dem Export. «Von den 50 Schweizer Kosmetikherstellern, welche wir vertreten, gibt es keinen, der nicht exportiert», sagt Bernard Cloëtta, der Geschäftsführer des Schweizerischen Kosmetik- und Waschmittelverbandes (SKW). Hälfte und mehr des Umsatzes wird im Ausland gemacht Namhafte Hersteller wie Rausch und Louis Widmer tragen das Schweizerkreuz gar im Logo. Während über die Hälfte der 250 Angestellten von Louis Widmer in der Schweiz arbeiten, macht der Export 75 Prozent des Umsatzes aus. Absolute Verren Herstellungskaufszahlen will ländern.» das Unternehmen Dass der SKW nicht nennen. Es mit seinem Bestreteilt aber mit, dass ben einen Nerv man trotz Frantrifft, veranschaukenstärke und licht der Entscheid Eurokrise am Prodes Kosmetikherduktionsstandort stellers Juvena, eiSchweiz festhalten nen Teil der Pro«Die Nachfrage wolle. Auch die duktion aus Traditionsfirma nach dem Zertifi- Deutschland in Rausch gibt sich Schweiz zu kat ‹swiss made› die eher zugeknöpft verlegen, um vom hat markant und verrät bloss, Label «swiss dass der Inlandanmade» profitieren zugenommen.» zu können. «Im teil am Umsatz auf Bernard Cloëtta letzten Jahr haben unter 50 Prozent Geschäftsf. Branchenverband SKW wir über 200 neue gefallen sei. Das Zertifikate für grösste Wachstumspotenzial verorten die bei- Schweizer Kosmetikprodukte ausden Firmen und der Branchen gestellt. Die Nachfrage hat marverband SKW im Nahen Osten, kant zugenommen», so Cloëtta. China, Südamerika und – nach wie vor – in Europa. La Prairie Group in Kooperation mit Wie tragend das Qualitätssignal Tourismus am weitesten Schweizerkreuz auf dem ParfumRausch und Louis Widmer verflakon für den Verkaufserfolg im stehen sich jenseits ihrer ProdukAusland ist, hat der SKW vor Kur- te indirekt auch als Botschafter zem mit einer klaren Forderung unterstrichen. Der Bund fordert im Rahmen der Swissness-Vorlage, dass Lebensmittelprodukte zu 80 Prozent und Industrieprodukte zu 60 Prozent in der Schweiz hergestellt werden müssen. Ganz aner Reiz – und das Risiko! – einer nationalen Marke ders als der Dachverband Econoist der Imagetransfer, miesuisse findet der SKW den den sie zwischen verschiedenen Anteil zu gering. Er strebt laut GeBranchen und Produkten beschäftsführer Cloëtta eine Branchenverordnung an, welche das wirkt. Aus diesem Grund leuchtet Schweizerkreuz auf Kosmetikproein, dass hiesige Kosmetikherdukten erst zulässt, wenn 80 Prosteller vermehrt mit ihrer Swisszent der Herstellungskosten in der ness werben, obwohl die Schweiz Schweiz anfallen. «Die Kosmetiknicht primär für solche Produkte bekannt ist. Und aus demselben branche braucht diese Sonder Grund besteht laut den Markenregelung aus zwei Gründen», sagt Cloëtta. «Sie muss 90 Prozent der experten der Beratungsfirma FuRohstoffe importieren und stellt ture Brand, die den «Country damit einen Sonderfall in der hieBrand Index» erarbeiten, ein einsigen Industrie dar. Zudem rechtdeutig positiver Zusammenhang zwischen einer nationalen Marke fertigt die hohe Qualität, die wir und der Wahrscheinlichkeit, dass mit dem Schweizerkreuz für unseein Land besucht wird. re Konsumenten sichtbar maIm jüngsten, im November chen, auch die Preisdifferenz zu 2014 präsentierten Country Konkurrenzprodukten aus ande- der Schweiz. Noch sent. «Letztes Jahr weiter geht diese haben wir uns zuIdentifikation bei dem an einer viel dem Luxusherstelbeachteten Zuler La Prairie. Die sammenarbeit mit La Prairie Group, Schweiz Touriswelche 96 Prozent mus und Jelmoli in ihres Umsatzes im Indien beteiligt», Ausland generiert sagt Dirks. und die Asso Den Rahmen «Wir hatten mit ziation mit der dafür gaben VIPMarke Schweiz als Meetings für mögSchweiz Touris«essenziell» ein«High-Po mus und Jelmoli liche tential»-Kunden, stuft, hat ihren einen Auftritt die vom GrandUrsprung in der Resort Bad Ragaz gleichnamigen in Indien.» durchgeführt wurKlinik in Montreux Werner Dirks – die Nähe zum den. La Prairie Tourismus histo- General Manager Schweiz, La Prairie unterhält mit dem Resort eine enge risch bedingt. Als einziger der befragten Kos- Partnerschaft. Schweiz Tourismus unterstützt metikhersteller arbeitet La Prairie laut Werner Dirks, dem General laut eigenen Angaben Anlässe von Manager für die Schweiz, gezielt Kosmetikfirmen in ausländischen mit touristischen Akteuren zu- Quellmärkten. Eine institutionalisammen. Die Produkte sind auch sierte Zusammenarbeit gebe es deshalb in den Boutiquen und nicht, sei aber möglich, «sofern Spa-Bereichen von hochpreisigen ein Produkt die Werte der Schweiz Hotels im In- und Ausland prä- vertritt». Einer gezielten Kooperation mit touristischen Akteuren im Stile von La Prairie wäre der Branchenverband SKW tatsächlich nicht abgeneigt. Geschäftsführer Bernard Cloëtta: «Wir arbeiten bereits vereinzelt mit Touristikern in den Exportländern zusammen.» Hauptsächlich handle es sich dabei um Kooperationen mit Hotels in den Exportländern, welche die Produkte entweder in ihren SpaBereichen verwendeten oder in den Badezimmern auflegten. Branchenverordnung zu Swissness hat Priorität Bevor Kooperationen mit Vertretern des Schweizer Tourismus eingegangen werden könnten, müsse die Branchenverordnung zustande kommen, sagt Cloëtta. «Dann sehe ich durchaus die Chance, die Wechselwirkung zwischen Schweizer Exportprodukten und dem Tourismusland Schweiz anhand einer branchenübergreifenden Interessengemeinschaft optimal zu nutzen.» Nationale Marken Schweiz an 2. Stelle D Brand Index wird 22 von 75 berücksichtigten Ländern die Qualität einer «nationalen Marke» zugesprochen. Damit ist gemeint, dass nur diese Länder in insgesamt sechs Themenbereichen bezüglich Bekanntheit und Wertschätzung über dem Durchschnitt liegen. Diese Bereiche werden im Country Brand Index «Wertesystem», «Lebensqualität», «Geschäftspotenzial», «Kultur und Geschichte», «Made in» (Konsum- und andere Produkte) sowie «Tourismus» genannt. Der Tourismus profitiert, fährt aber nicht Trittbrett Die Umfrage, die dem Index zugrunde liegt, wurde unter Meinungsführern und Vielreisenden in 17 Ländern durchgeführt. Ihre Ergebnisse lassen mit Blick auf die Wechselwirkungen zwischen dem Tourismus- und Industrieland Schweiz folgenden Schluss zu: Die Schweiz wird dank ihrem Wertesystem (Rang 3), ihrer Lebensqualität (Rang 1) und ihren Konsumgüterprodukten (Rang 3) als Top-Marke wahrgenommen. Die bekanntesten Firmen und Produkte mit starkem SchweizBezug sind (in alphabetischer Reihenfolge): Lindt, Nestlé, Patek Philippe, Rolex, Swatch, TAG Heuer, Tissot und Toblerone. Das hiervon profitierende Gastgewerbe fährt aber keineswegs einfach Trittbrett. Die Schweiz ist im Themenbereich Tourismus ebenfalls unter den besten zehn vertreten (Rang 8), nicht hingegen bei «Kultur und Geschichte».axg Die Ländernamen mit dem grössten Markenwert 1. Japan 2. Schweiz 3. Deutschland 4. Schweden 5. Kanada 6. Norwegen 7. USA 8. Australien 9. Dänemark 10. Österreich Quelle: Country Brand Index 2014
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