Lange Jahrzehnte waren die Inseln der Lau-Gruppe

FIDSCHI
Lange Jahrzehnte waren die
Inseln der Lau-Gruppe nur
den Reichen und Schönen
der Welt vorbehalten und für
Segler kaum zugänglich. Doch
Michaela und Volker Kißling
nutzen die Gunst der Stunde,
als die Besuchseinschränkungen kurzfristig aufgehoben
werden, und besuchen mit
ihrer Yacht LA GITANA Vanuabalavu, die größte Insel der
Gruppe.
Text und Fotos:
Dr. Volker Kißling
Fidschis
verbotene
Inseln
Spanferkel für „pig on the spit“.
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samer und ruppiger Schlag gegen
den in den Hauptsegelmonaten
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die wenigen Yachten, die sich nicht
scheuen würden, gegen den Passat
anzusegeln, hat die Provinzverwaltung der Lau-Gruppe in Suva
eine weitere Hürde errichtet: einen
umständlichen und langwierigen
Genehmigungsprozess sowie hohe
Gebühren, die sich kaum ein Weltumsegler leisten möchte.
Von den Gebühren sähen sie hier
aber nichts, knurrt Joeli unzufrieden. Das Geld streichen nur die
hohen Tiere in Suva ein. Und die
würden auch alles tun, um Yach-
M
Müde schwappen die kleinen Wellen der Lagune an den schmalen
Sandstrand von Daliconi. Zwischen
Pandanusblättern, die zum Bleichen
in der Sonne liegen, scharren Hühner gackernd nach Körnern. Das
kleine schmucke Dorf scheint verlassen, ausgestorben. Keine Menschenseele rührt sich zwischen den
bunt gestrichenen Holzhütten, die
sich den sanft ansteigenden, üppig
grünen Hügel hinaufziehen. In der
Ferne steigen schmale Rauchsäulen
in den azurblauen Tropenhimmel
und zeugen von der Feldarbeit der
Dorfbewohner.
Wir fragen uns gerade, wie wir nun
den Häuptling für die sevusevu-Ze!"#$%!& '()*$+%,& "'-.!$& )#//!$0&
da löst sich eine Gestalt aus dem
Schatten der kleinen palmgedeckten
Hütte, die friedlich am Ufer steht.
Freudestrahlend erwartet uns Joeli.
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isenia Qarase stammen beide aus
der Lau-Gruppe. Ihnen verdanken
die Yachten die strengen Regeln, die
seit Jahrzehnten potenzielle Besucher abschrecken.
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fragil erachtete traditionelle Kultur
der abgelegenen Lau-Inseln vor un! D?$)-.6!$& E%$F?))!$& ,!)-.?626&
werden. Ein Argument, über das
Joeli und die meisten anderen nur
den Kopf schütteln. Für sie ist das
Gebaren der Ratus (Erbhäuptlinge)
und der Provinzverwaltung nur
Schikane, die ihnen die Möglichkeit
verbaut, mit Yachtbesuchern ein
kleines Einkommen zu erzielen.
Hütte am kleinen Strand von Daliconi.
Für die Zeit unseres Aufenthaltes in
Daliconi ist er unser Ansprechpartner, Fremdenführer und Gastgeber.
Ihm haben wir es zu verdanken,
dass wir Fidschis verbotene Inseln
besegeln dürfen. Und für ihn sind
wir die Trophäe eines schwer erkämpften Sieges gegen die Behördenwillkür und Korruption in der
Hauptstadt Suva.
Verbotene Verlockung
Mehr als 330 Inseln gehören zum
Archipel der Fidschi-Inseln. Eigentlich genug, könnte man meinen, um
ein halbes Seglerleben auszufüllen.
Und doch sind es gerade die 57
Vulkaninseln und Atolle der LauGruppe, die auf Yachties eine so
magische Anziehungskraft ausüben
wie keine andere Inselgruppe in
Fidschi, vielleicht gar im gesamten
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Kokosnuss“, die Gerüchteküche unter den Seglern, dass die Inseln der
Lau-Gruppe besonders ursprünglich und pittoresk sein sollen, dass
sie zu den außergewöhnlichsten
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Und da die Barfußroute durch den
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durch die Lau-Gruppe führt, ist die
Verlockung für die meisten Yachten
zum Greifen nahe. Doch an ein Anhalten ist nicht zu denken. Die Einklarierungshäfen für Fidschi liegen
mehr als hundert Seemeilen weiter
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Marine kennt kein Pardon mit Yachten, die die Lau-Gruppe besegeln,
ohne zuvor einklariert zu haben.
Hat man aber in Suva oder Savusavu die Einreiseformalitäten hinter
sich gebracht, ist der Weg zurück in
die Lau-Gruppe ein oftmals müh-
Unterricht in der Grundschule von Daliconi.
ten von der, im Unterschied zum
melanesischen Fidschi, stärker polynesisch geprägten Lau-Gruppe
fernzuhalten.
Dabei ist die Lau-Gruppe ein wichtiges Stammland der traditionellen
und politischen Führer Fidschis.
Der erste Premierminister des unabhängigen Fidschi und spätere
Präsident Ratu Sir Kamisese Mara
sowie der langjährige Premier La-
Gebühren die Insel Vanuabalavu
besegeln dürfen. Ein Sieg, auf den
Joeli sichtbar stolz ist und der ihn
auf zahlreiche Yachtbesuche hoffen
lässt.
Schöne und Reiche
Das Haus des Häuptlings von Daliconi liegt auf halber Höhe des Hügels. Von der Veranda bietet sich
ein atemberaubender Ausblick auf
die Eilande in der Lagune von Vanuabalavu und die vorgelagerten
Inseln.
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Mel Gibson. Hier unten liegt die
Insel, die Arnold Schwarzenegger
einem japanischen Industriellen für
fünf Millionen Euro abgekauft hat.
Und ums Eck besitzt ein reicher Geschäftsmann aus Suva eine große
Plantage mit Ferienhaus.“
Die Schönen und Reichen dieser
Welt haben die Lau-Gruppe seit
Langem als Rückzugsgebiet auserkoren und zahlreiche Inseln aufgekauft. Hier können sie dann ein
paar Tage ungestört verbringen.
Die Anreise erfolgt natürlich mit
einem Privatjet, gelandet wird auf
dem privaten Flugfeld. Paparazzi oder gar gewöhnliche Urlauber
müssen sie nicht befürchten, denn
es gibt keine touristische Infrastruktur in der Lau-Gruppe. Nur auf einer Insel etwas weiter im Norden
liegt ein Luxus-Resort der obersten
Kategorie, das Dietrich Mateschitz,
Eigentümer des Brauseherstellers
Seit Jahren kämpfte Joeli daher für
seine kleine Gemeinde Daliconi
darum, dass Yachten ohne aufwendigen Genehmigungsprozess und
horrende Gebühren in die LauGruppe segeln können. Und dieses
Jahr gab die Provinzverwaltung
schließlich nach. Gemeinsam mit
unseren Freunden von der Segelyacht KIRA VON CELLE sind wir die
ersten Yachten, die ohne zusätzliche
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