Es reicht: Referendum jetzt!

Nr. 137 Dezember 2015
Es reicht:
Referendum jetzt!
Erscheint 4 x jährlich
EDITORIAL
Es reicht:
Referendum jetzt!
Zum 40. Jahrestag der Ausrufung der
DARS haben das Comité romand und das
SUKS eine Peti­
tion an den UN-Sicherheitsrat vorbereitet. Darin wird die
­unverzügliche Organisation des Referen­
dums in der Westsahara gefordert.
Dazu brauchen wir die Unterstützung
­aller!
Nähere Informationen sind auf ­Seite 7 zu
finden.
Wirdanken
allen Leserinnen und Lesern,
Spenderinnen und Spendern
für ihre Treue, für das Interesse
und die Unterstützung
im vergangenen Jahr.
Mit den besten Wünschen
für ein gutes 2016!
Elisabeth Bäschlin,
Barbara Hürzeler und
der Vorstand des SUKS
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In der Frage der korrekten Etikettierung
von Produkten aus der besetzten West­
sahara beginnt sich etwas zu be­wegen.
Am 11. November 2015 forderte die Eu­
ropäische Kommission die Mitglieder der
EU auf, Produkte, die aus den Palästi­
nenser-Gebieten stammen, als solche zu
kennzeichnen.
Wie steht es aber mit Produkten aus der
Westsahara?
Um konsequent zu sein, müsste die EU
im Fall der Westsahara dasselbe fordern.
Diese Forderung wird immer lauter. Zu
Beginn des Jahres hatte die englische
NRO Western Sahara Campaign in der
­Sache beim obersten Gericht gegen die
Regierung Grossbritanniens geklagt; das
Geschäft geht nun vor das Gericht der EU.
In den Niederlanden hat das Parlament
vor kurzem die Regierung beauftragt,
Produkte aus den besetzten Gebieten
entsprechend zu beschriften. Dasselbe
verlangt die Regierung von Schweden.
Der französische EU-Abgeordnete José
Bové verlangt gar eine Bezeichnung von
Tomaten aus den Gewächshäusern von
Dakhla als «Tomaten aus der Westsahara
(illegal besetzt durch Marokko)».
In der Schweiz reichte SP-Nationalrätin
Jacqueline Fehr im Jahr 2014 eine Inter­
pellation zum Thema ein. Migros und
Coop haben sich bereit erklärt, Toma­ten und Melonen in Zukunft korrekt
mit «Dakhla / Westsahara» zu beschriften.
Darauf müssen wir aber weiterhin ein
Auge halten.
Elisabeth Bäschlin
Nach dem Regen
Eindrücke aus den Lagern
Vom 17. bis 25. Oktober haben starke
und anhaltende Regenfälle in den Flücht­
lingslagern zu Überschwemmungen ge­
führt. In ausgetrockneten Wüstenböden
kann starker Regen nicht sofort ver­
sickern: Das Wasser fliesst oberirdisch ab.
Dies führt zu gefährlichen Schicht­fluten
und anschliessend zu Wasseransammlun­
gen in den Senken. Zum Glück hat sich
die Bevölkerung vor den Fluten recht­
zeitig in erhöhte Lagen gerettet. Doch
zahlreiche Gebäude sind stark beschä­
digt oder gar zusammengefallen.
nach dem Regen Kopfsprünge übten und
sahraouische Familien sich zum Pick­
nick(!) getroffen haben, wie uns berich­
tet wurde. Das nenne ich Galgenhumor!
– aus einer Situation das Beste machen!
Bei unserer Ankunft ist der Regen seit
­einer Woche vorbei und Smara gibt ein
friedliches Bild ab – unter schönstem Son­
nenschein. Da und dort sind aber noch
immer Wasserflächen zu sehen, ausser­
halb und innerhalb der Lager, die uns
eine Ahnung geben vom Ausmass der Re­
genfälle. In Rabouni hatte sich gar ein
grosser See gebildet, wo Kinder gleich
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Bei der Fahrt durch die Lager, in Smara
und in Aousserd, wird einem das Aus­
mass der Schäden bewusst. Wo man
hinschaut, sind zerstörte Häuser sicht­
bar, eingefallene Wände, herunterhän­
gende Wellblechdächer, gegen aussen
offene Wohnräume.
Ein trauriger Anblick!
Auch Schulen und öffentliche Gebäude
waren beschädigt. Als wir ankamen, be­
gannen gerade die ersten Schulen, die
wenige Schäden zu verzeichnen hatten,
wieder mit dem Unterricht, bei anderen
waren die Zerstörungen zu gross.
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Überall trocknen die Familien ihre Haus­
haltungsgegenstände, hängen Kleider,
Wäsche und Decken zum Trocknen an
den Zeltschnüren, liegen Matratzen und
Teppiche an der Sonne.
In den ersten Tagen standen am Eingang
von Smara, auf der etwas erhöhten Lage
beim Kontrollposten, noch zahlreiche,
reichlich improvisierte Zelte, die Familien
hier errichtet hatten, um sich vor dem
­Regen und den Gefahren des Wassers in
Sicherheit zu bringen. Wie uns gesagt
wurde, hatte ihre Zahl aber bereits ab­
genommen. Im Laufe der nächsten Tage
rungsmittel-Vorräten, da die Sahraouis
auch in normalen Zeiten nur über unge­
nügende Mengen verfügen. Auch zwei
unserer Produk­tions­gruppen haben ihre
Reserven an Couscous und Gerste ver­
loren, die zum ­Verkauf bestimmt waren.
wurden die Zelte dann immer weniger:
Die Familien konnten zurück an ihren
Wohnort.
Die Nothilfe ist gut angelaufen. Die
Verwal­tungen der Wilaya und Dayrate
machten unverzüglich Bestandesauf­
nahmen der Schäden und klärten Bedürf­
nisse ab. Algerien hatte bereits in den
ersten Tagen grosse Mengen an Hilfs­
gütern geschickt.
Das UNHCR hatte den am stärksten be­
troffenen Familien Not-Zelte verteilt. Beson­ders schwer wiegt der Verlust an Nah­
Beeindruckend ist der Wille der Bevöl­
kerung zum Wiederaufbau: Eine Woche
nach dem Ende der Regenfälle konnte
man bereits vielerorts sehen, wie neue
Adobe-Steine zum Trocknen an der
Sonne lagen. Die Leute hatten sofort
­
alles gerettet, was wieder verwendet
­
werden konnte: Überall sah man fein
säuberlich aufgeschichtete Fenster- und
Türrahmen, Wellbleche und Balken. Und
bereits wurden wieder die ersten Wände
hochgezogen!
Im Jugendzentrum von Aousserd bin ich
dann der jungen Mariam begegnet. Das
Haus ihrer Familie war stark beschädigt.
Doch auf meine Frage, wie es ihr gehe,
antwortete sie: «Gut. Weisst du, die
­Häuser um uns herum vergehen, aber wir
bleiben!»
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Jugendzentren
Die Schäden in den Jugendzentren der
UJSario sind unterschiedlich. Das Zen­
trum Schderia (Smara) ist nicht mehr
nutzbar und im Französischzentrum beim
Regional­sitz sind die Mauern der Biblio­
thek und des angrenzenden Unterrichts­
raums zerstört. Das Team hat aber gleich
zu Beginn Mobiliar und Material an
­einen geschützten Ort gebracht.
In den übrigen Zentren von Smara gab
es kleinere Wasserschäden an Dächern,
Wänden und Material. Gleiches gilt für
die Wilaya Aousserd. Hier weist das Re-
gional­
zentrum mit einem beschädigten
Dach den grössten Schaden auf. Gross
sind die Schäden in der weit im Süden
liegen­
den Wilaya Dakhla, die ich aber
nicht besuchen konnte.
Wegen der Regenfälle waren überall die
Aktivitäten in den Zentren unterbrochen
worden. Die jungen Leute wurden nun
zu Hause gebraucht! Unterricht und
Aktivi­
täten sollten erst in der Woche
nach unserer Abreise wieder aufgenom­
men werden.
Elisabeth Bäschlin
Reparatur der Jugendzentren
Die Kosten für die Wiederherstellung der Jugendzentren der UJSario in den drei
Wilayate werden von der Jugendorganisation auf 23‘000 Euro geschätzt.
Als Partnerorganisationen der UJSario haben terre des hommes schweiz und das
SUKS beschlossen, die notwendige Summe gemeinsam zur Verfügung zu stellen,
damit die Jugendzentren ihren Betrieb möglichst schnell wieder aufnehmen
können.
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Petition
Westsahara – Referendum
jetzt!
Am 27. Februar 1976 haben die Sahraouis ihren Staat DARS, Demokratische Arabische
Republik Sahara, ausgerufen.
1976 – 2016: Das bedeutet 40 Jahre leben in Flüchtlingslagern,
40 Jahre warten auf das Recht auf Selbstbestimmung.
Gemäss UN-Friedensplan von 1991 sollte das Referendum zur Selbstbestimmung zu
­Beginn des Jahres 1992 durchgeführt werden. Dies ist bis heute nicht geschehen.
1991 – 2016: Das bedeutet 25 Jahre vergebliches Warten auf das Referendum,
25 Jahre Ungewissheit.
Es reicht! Der Konflikt muss endlich gelöst werden.
Die Sahraouis haben schon viel zu lange gewartet!
Die beiden Schweizer Komitees, das SUKS und das Comité romand, haben beschlossen,
weltweit Unterschriften zu sammeln für eine Petition an den UN-Sicherheitsrat. Darin
wird verlangt, dass die MINURSO (Mission der UNO für ein Referendum in der West­
sahara) vor Ende 2017 das Referendum in der Westsahara durchführen muss.
Petitionstext
Die Unterzeichnenden fordern vom Sicherheitsrat der UNO, vor Ende 2017 das
Referendum zur Selbstbestimmung unter der sahraouischen Bevölkerung durchzuführen, entsprechend den Regeln des Friedensplans von 1991.
Das sahraouische Volk soll selber über sein Schicksal entscheiden können, wie
dies die Charta der Vereinten Nationen vorsieht.
Lancierung der Petition: 1. Januar 2016!
Unterschriftensammlung: 1. Januar bis 15. August 2016
www.westernsahara-referendum.org
Gebt die Information weiter, verbreitet die Adresse an all Eure FreundInnen, Eure
­Bekannten, Verwandten und KollegInnen im In- und Ausland, damit möglichst viele
Unterschriften zusammenkommen.
Wir brauchen Tausende, Zehntausende, Hunderttausende von
Unterschriften, um den Sahraouis Gehör zu verschaffen!
Elisabeth Bäschlin, SUKS
Berthier Perregaux, Comité romand
Wer keinen Zugang zum Internet hat, aber unterschreiben möchte, kann sich bei uns melden:
SUKS, Postfach, 3001 Bern, Tel. 031 351 78 20. Wir werden Namen und Beruf/Funktion eintragen.
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Kramladen
nsatz
Comic im Klasse
ich!
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kostenlos er
Musik-CDs
Info-Material
Aziza Brahim: Soutak25.00
Bericht von WSRW / Emmaus
Stockholm an die EU:
«Report: Conflict Tomatoes»
Die Landwirtschaftsindustrie
in der besetzten Westsahara
(englisch)
Mariem Hassan: Deseos25.00
Mariem Hassan: Baila Sahara
Baila25.00
Mariem Hassan: El Aaiun Egdat 25.00
Mariem Hassan con Leyoad –
cantos de las mujeres saharauis
Musik aus der Westsahara25.00
Mariem Hassan: Shouka –
Der Stachel25.00
DVDs
IMPRESSUM
Wilaya – Regie: P. Pérez Rosado 30.00
NEU Comic von M. Entrialgo:
«Der Westsahara-Konflikt
in weniger als 3000 Wörtern» 3.00
Kartenspiel «Mauerquartett»20.00
Das Material kann beim SUKS
bestellt werden.
[email protected] / Tel. 031 351 78 20
Herausgeber
Auflage Nr. 137: 2400 Expl.
SUKS / Schweizerisches Unterstützungskomitee Abo: Fr. 2.– / Jahr; der Betrag wird von Ihren
für die Sahraouis, Postfach 8205, 3001 Bern
Spenden einmalig abgezogen
Büro SUKS:
Redaktion: Elisabeth Bäschlin
Tel. 031 351 78 20
Fotos: Elisabeth Bäschlin, Limane Ramdane/
[email protected]
UJSario, zVg
www.suks.ch
Layout: Barbara Hürzeler
PC 50-9009-6
Druck: Varicolor AG
IBAN: CH62 0900 0000 5000 9009 6
BIC: POFICHBEXXX
Versand: Band-Genossenschaft