Cool wirken reicht nicht - Rudolf-Koch

Cool wirken
reicht nicht
„School off Rock“ im KJK Sandgasse
Von Stefan Mangold
OFFENBACH � Nicht jeder
dürfte schon einmal von einer Schülerband aus Liverpool gehört haben, die sich
Quarrymen nannte und bei
Pfarrfesten spielte. Dabei bildete die Gruppe mit einem
gewissen John und einem gewissen Paul den Kern jener
Formation, aus der später die
Beatles hervorgingen. Und
bestimmt träumen auch in
Offenbach bei „School off
Rock“ manche, die am Samstag im Jugend- und Kulturzentrum (KJK) an der Sandgasse auf der Bühne stehen,
dass ihnen einmal Tausende
in großen Hallen und Arenen
zujubeln. So wie die Kicker
der E-Jugend darauf hoffen,
einmal im Endspiel der Fußball-WM das entscheidende
Tor zu schießen.
Markus Franz, Musiker und
studierter
Sozialpädagoge
vom Jugendkulturbüro, organisiert das Schülerband-Konzert zum zweiten Mal. In erster Linie geht es darum, Jugendlichen Gelegenheit zu
geben, sich vor Publikum zu
präsentieren. „Die Schulbands lernen sich auch untereinander kennen“, betont der
42-Jährige. Franz trainiert Die
Outlanders, die vor Kurzem
beim Theaterstück „Last Exit
Offenbach“ gekonnt die Musik besorgten. Er erzählt vom
nicht unkomplizierten Prozess, wenn die Schüler verstehen, dass es, um öfter auf der
Bühne zu stehen, mehr
braucht als den Willen, so
cool wie möglich zu wirken.
„Sie merken mit der Zeit:
Ohne Arbeit und Selbstkritik
kann es nicht funktionieren“,
beobachtet der Gitarrist einen Reifeprozess während
der Proben. Die Outlanders
treten ebenfalls auf.
Hinten im Bühnenraum
mischt Yogi Groh, der sonst
Musikanlagen vermietet und
bereits in den 70er Jahren in
Bands Gitarre spielte, den
Sound. Zu Beginn singen Philomenia und Despina „Read
All About“ der Britin Emeli
Sandé. Die Melodie lässt sich
zwar von den meisten anderen elegischen Popliedchen
der jüngsten Jahre so schwer
unterscheiden wie die Gesichter von Spielerfrauen,
aber die jungen Bachschülerinnen können richtig gut
singen, bekommen die Oktave blitzsauber hin. Mit ihnen
geübt hat Jay Keys, die vor
Aber cool sein hilft: Zu den Mitwirkenden zählte die Hardrockband Carolina Reaper. � Foto: Georg
nicht allzu langer Zeit selbst
auf der Bachschule die Bank
drückte und dort als Honorarkraft Schüler musikalisch betreut. Sie arbeitete aktuelle
Hip-Hop-Songs im Rhythm‘n’
Blues-Stil um.
Auch die Band der RudolfKoch-Schule tritt auf, von Musiklehrer Ole Haubner betreut. Der Pädagoge benennt
die Crux der Schülerbands, in
deren Natur es liegt, meist
nur ein Jahr in derselben Besetzung spielen zu können.
Irgendeiner macht dann Abitur und studiert weit ent-
fernt. Sobald sich die Früchte
der Arbeit zeigen, ist es vorbei. Menschlich harmoniere
die aktuelle Besetzung bestens miteinander.
Einer wie Nick Doll, Gitarrist von der Rudolf-KochSchule, wird sicher bei der
Stange bleiben. Er spielt in
der Hardrockband Carolina
Reaper, die „Lady In Black“
anstimmt, den Hit von Uriah
Heep. Die vier Jungs agieren
auf einem ungewöhnlich hohen instrumentalen Niveau.
Um so virtuos Gitarre spielen
zu können wie Sänger David
Vladovic, reicht es nicht, ab
und zu mal die Klampfe in die
Hand zu nehmen und ein
bisschen verwegen zu zupfen. Zum Finale tritt zudem
die in der Region bekannte
Gruppe Corbian an, die zum
Takt dunkler Heavy-MetalKlänge die Köpfe tüchtig kreisen lässt.
Die Beatles haben sich
längst getrennt, einige sind
tot. Aber wer weiß: Vielleicht
steht die eine oder der andere
von denen, die sich diesmal
hören lassen, irgendwann auf
ganz großer Bühne...