Upgrade Wie Sie aus Ihren Spendern Superspender machen. 4 Interview Was uns John Greenhoe über Major Donor Fundraising verraten hat. 10 DRTV Was Sie über Spenderwerbung im Fernsehen schon immer wissen wollten. 12 Rückblick Was es beim Internationalen und beim Österreichischen Fundraising Kongress zu hören gab. 15 4 14 2 4|14 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser! L angsam neigt sich erneut ein Jahr dem Ende zu und wir können den Anbruch eines neuen bereits erahnen. Anfang und Ende sind auch zwei gute Stichworte für diese Ausgabe OPEN MIND. Beginnen wir diesmal mit dem Ende. Denn mit dem aktuellen Themenschwerpunkt „Upgrade“ schließen wir unsere Reihe zum Spenderzyklus ab. In diesem Jahr haben wir Ihnen verraten, wie Sie Interesse für Ihre Organisation wecken, Interessenten in Spender umwandeln und Einmalspender zu dauerhaften Unterstützern konvertieren können. Nun gehen wir der Frage auf den Grund, wann und wie Sie Ihre Förderer am besten um eine Erhöhung ihrer Spende fragen können und sie vielleicht sogar in Medium oder gar Major Donor umwandeln können. Major Donor Fundraising war auch das Thema des Vortrages von John Greenhoe beim Österreichischen Fundraising Kongress dieses Jahr. Für OPEN MIND hat er dazu in einem Interview nochmals aus dem Nähkästchen geplaudert. Zum Abschluss noch zum Anfang. Dort steht Österreich nämlich derzeit in Sachen Direct Response TV. Zum diesjährigen Fundraising Forum luden wir daher zwei Experten aus Großbritannien ein, die über Chancen und Risiken mit diesem Tool berichtet haben und den Besuchern gleich noch eine Handvoll guter Tipps mit auf den Weg gegeben haben. Ergänzt wurde ihr Vortrag von Gerhard Pock – erfahren Sie alles dazu auf den Seiten 12 und 13. Viel Spaß beim Lesen und schon jetzt einen guten Rutsch ins neue Jahr! Ihre Marion Rödler, MBA herausgeber DIRECT MIND GmbH, Technologiestraße 8, Postfach 207, A-1121 Wien, T: +43/1/602 39 12 - 0, F: +43/1/602 39 12 – 33, [email protected], www.directmind.at Chefredaktion Andreas Zednicek Artdirecton Gai Jeger, www.gaijeger.at Redaktionsteam Mag. H. Krieger, Mag. (FH) J. Mayer, R. Sigl, G. Pock, MAS, A. Zednicek lektorat Rainer Sigl Coverfoto Fotolia Druck Druck Merkur Repro Wien Gedruckt auf 100 % FSC-Papier. Die Inhalte wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, dennoch wird keine Garantie bzw. Haftung für etwaige inhaltliche Unrichtigkeiten übernommen (Produkthaftungsausschluss). Foto: Jürgen Hofer (DIRECT MIND), bright-light.at Impressum News 4|14 Geballte Erfahrung. Mag. Christoph MüllerGattol, Ayten Akbas, Irene Weikersdorfer und Mag. Trude Dietachmayr (v.l.n.r.) bereichern seit zusammen 60 Jahren die Arbeit von DIRECT MIND und HUMAN MEDIA. 4 x 15: Jubiläum bei Direct Mind und HUMAN MEDIA Wenn vier so qualifizierte und erfahrene Fundraising-Experten seit jeweils 15 Jahren für denselben Arbeitgeber tätig sind, dann spricht das durchaus für die Unternehmenskultur bei DIRECT MIND bzw. deren Partner-Agentur und Bürogemeinschaftskollegen HUMAN MEDIA. C reative Director Mag. Christoph Müller-Gattol, Key Accounterin Mag. Trude Dietachmayr (beide DIRECT MIND) sowie HUMAN MEDIA-Geschäftsführerin Irene Weikersdorfer und Assistentin Ayten Akbas sind sich einig: Das Betriebsklima hier ist schon etwas ganz Besonderes. Und auch, dass sie durch ihre Arbeit Organisationen und so der guten Sache helfen, schätzen alle vier an ihrem Job – vor allem, wenn sie das auch einmal live erleben dürfen: „In meinen 15 Jahren bei DIRECT MIND hatte ich immer wieder die Möglichkeit, Projekte, die wir durch unsere Arbeit mitfinanzieren, selbst zu besuchen. Das war jedes Mal ein ganz besonders Erlebnis – ob es zu den Bärenwäldern von VIER PFOTEN nach Bulgarien oder Kosovo ging oder zu einem Projekt mit Straßenkindern von JUGEND EINE WELT nach Ruanda“, ist Mag. Trude Dietachmayr nach wie vor begeistert. Begeistern konnte sich auch Mag. Christoph Müller-Gattol von Anfang an – nicht zuletzt für die Innovationskraft der Firma: „Ich habe in einem Magazin einen Artikel über ein Unternehmen gelesen, das Werbung auf Toiletten vermarktet und mir gedacht: ‚Wer das macht, muss innovativ sein.‘ Daraufhin habe ich mich – zunächst erfolglos – beworben. Ich war dann einigermaßen erstaunt, als nach einem Jahr doch jemand anrief. Ich hätte mich vor einiger Zeit bei einer Tochterfirma von DIRECT MIND beworben, ob wir uns nicht einmal treffen könnten? Es ginge zwar nicht mehr um Klo-Werbung, aber um etwas anderes Spannendes ...“. Und Spannendes hat tatsächlich jeder der vier in den letzten Jahren erlebt. Für Irene Weikersdorfer ist beispielsweise die Gemeinschaftslotterie „Das gute Los“ ein Highlight ihrer Zeit bei HUMAN MEDIA: „Es war nicht immer einfach, die Vorstellungen verschie- dener Organisationen unter einen Hut zu bringen. Aber schlussendlich haben wir es geschafft und ein Ganzes daraus gemacht.“ Ayten Akbas freut sich, bei der Entwicklung der Datenbank PROSPERUS mitgearbeitet zu haben: „Das war schon ein tolles Gefühl, wenn die Vorschläge genau so umgesetzt wurden, wie man es haben wollte. So entstand dann wirklich eine Datenbank von Fundraisern für Fundraiser.“ Was die Zukunft so bringen wird? Nun, Langweile wird jedenfalls nicht aufkommen – darin sind sich die vier erneut einig. Denn: „Wir werden weiterhin nach den besten Wegen suchen, um Spender emotional zu erreichen – und das wird, nicht zuletzt dank neuer Kanäle, immer differenzierter und individueller,“ zeigt sich Trude Dietachmayr motiviert. Dem stimmt auch ihr Kollege zu: „Die Spender haben mehr Auswahl und mehr Information zur Verfügung. Die Vorlieben, das Verhalten und das Denken der Spender werden noch stärker in unseren Fokus rücken“, ist sich der Creative Director sicher. In diesem Sinne: Auf die nächsten 15 Jahre! 3 4 4|14 Thema The Only Way Is Up! Es klingt wie der Stoff, aus dem Fundraiser-Träume gemacht sind: sich nicht in den harten Kampf der Neuspender-Werbung stürzen zu müssen und dennoch eine höhere Gesamtspendensumme zu generieren als bisher. „Upgrading“ heißt das Zauberwort, das diesen Traum wahr werden lassen kann. Andreas Zednicek den, wobei die größeren Erträge der oberen Segmente diesen rechtfertigen. Medium und Major Donors Während wir uns in der ersten OPEN MIND-Ausgabe dieses Jahres damit beschäftigt haben, wie eine Organisation Interessenten gewinnen kann, war das Thema der Ausgabe 02/14 bereits ein UpgradingThema: die Umwandlung von Interessenten in Spender. Und auch in der vergangenen Ausgabe, dem Heft 03/14, ging es um gezielte Entwicklungsprogramme – nämlich die zur Umwandlung von Einmalspendern in Mehrfach- bzw. Dauerspender. Diesmal möchten wir uns damit beschäftigen, das nächste Segment der Spenderpyramide zu bearbeiten, wobei es Sinn macht, dieses noch einmal zu teilen. Je nach Größe einer Organisation kann nämlich nicht nur ein eigenes Betreuungs- und Entwicklungsprogramm für Großspender zielführend, sondern auch eines für Medium Donors » Foto: Fotolia M anchmal sind es die einfachen Dinge, die stets ihre Richtigkeit behalten und eine Theorie treffend auf den Punkt bringen. Ein Beispiel dafür ist die Spenderpyramide – eines der wichtigsten Modelle im Fundraising. Schematisch stellt sie zum einen die Intensität des Engagements verschiedener Spenderschichten zu der Größe der Gruppe dar, zum anderen verdeutlicht sie auch die Höhe des Life-Time-Values, den Spender der jeweiligen Ebenen erbringen können. Für Fundraiser ist es daher das Ziel, den Spender von einer Stufe der Pyramide auf die nächsthöhere zu führen, um so die Beziehung zur Organisation zu stärken und die Summe der Erträge über die einzelnen Segmente hinweg zu maximieren. Dazu ist es jedoch nicht nur notwendig, für jede Ebene der Spenderpyramide gezielte Spenderbindungs-, sondern auch spezielle Entwicklungs-(Upgrading-) programme aufzubauen. Von Stufe zu Stufe sind diese mit höherem Aufwand verbun- Thema 4|14 5 6 4|14 Thema Spenderpyramide » vielversprechend Erblasser Intensität des Engagements sein. Die Grenzen zwischen einem „normalen“ Spender, einem Medium Donor und einem Großspender werden dabei jedoch von Organisation zu Organisation unterschiedlich gezogen. Während sich Major Donors dadurch auszeichnen, dass oft die Finanzierung eines ganzen Projekts von ihrer Spende abhängt, definieren sich Medium Donors vor allem in Relation ihrer Spenden im Vergleich zum Durchschnittsspender der Organisation. Dabei sollte man jedoch immer auch längere Zeitabschnitte im Auge behalten. Wer 14 Mal im Jahr jeweils 30 Euro spendet, fällt mit dem einzelnen Betrag vielleicht noch nicht auf. In Summe ergibt das jedoch eine beachtliche Jahresspende von 420 Euro Großspender Dauerspender Mehrfachspender Erstspender Interessenten Anzahl der Personen und der Spender gehört damit vielleicht schon in das Segment der Medium Donors. Eine entsprechend genaue und regelmäßige Analyse der Spenderdatenbank ist daher unbedingt notwendig. Denn: Wer so viel gibt, darf sich auch ein entsprechendes Engagement der Organisation erwarten. „Dabei machen oft schon kleine Adaptionen eines herkömmlichen Mailings einen großen Unterschied. So könnten die Briefe für diese Spenderschicht tatsächlich von Hand unterschrieben werden. Dem Paket kann man auch noch ausführlichere Informationen zum jeweiligen Projekt beilegen. Das Ganze in ein größeres Kuvert stecken, von Hand adressieren und mit echten Briefmarken frankieren – schon hat man eine persönlichere Variante des ursprünglichen Mailings, die der Mehr geben. Österreich gilt zwar als Land der Kleinspender, doch der Medium-Donor-Bereich bietet interessantes Potenzial. Thema intensiveren Beziehung zwischen Organisation und Medium Donor gerecht wird. Was man allerdings auf keinen Fall vergessen darf: die Spendenvorschläge entsprechend anzupassen“, weiß Ing. Margot PockKadlcik, Kundenbetreuerin bei DIRECT MIND. Auch ihre Kollegin, Mag. Trude Dietachmayr, hat wichtige Erfahrungen in der Betreuung von Medium-Spendern gesammelt: „Pre-Calls machen einen großen Unterschied. Dabei werden Medium Donors angerufen und darüber informiert, dass man ihnen in den nächsten Tagen Informationen zu einem Projekt zuschicken wird. Unsere Tests zeigen, dass damit sowohl Responserate als auch Spendenschnitt steigen. Wichtig ist dabei jedoch, die Kommunikation mit den Spendern immer genau im Auge zu behalten, um auch wirklich den Eindruck einer persönlichen und individuellen Betreuung zu bestätigen. In unserer Datenbank speichern wir daher zu jedem Spender seine gesamte Historie mit der Organisation und können in einem MemoFeld auch persönliche Infos oder Dateien hinterlegen. Zum Beispiel die Namen der Kinder oder ob der Spender Haustiere hat.“ Schritt für Schritt zum Upgrade Um einen Spender als Medium Donor zu betreuen, muss man ihn allerdings in den meisten Fällen erst davon überzeugen, mehr zu geben als bisher. Nur in den allerseltensten Fällen geht die Initiative vom Spender selbst aus. Der wichtigste Grund, warum Ihre Unterstützer Ihnen mehr geben, ist daher eigentlich ein naheliegender: weil sie danach gefragt werden. Ein weiterer Grund: Der Spender glaubt an die Organisation, deren Vision und das Team dahinter. Wenn er davon überzeugt ist, dass die Arbeit Ihrer Organisation tatsächlich einen Unterschied machen kann, wird er sich leichter davon überzeugen lassen, mit größeren Zuwendungen auch mehr Gutes bewirken zu können. Damit muss natürlich die Überzeugung einhergehen, dass die Organisation auch wirklich verantwortungsvoll mit Spendengeldern umgeht. 4|14 Nachgefragt Jasna Sonne konnte bereits mehr als 20 Jahre lang Erfahrungen im Fundraising und NPO-Management in Österreich, Deutschland und international für verschiedene Organisationen wie Greenpeace und Licht für die Welt sammeln. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf Großspenden und Stiftungen. Open Mind: Was sind die besonderen Herausforderungen, wenn es darum geht, einen bestehenden Spender um mehr Geld zu fragen? Jasna Sonne: Da gibt es einige. Vor allem kommt es aber auf die Beziehung zum Spender an. Haben Sie diese gut aufgebaut? Wurde das richtige Thema präsentiert und die richtigen Spendenvorschläge gemacht? Wichtig ist auch, dass die Öffentlichkeitsarbeit stimmig ist. Open Mind: Gibt es einen perfekten Zeitpunkt dafür? Wann ist es zu früh, wann eventuell zu spät? Jasna Sonne: Es gibt gute und schlechte Zeiten. Je nach Organisation kann das unterschiedlich sein. Erstmals fragen können Sie idealerweise drei bis sechs Monate nach der letzten Spende. Open Mind: Welche Kanäle eignen sich dafür am besten? Jasna Sonne: Das Telefon, weil es persönlich ist. Aber auch das Mailing hat sich bewährt. Open Mind: Was dürfen sich Spender erwarten, wenn sie höhere Beträge spenden? Jasna Sonne: Die persönliche, möglichst individualisierte Betreuung wird damit wichtig – eine Herausforderung an die gesamte Organisation. Open Mind: Ab wann zahlt es sich aus, in ein eigenes Medium-Donor-Programm zu investieren? Jasna Sonne: Dazu sollte die Organisation schon einen gewissen Spenderstamm haben. So ab 10.000 bis 15.000 Spendern kann man darüber nachdenken, wenn sich die Ausstattung bzw. das Projekt einkaufsseitig rechnet. » 7 » Nur in den allerseltensten Fällen geht die Initiative vom Spender selbst aus. Der erste Schritt ist daher, sein Spendenverhalten zu analysieren und zum richtigen Zeitpunkt nach einer größeren Spende zu fragen. Als Medium, um die eigentliche Frage zum Upgrade zu stellen, hat sich das Telefon bewährt. Es ist persönlicher und individueller als ein Brief und steht vom Aufwand in Relation zu den erhofften Einnahmen. Individuelle, persönliche Treffen rechnen sich meist nur bei Großspendern. Als Gesprächsleitfaden kann man sich an folgenden fünf Punkten orientieren: 1. Die letzte Spende wertschätzen Der erste Schritt auf dem Weg zum Medium oder Major Donor ist, sich beim Spender für die jüngste Spende bzw. seine andauernde Unterstützung zu bedanken. Machen Sie ihm deutlich, dass er eine wichtige Rolle in Ihrer Organisation spielt und Ihre Arbeit ohne ihn nicht möglich wäre. Und: Machen Sie es gleich. Je weniger Zeit zwischen Spende und Bedankung liegt, desto positiver das Gefühl, das Sie beim Spender hinterlassen. 2. Zeigen Sie Ihrem Spender, was sein Geld bewirkt hat Erklären Sie Ihrem Spender, was Sie dank seiner Unterstützung erreichen konnten. Versuchen Sie dabei möglichst konkret zu werden – mit einem besonders emotionalen Schicksal. Erklären Sie ihm aber auch, was Sie in Zukunft tun können, wenn weiterhin gespendet wird und welchen Unterschied Ihr Projekt machen könnte. 3. Erklären Sie, warum Sie die Spende benötigen Machen Sie klar, warum Ihre Organisation mehr Geld braucht. Haben sich die Umstände und Rahmenbedingungen für Ihr Projekt geändert? Wurden vielleicht Zuhören. Wer fragt, darf sich auch vor einer Antwort – und der Stille davor – nicht fürchten. Thema andere finanzielle Zuwendungen gestrichen? Oder ist das Ziel bereits zum Greifen nahe und es fehlen nur noch die letzten Gelder? Vielleicht starten Sie auch gerade ein neues Projekt, das besonders wichtig ist. Machen Sie deutlich, warum die Unterstützung Ihres Spenders gerade jetzt so einen Unterschied machen kann. 4. Fragen Sie Der vielleicht schwierigste Schritt ist es wahrscheinlich, die eigentliche Frage zu stellen. Dabei sollten Sie jedoch konkret und direkt sein. Die Frage „Können Sie sich 4|14 vorstellen, Ihre Spende monatlich um den Betrag X zu erhöhen?“ ist weitaus effektiver als ein „Wir wären wirklich dankbar, wenn wir noch mehr Unterstützung bekämen“. 5. Seien Sie still Nun ist es am Spender, sich Ihre Frage durch den Kopf gehen zu lassen und zu antworten. Die eventuell eintretende Stille mag sich unangenehm anfühlen, doch geben Sie Ihrem Gegenüber Zeit nachzudenken, Fragen zu stellen und eine Entscheidung zu treffen. Übrigens, der Upgrading-Prozess beginnt eigentlich schon bei der Spenderwerbung. Denn die Erfahrungen des Teams von DIRECT MIND zeigen, dass sich Spender mit einer höheren Einstiegsspende auch besser umwandeln lassen. Vorbereitung ist die halbe Miete Ein wichtiges Telefonat wie das, in dem Sie einen Spender um mehr Geld bitten, sollte gut vorbereitet sein. Neben der entsprechenden Strategie Ihres Upgrading-Programmes helfen diese einfachen und konkreten Tipps, sich für ein erfolgreiches Gespräch zu rüsten. Informationen über das Projekt einholen Bevor sich ein Spender dazu entschließt, mehr Geld zu geben, wird er unter Umständen Fragen haben. Bereiten Sie sich gut vor, um Ihr Projekt „verkaufen“ zu können. Wen rufe ich an? Geben Sie Ihrem Gesprächspartner den Eindruck, dass er für Ihre Organisation ganz besonders wichtig ist. Dazu gehört, möglichst viel über ihn und seine Beziehung zur Organisation zu wissen. Welche Informationen haben Sie über die Person und wie sah der bisherige Kontakt aus? Unterlagen bereithalten Achten Sie darauf, dass Sie alle Unterlagen zur Hand haben. Dazu zählen Gesprächsleitfaden sowie Projektinfos, aber auch ein Block und zwei funktionierende Schreibgeräte. Motivieren Sie sich Greifen Sie nicht gedankenlos zum Hörer, sondern versetzen Sie sich in eine positive Grundstimmung. Stellen Sie sich vor, dass sich der Spender auf Ihren Anruf freut. Konzentrieren Sie sich Während des Gesprächs sollten Sie sich nur darauf konzentrieren und nicht nebenbei noch andere Tätigkeiten ausführen. Oft kann es helfen, die Augen zu schließen. Achten Sie auf Ihre Stimme Ihre Stimme ist ein großer Erfolgsfaktor. Mehr als die eigentlichen Worte schafft sie die Stimmung des Gesprächs. Achten Sie dabei nicht nur auf Tempo, Lautstärke, Pausen und Modulationen, sondern auch auf Ihre Körperhaltung. Bitte lächeln Denken Sie daran: Ein Lächeln kann man hören. 9 10 4|14 Interview »It may be easier than you think« John Greenhoe answers questions on donor-attention and major gifts. Mag. Hans Krieger Open Mind: What are the main reasons for a high donor transiency? John Greenhoe: One of the primary factors is that charities do not do enough to welcome donors to their organizations when they make first-time gifts. The first gift is critical, because it is much easier to retain a current donor than to attract a new one. After the first gift occurs, in addition to showing appreciation the charity must somehow let the donor know that the gift made a difference. Sensing the NGO “didn’t care” is the number one reason for donor attrition. High turnover in the fundraising profession is another problem, especially in the area of major gifts. To be successful in soliciting large amounts of funding, the organization must appear stable in addition to having a good reputation. A revolving door of fundraisers is a red flag for many donors, who desire constancy and reliability. These donors must develop trust not only for the organization, but for the fundraising staff themselves. To make this happen, NGOs must invest in training and development to support new fundraisers, as well as being patient for new fundraising efforts to take root. Open Mind: Do you see a difference between low-donors and highdonors? John Greenhoe: There are many differences. Low range donors (typically “Annual Fund” givers) are often transactional in their giving, while major donors see their gifts as investments and tend to be more emotionally involved. Annual Fund gifts tend to come from indirect methods (online, direct mail) while major gifts are very direct and high touch (face to face meetings, etc.). Open Mind: In Austria the donor-attrition rate for first time givers is normally between 40 and 60 percent. This is quite low compared to other countries. We don’t want to arrive at figures of more than 70 percent, like in the US. Do you have concrete recommendation to keep this figure as low as it is? Or even to improve it? John Greenhoe: I don’t see myself as an expert in this particular area, but my thought is that at least part of Austria’s success has to do with its emphasis on monthly giving programs. Monthly givers in general have much higher retention than annual direct mail donors, so I would continue to invest in and even further strengthen these programs. I also suggest the NGOs who don’t have “welcome packages” for new donors create them. These packages might include a cover letter from the organization, a membership card and a personal invitation to visit the charity. Last but not least, NGOs should consider how they might have more “high touch” opportunities with donors. Perhaps not a major gift program, but a regimen of stewardship that could include phone calls to donors, giving clubs and small tokens of appreciation to repeat givers. Open Mind: Relationship building is important for keeping the donors. But there are costs involved. Is it worth to invest in relationship building? What could be the best investment? John Greenhoe: Evidence from the Association of Fundraising Professionals and other large associations shows that relationship building does help retain donors. Perhaps more importantly, in building relationships with the right donors. Data indicates that in some organizations, 80 percent of fundraising revenue comes from just two to three percent of the total donor population. Therefore it is imperative that NGOs reach out and cultivate these select individuals in particular. That is in fact the basis for a major gift program. So, the answer is yes. Relationship building is very worthwhile. I suggest that NGOs with a strong emphasis on direct mail, special events, auctions, etc. might think about slowly reallocating some of those current resources to major gifts. Many of the most efficient charities have large major gift staffs and in many cases spend less than 10 cents to raise a dollar. Many charities with no major gift effort spend much more, in some cases 50 cents on the dollar or more. Having Interview said that, major gift efforts are not an immediate fix. It’s possible that NGOs transitioning to major gifts might even slip a bit in their over all fundraising results at first, but their patience will be well rewarded. This will require wise and prudent leadership that focuses on long term gain, rather than solely focusing on the need to balance this year’s budget. Open Mind: The book “Opening the Door to Major Gifts” is your most recent publication. What are the main action points for a NPO to set up to open the doors? John Greenhoe: There are many, but here are the highlights: First, the NGO must make it a priority to give staff the time and resources to reach out to new prospective donors. Such a priority is actually the very beginning of focusing on major gifts. Second, NGOs must help fundraisers learn the best ways to make first contact. My book contains several strategies on this topic. Third, NGOs and fundraisers both must be patient – for the NGO, for the effort to take root, and for the fundraiser, not to become discouraged when prospective donors are hard to reach, will not call back or refuse to meet. Door opening takes both persistence and patience. Finally, all involved need to realize that initial outreach is very sales driven – that is to say, you need to make a lot of calls, and a lot of visits, to find a select number of good prospects. In many ways, it is a numbers game, and you have to have substantial efforts at the front end to create a good and sustainable donor pipeline. Open Mind: Why is patience so important to develop major gifts? John Greenhoe: Primarily because the larger the gift, the longer this process will take. In the case of “mega” or transformational gifts, it can be a matter of years rather than days or months. The negotiation and consideration period after the actual “ask” can be lengthy because it is a major life decision for the donor. Further, smart charities realize that high potential donors expect a great deal of attention and that their support will not easily be gained. These donors expect to be Foto: beigestellt ad personam John Greenhoe, CFRE, is an internationally recognized speaker who is noted for providing intriguing and stimulating presentations centering on the topic of philanthropy. The author of the best selling book “Opening the Door to Major Gifts” (Charity Channel Press), Greenhoe has more than 20 years of experience in non-profit leadership roles and currently serves as Director of Major Gifts at Western Michigan University. He has successfully trained thousands in the art of the qualification or “discovery” call. For information on John’s book, please visit about.me/johngreenhoe. 4|14 “courted”, if you will, and the organizations that do this well – treating donors with respect, patience and thoughtfulness, while at the same time being creative and innovative in their approach – tend to be the ones that attract major gifts. Many very large gifts can take two years or more from initial contact to the gift close, while smaller or “mid-level” gifts take less time. As an organization, you have to decide the giving potential of each prospect, and accordingly how much time and resources you are going to devote . It’s a process that takes time to learn, which is why many NGOs bring in additional resources (consultants, etc.) to help them get started. In the end, I think the vast majority of NGOs will find these efforts well worth it. Open Mind: What are the main lessons NPOs in Austria can learn from the US-market regarding donor retention? John Greenhoe: My first comment is that NPOs should not sell themselves short as it seems Americans can learn from the Austrians in many ways on this topic. I think however the biggest lesson is that NPOs must invest in fundraising and be confident that it will be worthwhile. In the US, I compare it to trying to “play” the stock market. It is very difficult (some would say impossible) to know how to time the market, i.e., when and how to buy low and sell high. A much better strategy is to invest and remain patient through the lows and highs. You should come away with good returns if you keep a long view. As stated earlier, Austrians can definitely improve retention in very simple ways. These include promptly mailing thank you letters/receipts to all donors (especially new ones), publishing a newsletter or annual report that shows, in simple terms, how donated funds are being used, and by increasing personal contact through thank you calls and personal visits. I see it as more of an opportunity to “tweak” things rather than a major overhaul. In the end, my observation is that courtesy and hospitality are well ingrained in the Austrian culture. Accordingly, strong donor retention is certainly attainable. Applying these traits along the path of donor cultiva• tion may be easier than you think. 11 12 4|14 Thema Video kills the Direct Mail Star? Beim jährlichen Fundraising Forum von DIRECT MIND werden Trends und Innovationen präsentiert. In diesem Jahr schauten wir in die Flimmerkiste, die mit dem richtigen Inhalt zur Schatzkiste wird: Fundraising via Fernsehen. Andreas Zednicek „Z appen Sie sich in eine neue Dimension“, waren die vielversprechenden Worte, die die Einladung von DIRECT MIND zum Fundraising Forum im September 2014 zierten. Spenderwerbung über das Fernsehen stand auf dem Programm – ein in Österreich noch relativ neues Format. Ganz anders in Großbritannien: Dort werden, nach 20 Jahren Erfahrung in dem Bereich, nämlich bereits 50 Prozent der Neuspender über TV geworben. Grund genug, um zwei Experten in dem Metier nach Österreich zu holen: Maria Phillips und Gail Cookson von WPN CHAMELEON haben bereits zahlreiche Direct Response TV-Spots (kurz: DRTV-Spots) für Non-Profit-Organisationen in UK entwickelt – mit großem Erfolg. Und so starteten sie ihren Vortrag auch mit einem Beispiel, das die Chancen von Spenderwerbung im Fernsehen zeigen sollte: Ein Spot für UNICEF UK hat eine halbe Million Menschen dazu motiviert, per SMS zu spenden. Ganze 40.000 Personen davon konnten in weiterer Folge in Dauerspender umgewandelt werden. Keine Imagewerbung Fernsehspots an sich sind auch für NPOs hierzulande nichts Neues. Der Vorteil des Formats liegt auf der Hand: Durch den multidimensionalen Ansatz – die Kombination verschiedener Reize (Bilder, Töne, Text) – lässt sich eine Geschichte besonders emotional erzählen und wird quasi zum Leben erweckt. Doch wurden Fernsehspots von Organisationen bis- her vor allem zur Imagewerbung oder zur Steigerung der Awareness eingesetzt. Der Unterschied von Direct Response TV liegt im Namen – konkret im Wort „response“. Denn es geht darum, den Zuseher zu einer Handlung (nämlich zum Spenden) zu motivieren. Und das am besten sofort – „direct“. Das ist auch der Grund dafür, dass für DRTV andere Regeln gelten als für klassische TV-Werbung. Während bei Zweiterem Sendeplätze zur Prime Time besonders begehrt sind, da man eine große Menge an Zusehern erreichen kann, sind für die Spenderwerbung im Fernsehen Zeiten besser, in denen das Programm nicht ganz so interessant ist und die Zuseherzahl daher geringer. Schließlich sollen die Menschen vor den TV-Geräten nach dem Sehen des Spots ja reagieren, indem sie zum Telefon greifen oder eine Website besuchen und dort eine Spende tätigen. Der Vorteil: Diese nicht so begehrten Sendeplätze sind günstiger zu buchen. Planung und Strategie Wie bei jeder anderen Form des Fundraisings ist auch der Erfolg von DRTV nicht zuletzt von der rich- Thema tigen Strategie abhängig. Die Fragen, die man sich dabei stellen muss, werden Ihnen vermutlich bekannt vorkommen: „The rules for direct response are the same for TV as they are for direct mail: Who is it that you are targeting? What is the best way to reach them? What is your offer? ... Then you add a little bit of creative fairydust – a bit of magic. And think very carefully about response handling“, erklärte dazu Gail Cookson. Wie wichtig der letzte Punkt ist, zeigte auch Gerhard Pock von DIRECT MIND & DONICITÉ in seinem anschließenden Vortrag. Anhand von Fallbeispielen erklärte er, wo und wie Organisationen Menschen auf dem Weg zur Spende verloren haben. Ein wichtiger Punkt dabei ist es, die Kommunikationskanäle klar zu kommunizieren: Einfach einzuprägende Telefonnummern zum Spenden und/oder Webadressen, in großer Schrift und ausreichend lang während des Spots eingeblendet, sind der erste Schritt dazu. Der erste Eindruck zählt Auch für die Kreativarbeit bekamen die Besucher des Fundraising Forums wertvolle Tipps von Maria, Gail und Gerhard mit auf den Weg. Zum Beispiel, dass die ersten paar Sekunden des Spots entscheidend sind. Ihre Ratschläge dabei: Den Zuseher direkt ansprechen („Wenn Sie ein Herz für Tiere haben ...“), gleich klar machen, dass man sich eine Reaktion wünscht („Halten Sie Ihr Telefon bereit“), eine kurze und prägnante Headline („Ein wichtiger Aufruf, der einer Familie das Leben retten kann“) und die Telefonnummer bzw. Webadresse einblenden. Die Erfahrungen aus Großbritannien zeigen auch, dass sich längere Spots von 60 oder sogar 90 Sekunden bewähren. Immerhin gilt es, nicht nur das Problem klar aufzuzeigen, sondern auch die Lösung, die die Organisation bietet, zu präsentieren. Wichtig ist laut den Experten aber auch, mit einem Bild zu schließen, das die Dringlichkeit nochmals deutlich macht – ein „Happy End“ wäre hier ein Fehler. 4|14 Ansichtssache WPN CHAMELEON hat viele erfolgreiche DRTV Spots produziert – drei Beispiele: ANTHONY NOLAN gewinnt mit einem starken Beginn sofort die Aufmerksamkeit der Zuseher. BROOK schickt den Zuseher auf eine emotionale Reise von Mitgefühl zu Hoffnung. Foto: Fotolia Der Ton macht die Musik Nicht zu unterschätzen ist auch der akustische Part des DRTVSpots. Dazu zählen zum einen die Musik, aber auch der Sprecher bzw. die Sprecherin. Hier hatten die Vortragenden erneut praktische Tipps und Empfehlungen. Zum Beispiel, dass die Musik den Zuseher auf eine Reise schicken sollte – eine Reise von Traurigkeit zu Hoffnung. Oder auch, dass sich in England der Einsatz von Sprechern mit regionalen Akzenten bewährt hat. Die Euphorie für DRTV war am Ende des Fundraising Forums groß. Vor allem bei Organisationen, die sich für Kinder oder Tiere einsetzen. Denn diese haben es, nach Meinung von Maria Phillips und Gail Cookson, etwas leichter als solche, die für Forschungs- oder • Umweltschutzprojekte um Spenden werben. ACTION AID bringt die Dringlichkeit des Spendenaufrufes durch das wiederholte „Today“ auf den Punkt. 13 14 4|14 Termine Beziehungsmanagement auf Amerikanisch Gerhard Pock von DIRECT MIND Österreich und DONICITÉ France besuchte den diesjährigen International Fundraising Congress Mitte Oktober in Holland. Den größten Eindruck hinterließ der Vortrag von Kevin Schulman auf ihn. Ein Bericht. Gerhard Pock, MAS USA. Wie so oft kommt auch dieser Trend aus Amerika. Z ufriedene Spender bleiben länger bei der Organisation und bringen somit mehr Einnahmen. So weit die Grundlage der FundraisingErkenntnisse. Nur ab hier wird es mit den Erkenntnissen schon schwieriger. Wie soll eine Organisation herausfinden, was die Spender wirklich wollen? Und wenn Spender anrufen und mitteilen, was sie wollen, soll man das denn auch wirklich tun? Wie viel Gehorsam tut gut? Bisher war mein Zugang, das, was Spender wollen, nicht immer 100 Prozent für bare Münze zu nehmen. Die Erfahrung zeigt zum Beispiel, dass Spender sich oft wünschen, weniger zugesandt zu bekommen – meist mit dem Argument, dass sich Organisationen so etwas sparen könnten. Kommt man ihrem Wunsch nach, spenden sie aber auch weniger oft. Und auch die Ergebnisse von Meinungsforschungen sind mit Vorsicht zu genießen, da Befragte hier gerne „sozial erwünschte“ Antworten geben. Außerdem ist das Adaptieren von Fundraising-Strategien auf die Bedürfnisse von Einzelpersonen recht schwierig – ja, fast schon unmöglich. Profiling Hier kommt ein neuer Trend aus dem amerikanischen Profit-Sektor ins Spiel, den Kevin Schulman auf dem diesjährigen IFC in Holland vorgestellt hat: Profiling von ganzen Spenderdatenbanken über Spenderbefragungen. Die Idee klingt einfach: Über die Befragung einer repräsentativen Referenzgruppe von Spendern wird herausgefunden, welche Bedürfnisse die Personen haben. Die Befragungen finden mittels Fragebogen per Post, Telefon und Email statt. Ebenso werden alle Personen, die aktiv anrufen, um z.B. die Adresse zu ändern, befragt. Mittels Analyseverfahren werden die gesammelten Ergebnisse dann ausgewertet und daraus die Strategie für diese Gruppe gebaut. Zusätzlich wird ganz genau dem entsprochen, was die Spender fordern und es werden aus der Datenbank heraus personenspezifische Aktionen kreiert, um auch wirklich eine individuelle Betreuung bieten können. Diese Referenzgruppe wird über einen Zeitraum von 18 bis 24 Monaten gesondert betrachtet. Laut US-Experten sind die Ergebnisse um bis zu 20 % besser als mit den herkömmlichen Strategien. Für mich war dieser Zugang in dieser Konsequenz neu. Der Profit-Sektor bedient sich dieser Techniken schon erfolgreich zur Kundenbindung. Ich finde, es wäre Zeit, hier nachzuziehen. 4|14 Termine Proud to be a Fundraiser … … so lautete das Motto des 21. Österreichischen Fundraising Kongresses. Und stolz können nicht nur die Organisatoren auf eine erfolgreiche und informative Veranstaltung sein, sondern auch die Gewinner der Fundraising Awards 2014. Gute Stimmung herrschte dank mitreißender Vorträge, guter Organisation und gelungenem Galaabend an allen Tagen des Kongresses. G Foto: beigestellt, Schedl/FVA ut besucht war der Österreichische Fundraising Kongress auch diesmal wieder, als er am 6. Oktober seine Türen öffnete und Dr. Günther Lutschinger, Geschäftsführer des FUNDRAISING VERBAND AUSTRIA, die Veranstaltung mit den Willkommensworten „Proud to be a fundraiser“ eröffnete. Und stolz kann die Branche durchaus auf sich sein, als „Ehrenbotschafter für eine bessere Welt“ zu arbeiten. Das zeigte sich auch in den zahlreichen Vorträgen, Diskussionen und Workshops – egal ob Mag. Patrick Hafner von LICHT FÜR DIE WELT über die Leidenschaft im Fundraising referierte, Alexandra Ripken von ZIEL & PLAN Fundraiser als Herausforderer und Provokateure präsentierte oder Mag. Christoph Müller-Gattol von DIRECT MIND zeigte, wie sie die Spender immer wieder aufs Neue begeistern. Ausgezeichnet Einigen gelang dies im vergangenen Jahr wieder außerordentlich gut. Und so konnten sich die Gewinner der sieben Fundraising Awards durchaus mit geschwellter Brust präsentieren. Gleich zwei Mal durfte sich DIRECT MIND über einen Sieg mitfreuen: Das JANE GOODALL INSTITUT – AUSTRIA wurde für die Integrierte Fundraising Kamagne des Jahres ausgezeichnet, und DEBRA erhielt für das gemeinsam entwickelte Weihnachtsmailing 2013 die begeherte Aus- zeichnung für das Direct Mailing des Jahres. CARITAS AUSTRIA räumte den Preis für das Fundraising Plakat des Jahres ab (kreiert von JUNG VON MATT), ÄRZTE OHNE GRENZEN erhielten gemeinsam mit ihrer Agentur SCHULTERWURF den Preis für den Fundraising Spot des Jahres. Zur Partnerschaft des Jahres wurde jene zwischen ROTE NASEN CLOWNDOCTORS und SEVEN ONE MEDIA gewählt, für die Online Kampagne des Jahres wurde schließlich TEACH FOR AUSTRIA in Zusammenarbeit mit CZERNY/PLAKOLM UND ALTRUJA ausgezeichnet. Karlheinz Böhm wurde posthum mit dem Fundraising Award für das Lebenswerk geehrt. Worauf die Besucher im Einzelnen stolz sind und auf welche Herausforderungen sie sich in Zukunft freuen, wurde übrigens auch in einem kurzen Video zusammengefasst. Zu sehen unter: directmind.at/fundraisingkongress2014 15 Macchiato Die Kolumne mit einem Augenzwinkern von Rainer Sigl Illustration: Milena Krobath B ahn frei, Platz da, Platz daaa!, trötet die Boss hinter einem riesigen Haufen Papiersäcken hervor, über den sie kaum hinwegsieht. Wackelig stakst sie zum Tisch, wo Robert aus dem Marketing gerade noch rechtzeitig Kaffeetassen und Gläser beiseiteräumt, bevor die Boss ihre Ladung mit einem von Herzen kommenden „Ufffffff“ unsanft abstellt. – Fette Beute, Boss, sage ich zweifelnd und nehme die Fuhre genauer unter die Lupe. Papier raschelt, während ich vorsichtig eine Bestandsaufnahme mache. – Sieht aus wie zwei Säcke voller Krapfen, eine Sachertorte, sechs Cremeschnitten, zwei Frappuccino to go und … ach ja, ein geschätztes Kilo Punschkrapfen. Allerhand! Hast du also endlich deinen Kindheitstraum wahr gemacht und eine Konditorei überfallen? – Unsinn!, pöbelt die Boss und setzt sich seufzend auf einen Barhocker neben ihre aufgetürmte Beute. – Das war ein Bombengeschäft, sag ich dir! Mag jemand einen Krapfen?, kräht die Boss und fuchtelt stolz in Richtung des Zuckerberges auf dem Tisch. – Au ja, gern!, schnurrt Robert aus dem Marketing mit funkelnden Augen. – Ich weiß, ich sollte ja nicht, aber naja, es ist ja schließlich Saison … – Aha, grinse ich, – Anfang November? Du meinst sicher die Saison direkt vor Faschingsbeginn, wenn das Essen von Krapfen noch so den Touch des Unkonventionellen hat? Robert aus dem Marketing ignoriert mich geflissentlich und angelt sich einen Krapfen mit Zuckerguss. – Egal was für ein Geschäft das war, Boss, sagt er mit vollem Mund, – ich bin begeistert. – Nein, wirklich, seufzt die Boss, – ein Bombengeschäft! Eigentlich wollte ich ja nur rasch auf dem Weg hierher einen Espresso mitnehmen, aber dann steh ich in der Konditorei – und was sagt ihr dazu: Heute ist Frappuccino-Tag, und einen Krapfen gibt’s gratis dazu! – Oooookay, Boss, sage ich zweifelnd, – aber … – Kein aber, winkt die Boss ab, – damit nicht genug: Wenn man einen zweiten Frappuccino dazukauft, gibt’s nicht nur einen zweiten Krapfen dazu, sondern eine einmalige Preisreduktion beim Kauf von Krapfen im Zwölferpack! Ich suche mir also ein paar aus, da kommt gerade dieses traumhafte Blech frischer Cremeschnitten in die Vitrine – und der nette Konditor meint, wenn ich nur fünf Euro drauflege, bin ich schon im Super-Naschkatzen-Bonusprogramm. – Bittewie?, staunt Robert und beäugt den kleinen Berg Punschkrapfen, den die Boss gerade auf den Tisch gestellt hat. – Na, da kann man zu jeder Mehlspeise ab einem Kauf von 20 Stück eine andere in gleicher Menge vergünstigt dazu kaufen! Ich meine, da wär man ja schlicht fahrlässig, wenn man dieses Bombengeschäft nicht annimmt – ich hab mein Geld ja schließlich auch nicht im Lotto gewonnen! Also habe ich die Krapfen, die Cremeschnitten, die Punschkrapfen – bitte, schlag zu, Robert, bevor dir die Augen rausfallen! – und das alles zum Su-per-preis gekriegt! Und eigentlich wollte ich ja nur einen Espresso, haha! Ist das nicht super? Ein … Wahnsinn, murmelt die Boss und mustert mit plötzlicher Verunsicherung den Berg an Mehlspeisen vor ihr. – Gratuliere zu deinem – wie sagt man – Geschäftssinn, Boss!, grinse ich, – aber was ist mit der Sachertorte? – Hrmpf, grummelt die Boss plötzlich kleinlaut, – die gibt’s bei einem Einkauf ab 80 Euro, reduziert zum Sonderpreis. Als Upgrade quasi. Tja. Ein Bombengeschäft … Verdammt! Mag jemand ein Stück? – Danke, aber ich nicht, stöhnt Robert aus dem Marketing und pickt sich Punschkrapfen- und Cremeschnittenkrümel vom Hemd. – Irgendwie ist mir schlecht.
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