Entwickeln in Majonäse – SPUR Speed Major 26. Oktober 2015 Zum Fineartforum in Paderborn frug mich Heribert Schain von SPUR, ob ich den neuen, noch nicht auf dem Markt befindlichen Push-Entwickler aus seinem Hause einmal testen möchte. Er heißt Speed Major, auf dem Lieferschein stand "Majo" ☺ 800 ASA Wir hatten uns auf Kentmere 400 geeinigt. Der Film ist auch als APX 400 New im Handel. Es ist ein klassischer Film, der ziemlich gutmütig ist. Ich verwende ihn gern. Da ich die Sendung erwartete, habe ich mir "getraut", ein paar Familienbilder mit 800 ISO zu knipsen. Ich hoffte, das würde schon klappen. Hat es auch. Inzwischen ist der Entwickler da. Ich habe einen Graukeil belichtet und ausgemessen. Heribert hatte mir angekündigt, der Entwickler hätte bei 800 ISO noch eine Dichte von 0,07 bei Stufe 1. Das konnte ich nicht bestätigen. Wenn man die ISO gemäß der Schattenzeichnung bestimmt, dann kommt man dort an, wo auch andere Entwickler landen: 280 ISO. Das ist aber weniger als die halbe Wahrheit. Mit den Entwicklungsangaben für 800 ISO sollte man am Belichtungsmesser diesen Wert auch einstellen, ansonsten bekommt man kaum abziehbare Negative. Ich lege die Grafik der Filmkennlinie bei. Man sieht deutlich, dass die Film/Entwickler-Kombination bei Stufe 1 und 2 ein wenig schwächelt, dann aber ab Stufe 3 schnurgerade nach oben geht. Die Dichte 2 ist stark genug, dass man mit ein wenig Abwedeln Zeichnung in die Schatten bekommt. Stufe 1 ist gerade so messbar, damit kann man wenig anfangen. Der Film ist etwas steiler als normal. Für Kondensorgeräte soll man bei Gamma um 0,6 liegen. Das ist alles im beherrschbaren Bereich, die wichtige Stufe 8 weicht nicht sehr vom Idealwert 1,3 ab. Nur die ganz hellen Lichter werden in der Dunkelkammer etwas Mühe machen. Das klingt jetzt alles nach Problemen. Aber einen 400er Film (der idR keine 400 hat) auf verwendbare 800 ISO zu bringen, zieht normalerweise ganz andere Konsequenzen nach sich. Man bekommt die typischen Bühnen- und Theateraufnahmen. Davon ist man hier weit entfernt, es lassen sich mit wenig Eingriffen (Nachbelichten und Zurückhalten) ganz normale Fotos herstellen. Hier ein Beispiel (mein Enkel): 1600 ASA Hier kommt man dann stärker in einen grenzwertigen Bereich: Wie erwartet, verliert man in den Schatten eine weitere knappe Stufe, alle Mitteltöne sind zu schwer. Die Lichter sind jedoch in Ordnung. Ich habe die Aufnahmen mit beiden Empfindlichkeitsstufen auf dasselbe Material mit demselben Vergrößerungsmaßstab abgezogen. Es sind leichte Vergrößerungen vom Kleinbildformat. Das Korn ist in Ordnung, auch bei 1600 ASA. Was jedoch deutlich zu merken war: Schon die 800er-Aufnahme erforderte einige Nachbearbeitungen, damit ich zu einem einigermaßen ausgewogenem Bild kam. Manches ist freilich auch der Beleuchtung geschuldet, die starke Schatten warf. Dennoch hatte ich hier einen gewissen Spielraum, um das Bild meinen Vorstellungen entsprechend anzupassen.Dieser Spielraum ist bei 1600 ASA weg. Es war nicht mehr möglich, ein richtiges Schwarz im Bild zu haben. Wenn ich so stark belichtet hätte wären die Lichter viel zu schwer gewesen. Um diese wiederum zu retten, hätte man die Gradation hochdrehen müssen, auf extra- bis ultrahart. Dann wären die Lichter zwar "gekommen", aber die Hauttöne wären viel zu harsch gewesen. Der Kompromiss, den ihr jetzt seht, leidet eben darunter, dass alle mittleren Grautöne im Negativ zu schwach gedeckt sind. Das geschieht, um die Lichter des Negativs zu retten. Das ich gern mehr Zeichnung im "Gesicht" der Katze hätte, brauche ich nicht zu erwähnen. Wenn man Jazzer fotografiert, kann man natürlich den Kontrast hochdrehen und das alles akzeptieren – gewöhnliche Bühnenbilder sind ja so. Man hätte dann immer noch mehr Zeichnung, als wenn man andere, klassische Methoden benutzt hätte (und denselben Film). Ein Halbtonbild wäre dann überhaupt nicht drin gewesen. Insgesamt muss ich aber froh sein, dass ich bei 1600 ASA überhaupt noch so etwas wie ein Halbtonbild hinbekommen habe. Fazit Auch SPUR kann die Physik nicht überlisten. Es bleibt bei der Empfindlichkeit, welche der Film nun mal hat. Der Majonäsen-Entwickler schafft es jedoch, die Lichter zu retten. Das geschieht hauptsächlich dadurch, dass die Kennlinie schnurgerade ist und nicht durchhängt. Dies findet man generell nicht so häufig und beim Pushen noch weniger. 800 ASA kann man unproblematisch aus dem K400 rausholen. Die Schatten sind etwas schwer, aber das war's. Die gesamte Bildstimmung ist in Ordnung. Danach begibt man sich in den Push-Bereich Wahrscheinlich liegt man auch dort bezüglich der Mitten noch etwas günstiger, als wenn man einen Metol- oder Phenidon-Entwickler nähme. Herbert versicherte, dass der Entwickler eine normale Haltbarkeit habe, wie andere Rezepturen auch. Mein Ansatz ist vom März, der Entwickler war ganz leicht bernsteinfarben. Dass der Entwickler ein halbes Jahr beim Händler im Regal steht, damit muss man rechnen, was ich erhalten habe, ist aus meiner Sicht normal. Ich erwarte von einem solchen Produkt, dass ich ohne Probleme über eine dunkle Jahreszeit komme, dass also im März oder April noch alles in Ordnung ist.
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