Universidad de Huelva

Erfahrungsbericht Erasmus 2010/2011 Huelva Spanien
Kulturwissenschaftliche Fakultät
Vorbereitung
Die Vorbereitung meines Erasmusaufenthalts nahm weniger Zeit in Anspruch als ich anfangs
gedacht hätte. Ich bekam durch meine Hochschule eine generelle Informationsveranstaltung
zu Bewerbungsfristen, Möglichkeiten, Schwierigkeiten und Anforderungen im Rahmen des
Erasmusprogrammes. Ich empfehle die wirklich wahrzunehmen, es klären sich so viele
Dinge. Durch diese geballten und nützlichen Informationen musste ich sozusagen nur noch
ein Land aussuchen und eine passende Hochschule finden. Glücklicherweise war mir bereits
seit Beginn meines Studiums klar, dass ich Spanisch lernen möchte und am liebsten in
Spanien. Die Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) hat auch mehrere
Partneruniversitäten in Spanien und so wurde schnell klar welche Hochschulen für mich in
Frage kämen. Die Recherche auf den Internetseiten der spanischen Hochschulen fand ich
spannend, war sprachlich jedoch herausfordernd. Es ist also wichtig die Sprache des
Austauschlandes einigermaßen zu können. Oft waren jedoch die Informationen die nötig
waren ziemlich schwer zu finden und Informationen über Stadt und Region fielen oft gering
aus. Meine Wahl grenzte sich schnell auf drei Universitäten ein. Für die Universidad de
Huelva entschied ich mich letztendlich nicht nur wegen der Studienangebote. Aus den
angebotenen Kursen der vergangenen Jahre konnte ich abschätzen dass die Seminare in
meinen Studienplan passten und auch die Vielfalt hatte mich überzeugt. Des Weiteren liegt
Huelva im schönen andalusischen Süden Spaniens und kann mit schöner Natur, viel Sonne
und wärmeren Temperaturen zusätzlich dienen. Als ich dann erfuhr, dass meine Hochschule
mich für meinen Erstwunsch nominierte, hieß es eine kurze Zeit Daumen drücken ob die
spanische Hochschule noch etwas dagegen einzuwenden hatte. Hatte sie aber nicht. Ich begab
mich auf die Internetseite, lud die entsprechenden Bewerbungsformulare herunter, holte
Unterschriften ein und das Internationale Büro hier schickte alles für mich nach Spanien.
Damit hatte ich meinen Platz bereits sicher. In Spanien musste ich dann nur noch ein
Matrikulationsformular ausfüllen und konnte losstudieren. Ich war überrascht wie einfach das
alles ablief. Natürlich waren weitere Dinge zu beachten (z.B. Auslandskrankenversicherung),
jedoch hielt sich der bürokratische Aufwand sehr in Grenzen, da die Abkommen in den EUErasmusländern offensichtlich die meisten Sachen regeln. Erstaunlich einfach also.
Unterkunft
Eine Wohnung zu finden war nicht ganz so einfach. Ich stellte mir vor, dass es schön wäre in
einem Studentenhaus zu wohnen, so wie ich es aus Deutschland von anderen Studenten
kannte. Es stellte sich heraus dass von der Universität nur ein sehr kleines
Studentenwohnheim gestellt wurde, indem die Preise mehr als doppelt so teuer waren wie in
Deutschland. Eigentlich aber gehört Huelva zu einer der ärmsten Gegenden Spaniens und
deshalb liegen die Mieten unter den Deutschen. Man fühlte sich ein bisschen als sollte man
über den Tisch gezogen werden. 450 Euro für ein Zimmer erwartet man in Großstädten, aber
nicht in Huelva. Ich suchte lange über das Internet nach Privaten WGs, fand aber oft nur
Angebote für 9 Monate. Die Rettung kam mal wieder durch das Internationale Büro der EUV.
Sie vermittelten mir Kontakt zu einer Studentin die ein Semester vor mir in Huelva war und
ich konnte ihr Zimmer übernehmen. Gewohnt habe ich dann mit zwei Studenten aus
Guatemala und El Salvador. Und für 160 Euro entsprach es auch der preislichen Vorstellung.
Will man nicht mit Erasmus-Studenten zusammen wohnen ist es ratsam sich immer vorher
um eine Wohnung zu kümmern.
Studium an der Gasthochschule
Das Finden von Veranstaltungen an der Uni in Spanien war etwas schwierig. Durch
unübersichtliche Übersichten musste man schon länger nach passenden Seminaren suchen. Es
gab ein Angebot mit Kursen auf Englisch, jedoch kaum an meiner Fakultät. Ich wählte also
spanische Kurse. Mein mittelgutes Level in Spanisch half mir dann die Kurse zu verstehen.
Ich suchte mir also eine Anzahl an Kursen aus die ich besuchen wollte, musste aber bereits
nach einigen Wochen feststellen, dass nur wenige meinen Vorstellungen eines Seminars
entsprachen. Sehr schulischer Frontalunterricht war keine Seltenheit und so war ich etwas
enttäuscht. Ich besuchte im Endeffekt dann mehrere Kurse die ich weder spannend noch
anspruchsvoll fand, da sie wenig kritisch waren. Es gab allerdings innerhalb meiner Kurse
auch zwei Kurse, die mir sehr Spaß gemacht haben. Sie entsprachen mehr dem, was ich als
Seminar gewohnt war. Mit regelmäßigem Texte lesen, Diskussionen und Referaten.
Insgesamt musste man für jeweils ein Seminar mehrmals die Woche in die Uni, so dass ich
zum Beispiel für ein Seminar drei Mal die Woche anwesend sein musste. Kannte ich so aus
Deutschland auch nicht. Jedoch hatten alle meine Seminare eine Abschlussklausur (wie in der
Schule). In meinem Lieblingsseminar bat ich den Professor die Klausur durch eine Hausarbeit
ersetzen zu können und er kam mir da sehr entgegen, so dass ich also auch eine Hausarbeit
schrieb auf Spanisch. In Zukunft würde ich mir vorher das System angucken nach welchem in
meinem Zielland gelehrt wird, damit die Erwartungen nicht unrealistisch werden.
Alltag und Freizeit
Das Freizeitangebot der Uni war leider mittelmäßig. An der EUV gibt s unheimlich viele
Initiativen, ein gutes Sportangebot und regelmäßige Infos über Kulturveranstaltungen in der
Stadt. Dies fehlte mir in Huelva etwas. Nach langem Suchen fand ich einen Universitätschor,
den jedoch nur Professoren besuchten und mir deswegen nicht die erhofften Kontakte unter
Studenten brachte. Zahlte man einen Beitrag für die Internationale Studentenorganisation, so
bekam man vergünstigte Reiseangebote. Da ich aber gar kein Geld hatte, konnte ich mir
weder Mitgliedschaft, noch das herumreisen im Land an sich leisten. So hielt ich mich also
durchgehend in Huelva auf (bis auf zwei Tage Sevilla, das günstig für 5 Euro zu erreichen
war). Es gab auch eine Konzertreihe von der Uni, jedoch leider nicht zu studentischen
Eintrittspreisen. Das Sportangebot allerdings war teilweise kostenlos und so konnte ich zwei
Mal die Woche Volleyball im Team spielen, was mir sehr gefallen hat. Darüber hinaus hatte
ich wirklich sehr viel Freizeit. Schade war jedoch, dass die spanischen Studenten so wenig
engagiert waren und man wenig Zugang fand. Mit sehr viel Eigeninitiative, dem Mut alleine
zu Gruppen dazu zu gehen (die nur spanisch sprachen) und etwas Geduld, konnte ich mir aber
letztendlich gute Freizeitbeschäftigungen suchen.
Fazit
Die schlechteste Erfahrung die ich im Ausland machen musste war die Geldknappheit. Ich
kannte es bereits aus Deutschland, keine staatliche Unterstützung zu bekommen, aber ich
konnte immer nebenbei arbeiten gehen. In Spanien war mir dies aufgrund der Sprachbarriere
und der oft skeptischen Einstellung gegenüber Erasmus-Studenten in Huelva nicht möglich.
Mit nur 120 Euro Erasmusgeld (über die ich wirklich dankbar bin), aber keiner weiteren
Unterstützung waren einem doch sehr die Hände gebunden. Während alle meine Freunde
ständig Spanien erkundet haben und sich Städte wie Granada, Córdoba und Barcelona
angeschaut haben (u.a. weil sie mehr Erasmusgeld hatten) musste ich in der kleinen Stadt
bleiben. Grundsätzlich aber war es eine tolle bereichernde Zeit in Spanien die mir durch das
Erasmusprogramm möglich gemacht wurde. Die Kultur kennenzulernen und ein halbes Jahr
in Spanien leben zu können war die beste Erfahrung meines Lebens. Ich habe nicht nur die
Kultur kennengelernt, sondern auch viel über mich erfahren.