Etwas gewonnene Zeit – am 1. Juli 2015 gibt es eine Schaltsekunde

Pressemitteilung
25. Juni 2015
Etwas gewonnene Zeit – am 1. Juli 2015 gibt es eine
Schaltsekunde
Nun ist es wieder soweit: In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 2015 folgt auf
01:59:59 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit 01:59:60 Uhr und dann erst 02:00:00 Uhr.
Unser Kalender und unsere Zeitrechnung basieren auf der Bewegung der Erde. Ein Umlauf
um die Sonne ist ein Jahr, eine Umdrehung ein Tag. Ein Tag entspricht 86.400 Sekunden.
Seit die Sekunde genau festgelegt wurde, ist allerdings die Erde langsamer geworden.
Derzeit braucht sie im Mittel eine tausendstel Sekunde länger für eine Umdrehung – wie eine
Uhr, die nachgeht. Die aus der Erddrehung bestimmte Weltzeit und die sehr genaue
Atomzeit driften immer mehr auseinander, die "Uhr der Erde" bleibt hinter den Atomuhren
zurück.
Ursache für die Verlangsamung sind die Gezeiten, die durch den Mond hervorgerufen
werden. Dadurch braucht die Erde ein wenig mehr als 24 Stunden, um sich einmal um sich
selbst zu drehen.
Wenn sich die Differenzen zwischen Atomzeit und Weltzeit zu einer Sekunde aufsummieren,
wird eine Schaltsekunde eingefügt. Dies geschieht derart, dass am Nullmeridian die letzte
Minute des betreffenden Tages eine Sekunde länger dauert; während der Sommerzeit ist
das bei uns um zwei Uhr nachts. Wenn das nicht geschähe, würde in rund 1.500 Jahren die
Sonne nicht mehr morgens, sondern erst mittags aufgehen.
Ob Schaltsekunden nötig sind, bestimmt der „International Earth Rotation and Reference
Systems Service“ (IERS), dessen Zentralbüro im Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
(BKG) angesiedelt ist. Der IERS überwacht die Erdrotation – beispielsweise mit
Radioteleskopen, die Signale von Radioquellen im Weltall (Quasaren) empfangen. Werden
zwei weit voneinander entfernte Teleskope auf die gleiche Quelle im All gerichtet, können die
Fachleute des IERS berechnen, wie schnell sich die Erde unter den Signalen weggedreht
hat.
Die Verlangsamung der Erdrotation erfolgt nicht gleichmäßig - Hoch- und Tiefdruckgebiete
beim Wetter und andere Einflüsse machen die Erde zusätzlich schneller oder langsamer.
Das führt dazu, dass die Schaltsekunden nicht langfristig vorhersagbar sind. Sie werden
anhand der Beobachtungen des IERS in sehr unregelmäßigen Abständen eingeführt. In den
neunziger Jahren beispielsweise gab es acht Schaltsekunden, während seit dem Jahr 2000
mit der diesjährigen gerade einmal vier zusätzliche Sekunden hinzugekommen sind.
Hintergrundinformationen zum IERS
Der „International Earth Rotation and Reference Systems Service“ (IERS) ist für die
Koordination, Erzeugung und Bereitstellung globaler geodätischer Referenzsysteme
zuständig. Dazu gehören das terrestrische Referenzsystem (ITRS/ITRF), das himmelsfeste
Referenzsystem (ICRS/ICRF) sowie die Erdorientierungsparameter. Diese Produkte
entstehen durch die Mitarbeit von zahlreichen weltweit verteilten Institutionen. Am BKG ist
das Zentralbüro des IERS ansässig. Mehr Informationen zum IERS finden Sie unter
http://www.iers.org.
Hintergrundinformationen zum Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG):
Als zentraler Dienstleister des Bundes und Kompetenzzentrum für Geoinformation und
Geodäsie befasst sich das BKG mit der Beobachtung über die Datenhaltung bis hin zur
Analyse, Kombination und Bereitstellung von Geodaten. Von der Arbeit des BKG, einer
Behörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern (BMI), profitieren
insbesondere Bundeseinrichtungen, die öffentliche Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft –
und fast jeder Bürger in Deutschland. Experten aus den verschiedensten Bereichen wie
Verkehr, Katastrophenvorsorge, Innere Sicherheit, Energie und Umwelt verwenden
Geodaten, Landkarten, Referenzsysteme und Informationsdienste des BKG für ihre Pläne
und Untersuchungen.
Das BKG unterhält ein Dienstleistungszentrum sowie geodätische Observatorien.
Weitere Informationen finden Sie unter www.bkg.bund.de.
Pressekontakt:
Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Richard-Strauss-Allee 11
60598 Frankfurt am Main
Ansprechpartner: Pier-Giorgio Zaccheddu
Telefon: 069 6333 305
Fax: 069 6333 235
E-Mail: [email protected]