Wussten Sie, dass Deutschland in Sachen Nachhaltigkeit im internationalen Vergleich schon einen Spitzenplatz einnimmt? Was ist Ihr persönlicher Platz? 8 Wie nachhaltig ist mein Lebensstil? Gestalten Sie Ihre persönliche Energiewende! Preiswert, gut und nachhaltig. Nur wie soll das gehen? Sie benötigen gute Informationen über Ihren Energieverbrauch und eine Idee, wie Ihr persönlicher Lebensstil nachhaltig gestaltet werden kann. 9 Nachhaltiger Lebensstil – Leichter als gedacht! Ist der Begriff „nachhaltig“ zu theoretisch für Sie? Nachhaltig zu handeln bedeutet, sich so zu verhalten, dass die nachfolgenden Generationen ebenso gut leben können wie wir. Und dass auch alle anderen Menschen auf der Erde nicht durch unseren Lebensstil belastet werden. Nehmen wir zum Beispiel die CO2-Emissionen. Experten sind sich einig, dass der Ausstoß dieses klimaschädlichen Gases langfristig auf maximal 2 Tonnen pro Mensch und Jahr begrenzt werden muss. Weltweit liegt das Pro-Kopf-Aufkommen aber bei über 4 Tonnen CO2/Jahr, in Deutschland liegt der Wert bei rund 10 Tonnen. Oder das Wasser: Es werden zwar u. a. nur etwa 125 Liter Wasser pro Person und Tag in Deutschland verbraucht, da jedoch Güter importiert werden, die bei ihrer Produktion sehr viel Wasser benötigen, liegt das tatsächliche Pro-Kopf-Aufkommen des indirekten Wasserverbrauchs somit bei über 4.000 Liter pro Tag. Allein um eine Tasse Kaffee herzustellen werden 140 Liter Wasser benötigt. Wir importieren damit Wasser auch aus Ländern, in denen Wasserknappheit herrscht. Nachhaltig zu handeln bedeutet also, sich dieser Zusammenhänge bewusst zu werden. Und Schritt für Schritt nachhaltiger zu werden. In diesem Leitfaden finden Sie zahlreiche Hinweise, wie Sie dieses tun können, und gleichzeitig Ihre Lebensqualität steigern. persönlicher Nutzen Nachhaltigkeit bedeutet ein Leben voll Genuss, Wert, Gesundheit, Zufriedenheit und Eigenverantwortung. Wenn Sie diesen Leitfaden aufmerksam lesen, werden Sie feststellen, dass diese Verbindung machbar ist. Und Sie können, indem Sie 10 Energie und Ressourcen sparen, Ihren Geldbeutel entlasten. Und das eingesparte Geld möglicherweise in die Zukunft der Menschen auf unserem Planeten investieren, beispielsweise durch den Kauf von FairTrade-Produkten. DIE ZUKUNFT … Aber machen wir uns nichts vor: Der Weg zu einer wirklich nachhaltigen Lebensweise ist noch lang. Der WWF Living Planet Report zeigt den Verbrauch der Ressourcen auf der Erde nach Nationen. Wenn alle Menschen so leben würden wie wir in Deutschland, bräuchten wir 2,8 Erden. Der deutsche Fußabdruck beträgt 4,6 Hektar, das entspricht etwa fünf Fußballfeldern. Ein „gerechter“ Fußabdruck läge bei 1,8 Hektar. Wir werden den Weg zu mehr Nachhaltigkeit nur in kleinen Schritten gehen können. Wie sorgfältig gehen wir mit den verfügbaren Ressourcen um, z. B. indem wir Materialien mehrfach nutzen und indem wir verstärkt auf erneuerbare Ressourcen zurückgreifen. Wir müssen damit rechnen, dass es Rückschritte geben kann. Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern möchten ihren Lebensstandard verbessern. Neue Technologien werfen möglicherweise neue Fragen zur Nachhaltigkeit auf. Aber wenn Sie Ihren Kompass in Richtung Nachhaltigkeit ausrichten, geben Sie anderen ein praktisches und positives Beispiel. Weltkarte: ginkgomaps.com Wir haben nur 1 Erde, nicht 2,8! 11 Wegweiser Ş%FSEarth Overshoot Day markiert EBTVOHFǨ¢ISF%BUVNBOEFNVOTFSF Nachfrage an natürlichen Ressourcen das Angebot eines ganzen Jahres übersteigt und damit auch die Kapazitäten unseres Planeten, alle konsumierten Ressourcen abzubauen und zu erneuern. 2013 ist dieser Tag am 20. August erreicht worden. 12 Ş%FSökologische Fußabdruck zählt alle Ressourcen, die für den Alltag benötigt werden, und zeigt auf, wie viel Fläche benötigt wird, um Energie und Rohstoffe zur Verfügung zu stellen. Anschließend wird dieser Flächenverbrauch auf alle Menschen hochgerechnet und mit den auf der Erde real WFSǨºHCBSFO'M¢DIFOWFSHMJDIFO%BNJU stellt der Fußabdruck nicht nur quantitativ die CO2 Bilanz dar, sondern auch qualitativ den Flächenbedarf. Tipps + Tricks 1 Gehen Sie auf dem Weg zu einem nachhaltigen Lebensstil Schritt für Schritt vor. Konzentrieren Sie sich auf Bereiche, die Ihnen am Herzen liegen. Wichtig ist, motiviert und schnell kleine Erfolge zu erzielen – dann fällt das Weitermachen leichter. Setzen Sie sich konkrete und erreichbare Ziele wie z. B. „Ich esse nur noch 1 bis 2 mal in der Woche Fleisch und 1 bis 2 mal zertifizierten Fisch (MSC-Siegel).“ 2 Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihren Energieverbrauch, um Energiesparmaßnahmen identifizieren zu können. Mit einem einfachen Strommessgerät ermitteln Sie die Verbrauchsdaten von Haushaltsgeräten. 3 4 Sichern Sie sich Zugang zu aktuellen und guten Informationen; dieser Ratgeber hilft Ihnen dabei. Suchen Sie sich Verbündete. Gemeinsam mit anderen macht Energiewende und nachhaltige Lebensführung noch mehr Spaß. B.A.U.M. empfiehlt: Ş „Nachhaltig leben“: Ein empfehlenswerter neuer Ratgeber mit Praxisorientierung vom Verein für Konsumenteninformation. Ş *ISFOQFST´OMJDIFO´LPMPHJTDIFO'VBCESVDLL´OOFO4JFBVǨEFS ǨPMHFOEFO*OUFSOFU4FJUFFSNJUUFMO www.footprint-deutschland.de/inhalt/berechne-deinen-fussabdruck Ş %JF7FSCSBVDIFS[FOUSBMFOCJFUFO[BIMSFJDIF*OǨPSNBUJPOTNBUFSJBMJFO[VS Einsparung von Energie an: www.verbraucherzentrale.de Ş%FS#VOEEFS&OFSHJFWFSCSBVDIFSCJFUFUSFHFMN¢JHBLUVFMMF*OǨPSNBUJP OFOǨºSFJOFFƻ[JFOUF&OFSHJFOVU[VOH;BIMSFJDIF*OǨPSNBUJPOFOVOE Tipps finden Sie auf der Seite www.energieverbraucher.de Ş „Der FUTURZWEI-Zukunftsalmanach 2013: Geschichten vom guten Umgang mit der Welt“, Harald Welzer 13 Wussten Sie, dass für die Produktion von Handys und Smartphones sogenannte „seltene Erden“ wie Scandium und Yttrium benötigt werden? Und dass über 90% der seltenen Erden in China abgebaut werden? 14 An der Abfalltonne Auf dem Weg zur nachhaltigen Lebensweise muss zunächst entrümpelt werden. Daher stellt sich als erstes die Frage: Was benötige ich noch, was kann entsorgt werden? Auch im Abfall stecken CO2-Emissionen. Und Einsparmöglichkeiten für Sie! 15 Abfall ist nicht gleich Müll Der Blick in unsere Abfalltonne kann uns wichtige Hinweise geben. Unter anderem, wie wir mit unseren Werten umgehen. Schließlich haben wir für alles, was wir wegwerfen, irgendwann einmal bezahlt. Warum ist es nun so „wert-los“ geworden, dass wir es entsorgen müssen? Können wir möglicherweise einen Wert erhalten, indem wir Materialien weiter verwenden? Oder sie anderen zur weiteren Nutzung überlassen? Fakt ist, dass wir Deutschen zwar Weltmeister im Trennen unserer Abfälle sind. Rund 3/4 unserer Abfälle gehen in die Verwertung. Das heißt aber nicht, dass wir am Ende weniger Restmüll haben als andere. Im Gegenteil: Die meisten Länder weltweit haben deutlich weniger Müll zu entsorgen als wir. Und was hat das mit der Energiewende zu tun? In Abfällen steckt jede Menge Energie. Ein sorgsamer Umgang mit entsorgten Materialien ist somit praktizierter Klimaschutz. )BVTIBMUTBCǨ¢MMFJO%FVUTDIMBOE Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Sonstiges* 20 kg Sperrmüll 29 kg Biotonne 54 kg Glas 24 kg Hausmüll 164 kg Gelber Sack 32 kg Papier 72 kg * Metalle, spez. Holz, spez. Kunststoff, sonstige Abfälle persönlicher Nutzen Die Entsorgung von Abfall kostet Gebühren: durchschnittlich 300 Euro pro Kopf. Im Umkehrschluss heißt das natürlich: die Verringerung des Abfallaufkommens entlastet auch Ihren Geldbeutel. Einfach umzuset- 16 zen, wenn Sie, zum Beispiel, die Abfallbehältergröße reduzieren, weil Sie noch mehr Wertstoffe aus dem Abfall trennen. Achten Sie bereits beim Einkauf darauf, dass am Ende weniger Müll übrig bleibt. DIE ZUKUNFT … Nicht nur die fossilen Energiereserven sind begrenzt, auch viele andere Ressourcen werden knapp. Alltägliche Materialien wie Kupfer und Blei, aber auch die in Elektronikprodukten verwendeten „seltenen Erden“ und weitere Bodenschätze sind nicht unbegrenzt verfügbar. Es wird deshalb darauf ankommen, die vorhandenen Materialien viel effizienter als heute zu nutzen. Eine Möglichkeit ist die Verlängerung der Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten oder das Schließen von Stoffkreisläufen durch Wiederverwendung (u. a. Mehrweg) oder Recycling. B.A.U.M.-Umweltpreisträger Michael Braungart hat das Cradle to Cradle® Konzept entwickelt: „Von der Wiege bis zur Wiege“ – statt „Von der Wiege zur Bahre“. Völlig neue Prinzipien für das Design, die Konstruktion und die Entwicklung von Produkten basieren auf der 100%igen Recyclefähigkeit von Materialien. In der Abfallwirtschaft gilt bereits seit langem das Prinzip „Vermeiden vor Verwerten vor Beseitigen“, zu einer wirklichen Kreislaufwirtschaft ist es aber noch ein langer Weg. Hierbei kann jeder auch mit kleinen Schritten mitmachen. Wegweiser Elektrogeräte und andere technische Alltagsprodukte müssen lange genutzt XFSEFOL´OOFO%BT6NXFMUTJFHFMś%FS Blaue Engel“ bietet hier Orientierung, indem es Langlebigkeit und Reparaturfreundlichkeit bewertet. Ein Kriterium ist zum Beispiel die leichte Austauschbarkeit von Akkus bei Notebooks und Mobiltelefonen. Zudem zeichnet der Blaue Engel Recyclingprodukte aus. Beim Recyclingpapier garantiert der Blaue Engel auch das Einhalten technischer Normen, so dass dieses Papier bedenkenlos in allen Bereichen eingesetzt werden LBOO 6OE BVDI Tragetaschen und Müllbeutel aus Plastik werden mit dem ś#MBVFO&OHFMřWFSTFIFOXFOOTJFBVT Recyclingmaterial hergestellt sind. 17 Tipps + Tricks 1 Aufkleber mit der Aufschrift „Keine Werbung“ halten Ihren Briefkasten frei von unerwünschten Werbesendungen und der damit verbundenen Papierflut. Beim Einkaufen können Sie besonders effektiv Müll vermeiden: Benutzen Sie einen Einkaufskorb oder eine Tasche, statt Plastik- oder Papiertüten zu kaufen. Lassen Sie alles im Regal stehen, was unnötig verpackt ist. Umverpackungen können direkt im Laden verbleiben. Achten Sie beim Einkauf von Geräten und Kleidung auf Langlebigkeit und Qualität. Mit Produkten die länger leben, sparen Sie selbst dann Geld, wenn sie zunächst etwas mehr kosten. Für Ramsch ist jeder Preis zu hoch – Produkte, die lange halten, sind das eigentliche Schnäppchen! 2 Wenn Sie sich von Dingen, die noch funktionsfähig sind, trennen möchten, sollten diese nicht in der Abfalltonne landen. In jedem Stadtmagazin gibt es eine Recyclingbörse und eine Zu-VerschenkenRubrik. Im Internet haben sich zahlreiche Recyclingbörsen etabliert, auf denen gebrauchte Gegenstände den Besitzer wechseln. Altmöbel und Altkleider werden in vielen Städten von Sozialverbänden wieder aufgearbeitet und an Menschen mit wenig Einkommen weitergegeben. Nutzen Sie bei Getränken und Milchprodukten Mehrwegsysteme. Aufladbare Akkus sind ebenfalls umweltschonender als Einweg-Batterien. Elektrische Energie aus Batterien ist mindestens 300-mal teurer als Energie aus der Steckdose: 1 kWh Strom kostet 0,29 Euro. Für 18 eine kWh Netzstrom werden ca. 300 AA-Batterien zu je 0,30 Euro benötigt: 90 Euro. Günstigere Alternativen sind insbesondere solarbetriebene Geräte und Geräte mit Netzanschluss oder auch die Verwendung von Akkus, wenn diese den Zweck ebenso gut erfüllen. 3 Trennen Sie Papier, Glas, Holz, Metalle und Biomüll vom Restmüll, damit diese wiederverwertet werden können. Unterstützen Sie das Recycling durch den Kauf von Recyclingprodukten. Immer mehr Hersteller setzen in Ihren Erzeugnissen Recyclate ein, ohne dass dadurch die Gebrauchstauglichkeit eingeschränkt wird. Es gibt bereits vollständig wiederverwertbare Bürostühle, kompostierbare Turnschuhe und zahlreiche weitere Gebrauchsartikel aus Recyclingmaterial. 4 Umweltmobile nehmen Kleinmengen an Sonderabfällen (Lacke, Farben, alte Batterien, Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen usw.) entgegen. Diese gehören aufgrund der darin enthaltenen Schadstoffe nicht in den Restmüll. 5 Nützliches für den Alltag geht in sogenannten Sozialkaufhäusern über den Ladentisch – und das zum kleinen Preis oder sogar kostenlos. Die Sozialkaufhäuser sind bestückt mit gespendeter Ware, wer Ungenutztes zuhause liegen hat, kann spenden. Die Läden versorgen nicht nur mit Waren, sondern werden auch zum Treffpunkt bei Ausstellungen, Workshops, Abendprogramm oder einfach bei einer gemeinsamen Tasse Kaffee. Das Sozialkaufhaus ist mehr als nur eine Gebrauchtwarenbörse. B.A.U.M. empfiehlt: Ş 3BUHFCFS.ºMMBVǨwww.utopia.de/ratgeber/was-ist-das-denn-fuer-ein-muell Ş www.papiernetz.de mit zahlreichen Hinweisen zur Nutzung von Recyclingpapier und einem so genannten Nachhaltigkeitsrechner, der die Einsparungen an Energie, Wasser und Holz gegenüber Frischfaserpapier verdeutlicht. Ş www.blauer-engel.de zeigt die Produkte, Vergabegrundlagen und Kriterien EFT6NXFMU[FJDIFOTś#MBVFS&OHFMřJN)JOCMJDLBVǨEFO4DIVU[WPO3FTTPVSDFO Ş www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressourcen 19
© Copyright 2024 ExpyDoc