Wussten Sie, dass Deutschland in Sachen Nachhaltigkeit im

Wussten Sie, dass Deutschland
in Sachen Nachhaltigkeit
im internationalen
Vergleich schon einen
Spitzenplatz einnimmt? Was
ist Ihr persönlicher Platz?
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Wie nachhaltig ist
mein Lebensstil?
Gestalten Sie Ihre persönliche Energiewende!
Preiswert, gut und nachhaltig. Nur wie soll das gehen?
Sie benötigen gute Informationen über Ihren Energieverbrauch und eine Idee, wie Ihr persönlicher Lebensstil
nachhaltig gestaltet werden kann.
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Nachhaltiger Lebensstil – Leichter als gedacht!
Ist der Begriff „nachhaltig“ zu theoretisch für Sie? Nachhaltig zu
handeln bedeutet, sich so zu verhalten, dass die nachfolgenden
Generationen ebenso gut leben können wie wir. Und dass auch alle
anderen Menschen auf der Erde nicht durch unseren Lebensstil
belastet werden.
Nehmen wir zum Beispiel die CO2-Emissionen. Experten sind sich
einig, dass der Ausstoß dieses klimaschädlichen Gases langfristig auf
maximal 2 Tonnen pro Mensch und Jahr begrenzt werden muss. Weltweit liegt das Pro-Kopf-Aufkommen aber bei über 4 Tonnen CO2/Jahr,
in Deutschland liegt der Wert bei rund 10 Tonnen. Oder das Wasser:
Es werden zwar u. a. nur etwa 125 Liter Wasser pro Person und Tag in
Deutschland verbraucht, da jedoch Güter importiert werden, die
bei ihrer Produktion sehr viel Wasser benötigen, liegt das tatsächliche Pro-Kopf-Aufkommen des indirekten Wasserverbrauchs somit
bei über 4.000 Liter pro Tag. Allein um eine Tasse Kaffee herzustellen
werden 140 Liter Wasser benötigt. Wir importieren damit Wasser auch
aus Ländern, in denen Wasserknappheit herrscht.
Nachhaltig zu handeln bedeutet also, sich dieser Zusammenhänge
bewusst zu werden. Und Schritt für Schritt nachhaltiger zu werden. In
diesem Leitfaden finden Sie zahlreiche Hinweise, wie Sie dieses tun
können, und gleichzeitig Ihre Lebensqualität steigern.
persönlicher Nutzen
Nachhaltigkeit bedeutet ein
Leben voll Genuss, Wert, Gesundheit, Zufriedenheit und Eigenverantwortung. Wenn Sie
diesen Leitfaden aufmerksam
lesen, werden Sie feststellen,
dass diese Verbindung machbar
ist. Und Sie können, indem Sie
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Energie und Ressourcen sparen, Ihren Geldbeutel entlasten. Und das eingesparte Geld
möglicherweise in die Zukunft
der Menschen auf unserem
Planeten investieren, beispielsweise durch den Kauf von FairTrade-Produkten.
DIE ZUKUNFT …
Aber machen wir uns nichts vor: Der Weg zu einer wirklich nachhaltigen Lebensweise ist noch lang. Der WWF Living Planet Report zeigt
den Verbrauch der Ressourcen auf der Erde nach Nationen. Wenn
alle Menschen so leben würden wie wir in Deutschland, bräuchten
wir 2,8 Erden. Der deutsche Fußabdruck beträgt 4,6 Hektar, das entspricht etwa fünf Fußballfeldern. Ein „gerechter“ Fußabdruck läge bei
1,8 Hektar.
Wir werden den Weg zu mehr Nachhaltigkeit nur in kleinen Schritten
gehen können. Wie sorgfältig gehen wir mit den verfügbaren Ressourcen um, z. B. indem wir Materialien mehrfach nutzen und indem wir
verstärkt auf erneuerbare Ressourcen zurückgreifen.
Wir müssen damit rechnen, dass es Rückschritte geben kann. Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern möchten ihren Lebensstandard verbessern. Neue Technologien werfen möglicherweise neue
Fragen zur Nachhaltigkeit auf. Aber wenn Sie Ihren Kompass in Richtung Nachhaltigkeit ausrichten, geben Sie anderen ein praktisches
und positives Beispiel.
Weltkarte: ginkgomaps.com
Wir haben nur 1 Erde,
nicht 2,8!
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Wegweiser
Ş%FSEarth Overshoot Day markiert
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Nachfrage an natürlichen Ressourcen
das Angebot eines ganzen Jahres übersteigt und damit auch die Kapazitäten
unseres Planeten, alle konsumierten
Ressourcen abzubauen und zu erneuern. 2013 ist dieser Tag am 20. August
erreicht worden.
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Ş%FSökologische Fußabdruck zählt
alle Ressourcen, die für den Alltag benötigt werden, und zeigt auf, wie viel
Fläche benötigt wird, um Energie und
Rohstoffe zur Verfügung zu stellen. Anschließend wird dieser Flächenverbrauch auf alle Menschen hochgerechnet und mit den auf der Erde real
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stellt der Fußabdruck nicht nur quantitativ die CO2 Bilanz dar, sondern auch
qualitativ den Flächenbedarf.
Tipps + Tricks
1
Gehen Sie auf dem Weg zu einem nachhaltigen Lebensstil
Schritt für Schritt vor. Konzentrieren Sie sich auf Bereiche, die Ihnen am Herzen liegen. Wichtig ist, motiviert und schnell kleine Erfolge
zu erzielen – dann fällt das Weitermachen leichter. Setzen Sie sich
konkrete und erreichbare Ziele wie z. B. „Ich esse nur noch 1 bis 2 mal
in der Woche Fleisch und 1 bis 2 mal zertifizierten Fisch (MSC-Siegel).“
2
Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihren Energieverbrauch, um Energiesparmaßnahmen identifizieren zu können.
Mit einem einfachen Strommessgerät ermitteln Sie die Verbrauchsdaten von Haushaltsgeräten.
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4
Sichern Sie sich Zugang zu aktuellen und guten Informationen;
dieser Ratgeber hilft Ihnen dabei.
Suchen Sie sich Verbündete. Gemeinsam mit anderen macht
Energiewende und nachhaltige Lebensführung noch mehr Spaß.
B.A.U.M. empfiehlt:
Ş „Nachhaltig leben“: Ein empfehlenswerter neuer Ratgeber mit Praxisorientierung vom Verein für Konsumenteninformation.
Ş *ISFOQFST´OMJDIFO´LPMPHJTDIFO'VBCESVDLL´OOFO4JFBVǨEFS
ǨPMHFOEFO*OUFSOFU4FJUFFSNJUUFMO
www.footprint-deutschland.de/inhalt/berechne-deinen-fussabdruck
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Einsparung von Energie an: www.verbraucherzentrale.de
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OFOǨºSFJOFFƻ[JFOUF&OFSHJFOVU[VOH;BIMSFJDIF*OǨPSNBUJPOFOVOE
Tipps finden Sie auf der Seite www.energieverbraucher.de
Ş „Der FUTURZWEI-Zukunftsalmanach 2013: Geschichten vom guten
Umgang mit der Welt“, Harald Welzer
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Wussten Sie, dass
für die Produktion von Handys
und Smartphones sogenannte
„seltene Erden“ wie Scandium
und Yttrium benötigt werden?
Und dass über 90% der seltenen
Erden in China abgebaut
werden?
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An der
Abfalltonne
Auf dem Weg zur nachhaltigen Lebensweise muss zunächst entrümpelt werden. Daher stellt sich als erstes
die Frage: Was benötige ich noch, was kann entsorgt
werden? Auch im Abfall stecken CO2-Emissionen. Und
Einsparmöglichkeiten für Sie!
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Abfall ist nicht gleich Müll
Der Blick in unsere Abfalltonne kann uns wichtige Hinweise geben.
Unter anderem, wie wir mit unseren Werten umgehen. Schließlich
haben wir für alles, was wir wegwerfen, irgendwann einmal bezahlt.
Warum ist es nun so „wert-los“ geworden, dass wir es entsorgen
müssen? Können wir möglicherweise einen Wert erhalten, indem wir
Materialien weiter verwenden? Oder sie anderen zur weiteren Nutzung überlassen?
Fakt ist, dass wir Deutschen zwar Weltmeister im Trennen unserer
Abfälle sind. Rund 3/4 unserer Abfälle gehen in die Verwertung. Das
heißt aber nicht, dass wir am Ende weniger Restmüll haben als andere. Im Gegenteil: Die meisten Länder weltweit haben deutlich weniger
Müll zu entsorgen als wir.
Und was hat das mit der Energiewende zu tun? In Abfällen steckt
jede Menge Energie. Ein sorgsamer Umgang mit entsorgten Materialien ist somit praktizierter Klimaschutz.
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Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden
Sonstiges* 20 kg
Sperrmüll 29 kg
Biotonne 54 kg
Glas 24 kg
Hausmüll 164 kg
Gelber Sack 32 kg
Papier 72 kg
* Metalle, spez. Holz, spez.
Kunststoff, sonstige Abfälle
persönlicher Nutzen
Die Entsorgung von Abfall kostet Gebühren: durchschnittlich 300 Euro pro Kopf. Im Umkehrschluss heißt das natürlich:
die Verringerung des Abfallaufkommens entlastet auch Ihren
Geldbeutel. Einfach umzuset-
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zen, wenn Sie, zum Beispiel, die
Abfallbehältergröße reduzieren,
weil Sie noch mehr Wertstoffe
aus dem Abfall trennen. Achten
Sie bereits beim Einkauf darauf,
dass am Ende weniger Müll übrig bleibt.
DIE ZUKUNFT …
Nicht nur die fossilen Energiereserven sind begrenzt, auch viele
andere Ressourcen werden knapp. Alltägliche Materialien wie Kupfer
und Blei, aber auch die in Elektronikprodukten verwendeten „seltenen
Erden“ und weitere Bodenschätze sind nicht unbegrenzt verfügbar.
Es wird deshalb darauf ankommen, die vorhandenen Materialien viel
effizienter als heute zu nutzen. Eine Möglichkeit ist die Verlängerung
der Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten oder das Schließen
von Stoffkreisläufen durch Wiederverwendung (u. a. Mehrweg) oder
Recycling. B.A.U.M.-Umweltpreisträger Michael Braungart hat das
Cradle to Cradle® Konzept entwickelt: „Von der Wiege bis zur Wiege“ –
statt „Von der Wiege zur Bahre“. Völlig neue Prinzipien für das Design,
die Konstruktion und die Entwicklung von Produkten basieren auf der
100%igen Recyclefähigkeit von Materialien.
In der Abfallwirtschaft gilt bereits seit langem das Prinzip „Vermeiden vor Verwerten
vor Beseitigen“, zu einer wirklichen Kreislaufwirtschaft ist es aber noch ein langer
Weg. Hierbei kann jeder auch mit kleinen
Schritten mitmachen.
Wegweiser
Elektrogeräte und andere technische
Alltagsprodukte müssen lange genutzt
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Blaue Engel“ bietet hier Orientierung,
indem es Langlebigkeit und Reparaturfreundlichkeit bewertet. Ein Kriterium ist
zum Beispiel die leichte Austauschbarkeit von Akkus bei Notebooks und Mobiltelefonen. Zudem zeichnet der Blaue
Engel Recyclingprodukte aus. Beim
Recyclingpapier garantiert der Blaue
Engel auch das Einhalten technischer
Normen, so dass
dieses Papier bedenkenlos in allen Bereichen eingesetzt werden
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Tragetaschen und
Müllbeutel aus Plastik werden mit dem
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Recyclingmaterial hergestellt sind.
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Tipps + Tricks
1
Aufkleber mit der Aufschrift „Keine Werbung“ halten Ihren Briefkasten frei von unerwünschten Werbesendungen und der damit
verbundenen Papierflut. Beim Einkaufen können Sie besonders effektiv Müll vermeiden: Benutzen Sie einen Einkaufskorb oder eine Tasche,
statt Plastik- oder Papiertüten zu kaufen. Lassen Sie alles im Regal
stehen, was unnötig verpackt ist. Umverpackungen können direkt im
Laden verbleiben. Achten Sie beim Einkauf von Geräten und Kleidung
auf Langlebigkeit und Qualität. Mit Produkten die länger leben, sparen Sie selbst dann Geld, wenn sie zunächst etwas mehr kosten. Für
Ramsch ist jeder Preis zu hoch – Produkte, die lange halten, sind das
eigentliche Schnäppchen!
2
Wenn Sie sich von Dingen, die noch funktionsfähig sind, trennen
möchten, sollten diese nicht in der Abfalltonne landen. In jedem
Stadtmagazin gibt es eine Recyclingbörse und eine Zu-VerschenkenRubrik. Im Internet haben sich zahlreiche Recyclingbörsen etabliert,
auf denen gebrauchte Gegenstände den Besitzer wechseln. Altmöbel und Altkleider werden in vielen Städten von Sozialverbänden wieder aufgearbeitet
und an Menschen mit wenig Einkommen weitergegeben. Nutzen Sie bei
Getränken und Milchprodukten Mehrwegsysteme.
Aufladbare Akkus sind
ebenfalls umweltschonender als Einweg-Batterien. Elektrische Energie
aus Batterien ist mindestens 300-mal teurer als Energie aus der Steckdose: 1 kWh
Strom kostet 0,29 Euro. Für
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eine kWh Netzstrom werden ca. 300 AA-Batterien zu je 0,30 Euro benötigt: 90 Euro. Günstigere Alternativen sind insbesondere solarbetriebene Geräte und Geräte mit Netzanschluss oder auch die Verwendung von Akkus, wenn diese den Zweck ebenso gut erfüllen.
3
Trennen Sie Papier, Glas, Holz, Metalle und Biomüll vom Restmüll, damit diese wiederverwertet werden können. Unterstützen Sie das Recycling durch den Kauf von Recyclingprodukten. Immer
mehr Hersteller setzen in Ihren Erzeugnissen Recyclate ein, ohne dass
dadurch die Gebrauchstauglichkeit eingeschränkt wird. Es gibt bereits vollständig wiederverwertbare Bürostühle, kompostierbare Turnschuhe und zahlreiche weitere Gebrauchsartikel aus Recyclingmaterial.
4
Umweltmobile nehmen Kleinmengen an Sonderabfällen (Lacke,
Farben, alte Batterien, Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen usw.) entgegen. Diese gehören aufgrund der darin enthaltenen
Schadstoffe nicht in den Restmüll.
5
Nützliches für den Alltag geht in sogenannten Sozialkaufhäusern
über den Ladentisch – und das zum kleinen Preis oder sogar
kostenlos. Die Sozialkaufhäuser sind bestückt mit gespendeter Ware,
wer Ungenutztes zuhause liegen hat, kann spenden. Die Läden versorgen nicht nur mit Waren, sondern werden auch zum Treffpunkt bei
Ausstellungen, Workshops, Abendprogramm oder einfach bei einer
gemeinsamen Tasse Kaffee. Das Sozialkaufhaus ist mehr als nur eine
Gebrauchtwarenbörse.
B.A.U.M. empfiehlt:
Ş 3BUHFCFS.ºMMBVǨwww.utopia.de/ratgeber/was-ist-das-denn-fuer-ein-muell
Ş www.papiernetz.de mit zahlreichen Hinweisen zur Nutzung von Recyclingpapier und einem so genannten Nachhaltigkeitsrechner, der die Einsparungen
an Energie, Wasser und Holz gegenüber Frischfaserpapier verdeutlicht.
Ş www.blauer-engel.de zeigt die Produkte, Vergabegrundlagen und Kriterien
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Ş www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressourcen
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