Es ist noch nicht zu spät

Es ist noch nicht zu spät !
Es ist offensichtlich schwer in Rostock, rechtzeitig die Zeichen der Zeit zu erkennen, sich der
Veränderung nicht nur zu stellen, sondern sie zielgerichtet anzugehen und bewusst die
Zukunft zu gestalten.
Sind über Jahre hinweg laufende Diskussionen zu wichtigen Entwicklungsaufgaben der
größten und wirtschaftlich stärksten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns Zeichen von gelebter
Demokratie oder von Unfähigkeit oder Unwillen, sich zu bewegen, zu verändern, zu
gestalten, Chancen zu nutzen?
Die Hansestadt Rostock hat in den letzten 20 Jahren zweifelsfrei eine enorme Entwicklung
erfahren, kann sich in vielen Bereichen sehen lassen, hat Einwohner, die stolz sind auf ihre
Stadt!
Aber dem kritischen Betrachter entgeht nicht, dass viele Chancen und Möglichkeiten, noch
besser zu sein und sich für die Zukunft zu rüsten, ungenutzt blieben.
Ich verzichte an dieser Stelle auf eine Aufzählung der ungelösten Probleme und
Entwicklungsaufgaben der Stadt Rostock und konzentriere mich auf das, was mich als
gebürtigen Rostocker mit maritim geprägten Lebensweg besonders bewegt –
das maritime Erbe Rostocks !
Und um dessen Zustand und Zukunft steht es derzeit schlecht.
Ein Pessimist und Nörgler würde wohl noch zahlreiche Negativattribute anfügen können, um
die Zustandsbeschreibung realitätsnah abzurunden.
Was ist passiert bzw. nicht passiert?
Hat man den Niedergang des maritimen Erbes etwa übersehen, die maritimen Wurzeln
unserer Stadt aus den Augen verloren?
Klare Antwort: Nein!
Seit Anfang der 90iger Jahre bemühen sich Bürger unserer Stadt, ehemalige Fahrensleute der
Handels- und Fischerei- und technischen Flotte, ehemalige Schiffbauer, Hafenarbeiter usw.
um die Pflege des maritimen Erbes und der maritimen Traditionen und deren Transformation
in das Heute und noch viel wichtiger, in die Zukunft.
Das, was die zahlreichen maritimen Vereine ehrenamtlich in ihrer Vereinsarbeit an maritimer
Tradition und Geschichte bewahren, ist beeindruckend und aller Ehren wert.
Sich darauf zu beschränken, darf aber nicht Anspruch einer Stadt sein, die demnächst ihren
800-jährigen Geburtstag feiert und deren Entwicklung durch ihre maritime Geschichte
maßgebend geprägt ist.
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In den vergangenen Jahren mangelte es nicht an Versprechen und Lippenbekenntnissen
Rostocker Entscheidungsträger, mit denen die Verantwortung für das maritime Erbe beteuert
wurde.
Außer einem Zwischenhoch für das Schifffahrts- und Schiffbaumuseum in Schmarl im
Rahmen der IGA 2003 und einigen Notaktionen für schwimmende Denkmale geschah jedoch
wenig, zu wenig!
Im Jahr 2013 schlossen sich 22 maritime Vereine, Unternehmen und Institutionen zu einem
Netzwerk zusammen, um geeint Einfluss zu nehmen, diese Situation grundlegend zu ändern
und dem maritimen Erbe den Stellenwert zu verschaffen, der ihm zu kommt.
Der Maritime Rat Rostock gab sich dafür eine klar definierte Aufgaben- und Zielstellung. Er
etablierte sich als Bürgerinitiative und setzte eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus Vertretern
der Bürgerschaftsfraktionen, der Verwaltung und des Maritimen Rates in Gang, um nach der
Kommunalwahl 2014 einen von bis dato gängigen Querelen und Vorbehalten freien Neustart
in Rostock in Sachen maritimes Erbe unter Einbindung aller Verantwortlichen zu vollziehen.
Ziel des Maritimen Rates Rostock ist es, das in seiner Art und Weise zahlreiche
Alleinstellungsmerkmale und Besonderheiten aufweisende maritime Kulturgut nach
umfassender zukunftsfähiger Be- und Überarbeitung für die dringend erforderliche
Aufwertung der touristischen Infrastruktur Rostocks zu nutzen.
Im Stadthafen soll unter Einbeziehung der bereits vorhandenen Objekte und Einrichtungen
eine Maritime Meile mit einem Maritim-Touristischen Zentrum als überregional bedeutsames
Erlebniszentrum entstehen. So ist es möglich, die Attraktivität des Stadthafens und der
Rostocker Innenstadt für touristische Besucher und Einwohner zu erhöhen, die Zahl der
Rostock-Besucher saisonunabhängig zu steigern und wirtschaftliche Effekte für die Stadt und
ihre Wirtschaft zu erzielen, die Vielgestaltigkeit und Leistungsfähigkeit der heutigen
maritimen Wirtschaft zu demonstrieren und gleichzeitig das maritime Erbe der Hansestadt zu
erhalten und zu pflegen.
Maritim geprägte Erlebnisse und Aktionen, interaktive Systeme, Abenteuer, Technik und
Naturgewalten, Bildung und Informationsvermittlung sollen multimedial in Kombination mit
dem reichen maritimen Fundus Rostocks präsentiert werden.
Wirtschaftlich gesehen, soll es gelingen, die Besucherzahlen des Maritim-Touristischen
Zentrums in eine Größenordnung zu entwickeln, die diese Einrichtung nach erfolgter,
umfangreich geförderter Erstinvestition in die Lage versetzt, ohne ständige Zuschüsse aus
dem öffentlichen Haushalt auszukommen und sich permanent weiterzuentwickeln.
Voraussetzung dafür ist natürlich auch die Wahl eines optimalen Standortes des MaritimTouristischen Zentrums im Stadthafen, fußläufig bestens vom Stadtzentrum erreichbar mit
PKW-Stellplätzen an geeigneter Stelle und einer guten Verkehrsanbindung.
Alles das ist machbar !
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Es ist trotz sich veränderter Förderstrukturen noch nicht zu spät, um mit kreativen Konzepten,
klugen Ideen und gemeinsamen Willen Rostock und sein maritimes Erbe voranzubringen.
Der Maritime Rat Rostock, der gerade zu seiner 26.Beratung zusammentraf, hat gemeinsam
mit der Projektgruppe den Abschlussbericht zur „Maritimen Meile im Stadthafen Rostock“
vorgelegt, um überzeugende Grundlagen für eine wegweisende Bürgerschaftsentscheidung
im Dezember diesen Jahres zu schaffen. Die eigentliche Entscheidung obliegt dann den
Mitgliedern der Rostocker Bürgerschaft.
Lasst uns, denen das Wohl Rostocks und seines maritimen Erbes am Herzen liegt, den
Bürgerwillen mit Nachdruck deutlich machen: Rostocks Bürger, aber nicht nur die, sind sich
einig, maritime Kultur und Tradition in zukunftsfähiger Art und Weise zu wahren, zu pflegen
und mit Mehrwert für Rostock erlebbar zu machen.
Hans-Joachim Hasse
Sprecher Maritimer Rat Rostock