Vogelschlag an g Glas © Ralf Gütz Vogelschlag... ...bedeutet zweierlei. Zum einen meint der Begriff den Zusammenstoß eines Luftfahrzeugs mit Vögeln. Aber auch den Anprall fliegender Vögel mit Glas an Bauten nennt man so. Im ersten Fall kann eine Kollision Menschenleben kosten. Wenn ein größerer Vogel vom Triebwerk eines Flugzeugs eingesaugt wird, kann es in der Folge versagen und das Flugzeug abstürzen. Deshalb hat man sich Lösungen überlegt, die es verhindern können. Im zweiten Fall kommt kein Mensch zu Schaden, meist tritt nicht einmal ein Sachschaden auf. Glas hält einen Zusammenstoß mit einem Tier in “Leichtbauweise” - wie es Vögel sind – meist ohne Beschädigung aus. Wohl weil es für Menschen folgenlos bleibt, hat man das altbekannte Problem des Zusammenstoßes von Vögeln mit Glas bislang vernachlässigt. Ob- wohl nach Schätzungen 90 Millionen Vögel jährlich in Europa davon betroffen sind. Wir wollen das zusammen mit Ihnen ändern. Forscher untersuchen die Ursachen, Vogelschützer, Designer und Hersteller von Fensterglas entwickeln Lösungen. Dies ist ein Anfang, den wir unterstützen wollen. Verantwortlich für das Problem sind nicht die Vögel – sie können Glas nicht sehen und interpretieren Spiegelungen als real. Zum Kennenlernen von Glas haben sie auch keine Chance, weil sie nach dem ersten Kontakt meist tot sind. Verantwortlich sind wir. Bauherren, Verwaltungen, Ministerien, Eigentümer, Architekten. Das zu akzeptieren ist der erste Schritt zur Lösung des Phänomens. Das ist technisch möglich und einfach mit enormen kreativen Möglichkeiten umsetzbar. © Ralf Gütz Glas und spiegelnde Gebäudeflächen Das Vogelsterben an Glas wird mittlerweile nach der Zerstörung der Lebensräume als zweitwichtigster Grund für die Gefährdung von Vogelbeständen weltweit angesehen. Deutschland ist hier keine Ausnahme sondern hat wegen seiner dichten Besiedelung und Gebäudedichte ein besonders hohes Gefährdungspotential. Effektiv darauf reagiert wird bislang trotzdem nicht. Bauen mit Glas ist modern. Lichte und transparente Bauten nehmen im Gebäudeensemble unserer Städte zu. Nichts spricht dagegen - außer der fehlenden Verwendung von Vogelschlag verhindernden Designelementen. Die Gefahr für Wildvögel wächst entsprechend. In anderen Ländern ist man beim Schutz der Vogelwelt vor gefährlichem Glas deutlich weiter als in Deutschland. In Österreich zum Beispiel gibt es eine Norm zur Prüfung von Glas in Hinsicht auf seine Eignung als Vogelschutz-Glas: ONR191040 Geeignete Muster und Prüfergebnisse kann man bei der Wiener Umwelt Anwaltschaft finden. (http://www.wua-wien.at/naturschutzund-stadtoekologie/vogelanprall-anglasflaechen) In den USA und Kanada, wo das Problem schon länger erkannt ist und seitdem erforscht wird, erlassen Städte und Gemeinden Vorschriften zum Schutz der Vögel. Auch in Europa wächst mittlerweile das Bewusstsein für das Problem. Dazu wollen wir hier beitragen. Vogelschutz muss verpflichtend im Baurecht verankert und zur Gewohnheit werden, wie das Anlegen eines Sicherheitsgurtes im Auto. Das wurde auch einmal als unnötig und Zumutung empfunden. © Ralf Gütz Neuntöter, ein heimischer Zugvogel Bedeutung für den Artenschutz Vogelschlag ist nach der Lebensraumzerstörung die bedeutendste Gefährdung für Wildvogelbestände. Es hat potentiell eine sehr negative Umweltwirkung. Die genaue Erfassung der Opfer ist schwierig. Viele an Glas verletzte oder getötete Vögel werden von Raubtieren und Aasfressern als Nahrung genutzt, ohne jemals von Menschen bemerkt worden zu sein. bedeutet der Ausfall eines Altvogels in der Brutzeit auch den Tod der Jungen. Flächenbezogene Untersuchungen liegen nicht vor. Lediglich Dokumentationen zu einzelnen Bauten, an denen zahlreiche Kollisionsopfer Anlass zu eigehenderen Untersuchungen gegeben hatten, liegen vor. Experten gehen jedoch von rund 250 000 täglich in Europa an Glas verunglückenden Vögeln aus. In Deutschlands werden gefährliche Glasbauten sogar in und an Schutzgebiete angrenzend errichtet. Dabei werden oft Schutzziele beeinträchtigt. Exemplare der Vogelarten, denen hier wegen ihrer Seltenheit einen Rückzugsraum erhalten sollen, werden so getötet. Die Gesamtzahl der durch Unfälle an Glas direkt und indirekt umkommender Tiere muss als noch deutlich höher angenommen werden. Denn in der Regel Die bestandsgefährdende Bedeutung des Vogelschlags ist unumstritten. Denn Glas tötet nicht selektiv. Es tötet bei jedem Wetter jede Art zu jeder Jahres- oder Tageszeit in jeder Region der Erde. Aber auch weitab von Schutzgebieten tötet Glas Vögel, die artenschutzrechtlich relevant und geschützt sind. Ein „Umweltschaden“, wie er rechtlich definiert ist, und den Vogelschlag darstellt, © Ralf Gütz Lachmöwen über dem abendlichen Rhein kann für den Verursacher teuer werden. Städte werden zunehmend Zufluchtsorte für die Vogelwelt. Für viele Arten nicht deshalb, weil sie hier besonders günstige Lebensbedingungen fänden, sondern weil die industriell bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen und Wälder in der Umgebung nur noch schlechtere Lebensbedingungen bieten. Viele Vogelarten, die man in Städten nicht vermutet, kommen hier zunehmend vor. Genau in diesem Ausweichlebensraum kommen sie dann massiv an dem Trend-Material „Glas“ um. Die Folge ist das Abnehmen der Bestände, aus der eine genetische Verarmung folgt, die sie weiter schwächt. (Inzuchtdepression) Diese macht sie anfälliger für Umwelteinflüsse und Krankheiten. Eine weitere Gefährdung. Manche Arten sind regional oder überregional in NRW so stark gefährdet, dass schon der unnötige Verlust eines einzelnen Tieres erheblich ist. In Zugzeiten wird der Effekt überregional wirksam, weil dann auch nicht lokal heimische Vögel auf der Wanderung zu oder von ihren Brutgebieten zu ihrem Winterlebensraum umkommen. So werden die Bemühungen zum Erhalt der Arten anderorts zunichte gemacht. © Ralf Gütz Kölner Kranhäuser - Glas direkt in den Zugweg gebaut Manche Bauten an Flüssen hätte man mit Rücksicht auf den Artenschutz niemals ohne Schutzmaßnahmen für Vögel genehmigen dürfen. An Flüssen sind Gebäude mit großen Glasflächen oft witterungsbedingt extrem gefährlich. Gehäuft treten Nebellagen auf. Sie beeinträchtigen die Sicht von Vögeln. Licht im oder am Gebäude lockt sie dann zusätzlich an und erhöht die Kollisionsgefahr. © Ralf Gütz Glas entlang von Flüssen oder andern Leitlinien, denen ziehende Vögel folgen, ist besonders gefährdend. Die Tiere sammeln sich hier zu den Zugzeiten und werden dann dort auch besonders gehäuft Opfer von Vogelschlag. Besucher auf Dachterrasse des Köln Triangle Negativbeispiele Einige für Vögel besonders gefährliche Glasarten und Verwendungsformen sind häufig zu finden. Hierzu Beispiele: Transparentes Glas Für Vögel ist Glas nicht zu erkennen. Da es für sie unsichtbar ist, sehen sie nur die dahinter liegende Umgebung. Dadurch bedingt kollidieren sie ungebremst in voller Fluggeschwindigkeit mit den Glasscheiben. © Ralf Gütz Viele höhere Gebäude tragen eine Aussichtsplattform oder einen Dachgarten. Der in der Regel transparente Windschutz um diese herum ist für Vögel nicht zu erkennen. Besonders Zugvögel kollidieren regelmäßig damit, weil sie nicht in Bodennähe fliegen. Gläserne Lärmschutzwand vor begrüntem Innenhof © Ralf Gütz Dachgarten - Vegetation hinter Glas ist als Anflugziel für Vögel eine Gefährdungssteigerung © Ralf Gütz Eine Schwalbe, die den Abdruck im Bild links verursachte, hatte im letzten Moment noch vesucht, ihrem immer näher kommenden Spiegelbild nach oben auszuweichen und ist dann gegen die metallene Fensterfassung geprallt. Schwalbenreste © Ralf Gütz Mit Sonnenschutzglas verspiegeltes Bürogebäude Stark spiegelndes Glas/ Sonnenschutzglas Als Beispiel sehen Sie oben ein Bürogebäude in Köln mit verspiegeltem Glas. und Sträucher, aber auch Wasserflächen oder anderes sein. Vögel erkennen die Spiegelung der Umgebung nicht als solche und kollidieren in hoher Zahl mit den Spiegelbildern von Himmel oder Strukuren, auf denen sie landen möchten. Das können Bäume © Ralf Gütz Die für den Umweltschutz in NRW zuständigen Landschaftsbehörden können für solche Bauten Nachrüstungsmaßnahmen wegen Nicht-Berücksichtigung des Arenschutzes nach §44 des Bundesnaturschutzgesetzes verlangen. Dieser verbietet grundsätzlich die Verletzung und die Tötung von geschützten Tieren. Anprallstelle eines verunglückten Vogels an einem Fahrgastunterstand des öffentlichen Nahverkehrs tot lebendig potentiell mitbetroffene Jungvögel Anzahl Tiere 300 250 200 150 100 50 07 07 No v 07 Ok t Se p 07 Ju l0 7 Au g 07 07 Ju n ai 07 M 07 Ap r rz 07 M b 6 07 Fe Ja n z0 De No v 06 0 Quelle: verändert nach Heiko Haupt "Post-Tower und Vogelwelt" (2008) 350 Abbildung: Jahreszeitliche Verteilung der am Bonner Posttower 2008 verunglückt gefundenen Vögel. Die Grafik zeigt die innerhalb eines Jahres an einem einzigen Gebäude, dem Posttower in Bonn, verunglückten Vögel. Bezogen auf die Glasfläche des Gebäudes wurde dort eine Kollisionsrate von einem Vogel auf 5 Quadratmeter Glasfläche im Jahr festgestellt. Jeder Eigentümer kann sich somit leicht ausrechnen, wie viele Tiere pro Jahr an seinem Gebäude zu Schaden kommen können. auch nur eines Elternteils bedeutet auch den Tod der Brut, da für ihr Überleben die Versorgung durch beide Elternteile nötig ist. Die tatsächlich an den Folgen von Kollisionen mit Glas sterbenden Vögel kann man in den Monaten März-Juli getrost um den Faktor vier erhöhen. Die in dieser Zeit verunglückenden Vögel sind in der Regel gerade brütende und Jungen aufziehende Tiere. Der "Ausfall" Post-Tower in Bonn © Ralf Gütz Lösungsmöglichkeiten Kenntlich machen Zwei Bedingungen muss die vogelschlagsichere Verwendung von Glas erfüllen: Die ungehinderte Durchsicht auf eine für Vögel attraktive Umgebung und ihre Spiegelung dürfen nicht gegeben sein. In beiden Fällen ist Glas als Barriere für Vögel nicht zu erkennen. Wir können zur Kenntlichmachung von Glas für Vögel zur Zeit ausschließlich zu nicht-transparenten Markierungen raten. Sogenanntes „Vogelschutzglas“ mit für Menschenaugen unsichtbarer Markierung ist aus unserer Sicht nicht zu empfehlen. Sie reflektieren Ultraviolettes Licht (UV), das Exemplare einer Reihe von Vogelarten sehen können. Ob dies sie aber abhält oder möglicherweise sogar anlockt, ist noch umstritten. Vollständig wirkungslos sind auch die seit langer Zeit zur Kenntlichmachung aufgeklebten Greifvogelsilhouetten. Durchsicht kann man durch die Verwendung halbtransparenten Materials vermeiden. Dies kann überall genutzt werden, wo sie ungehindert nicht nötig oder sogar unerwünscht ist: An Wintergärten, Gewächshäusern, Fahrradunterständen, Balkonbrüstungen beispielsweise. Bei anderen Bauten wie Fußgängerbrücken, Lärmschutzwänden, Fahrgastunterständen und bei vielen Verwendungsformen mehr - auch Fensterglas -, kann mit wirksamen Markierungen auf den Flächen Abhilfe geschaffen werden. Markierungen sind immer auf der Außenseite anzubringen, denn Glas spiegelt. Sie sollten kontrastreich und klar abgegrenzt sein. Warme Farben (rot, orange) sind wirksamer als kalte (blau, violett). Glasflächen sollten zu mindestens 15% Prozent von ihnen bedeckt sein. Im Handel erhältlich sind getestete Vogelschutzmarkierungen - oft als Streifen- oder Punktmuster. Aber auch „Kunst am Bau“ kann entsprechend ent- © Ralf Gütz Greifvogelsilhouette zusammen mit Vogelabdruck (Flügelspitze oben links) auf der Scheibe worfen genauso wirksam sein und die Attraktivität eines Gebäudes steigern. Technische Möglichkeiten zur Gestaltung von Glasflächen sind: Siebdruck, Laminatfolien zwischen den Glasflächen von Mehrfachverglasungen, Mattierungen zum Beispiel als Ornamente durch Sandstrahlung, und die Gravur von Glasflächen, die schon bei der Produktion integriert werden können. In Plexiglas können schon bei der Herstellung Markierungen eingearbeitet werden (z. B. Polyamid-Streifen). Auch nachträglich können Lackierungen, bedruckte oder perforierte Klebefolien und Klebeband für Kenntlichmachung von Glas benutzt werden. In Glas bei der Herstellung integrierte Designelemente sind allerdings langlebiger und damit kostengünstiger. Muster und Markierungen können auch aufgelöst (fein unterbrochen) werden: Allerdings darf der Kontrast dabei nicht wesentlich verringert werden, denn der bedingt die Wirkung! Die Spiegelung der Umgebung an normalem Fensterglas oder Sonneschutzglas kann man durch folgende Maßnahmen mindern: Die Verwendung reflexionsarmer Gläser, permanente Beschattungseinrichtungen außen an Scheiben: Außenjalousien und Spiegelungen reduzierende Insektengitter. Innen unmittelbar hinter Glasscheiben angebrachte Lamellen, Schnurvorhänge oder Gewebe wie selbsthaftende Textilien wirken ebenfalls. Mehr wissen? Wie Vogelschutz an Glas umgesetzt werden kann, zum Beispiel unter Beachtung der "Handflächenregel", die die maximal tolerierbaren Freiflächen zwischen Markierungselementen angibt, kann man auch in der beim Bundesamt für Naturschutz (BfN) erhältlichen Broschüre der Schweizer Vogelwarte Sempach „Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht“ entnehmen. (http://www.vogelsicherheit-an-glas.de/literaturlinks/) Die Schrift des Wiener Umweltamtes, „Vogelanprall an Glasflächen“ enthält unter anderem Bewertungen von im Handel befindlichen Vogelschutzmarkierungen. Sie wurden nach der in Österreich gültigen Prüfnorm ONR 191040 getestet. UVLicht reflektierende Markierungen („Spinnennetzeffekt“) wurden darin als unzureichend wirksam bewertet. (http://www.vogelsicherheit-an-glas.de/fileadmin/bundgruppen/bcmsvogelsicherheit/ Literatur/WUA-Vogelanprall-Muster.pdf) Photomontage: Mögliche Gestaltung eines gläsernen Personenaufzugs mit Schattenrissen der Vögel eines Starenschwarms. Nutzer befinden sich virtuell im Inneren eines Schwarms. (Entwurf: Karen Bienhaus) Kreativ & verantwortungsvoll Der Trend zum Bauen mit Glas wird stetig stärker. Was einerseits zu einer Steigerung der Lebensqualität im urbanen Raum beiträgt, schadet anderseits der Umwelt. Eine intakte Umwelt ist aber ebenfalls ein unsere Lebensqualität wesentlich positiv beeinflussender Faktor. Die Möglichkeiten beides gleichzeitig zu erreichen bestehen. Wir sind es nur noch nicht gewohnt, sie zu nutzen. Europa täglich an den Folgern von Kollisionen mit Glas. An einem untersuchten Gebäude in Deutschland starben im Verlauf eines Jahres ein Vogel pro fünf Quadratmetern Glasfläche an einem Gebäude Die weit verbreitete Annahme, Vogelschlag an Gebäuden sei kein wirkliches Problem, ist wissenschaftlich widerlegt. Nicht nur „dumme Vögel“ sind davon betroffen. Es trifft Altvögel und Jungvögel aller Arten, auch streng geschützte und gefährdete. Der Umweltschaden ist erheblich. Jeder kann sich ausrechnen, wie viele Tiere demnach an seinem Haus, den Fenstern seiner Wohnung, seiner Glasfassade zu Tode kommen werden. Nach derzeitigem Stand der Technik scheinen ausschließlich auch für uns Menschen sichtbare Markierungen Vögel ausreichend vor der Kollision mit Glas zu schützen. Die Herausforderung ist, Glas so kenntlich zu machen, dass es keine Gefahr für Vögel darstellt und auch uns nutzt. Das ist möglich. Geschätzt 250 000 Vögel sterben in Handeln Sie kreativ und verantwortungsvoll. BUND NRW e.V. Merowingerstraße 88, 40225 Düsseldorf Tel. (Zentrale): 0211/302005 - 0 Fax: 0211/302005 - 26 [email protected] www.bund-nrw.de PROJEKT "Vermeidung von Vogelschlag an Glas" www.vogelsicherheit-an-glas.de [email protected] Fax: 0211/302005 - 26 Projektleitung Dr. Judith Förster Tel.: 0211/302005 - 10 Email: [email protected] Ralf Gütz Tel.: 0221/324241 Email: [email protected]
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