Baden-Württemberg: Frauen haben neun Prozent mehr Fehltage als

Baden-Württemberg: Frauen haben neun Prozent mehr
Fehltage als Männer
DAK-Gesundheitsreport zeigt große Unterschiede in
Krankheitsprofilen und im Umgang mit Krankschreibungen
den
Stuttgart, 5. April 2016. Frauen in Baden-Württemberg fehlen
häufiger im Job als Männer. Ihr Krankenstand lag im vergangenen
Jahr neun Prozent höher. Das geht aus dem aktuellen DAKGesundheitsreport 2016 hervor. Die Studie zeigt auch, dass Männer
und Frauen anders krank sind: In Baden-Württemberg haben Männer
86 Prozent mehr Fehltage bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Frauen
93 Prozent mehr bei Krebsleiden. Insgesamt erreichte der
Krankenstand im Südwesten mit 3,5 Prozent den höchsten Wert seit
16 Jahren.
Für die Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller
erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg
aus. Es wurden zudem bundesweit mehr als 5.000 Beschäftigte im Alter
von 18 bis 65 Jahren befragt. Dabei ging es insbesondere um
Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Beim Krankenstand zeigt
sich: Von 1.000 erwerbstätigen Frauen fehlten 2015 im Durchschnitt pro
Tag 36 bei der Arbeit, bei Männern waren es nur 33 von 1.000. „Damit ist
der viel zitierte kleine Unterschied größer als gedacht“, sagt Markus Saur,
Landeschef der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg. „Die Studie
zeigt, dass Männer und Frauen von ganz unterschiedlichen
Krankheitsprofilen betroffen sind.“
Fehltage bei Herzinfarkt und Brustkrebs
Männer in Baden-Württemberg leiden häufiger als Frauen unter HerzKreislauf-Problemen (+ 86 Prozent mehr Fehltage). Sie haben knapp die
Hälfte mehr Fehltage (+ 48 Prozent) wegen Verletzungen und sind
häufiger von psychischen Störungen durch Alkoholmissbrauch betroffen
(+ 65 Prozent). Frauen fehlen hingegen öfter wegen allgemeiner
psychischer Erkrankungen (+ 53 Prozent) wie beispielsweise
Depressionen. Sie haben fast doppelt so viele Fehltage wegen
Krebsleiden (+ 93 Prozent), was durch das vergleichsweise frühe
Auftreten von Brustkrebs bedingt ist. „Betroffene Frauen stehen oft noch
voll im Erwerbsleben“, erklärt Saur. Die häufigste Krebserkrankung bei
Infos auch unter www.dak.de/presse und www.twitter.com/dak_presse
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Männern, der Prostatakrebs, trete hingegen erst im höheren Alter auf –
meist ab etwa 60 Jahren. „Diese Krebsfälle bei den Männern werden von
unserer Statistik, die sich ausschließlich auf Erwerbstätige bezieht, nicht
mehr erfasst“, so Saur. Grundsätzlich sei das Krebsrisiko bei Männern und
Frauen gleich.
Schwangerschaft hat Einfluss
Wenn Frauen öfter im Job fehlen, spielt auch das Kinderkriegen eine
Rolle. Komplikationen während der Schwangerschaft machen bei den 30bis 34-jährigen Beschäftigten in Baden-Württemberg knapp sieben
Prozent aller Fehltage aus. Schwangerschaftskomplikationen wie
quälende Übelkeit erklären in dieser Altersgruppe 51 Prozent des
Geschlechterunterschieds im Krankenstand.
Männer sind seltener beim Arzt
Ein Teil des Unterschieds bei den Fehltagen könnte sich auch durch den
anderen Umgang von Männern und Frauen mit Krankheit erklären lassen.
Berufstätige Männer im Südwesten besuchen im Durchschnitt nur vier Mal
pro Jahr einen Arzt. Berufstätige Frauen hingegen sind fast sieben Mal in
ärztlicher Behandlung. „Selbst wenn man Vorsorgeuntersuchungen und
schwangerschaftsbedingte Behandlungen nicht einrechnet, sind Männer
weitaus seltener beim Arzt. Sie sind womöglich aber genauso oft krank
wie Frauen“, so Saur.
Frauen neigen zu Präsentismus
Obwohl Frauen den höheren Krankenstand haben, schleppen sie sich
sogar noch häufiger als Männer krank zur Arbeit. Experten sprechen vom
Präsentismus: 64 Prozent der Frauen in Baden-Württemberg waren 2015
mindestens einmal krank bei der Arbeit, bei den Männern nur 56 Prozent.
Als Hauptgründe gaben Frauen in der Befragung an, dass sie ihre
Kollegen nicht hängen lassen wollten (84 Prozent) oder auch ihre Arbeit
fertigstellen müssten (75 Prozent).
Wenn ihre Kinder krank sind, melden sich hingegen viele Frauen selbst
krank. Jede fünfte Frau in Baden-Württemberg sagte in der Befragung,
dass sie manchmal so vorgehen müsse, weil sie sich nicht anders zu
helfen wisse. Bei den Männern sagen das nur 11,8 Prozent. Demnach
tragen Frauen noch immer einen größeren Anteil an der Betreuung
kranker Kinder als Männer.
Betriebliches Gesundheitsmanagement im Fokus
„Für eine geschlechtersensible Gesundheitsförderung in den Betrieben
können die Ergebnisse unserer Studie eine wichtige Grundlage sein“, sagt
DAK-Landeschef Markus Saur. „Wo Männer und Frauen unterschiedliche
Bedürfnisse haben, sollen sie von den Betrieben auch
geschlechtsspezifische Angebote bekommen.“ Die DAK-Gesundheit
stehe den Unternehmen in Baden-Württemberg sowohl bei der
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Bedarfsanalyse als auch bei der Entwicklung und Evaluation von
passgenauen Maßnahmen kompetent zur Seite.
Höchster Krankenstand seit 16 Jahren
Der DAK-Gesundheitsreport untersuchte auch den Krankenstand in
Baden-Württemberg. Er war im vergangenen Jahr mit 3,5 Prozent der
höchste seit 16 Jahren. 2015 waren von 1.000 erwerbstätigen Mitgliedern
der DAK-Gesundheit durchschnittlich pro Tag 35 krankgeschrieben. Vor
allem Erkältungen machten den Menschen zu schaffen. Die Anzahl der
Fehltage aufgrund von schweren Atemwegserkrankungen wie Bronchitis
stieg um fast ein Drittel an und verursachte 18 Prozent aller Fehltage. Für
die meisten Ausfalltage waren aber mit 21 Prozent die sogenannten
Muskel-Skelett-Erkrankungen wie etwa Rückenleiden sowie die
psychischen Erkrankungen (15 Prozent) verantwortlich.
Die Branchen mit dem höchsten Krankenstand in Baden-Württemberg
waren 2015 das Gesundheitswesen mit 4 Prozent und die Öffentliche
Verwaltung mit 3,6 Prozent. Den niedrigsten Krankenstand hatte der
Wirtschaftszweig Bildung, Kultur und Medien mit 2,9 Prozent.
Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands.
Für die Analyse wurden die Daten von 321.000 erwerbstätigen Mitgliedern
der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg durch das IGES Institut
ausgewertet.
Infos auch unter www.dak.de/presse und www.twitter.com/dak_presse
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