Themenpaket Henry Wanyoike (PDF/487 KB)

Christoffel-Blindenmission
Deutschland e.V.
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Henry Wanyoike
Inhalt
Ein Star zum Anfassen ....................................................................................2
Henry Wanyoike in Zahlen ...............................................................................5
Informationen zur behandelnden Augenabteilung ...............................................8
Bilder .......................................................................................................... 10
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Ein Star zum Anfassen
Nationalheld und Mutmacher Henry Wanyoike
Kikuyu/Bensheim. „Hallo Wanyoike“, schallt es vom Gemüsestand auf dem Markt
in Kikuyu, „Guten Tag, Mr. Wanyoike. Wie geht es Ihnen?“, kommt es von einem
Herrn in Anzug, der sich als Mitglied des kenianischen Parlaments entpuppt. In
Kenia und vielen Gegenden der Welt ist Henry Wanyoike bekannt. Im
Nationalmuseum der kenianischen Hauptstadt Nairobi gibt es sogar Bilder und
Pokale von ihm zu sehen. Er hat die Welt im Sturm erobert – oder vielmehr
erlaufen, als er bei den Paralympics 2000 in Australien Gold über 5.000 Meter
gewann. 2014 wurde er zum Behindertenbeauftragten seines Heimatbezirks
Kiambu. Und doch ist der kleine sympathische Läufer auf dem Boden geblieben. Er
weiß, dass seine Geschichte auch anders hätte verlaufen können.
Am 1. Mai 1995 wachte Henry auf und konnte nichts mehr sehen. Auch die Ärzte im
Kikuyu-Augenkrankenhaus, das von der Christoffel-Blindenmission (CBM)
unterstützt wird, konnten die Ursache nicht eindeutig feststellen und vor allem
nichts daran ändern: Er war blind.
In ein neues Leben mit Hilfe der CBM
Der damals 21-jährige Henry hatte als Schuhmacher gearbeitet. Doch damit war es
buchstäblich über Nacht vorbei. „Es dauerte zwei Wochen, bis ich akzeptieren
konnte, dass ich blind bin“, erinnert sich der Sportler. „Nachdem es mir bewusst
war, bekam ich psychische Probleme: Ich konnte mich auf nichts mehr
konzentrieren.“ Mit Hilfe der CBM-Low-Vision-Expertin Petra Verweyen und der
Projektmitarbeiterin Regina Kitau bekam er im Verlauf zweier Jahre sein Leben
wieder in den Griff.
Das Kikuyu-Augenhospital vermittelte ihn auch nach Machakos. In der Stadt
westlich von Nairobi gibt es ein Institut für Blindenrehabilitation, in dem Henry
lernte, Blindenschrift zu lesen und zu schreiben, eine Ausbildung als Stricker
machte und neuen Lebensmut fasste – unterstützt von der CBM. Er begann wieder
zu laufen, etwas, dass er bereits zu Schulzeiten tat. Beim Olympischen Tag in
Nairobi im Jahr 2000 qualifizierte er sich überraschend für die Paralympics in
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Sydney und gewann dort im gleichen Jahr als völliger Außenseiter Gold über 5.000
Meter. Der erste Sieg in einer beeindruckenden Reihe, die folgen sollte.
Mutmacher für Kranke, Manager und Schüler
Neben seiner Läuferkarriere nutzt Henry seinen Erfolg heute dafür, anderen Mut
zuzusprechen – als Botschafter der CBM in Deutschland und als Motivationsredner
in Kenia und weltweit. An Schulen, in Unternehmen und im KikuyuAugenkrankenhaus macht er Schülerscharen und Mitarbeitern deutlich, dass alles
möglich ist, dass sie etwas schaffen können. Er beruhigt Eltern von blinden oder
sehbehinderten Kindern sowie Erwachsene, die ihr Augenlicht verloren haben und
schenkt ihnen neuen Lebenswillen.
Henry Wanyoike Foundation – ein Ergebnis der Dankbarkeit
„Ich will etwas zurückgeben von dem, was ich bekommen habe“, sagt Henry. Und
weil seine zahlreichen Aktivitäten ein Dach brauchten, wurde 2005 die Henry
Wanyoike Foundation gegründet. Henry selbst ist Vorsitzender der Stiftung, die
zum Beispiel Gelder an Bedürftige für den wirtschaftlichen Start in ein selbständiges
Leben vergibt und Stipendien an Schüler. Gemeinsam mit seinem Freund und
Begleitläufer Joseph Kibunja hat Henry einen Kindergarten aufgebaut in den Slums
von Kanjeru, wo Henry geboren und aufgewachsen ist. Der Kindergarten –
vergleichbar mit einer deutschen Vorschule – ist in Kenia Voraussetzung für jede
Schulbildung. Viele Eltern im Slum können sich aber die Gebühren nicht leisten – im
„Theresias House of Hope“ brauchen sie nichts zu bezahlen.
Ein Großprojekt hat die Stiftung mit dem Hope-for-the-Future-Run aufgebaut. Der
Volkslauf ist mittlerweile eine der größten Sportveranstaltungen in Kenia.
Außerdem unterstützt die Stiftung eine Gruppe von Läufern, die zu den besten ihres
Landes gehören und den Behindertensport. In allen Bereichen ihrer Arbeit hat die
Stiftung auch immer besonders Menschen mit Behinderungen im Blick und hilft
ihnen zusammen mit der CBM. Sie stellen Rollstühle zur Verfügung, übernehmen
Schulgebühren oder bezahlen eine Ausbildung in Instituten wie in Machakos. Die
Stärke der Henry Wanyoike Foundation ist der direkte Kontakt zu den Menschen vor
Ort. Denn jeder kennt Henry und Henry kennt jeden. Das zeigt sich nicht nur beim
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Marktbesuch, sondern überall, wo der blinde Läufer und Motivationssprecher
auftaucht.
Seit über 100 Jahren Entwicklungshilfe
Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den größten und ältesten
Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland. Sie fördert seit
über 100 Jahren Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern. Die Aufgabe
der CBM ist es, das Leben von Menschen mit Behinderungen zu verbessern,
Behinderungen zu vermeiden und gesellschaftliche Barrieren abzubauen. Die CBM
unterstützt zurzeit 672 Projekte in 65 Ländern. Weitere Informationen unter
www.cbm.de.
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Henry Wanyoike in Zahlen
10. Mai 1974
In Kikuyu (Kenia) geboren als Sohn von David (geb. 1948; Arbeiter) und Mutter
Gladis (geb. 1952; früher Lehrerin, jetzt Farmerin).
1980
Sein Vater stirbt.
1985
Henry läuft in Kikuyu sein erstes offizielles Rennen und gewinnt über 10.000 Meter.
1994
Henry verlässt die Schule mit Realschulabschluss und lernt Schuhmacher.
1995
Henry erblindet über Nacht. Im von der Christoffel-Blindenmission (CBM)
geförderten Kikuyu-Augenzentrum erhält Henry ein Rehabilitationstraining und eine
Ausbildung. Er schöpft neuen Mut und beginnt wieder zu Laufen. Seitdem
unterstützt er die CBM als Botschafter.
2000
Henry gewinnt die nationale Qualifikation für die Paralympics in Sydney. Henry
gewinnt seine erste Goldmedaille bei den Paralympics in Sydney über 5.000 Meter
(15:46:29) und wird mit dem Grand Warrior Award ausgezeichnet, der höchsten
Ehrung, die von der kenianischen Regierung an Privatpersonen vergeben wird.
2002
Bei den Afrika-Spielen in Kairo gewinnt Henry zweimal Gold über 800 und 1.500
Meter und einmal Silber über 400 Meter. In Kasimigaura (Japan) verbessert Henry
die Weltbestzeit für Blinde im Marathon. In Boston gewinnt Henry das legendäre
Straßenrennen über 5.000 Meter als bester blinder Läufer.
2003
Bei den Behinderten-Weltmeisterschaften in Ottawa siegt Henry über 5.000 und
10.000 Meter. In Abuja (Nigeria) gewinnt Henry bei den Panafrikanischen Spielen
Gold über 1.500 Meter.
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2004
In Boston läuft Henry mit 2:33:20 eine neue Weltbestzeit für Blinde im Marathon.
Bei den Paralympics in Athen holt er Gold und auch die Weltbestzeiten über 5.000m
(15:11:07) und 10.000m (31:37:25). Henry wird mit dem kenianischen Orden
„Golden Heart“ ausgezeichnet.
2005
Henry Wanyoike gründet die Henry Wanyoike Foundation, die im März von der
kenianischen Regierung als Hilfsorganisation registriert wird. Er läuft eine neue
Weltbestzeit beim London-Marathon (2:32:51). Bereits eine Woche später toppt er
seine eigene Bestzeit beim Marathon in Hamburg: 2:31:31. Henry wird für den
Laureus World Sports Award nominiert.
2006
Erneute Nominierung für den Laureus Award.
2007
Panafrikanische Spiele in Algerien: Gold über 5.000 Meter (15:52:50), Silber über
1.500 Meter (4:15:16).
2008
Henry wird Botschafter des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC).
Nach einem Unfall kann Henry für einige Monate nicht trainieren, holt aber dennoch
bei den Paralympics in Peking Bronze über 5.000 Meter (15:47:17).
2013
Henry qualifiziert sich erneut für die Paralympics. Er muss aus gesundheitlichen
Gründen bei den Paralympics in London den Marathon abbrechen.
Der Dokumentarfilm „GOLD – Du kannst mehr als Du denkst“ kommt in die
deutschen Kinos. Henry ist einer von drei Protagonisten.
2014
Henry wird Behindertenbeauftragter der Regierung im Kiambu County, Kenia.
2016
Henry läuft mit seinem Begleitläufer in Hannover die Qualifikation für die
Paralympics in Rio de Janeiro
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Bestzeiten:
Marathon (Hamburg 2005):
2:31:31 Stunden
Halbmarathon (Hongkong 2004):
1:10:26 Stunden
10.000 Meter (Athen 2004):
31:37:25 Minuten
5.000 Meter (Athen 2004):
15:11:07 Minuten
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Informationen zur behandelnden Augenabteilung
1. Projektname
„Kikuyu Eye Unit“ im „PCEA (Presbyterian Church of East Africa) Kikuyu Hospital“
2. Projektzeitraum
wird seit 1975 von der CBM unterstützt
3. Projektart
Augenabteilung in Allgemeinkrankenhaus: umfassendes augenmedizinisches
Programm mit mobilen Einsätzen und Ausbildung von Augenärzten,
Kataraktchirurgen und anderem augenmedizinischen Personal, Dienste für
sehbehinderte Menschen
4. Land/Ort
Kikuyu im Kiambu-Distrikt, ca. 15 km von Nairobi City entfernt/Kenia
5. Partner
„Presbyterian Church of East Africa“ (PCEA)
6. Projekthintergrund und -beschreibung
Das „PCEA Kikuyu Hospital“ wurde 1908 von schottischen presbyterianischen
Missionaren gegründet. Es liegt nur ca. 15 km von der Millionenmetropole Nairobi
entfernt.
Seit 1975 gibt es eine eigene Augenabteilung für einen großen Patientenkreis in
Ost- und Zentralafrika. Die Klinik ist auch Ausbildungsstätte für augenmedizinisches
Personal. Über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde das Hospital in erster Linie
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durch die Augenarbeit, für die die Hauptunterstützung von der ChristoffelBlindenmission kommt.
2014 wurden über 72.000 Patienten untersucht. Insgesamt wurden in dem
Krankenhaus 7.352 Augenoperationen durchgeführt. Davon waren 2.977
Operationen am Grauen Star (Katarakt), 393 davon bei Kindern. Die KikuyuAugenklinik ist außerdem eine der wenigen Einrichtungen in Kenia, die kleine
Kinder schon im Säuglingsalter an Grauem Star operieren kann.
Seit 2006 kann auch Grüner Star (Glaukom) besser behandelt werden, da es durch
eine Sonderspende möglich war, die besonderen diagnostischen Instrumente
anzuschaffen. Im Jahr 2014 wurden 149 Glaukom-Operationen durchgeführt.
Mobile Teams von Augenärzten und anderen Augenspezialisten besuchen
regelmäßig Slums und „Community Centers“ in der Hauptstadt Nairobi und
untersuchen die Schülerinnen und Schüler in Blindenschulen in ganz Kenia. Ein
„Outreach“-Programm versorgt die ländliche Bevölkerung im Umkreis von bis zu
200 km mit augenmedizinischen Diensten.
Im CBM-finanzierten Ausbildungsprogramm der Klinik bilden sich z.B.
Ophthalmologie-Studenten der Universität Nairobi, angehende Kataraktchirurgen
und „Ophthalmic Clinical Officers“, „Ophthalmic Assistants“ und
Augenkrankenpflegepersonal weiter.
Ein Labor zur Herstellung kostengünstiger Augentropfen sowie eine Werkstatt zur
Produktion von Brillen machen die Klinik unabhängiger von Importen.
Ein Programm für Sehbehinderte wurde 1994 ins Leben gerufen. Diese Low-VisionDienste umfassen die medizinische, pädagogische und rehabilitative Versorgung
sehbehinderter Kinder. In der Low-Vision-Klinik in Kikuyu werden Kinder untersucht
und mit Hilfsmitteln versorgt, es werden Therapien für sie erarbeitet und Eltern
beraten. In ambulanten Low-Vision-Stationen werden ebenso Kinder regelmäßig
untersucht und betreut.
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8. Karte
Bilder
Diese und weitere Bilder des blinden Langstreckenläufers Henry Wanyoike gibt es in
Druckqualität hier:
https://picture.cbm.org/?c=6154&k=7ce80af547
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