Christoffel-Blindenmission Deutschland e.V. Stubenwald-Allee 5 64625 Bensheim Tel.: (0 62 51) 1 31 - 1 90 Fax: (0 62 51) 1 31 - 1 99 E-Mail: [email protected] www.cbm.de Henry Wanyoike Inhalt Ein Star zum Anfassen ....................................................................................2 Henry Wanyoike in Zahlen ...............................................................................5 Informationen zur behandelnden Augenabteilung ...............................................8 Bilder .......................................................................................................... 10 1 Ein Star zum Anfassen Nationalheld und Mutmacher Henry Wanyoike Kikuyu/Bensheim. „Hallo Wanyoike“, schallt es vom Gemüsestand auf dem Markt in Kikuyu, „Guten Tag, Mr. Wanyoike. Wie geht es Ihnen?“, kommt es von einem Herrn in Anzug, der sich als Mitglied des kenianischen Parlaments entpuppt. In Kenia und vielen Gegenden der Welt ist Henry Wanyoike bekannt. Im Nationalmuseum der kenianischen Hauptstadt Nairobi gibt es sogar Bilder und Pokale von ihm zu sehen. Er hat die Welt im Sturm erobert – oder vielmehr erlaufen, als er bei den Paralympics 2000 in Australien Gold über 5.000 Meter gewann. 2014 wurde er zum Behindertenbeauftragten seines Heimatbezirks Kiambu. Und doch ist der kleine sympathische Läufer auf dem Boden geblieben. Er weiß, dass seine Geschichte auch anders hätte verlaufen können. Am 1. Mai 1995 wachte Henry auf und konnte nichts mehr sehen. Auch die Ärzte im Kikuyu-Augenkrankenhaus, das von der Christoffel-Blindenmission (CBM) unterstützt wird, konnten die Ursache nicht eindeutig feststellen und vor allem nichts daran ändern: Er war blind. In ein neues Leben mit Hilfe der CBM Der damals 21-jährige Henry hatte als Schuhmacher gearbeitet. Doch damit war es buchstäblich über Nacht vorbei. „Es dauerte zwei Wochen, bis ich akzeptieren konnte, dass ich blind bin“, erinnert sich der Sportler. „Nachdem es mir bewusst war, bekam ich psychische Probleme: Ich konnte mich auf nichts mehr konzentrieren.“ Mit Hilfe der CBM-Low-Vision-Expertin Petra Verweyen und der Projektmitarbeiterin Regina Kitau bekam er im Verlauf zweier Jahre sein Leben wieder in den Griff. Das Kikuyu-Augenhospital vermittelte ihn auch nach Machakos. In der Stadt westlich von Nairobi gibt es ein Institut für Blindenrehabilitation, in dem Henry lernte, Blindenschrift zu lesen und zu schreiben, eine Ausbildung als Stricker machte und neuen Lebensmut fasste – unterstützt von der CBM. Er begann wieder zu laufen, etwas, dass er bereits zu Schulzeiten tat. Beim Olympischen Tag in Nairobi im Jahr 2000 qualifizierte er sich überraschend für die Paralympics in 2 Sydney und gewann dort im gleichen Jahr als völliger Außenseiter Gold über 5.000 Meter. Der erste Sieg in einer beeindruckenden Reihe, die folgen sollte. Mutmacher für Kranke, Manager und Schüler Neben seiner Läuferkarriere nutzt Henry seinen Erfolg heute dafür, anderen Mut zuzusprechen – als Botschafter der CBM in Deutschland und als Motivationsredner in Kenia und weltweit. An Schulen, in Unternehmen und im KikuyuAugenkrankenhaus macht er Schülerscharen und Mitarbeitern deutlich, dass alles möglich ist, dass sie etwas schaffen können. Er beruhigt Eltern von blinden oder sehbehinderten Kindern sowie Erwachsene, die ihr Augenlicht verloren haben und schenkt ihnen neuen Lebenswillen. Henry Wanyoike Foundation – ein Ergebnis der Dankbarkeit „Ich will etwas zurückgeben von dem, was ich bekommen habe“, sagt Henry. Und weil seine zahlreichen Aktivitäten ein Dach brauchten, wurde 2005 die Henry Wanyoike Foundation gegründet. Henry selbst ist Vorsitzender der Stiftung, die zum Beispiel Gelder an Bedürftige für den wirtschaftlichen Start in ein selbständiges Leben vergibt und Stipendien an Schüler. Gemeinsam mit seinem Freund und Begleitläufer Joseph Kibunja hat Henry einen Kindergarten aufgebaut in den Slums von Kanjeru, wo Henry geboren und aufgewachsen ist. Der Kindergarten – vergleichbar mit einer deutschen Vorschule – ist in Kenia Voraussetzung für jede Schulbildung. Viele Eltern im Slum können sich aber die Gebühren nicht leisten – im „Theresias House of Hope“ brauchen sie nichts zu bezahlen. Ein Großprojekt hat die Stiftung mit dem Hope-for-the-Future-Run aufgebaut. Der Volkslauf ist mittlerweile eine der größten Sportveranstaltungen in Kenia. Außerdem unterstützt die Stiftung eine Gruppe von Läufern, die zu den besten ihres Landes gehören und den Behindertensport. In allen Bereichen ihrer Arbeit hat die Stiftung auch immer besonders Menschen mit Behinderungen im Blick und hilft ihnen zusammen mit der CBM. Sie stellen Rollstühle zur Verfügung, übernehmen Schulgebühren oder bezahlen eine Ausbildung in Instituten wie in Machakos. Die Stärke der Henry Wanyoike Foundation ist der direkte Kontakt zu den Menschen vor Ort. Denn jeder kennt Henry und Henry kennt jeden. Das zeigt sich nicht nur beim 3 Marktbesuch, sondern überall, wo der blinde Läufer und Motivationssprecher auftaucht. Seit über 100 Jahren Entwicklungshilfe Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den größten und ältesten Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland. Sie fördert seit über 100 Jahren Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern. Die Aufgabe der CBM ist es, das Leben von Menschen mit Behinderungen zu verbessern, Behinderungen zu vermeiden und gesellschaftliche Barrieren abzubauen. Die CBM unterstützt zurzeit 672 Projekte in 65 Ländern. Weitere Informationen unter www.cbm.de. 4 Henry Wanyoike in Zahlen 10. Mai 1974 In Kikuyu (Kenia) geboren als Sohn von David (geb. 1948; Arbeiter) und Mutter Gladis (geb. 1952; früher Lehrerin, jetzt Farmerin). 1980 Sein Vater stirbt. 1985 Henry läuft in Kikuyu sein erstes offizielles Rennen und gewinnt über 10.000 Meter. 1994 Henry verlässt die Schule mit Realschulabschluss und lernt Schuhmacher. 1995 Henry erblindet über Nacht. Im von der Christoffel-Blindenmission (CBM) geförderten Kikuyu-Augenzentrum erhält Henry ein Rehabilitationstraining und eine Ausbildung. Er schöpft neuen Mut und beginnt wieder zu Laufen. Seitdem unterstützt er die CBM als Botschafter. 2000 Henry gewinnt die nationale Qualifikation für die Paralympics in Sydney. Henry gewinnt seine erste Goldmedaille bei den Paralympics in Sydney über 5.000 Meter (15:46:29) und wird mit dem Grand Warrior Award ausgezeichnet, der höchsten Ehrung, die von der kenianischen Regierung an Privatpersonen vergeben wird. 2002 Bei den Afrika-Spielen in Kairo gewinnt Henry zweimal Gold über 800 und 1.500 Meter und einmal Silber über 400 Meter. In Kasimigaura (Japan) verbessert Henry die Weltbestzeit für Blinde im Marathon. In Boston gewinnt Henry das legendäre Straßenrennen über 5.000 Meter als bester blinder Läufer. 2003 Bei den Behinderten-Weltmeisterschaften in Ottawa siegt Henry über 5.000 und 10.000 Meter. In Abuja (Nigeria) gewinnt Henry bei den Panafrikanischen Spielen Gold über 1.500 Meter. 5 2004 In Boston läuft Henry mit 2:33:20 eine neue Weltbestzeit für Blinde im Marathon. Bei den Paralympics in Athen holt er Gold und auch die Weltbestzeiten über 5.000m (15:11:07) und 10.000m (31:37:25). Henry wird mit dem kenianischen Orden „Golden Heart“ ausgezeichnet. 2005 Henry Wanyoike gründet die Henry Wanyoike Foundation, die im März von der kenianischen Regierung als Hilfsorganisation registriert wird. Er läuft eine neue Weltbestzeit beim London-Marathon (2:32:51). Bereits eine Woche später toppt er seine eigene Bestzeit beim Marathon in Hamburg: 2:31:31. Henry wird für den Laureus World Sports Award nominiert. 2006 Erneute Nominierung für den Laureus Award. 2007 Panafrikanische Spiele in Algerien: Gold über 5.000 Meter (15:52:50), Silber über 1.500 Meter (4:15:16). 2008 Henry wird Botschafter des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC). Nach einem Unfall kann Henry für einige Monate nicht trainieren, holt aber dennoch bei den Paralympics in Peking Bronze über 5.000 Meter (15:47:17). 2013 Henry qualifiziert sich erneut für die Paralympics. Er muss aus gesundheitlichen Gründen bei den Paralympics in London den Marathon abbrechen. Der Dokumentarfilm „GOLD – Du kannst mehr als Du denkst“ kommt in die deutschen Kinos. Henry ist einer von drei Protagonisten. 2014 Henry wird Behindertenbeauftragter der Regierung im Kiambu County, Kenia. 2016 Henry läuft mit seinem Begleitläufer in Hannover die Qualifikation für die Paralympics in Rio de Janeiro 6 Bestzeiten: Marathon (Hamburg 2005): 2:31:31 Stunden Halbmarathon (Hongkong 2004): 1:10:26 Stunden 10.000 Meter (Athen 2004): 31:37:25 Minuten 5.000 Meter (Athen 2004): 15:11:07 Minuten 7 Informationen zur behandelnden Augenabteilung 1. Projektname „Kikuyu Eye Unit“ im „PCEA (Presbyterian Church of East Africa) Kikuyu Hospital“ 2. Projektzeitraum wird seit 1975 von der CBM unterstützt 3. Projektart Augenabteilung in Allgemeinkrankenhaus: umfassendes augenmedizinisches Programm mit mobilen Einsätzen und Ausbildung von Augenärzten, Kataraktchirurgen und anderem augenmedizinischen Personal, Dienste für sehbehinderte Menschen 4. Land/Ort Kikuyu im Kiambu-Distrikt, ca. 15 km von Nairobi City entfernt/Kenia 5. Partner „Presbyterian Church of East Africa“ (PCEA) 6. Projekthintergrund und -beschreibung Das „PCEA Kikuyu Hospital“ wurde 1908 von schottischen presbyterianischen Missionaren gegründet. Es liegt nur ca. 15 km von der Millionenmetropole Nairobi entfernt. Seit 1975 gibt es eine eigene Augenabteilung für einen großen Patientenkreis in Ost- und Zentralafrika. Die Klinik ist auch Ausbildungsstätte für augenmedizinisches Personal. Über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde das Hospital in erster Linie 8 durch die Augenarbeit, für die die Hauptunterstützung von der ChristoffelBlindenmission kommt. 2014 wurden über 72.000 Patienten untersucht. Insgesamt wurden in dem Krankenhaus 7.352 Augenoperationen durchgeführt. Davon waren 2.977 Operationen am Grauen Star (Katarakt), 393 davon bei Kindern. Die KikuyuAugenklinik ist außerdem eine der wenigen Einrichtungen in Kenia, die kleine Kinder schon im Säuglingsalter an Grauem Star operieren kann. Seit 2006 kann auch Grüner Star (Glaukom) besser behandelt werden, da es durch eine Sonderspende möglich war, die besonderen diagnostischen Instrumente anzuschaffen. Im Jahr 2014 wurden 149 Glaukom-Operationen durchgeführt. Mobile Teams von Augenärzten und anderen Augenspezialisten besuchen regelmäßig Slums und „Community Centers“ in der Hauptstadt Nairobi und untersuchen die Schülerinnen und Schüler in Blindenschulen in ganz Kenia. Ein „Outreach“-Programm versorgt die ländliche Bevölkerung im Umkreis von bis zu 200 km mit augenmedizinischen Diensten. Im CBM-finanzierten Ausbildungsprogramm der Klinik bilden sich z.B. Ophthalmologie-Studenten der Universität Nairobi, angehende Kataraktchirurgen und „Ophthalmic Clinical Officers“, „Ophthalmic Assistants“ und Augenkrankenpflegepersonal weiter. Ein Labor zur Herstellung kostengünstiger Augentropfen sowie eine Werkstatt zur Produktion von Brillen machen die Klinik unabhängiger von Importen. Ein Programm für Sehbehinderte wurde 1994 ins Leben gerufen. Diese Low-VisionDienste umfassen die medizinische, pädagogische und rehabilitative Versorgung sehbehinderter Kinder. In der Low-Vision-Klinik in Kikuyu werden Kinder untersucht und mit Hilfsmitteln versorgt, es werden Therapien für sie erarbeitet und Eltern beraten. In ambulanten Low-Vision-Stationen werden ebenso Kinder regelmäßig untersucht und betreut. 9 8. Karte Bilder Diese und weitere Bilder des blinden Langstreckenläufers Henry Wanyoike gibt es in Druckqualität hier: https://picture.cbm.org/?c=6154&k=7ce80af547 10
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