architekturhanghaus s c h w e b e n d e Le ichtig k e it Getüftelt Eine Auskragung von sechs Metern, die sich stüt zenlos trägt. Das sieht man nicht alle Tage 100 H.O.M.E. Eine von Gründerzeit-Villen geprägte Umgebung wurde von Dietrich | Untertrifaller Architekten mit einem schwebenden Kristall ergänzt. Er glänzt durch Funktionalität, Geradlinigkeit und Liebe zum Detail Text Nina Prehofer Fotos Günther Linshalm, Philipp Kreidl (AuSSenaufnahmen) H.O.M.E. 101 Architekturhanghaus Versteckt Der Kamin (von Brunner) erstreckt sich in zwei Richtungen. So kann man im Wohnzimmer und in dem dahinter liegenden Schlafzimmer einen Blick auf das Feuer genießen. Viel Platz und Stauraum bieten die weißen Regalwände. Die Eichendielen stammen von Trapa 102 H.O.M.E. H.O.M.E. 103 Architekturhanghaus auch das innere wirkt luftig Elegant Die Holztreppe führt elegant in die oberen Räumlichkeiten. Links neben dem Aufgang versteckt sich eine Tür (o.) Übergang Die Küche ver längert sich mit einer Sitz bank und einem Grill bis auf die Terrasse – mit Ausblick ins Grüne (r.) ietrich | Untertrifaller Architekten schätzen eine gute Hanglage. Schließlich liegen die Wurzeln des Architekturbüros in Vorarl berg. Dort ist man, im Gegensatz zu Wien und Umgebung, öfters mit einer „schrägen“ Grund fläche konfrontiert. Für die Architekten ist es immer wieder spannend, Bauten aus der Topografie heraus wachsen zu lassen und sie dann mit Ebenen zu ver sehen, die trotz des Hangs einen größtmöglichen Aus blick erlauben. d Clevere Funktionalität In der Küche überraschen schöne Details wie der Dunstabzug, der komplett in die Decke eingelassen ist. Es wird mehr versteckt, als man sieht. Dampfgarer und Backofen sind von Gaggenau, Kühlschrank und Unterbautiefkühler von Siemens, der Dunstabzug ist von Gutmann ▲ 104 H.O.M.E. Einfangen der Umgebung. Wenn man vor dem Grundstück steht, lässt sich nur schwer erahnen, dass es ein Haus mit einer Nutzfläche von 305 Quadrat metern beherbergt. Die Fläche sollte nicht zu massiv und die Front nicht bedrückend wirken. Diesen An forderungen wurde ausgesprochen gut Rechnung ge tragen. Das Einfamilienhaus wirkt leicht und luftig, was dem Sockel und dem darauf gleichsam schweben den, kristallinen Obergeschoss zu verdanken ist. Nach Westen besticht die Aussicht durch ein großzügiges Landschaftspanorama, Richtung Osten erstreckt sich H.O.M.E. 105 architekturhanghaus „ Der hingucker bei diesem haus ist die funktionalität“ hannes radaschitz unsichtbar Die eigens angefertigte Bibliotheksleiter wird ohne sichtbare Schiene geführt. Auch die Lei ter hat einen Platz im Schrank (o.) hingucker Holz Der Eichenboden zieht sich durch das ganze Haus und wird zu einem echten Blickfang Das funktionale Untergeschoss ist tief in den Hang hineingeschnitten und bildet die Hauptzugangsebene. Neben der Garage für zwei Pkw-Stellplätze beherbergt es einen offenen Aufgang in Form einer Treppe zum Erdgeschoss und einen durch diverse Funktionsein heiten flankierten Gang zum Aufzug, der, zentral ge legen, die drei Ebenen vertikal verbinden soll. Ausgeführt wurde das in sandgestrahltem Sichtbe ton, der sich über das Erdgeschoss, das zur Hälfte in den Hang eingelassen ist, bis zur Nordterrasse zieht und so den steinernen Sockel bildet. Der schwebende Kristall ist mit einem dunklen Feinputz überzogen, der ihn mit der grünen Umgebung verschmelzen und elegant darin sitzen lässt. Das Untergeschoss ist von der großzügigen Eingangshalle geprägt, versehen mit einer mittig stehenden Schiebetür. Da das Erdgeschoss in erster Linie Platz für die Kinderzimmer bietet, wur de die Schiebetür als Tafel realisiert. Gleichzeitig ver schwinden dahinter der Fahrradraum, der Gang zu den Sanitäreinrichtungen, Abstellräume und der Lift. Eindrucksvoll ist die geradlinige Treppe, die in einer Kaskade zum Eingang führt. In ihrer Verlängerung folgt eine weitere ins Obergeschoss. Dort erstreckt sich ein großes Raumkontinuum, das in zwei Hauptberei che gegliedert ist: in den Wohn- und Essbereich und in den Bibliotheksraum mit Kamin. Das Wohnzimmer hat eine Raumhöhe von 2,70 Metern, der Bibliotheksraum ist um einen Meter über höht und über einen Tunnelkamin mit dem Schlafraum verbunden. Ein offener Grundriss, der trotzdem das Gefühl von mehreren Räumen gibt. Auch der Wohn-/ Essraum ist durch die Geometrie so gegliedert, dass fast so etwas wie eine Kochnische entsteht. Die Küche aus Corian wie auch ein integrierter Fenstersitz wer den optisch nach draußen auf die Terrasse verlängert. Die Sitzstufe ist zu einem B lumenkasten erweitert, der gleichzeitig die Absturzsicherung darstellt. Ganz oben befindet sich das Schlafzimmer: ein Schlicht schön Die Türen sind flächenbündig und reichen bis zur Decke. Sie haben keinen Drücker, sondern einen Knopf zum Ziehen mit Magnetfalle ▲ 106 H.O.M.E. ein schöner Grünhang, und nach Norden öffnet sich der Garten, der ganz sanft ansteigt, um dann in die Bibliothek und den Kaminraum zu münden. An der Konstruktion wurde länger getüftelt. „Eine Auskra gung von sechs Metern, die sich stützenlos trägt, plant man nicht jeden Tag“, so die Architekten. Realisiert wurde sie mit zwei Wänden, die von beiden Seiten als Träger fungieren und vom Kern heraus die Boden- und die Dachplatte tragen. H.O.M.E. 107 Architekturhanghaus die badewanne ist in ein podest aus holz eingelassen Ausblick In der Badewanne „Teuco PaperT59“ holt man sich die Natur ins Haus. Der Ausblick macht es möglich (o.) ffener Raum mit einem Bett Richtung Nordhang. Die o Klafs-Sauna mit einer seitlich durch ein Glas getrenn ten Dusche geht dank der Verwendung von Natur steinplatten fast nahtlos in den Eichenboden über. Die Badewanne ist in ein Podest aus Holz eingelassen. Das Dach hat an dieser Stelle eine Überhöhung, was es ermöglicht, in diese vom Nordlicht geprägten Räume Südlicht hineinzubekommen. Liebe zum Detail und Freude an der Funktio nalität. Im Haus verstecken sich viele technische Schwebend Auch der Block mit Waschbecken und Spiegel wirkt, als würde er leicht über dem Boden schweben. Der Waschtisch „Gap“ ist von Falper (l.) ▲ 108 H.O.M.E. Raffinessen, die auf den ersten Blick verborgen blei ben. Verantwortlich für deren Ausführung ist die Designtischlerei Radaschitz mit Produktion in Rie gersburg und Standorten in Wien und London. Seit 1923 widmet man sich in erster Linie Möbeln, geprägt von einem besonderen Gespür für Qualität und Design und einem hervorragenden technischen Know-how. Hannes Radaschitz sieht in den Möbeln für das Haus in Baden vor allem eine Verlängerung der Architektur. Viele Wände bestehen aus Möbeln und sind deswegen auch in weißem Schleiflack gehalten. Das Holz liegt am Boden: in Form eines wunderschönen Eichenbodens. „Der Hingucker bei diesem Haus innen ist die Funk tionalität. Da standen wir vor einigen technischen Herausforderungen“, meint Radaschitz. Alle Fluchten, Architekturhanghaus unter der auskragung genieSSt man den Gartenblick Achsen und Winkel, die aus der Architektur abgeleitet Nach etlichen Destinationen im Ausland und d em werden konnten, wurden aufgenommen. Kein Stück Leben in alten, ehrwürdigen Gemäuern brauchte es wurde nur für sich designt, alles bildet eine Einheit. ein neues Heim für die fünfköpfige Familie. Da war Die Türen von Josko sind flächenbündig und reichen Dietrich U ntertrifaller ein perfekter Partner: mit bis zur Decke. Engagement bei der Sache und ständig die architekto „Generell ist alles auf ,knirsch‘ gemacht“, so Rada nische Vision im Auge behaltend. Das Haus sollte nicht schitz. Auch in der Küche überraschen schöne Details bombastisch wirken, sondern eher schlicht, diskret wie der Dunstabzug, der komplett in die Decke ein und unaufdringlich. Das Ergebnis: Glas und Weite, gelassen ist, oder der Öffnungsflügel der Fassade, der mit herrlichem Blick in den Wienerwald. Man genießt sich hinter einem Küchenschrank versteckt. Sehr char die Sommermonate auf der schwebend-überdachten mant sind die Sitzbänke, sowohl im Eingangsbereich Terrasse. Dietrich Untertrifaller ist es gelungen, Land als auch im Wohnraum, die für Komfort und Gemüt schaft und Natur in den Alltag einzubinden – und er Dietrich | Untertrifaller lichkeit sorgen und in die Architektur integriert sind. hat es geschafft, dass sie uns wieder berührt. Architekten offen Nach hinten öffnet sich das Haus, und auch hier wird – über großflächi ge Fenster von Josko – die Landschaft in den Innen raum geholt Haus A Baden (2012) Haus A Baden (2012) Haus A // Baden bei wien Fertigstellung 2012 305 m2 Dietrich | Untertrifaller Wohnfläche Architekt 06 05 www.dietrich.untertrifaller.com 02 Designtischlerei www.radaschitz.at 07 07 01 OG 109 H.O.M.E. 03 04 01 Küche 02 Essbereich 03 Wohnbereich 04 Schlafzimmer 05 Sauna 06 Bad 07 Terrassse ■ Dietrich | Untertrifaller Architekten
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