„echte Schätze“ in Schweinfurt: zF Sachs eröffnet Firmenmuseum

museum
Spezial AusstellungsgestAltung und MuseuMsprAxis
„echte Schätze“ in Schweinfurt:
zF Sachs eröffnet Firmenmuseum
2.15
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AusstellungsprAxis // BlachRepoRt MuseuM 2.15
AusstellungsprAxis // BlachRepoRt MuseuM 2.15
Baurconsult planen ZF sachs museum schweinfurt
echte schätze
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Steht man auf der Ernst-Sachs-Straße und betrachtet die Fassa-
zeigt die technischen Meilensteine der Unternehmensgeschichte. Die-
de der neuen Sachs-Ausstellung der ZF Friedrichshafen AG in
se sind im Fall der Schweinfurter Firma das Kugellager, die Fahrradna-
Schweinfurt, wird sofort ersichtlich, dass hier viele Jahrzehnte Fir-
be, Motoren, Kupplungen, Wandler und Stoßdämpfer. Die ausgestell-
mengeschichte präsentiert werden, denn dort reihen sich chro-
ten historischen und modernen Produkte wurden zur Verdeutlichung
nologisch alle Firmenlogos auf, welche die Schweinfurter Firma
der technischen Entwicklung unter Hinzuziehung von Experten ausge-
Fichtel & Sachs in ihren Jahren bis zur Verschmelzung mit dem
wählt. Neben der Darstellung der technischen Highlights wird auch ein
ZF-Konzern repräsentiert haben. Seit der Eröffnung am 4. Mai
Einblick in das Marketing und den allgemeinen Motorsport gewährt.
ist die Ausstellung öffentlich nach Anmeldung zugänglich und
Denn auf beiden Sektoren war Fichtel & Sachs in seiner Geschichte äu-
ermöglicht so dem Besucher, die bewegte Geschichte der 1895
ßerst erfolgreich, wie Daniel Schmitz erklärt, der diese dritte Sparte be-
gegründeten „Schweinfurter Präzisions- Kugellagerwerke Fichtel
treut hat. Hier wurde Anfang des 20. Jahrhunderts Guerilla-Marketing
& Sachs“ bis zur letztendlichen Verschmelzung mit dem ZF-Kon-
betrieben, als das Wort noch nicht einmal erfunden war. Bereits früh
zern 2011 zu erleben. Das 100-jährige Firmenjubiläum, das die
in der Unternehmensgeschichte verband man erfolgreich Sportspon-
ZF Friedrichshafen AG 2015 feiert, war der Anlass, die Firmenge-
soring mit Produktkommunikation. Auf dem Motorsportsektor waren
schichte aufzuarbeiten.
sicherlich die WM-Titel von Michael Schuhmacher große Erfolge, ist er
In Schweinfurt wurde relativ schnell klar, dass die Sichtung, Ordnung
doch mit Sachs-Stoßdämpfern zum mehrmaligen Champion gewor-
und Auswertung der Dokumente und Exponate ein Mammutprojekt
den. Zum Schluss richtet sich der Blick nach vorne und es werden The-
werden würde. „Eine Ausstellung war zunächst eigentlich nicht ge-
men vorgestellt, mit denen ZF am Standort Schweinfurt sich für die
plant. Aber nach dem Blick in unsere Archive und Depots wurde rela-
Zukunft rüstet.
tiv schnell klar, dass sich hier echte Schätze verbergen“, erklärt Daniel
Der Eingang des Museumsbereichs wird durch ein gläsernes Vor-
Schmitz, der das Projekt seit der ersten Idee 2011 begleitet hat. So war
dach und eine zugleich als barrierefreie Fluchttür genutzte Karusselltür
es dann ein Zufall, dass mit der Entscheidung, die Ausstellung zu ver-
sichtbar gemacht. Die Gestaltung des Eingangsbereichs ist nach den
wirklichen, eine Produktionshalle im Schweinfurter Werk Nord stillge-
Worten der Planer bewusst zurückhaltend und folgt der Logik der sich
legt wurde, die nun den Rahmen für das einmalige Projekt bildet. Die
zunehmend steigernden Raumfolgen. Die innere Raumschale des Ge-
Fassade der 850 Quadratmeter großen Ausstellungshalle liegt direkt
bäudes als authentisches Zeugnis Schweinfurter Industriegeschichte
an der nach dem Gründer des Unternehmens benannten Ernst-Sachs-
wird so selbst zum Ausstellungsstück und Teil der Inszenierung. Wäh-
Straße, was zum einen den Zutritt für Besucher erleichtert. Ein großes
rend im vorderen Bereich die Dauerausstellung situiert ist, kann die
Ansinnen der Planer – Baurconsult Architekten Ingenieure – war es,
rückwärtige Zone für Wechselausstellungen genutzt werden. Die In-
bei den Besuchern schon von außen einen Eindruck der langen Histo-
tegration der notwendigen Technik steht laut Baurconsult „unter dem
rie entstehen zu lassen, weshalb alle Logos der Firma horizontal und
Primat der Unauffälligkeit, aber auch der Angemessenheit“.
in chronologischer Reihenfolge auf eine Stahlkonstruktion entlang der
INFO: www.baurconsult.com
Fassade angebracht wurden.
Im Inneren wirken die hohen Wände in der Halle durch die eingesetzte Raumausstattung großzügig und licht. Kunstvoll dekorierte Trennwände und der neu verlegte glänzende Fußboden aus Gussasphalt unterstreichen den Kontrast zwischen dem modern-kunstvollen Inhalt im
Im Inneren des neuen ZF Sachs Museums, Schweinfurt (Foto: Baurconsult)
rustikal-industriellen Gewand. Der Umbau der ehemaligen Produkti-
sammlung würth
onshalle war dennoch kein einfaches Unterfangen, ist doch die Pro-
Die Sammlung Würth zählt zu den größten Privatsammlungen Europas
duktion bis Dezember 2013 noch in vollem Gange gewesen. „Die Zeit
und umfasst mehr als 16.800 Kunstwerke. Die bedeutendsten Künst-
war unsere größte Herausforderung. Denn durch den engen Zeitplan
ler der klassischen Moderne sind in der Sammlung vertreten aber auch
mussten wir während der Ideenfindung das Konzept für die Ausstel-
Meisterwerke aus dem Mittelalter und Klassiker der zeitgenössischen
lung schon umsetzen, da die Firmen ja mit der Arbeit beginnen muss-
Kunst. In nie gezeigtem Umfang wird die Kollektion im Herbst mit 400
ten“, so Schmitz.
Kunstwerken auf 5.000 Quadratmetern im Martin-Gropius-Bau präsen-
Generell hat man versucht, den großen Ausstellungsraum der Halle
möglichst nah am Originalzustand zu lassen, was das Ausstellungser-
tiert. Ab 11. September 2015 heißt es dort: „Von Hockney bis Holbein.
Die Sammlung Würth in Berlin“.
lebnis verstärkt. So befindet sich zum Beispiel noch die schwere Kran-
Analog zur Geschichte der Sammlung Würth erzählt die Schau Kunst-
konstruktion an der Decke, welche teilweise mit hellen Farben restau-
geschichte rückwärts. So werden etwa David Hockneys Jahreszeiten-Zy-
riert wurde. Es zeigen sich immer wieder architektonisch- künstlerische
klus, ein internationaler Skulpturenschwerpunkt von Eduardo Chillida
Feinheiten, wie zum Beispiel die Deckenbeleuchtung die über der Aus-
bis Henry Moore, Meisterwerke der Klassischen Moderne von Pablo Pi-
stellung der Technikgeschichte schwebt, und so die Exponate in Szene
casso bis Edvard Munch, herausragende Kunstkammerobjekte und eine
setzt und zugleich vom Ausstellungsteil Unternehmensgeschichte ab-
Auswahl der Alten Meister der Sammlung Würth, darunter eines der
grenzt. An beiden Enden der Ausstellung wurden aufwendige Kurven-
bedeutendsten Gemälde des 16. Jahrhunderts, die „Madonna des Bür-
konstruktionen aus Holz aufgebaut, die mit ihren runden Formen die
germeisters Jacob Meyer zum Hasen“ von Hans Holbein d. J. zu sehen
Strenge der Halle auflockern und am nördlichen Ende den Rahmen für
sein. Ein weiteres Highlight ist die 25-teilige monumentale Installati-
den Race Touareg in einer „Sachs-Kurve“ bilden.
on „The Last Judgement Sculpture“ des britischen Bildhauers Anthony
Inhaltlich ist die Ausstellung in vier Teile unterteilt. Begonnen wird mit
Caro im Lichthof des Martin-Gropius-Baus.
der Unternehmensgeschichte von der Gründung der „Schweinfurter
Damit setzt der Sammler Reinhold Würth, der in diesem Jahr seinen
Präzisions-Kugellagerwerke Fichtel & Sachs“ 1895 bis zur Verschmel-
80. Geburtstag feierte, sein Engagement in der Bundeshauptstadt fort.
zung der ZF Sachs AG mit dem ZF-Konzern 2011. Für diesen Teil zeich-
Mit der Einrichtung einer Kunstkammer im wiedereröffneten Bode-Mu-
net Andreas Dornheim von der Universität Bamberg verantwortlich, der
seum hatte dies im Jahr 2006 seinen Anfang genommen.
die wissenschaftliche Leitung des Projekts innehatte. Die zweite Sparte
INFO: www.museumsdienst-berlin.de, www.wuerth.com