ID Magazin des Bayerischen Bauindustrieverbandes e. V. Dezember 2015 | 60. Jahrgang FLUCHT NACH VORNE Erfahrungsbericht: Junge Flüchtlinge in der Bauindustrie FLUGHAFEN MÜNCHEN Ja zur 3. Startbahn! ÖFFENTLICH-PRIVATE PARTNERSCHAFT Auf der Erfolgsspur: Nach der A8 auch A94 und A3 als ÖPP ID | Magazin des Bayerischen Bauindustrieverbandes e. V. Dezember 2015 | 60. Jahrgang IMPRESSUM InformationsDienst Herausgeber: Bayerischer Bauindustrieverband e.V. München Verantwortlich für den Inhalt: Thomas Schmid Redaktion: Alexandra Luchtai, M. A. (Leitung) Dr. Josef Wallner Gestaltung: Daniel Schwaiger Druck: OMB2 Print GmbH München BILDNACHWEIS Titel: Auszubildender; BBIV, Daniel Schwaiger. S.6: Zugspitze; dpa, Angelika Warmuth. Gruppenfoto; BBIV, Daniel Schwaiger. S.7: Kindertag; OBB. S.9/10/11: BBIV, Daniel Schwaiger. S.12: JOSEF HEBEL GmbH & Co. KG. S.15: BBIV, Daniel Schwaiger. S.19: Windtürme; Shutterstock, pedrosala S.20: Flughafen München; istock, narvikk. S.23: Flughafen München; Marc Hildmann. S.24: dpa, Marcus Merk. S.28: Gullideckel; Manfred Antranias Zimmer. S.30/32: Erdkabel; TenneT TSO GmbH. S.36: Zahnräder; shutterstock, everything possible. S.38/39: BBIV, Martin Schneider. S.44: Thermografie; HS Coburg, Prof. Friedemann Zeitler. S.42: BBIV, Birgit Schnell. S.43: BBIV, Martin Schneider. S.44: Kindergarten St.Elisabeth. S.45: Gruppenbild; MPA, Sperl. Joachim Herrmann; BBIV, Daniel Schwaiger. S.46: Gruppenbild; BBIV, Daniel Schwaiger. DIE ZUKUNFT ANSTIMMEN DIE FLÜCHTLINGE STELLEN DAS LAND VOR GEWALTIGE AUFGABEN. Erstaufnahmeeinrichtungen, dauerhafte Unterkünfte, bezahlbarer Wohnraum, Sprachförderung, Integration in die Gesellschaft – die To-do-Liste ist lang. Seine Bauaufgaben darf Deutschland aber deswegen nicht vernachlässigen. Ganz im Gegenteil, gerade jetzt ist es wichtig, für die Zukunft zu investieren. Gerade jetzt müssen wir die Voraussetzungen schaffen, dass Deutschland und Bayern auch künftig die besten Standortbedingungen aufweisen für eine florierende Wirtschaft, die Arbeitsplätze schafft und Arbeitskräfte sucht. Die Verkehrsinfrastruktur zu sanieren und für die Zukunft auszubauen, ist ein wichtiger Teil dieser Aufgabe. In Bayern gehören dazu die Großprojekte 2. Stammstrecke und 3. Startbahn in München, die Schienenanbindung des Flughafens sowie des Chemiedreiecks und des Brennerbasistunnels. Nicht zu vergessen ein Donauausbau, der diesen Namen verdient. Sowie der Frankenschnellweg in Nürnberg, der Ausbau der B303n, der B173 und anderer Bundesstraßen. IN CHANCEN INVESTIEREN Großprojekte haben es allerdings schwer in Deutschland. Jüngstes Beispiel: die Ablehnung der Olympiabewerbung in Hamburg. In Bayern wird derzeit kontrovers um die 3. Start- und Landebahn diskutiert. Das dafür nötige Kapital stünde bereit, ebenso das vollziehbare Baurecht. Doch leider fehlt bislang die Zustimmung aller Anteilseigner, zu denen der Freistaat Bayern, die Stadt München und der Bund zählen. Was bleibt ist die Kluft zwischen dem Fliegen und der Bereitschaft, dafür die nötigen Strukturen zu schaffen. Ablehnung ohne eigene Betroffenheit – diese Haltung zieht sich durch. Die Politik reagiert meistens nur. Sie nimmt den Bürgerwillen auf, oder zumindest, was sie dafür hält. Groß ist daher die Gefahr, dass bei den Bauausgaben gekürzt wird, wenn „es eng wird“. Bauausgaben leiden darunter, dass hinter ihnen kein Leistungsgesetz steht, auch keine unmittelbar Betroffenen. Die Zukunft hat nämlich keine Stimme. Kürzen geht daher leicht. Es wird auch noch als „Sparen“ verkauft. Die Wahrheit aber ist: Wer nicht baut, wer nicht investiert, der vergibt Chancen, der verpasst Entwicklungen, der riskiert seine Zukunft. Auch die der Flüchtlinge. Ihr Thomas Schmid Hauptgeschäftsführer | Bayerischer Bauindustrieverband e.V. | ID | Bauindustrie Bayern | 3 INHALT IMPULS 3 | Die Zukunft anstimmen Wer nicht baut und nicht investiert, vergibt Chancen, verpasst Entwicklungen und riskiert seine Zukunft. Auch die der Flüchtlinge. BAUEN UND POLITIK 8 | Flucht nach vorne Während die Politik noch debattiert, wird bei den bayerischen Bauunternehmen DOWNLOAD ID 04/15 Integration durch Ausbildung und Arbeit bereits gelebt. FLUCHT NACH VORNE Unseren ID und viele weitere 14 | interessanten Themen finden Sie auch online zum Download unter www.bauindustrie-bayern.de/ 16 | download Fordern und fördern Kompetenztests für Flüchtlinge in Stockdorf und Nürnberg-Wetzendorf. Flüchtlingsunterkünfte und bezahlbarer Wohnraum Lösungsvorschläge der Bayerischen Bauindustrie. 20 | Das Tor zur Welt Ja zur 3. Start- und Landebahn am Flughafen München. 24 | ÖPP weiter auf Erfolgsspur Nach der erfolgreichen Freigabe der A8, kommt auch für die A94 und die A3 das ÖPP-Modell. 28 | Die unsichtbare Gefahr Neue LfU-Studie: Zustand der Kanalisation in Bayern weiterhin kritisch. BAUEN UND ENERGIE 30 | Strom wird immer teurer Umlagen für EEG, KWK, Kohlekraftwerke und die Netzkosten steigen immer weiter. BAUWIRTSCHAFT UND KONJUNKTUR Bis September 2015 Umsatz und Beschäftigung niedriger 34 | BAUTECHNIK 36 | Informationen managen AKIM: Exklusiver Austausch zu Trends & Tools der IT am Bau. BILDUNG 38 | Ab auf die Baustelle Praxistage für IRE|BS Regensburg, HS Coburg und TH Würzburg-Schweinfurt. 41 | Energieeffizientes Gebäudedesign an der HS Coburg Neue Studienrichtung im Bauingenieurwesen. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 4 | I N H A LT | 42 | Für die gute Sache Bayerische Bauindustrie ist Sponsor der Special Olympics Bayern. 44 | Beste kleine Baumeister Drei Kitas aus München, Oberstdorf und Gattendorf gewinnen den Wettbewerb von „Baumeister gesucht!“. 46 |PERSÖNLICHES 47 | ZAHLEN ZUR BAUWIRTSCHAFT IN BAYERN 8 20 24 | ID | Bauindustrie Bayern | 5 Hochbau DEUTSCHLANDS HÖCHSTE BAUSTELLE: NEUE SEILBAHN AN DER ZUGSPITZE Auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, entsteht bis 2017 eine neue Seilbahn. Mit seinen 2.962 Metern ist der Alpengipfel das höchstgelegene Bauprojekt des Landes. Und damit nicht genug: Keine andere Seilbahn der Welt überwindet eine so große Distanz und fußt auf nur einer Stütze. Jeder einzelne Bauschritt ist hier spektakulär, sei es die Kranmontage per Helikopter oder das Betonieren des Fundaments in luftiger Höhe. Mehr Infos, Bilder und Videos im Bautagebuch: http://zugspitze.de/de/service/bautagebuch Baumarkt und Gesellschaft ZU GAST IM BAYERISCHEN LANDTAG Unternehmer der schwäbischen Bauindustrie führten am 16. Oktober ein offenes Gespräch mit schwäbischen Landtagsabgeordneten. Hauptthema war der Wohnungsbedarf für Flüchtlinge. Der BBIV hat dazu umfassende Lösungsvorschläge erarbeitet und legt bei aller Dringlichkeit beim Bauen besonderes Augenmerk auf die Nachhaltigkeit und langfristige Verwertbarkeit der Flüchtlingsunterkünfte. Lösungsvorschläge zum „Wohnungsbedarf für Flüchtlinge“ unter: www.bauindustrie-bayern.de/themen/baukulturund-hochbau/schnell-fluechtlingsunterkuenfte-undbezahlbaren-wohnraum-schaffen 6 | NEWS | Die Abgeordneten Alfred Sauter, Klaus Holetschek und Eric Beißwenger, BBIV-Geschäftsführerin Susanne Niewalda, Vorsitzender BBIV-Bezirksverband Schwaben Wolfgang Dorn, BBIV-Hauptgeschäftsführer Thomas Schmid und Staatssekretär Franz Josef Pschierer (v.l.) Bildung und Beruf Öffentlichkeitsarbeit OBB-KINDERTAG IN STOCKDORF TV-TIPP: FASZINATION BAU Weil am Buß- und Bettag die Kindergärten geschlossen haben, lud das Bildungszentrum Stockdorf 36 Mitarbeiterkinder der Obersten Baubehörde zum Kindertag ein. „Ich werde jetzt doch keine Krankenschwester, sondern Maurerin“, erklärte die siebenjährige Lisa am Ende des Tages begeistert. Die 2013 gestartete Filmreihe FASZINATION BAU zeigt seit Ende November neue Filme über spektakuläre Bauwerke, innovative Technologien und die Leistung bayerischer Bauingenieure. „Wir haben unseren Traum gebaut“, sagt BAM Sports über das neue Fußballstadion in Regensburg im Film „Bau deinen Traum“. Ein gezimmerter Dachstuhl macht sich auch gut als Spielhaus. Das Mauern, Hämmern und Sägen bereitete den 7- bis 11-Jährigen sichtlich großen Spaß. Auch im nächsten Jahr stehen die Tore in Stockdorf für den kleinen Baunachwuchs wieder offen. Zu sehen immer samstags 17:45 - 18:45 Uhr bei „RTL – TV Bayern live“ und sonntags 17 - 18 Uhr im bayerischen Regionalfernsehen (münchen.tv, INTV, Franken Fernsehen etc.). SENDEZEITEN Titel Sendetermin „Der Sylvensteinspeicher – Ertüchtigung des Dammes“ 28.11.2015 (bereits ausgestrahlt) Sender „Himmelsstürmer – Wind- 12.12.2015 kraftanlagen in Bayern“ (bereits ausgestrahlt) Baumarkt und Gesellschaft „Ready for Take-Off – Sa, 16.01.2016 Landebahnsanierung am (Wh. am 23.01.2016) Polarkreis“ So. 14.02.2016 (Wh. am 21.02.2016) RTL – TV Bayern live „Bau deinen Traum – Sa. 13.02.2016 Stadionbau Regensburg“ (Wh. am 20.02.2016) RTL – TV Bayern live So. 14.02.2016 (Wh. am 21.02.2016) NEU: ABSCHLUSSBERICHT DES AK QUALITÄT Wie finden Baumaßnahmen die optimale Balance zwischen Qualität, Zeit und Kosten? Dazu hat der Arbeitskreis Qualität des Obersten Baubehörde Empfehlungen und Checklisten speziell für Hoch- und Straßenbauprojekte erarbeitet. Behandelt werden die Aspekte Bauherrenkompetenz, Kommunikation, Transparenz und Vertragsgestaltung. Bayerisches Regionalfernsehen Bayerisches Regionalfernsehen FASZINATION BAU Die Filmreihe FASZINATION BAU blickt hinter die Kulissen am Bau und lässt moderne Bautechnologien lebendig werden. Die Bedeutung und Leistung der Bauwirtschaft soll damit wieder stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken und vor allem junge Menschen begeistern. Alle Filme von „Faszination Bau“ auch bei YouTube DIE BROSCHÜRE IST KOSTENFREI BEIM BBIV ERHÄLTLICH Interessenten wenden sich bitte an Herrn Dr. Detlef Lupp [email protected] | ID | Bauindustrie Bayern | 7 Junge Flüchtlinge in der Bauindustrie FLUCHT NACH VORNE Während die Politik noch debattiert, wird bei der bayerischen Bauindustrie Integration durch Ausbildung und Arbeit bereits gelebt. Fünf Flüchtlinge aus dem Irak, Senegal, Kamerun, Nigeria und Sierra Leone erzählen, warum sie froh sind, bei einem Bauunternehmen zu arbeiten, welche Hürden sie nehmen mussten und wie sie sich ihre Zukunft vorstellen. 8 | BAUEN UND POLITIK | EIN AUSSERGEWÖHNLICHER JUNGER MANN. INTERESSIERT UND ENGAGIERT. GENAU SOLCHE LEUTE BRAUCHEN WIR. LEUTE, DIE VORWÄRTS KOMMEN WOLLEN. DAS UNTERSTÜTZEN WIR VOLL UND GANZ. Stilla Wild, ROTEC Rohrtechnik Ronnie Namer S chon als Teenager hat Ronnie Namer begriffen, dass es für ihn im Irak keine Zukunft gibt. Doch das Grauen, das die IS-Miliz gegenwärtig in seiner Heimat verbreitet, hat der gebürtige Jeside nicht erwartet. Seit sechs Jahren ist er nun in Deutschland. Er kam alleine, schlief in denselben Lagern wie die Flüchtlinge, die heute aus Syrien kommen, und wünscht sich vor allem, dass seine Eltern in Sicherheit sind. Er selbst sei fast am Ziel, spricht beinahe akzentfrei Deutsch, schließt gerade seine Lehre zum Rohrleitungsbauer ab und hat bei der Firma ROTEC beruflich Fuß gefasst. Nächstes Jahr wird Ronnie den deutschen Pass beantragen. RONNIE NAMER (IRAK) AZUBI ZUM ROHRLEITUNGSBAUER BEI ROTEC ROHRTECHNIK, ERLANGEN „Eigentlich heiße ich Murad, habe meinen Vornamen aber bewusst geändert. Als Teil der Integration. Ich wollte mich schnell integrieren und schnell Deutsch lernen. Das war nicht schwer. Jede Sprache ist erstmal fremd. Es kommt auf die richtige Haltung an. Man muss sich interessieren. Zum Bau wollte ich schon immer. Ich bin ein Naturmensch und möchte an der frischen Luft arbeiten. Deshalb war der Rohrleitungsbau meine Wahl. Im Moment arbeite ich bei der Firma ROTEC an einer Baustelle für Audi Ingolstadt. Das ist sehr interessant und ich darf viel mitmachen. Mein Wunsch für die Zukunft? Das hängt von meiner Leistung ab. Wenn ich bei ROTEC einen guten Job mache, erwarte ich Anerkennung. Anders geht es nicht. Ich will nichts, was ich nicht verdient habe. Von den Behörden würde ich mir wünschen, dass sie diejenigen, die wirklich etwas erreichen wollen, besser unterstützen und auch mal zuhören. Am meisten aber wünsche ich mir, dass meine Familie in Sicherheit ist. Zumindest meine Eltern. Im Moment ist meine Familie auf der Flucht und lebt irgendwo zwischen Irak und Türkei. Zwischen Leben und Tod. Das macht mich traurig. Trotzdem muss ich weitermachen. Ich schaue selten fern und versuche mich auf die Zukunft zu konzentrieren.“ „Wir haben noch einiges vor mit Ronnie“, erklärt Stilla Wild stolz auf ihren Azubi. „Er will Vorarbeiter werden und sich zum Werkpolier weiterbilden, er bleibt nicht stehen.“ ROTEC-Senior Karl-Heinz Kraus ergänzt: „Wir hätten gerne mehr Leute wie den Ronnie. Wo die jungen Menschen herkommen, ist uns eigentlich gleich.“ Ronnie mit ROTEC-Senior Karl-Heinz Kraus und Stilla Wild. | ID | Bauindustrie Bayern | 9 ICH WOLLTE MASSECK UNBEDINGT EINE CHANCE GEBEN. SELBST WENN ER NACH 3 JAHREN ZURÜCKGEHT, IST ER GUT AUSGEBILDET UND KANN IN SEINER HEIMAT ETWAS BEWEGEN. Inge Bacher, Bacher Hoch- und Tiefbau Masseck Gueye Im Senegal arbeitete Masseck Gueye mehr als zehn Jahre lang als Maurer, Zimmerer und Fliesenleger. Bei seinem Praktikum bei Bacher hat er eine neue Heimat und eine Ersatzfamilie gefunden. Seine eigene Familie musste er zurücklassen. Die Chance einer Ausbildung möchte er nutzen, um das Vertrauen, das ihm das Unternehmen geschenkt hat, zurückzugeben. Sein größtes Ziel ist, nach der Ausbildung in Deutschland zu bleiben und bei der Firma Bacher weiterzuarbeiten. MASSECK GUEYE (SENEGAL) AZUBI ZUM MAURER BEI BACHER, INGOLSTADT „Ich komme aus Dakar, Senegal, und bin seit fast eineinhalb Jahren in Deutschland. Am 1. September habe ich eine Maurerlehre bei der Bacher Hoch- und Tiefbau in Ingolstadt begonnen und möchte eine Ausbildung mit qualifiziertem Abschluss machen. Nach der Lehre würde ich gerne in Deutschland bleiben und als Maurer, am liebsten bei Bacher, arbeiten. Dafür muss ich zuerst die Ausbildung positiv abschließen. Ich hoffe, dass ich das schaffe! Ich habe ein gutes und freundschaftliches Verhältnis zu allen meinen Kollegen. Es ist gut zu wissen, dass auch der Chef hinter mir steht. Leider habe ich zurzeit kein eigenes Zimmer. Da der Wohnraum in der Umgebung knapp ist, muss ich ein Zimmer mit mehreren Asylbewerbern teilen. Ich hoffe, dass ich nach meiner Ausbildung nicht abgeschoben werde und in Deutschland in Sicherheit leben kann.“ „Während des Praktikums konnten wir Masseck kennen und schätzen lernen“, erinnert sich Inge Bacher, die sich bei sämtlichen Instanzen dafür eingesetzt hat, dass der Senegalese seine Ausbildung machen darf. „Es ist für uns schwer zu verstehen, dass Herr Masseck einen Sprachkurs mit großem Erfolg absolviert hat und unserer Firma durch das Berufliche Fortbildungszentrum für ein Praktikum vermittelt wurde – und dann keine Arbeitserlaubnis erhält!“, schrieb sie an Landrat Martin Wolf und den Landtagsabgeordneten Karl Straub. 10 | BAUEN UND POLITIK | In letzter Sekunde traf die Genehmigung ein: Masseck durfte am 1. September anfangen. „Seitdem läuft alles wunderbar“, freut sich Bacher, „Masseck ist zufrieden und glücklich – und wir sind es mit ihm.“ Doch nicht nur der Fa. Bacher, auch seinem Betreuer, Horst Ittstein, hat Masseck viel zu verdanken. Der frühere Bundeswehroffizier hilft Flüchtlingen ehrenamtlich beim Berufseinstieg. Paukt mit ihnen Mathe und Sozialkunde und kümmert sich um Formalitäten. Im Moment betreut Ittstein neun Lehrlinge im Asylverfahren. Masseck ist einer von ihnen. Das Wichtigste aus seiner Sicht: der Zugang zur Sprache. „Ohne ausreichende Sprachkenntnisse sind die jungen Leute chancenlos die dreijährige Ausbildung zu durchlaufen. Wenn man sie jedoch erzieherisch an der Hand nimmt und Bildungsdefizite abbaut, auch mal Kante zeigt, dann funktioniert das. Das hilft ihnen auf der Baustelle und auch im Leben“, weiß Ittstein. Von der Politik erwarte er Klartext, keinen unkontrollierten Zustrom an Flüchtlingen und Akzente bei der Sprachausbildung. Nur wer sich verständigen könne, komme aus der Sozialabhängigkeit heraus. Masseck Gueye mit seinem Betreuer Horst Ittstein ALVAN UND RAOUL HABEN DEN WILLEN ETWAS ZU LERNEN UND ZU LEISTEN. DAS HABEN SIE UNS BEREITS BEWIESEN. SIE EINZUSTELLEN, WAR EIN HÜRDENLAUF. DOCH ES HAT SICH GELOHNT. Karl Feucht, Ausbilder bei Geiger Hoch- und Tiefbau Karl Feucht mit Alvan Nadozie (li.) und Raoul Nissengue (re.) Alvan Nadozie und Raoul Nissengue wollten beide unbedingt bei der Firma Geiger arbeiten. Alvan kam so lange ins Büro nach Sonthofen, bis man ihn als gewerblichen Mitarbeiter im Asphaltbau einsetzen durfte. Seine Deutschkenntnisse sind noch rudimentär, doch er spricht gut Englisch und gleicht vieles durch seine nigerianische Ausbildung zum Bauingenieur aus. Raoul kam im Januar 2015 nach Deutschland. Weil er in Kamerun aber schon in der Schule Deutsch gelernt hat, drückt er sich erstaunlich gut aus. Bei Geiger macht er eine Ausbildung zum Tief- und Straßenbauer. Alvan und Raoul schwärmen beide für das Bauen. Mit den Kollegen auf der Baustelle verstehen sie sich bestens. Gerne würden sie auch in Zukunft mit dieser Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen. Ihr größter Wunsch: ein normales Leben in Deutschland führen. RAOUL NISSENGUE (KAMERUN), AZUBI IM TIEF- UND STRASSENBAU BEI GEIGER HOCHUND TIEFBAU, ALLGÄU „In Kamerun war ich LKW-Fahrer. In Deutschland wollte ich von Anfang an Straßenbauer werden und habe mich erkundigt, welche Firma in meiner Region die beste Ausbildung bietet. So kam ich im September zu Geiger. Der Straßenbau ist keine leichte Arbeit, aber die Atmosphäre gefällt mir. Die Kollegen und auch mein Chef sind sehr nett und das Arbeiten macht mir Spaß. Die Berufsschule ist nicht einfach. Zurzeit fällt es mir schwer, alles zu verstehen. Doch die Schule hat Maßnahmen getroffen, um uns zu helfen. In meiner Klasse gibt es zwei Asylbewerber. Ein Tutor wiederholt mit uns den Stoff. Das ist eine große Hilfe. Schön, dass hier in Deutschland alles geregelt und geordnet ist.“ ALVAN NADOZIE (NIGERIA) STRASSENBAUER BEI GEIGER HOCHUND TIEFBAU, ALLGÄU gen zurecht. In Nigeria habe ich als Bauingenieur gearbeitet. Viele Arbeiten wurden dort von Hand erledigt. Hier in Deutschland haben wir für alles Maschinen. Das finde ich gut. Eigentlich mag ich alles am Bauen. Was ich mir wünsche, ist eine Chance in Deutschland zu bleiben und für meine Familie und meine drei Kinder sorgen zu können. Am liebsten durch eine Beschäftigung bei Geiger.“ „Für uns sind die Neuankömmlinge eine Chance. Die Integration ist zwar oftmals nicht einfach und der behördliche Aufwand nicht zu unterschätzen, aber durch die Flüchtlinge können wir unseren Bedarf an Auszubildenden künftig wahrscheinlich besser decken als bisher“, sagt Karl Feucht, Ausbilder bei Geiger Hoch- und Tiefbau, zuversichtlich. „Natürlich brauchen die Flüchtlinge einen Grundwortschatz. Alles andere wäre auf der Baustelle zu gefährlich. Alvan und Raoul können für die kurze Zeit aber schon erstaunlich gut Deutsch. Das Wichtigste ist und bleibt aber, dass sich die Flüchtlinge engagieren. Das erwarten wir von allen unseren Auszubildenden, egal welcher Nationalität. Wer Einsatz bringt, hat bei uns einen sicheren Arbeitsplatz und gute Perspektiven.“ Alvan Nadozie: „Ich mag alles am Bauen“. „Die Arbeit auf der Baustelle fällt mir leicht. Ich verstehe, was gemacht werden muss und komme gut mit den Kolle- | ID | Bauindustrie Bayern | 11 WIR BRAUCHEN NEUE KONZEPTE, DAMIT FACHLICH GEEIGNETE FLÜCHTLINGE BEI IHRER QUALIFIZIERUNG NICHT AM SPRACHPROBLEM SCHEITERN. Sabine Pierburg, Josef Hebel Sheku Koroma „Unsere ersten Erfahrungen mit den Asylbewerbern sind positiv“, ergänzt David Huber, Personalleiter bei Geiger. „Erst vor wenigen Tagen haben wir daher entschieden, dass wir Anfang 2016 zehn weitere Flüchtlinge einstellen und in verschiedenen Bereichen unserer Unternehmensgruppe beschäftigen werden. Wir wollen uns dieser aktuellen Aufgabe stellen und ein Zeichen in unserer Region setzen.“ SHEKU KOROMA (SIERRA LEONE), EINSTIEGSQUALIFIZIERUNG ZUM AZUBI STRASSENBAUER BEI JOSEF HEBEL, MEMMINGEN Seit genau zwei Jahren ist Sheku Koroma in Deutschland. Zum Bauunternehmen Josef Hebel kam der junge Mann aus Sierra Leone über die Vermittlung der Caritas. Im Moment durchläuft Sheku eine Einstiegsqualifizierung für die Ausbildung zum Straßenbauer. Die Zusammenarbeit ist gut und auch auf der Baustelle klappt die Verständigung ordentlich. Nur für den Unterricht in der Berufsschule müs- 12 | BAUEN UND POLITIK | se sich Sheku noch steigern, sagt Sabine Pierburg. Dennoch setzt Josef Hebel fest darauf, Sheku nächstes Jahr eine Ausbildung anzubieten. Von der Politik fordert Pierburg weniger Bürokratismus und die sichere Zusage, dass Flüchtlinge in Arbeit oder Ausbildung nicht abgeschoben werden. In erster Linie brauche man aber „neue Konzepte, damit fachlich geeignete Flüchtlinge nicht am Sprachproblem scheitern“, so Pierburg. STIMMEN zur Flüchtlingsdebatte Wer Einsatz bringt, hat bei uns einen sicheren Arbeitsplatz und gute Perspektiven. KARL FEUCHT, AUSBILDER BEI GEIGER HOCH- UND TIEFBAU Die Politik ist dringend gefordert, schnelle Verfahren zu installieren, die die Bleibeperspektive der Flüchtlinge und Asylsuchenden rechtssicher gewährleisten und den Zugang zur deutschen Sprache ermöglichen. THOMAS SCHMID, BBIV-HAUPTGESCHÄFTSFÜHRER „Sehr fleißig und begabt“, SCHREIBT DIE HANDWERKSKAMMER IN DER BEURTEILUNG VON MASSECK GUEYE, AZUBI ZUM MAURER BEI BACHER, INGOLSTADT Mein Wunsch für die Zukunft? Das hängt von meiner Leistung ab. Ich will nichts, was ich nicht verdient habe. RONNIE NAMER, AZUBI ZUM ROHRLEITUNGSBAUER BEI ROTEC ROHRTECHNIK, ERLANGEN | ID | Bauindustrie Bayern | 13 Ab Frühjahr 2016: Kompetenztests in den BBIV-Bildungszentren FLÜCHTLINGE FÖRDERN UND FORDERN Die politischen und praktischen Herausforderungen der aktuellen Flüchtlingsbewegung liegen ganz wesentlich darin, die Menschen in Ausbildung und Beschäftigung zu bringen. Denn Integration in unsere Gesellschaft geschieht hauptsächlich durch Ausbildung und Arbeit. Für die Nachwuchsgewinnung und als ein Baustein für die Fachkräftegewinnung sind die Potenziale der Flüchtlinge sicherlich auch eine Chance für die Unternehmen der Bauindustrie. SCHNELLE VERFAHREN UND SPRACHFÖRDERUNG Zuallererst ist hier die Politik gefordert, umgehend schnelle Verfahren zu installieren, die die Bleibeperspektive der Flüchtlinge und Asylsuchenden rechtssicher gewährleisten und den Erwerb der deutschen Sprache ermöglichen. Aktuell sind die örtlichen Arbeitsagenturen, die jeweiligen Ausländerbehörden bei den Landratsämtern und die regionalen Berufsschulen die richtigen Ansprechpartner, um Kontakte zu interessierten Flüchtlingen aufzubauen. 14 | BAUEN UND POLITIK | KOMPETENZTESTS UND FLÜCHTLINGSKLASSEN Über die Bildungszentren des BBIV in Nürnberg-Wetzendorf und Stockdorf bei München werden Mitgliedsunternehmen bei der Integration maßgeschneidert unterstützt. Ab Frühjahr 2016 werden in beiden Zentren einwöchige Kompetenztests für Flüchtlinge angeboten und nach Bedarf auch Flüchtlingsklassen für die Ausbildung eingerichtet. Die Integration der Flüchtlinge ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Beschäftigung bzw. das Erlangen der Beschäftigungsfähigkeit von Flüchtlingen in der Bauwirtschaft ist Herausforderung und Chance zugleich. Der Bayerische Bauindustrieverband wird diesen Weg gemeinsam mit seinen Mitgliedern gehen. Raoul Nissengue ist Azubi im Tief- und Straßenbau bei Geiger Hoch- und Tiefbau, Allgäu | ID | Bauindustrie Bayern | 15 FLÜCHTLINGSUNTERKÜNFTE UND BEZAHLBARER WOHNRAUM Die zu uns strömenden Flüchtlinge stellen Deutschland vor große Aufgaben. Sie müssen in unsere Gesellschaft integriert und fit gemacht werden für den Arbeitsmarkt. Als allererstes brauchen die Neuankömmlinge aber ein Dach über dem Kopf – und zwar dauerhaft. Die Bayerische Bauindustrie hat dafür konkrete Vorschläge erarbeitet N 16 eben der vorläufigen Unterbringung der Flüchtlinge geht es darum, schnell dauerhafte Unterkünfte und vor allem bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Diese große Aufgabe wird nur dann gelingen, wenn in den Bestands- und Neubau öffentliches und privates Kapital fließen. Dafür braucht man attraktive steuerliche Anreize, beispielsweise durch eine 10 Prozent-AfA über 10 Jahre wie derzeit für Sanierungsgebiete und Baudenkmäler. Mit dem Wohnungspakt Bayern, demzufolge 28.000 neue staatlich geförderte Mietwohnungen bis zum Jahr 2019 entstehen sollen, setzt die Bayerische Staatsregierung einen Schritt in die richtige Richtung. Ebenfalls erfreulich ist, dass einige der BBIV-Forderungen nach bauplanungsrechtlichen Erleichterungen bereits im Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz vom 24. Oktober enthalten sind. Auch für die EnEV gelten seit dem 28. Oktober abgesenkte Standards. Um schnell bauen zu können, müssen die Genehmigungszeiten drastisch reduziert und die Auflagen auf ein vernünftiges Maß begrenzt werden. Denn mit den üblichen Vorschriften und langen Genehmigungszeiten dauert es zu lange. Mit industriellen Bauweisen können Bauunternehmen sehr schnell Wohnraum schaffen. Das müssen die Ausschreibungen aber auch zulassen. Gleichzeitig muss schon heute an die Infrastruktur für den neuen Wohnraum gedacht werden. Zur umsichtigen Planung gehören die Themen Verkehrsanbindung, Wasser und Abwasser sowie die Energieversorgung. AUF | BAUEN UND POLITIK | 2 Mrd. € SOLLTEN DIE ZUSCHÜSSE DES BUNDES AN DIE LÄNDER ZUR FÖRDERUNG SOZIALEN WOHNRAUMS ERHÖHT WERDEN. AKTUELL LIEGEN DIE KOMPENSATIONSZAHLUNGEN BEI 518 MIO. EURO. Wesentliche Forderungen der Bayerischen Bauindustrie bleiben jedoch weiterhin gültig: 1. SCHNELLER BAULAND SCHAFFEN UND GENEHMIGUNGSVERFAHREN BESCHLEUNIGEN Gefordert sind die Kommunen. Sie müssen so schnell wie möglich Bauleitpläne für Flüchtlingsunterkünfte und den sozialen Wohnungsbau aufstellen. Statt aufwändiger Einzelgenehmigungen sollten Typengenehmigungen für standardisierte Flüchtlingsunterkünfte erteilt werden. Wie in acht anderen Bundesländern bereits üblich, sollte auch in Bayern für Baugenehmigungen die Genehmigungs- und Zustimmungsfiktion nach Ablauf gesetzter Fristen eintreten. Diese Fristen bewegen sich in anderen Bundesländern zwischen einem und drei Monaten. 2. STEUERLICHE UND FINANZIELLE ANREIZE SCHAFFEN Diese gewaltige Aufgabe ist nicht alleine mit öffentlichen Mittel lösbar. Privates Kapital muss ergänzend hinzukommen. Wir schlagen vor, dafür Anreize zu schaffen durch erhöhte Abschreibungsmöglichkeiten (AfA) von zehn Prozent über zehn Jahre für den Bau von Flüchtlingsunterkünften. Dieser Vorschlag entspricht den schon bestehenden Regelungen steuerlicher Vergünstigungen bei Gebäuden in Sanierungsgebieten und städtebaulichen Entwicklungsbereichen sowie Baudenkmälern. Im Mietwohnungsbau muss die lineare AfA von gegenwärtig zwei Prozent auf vier Prozent erhöht werden. Die Nutznießer sind dann Haushalte mit mittleren Einkommen, die sich so auch die Mieten für Neubauwohnungen leisten können. Um zusätzlich privates Kapital für den sozialen Wohnungsbau zu gewinnen, muss die degressive Abschreibung für private Investoren im sozialen Wohnungsbau wieder eingeführt werden. Bei Ankauf von Bauland für Flüchtlingsunterkünfte sollten die Kommunen zeitlich befristet auf die Grunderwerbssteuer verzichten oder zumindest zeitlich befristet die Grunderwerbssteuer absenken. Zudem sollte Bauland über staatliches Erbbaurecht zur Verfügung gestellt werden. Die Kompensationszahlungen des Bundes an die Länder für die soziale Wohnraumförderung sollten von jetzt 518 Mio. Euro pro Jahr auf zwei Mrd. Euro erhöht und verstetigt werden. Gleichzeitig müssen die Länder eine Co-Finanzierung in mindestens gleicher Größenordnung leisten. 3. VERGABEVERFAHREN VEREINFACHEN UND BESCHLEUNIGEN Aufgrund der derzeit bestehenden besonderen Dringlichkeit von Auftragsvergaben müssen alle Ausnahmetatbestände der VOB/A zur Durchführung der Freihändigen Vergabe und nachrangig der Beschränkten Ausschreibung (im Unterschwellenbereich) bzw. des Verhandlungsverfahrens und nachrangig des Nichtoffenen Verfahrens (im Oberschwellenbereich) genutzt werden. Bis 31. Dezember 2019 sollten die Wertgrenzen für die nicht näher zu begründende Beschränkte Ausschreibung im Unterschwellenbereich auf drei Mio. Euro wie z.B. in Thüringen oder sogar viereinhalb Mio. Euro wie in Mecklenburg-Vorpommern angehoben werden. Um die Vergabe weiter zu beschleunigen, sollte von der Teil- und Fachlosvergabe abgesehen werden zugunsten einer verstärkten Zusammenfassung von Einzelgewerken bzw. verstärkter Generalunternehmer-Vergabe. 4. INDUSTRIELLE BAUWEISEN VERSTÄRKT ZULASSEN Neubauten können durch industrielle Bauweisen um ein Vielfaches schneller erstellt werden, weil so sowohl die Planungs- wie die Bauzeiten verkürzt werden. Verstärkt sollten daher Fertigteilbauweisen, industrielle Vorfertigung von Bauteilen sowie Modulbauweisen eingesetzt werden. Dafür müssen die Kapazitäten bei den Baufirmen ausgebaut werden. Sie brauchen daher sichere Investitionspläne für drei bis fünf Jahre. Vergaberechtlich ist dafür die Öffnung der Ausschreibungen für diese Bauweisen bzw. die Zulassung von diesbezüglichen Nebenangeboten erforderlich. | ID | Bauindustrie Bayern | 17 5. STANDARDS SENKEN Es geht darum, schnell zu bauen. Daher sollte nicht vom Anfang an nach den höchsten energetischen Standards gebaut werden, sondern nach vernünftigen Maßstäben. Vorübergehend zumutbar ist der Verzicht auf die Verschärfungen der EnEV-Anforderungen, die zum 1. Januar 2016 in Kraft treten sollen. Die Kostenbelastung allein aus dieser Verschärfung wird von Experten der Wohnungswirtschaft mit 7.200 Euro pro Wohneinheit beziffert. Zudem sollten die Anforderungen der bayerischen Garagen- und Stellplatzverordnung für derartige Bauten verringert werden. Ebenso sollten die Abstandsflächenregelungen in der Bayerischen Bauordnung kritisch überprüft werden. Im sozialen Wohnungsbau sollten die Baustandards auf Vereinfachungspotenzial hin überprüft werden. Dies betrifft insbesondere kommunale Auflagen wie Begrünung und Spielplätze. Bei Flächennutzung für verdichtete Wohnraumentwicklung sollte ein zweijähriges Moratorium für Ausgleichsflächenstellung in die Bayerische Kompensationsverordnung aufgenommen werden. 6. MINDESTANFORDERUNGEN FÜR GEMEINSCHAFTSUNTERKÜNFTE VERRINGERN Selbstverständlich gilt, dass die Standards für Standsicherheit und Brandschutz unangetastet bleiben. Andererseits könnte die Mindestwohnfläche pro Person von sieben auf sechs Quadratmeter herabgesetzt werden. In sechs anderen Bundesländern, nämlich in Schleswig-Holstein, Thüringen, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen, gilt dies bereits so. Derzeit sollen in Bayern nicht mehr als vier Personen in einem Raum untergebracht werden. Hier wäre eine zeitlich befristete Erhöhung der Raumbelegung sinnvoll. So könnten auch größere Familien gemeinsam untergebracht werden. BBIV-PAPIER „SCHNELL FLÜCHTLINGSUNTERKÜNFTE UND BEZAHLBAREN WOHNRAUM SCHAFFEN“ Lösungsvorschläge der Bayerischen Bauindustrie zum Download (PDF). 18 | BAUEN UND POLITIK | FILM AB: FASZINATION BAU Die Filmreihe „FASZINATION BAU“ zeigt vier neue Folgen über spektakuläre Bauwerke, innovative Technologien und die Leistung bayerischer Bauingenieure. Zu sehen bei YouTube und unter www.bauindustrie-bayern.de 3. Startbahn am Flughafen München DAS TOR ZUR WELT Beim Export zählt Bayern zu den zwanzig stärksten Ländern der Welt. Jedes Jahr muss dieser Rang neu erkämpft werden. Eine zentrale Rolle spielt der Flughafen München – der einzige im Freistaat, der international mithalten kann. Er ist das Tor Bayerns zur Welt. Doch ohne die 3. Startbahn ist diese Position gefährdet, wie die neue vbw-Studie zeigt. 20 | BAUEN UND POLITIK | DIE FLUGHAFEN MÜNCHEN GMBH (FMG) BRAUCHT FÜR DIE 3. STARTBAHN KEIN FREMDKAPITAL. SIE HAT SOGAR BEREITS BAURECHT. WAS FEHLT, IST DIE ZUSTIMMUNG ALLER FMG-ANTEILSEIGNER. B ayern lebt stark vom Export. 2012 erreichte die Exportquote im verarbeitenden Gewerbe den Spitzenwert von 51 Prozent (zum Vergleich: im Jahr 2000 betrug sie 40 Prozent). Der Erfolg liegt nicht zuletzt an der leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur. Produziert wird zwar im gesamten Freistaat, doch der Export läuft großteils über den Flughafen München. Er ist das Tor zur Welt für bayerische Im- und Exportprodukte und vor allem für die Menschen. Die Erschließung und Pflege der Märkte, aber auch der Service und Kundendienst ebenso wie erfolgreiche internationale Netzwerke setzen intensive Reisetätigkeiten voraus. JEDER HUNDERTSTE ARBEITSPLATZ HÄNGT AM FLUGHAFEN MÜNCHEN In der Region ist der Flughafen München auch ein Beschäftigungsmotor. 32.000 Menschen arbeiten direkt am Flughafen, 36.000 kommen bei Vorleistungsbetrieben dazu. Weitere 9.000 Arbeitsplätze werden durch die Einkäufe der Flughafenmitarbeiter gesichert. Insgesamt kommen so mehr als 67.000 Beschäftigte zusammen. Umgerechnet lässt sich damit jeder hundertste Arbeitsplatz in Bayern auf den Flughafen zurückführen. STARKES WACHSTUM IN DER REGION Und es gibt noch mehr überzeugende Zahlen: Die Gemeinden um den Flughafen München sind in der Vergangenheit überdurchschnittlich stark gewachsen. Hallbergmoos war zwischen 1980 und 2012 die wachstumsstärkste Gemeinde Bayerns, was die Einwohnerzahl angeht. Die Landkreise Freising (Platz 2) und Erding (Platz 5) rangieren unter den westdeutschen Landkreisen mit den höchsten Beschäftigungszuwächsen. Positive wirtschaftliche Effekte zeigen sich auch in der prozentualen Veränderung des Bruttoinlandsprodukts je Einwohner. Mit durchschnittlich 2,7 Prozent lag die Wachstumsrate in Freising und Erding deutlich über den Vergleichsregionen in Bayern und Deutschland (beide 2,1 Prozent). NEUE VBW-STUDIE In der jüngst veröffentlichten vbw-Studie „Wirtschaftliche Auswirkungen des Luftverkehrsdrehkreuzes München auf Bayern“, die in Zusammenarbeit mit dem Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln entstand, wird der wirtschaftliche Nutzen des Flughafens bestätigt. Gleichzeitig werden Negativ-Szenarien durchgespielt, die aufzeigen, was passieren würde, wenn der Münchner Flughafen seine Hub-Funktion verliert. | ID | Bauindustrie Bayern | 21 3. STARTBAHN: MEHR ZUVERLÄSSIGKEIT UND NEUE ARBEITSPLÄTZE Doch zunächst zum Positiven: Die geplante 3. Start- und Landebahn würde den Flughafen München um Einiges zuverlässiger machen. Wenn heute eine von zwei Bahnen ausfällt, muss der Flugverkehr eingeschränkt werden. Eine 3. Bahn würde dieses Risiko stark verringern. In den meisten Fällen würde sie es ganz beseitigen. Außerdem würde eine 3. Startbahn, so die vbw-Studie, deutschlandweit 20.000 neue Arbeitsplätze schaffen, 15.000 davon allein in Bayern. Die zusätzliche Wertschöpfung beliefe sich auf über eine Mrd. Euro, 862 Mio. entfielen dabei auf den Freistaat. Umgekehrt warnen die Autoren der Studie vor einem Verlust der Drehscheibenfunktion, sollte der Ausbau des Flughafens scheitern. In diesem Fall würden 22.500 Arbeitsplätze wegfallen, mehr als 17.000 in Bayern. Selbst wenn der Hub-Verkehr nur zum Teil abwandere, hätte dies den Verlust von bundesweit 15.000 Arbeitsplätzen zur Folge. Die Wertschöpfung würde im „worst case“ um 1,1 Mrd. Euro zurückgehen, im abgemilderten Szenario wären dies immer noch 700 Mio. Euro. Die FMG könnte bauen – wenn sie denn dürfte. Sie darf aber nicht, weil bislang die Zustimmung aller Anteilseigner fehlt. So beruft sich beispielsweise die Stadt München auf den Bürgerentscheid vom 17. Juni 2012, bei dem sich eine Mehrheit gegen die 3. Startbahn ausgesprochen hatte. Formell ist das Votum allerdings nur ein Jahr lang bindend. Dabei sind die Gesellschafter der FMG – namentlich der Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt München und der Bund – per definitionem dem Wohl der FMG verpflichtet. Man stelle sich das am Beispiel eines Unternehmens vor: Ein Unternehmen hat ein aussichtsreiches Investitionsprojekt, es hat das Geld dafür sowie alle erforderlichen Genehmigungen. Doch der Eigentümer ist dagegen. Schwer vorstellbar in der Privatwirtschaft – aber Realität bei der Landeshauptstadt München. FINANZEN UND BAURECHT LÄNGST GEKLÄRT Finanziert wird die 3. Start- und Landebahn komplett aus den Eigenmitteln der Flughafen München GmbH (FMG), die dazu weder öffentliche Gelder noch Fremdkapital braucht. Das Thema Investition ist damit geklärt. Auch die baurechtlichen Voraussetzungen für den Bau und Betrieb liegen bereits vor. GUT FÜR BAYERN Immer mehr Unternehmen machen sich für die 3. Bahn am Münchner Flughafen stark, darunter auch die Bayerische Bauindustrie. Die Befürworter äußern sich auf der neuen Plattform www.gutfuerbayern.de. Die kompakte Seite bietet Argumente, Daten & Fakten sowie Neuigkeiten zur Diskussion um den Flughafenausbau. NEUERSCHEINUNG: „WIRTSCHAFTLICHE AUSWIRKUNGEN DES LUFTVERKEHRSDREHKREUZES MÜNCHEN AUF BAYERN“ Die vbw-Studie setzt sich mit der wirtschaftlichen Bedeutung des Münchner Flughafens auseinander. In der von der IW Consult GmbH zusammen mit der Economica GmbH und dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln erarbeiteten wissenschaftlichen Untersuchung wurden sowohl die bisher erzielten wirtschaftlichen Effekte als auch künftige Szenarien für die Entwicklung des Flughafens untersucht. Hier gibt es die Ergebnisse der Studie zum Download. 22 | BAUEN UND POLITIK | Der Flughafen München gilt als Beispiel für ein erfolgreiches Großprojekt. 1992 eröffnet, hat sich der Flughafen zu einem der führenden Luftfahrt-Drehkreuze in Europa entwickelt. Derzeit wird ein neuer Satellit für 11 Mio. zusätzliche Passagiere gebaut. Prognosen gehen von einer weiteren Zunahme des Luftverkehrs aus. | ID | Bauindustrie Bayern | 23 Gianluca Beraldo, Technischer Geschäftsführer von Pansuevia, war für den Ausbau der A8 zwischen Augsburg und Ulm zuständig. Nach acht Jahren Bauzeit wurde die Autobahn am 28. September freigegeben. ÖPP WEITER AUF ERFOLGSSPUR Am 28. September gaben Staatsminister Joachim Herrmann und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt die A8 zwischen Augsburg und Ulm für den Verkehr frei. Die Strecke ist Teil von mittlerweile neun bundesweiten ÖPP-Betreibermodellen im Bundesfernstraßenbau – eine Erfolgsserie nach dem Motto: „Fortsetzung folgt“. 24 | BAUEN UND POLITIK | Vor dem sechsstreifigen Ausbau zwischen Augsburg und Ulm wurde die A8 zwischen München und Augsburg als deutschlandweit erstes ÖPP-Betreibermodell ausgebaut und im April 2011 eröffnet. Grundlage für die nutzerfinanzierten ÖPP-Konzepte im Bundesfernstraßenbau war die Einführung der LKW-Maut im Jahr 2005. Seitdem kann der Bund Bau, Betrieb, Erhaltung und Finanzierung aus den LKW-Maut-Einnahmen, die auf dem jeweiligen Streckenabschnitt erzielt werden, bestreiten. AUTOBAHNDIREKTION SÜD: VIELE ARGUMENTE FÜR ÖPP Aus Sicht der Autobahndirektion Südbayern, die für die A8 zuständig ist, sprechen für das ÖPP-Modell eine Reihe überzeugender Argumente: Bei den ÖPP-Projekten trägt derjenige das Risiko, der es am besten bewältigen kann. Eine entsprechende Vertragsgestaltung bildet die Grundlage für einen möglichst konfliktarmen Bauablauf und ein außergewöhnlich geringes Nachtragspotenzial. Die Konzessionszeit von 30 Jahren und die Beteiligung der finanzierenden Banken gewährleisten darüber hinaus eine hohe Bauqualität. Die Finanzierung über die LKW-Mautgebühren bedingt ein großes Interesse des Betreibers an einem möglichst reibungslosen Verkehrsablauf. Vor allem aber können mit ÖPP-Projekten dringend notwendige Maßnahmen früher verwirklicht werden, als dies bei einer herkömmlichen Haushaltsfinanzierung realistisch wäre. PANSUEVIA ERFÜLLT BEI DER A8 ALLE ERWARTUNGEN Konzessionsnehmer für den Abschnitt Augsburg - Ulm ist die Projektgesellschaft Pansuevia, die die Planung und Finanzierung sowie den Bau und Betrieb übernommen hat. Nach Fertigstellung der Baumaßnahme muss der Konzessionsnehmer die Autobahn zwischen Augsburg und Ulm bis zum Ende der Laufzeit im Jahr 2041 nach vertraglich genau definierten Kriterien erhalten und betreiben. Die Erwartungen der Straßenbauverwaltung an dieses ÖPP-Projekt und an Pansuevia, deren Gesellschafter zu je 50 Prozent Tochterfirmen von HOCHTIEF und STRABAG sind, haben sich erfüllt: 1.PÜNKTLICH FERTIG: Der vertraglich vereinbarte Fertigstellungstermin für den sechsstreifigen Ausbau dieses Autobahnabschnitts, 30. September 2015, wurde eingehalten. Damit wurde dieses Projekt mit einem Bauvolumen von rund 400 Mio. Euro nach nur rund vier Jahren Bauzeit pünktlich fertig gestellt. 2.KOSTEN GEHALTEN: Die erwartete Kostensicherheit beim Bau ist bislang gegeben. 3.QUALITÄT STIMMT: Die vertraglichen Anforderungen an die Qualität sowohl im Bereich des Streckenbaus als auch im Bereich des Ingenieurbaus wurden alle eingehalten. Der Betriebsdienst verlief bislang reibungslos und ohne Qualitätseinbußen für die Verkehrsteilnehmer. 4. VERKEHRSSICHERHEIT GEGEBEN: Das Unfallgeschehen während des rund vierjährigen sechsstreifigen Ausbaus war aus Sicht der Straßenbauverwaltung unauffällig. ÖPP-MODELLE FÜR A94 UND A3 Vor dem Hintergrund dieser positiven Erfahrungen verwundert es nicht, dass auch künftig ÖPP-Modelle für einzelne geeignete Großprojekte zur Anwendung kommen sollen. So für den Lückenschluss der A94 zwischen Forstinning und Marktl. Nach Abschluss des Vergabeverfahrens soll 2016 der Bau beginnen. Dieses Projekt soll im Rahmen des sog. Verfügbarkeitsmodells umgesetzt werden. Danach wird der Konzessionär vom Verkehrsmengenrisiko freigestellt und erhält seine Vergütung während der Vertragslaufzeit in Abhängigkeit der möglichst reibungslosen Verfügbarkeit der Autobahn für den Verkehr. | ID | Bauindustrie Bayern | 25 BEIM WETTBEWERB UM DAS ÖPP-PROJEKT DER A3 ZWISCHEN WÜRZBURG UND ERLANGEN SOLLTEN SICH LEISTUNGSFÄHIGE MITTELSTÄNDLER MIT EINER REALISTISCHEN ERFOLGSCHANCE BETEILIGEN KÖNNEN. BAYERISCHE BAUINDUSTRIE Auch der dringend notwendige sechsstreifige Ausbau der A3 zwischen Würzburg und Erlangen soll auf der Grundlage eines ÖPP-Verfügbarkeitsmodells umgesetzt werden. Hier sind Planung und Bauvorbereitung so weit fortgeschritten, dass im kommenden Jahr das Vergabeverfahren anlaufen soll. MITTELSTAND BETEILIGEN Im Hinblick auf das geplante ÖPP-Projekt an der A3 ist es aus Sicht des BBIV dringend erforderlich, dieses Vorhaben weiter für den Mittelstand zu öffnen. Es muss möglich werden, dass sich leistungsfähige Mittelständler in einer Bietergemeinschaft am Wettbewerb um dieses ÖPP-Projekt mit einer realistischen Erfolgschance beteiligen. Die Bayerische Bauindustrie trägt gerne dazu bei, die anstehende Maßnahme an der A3 zu einem Pilotprojekt für eine ausgeprägte Mittelstandsfreundlichkeit eines ÖPP-Verfügbarkeitsmodells im Bundesfernstraßenbau zu machen. A8 AUGSBURG-ULM IN ZAHLEN 4,2 Mio. m3 1,2 Mio. m2 ERDBEWEGUNGEN BETONFAHRBAHN 63 4 UNTERFÜHRUNGEN TEMPORÄRE BEHELFSBRÜCKEN 58km LÄNGE DER KONZESSIONSSTRECKE 41km Fahrbahn SECHSSTREIFIGER AUSBAU 43 REGENRÜCKHALTEBECKEN 17km LÄRMSCHUTZANLAGEN 11 ÜBERFÜHRUNGEN 26 | BAUEN UND POLITIK | DAVON WÄNDE CA. 9km Neue LfU-Studie zur Kanalsanierung DIE UNSICHTBARE GEFAHR Der Zustand der öffentlichen Kanalisation in Bayern bleibt kritisch. Das zeigt eine aktuelle Studie der TU München im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU). 2.000 Kilometer Kanalleitungen müssten jedes Jahr saniert werden – eine Strecke wie von Madrid nach München. Tatsächlich deckt die heutige Sanierungsrate nur zwei Drittel des Bedarfs ab. 28 | BAUEN UND POLITIK | KEINE ZEIT VERLIEREN „Durch eine rechtzeitige Kanalsanierung werden Grundwasser und Boden vor Verunreinigungen geschützt und das Anlagevermögen der Bürger bleibt erhalten“, erläutert LfU-Präsident Claus Kumutat. Weil die Netze in Bayern zunehmend in die Jahre kommen, würde der Sanierungsbedarf in den nächsten Jahren deutlich steigen. Das LfU rate daher, keine Zeit zu verlieren und die Wasser- und Abwassersysteme systematisch in Stand zu setzen. Die nötigen Zahlen und Vergleichsdaten zum Zustand der öffentlichen Kanalisation im Freistaat liefert eine aktuelle Studie, die der Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TU München im Auftrag des LfU erstellt hat. Die Untersuchung zeigt Veränderungen zwischen 2006 und 2012 auf und hat Daten von 286 Kanalnetzbetreibern ausgewertet. 25 Prozent der bayerischen Schmutz- und Mischwasserkanäle wurden damit erfasst. DAUERAUFGABE KANALSANIERUNG Wie die Studie bestätigt, bleibt das Thema Kanalsanierung für die bayerischen Kommunen eine Daueraufgabe. Mehr als 12.000 Kilometer an Misch- und Schmutzwasserkanälen müssen kurz- bis mittelfristig erneuert werden. Das entspricht 15 Prozent der gesamten öffentlichen Kanalisation in Bayern. Die Kosten für den Sanierungsbedarf liegen den Hochrechnungen zufolge bei ca. 5,8 Mrd. Euro. Pro laufendem Meter kostet die Instandsetzung durchschnittlich 430 Euro. Viel Geld, das jedoch sinnvoll und nachhaltig angelegt ist. Denn wenn nichts geschieht, verrotten die Städte und Gemeinden unterirdisch. Der Schaden bleibt zwar zunächst unsichtbar, höhlt aber Stück für Stück das Anlagevermögen der Bürger aus. Von der Gefährdung des Grundwassers und Bodens durch marode Kanäle ganz zu schweigen. IN ZAHLEN Ergebnisse der Studie „Zustand der öffentlichen Kanalisation in Bayern“, Technische Universität München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft, Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes, 15. Januar 2015 430.000 Öffentliche Schächte ungeprüft Öffentliche Kanäle mit Sanierungsbedarf 12.400 km Länge der Kanäle welche pro Jahr saniert werden müssten 2.100 km Länge der aktuellen Kanäle die pro Jahr saniert werden 1.600 km Kosten der Kanalsanierung im Durchschnitt, unabhängig von der Sanierungsart 430 €/lfm Der Investitionsbedarf für die Kanalsanierung in Bayern 5,8 Mrd. € DATEN UND FAKTEN In Bayern sind 97 Prozent der Bevölkerung an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen. Gesamtlänge des öffentlichen Kanalnetzes: 99.600 km davon Schmutzwasserkanäle: 30.500 km davon Mischwasserkanäle: 55.200 km davon Regenwasserkanäle: 13.900 km Kommunale Kläranlagen Bayern 2.500 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, Öffentliche Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Bayern 2013 80% DER PRIVATEN ANSCHLÜSSE UNGEPRÜFT Bei privaten Entwässerungsanlagen ist teilweise mit noch höheren Schadensraten zu rechnen als im öffentlichen Netz. Daher empfiehlt das LfU den Kommunen auch die Untersuchung privater Abwasserkanäle, wie es in den Entwässerungssatzungen vorgesehen ist. Die TU-Studie stellt hier ein erhebliches Defizit fest. Demnach sind ca. 80 Prozent der bereits verlegten privaten Grundstücksanschlüsse noch nicht geprüft. Dabei liegt der geschätzte Anteil an sanierungsbedürftigen privaten Anschlüssen bei 25 Prozent. Die komplette Studie zum Download (PDF) finden Sie unter: www.lfu.bayern.de/wasser/kanalisation/doc/tum_abschlussbericht_ zustand_kanalisation.pdf | ID | Bauindustrie Bayern | 29 Die Energiewende kommt ohne das Verlegen von Erdkabeln nicht aus. STROM WIRD IMMER TEURER Die Umlagen für EEG, KWK und Kohlekraftwerke, aber auch die Netzkosten steigen immer weiter und verteuern den Strom. Der Wettbewerbsnachteil für den Industriestandort Deutschland ist gravierend – und ein Ende ist nicht in Sicht. Höchste Zeit für die Strompreisbremse. Mit der Stromsteuer hätte die Politik ein Werkzeug dafür. 30 | BAUEN UND ENERGIE | EEG-UMLAGE KOSTENTREIBER NUMMER EINS Die EEG-Umlage wird im nächsten Jahr um drei Prozent auf 6,35 Cent pro Kilowattstunde steigen. Dies haben die Übertragungsnetzbetreiber am 15. Oktober bekanntgegeben. Bisher mussten die kleinen und mittleren Verbraucher – dazu zählt auch der Großteil der Bauindustrie – 6,17 Cent zahlen. Die Netzbetreiber gehen davon aus, dass der Umlagebetrag auf rund 22,9 Mrd. Euro steigen wird. Das ist die Differenz zwischen der gezahlten Einspeisevergütung an die EEG-Anlagen- Betreiber und den Erlösen aus dem Verkauf von Ökostrom an der Strombörse. Im vergangenen Jahr betrug der Umlagebetrag noch 21,8 Mrd. Euro. Deshalb möchte die Bundesregierung im Stromsektor neben dem bereits geplanten Einsparungsbetrag von 37 Mio. Tonnen durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Steigerung der Energieeffizienz zusätzlich 22 Mio. Tonnen CO2-Emissionen einsparen: 12,5 Mio. t aus dem Reduzieren aus Braunkohlekraftwerken 4 Mio. t aus der Umrüstung der Kraftwerke auf effiziente KWK-Technologie 5,5 Mio. t aus Energiesparen in Privathäusern, Fabriken und Kommunen KWK-UMLAGE STEIGT Das Ausbauziel für Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) beträgt 25 Prozent der thermischen Stromerzeugung. Hocheffiziente, mit Gas befeuerte KWK-Anlagen der öffentlichen Versorgung, die in ihrer Wirtschaftlichkeit gefährdet sind, werden für einen begrenzten Zeitraum gefördert. Durch den damit einhergehenden Ersatz von kohlegefeuerten Anlagen wird der CO2-Ausstoß erheblich gemindert. Die bundesweiten Ausgaben für KWK werden dafür von 750 Mio. Euro auf 1,5 Mrd. Euro verdoppelt. Pro Haushalt wird sich die KWK-Umlage schätzungsweise um zehn Euro im Jahr verteuern. STILLLEGUNGSPRÄMIE VON KOHLEKRAFTWERKEN Ab 2021 ist die endgültige Stilllegung für alte Kohlekraftwerke geplant. Gegenüber dem Emissionsniveau von 2014 sollen die Emissionen im Stromsektor dann um insgesamt 59 Mio. Tonnen gesenkt werden. Zuletzt war eine Abgabe für Kohlekraftwerksbetreiber angedacht, um die nationalen Klimaziele wie die Senkung der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent bis 2020 noch zu erreichen. Anstelle einer Abgabe erhalten die Energieunternehmen nun Zahlungen für die Stilllegung der Kraftwerke in Höhe von ca. 230 Mio. Euro jährlich, die über den Strompreis finanziert werden müssen. JÄHRLICHE EMISSIONEN UND MINDERUNGSBEITRÄGE in Mio. t CO2 350 300 -37 250 Redukti -22 on um ru 200 nd 10 M io. t CO 2 150 / Jahr 100 50 0 2014 2020 Stand Kraftwerkspark 2014 Ziel Kraftwerkspark 2020 -37 Mio. t erneuerbare Energien & Energieeffizienzmaßnahmen -22 Mio. t zusätzlich NETZENTGELTE UM 8 MRD. EURO TEURER Bisher gab es in Deutschland eine einheitliche Strompreiszone. Diese kann in Zukunft nur aufrechterhalten werden, wenn der an der Börse gehandelte Strom anschließend auch zum Kunden transportiert werden kann. Für den Erfolg der Energiewende werden diesmal neue Leitungen, die Strom vom Norden in den Süden des Landes bringen, dringend benötigt. Netzentwicklungspläne stellen den Transportbedarf fest. | ID | Bauindustrie Bayern | 31 Endpunkt der Südostlink-Leitung von Sachsen-Anhalt nach Bayern soll der Netzknoten „Isar“ bei Landshut sein. Gebaut wird auf einer bestehenden Trasse. Beim Südlink wird eine Abzweigung ins unterfränkische Grafenrheinfeld und weiter nach Großgartach in Baden-Württemberg geplant. Vor allem Erdleitungen sollen künftig verlegt werden. Sie stoßen auf weniger Widerstand in der Bevölkerung, kosten allerdings zwei- bis achtmal so viel wie Freileitungen. In Summe entstehen so ca. 8 Mrd. Euro Mehrkosten, die auf das Netzentgelt der Stromkunden umgelegt werden. STROMPREISBREMSE NOTWENDIG Mit dem Papier „Eckpunkte für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende“ vom 1. Juli leitete die Koalition einige seit langem notwendige Schritte zur Umsetzung der Energiewende in die Wege. Die Kosten in Milliardenhöhe drohen jedoch zu Lasten der Stromkunden und Haushalte zu gehen. Dabei ist der Strompreis in Deutschland durch die EEG-Umlage in den letzten Jahren besonders stark gestiegen. Mit den Vereinbarungen, die die Bundesregierung in ihrem Eckpunktepapier vorgelegt hat, werden die Strompreise weiter steigen. Schon heute ist der Strom für deutsche Unternehmen, verglichen mit dem Ausland, erheblich teurer. Um dem Wirtschaftsstandort Deutschland in seiner Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter zu schwächen und noch mehr Abwanderung zu riskieren, muss eine Strompreisbremse her. Mit der Stromsteuer hätte die Bundesregierung ein Werkzeug dafür. PARTNERSCHAFTLICHE MODELLE FÜR NEUE STROMTRASSEN Ministerpräsident Horst Seehofer hat der Verlegung von Stromleitungen in die Erde anstelle von Freileitungen den Weg geebnet. Auch konnte die Bayerische Staatsregierung in Berlin erreichen, dass das Ausmaß der Leitungsverlegung durch Bayern auf ein Mindestmaß reduziert wird. Beide Aspekte verhelfen den Gleichstromtrassen Süd-Link und Südostlink, die durch Bayern führen, zu einer besseren Akzeptanz in der Bevölkerung. Nun wird in den nächsten eineinhalb bis zwei Jahren die Netzentwicklungsplanung für die Übertragungsleitungen komplett überarbeitet – der ideale Zeitpunkt für einen Runden Tisch mit allen Experten, um den Bau der Stromtrassen optimal zu planen. Komplexe Großprojekte wie der Bau von Übertragungsstromtrassen sollte möglichst auf partnerschaftlichem Wege durchgeführt werden. Das empfiehlt auch die Reformkommission Großprojekte in ihrem jüngst erschienen Abschlussbericht. Angesichts der immensen Herausforderungen, die mit dem Ausbau der Übertragungsnetze auf die Gesellschaft zukommen, ist es unabdingbar Auftraggeber, Planungsexperten, Auftragnehmer und die Verantwortlichen des Netzbetriebs zusammenzubringen, um von Anfang an gemeinsam an der besten Lösung zu arbeiten. Nur so können die Projektrisiken minimiert, die Kosten planbar und die Zeitlinien verlässlich gestaltet werden NEUERSCHEINUNG: „ÖKOLOGISCHE KENNDATEN – BAUSTOFFE UND BAUTEILE“ Ab sofort verfügbar ist der Leitfaden „Ökologische Kenndaten – Baustoffe und Bauteile“, herausgegeben von der Projektplattform Energie (PPE). Die PPE ist ein Kooperationsprojekt des BBIV und der TU München und beschäftigt sich mit Fragen rund um das Thema „Energie“ im Bauwesen. Der Leitfaden bietet einen kompakten Überblick über gängige Baustoffe und Außenbauteile und dient als Hilfestellung bei der Auswahl des passenden Produkts. Zusätzliche Informationen und Download unter: www.ppe.tum.de 32 | BAUEN UND ENERGIE | | ID | Bauindustrie Bayern | 33 1. – 3. QUARTAL 2015 MEHR AUFTRÄGE AM BAU IN BAYERN BAUBESCHÄFTIGUNG IM SEPTEMBER GESUNKEN Auftragseingänge jeweils Januar bis September, in Mrd. EUR jeweils September 10,0 60 45 7,5 5,0 30 2,5 15 0,0 0 1995 2000 2005 2010 Bayern (linke Seite) 2014 1500000 200000 1200000 150000 900000 100000 600000 50000 300000 0 0 2015 1995 Deutschland (rechte Seite) 2000 2005 2010 Bayern (linke Seite) 2014 Quelle: Bayerisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt GROSSE UNTERSCHIEDE BEI DEN NEUAUFTRÄGEN DER BUNDESLÄNDER Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe (Januar bis September 2015/2014) GEMISCHTES BILD BEI DER UMSATZENTWICKLUNG Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Saarland Bayern Schleswig-Holstein Baden-Würtemberg Sachsen Hessen Rheinland-Pfalz Berlin Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Thüringen Hamburg Deutschland -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 13,1 12,4 8,2 5,1 3,7 3,5 2,4 0,3 0 -1,4 -2,0 -2,8 -3,5 -3,7 -4,7 -23,0 2,2 15 Umsätze im Bauhauptgewerbe (Januar bis September 2015/2014) in % Hamburg Sachsen-Anhalt Baden-Württemberg Berlin Brandenburg Sachsen Niedersachsen Mecklenburg-Vorpommern Nordrhein-Westfalen Thüringen Rheinland-Pfalz Bayern Saarland Schleswig-Holstein Bremen Hessen Deutschland -12 -10 -8 10,4 5,7 4,7 3,3 1,7 1,6 0,7 -1,4 -1,8 -2,5 -3,7 -6,4 -7,1 -7,9 -9,9 -11 -1,7 -6 -4 -2 0 2 4 6 GESCHÄFTSKLIMA IN BAYERN IM NOVEMBER BESSER BEURTEILT ifo-Geschäftsklima Bauhauptgewerbe Bayern Unternehmenseinschätzung Geschäftslage und Erwartung für 6 Monate in % Nov. 15 -9% 0,0 -0,3 -0,6 10 12 -6,4% UMSÄTZE IN BAYERN UM -6,4% NIEDRIGER Jan. 05 8 Quelle: Statistische Landesämter, Statistisches Bundesamt Quelle: Statistische Landesämter, Statistisches Bundesamt -0,9 Jan. 00 2015 Deutschland (rechte Seite) Quelle: Bayerisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt in % Jan. 10 Quelle: ifo-Institut München 34 250000 | BAUWIRTSCHAF T UND KONJUNK TUR | Nov. 15 UMSATZ UND BESCHÄFTIGUNG NIEDRIGER Bayern verzeichnete bis September einen Rückgang bei den Umsätzen, der Beschäftigung am Bau und den Baugenehmigungen. Die Neuaufträge legten aufgrund des zweistelligen Zuwachses im Wohnungsbau insgesamt leicht zu. WENIGER BAUGENEHMIGUNGEN ERTEILT Die Baugenehmigungen nahmen von Januar bis September 2015 insgesamt um 3,6 % ab. Nur der Wohnbau verzeichnete ein leichtes Plus (+0,5 %). Im Wirtschaftsbau waren sie dagegen rückläufig (-6,8 %), stärker noch im öffentlichen Hochbau (-13,3 %). AUFTRÄGE IN BAYERN UM 3,5 % HÖHER Die Neuaufträge stiegen von Januar bis September 2015 in Bayern insgesamt um 3,5 %. Für das Plus ist der zweistellige Zuwachs im Wohnungsbau ursächlich (+21,9 %). Im Wirtschaftsbau nahmen sie dagegen leicht ab (-0,2 %). Auch der Öffentliche Bau verzeichnete insgesamt einen Auftragsrückgang (-4,8 %). Am stärksten war das Minus im öffentlichen Hochbau (-10,7 %). Einen geringeren Rückgang verzeichneten der Sonstige Tiefbau (-4,7 %) sowie der Straßenbau (-1,6 %). UMSÄTZE DER BAUUNTERNEHMEN UM 6,4 % NIEDRIGER Die Umsätze der bayerischen Bauunternehmen nahmen von Januar bis September 2015 ab (-6,4 %). Am stärksten rückläufig waren sie im Öffentlichen Bau (-7,6 %). Im Straßenbau sanken sie sogar zweistellig (-18 %). Deutlich weniger nahmen sie im Sonstigen Tiefbau ab (-1,6 %), im öffentlichen Hochbau waren sie nahezu ausgeglichen (-0,1 %). Auch im Wirtschaftsbau waren sie niedriger (-4,4 %), ebenso im Wohnungsbau (-7,4 %). GESCHÄFTSERWARTUNGEN WERDEN OPTIMISTISCH BEURTEILT Das Geschäftsklima im bayerischen Bauhauptgewerbe wird im November 2015 besser als im Vorjahr beurteilt. Die aktuelle Geschäftslage wird mit einem Saldo von +3 % besser als im Vorjahr (November 2014: -2 %) eingeschätzt. Als gut beurteilen sie 21 % der Unternehmen (November 2014: 17 %). Von einer weiter verschlechterten Geschäftslage berichten 18 % (November 2014: 19 %). Von einer günstigen Entwicklung ihrer Bautätigkeit im Vergleich zum Vormonat berichten 12 % der Unternehmen (November 2014: 8 %), 13 % von einer Verschlechterung (November 2014: 15 %). Die nähere Zukunft wird negativ betrachtet. 5 % der befragten Firmen erwarten innerhalb der nächsten sechs Monate, also bis Mai 2016, eine Besserung ihrer derzeitigen Lage (November 2014: 2 %). Eine weitere Verschlechterung befürchten dagegen 25 % der Unternehmen (November 2014: 35 %). Insgesamt wird die Geschäftslage innerhalb des kommenden Halbjahres mit einem Saldo von -20 % aber weniger negativ als im Vorjahr (November 2014: -33 %) beurteilt. | ID | Bauindustrie Bayern | 35 INFORMATIONEN MANAGEN Auch die Bauwirtschaft ist von der Digitalisierung längst erfasst worden. Wenn 50 Fachunternehmen und Planer an einem einzigen Gebäude zusammenarbeiten müssen, ist die Komplexität ohne hochmoderne IT-Werkzeuge nicht zu beherrschen. Mit den Trends, Tools und Best-Practice-Strategien in Sachen IT am Bau beschäftigt sich beim HDB der „Arbeitskreis Informationsmanagement“. Der Erfahrungsaustausch unter Praktikern ist für Mitgliedsunternehmen exklusiv. 36 | BAUTECHNIK | Wie in fast allen Branchen gewinnt auch in der Bauindustrie die Informationstechnik immer mehr an Bedeutung. Ob es um die revisionssichere Digitalisierung von Belegen und Verbuchung im ERP-System geht, um ultramoderne Wege zur Planung, Kalkulation oder Abrechnung: Ohne zeitgemäße IT funktioniert in der Bauwirtschaft nichts mehr. Wenn 50 Fachunternehmen und immer mehr Fachplaner zusammengespannt werden müssen, um ein einziges Gebäude zu errichten, dann ist die Komplexität ohne digitale Werkzeuge nicht mehr zu bändigen. Und das gilt völlig unabhängig von der schieren Menge an Daten, Plänen, Dokumenten und Fotografien, die permanent zu bewältigen sind. Von Stunde zu Stunde gibt es neue Rahmenbedingungen, neue Aufgaben, die das Handeln der Ingenieure, Kaufleute und Fachkräfte der Bauindustrie neu herausfordern. DIE WÄHLSCHEIBE AUSMUSTERN Mit dem jetzt anstehenden Weg hin zur Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette Bau wird diese Entwicklung weiter an Fahrt gewinnen. So wie die Telekommunikationsbranche innerhalb von 30 Jahren den Weg von der Wählscheibe zum Smartphone zurückgelegt hat, werden auch in der Bauindustrie eine Fülle an Aufgaben mit IT-Werkzeugen künftig anders bearbeitet werden als heute. Die Frage ist nur: Wo liegen die „Wählscheiben“ im Baugeschäft, die nun auszumustern wären? Unternehmen, die nicht in der Lage sind, sich an den drei jährlichen Sitzungen des AKIM zu beteiligen, steht als Werkzeug zur Strategiefindung die „IT-Kostenstruktur-Benchmark“ zur Verfügung, zu dem sich interessierte Unternehmen jederzeit anmelden können. Auch im kommenden Jahr werden die IT-Kosten der Teilnehmer, gegliedert nach Kostenarten und Verwendung für verschiedenste Zwecke, erfasst und anonym ausgewertet. BENCHMARK IT-KOSTENSTRUKTUR 2015 Bei der Benchmark 2015 stellte sich heraus, dass die Bauindustrie unabhängig von der Unternehmensgröße rund 0,6 bis 0,7 Prozent ihres Umsatzes für Informationstechnik ausgeben. Umgerechnet kostet die IT-Ausstattung jedes IT-Arbeitsplatzes bei der Bauindustrie rund 3.500 Euro jährlich, was im Vergleich zu anderen Branchen überschaubar scheint. Allerdings wächst die IT bei der Bauindustrie derzeit rasch. Erstaunliche 45 Prozent der IT-Kosten fielen 2014 für die Einführung neuer und den Ausbau bestehender Systeme an. Informationstechnik ist heute fester Bestandteil bei der Arbeit auf den meisten Baustellen. Bei den Polieren ist der Anteil der IT-Nutzer erneut gestiegen und lag 2014 im Schnitt bei 70 Prozent. ARBEITSKREIS INFORMATIONSMANAGEMENT (AKIM) Der BBIV geht dieser Frage im Arbeitskreis Informationsmanagement beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (AKIM) direkt nach. Der hier stattfindende Erfahrungsaustausch von IT- und Organisationsfachleuten der Bauindustrie bietet Unternehmen aller Größen die Chance etwas mehr an Sicherheit im Umgang mit den strategischen Fragen der Digitalisierung am Bau zu verschaffen. ARBEITSKREIS INFORMATIONSMANAGEMENT (AKIM) AKIM ist ein Gremium des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, das sich mit der Digitalisierung am Bau beschäftigt und Mitgliedsunternehmen die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch bietet. Eine Kurzfassung der Ergebnisse der „Benchmark IT-Kostenstruktur“ ist beim Verband erhältlich. Für Informationen zum AKIM und der Benchmark-Studie wenden sich Interessenten bitte direkt an AKIM-Geschäftsführer Martin Schneider [email protected] | ID | Bauindustrie Bayern | 37 Praxistage für IRE|BS Regensburg, HS Coburg und TH Würzburg-Schweinfurt AB AUF DIE BAUSTELLE Brücken bauen zwischen Theorie und Praxis, zwischen Bauindustrie und Studenten. Das ist das Ziel der Praxistage, die der BBIV im Herbst mit drei fränkischen Hochschulen unternahm. Bei den Exkursionen zu einer Wohnanlage für Demenzkranke, einer neuen Gashochdruckleitung, der Verkehrsstation am Hauptbahnhof Würzburg und weiteren Bauprojekten in der Region gewannen die jungen Ingenieure Einblicke in die Berufssparten und Karrierechancen bei der Bauindustrie. PREMIERE: PRAXISTAG FÜR DIE IRE|BS Absolute Premiere feierte am 29. Oktober der BBIV-Praxistag mit der International Real Estate Business School an der Universität Regensburg, kurz: IRE|BS. Dieses größte immobilienwissenschaftliche Institut Europas ist ein wichtiger Partner des Verbandes. Erstes Highlight war ein Wohnungsbauprojekt der Gebr. Donhauser aus Schwandorf. 38 | BILDUNG | Die Chefs ließen es sich hier nicht nehmen, persönlich Rede und Antwort zu stehen. Thomas und Claudia Donhauser sowie Architekt Peter Frank gaben einen spannenden Einblick in die Projektentwicklung und Herstellung von Wohnbauten im „Boomtown“ Regensburg. Sobald das imposante Stück Rohrleitung eingebaut ist, fließt das Trinkwasser in Lauf a.d. Pegnitz wieder durch intakte Leitungen. NEUE FOS/BOS IN REGENSBURG FASZINATION BAUMASCHINEN Danach ging es zu der neuen FOS/BOS in Regensburg. Gerald Heitzer, Bauleiter bei Tausendpfund, führte die Teilnehmer über die imposante Baustelle und zeigte die etwas anderen Herausforderungen bei einem Vorzeigeprojekt der öffentlichen Hand. Ein kurzer Rundgang über das riesige Entwicklungsgebiet der ehemaligen Nibelungenkaserne und ein Blick auf das innovative Wohnbauprojekt W.I.R. – Wohnen Inklusiv Regensburg rundeten die Exkursion ab. Drei hochmoderne Baustellen erwarteten auch die Studenten der TH Würzburg-Schweinfurt. Erster Programmpunkt am 20. Oktober war die Verkehrsstation im Hauptbahnhof Würzburg, die aktuell von STRABAG Rail modernisiert wird. Claus Göpfrich und Projektleiter Michael Wein demonstrierten die typischen Herausforderungen im Bahnbau, was zuverlässige Bau- und Baulogistikabläufe angeht. Bei der anschließenden Besichtigung einer Wohnanlage in Heidingsfeld zeigte Josef Riepl den Teilnehmern die Vorteile des Lean Managements auf. Weiteres Highlight war die Baustelle auf der A7 Würzburg-Ulm. Die Faszination des Bauens entfaltete sich beim Anblick der Baumaschinen, die STRABAG hier zum Betonieren der Fahrbahn einsetzt. ROHRLEITUNGEN AN DER FARBE BESTIMMEN Für die Studenten in Coburg ging es am 13. Oktober zunächst in die Tiefen des Rohrleitungsbaus. Erste Station: der Bau einer Gashochdruckleitung bei Grub am Forst. Dort erfuhren die Exkursionsteilnehmer wichtige Details, die beim Gasleitungsbau zu beachten sind, und dass man an der Farbe des Rohres seine Bestimmungsart erkennt. Zweite Baustelle lag in Lauf a. d. Pegnitz. Hier wird die Trinkwasserleitung „Ranna“ saniert. Andreas Rubenbauer, Geschäftsführer der Karl Krumpholz Rohrbau, beeindruckte die jungen Leute vor allem mit dem Rohrquerschnitt und der hochmodernen schweren Seilwinde, mit der die Sanierungsrohre eingezogen wurden. Bei den einzelnen Abschlussdiskussionen konnte der Branchennachwuchs seine Fragen an die Vertreter der beteiligten Baufirmen stellen. Dieser Dialog zwischen Studenten und Praktikern ist besonders beliebt und wertvoll. Denn hier werden in offener Runde Themen besprochen, die die Uni nicht vermittelt. WOHNANLAGE FÜR DEMENZKRANKE Danach ging es für die Studierenden der HS Coburg nach Bayreuth zu einer neuen Wohnanlage für Demenzkranke. Ralf Schuberth und Thomas Müller von W. Markgraf erläuterten die Aufgaben eines Bauingenieurs und berichteten über ihre Erfahrungen als junge Bauleiter. | ID | Bauindustrie Bayern | 39 JAHRESRÜCKBLICK 2015: BBIV-PRAXISTAGE Datum Hochschule Baustelle Firma 19. November 2015 TH Nürnberg Georg Simon Ohm, Fakultät Bauingenieurwesen Wohnungsbau mit Tiefgarage – Ausbauarbeiten, Schwaig Tauber Bau Hochund Ingenieurbau GmbH, Nürnberg Gossenareal, Wohnund Gewerbebau, TGA – Rohbauarbeiten, Erlangen Züblin AG, Nürnberg EÜ Oberasbach -Bahnhofinstandsetzung inklusive Brückeneinschub, Oberasbach W. Markgraf GmbH & Co KG Bauunternehmung, Bayreuth Hochbauprojekt im Rohbau - Wohnungsbau Gebr. Donhauser Hoch- & Tiefbau-Unternehmung GmbH & Co Betriebs-KG Hochbauprojekt im Ausbau - Wohnungsbau Gebr. Donhauser Hoch- & Tiefbau-Unternehmung GmbH & Co Betriebs-KG Neubau FOS/BOS Ferd. Tausendpfund GmbH & Co. KG Hauptbahnhof Würzburg, Umbau der Verkehrsstation Joseph Riepl GmbH Lean Management am Beispiel einer Wohnanlage in Heidingsfeld Joseph Riepl GmbH Betondeckenlos BAB A7 Würzburg-Ulm STRABAG AG Bau einer Gas-Hochdruckleitung bei Grub am Forst Karl Krumpholz Rohrbau GmbH Sanierung der Trinkwasser-Fernleitung „Ranna“ mittels eines Reduktionsverfahrens, Lauf a.d. Pegnitz Karl Krumpholz Rohrbau GmbH Hochbauprojekt AWO Bayreuth - Wohnanlage für Demenzkranke W. Markgraf GmbH & Co KG Bauunternehmung Neubau Verwaltungsgebäude Microsoft W. Markgraf GmbH & Co KG Bauunternehmung Revitalisierung Einkaufsmarkt Martinsried Josef Hebel GmbH & Co. KG Bauunternehmung München Baustelle „Horsch“, Schwandorf Gebr. Donhauser Hoch- & Tiefbauunternehmung GmbH Projekt „Uniflora“, Regensburg, Blumenstraße Josef Riepl GmbH Kanalprojekt „Marie-Curie-Straße“, Regensburg Guggenberger GmbH Ortsumfahrung Reisbach STRABAG AG, Straubing Neues Bürogebäude der Josef Rädlinger Ingenieurbau GmbH Josef Rädlinger Ingenieurbau GmbH, Vilshofen Hochwasserschutz Windorf Josef Rädlinger Ingenieurbau GmbH, Vilshofen 29. Oktober 2015 20. Oktober 2015 13. Oktober 2015 3. Juli 2015 25. März 2015 18. März 2015 40 | BILDUNG | IRE|BS Regensburg HS WürzburgSchweinfurt, Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen HS Coburg, Fakultät Design TU München und Oskar von Miller Forum, Fakultät Bau Geo Umwelt und Architektur OTH Regensburg, Fakultät Bauingenieurwesen TH Deggendorf, Fakultät Bauingenieurwesen und Umwelttechnik ENERGIEEFFIZIENTES GEBÄUDEDESIGN AN DER HS COBURG Die HS Coburg hat im Bauingenieurwesen eine neue Studienrichtung eingeführt. Das „Energieeffiziente Gebäudedesign“ ergänzt die klassische Ausbildung der Studiengänge Bauingenieurwesen und Architektur um aktuelle Themen des nachhaltigen energieeffizienten Bauens. D as Besondere an der Studienrichtung „Energieeffizientes Gebäudedesign“ ist, dass neben den klassischen Baudisziplinen bereits im Fachstudium Wert auf die Komponenten Gebäudetechnik, Lüftungstechnik sowie Mess- und Regelungstechnik gelegt wird. Außerdem wird die Ausbildung im Bereich der klassischen Bauphysik deutlich vertieft. Die Absolventen erhalten damit die Kompetenz, Gebäude in ihrer Gesamtheit zur erfassen, zu beurteilen und letztendlich auch energetisch zu berechnen. Erst durch die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes – von der Planung, dem Bau und Betrieb bis hin zum Abriss und der Entsorgung der Baustoffe – wird ein energieeffizienter, ökologischer und wirtschaftlicher Betrieb möglich. Die Planung wie auch die Sanierung von Gebäuden stützen sich in erheblichem Maße auf eine fundierte bauphysikalische und gebäudetechnische Beratung hinsichtlich Wärme- und Schalldämmung, Lüftung, passiver und aktiver Solarenergienutzung sowie der technischen Ausrüstung. Thermografien sind ein hilfreiches Werkzeuge beim energieeffizienten Bauen und mehr noch beim Sanieren. Sie decken Wärmelecks in der Gebäudehülle auf. Das energieeffiziente Gebäudedesign bestimmt heute neben der Architektur und Tragwerksplanung ganz wesentlich das Gebäudekonzept. Die neue Studienrichtung in Oberfranken trägt dieser Entwicklung Rechnung. NEU: „ENERGIEEFFIZIENTES GEBÄUDEDESIGN" Mehr Information zum neuen Studiengang unter: www.hs-coburg.de/ studium/bachelor/bauen-design/energieeffizientes-gebaeudedesign | ID | Bauindustrie Bayern | 41 BBIV ist Sponsor der Special Olympics FÜR DIE GUTE SACHE Ab 1. Januar 2016 wird die Bayerische Bauindustrie offizieller Partner der Special Olympics Bayern (SOBY). Ziel ist es, SOBY dabei zu unterstützen, Gemeinschaft und das gegenseitige Verständnis zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu fördern und einen Beitrag zur Inklusion zu leisten. Seit dem Herbst unterstützt der BBIV Wettkämpfe der Special Olympics Bayern. AUFTAKT MIT 1.500 SPECIAL-OLYMPICS-ATHLETEN Den Auftakt der Partnerschaft markierten die Deutsche Kanumeisterschaft in Hof am 19. und 20. September, das Sport- und Spielfest in Olching am 26. September und das Schwimmfest in Erding am 14. November. Mehr als 1.000 Kanuten trugen bei der HofRegatta auf dem Tauperlitzer Quellnitzsee ihre Wettkämpfe aus. Mittendrin: 40 Special Olympics-Athleten aus dem ganzen Bundesgebiet. In Olching wetteiferten 300 Olympioniken in den Sportarten Boccia, Tennis, Leichtathletik und Fußball. In Erding gingen 150 Schwimmer an den Start. Medaillen in Gold und Silber für die Special Olympics-Athleten. Helfer der Firmen AS-Bau Hof, Josef Hebel, W. Markgraf und Eberhard Pöhner packten bei den Sportevents für den guten Zweck an. Vom Bauleiter bis zum Azubi halfen alle mit, um die Wettkämpfe vorzubereiten. Da hieß es Stühle und Stände aufzubauen, die Olympioniken zu begleiten und anzufeuern und am Schluss natürlich noch die Medaillen zu übergeben. SOZIALE VERANTWORTUNG IN DER REGION „Unsere Firmen sind regional stark verwurzelt und übernehmen seit jeher regionale Verantwortung in der Gesellschaft“, erklärte BBIV-Hauptgeschäftsführer Thomas Schmid zum Start der Partnerschaft mit SOBY, „das Thema Inklusion gehört dazu.“ 42 | ÖFFENTLICHKEITSARBEIT | Jürgen Fetting von Josef Hebel überreicht den Kickern in Olching ihre Medaillen. Die SO-Athleten und Helfer von AS-Bau Hof, W. Markgraf und Eberhard Pöhner. Im kommenden Jahr soll die Zusammenarbeit zwischen dem BBIV und SOBY intensiviert werden. „Es freut uns, einen weiteren starken Partner in Bayern gewonnen zu haben“, sagte SOBY-Vorsitzender Joachim Kesting bei der Unterzeichnung der gemeinsamen Vereinbarung am 9. November. „Mit dem Bayerischen Bauindustrieverband an unserer Seite werden wir auch im nächsten Jahr Sportangebote und Wettbewerbe in allen bayerischen Regierungsbezirken weiter vorantreiben SPECIAL OLYMPICS BAYERN Special Olympics Bayern (SOBY) ist Teil der weltweit größten Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Der Landesverband existiert seit 2004. Derzeit werden in Bayern mehr als 190 Einrichtungen der Behindertenhilfe, aber auch Sportvereine und Einzelpersonen betreut. 9.000 Athleten sind bei SOBY integriert. Mehr unter: www.specialolympics.de/bayern/was-ist-soby | ID | Bauindustrie Bayern | 43 „Unsere Stadt ist bunt“, sagen die Kinder und fleißigen Bauhandwerker in Oberstdorf. Die Kita St. Elisabeth ist einer von drei Preisträgern im Wettbewerbs von „Baumeister gesucht!“. BESTE KLEINE BAUMEISTER Drei Kitas aus München, Oberstdorf und Gattendorf gewinnen den Wettbewerb als Bayerns „Beste kleine Baumeister“. Sie haben die Baumeister-Jury mit ihren selbst gebauten Modellen einer #zukunftsstadt überzeugt. Als Baumeister-Paten engagierten sich die Geiger Unternehmensgruppe und die Bauunternehmung Hönninger. Bei der Preisverleihung am 6. November in München würdigte Bauminister Joachim Herrmann die Aktion. 44 | ÖFFENTLICHKEITSARBEIT | Manchmal fehle es den Kindern an Möglichkeiten, ihre kindliche Begeisterung für das Bauen auszuleben. „Dazu leisten wir als Baumeister-Pate sehr gerne einen Beitrag und hoffen natürlich die Begeisterung langfristig zu erhalten“, so Hönninger. WETTBEWERB VON „BAUMEISTER GESUCHT!“ Die Gewinner-Kitas "Drachenei e.V." aus München, "St. Elisabeth" aus Oberstdorf und "Große Au" aus Gattendorf zusammen mit ihren Paten und den Initiatoren der Bayerischen Bauwirtschaft. KINDER BAUEN IHRE STADT DER ZUKUNFT Moderiert von kika-Star Checker Tobi übergaben die Vertreter der Bayerischen Bauwirtschaft auf der Messe FORSCHA in München die Preise an die drei Gewinner-Kitas: das Kinderhaus „Drachenei e.V.“ aus München, den Kindergarten „St. Elisabeth“ aus Oberstdorf und die Kindertagesstätte „Große Au“ aus Gattendorf. „Es ist uns eine große Freude, die Auszeichnung „Beste kleine Baumeister“ heute an drei besondere Zukunftsstädte und ihre Baumeister aus München, Oberstdorf und Gattendorf überreichen zu können“, sagte BBIV-Hauptgeschäftsführer Thomas Schmid bei der Siegerehrung. Die Bauprojekte unter dem Motto #zukunftsstadt überzeugten die Jury sowohl gestalterisch, als auch handwerklich – aber vor allem mit ihrem Zeichen für Toleranz, Bildung und Umwelt. Ausgelobt wurde der Wettbewerb von den Initiatoren von „Baumeister gesucht!“. Die Verbände der Bayerischen Bauwirtschaft stellten die Kitas vor die Aufgabe, eine Zukunftsstadt nach ihren eigenen Vorstellungen zu bauen. Voraussetzung war, dass die Kinder ihr Modell mit der Werkbank, dem Werkzeug und vor allem dem Know-how herstellen, das sie zuvor beim Baumeister-Tag erworben haben. Der Preis ist mit einem Wehrfritz-Gutschein in Höhe von 1.000 Euro und einem Besuch von Harry Hammer & Nicki Nagel dotiert. Die Auszeichnung „Beste kleine Baumeister“ ist auch ein Appell an die Erzieher, Eltern und Lehrer, die Kinder zu ermutigen und zu befähigen, ihre Zukunft und die Umwelt, in der sie leben – die Häuser, Straßen und Städte –, aktiv mitzugestalten. ZEICHEN FÜR TOLERANZ, BILDUNG UND UMWELT Der Kindergarten St. Elisabeth aus Oberstdorf, dem als Baumeister-Pate die Geiger Unternehmensgruppe zur Seite steht, wählte für seine Modellstadt den Titel „Unsere Stadt ist bunt“ und baute für die Kindergartenanlage einen Zaun mit Figuren aus unterschiedlichen Nationen. Das Kinderhaus Drachenei aus München kombinierte gleich zwei Aspekte: Umwelt und Bildung. Die Stadt von morgen soll voller „Bücherbäume“ sein – und sich nicht ausschließlich über digitale Medien definieren. Baumeister-Pate Adrian Hönninger ist stolz auf die von ihm betreute Kita: „Die Kinder haben sich wirklich toll engagiert und gelernt, wie man ein Zimmer nicht nur auseinanderbaut, sondern wie man es auch wieder zusammenbaut.“ Bauminister Joachim Herrmann lobte die Aktion „Baumeister gesucht!“ auf der FORSCHA und erhielt als Geschenk das Baumeister-Handbuch. BAUMEISTER GESUCHT! „Baumeister gesucht!“ ist eine Bildungsinitiative der Verbände der Bayerischen Bauwirtschaft. Ziel ist es, Jungen und Mädchen die Arbeit mit Werkzeug an einer Werkbank zu ermöglichen und von Kindesbeinen an für das Bauen zu begeistern. Ab sofort können sich interessierte Baumeister-Paten bundesweit an der Aktion beteiligen. Mehr Informationen unter: www.baumeister-gesucht.de/shop Sie wollen sehen, wie ein Baumeister-Tag abläuft und wie die Kinder voller Begeisterung hämmern, sägen und mauern? Mehr dazu in unserem Filmtrailer. | ID | Bauindustrie Bayern | 45 PERSÖNLICHES 70 JAHRE DIPL.-ING. (FH) HANS-JÜRGEN MALLINGER, HEROLDSBERG 70. GEBURTSTAG AM 3. FEBRUAR 2016 Vormals Geschäftsführer der Bilfinger Berger Hochbau AG, Nürnberg. Mitglied im BBIV-Beirat und im Beirat des BBIV-Bezirksverbandes Mittelfranken. IN EIGENER SACHE KUNST FÜR DEN BAU Bauen und Kunst gehören eng zusammen und sind Teil unserer Kultur, so Staatsminister Joachim Herrmann bei der Eröffnung der Kunstausstellung von Malerin Valeska am 9. November. Mit der Ausstellung im Haus der Bayerischen Bauindustrie wird die Arbeit von Special Olympics Bayern (SOBY) unterstützt. Sonderbotschafter S. K. H. Leopold Prinz von Bayern stellte das Inklusionsprojekt vor. Am selben Abend unterzeichneten BBIV-Hauptgeschäftsführer Thomas Schmid und SOBY-Vorsitzender Joachim Kesting sowie Schatzmeisterin Angelika Schlammerl die Sponsorenvereinbarung. BBIV-Präsident Josef Geiger gab das neue Engagement des Verbandes für das Jahr 2016 offiziell bekannt. BBIV-Präsident Josef Geiger, Leopold Prinz von Bayern, Malerin Valeska, BBIV-Hauptgeschäftsführer Thomas Schmid und Staatsminister Joachim Herrmann (von links) 46 | PERSÖNLICHES UND ZAHLEN | ZAHLEN ZUR BAUWIRTSCHAFT IN BAYERN 2015 BAULEISTUNG BAUNACHFRAGE Auftragseingang*) Geleistete Arbeitsstunden September Bauhauptgewerbe ggü. Vj. Jan. – Sept. 16.643 -3,5 -4,4 Wohnungsbau 7.523 -3,0 -3,3 Wirtschaftsbau 4.554 0,2 -4,0 Öffentl. Bau 4.566 -7,8 -6,6 nominal September Bauhauptgewerbe ggü. Vj. Jan. – Sept. 1.065,7 10,8 3,5 Wohnungsbau 284,7 18,9 21,9 Wirtschaftsbau 401,9 12,2 -0,2 Hochbau 1.075 0,0 -5,6 Straßenbau 1.720 -16,5 -13,6 Öffentl. Bau 356,4 3,7 -4,8 1.771 -2,5 0,0 Hochbau 91,4 19,5 -10,7 169,4 19.0 -1,6 95,6 -23,4 -4,7 sonst. Tiefbau Straßenbau Produktionsindex (arbeitstäglich) September Bauhauptgewerbe Hochbau Tiefbau Umsatz1) -6,0% -8,0% 135,5 -5,4% -8,1% 137 -7,2% -7,9% September Bauhauptgewerbe ggü. Vj. Jan. – Sept. 136 379,6 ggü. Vj. Jan. – Sept. -1,0 -1,0 sonst. Tiefbau Baugenehmigungen September ggü. Vj. Jan. – Sept. Wohngebäude 2.573 -3,4 0,5 Wirtschaftsgebäude 3.970 16,0 -6,8 Öffentliche Gebäude 367 53,6 -13,3 Nov. 15 Okt. 15 Nov 14 Wohnungsbau 709,6 -1,5 -7,5 Wirtschaftsbau 642,4 -3,0 -4,4 Auftragsbestände Öffentl. Bau 531,5 -7,0 -7,7 Bauhauptgewerbe 2,8 2,9 2,4 Hochbau 26,5 -4,5 -11,9 Wohnungsbau 3,0 3,1 2,4 Straßenbau 204,9 -13,0 -17,9 Wirtschaftsbau 2,9 3,0 2,6 185,5 -11,4 -1,8 Öffentl. Bau 2,4 2,6 2,1 Hochbau 2,4 2,6 2,4 Straßenbau 1,8 2,0 1,5 3,0 3,1 2,3 sonst. Tiefbau LOHN- UND GEHALTSKOSTEN September Lohn- und Gehaltssumme je Beschäftigten 2.635 ggü. Vj. Jan. – Sept. 2,4% sonst. Tiefbau 1,7% ARBEITSMARKT Beschäftigte Bauhauptgewerbe1) September Insgesamt 143.245 ggü. Vj. Jan. – Sept. -3,2 -2,6 *) Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten Arbeitsmarkt Bauhauptgewerbe Oktober Quellen: Offene Stellen Arbeitslose 2015 1.711 2.988 2014 1.333 3.136 2013 1.608 3.062 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, insgesamt ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, Bundesagentur für Arbeit 2012 1.474 2.972 Offene Stellen Arbeitslose 2015 307 181 2014 269 193 2013 219 186 2012 178 161 dar.: Bauingenieure | ID | Bauindustrie Bayern | 47 Bayerischer Bauindustrieverband e.V. www.bauindustrie-bayern.de
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