FLUCHT NACH VORNE - Bauindustrie Bayern

ID
Magazin des
Bayerischen Bauindustrieverbandes e. V.
Dezember 2015 | 60. Jahrgang
FLUCHT NACH VORNE
Erfahrungsbericht: Junge Flüchtlinge in der
Bauindustrie­
FLUGHAFEN MÜNCHEN
Ja zur 3. Startbahn!
ÖFFENTLICH-PRIVATE PARTNERSCHAFT
Auf der Erfolgsspur: Nach der A8 auch A94 und A3 als ÖPP
ID
|
Magazin des
Bayerischen Bauindustrieverbandes e. V.
Dezember 2015 | 60. Jahrgang
IMPRESSUM
InformationsDienst
Herausgeber:
Bayerischer Bauindustrieverband e.V.
München
Verantwortlich für den Inhalt:
Thomas Schmid
Redaktion:
Alexandra Luchtai, M. A. (Leitung)
Dr. Josef Wallner
Gestaltung:
Daniel Schwaiger
Druck:
OMB2 Print GmbH München
BILDNACHWEIS
Titel: Auszubildender; BBIV, Daniel Schwaiger. S.6: Zugspitze; dpa, Angelika Warmuth. Gruppenfoto; BBIV, Daniel Schwaiger.
S.7: Kindertag; OBB. S.9/10/11: BBIV, Daniel Schwaiger. S.12: JOSEF HEBEL GmbH & Co. KG. S.15: BBIV, Daniel Schwaiger.
S.19: Windtürme; Shutterstock, pedrosala S.20: Flughafen München; istock, narvikk. S.23: Flughafen München; Marc
Hildmann. S.24: dpa, Marcus Merk. S.28: Gullideckel; Manfred Antranias Zimmer. S.30/32: Erdkabel; TenneT TSO GmbH.
S.36: Zahnräder; shutterstock, everything possible. S.38/39: BBIV, Martin Schneider. S.44: Thermografie; HS Coburg,
Prof. Friedemann Zeitler. S.42: BBIV, Birgit Schnell. S.43: BBIV, Martin Schneider. S.44: Kindergarten St.Elisabeth.
S.45: Gruppenbild; MPA, Sperl. Joachim Herrmann; BBIV, Daniel Schwaiger. S.46: Gruppenbild; BBIV, Daniel Schwaiger.
DIE ZUKUNFT
ANSTIMMEN
DIE FLÜCHTLINGE STELLEN DAS LAND VOR GEWALTIGE AUFGABEN. Erstaufnahmeeinrichtungen, dauerhafte Unterkünfte, bezahlbarer Wohnraum, Sprachförderung, Integration in die Gesellschaft – die To-do-Liste ist lang.
Seine Bauaufgaben darf Deutschland aber deswegen nicht vernachlässigen. Ganz
im Gegenteil, gerade jetzt ist es wichtig, für die Zukunft zu investieren. Gerade jetzt
müssen wir die Voraussetzungen schaffen, dass Deutschland und Bayern auch
künftig die besten Standortbedingungen aufweisen für eine florierende Wirtschaft,
die Arbeitsplätze schafft und Arbeitskräfte sucht. Die Verkehrsinfrastruktur zu sanieren und für die Zukunft auszubauen, ist ein wichtiger Teil dieser Aufgabe. In
Bayern gehören dazu die Großprojekte 2. Stammstrecke und 3. Startbahn in München, die Schienenanbindung des Flughafens sowie des Chemiedreiecks und des
Brennerbasistunnels. Nicht zu vergessen ein Donauausbau, der diesen Namen verdient. Sowie der Frankenschnellweg in Nürnberg, der Ausbau der B303n, der B173
und anderer Bundesstraßen.
IN CHANCEN INVESTIEREN
Großprojekte haben es allerdings schwer in Deutschland. Jüngstes Beispiel: die
Ablehnung der Olympiabewerbung in Hamburg. In Bayern wird derzeit kontrovers um die 3. Start- und Landebahn diskutiert. Das dafür nötige Kapital stünde
bereit, ebenso das vollziehbare Baurecht. Doch leider fehlt bislang die Zustimmung aller Anteilseigner, zu denen der Freistaat Bayern, die Stadt München und
der Bund zählen. Was bleibt ist die Kluft zwischen dem Fliegen und der Bereitschaft, dafür die nötigen Strukturen zu schaffen. Ablehnung ohne eigene Betroffenheit – diese Haltung zieht sich durch.
Die Politik reagiert meistens nur. Sie nimmt den Bürgerwillen auf, oder zumindest, was sie dafür hält. Groß ist daher die Gefahr, dass bei den Bauausgaben
gekürzt wird, wenn „es eng wird“. Bauausgaben leiden darunter, dass hinter
ihnen kein Leistungsgesetz steht, auch keine unmittelbar Betroffenen. Die Zukunft hat nämlich keine Stimme. Kürzen geht daher leicht. Es wird auch noch als
„Sparen“ verkauft. Die Wahrheit aber ist: Wer nicht baut, wer nicht investiert,
der vergibt Chancen, der verpasst Entwicklungen, der riskiert seine Zukunft.
Auch die der Flüchtlinge.
Ihr
Thomas Schmid
Hauptgeschäftsführer | Bayerischer Bauindustrieverband e.V.
| ID | Bauindustrie Bayern |
3
INHALT
IMPULS
3 | Die Zukunft anstimmen
Wer nicht baut und nicht investiert, vergibt Chancen, verpasst Entwicklungen und
riskiert seine Zukunft. Auch die der Flüchtlinge.
BAUEN UND POLITIK
8 | Flucht nach vorne
Während die Politik noch debattiert, wird bei den bayerischen Bauunternehmen
DOWNLOAD ID 04/15
Integration durch Ausbildung und Arbeit bereits gelebt.
FLUCHT NACH VORNE
Unseren ID und viele weitere
14 |
interessanten Themen finden Sie
auch online zum Download
unter
www.bauindustrie-bayern.de/
16 |
download
Fordern und fördern
Kompetenztests für Flüchtlinge in Stockdorf und Nürnberg-Wetzendorf.
Flüchtlingsunterkünfte und bezahlbarer Wohnraum
Lösungsvorschläge der Bayerischen Bauindustrie.
20 |
Das Tor zur Welt
Ja zur 3. Start- und Landebahn am Flughafen München.
24 |
ÖPP weiter auf Erfolgsspur
Nach der erfolgreichen Freigabe der A8, kommt auch für die A94 und die A3
das ÖPP-Modell.
28 |
Die unsichtbare Gefahr
Neue LfU-Studie: Zustand der Kanalisation in Bayern weiterhin kritisch.
BAUEN UND ENERGIE
30 | Strom wird immer teurer
Umlagen für EEG, KWK, Kohlekraftwerke und die Netzkosten steigen immer weiter.
BAUWIRTSCHAFT UND KONJUNKTUR
Bis September 2015 Umsatz und Beschäftigung niedriger
34 |
BAUTECHNIK
36 | Informationen managen
AKIM: Exklusiver Austausch zu Trends & Tools der IT am Bau.
BILDUNG
38 | Ab auf die Baustelle
Praxistage für IRE|BS Regensburg, HS Coburg und TH Würzburg-Schweinfurt.
41 |
Energieeffizientes Gebäudedesign an der HS Coburg
Neue Studienrichtung im Bauingenieurwesen.
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
4
| I N H A LT |
42 |
Für die gute Sache
Bayerische Bauindustrie ist Sponsor der Special Olympics Bayern.
44 |
Beste kleine Baumeister
Drei Kitas aus München, Oberstdorf und Gattendorf gewinnen den Wettbewerb
von „Baumeister gesucht!“.
46 |PERSÖNLICHES
47 |
ZAHLEN ZUR BAUWIRTSCHAFT IN BAYERN
8
20
24
| ID | Bauindustrie Bayern |
5
Hochbau
DEUTSCHLANDS HÖCHSTE BAUSTELLE: NEUE SEILBAHN AN DER ZUGSPITZE
Auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, entsteht
bis 2017 eine neue Seilbahn. Mit seinen 2.962 Metern ist
der Alpengipfel das höchstgelegene Bauprojekt des Landes. Und damit nicht genug: Keine andere Seilbahn der
Welt überwindet eine so große Distanz und fußt auf nur
einer Stütze. Jeder einzelne Bauschritt ist hier spektakulär,
sei es die Kranmontage per Helikopter oder das Betonieren
des Fundaments in luftiger Höhe.
Mehr Infos, Bilder und Videos im Bautagebuch:
http://zugspitze.de/de/service/bautagebuch
Baumarkt und Gesellschaft
ZU GAST IM BAYERISCHEN LANDTAG
Unternehmer der schwäbischen Bauindustrie führten am
16. Oktober ein offenes Gespräch mit schwäbischen Landtagsabgeordneten. Hauptthema war der Wohnungsbedarf
für Flüchtlinge. Der BBIV hat dazu umfassende Lösungsvorschläge erarbeitet und legt bei aller Dringlichkeit beim
Bauen besonderes Augenmerk auf die Nachhaltigkeit und
langfristige Verwertbarkeit der Flüchtlingsunterkünfte.
Lösungsvorschläge zum „Wohnungsbedarf für
Flüchtlinge“ unter:
www.bauindustrie-bayern.de/themen/baukulturund-hochbau/schnell-fluechtlingsunterkuenfte-undbezahlbaren-wohnraum-schaffen
6
| NEWS |
Die Abgeordneten Alfred Sauter, Klaus Holetschek und Eric Beißwenger,
BBIV-Geschäftsführerin Susanne Niewalda, Vorsitzender BBIV-Bezirksverband Schwaben Wolfgang Dorn, BBIV-Hauptgeschäftsführer Thomas
Schmid und Staatssekretär Franz Josef Pschierer (v.l.)
Bildung und Beruf
Öffentlichkeitsarbeit
OBB-KINDERTAG IN STOCKDORF
TV-TIPP: FASZINATION BAU
Weil am Buß- und Bettag die Kindergärten geschlossen
haben, lud das Bildungszentrum Stockdorf 36 Mitarbeiterkinder der Obersten Baubehörde zum Kindertag ein. „Ich
werde jetzt doch keine Krankenschwester, sondern Maurerin“, erklärte die siebenjährige Lisa am Ende des Tages begeistert.
Die 2013 gestartete Filmreihe FASZINATION BAU zeigt seit
Ende November neue Filme über spektakuläre Bauwerke,
innovative Technologien und die Leistung bayerischer
Bauingenieure.
„Wir haben unseren Traum gebaut“, sagt BAM Sports über das neue
Fußballstadion in Regensburg im Film „Bau deinen Traum“.
Ein gezimmerter Dachstuhl macht sich auch gut als Spielhaus.
Das Mauern, Hämmern und Sägen bereitete den 7- bis
11-Jährigen sichtlich großen Spaß. Auch im nächsten Jahr
stehen die Tore in Stockdorf für den kleinen Baunachwuchs
wieder offen.
Zu sehen immer samstags 17:45 - 18:45 Uhr bei „RTL – TV
Bayern live“ und sonntags 17 - 18 Uhr im bayerischen Regionalfernsehen (münchen.tv, INTV, Franken Fernsehen
etc.).
SENDEZEITEN
Titel
Sendetermin
„Der Sylvensteinspeicher – Ertüchtigung des
Dammes“
28.11.2015
(bereits ausgestrahlt)
Sender
„Himmelsstürmer – Wind- 12.12.2015
kraftanlagen in Bayern“
(bereits ausgestrahlt)
Baumarkt und Gesellschaft
„Ready for Take-Off –
Sa, 16.01.2016
Landebahnsanierung am (Wh. am 23.01.2016)
Polarkreis“
So. 14.02.2016
(Wh. am 21.02.2016)
RTL – TV Bayern
live
„Bau deinen Traum –
Sa. 13.02.2016
Stadionbau Regensburg“ (Wh. am 20.02.2016)
RTL – TV Bayern
live
So. 14.02.2016
(Wh. am 21.02.2016)
NEU: ABSCHLUSSBERICHT DES AK QUALITÄT
Wie finden Baumaßnahmen die optimale Balance zwischen Qualität, Zeit und Kosten? Dazu hat der Arbeitskreis
Qualität des Obersten Baubehörde Empfehlungen und
Checklisten speziell für Hoch- und Straßenbauprojekte erarbeitet. Behandelt werden die Aspekte Bauherrenkompetenz, Kommunikation, Transparenz und Vertragsgestaltung.
Bayerisches Regionalfernsehen
Bayerisches Regionalfernsehen
FASZINATION BAU
Die Filmreihe FASZINATION BAU blickt hinter die Kulissen am Bau und
lässt moderne Bautechnologien lebendig werden. Die Bedeutung und
Leistung der Bauwirtschaft soll damit wieder stärker ins Bewusstsein
der Öffentlichkeit rücken und vor allem junge Menschen begeistern.
Alle Filme von „Faszination Bau“
auch bei YouTube
DIE BROSCHÜRE IST KOSTENFREI BEIM BBIV ERHÄLTLICH
Interessenten wenden sich bitte an Herrn Dr. Detlef Lupp
[email protected]
| ID | Bauindustrie Bayern |
7
Junge Flüchtlinge in der Bauindustrie
FLUCHT NACH
VORNE
Während die Politik noch debattiert, wird bei der bayerischen Bauindustrie Integration durch Ausbildung und Arbeit bereits gelebt. Fünf Flüchtlinge aus dem Irak, Senegal, Kamerun, Nigeria und Sierra Leone erzählen, warum sie froh sind, bei einem
Bauunternehmen zu arbeiten, welche Hürden sie nehmen mussten und wie sie sich
ihre Zukunft vorstellen.
8
| BAUEN UND POLITIK |
EIN AUSSERGEWÖHNLICHER
JUNGER MANN. INTERESSIERT
UND ENGAGIERT. GENAU SOLCHE
LEUTE BRAUCHEN WIR. LEUTE, DIE
VORWÄRTS KOMMEN WOLLEN.
DAS UNTERSTÜTZEN WIR VOLL UND
GANZ.
Stilla Wild, ROTEC Rohrtechnik
Ronnie Namer
S
chon als Teenager hat Ronnie Namer begriffen,
dass es für ihn im Irak keine Zukunft gibt. Doch das
Grauen, das die IS-Miliz gegenwärtig in seiner Heimat verbreitet, hat der gebürtige Jeside nicht erwartet. Seit sechs Jahren ist er nun in Deutschland.
Er kam alleine, schlief in denselben Lagern wie die Flüchtlinge, die heute aus Syrien kommen, und wünscht sich vor
allem, dass seine Eltern in Sicherheit sind. Er selbst sei fast
am Ziel, spricht beinahe akzentfrei Deutsch, schließt gerade seine Lehre zum Rohrleitungsbauer ab und hat bei der
Firma ROTEC beruflich Fuß gefasst. Nächstes Jahr wird
Ronnie den deutschen Pass beantragen.
RONNIE NAMER (IRAK)
AZUBI ZUM ROHRLEITUNGSBAUER BEI ROTEC
ROHRTECHNIK, ERLANGEN
„Eigentlich heiße ich Murad, habe meinen Vornamen aber
bewusst geändert. Als Teil der Integration. Ich wollte mich
schnell integrieren und schnell Deutsch lernen. Das war
nicht schwer. Jede Sprache ist erstmal fremd. Es kommt
auf die richtige Haltung an. Man muss sich interessieren.
Zum Bau wollte ich schon immer. Ich bin ein Naturmensch
und möchte an der frischen Luft arbeiten. Deshalb war der
Rohrleitungsbau meine Wahl. Im Moment arbeite ich bei
der Firma ROTEC an einer Baustelle für Audi Ingolstadt.
Das ist sehr interessant und ich darf viel mitmachen. Mein
Wunsch für die Zukunft? Das hängt von meiner Leistung
ab. Wenn ich bei ROTEC einen guten Job mache, erwarte
ich Anerkennung. Anders geht es nicht. Ich will nichts, was
ich nicht verdient habe.
Von den Behörden würde ich mir wünschen, dass sie diejenigen, die wirklich etwas erreichen wollen, besser unterstützen und auch mal zuhören. Am meisten aber wünsche
ich mir, dass meine Familie in Sicherheit ist. Zumindest
meine Eltern. Im Moment ist meine Familie auf der Flucht
und lebt irgendwo zwischen Irak und Türkei. Zwischen Leben und Tod. Das macht mich traurig. Trotzdem muss ich
weitermachen. Ich schaue selten fern und versuche mich
auf die Zukunft zu konzentrieren.“
„Wir haben noch einiges vor mit Ronnie“, erklärt Stilla Wild
stolz auf ihren Azubi. „Er will Vorarbeiter werden und sich
zum Werkpolier weiterbilden, er bleibt nicht stehen.“
ROTEC-Senior Karl-Heinz Kraus ergänzt: „Wir hätten gerne
mehr Leute wie den Ronnie. Wo die jungen Menschen herkommen, ist uns eigentlich gleich.“
Ronnie mit ROTEC-Senior Karl-Heinz Kraus und Stilla Wild.
| ID | Bauindustrie Bayern |
9
ICH WOLLTE MASSECK UNBEDINGT
EINE CHANCE GEBEN. SELBST
WENN ER NACH 3 JAHREN ZURÜCKGEHT, IST ER GUT AUSGEBILDET UND KANN IN SEINER HEIMAT
ETWAS BEWEGEN.
Inge Bacher, Bacher Hoch- und Tiefbau
Masseck Gueye
Im Senegal arbeitete Masseck Gueye mehr als zehn Jahre
lang als Maurer, Zimmerer und Fliesenleger. Bei seinem
Praktikum bei Bacher hat er eine neue Heimat und eine
Ersatzfamilie gefunden. Seine eigene Familie musste er zurücklassen. Die Chance einer Ausbildung möchte er nutzen, um das Vertrauen, das ihm das Unternehmen geschenkt hat, zurückzugeben. Sein größtes Ziel ist, nach der
Ausbildung in Deutschland zu bleiben und bei der Firma
Bacher weiterzuarbeiten.
MASSECK GUEYE (SENEGAL)
AZUBI ZUM MAURER BEI BACHER, INGOLSTADT
„Ich komme aus Dakar, Senegal, und bin seit fast eineinhalb Jahren in Deutschland. Am 1. September habe ich
eine Maurerlehre bei der Bacher Hoch- und Tiefbau in Ingolstadt begonnen und möchte eine Ausbildung mit qualifiziertem Abschluss machen. Nach der Lehre würde ich
gerne in Deutschland bleiben und als Maurer, am liebsten
bei Bacher, arbeiten. Dafür muss ich zuerst die Ausbildung
positiv abschließen. Ich hoffe, dass ich das schaffe! Ich
habe ein gutes und freundschaftliches Verhältnis zu allen
meinen Kollegen. Es ist gut zu wissen, dass auch der Chef
hinter mir steht. Leider habe ich zurzeit kein eigenes Zimmer. Da der Wohnraum in der Umgebung knapp ist, muss
ich ein Zimmer mit mehreren Asylbewerbern teilen. Ich
hoffe, dass ich nach meiner Ausbildung nicht abgeschoben werde und in Deutschland in Sicherheit leben kann.“
„Während des Praktikums konnten wir Masseck kennen
und schätzen lernen“, erinnert sich Inge Bacher, die sich
bei sämtlichen Instanzen dafür eingesetzt hat, dass der Senegalese seine Ausbildung machen darf. „Es ist für uns
schwer zu verstehen, dass Herr Masseck einen Sprachkurs
mit großem Erfolg absolviert hat und unserer Firma durch
das Berufliche Fortbildungszentrum für ein Praktikum vermittelt wurde – und dann keine Arbeitserlaubnis erhält!“,
schrieb sie an Landrat Martin Wolf und den Landtagsabgeordneten Karl Straub.
10
| BAUEN UND POLITIK |
In letzter Sekunde traf die Genehmigung ein: Masseck
durfte am 1. September anfangen. „Seitdem läuft alles
wunderbar“, freut sich Bacher, „Masseck ist zufrieden und
glücklich – und wir sind es mit ihm.“
Doch nicht nur der Fa. Bacher, auch seinem Betreuer,
Horst Ittstein, hat Masseck viel zu verdanken. Der frühere
Bundeswehroffizier hilft Flüchtlingen ehrenamtlich beim
Berufseinstieg. Paukt mit ihnen Mathe und Sozialkunde
und kümmert sich um Formalitäten. Im Moment betreut
Ittstein neun Lehrlinge im Asylverfahren. Masseck ist einer
von ihnen. Das Wichtigste aus seiner Sicht: der Zugang zur
Sprache. „Ohne ausreichende Sprachkenntnisse sind die
jungen Leute chancenlos die dreijährige Ausbildung zu
durchlaufen. Wenn man sie jedoch erzieherisch an der
Hand nimmt und Bildungsdefizite abbaut, auch mal Kante
zeigt, dann funktioniert das. Das hilft ihnen auf der Baustelle und auch im Leben“, weiß Ittstein. Von der Politik erwarte er Klartext, keinen unkontrollierten Zustrom an Flüchtlingen und Akzente bei der Sprachausbildung. Nur wer sich
verständigen könne, komme aus der Sozialabhängigkeit
heraus.
Masseck Gueye mit seinem Betreuer Horst Ittstein
ALVAN UND RAOUL HABEN DEN
WILLEN ETWAS ZU LERNEN UND
ZU LEISTEN. DAS HABEN SIE UNS
BEREITS BEWIESEN. SIE EINZUSTELLEN, WAR EIN HÜRDENLAUF. DOCH
ES HAT SICH GELOHNT.
Karl Feucht, Ausbilder bei Geiger Hoch- und Tiefbau
Karl Feucht mit Alvan Nadozie (li.) und Raoul Nissengue (re.)
Alvan Nadozie und Raoul Nissengue wollten beide unbedingt bei der Firma Geiger arbeiten. Alvan kam so lange ins
Büro nach Sonthofen, bis man ihn als gewerblichen Mitarbeiter im Asphaltbau einsetzen durfte. Seine Deutschkenntnisse sind noch rudimentär, doch er spricht gut Englisch und gleicht vieles durch seine nigerianische
Ausbildung zum Bauingenieur aus. Raoul kam im Januar
2015 nach Deutschland. Weil er in Kamerun aber schon in
der Schule Deutsch gelernt hat, drückt er sich erstaunlich
gut aus. Bei Geiger macht er eine Ausbildung zum Tief- und
Straßenbauer. Alvan und Raoul schwärmen beide für das
Bauen. Mit den Kollegen auf der Baustelle verstehen sie
sich bestens. Gerne würden sie auch in Zukunft mit dieser
Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen. Ihr größter
Wunsch: ein normales Leben in Deutschland führen.
RAOUL NISSENGUE (KAMERUN), AZUBI IM
TIEF- UND STRASSENBAU BEI GEIGER HOCHUND TIEFBAU, ALLGÄU
„In Kamerun war ich LKW-Fahrer. In Deutschland wollte
ich von Anfang an Straßenbauer werden und habe mich
erkundigt, welche Firma in meiner Region die beste Ausbildung bietet. So kam ich im September zu Geiger. Der Straßenbau ist keine leichte Arbeit, aber die Atmosphäre gefällt
mir. Die Kollegen und auch mein Chef sind sehr nett und
das Arbeiten macht mir Spaß. Die Berufsschule ist nicht
einfach. Zurzeit fällt es mir schwer, alles zu verstehen.
Doch die Schule hat Maßnahmen getroffen, um uns zu helfen. In meiner Klasse gibt es zwei Asylbewerber. Ein Tutor
wiederholt mit uns den Stoff. Das ist eine große Hilfe.
Schön, dass hier in Deutschland alles geregelt und geordnet ist.“
ALVAN NADOZIE (NIGERIA)
STRASSENBAUER BEI GEIGER HOCHUND TIEFBAU, ALLGÄU
gen zurecht. In Nigeria habe ich als Bauingenieur gearbeitet. Viele Arbeiten wurden dort von Hand erledigt. Hier in
Deutschland haben wir für alles Maschinen. Das finde ich
gut. Eigentlich mag ich alles am Bauen. Was ich mir wünsche, ist eine Chance in Deutschland zu bleiben und für
meine Familie und meine drei Kinder sorgen zu können.
Am liebsten durch eine Beschäftigung bei Geiger.“
„Für uns sind die Neuankömmlinge eine Chance. Die Integration ist zwar oftmals nicht einfach und der behördliche
Aufwand nicht zu unterschätzen, aber durch die Flüchtlinge können wir unseren Bedarf an Auszubildenden künftig
wahrscheinlich besser decken als bisher“, sagt Karl Feucht,
Ausbilder bei Geiger Hoch- und Tiefbau, zuversichtlich.
„Natürlich brauchen die Flüchtlinge einen Grundwortschatz. Alles andere wäre auf der Baustelle zu gefährlich.
Alvan und Raoul können für die kurze Zeit aber schon erstaunlich gut Deutsch. Das Wichtigste ist und bleibt aber,
dass sich die Flüchtlinge engagieren. Das erwarten wir von
allen unseren Auszubildenden, egal welcher Nationalität.
Wer Einsatz bringt, hat bei uns einen sicheren Arbeitsplatz
und gute Perspektiven.“
Alvan Nadozie: „Ich mag alles am Bauen“.
„Die Arbeit auf der Baustelle fällt mir leicht. Ich verstehe,
was gemacht werden muss und komme gut mit den Kolle-
| ID | Bauindustrie Bayern |
11
WIR BRAUCHEN NEUE KONZEPTE,
DAMIT FACHLICH GEEIGNETE
FLÜCHTLINGE BEI IHRER QUALIFIZIERUNG NICHT AM SPRACHPROBLEM
SCHEITERN.
Sabine Pierburg, Josef Hebel
Sheku Koroma
„Unsere ersten Erfahrungen mit den Asylbewerbern sind
positiv“, ergänzt David Huber, Personalleiter bei Geiger.
„Erst vor wenigen Tagen haben wir daher entschieden,
dass wir Anfang 2016 zehn weitere Flüchtlinge einstellen
und in verschiedenen Bereichen unserer Unternehmensgruppe beschäftigen werden. Wir wollen uns dieser aktuellen Aufgabe stellen und ein Zeichen in unserer Region setzen.“
SHEKU KOROMA (SIERRA LEONE), EINSTIEGSQUALIFIZIERUNG ZUM AZUBI STRASSENBAUER
BEI JOSEF HEBEL, MEMMINGEN
Seit genau zwei Jahren ist Sheku Koroma in Deutschland.
Zum Bauunternehmen Josef Hebel kam der junge Mann
aus Sierra Leone über die Vermittlung der Caritas. Im Moment durchläuft Sheku eine Einstiegsqualifizierung für die
Ausbildung zum Straßenbauer. Die Zusammenarbeit ist
gut und auch auf der Baustelle klappt die Verständigung
ordentlich. Nur für den Unterricht in der Berufsschule müs-
12
| BAUEN UND POLITIK |
se sich Sheku noch steigern, sagt Sabine Pierburg. Dennoch setzt Josef Hebel fest darauf, Sheku nächstes Jahr
eine Ausbildung anzubieten. Von der Politik fordert
Pierburg weniger Bürokratismus und die sichere Zusage,
dass Flüchtlinge in Arbeit oder Ausbildung nicht abgeschoben werden. In erster Linie brauche man aber „neue Konzepte, damit fachlich geeignete Flüchtlinge nicht am
Sprachproblem scheitern“, so Pierburg.
STIMMEN
zur Flüchtlingsdebatte
Wer Einsatz bringt, hat bei uns einen sicheren Arbeitsplatz
und gute Perspektiven.
KARL FEUCHT, AUSBILDER BEI GEIGER HOCH- UND TIEFBAU
Die Politik ist dringend gefordert, schnelle Verfahren zu installieren,
die die Bleibeperspektive der Flüchtlinge und Asylsuchenden rechtssicher gewährleisten und den Zugang zur deutschen Sprache ermöglichen.
THOMAS SCHMID, BBIV-HAUPTGESCHÄFTSFÜHRER
„Sehr fleißig und begabt“,
SCHREIBT DIE HANDWERKSKAMMER IN DER BEURTEILUNG
VON MASSECK GUEYE, AZUBI ZUM MAURER BEI BACHER, INGOLSTADT
Mein Wunsch für die Zukunft? Das hängt von meiner Leistung ab.
Ich will nichts, was ich nicht verdient habe.
RONNIE NAMER, AZUBI ZUM ROHRLEITUNGSBAUER
BEI ROTEC ROHRTECHNIK, ERLANGEN
| ID | Bauindustrie Bayern |
13
Ab Frühjahr 2016: Kompetenztests in den BBIV-Bildungszentren
FLÜCHTLINGE FÖRDERN
UND FORDERN
Die politischen und praktischen Herausforderungen der aktuellen Flüchtlingsbewegung liegen ganz wesentlich darin, die Menschen in Ausbildung und Beschäftigung zu bringen. Denn Integration in unsere Gesellschaft geschieht hauptsächlich durch Ausbildung und Arbeit.
Für die Nachwuchsgewinnung und als ein Baustein für die
Fachkräftegewinnung sind die Potenziale der Flüchtlinge
sicherlich auch eine Chance für die Unternehmen der
Bauindustrie.
SCHNELLE VERFAHREN UND SPRACHFÖRDERUNG
Zuallererst ist hier die Politik gefordert, umgehend schnelle
Verfahren zu installieren, die die Bleibeperspektive der
Flüchtlinge und Asylsuchenden rechtssicher gewährleisten und den Erwerb der deutschen Sprache ermöglichen.
Aktuell sind die örtlichen Arbeitsagenturen, die jeweiligen
Ausländerbehörden bei den Landratsämtern und die regionalen Berufsschulen die richtigen Ansprechpartner, um
Kontakte zu interessierten Flüchtlingen aufzubauen.
14
| BAUEN UND POLITIK |
KOMPETENZTESTS UND FLÜCHTLINGSKLASSEN
Über die Bildungszentren des BBIV in Nürnberg-Wetzendorf und Stockdorf bei München werden Mitgliedsunternehmen bei der Integration maßgeschneidert unterstützt.
Ab Frühjahr 2016 werden in beiden Zentren einwöchige
Kompetenztests für Flüchtlinge angeboten und nach Bedarf auch Flüchtlingsklassen für die Ausbildung eingerichtet.
Die Integration der Flüchtlinge ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Beschäftigung bzw. das Erlangen der
Beschäftigungsfähigkeit von Flüchtlingen in der Bauwirtschaft ist Herausforderung und Chance zugleich. Der Bayerische Bauindustrieverband wird diesen Weg gemeinsam
mit seinen Mitgliedern gehen.
Raoul Nissengue ist
Azubi im Tief- und Straßenbau bei
Geiger Hoch- und Tiefbau, Allgäu
| ID | Bauindustrie Bayern |
15
FLÜCHTLINGSUNTERKÜNFTE UND
BEZAHLBARER
WOHNRAUM
Die zu uns strömenden Flüchtlinge stellen Deutschland vor große Aufgaben. Sie müssen in unsere Gesellschaft integriert und fit gemacht werden für den Arbeitsmarkt. Als allererstes brauchen die Neuankömmlinge
aber ein Dach über dem Kopf – und zwar dauerhaft. Die Bayerische
Bauindustrie hat dafür konkrete Vorschläge erarbeitet
N
16
eben der vorläufigen Unterbringung der Flüchtlinge geht es darum, schnell dauerhafte Unterkünfte und vor allem bezahlbaren Wohnraum zu
schaffen. Diese große Aufgabe wird nur dann
gelingen, wenn in den Bestands- und Neubau öffentliches und privates Kapital fließen. Dafür braucht man
attraktive steuerliche Anreize, beispielsweise durch eine 10
Prozent-AfA über 10 Jahre wie derzeit für Sanierungsgebiete und Baudenkmäler.
Mit dem Wohnungspakt Bayern, demzufolge 28.000 neue
staatlich geförderte Mietwohnungen bis zum Jahr 2019
entstehen sollen, setzt die Bayerische Staatsregierung einen Schritt in die richtige Richtung. Ebenfalls erfreulich ist,
dass einige der BBIV-Forderungen nach bauplanungsrechtlichen Erleichterungen bereits im Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz vom 24. Oktober enthalten sind.
Auch für die EnEV gelten seit dem 28. Oktober abgesenkte
Standards.
Um schnell bauen zu können, müssen die Genehmigungszeiten drastisch reduziert und die Auflagen auf ein vernünftiges Maß begrenzt werden. Denn mit den üblichen Vorschriften und langen Genehmigungszeiten dauert es zu
lange. Mit industriellen Bauweisen können Bauunternehmen sehr schnell Wohnraum schaffen. Das müssen die
Ausschreibungen aber auch zulassen. Gleichzeitig muss
schon heute an die Infrastruktur für den neuen Wohnraum
gedacht werden. Zur umsichtigen Planung gehören die
Themen Verkehrsanbindung, Wasser und Abwasser sowie
die Energieversorgung.
AUF
| BAUEN UND POLITIK |
2 Mrd. €
SOLLTEN DIE ZUSCHÜSSE DES BUNDES AN DIE LÄNDER ZUR
FÖRDERUNG SOZIALEN WOHNRAUMS ERHÖHT WERDEN. AKTUELL
LIEGEN DIE KOMPENSATIONSZAHLUNGEN BEI 518 MIO. EURO.
Wesentliche Forderungen der Bayerischen Bauindustrie
bleiben jedoch weiterhin gültig:
1. SCHNELLER BAULAND SCHAFFEN UND
GENEHMIGUNGSVERFAHREN BESCHLEUNIGEN
Gefordert sind die Kommunen. Sie müssen so schnell wie
möglich Bauleitpläne für Flüchtlingsunterkünfte und den
sozialen Wohnungsbau aufstellen. Statt aufwändiger Einzelgenehmigungen sollten Typengenehmigungen für standardisierte Flüchtlingsunterkünfte erteilt werden. Wie in
acht anderen Bundesländern bereits üblich, sollte auch in
Bayern für Baugenehmigungen die Genehmigungs- und
Zustimmungsfiktion nach Ablauf gesetzter Fristen eintreten. Diese Fristen bewegen sich in anderen Bundesländern
zwischen einem und drei Monaten.
2. STEUERLICHE UND FINANZIELLE ANREIZE
SCHAFFEN
Diese gewaltige Aufgabe ist nicht alleine mit öffentlichen
Mittel lösbar. Privates Kapital muss ergänzend hinzukommen. Wir schlagen vor, dafür Anreize zu schaffen durch
erhöhte Abschreibungsmöglichkeiten (AfA) von zehn Prozent über zehn Jahre für den Bau von Flüchtlingsunterkünften. Dieser Vorschlag entspricht den schon bestehenden
Regelungen steuerlicher Vergünstigungen bei Gebäuden in
Sanierungsgebieten und städtebaulichen Entwicklungsbereichen sowie Baudenkmälern. Im Mietwohnungsbau
muss die lineare AfA von gegenwärtig zwei Prozent auf vier
Prozent erhöht werden. Die Nutznießer sind dann Haushalte mit mittleren Einkommen, die sich so auch die Mieten
für Neubauwohnungen leisten können. Um zusätzlich privates Kapital für den sozialen Wohnungsbau zu gewinnen,
muss die degressive Abschreibung für private Investoren
im sozialen Wohnungsbau wieder eingeführt werden. Bei
Ankauf von Bauland für Flüchtlingsunterkünfte sollten die
Kommunen zeitlich befristet auf die Grunderwerbssteuer
verzichten oder zumindest zeitlich befristet die Grunderwerbssteuer absenken. Zudem sollte Bauland über staatliches Erbbaurecht zur Verfügung gestellt werden.
Die Kompensationszahlungen des Bundes an die Länder
für die soziale Wohnraumförderung sollten von jetzt 518
Mio. Euro pro Jahr auf zwei Mrd. Euro erhöht und verstetigt werden. Gleichzeitig müssen die Länder eine Co-Finanzierung in mindestens gleicher Größenordnung leisten.
3. VERGABEVERFAHREN VEREINFACHEN UND
BESCHLEUNIGEN
Aufgrund der derzeit bestehenden besonderen Dringlichkeit von Auftragsvergaben müssen alle Ausnahmetatbestände der VOB/A zur Durchführung der Freihändigen Vergabe und nachrangig der Beschränkten Ausschreibung (im
Unterschwellenbereich) bzw. des Verhandlungsverfahrens
und nachrangig des Nichtoffenen Verfahrens (im Oberschwellenbereich) genutzt werden. Bis 31. Dezember 2019
sollten die Wertgrenzen für die nicht näher zu begründende Beschränkte Ausschreibung im Unterschwellenbereich
auf drei Mio. Euro wie z.B. in Thüringen oder sogar viereinhalb Mio. Euro wie in Mecklenburg-Vorpommern angehoben werden. Um die Vergabe weiter zu beschleunigen,
sollte von der Teil- und Fachlosvergabe abgesehen werden
zugunsten einer verstärkten Zusammenfassung von Einzelgewerken bzw. verstärkter Generalunternehmer-Vergabe.
4. INDUSTRIELLE BAUWEISEN VERSTÄRKT
ZULASSEN
Neubauten können durch industrielle Bauweisen um ein
Vielfaches schneller erstellt werden, weil so sowohl die
Planungs- wie die Bauzeiten verkürzt werden. Verstärkt
sollten daher Fertigteilbauweisen, industrielle Vorfertigung
von Bauteilen sowie Modulbauweisen eingesetzt werden.
Dafür müssen die Kapazitäten bei den Baufirmen ausgebaut werden. Sie brauchen daher sichere Investitionspläne
für drei bis fünf Jahre. Vergaberechtlich ist dafür die Öffnung der Ausschreibungen für diese Bauweisen bzw. die
Zulassung von diesbezüglichen Nebenangeboten erforderlich.
| ID | Bauindustrie Bayern |
17
5. STANDARDS SENKEN
Es geht darum, schnell zu bauen. Daher sollte nicht vom
Anfang an nach den höchsten energetischen Standards
gebaut werden, sondern nach vernünftigen Maßstäben.
Vorübergehend zumutbar ist der Verzicht auf die Verschärfungen der EnEV-Anforderungen, die zum 1. Januar 2016 in
Kraft treten sollen. Die Kostenbelastung allein aus dieser
Verschärfung wird von Experten der Wohnungswirtschaft
mit 7.200 Euro pro Wohneinheit beziffert. Zudem sollten
die Anforderungen der bayerischen Garagen- und Stellplatzverordnung für derartige Bauten verringert werden.
Ebenso sollten die Abstandsflächenregelungen in der Bayerischen Bauordnung kritisch überprüft werden. Im sozialen Wohnungsbau sollten die Baustandards auf Vereinfachungspotenzial hin überprüft werden. Dies betrifft
insbesondere kommunale Auflagen wie Begrünung und
Spielplätze. Bei Flächennutzung für verdichtete Wohnraumentwicklung sollte ein zweijähriges Moratorium für Ausgleichsflächenstellung in die Bayerische Kompensationsverordnung aufgenommen werden.
6. MINDESTANFORDERUNGEN FÜR GEMEINSCHAFTSUNTERKÜNFTE VERRINGERN
Selbstverständlich gilt, dass die Standards für Standsicherheit und Brandschutz unangetastet bleiben. Andererseits
könnte die Mindestwohnfläche pro Person von sieben auf
sechs Quadratmeter herabgesetzt werden. In sechs anderen Bundesländern, nämlich in Schleswig-Holstein, Thüringen, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und
Sachsen, gilt dies bereits so. Derzeit sollen in Bayern nicht
mehr als vier Personen in einem Raum untergebracht werden. Hier wäre eine zeitlich befristete Erhöhung der Raumbelegung sinnvoll. So könnten auch größere Familien gemeinsam untergebracht werden.
BBIV-PAPIER „SCHNELL FLÜCHTLINGSUNTERKÜNFTE UND
BEZAHLBAREN WOHNRAUM SCHAFFEN“
Lösungsvorschläge der Bayerischen Bauindustrie zum Download (PDF).
18
| BAUEN UND POLITIK |
FILM AB:
FASZINATION BAU
Die Filmreihe „FASZINATION BAU“ zeigt vier neue Folgen
über spektakuläre Bauwerke, innovative Technologien und
die Leistung bayerischer Bauingenieure.
Zu sehen bei YouTube und unter
www.bauindustrie-bayern.de
3. Startbahn am Flughafen München
DAS TOR ZUR WELT
Beim Export zählt Bayern zu den zwanzig stärksten Ländern der Welt.
Jedes Jahr muss dieser Rang neu erkämpft werden. Eine zentrale Rolle
spielt der Flughafen München – der einzige im Freistaat, der international
mithalten kann. Er ist das Tor Bayerns zur Welt. Doch ohne die 3. Startbahn ist diese Position gefährdet, wie die neue vbw-Studie zeigt.
20
| BAUEN UND POLITIK |
DIE FLUGHAFEN MÜNCHEN GMBH (FMG)
BRAUCHT FÜR DIE 3. STARTBAHN KEIN
FREMDKAPITAL. SIE HAT SOGAR BEREITS
BAURECHT. WAS FEHLT, IST DIE ZUSTIMMUNG ALLER FMG-ANTEILSEIGNER.
B
ayern lebt stark vom Export. 2012 erreichte die Exportquote im verarbeitenden Gewerbe den Spitzenwert von 51 Prozent (zum Vergleich: im Jahr
2000 betrug sie 40 Prozent). Der Erfolg liegt nicht
zuletzt an der leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur. Produziert wird zwar im gesamten Freistaat, doch der
Export läuft großteils über den Flughafen München. Er ist
das Tor zur Welt für bayerische Im- und Exportprodukte
und vor allem für die Menschen. Die Erschließung und
Pflege der Märkte, aber auch der Service und Kundendienst ebenso wie erfolgreiche internationale Netzwerke
setzen intensive Reisetätigkeiten voraus.
JEDER HUNDERTSTE ARBEITSPLATZ HÄNGT AM
FLUGHAFEN MÜNCHEN
In der Region ist der Flughafen München auch ein Beschäftigungsmotor. 32.000 Menschen arbeiten direkt am Flughafen, 36.000 kommen bei Vorleistungsbetrieben dazu.
Weitere 9.000 Arbeitsplätze werden durch die Einkäufe der
Flughafenmitarbeiter gesichert. Insgesamt kommen so
mehr als 67.000 Beschäftigte zusammen. Umgerechnet
lässt sich damit jeder hundertste Arbeitsplatz in Bayern auf
den Flughafen zurückführen.
STARKES WACHSTUM IN DER REGION
Und es gibt noch mehr überzeugende Zahlen: Die Gemeinden um den Flughafen München sind in der Vergangenheit
überdurchschnittlich stark gewachsen. Hallbergmoos war
zwischen 1980 und 2012 die wachstumsstärkste Gemeinde Bayerns, was die Einwohnerzahl angeht. Die Landkreise
Freising (Platz 2) und Erding (Platz 5) rangieren unter den
westdeutschen Landkreisen mit den höchsten Beschäftigungszuwächsen. Positive wirtschaftliche Effekte zeigen
sich auch in der prozentualen Veränderung des Bruttoinlandsprodukts je Einwohner. Mit durchschnittlich 2,7 Prozent lag die Wachstumsrate in Freising und Erding deutlich
über den Vergleichsregionen in Bayern und Deutschland
(beide 2,1 Prozent).
NEUE VBW-STUDIE
In der jüngst veröffentlichten vbw-Studie „Wirtschaftliche
Auswirkungen des Luftverkehrsdrehkreuzes München auf
Bayern“, die in Zusammenarbeit mit dem Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln entstand, wird der wirtschaftliche
Nutzen des Flughafens bestätigt. Gleichzeitig werden Negativ-Szenarien durchgespielt, die aufzeigen, was passieren würde, wenn der Münchner Flughafen seine Hub-Funktion verliert.
| ID | Bauindustrie Bayern |
21
3. STARTBAHN: MEHR ZUVERLÄSSIGKEIT UND
NEUE ARBEITSPLÄTZE
Doch zunächst zum Positiven: Die geplante 3. Start- und
Landebahn würde den Flughafen München um Einiges zuverlässiger machen. Wenn heute eine von zwei Bahnen
ausfällt, muss der Flugverkehr eingeschränkt werden. Eine
3. Bahn würde dieses Risiko stark verringern. In den meisten Fällen würde sie es ganz beseitigen. Außerdem würde
eine 3. Startbahn, so die vbw-Studie, deutschlandweit
20.000 neue Arbeitsplätze schaffen, 15.000 davon allein in
Bayern. Die zusätzliche Wertschöpfung beliefe sich auf
über eine Mrd. Euro, 862 Mio. entfielen dabei auf den Freistaat. Umgekehrt warnen die Autoren der Studie vor einem
Verlust der Drehscheibenfunktion, sollte der Ausbau des
Flughafens scheitern. In diesem Fall würden 22.500 Arbeitsplätze wegfallen, mehr als 17.000 in Bayern. Selbst
wenn der Hub-Verkehr nur zum Teil abwandere, hätte dies
den Verlust von bundesweit 15.000 Arbeitsplätzen zur Folge. Die Wertschöpfung würde im „worst case“ um 1,1
Mrd. Euro zurückgehen, im abgemilderten Szenario wären
dies immer noch 700 Mio. Euro.
Die FMG könnte bauen – wenn sie denn dürfte. Sie darf
aber nicht, weil bislang die Zustimmung aller Anteilseigner
fehlt.
So beruft sich beispielsweise die Stadt München auf den
Bürgerentscheid vom 17. Juni 2012, bei dem sich eine
Mehrheit gegen die 3. Startbahn ausgesprochen hatte.
Formell ist das Votum allerdings nur ein Jahr lang bindend.
Dabei sind die Gesellschafter der FMG – namentlich der
Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt München und der
Bund – per definitionem dem Wohl der FMG verpflichtet.
Man stelle sich das am Beispiel eines Unternehmens vor:
Ein Unternehmen hat ein aussichtsreiches Investitionsprojekt, es hat das Geld dafür sowie alle erforderlichen Genehmigungen. Doch der Eigentümer ist dagegen. Schwer vorstellbar in der Privatwirtschaft – aber Realität bei der
Landeshauptstadt München.
FINANZEN UND BAURECHT LÄNGST GEKLÄRT
Finanziert wird die 3. Start- und Landebahn komplett aus
den Eigenmitteln der Flughafen München GmbH (FMG),
die dazu weder öffentliche Gelder noch Fremdkapital
braucht. Das Thema Investition ist damit geklärt. Auch die
baurechtlichen Voraussetzungen für den Bau und Betrieb
liegen bereits vor.
GUT FÜR BAYERN
Immer mehr Unternehmen machen sich für die 3. Bahn am Münchner
Flughafen stark, darunter auch die Bayerische Bauindustrie. Die
Befürworter äußern sich auf der neuen Plattform www.gutfuerbayern.de.
Die kompakte Seite bietet Argumente, Daten & Fakten sowie Neuigkeiten
zur Diskussion um den Flughafenausbau.
NEUERSCHEINUNG: „WIRTSCHAFTLICHE AUSWIRKUNGEN DES
LUFTVERKEHRSDREHKREUZES MÜNCHEN AUF BAYERN“
Die vbw-Studie setzt sich mit der wirtschaftlichen Bedeutung des
Münchner Flughafens auseinander. In der von der IW Consult GmbH
zusammen mit der Economica GmbH und dem Institut der deutschen
Wirtschaft in Köln erarbeiteten wissenschaftlichen Untersuchung wurden
sowohl die bisher erzielten wirtschaftlichen Effekte als auch künftige
Szenarien für die Entwicklung des Flughafens untersucht.
Hier gibt es die Ergebnisse der Studie zum Download.
22
| BAUEN UND POLITIK |
Der Flughafen München gilt als Beispiel für ein erfolgreiches Großprojekt. 1992 eröffnet, hat sich der Flughafen zu
einem der führenden Luftfahrt-Drehkreuze in Europa entwickelt. Derzeit wird ein neuer Satellit für 11 Mio. zusätzliche Passagiere gebaut. Prognosen gehen von einer weiteren Zunahme des Luftverkehrs aus.
| ID | Bauindustrie Bayern |
23
Gianluca Beraldo, Technischer Geschäftsführer von Pansuevia, war für den Ausbau der A8 zwischen Augsburg und Ulm zuständig.
Nach acht Jahren Bauzeit wurde die Autobahn am 28. September freigegeben.
ÖPP WEITER AUF
ERFOLGSSPUR
Am 28. September gaben Staatsminister Joachim Herrmann und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt die A8 zwischen Augsburg und
Ulm für den Verkehr frei. Die Strecke ist Teil von mittlerweile neun bundesweiten ÖPP-Betreibermodellen im Bundesfernstraßenbau – eine Erfolgsserie nach dem Motto: „Fortsetzung folgt“.
24
| BAUEN UND POLITIK |
Vor dem sechsstreifigen Ausbau zwischen Augsburg und
Ulm wurde die A8 zwischen München und Augsburg als
deutschlandweit erstes ÖPP-Betreibermodell ausgebaut
und im April 2011 eröffnet. Grundlage für die nutzerfinanzierten ÖPP-Konzepte im Bundesfernstraßenbau war die
Einführung der LKW-Maut im Jahr 2005. Seitdem kann der
Bund Bau, Betrieb, Erhaltung und Finanzierung aus den
LKW-Maut-Einnahmen, die auf dem jeweiligen Streckenabschnitt erzielt werden, bestreiten.
AUTOBAHNDIREKTION SÜD: VIELE ARGUMENTE
FÜR ÖPP
Aus Sicht der Autobahndirektion Südbayern, die für die A8
zuständig ist, sprechen für das ÖPP-Modell eine Reihe
überzeugender Argumente: Bei den ÖPP-Projekten trägt
derjenige das Risiko, der es am besten bewältigen kann.
Eine entsprechende Vertragsgestaltung bildet die Grundlage für einen möglichst konfliktarmen Bauablauf und ein
außergewöhnlich geringes Nachtragspotenzial. Die Konzessionszeit von 30 Jahren und die Beteiligung der finanzierenden Banken gewährleisten darüber hinaus eine hohe
Bauqualität. Die Finanzierung über die LKW-Mautgebühren bedingt ein großes Interesse des Betreibers an einem
möglichst reibungslosen Verkehrsablauf. Vor allem aber
können mit ÖPP-Projekten dringend notwendige Maßnahmen früher verwirklicht werden, als dies bei einer herkömmlichen Haushaltsfinanzierung realistisch wäre.
PANSUEVIA ERFÜLLT BEI DER A8 ALLE
ERWARTUNGEN
Konzessionsnehmer für den Abschnitt Augsburg - Ulm ist
die Projektgesellschaft Pansuevia, die die Planung und Finanzierung sowie den Bau und Betrieb übernommen hat.
Nach Fertigstellung der Baumaßnahme muss der Konzessionsnehmer die Autobahn zwischen Augsburg und Ulm
bis zum Ende der Laufzeit im Jahr 2041 nach vertraglich
genau definierten Kriterien erhalten und betreiben.
Die Erwartungen der Straßenbauverwaltung an dieses
ÖPP-Projekt und an Pansuevia, deren Gesellschafter zu je
50 Prozent Tochterfirmen von HOCHTIEF und STRABAG
sind, haben sich erfüllt:
1.PÜNKTLICH FERTIG: Der vertraglich vereinbarte Fertigstellungstermin für den sechsstreifigen Ausbau dieses Autobahnabschnitts, 30. September 2015, wurde
eingehalten. Damit wurde dieses Projekt mit einem Bauvolumen von rund 400 Mio. Euro nach nur rund vier Jahren Bauzeit pünktlich fertig gestellt.
2.KOSTEN GEHALTEN: Die erwartete Kostensicherheit
beim Bau ist bislang gegeben.
3.QUALITÄT STIMMT: Die vertraglichen Anforderungen
an die Qualität sowohl im Bereich des Streckenbaus als
auch im Bereich des Ingenieurbaus wurden alle eingehalten. Der Betriebsdienst verlief bislang reibungslos
und ohne Qualitätseinbußen für die Verkehrsteilnehmer.
4. VERKEHRSSICHERHEIT GEGEBEN: Das Unfallgeschehen während des rund vierjährigen sechsstreifigen
Ausbaus war aus Sicht der Straßenbauverwaltung unauffällig.
ÖPP-MODELLE FÜR A94 UND A3
Vor dem Hintergrund dieser positiven Erfahrungen verwundert es nicht, dass auch künftig ÖPP-Modelle für einzelne geeignete Großprojekte zur Anwendung kommen
sollen. So für den Lückenschluss der A94 zwischen Forstinning und Marktl. Nach Abschluss des Vergabeverfahrens
soll 2016 der Bau beginnen. Dieses Projekt soll im Rahmen
des sog. Verfügbarkeitsmodells umgesetzt werden. Danach wird der Konzessionär vom Verkehrsmengenrisiko
freigestellt und erhält seine Vergütung während der Vertragslaufzeit in Abhängigkeit der möglichst reibungslosen
Verfügbarkeit der Autobahn für den Verkehr.
| ID | Bauindustrie Bayern |
25
BEIM WETTBEWERB UM DAS ÖPP-PROJEKT
DER A3 ZWISCHEN WÜRZBURG UND
ERLANGEN SOLLTEN SICH LEISTUNGSFÄHIGE
MITTELSTÄNDLER MIT EINER REALISTISCHEN
ERFOLGSCHANCE BETEILIGEN KÖNNEN.
BAYERISCHE BAUINDUSTRIE
Auch der dringend notwendige sechsstreifige Ausbau der
A3 zwischen Würzburg und Erlangen soll auf der Grundlage eines ÖPP-Verfügbarkeitsmodells umgesetzt werden.
Hier sind Planung und Bauvorbereitung so weit fortgeschritten, dass im kommenden Jahr das Vergabeverfahren
anlaufen soll.
MITTELSTAND BETEILIGEN
Im Hinblick auf das geplante ÖPP-Projekt an der A3 ist es
aus Sicht des BBIV dringend erforderlich, dieses Vorhaben
weiter für den Mittelstand zu öffnen. Es muss möglich werden, dass sich leistungsfähige Mittelständler in einer Bietergemeinschaft am Wettbewerb um dieses ÖPP-Projekt
mit einer realistischen Erfolgschance beteiligen. Die Bayerische Bauindustrie trägt gerne dazu bei, die anstehende
Maßnahme an der A3 zu einem Pilotprojekt für eine ausgeprägte Mittelstandsfreundlichkeit eines ÖPP-Verfügbarkeitsmodells im Bundesfernstraßenbau zu machen.
A8 AUGSBURG-ULM IN ZAHLEN
4,2 Mio. m3
1,2 Mio. m2
ERDBEWEGUNGEN
BETONFAHRBAHN
63
4
UNTERFÜHRUNGEN
TEMPORÄRE
BEHELFSBRÜCKEN
58km
LÄNGE DER KONZESSIONSSTRECKE
41km Fahrbahn
SECHSSTREIFIGER AUSBAU
43
REGENRÜCKHALTEBECKEN
17km
LÄRMSCHUTZANLAGEN
11
ÜBERFÜHRUNGEN
26
| BAUEN UND POLITIK |
DAVON WÄNDE CA.
9km
Neue LfU-Studie zur Kanalsanierung
DIE UNSICHTBARE
GEFAHR
Der Zustand der öffentlichen Kanalisation in Bayern bleibt kritisch. Das
zeigt eine aktuelle Studie der TU München im Auftrag des Bayerischen
Landesamtes für Umwelt (LfU). 2.000 Kilometer Kanalleitungen müssten
jedes Jahr saniert werden – eine Strecke wie von Madrid nach München.
Tatsächlich deckt die heutige Sanierungsrate nur zwei Drittel des Bedarfs
ab.
28
| BAUEN UND POLITIK |
KEINE ZEIT VERLIEREN
„Durch eine rechtzeitige Kanalsanierung werden Grundwasser und Boden vor Verunreinigungen geschützt und
das Anlagevermögen der Bürger bleibt erhalten“, erläutert
LfU-Präsident Claus Kumutat. Weil die Netze in Bayern zunehmend in die Jahre kommen, würde der Sanierungsbedarf in den nächsten Jahren deutlich steigen. Das LfU rate
daher, keine Zeit zu verlieren und die Wasser- und Abwassersysteme systematisch in Stand zu setzen.
Die nötigen Zahlen und Vergleichsdaten zum Zustand der
öffentlichen Kanalisation im Freistaat liefert eine aktuelle
Studie, die der Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft
der TU München im Auftrag des LfU erstellt hat. Die Untersuchung zeigt Veränderungen zwischen 2006 und 2012 auf
und hat Daten von 286 Kanalnetzbetreibern ausgewertet.
25 Prozent der bayerischen Schmutz- und Mischwasserkanäle wurden damit erfasst.
DAUERAUFGABE KANALSANIERUNG
Wie die Studie bestätigt, bleibt das Thema Kanalsanierung
für die bayerischen Kommunen eine Daueraufgabe. Mehr
als 12.000 Kilometer an Misch- und Schmutzwasserkanälen müssen kurz- bis mittelfristig erneuert werden. Das
entspricht 15 Prozent der gesamten öffentlichen Kanalisation in Bayern. Die Kosten für den Sanierungsbedarf liegen
den Hochrechnungen zufolge bei ca. 5,8 Mrd. Euro. Pro
laufendem Meter kostet die Instandsetzung durchschnittlich 430 Euro. Viel Geld, das jedoch sinnvoll und nachhaltig
angelegt ist. Denn wenn nichts geschieht, verrotten die
Städte und Gemeinden unterirdisch. Der Schaden bleibt
zwar zunächst unsichtbar, höhlt aber Stück für Stück das
Anlagevermögen der Bürger aus. Von der Gefährdung des
Grundwassers und Bodens durch marode Kanäle ganz zu
schweigen.
IN ZAHLEN
Ergebnisse der Studie „Zustand der öffentlichen Kanalisation in
Bayern“, Technische Universität München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft, Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes, 15. Januar
2015
430.000
Öffentliche Schächte ungeprüft
Öffentliche Kanäle mit Sanierungsbedarf
12.400 km
Länge der Kanäle welche
pro Jahr saniert werden müssten
2.100 km
Länge der aktuellen Kanäle
die pro Jahr saniert werden
1.600 km
Kosten der Kanalsanierung im Durchschnitt,
unabhängig von der Sanierungsart
430 €/lfm
Der Investitionsbedarf für die Kanalsanierung in
Bayern
5,8 Mrd. €
DATEN UND FAKTEN
In Bayern sind 97 Prozent der Bevölkerung an das öffentliche Kanalnetz
angeschlossen.
Gesamtlänge des öffentlichen
Kanalnetzes:
99.600 km
davon Schmutzwasserkanäle:
30.500 km
davon Mischwasserkanäle:
55.200 km
davon Regenwasserkanäle:
13.900 km
Kommunale Kläranlagen Bayern
2.500
Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, Öffentliche Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Bayern 2013
80% DER PRIVATEN ANSCHLÜSSE UNGEPRÜFT
Bei privaten Entwässerungsanlagen ist teilweise mit noch
höheren Schadensraten zu rechnen als im öffentlichen
Netz. Daher empfiehlt das LfU den Kommunen auch die
Untersuchung privater Abwasserkanäle, wie es in den Entwässerungssatzungen vorgesehen ist. Die TU-Studie stellt
hier ein erhebliches Defizit fest. Demnach sind ca. 80 Prozent der bereits verlegten privaten Grundstücksanschlüsse
noch nicht geprüft. Dabei liegt der geschätzte Anteil an
sanierungsbedürftigen privaten Anschlüssen bei 25 Prozent.
Die komplette Studie zum Download (PDF) finden Sie unter:
www.lfu.bayern.de/wasser/kanalisation/doc/tum_abschlussbericht_
zustand_kanalisation.pdf
| ID | Bauindustrie Bayern |
29
Die Energiewende kommt ohne das Verlegen von Erdkabeln nicht aus.
STROM WIRD IMMER
TEURER
Die Umlagen für EEG, KWK und Kohlekraftwerke, aber auch die Netzkosten steigen immer weiter und verteuern den Strom. Der Wettbewerbsnachteil für den Industriestandort Deutschland ist gravierend – und
ein Ende ist nicht in Sicht. Höchste Zeit für die Strompreisbremse. Mit
der Stromsteuer hätte die Politik ein Werkzeug dafür.
30
| BAUEN UND ENERGIE |
EEG-UMLAGE KOSTENTREIBER NUMMER EINS
Die EEG-Umlage wird im nächsten Jahr um drei Prozent
auf 6,35 Cent pro Kilowattstunde steigen. Dies haben die
Übertragungsnetzbetreiber am 15. Oktober bekanntgegeben. Bisher mussten die kleinen und mittleren Verbraucher
– dazu zählt auch der Großteil der Bauindustrie – 6,17 Cent
zahlen. Die Netzbetreiber gehen davon aus, dass der Umlagebetrag auf rund 22,9 Mrd. Euro steigen wird. Das ist die
Differenz zwischen der gezahlten Einspeisevergütung an
die EEG-Anlagen- Betreiber und den Erlösen aus dem Verkauf von Ökostrom an der Strombörse. Im vergangenen
Jahr betrug der Umlagebetrag noch 21,8 Mrd. Euro.
Deshalb möchte die Bundesregierung im Stromsektor neben dem bereits geplanten Einsparungsbetrag von 37 Mio.
Tonnen durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien und
der Steigerung der Energieeffizienz zusätzlich 22 Mio. Tonnen CO2-Emissionen einsparen:
12,5 Mio. t aus dem Reduzieren aus Braunkohlekraftwerken
4 Mio. t aus der Umrüstung der Kraftwerke auf effiziente
KWK-Technologie
5,5 Mio. t aus Energiesparen in Privathäusern, Fabriken
und Kommunen
KWK-UMLAGE STEIGT
Das Ausbauziel für Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) beträgt
25 Prozent der thermischen Stromerzeugung. Hocheffiziente, mit Gas befeuerte KWK-Anlagen der öffentlichen Versorgung, die in ihrer Wirtschaftlichkeit gefährdet sind, werden für einen begrenzten Zeitraum gefördert. Durch den
damit einhergehenden Ersatz von kohlegefeuerten Anlagen wird der CO2-Ausstoß erheblich gemindert. Die bundesweiten Ausgaben für KWK werden dafür von 750 Mio.
Euro auf 1,5 Mrd. Euro verdoppelt. Pro Haushalt wird sich
die KWK-Umlage schätzungsweise um zehn Euro im Jahr
verteuern.
STILLLEGUNGSPRÄMIE VON
KOHLEKRAFTWERKEN
Ab 2021 ist die endgültige Stilllegung für alte Kohlekraftwerke geplant. Gegenüber dem Emissionsniveau von 2014
sollen die Emissionen im Stromsektor dann um insgesamt
59 Mio. Tonnen gesenkt werden. Zuletzt war eine Abgabe
für Kohlekraftwerksbetreiber angedacht, um die nationalen
Klimaziele wie die Senkung der Treibhausgasemissionen
um 40 Prozent bis 2020 noch zu erreichen. Anstelle einer
Abgabe erhalten die Energieunternehmen nun Zahlungen
für die Stilllegung der Kraftwerke in Höhe von ca. 230 Mio.
Euro jährlich, die über den Strompreis finanziert werden
müssen.
JÄHRLICHE EMISSIONEN UND MINDERUNGSBEITRÄGE
in Mio. t CO2
350
300
-37
250
Redukti
-22
on um ru
200
nd 10 M
io. t CO
2
150
/ Jahr
100
50
0
2014
2020
Stand Kraftwerkspark 2014
Ziel Kraftwerkspark 2020
-37 Mio. t erneuerbare Energien & Energieeffizienzmaßnahmen
-22 Mio. t zusätzlich
NETZENTGELTE UM 8 MRD. EURO TEURER
Bisher gab es in Deutschland eine einheitliche Strompreiszone. Diese kann in Zukunft nur aufrechterhalten werden,
wenn der an der Börse gehandelte Strom anschließend
auch zum Kunden transportiert werden kann. Für den Erfolg der Energiewende werden diesmal neue Leitungen,
die Strom vom Norden in den Süden des Landes bringen,
dringend benötigt. Netzentwicklungspläne stellen den
Transportbedarf fest.
| ID | Bauindustrie Bayern |
31
Endpunkt der Südostlink-Leitung von Sachsen-Anhalt
nach Bayern soll der Netzknoten „Isar“ bei Landshut sein.
Gebaut wird auf einer bestehenden Trasse. Beim Südlink
wird eine Abzweigung ins unterfränkische Grafenrheinfeld
und weiter nach Großgartach in Baden-Württemberg geplant. Vor allem Erdleitungen sollen künftig verlegt werden. Sie stoßen auf weniger Widerstand in der Bevölkerung, kosten allerdings zwei- bis achtmal so viel wie
Freileitungen. In Summe entstehen so ca. 8 Mrd. Euro
Mehrkosten, die auf das Netzentgelt der Stromkunden umgelegt werden.
STROMPREISBREMSE NOTWENDIG
Mit dem Papier „Eckpunkte für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende“ vom 1. Juli leitete die Koalition
einige seit langem notwendige Schritte zur Umsetzung der
Energiewende in die Wege. Die Kosten in Milliardenhöhe
drohen jedoch zu Lasten der Stromkunden und Haushalte
zu gehen. Dabei ist der Strompreis in Deutschland durch
die EEG-Umlage in den letzten Jahren besonders stark gestiegen. Mit den Vereinbarungen, die die Bundesregierung
in ihrem Eckpunktepapier vorgelegt hat, werden die Strompreise weiter steigen. Schon heute ist der Strom für deutsche Unternehmen, verglichen mit dem Ausland, erheblich
teurer. Um dem Wirtschaftsstandort Deutschland in seiner
Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter zu schwächen und
noch mehr Abwanderung zu riskieren, muss eine Strompreisbremse her. Mit der Stromsteuer hätte die Bundesregierung ein Werkzeug dafür.
PARTNERSCHAFTLICHE MODELLE FÜR NEUE
STROMTRASSEN
Ministerpräsident Horst Seehofer hat der Verlegung von
Stromleitungen in die Erde anstelle von Freileitungen den
Weg geebnet. Auch konnte die Bayerische Staatsregierung
in Berlin erreichen, dass das Ausmaß der Leitungsverlegung durch Bayern auf ein Mindestmaß reduziert wird. Beide Aspekte verhelfen den Gleichstromtrassen Süd-Link
und Südostlink, die durch Bayern führen, zu einer besseren
Akzeptanz in der Bevölkerung. Nun wird in den nächsten
eineinhalb bis zwei Jahren die Netzentwicklungsplanung
für die Übertragungsleitungen komplett überarbeitet – der
ideale Zeitpunkt für einen Runden Tisch mit allen Experten,
um den Bau der Stromtrassen optimal zu planen.
Komplexe Großprojekte wie der Bau von Übertragungsstromtrassen sollte möglichst auf partnerschaftlichem
Wege durchgeführt werden. Das empfiehlt auch die Reformkommission Großprojekte in ihrem jüngst erschienen
Abschlussbericht. Angesichts der immensen Herausforderungen, die mit dem Ausbau der Übertragungsnetze auf
die Gesellschaft zukommen, ist es unabdingbar Auftraggeber, Planungsexperten, Auftragnehmer und die Verantwortlichen des Netzbetriebs zusammenzubringen, um von
Anfang an gemeinsam an der besten Lösung zu arbeiten.
Nur so können die Projektrisiken minimiert, die Kosten
planbar und die Zeitlinien verlässlich gestaltet werden
NEUERSCHEINUNG: „ÖKOLOGISCHE KENNDATEN – BAUSTOFFE
UND BAUTEILE“
Ab sofort verfügbar ist der Leitfaden „Ökologische Kenndaten – Baustoffe
und Bauteile“, herausgegeben von der Projektplattform Energie (PPE). Die
PPE ist ein Kooperationsprojekt des BBIV und der TU München und
beschäftigt sich mit Fragen rund um das Thema „Energie“ im Bauwesen.
Der Leitfaden bietet einen kompakten Überblick über gängige Baustoffe
und Außenbauteile und dient als Hilfestellung bei der Auswahl des
passenden Produkts.
Zusätzliche Informationen und Download unter: www.ppe.tum.de
32
| BAUEN UND ENERGIE |
| ID | Bauindustrie Bayern |
33
1. – 3. QUARTAL
2015
MEHR AUFTRÄGE AM BAU IN BAYERN
BAUBESCHÄFTIGUNG IM SEPTEMBER GESUNKEN
Auftragseingänge jeweils Januar bis September, in Mrd. EUR
jeweils September
10,0
60
45
7,5
5,0
30
2,5
15
0,0
0
1995
2000
2005
2010
Bayern (linke Seite)
2014
1500000
200000
1200000
150000
900000
100000
600000
50000
300000
0
0
2015
1995
Deutschland (rechte Seite)
2000
2005
2010
Bayern (linke Seite)
2014
Quelle: Bayerisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt
GROSSE UNTERSCHIEDE BEI DEN NEUAUFTRÄGEN
DER BUNDESLÄNDER
Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe (Januar bis September 2015/2014)
GEMISCHTES BILD BEI DER UMSATZENTWICKLUNG
Mecklenburg-Vorpommern
Brandenburg
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Saarland
Bayern
Schleswig-Holstein
Baden-Würtemberg
Sachsen
Hessen
Rheinland-Pfalz
Berlin
Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt
Thüringen
Hamburg
Deutschland
-25 -20
-15
-10
-5
0
5
10
13,1
12,4
8,2
5,1
3,7
3,5
2,4
0,3
0
-1,4
-2,0
-2,8
-3,5
-3,7
-4,7
-23,0
2,2
15
Umsätze im Bauhauptgewerbe (Januar bis September 2015/2014)
in %
Hamburg
Sachsen-Anhalt
Baden-Württemberg
Berlin
Brandenburg
Sachsen
Niedersachsen
Mecklenburg-Vorpommern
Nordrhein-Westfalen
Thüringen
Rheinland-Pfalz
Bayern
Saarland
Schleswig-Holstein
Bremen
Hessen
Deutschland
-12 -10 -8
10,4
5,7
4,7
3,3
1,7
1,6
0,7
-1,4
-1,8
-2,5
-3,7
-6,4
-7,1
-7,9
-9,9
-11
-1,7
-6
-4
-2
0
2
4
6
GESCHÄFTSKLIMA IN BAYERN IM NOVEMBER BESSER BEURTEILT
ifo-Geschäftsklima Bauhauptgewerbe Bayern
Unternehmenseinschätzung Geschäftslage und Erwartung für 6 Monate
in %
Nov. 15
-9%
0,0
-0,3
-0,6
10 12
-6,4%
UMSÄTZE IN BAYERN UM -6,4% NIEDRIGER
Jan. 05
8
Quelle: Statistische Landesämter, Statistisches Bundesamt
Quelle: Statistische Landesämter, Statistisches Bundesamt
-0,9
Jan. 00
2015
Deutschland (rechte Seite)
Quelle: Bayerisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt
in %
Jan. 10
Quelle: ifo-Institut München
34
250000
| BAUWIRTSCHAF T UND KONJUNK TUR |
Nov. 15
UMSATZ UND
BESCHÄFTIGUNG
NIEDRIGER
Bayern verzeichnete bis September einen Rückgang bei den Umsätzen, der Beschäftigung am Bau und den Baugenehmigungen. Die Neuaufträge legten aufgrund des
zweistelligen Zuwachses im Wohnungsbau insgesamt leicht zu.
WENIGER BAUGENEHMIGUNGEN ERTEILT
Die Baugenehmigungen nahmen von Januar bis September 2015 insgesamt um 3,6 % ab. Nur der Wohnbau verzeichnete ein leichtes Plus (+0,5 %). Im Wirtschaftsbau waren sie dagegen rückläufig (-6,8 %), stärker noch im
öffentlichen Hochbau (-13,3 %).
AUFTRÄGE IN BAYERN UM 3,5 % HÖHER
Die Neuaufträge stiegen von Januar bis September 2015 in
Bayern insgesamt um 3,5 %. Für das Plus ist der zweistellige
Zuwachs im Wohnungsbau ursächlich (+21,9 %). Im Wirtschaftsbau nahmen sie dagegen leicht ab (-0,2 %). Auch der
Öffentliche Bau verzeichnete insgesamt einen Auftragsrückgang (-4,8 %). Am stärksten war das Minus im öffentlichen
Hochbau (-10,7 %). Einen geringeren Rückgang verzeichneten der Sonstige Tiefbau (-4,7 %) sowie der Straßenbau
(-1,6 %).
UMSÄTZE DER BAUUNTERNEHMEN UM 6,4 %
NIEDRIGER
Die Umsätze der bayerischen Bauunternehmen nahmen
von Januar bis September 2015 ab (-6,4 %). Am stärksten
rückläufig waren sie im Öffentlichen Bau (-7,6 %). Im Straßenbau sanken sie sogar zweistellig (-18 %). Deutlich weniger nahmen sie im Sonstigen Tiefbau ab (-1,6 %), im öffentlichen Hochbau waren sie nahezu ausgeglichen (-0,1 %).
Auch im Wirtschaftsbau waren sie niedriger (-4,4 %), ebenso im Wohnungsbau (-7,4 %).
GESCHÄFTSERWARTUNGEN WERDEN
OPTIMISTISCH BEURTEILT
Das Geschäftsklima im bayerischen Bauhauptgewerbe
wird im November 2015 besser als im Vorjahr beurteilt.
Die aktuelle Geschäftslage wird mit einem Saldo von
+3 % besser als im Vorjahr (November 2014: -2 %) eingeschätzt. Als gut beurteilen sie 21 % der Unternehmen
(November 2014: 17 %). Von einer weiter verschlechterten Geschäftslage berichten 18 % (November 2014: 19 %).
Von einer günstigen Entwicklung ihrer Bautätigkeit im
Vergleich zum Vormonat berichten 12 % der Unternehmen (November 2014: 8 %), 13 % von einer Verschlechterung (November 2014: 15 %).
Die nähere Zukunft wird negativ betrachtet. 5 % der befragten Firmen erwarten innerhalb der nächsten sechs
Monate, also bis Mai 2016, eine Besserung ihrer derzeitigen Lage (November 2014: 2 %). Eine weitere Verschlechterung befürchten dagegen 25 % der Unternehmen (November 2014: 35 %). Insgesamt wird die Geschäftslage
innerhalb des kommenden Halbjahres mit einem Saldo
von -20 % aber weniger negativ als im Vorjahr (November
2014: -33 %) beurteilt.
| ID | Bauindustrie Bayern |
35
INFORMATIONEN
MANAGEN
Auch die Bauwirtschaft ist von der Digitalisierung längst erfasst worden.
Wenn 50 Fachunternehmen und Planer an einem einzigen Gebäude zusammenarbeiten müssen, ist die Komplexität ohne hochmoderne
IT-Werkzeuge nicht zu beherrschen. Mit den Trends, Tools und
Best-Practice-Strategien in Sachen IT am Bau beschäftigt sich beim HDB
der „Arbeitskreis Informationsmanagement“. Der Erfahrungsaustausch
unter Praktikern ist für Mitgliedsunternehmen exklusiv.
36
| BAUTECHNIK |
Wie in fast allen Branchen gewinnt auch in der Bauindustrie
die Informationstechnik immer mehr an Bedeutung. Ob es
um die revisionssichere Digitalisierung von Belegen und
Verbuchung im ERP-System geht, um ultramoderne Wege
zur Planung, Kalkulation oder Abrechnung: Ohne zeitgemäße IT funktioniert in der Bauwirtschaft nichts mehr. Wenn
50 Fachunternehmen und immer mehr Fachplaner zusammengespannt werden müssen, um ein einziges Gebäude zu
errichten, dann ist die Komplexität ohne digitale Werkzeuge nicht mehr zu bändigen. Und das gilt völlig unabhängig
von der schieren Menge an Daten, Plänen, Dokumenten
und Fotografien, die permanent zu bewältigen sind. Von
Stunde zu Stunde gibt es neue Rahmenbedingungen, neue
Aufgaben, die das Handeln der Ingenieure, Kaufleute und
Fachkräfte der Bauindustrie neu herausfordern.
DIE WÄHLSCHEIBE AUSMUSTERN
Mit dem jetzt anstehenden Weg hin zur Digitalisierung der
gesamten Wertschöpfungskette Bau wird diese Entwicklung weiter an Fahrt gewinnen. So wie die Telekommunikationsbranche innerhalb von 30 Jahren den Weg von der
Wählscheibe zum Smartphone zurückgelegt hat, werden
auch in der Bauindustrie eine Fülle an Aufgaben mit
IT-Werkzeugen künftig anders bearbeitet werden als heute.
Die Frage ist nur: Wo liegen die „Wählscheiben“ im Baugeschäft, die nun auszumustern wären?
Unternehmen, die nicht in der Lage sind, sich an den drei
jährlichen Sitzungen des AKIM zu beteiligen, steht als
Werkzeug zur Strategiefindung die „IT-Kostenstruktur-Benchmark“ zur Verfügung, zu dem sich interessierte
Unternehmen jederzeit anmelden können. Auch im kommenden Jahr werden die IT-Kosten der Teilnehmer, gegliedert nach Kostenarten und Verwendung für verschiedenste
Zwecke, erfasst und anonym ausgewertet.
BENCHMARK IT-KOSTENSTRUKTUR 2015
Bei der Benchmark 2015 stellte sich heraus, dass die
Bauindustrie unabhängig von der Unternehmensgröße
rund 0,6 bis 0,7 Prozent ihres Umsatzes für Informationstechnik ausgeben. Umgerechnet kostet die IT-Ausstattung
jedes IT-Arbeitsplatzes bei der Bauindustrie rund 3.500
Euro jährlich, was im Vergleich zu anderen Branchen überschaubar scheint. Allerdings wächst die IT bei der Bauindustrie derzeit rasch. Erstaunliche 45 Prozent der IT-Kosten
fielen 2014 für die Einführung neuer und den Ausbau bestehender Systeme an. Informationstechnik ist heute fester
Bestandteil bei der Arbeit auf den meisten Baustellen. Bei
den Polieren ist der Anteil der IT-Nutzer erneut gestiegen
und lag 2014 im Schnitt bei 70 Prozent.
ARBEITSKREIS INFORMATIONSMANAGEMENT
(AKIM)
Der BBIV geht dieser Frage im Arbeitskreis Informationsmanagement beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (AKIM) direkt nach. Der hier stattfindende Erfahrungsaustausch von IT- und Organisationsfachleuten der
Bauindustrie bietet Unternehmen aller Größen die Chance
etwas mehr an Sicherheit im Umgang mit den strategischen Fragen der Digitalisierung am Bau zu verschaffen.
ARBEITSKREIS INFORMATIONSMANAGEMENT (AKIM)
AKIM ist ein Gremium des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie,
das sich mit der Digitalisierung am Bau beschäftigt und Mitgliedsunternehmen die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch bietet. Eine Kurzfassung der Ergebnisse der „Benchmark IT-Kostenstruktur“ ist beim Verband
erhältlich.
Für Informationen zum AKIM und der Benchmark-Studie wenden sich
Interessenten bitte direkt an AKIM-Geschäftsführer Martin Schneider
[email protected]
| ID | Bauindustrie Bayern |
37
Praxistage für IRE|BS Regensburg, HS Coburg und TH Würzburg-Schweinfurt
AB AUF DIE BAUSTELLE
Brücken bauen zwischen Theorie und Praxis, zwischen Bauindustrie und
Studenten. Das ist das Ziel der Praxistage, die der BBIV im Herbst mit
drei fränkischen Hochschulen unternahm. Bei den Exkursionen zu einer
Wohnanlage für Demenzkranke, einer neuen Gashochdruckleitung, der
Verkehrsstation am Hauptbahnhof Würzburg und weiteren Bauprojekten
in der Region gewannen die jungen Ingenieure Einblicke in die Berufssparten und Karrierechancen bei der Bauindustrie.
PREMIERE: PRAXISTAG FÜR DIE IRE|BS
Absolute Premiere feierte am 29. Oktober der BBIV-Praxistag mit der International Real Estate Business School an der
Universität Regensburg, kurz: IRE|BS. Dieses größte immobilienwissenschaftliche Institut Europas ist ein wichtiger
Partner des Verbandes. Erstes Highlight war ein Wohnungsbauprojekt der Gebr. Donhauser aus Schwandorf.
38
| BILDUNG |
Die Chefs ließen es sich hier nicht nehmen, persönlich
Rede und Antwort zu stehen. Thomas und Claudia
Donhauser sowie Architekt Peter Frank gaben einen spannenden Einblick in die Projektentwicklung und Herstellung
von Wohnbauten im „Boomtown“ Regensburg.
Sobald das imposante Stück Rohrleitung eingebaut ist, fließt das Trinkwasser in Lauf a.d. Pegnitz wieder durch intakte Leitungen.
NEUE FOS/BOS IN REGENSBURG
FASZINATION BAUMASCHINEN
Danach ging es zu der neuen FOS/BOS in Regensburg.
Gerald Heitzer, Bauleiter bei Tausendpfund, führte die Teilnehmer über die imposante Baustelle und zeigte die etwas
anderen Herausforderungen bei einem Vorzeigeprojekt der
öffentlichen Hand. Ein kurzer Rundgang über das riesige
Entwicklungsgebiet der ehemaligen Nibelungenkaserne
und ein Blick auf das innovative Wohnbauprojekt W.I.R. –
Wohnen Inklusiv Regensburg rundeten die Exkursion ab.
Drei hochmoderne Baustellen erwarteten auch die Studenten der TH Würzburg-Schweinfurt. Erster Programmpunkt
am 20. Oktober war die Verkehrsstation im Hauptbahnhof
Würzburg, die aktuell von STRABAG Rail modernisiert
wird. Claus Göpfrich und Projektleiter Michael Wein demonstrierten die typischen Herausforderungen im Bahnbau, was zuverlässige Bau- und Baulogistikabläufe angeht.
Bei der anschließenden Besichtigung einer Wohnanlage in
Heidingsfeld zeigte Josef Riepl den Teilnehmern die Vorteile des Lean Managements auf. Weiteres Highlight war die
Baustelle auf der A7 Würzburg-Ulm. Die Faszination des
Bauens entfaltete sich beim Anblick der Baumaschinen, die
STRABAG hier zum Betonieren der Fahrbahn einsetzt.
ROHRLEITUNGEN AN DER FARBE BESTIMMEN
Für die Studenten in Coburg ging es am 13. Oktober zunächst in die Tiefen des Rohrleitungsbaus. Erste Station:
der Bau einer Gashochdruckleitung bei Grub am Forst. Dort
erfuhren die Exkursionsteilnehmer wichtige Details, die
beim Gasleitungsbau zu beachten sind, und dass man an
der Farbe des Rohres seine Bestimmungsart erkennt. Zweite Baustelle lag in Lauf a. d. Pegnitz. Hier wird die Trinkwasserleitung „Ranna“ saniert. Andreas Rubenbauer, Geschäftsführer der Karl Krumpholz Rohrbau, beeindruckte
die jungen Leute vor allem mit dem Rohrquerschnitt und
der hochmodernen schweren Seilwinde, mit der die Sanierungsrohre eingezogen wurden.
Bei den einzelnen Abschlussdiskussionen konnte der Branchennachwuchs seine Fragen an die Vertreter der beteiligten Baufirmen stellen. Dieser Dialog zwischen Studenten
und Praktikern ist besonders beliebt und wertvoll. Denn
hier werden in offener Runde Themen besprochen, die die
Uni nicht vermittelt.
WOHNANLAGE FÜR DEMENZKRANKE
Danach ging es für die Studierenden der HS Coburg nach
Bayreuth zu einer neuen Wohnanlage für Demenzkranke.
Ralf Schuberth und Thomas Müller von W. Markgraf erläuterten die Aufgaben eines Bauingenieurs und berichteten
über ihre Erfahrungen als junge Bauleiter.
| ID | Bauindustrie Bayern |
39
JAHRESRÜCKBLICK 2015: BBIV-PRAXISTAGE
Datum
Hochschule
Baustelle
Firma
19. November 2015
TH Nürnberg Georg
Simon Ohm, Fakultät
Bauingenieurwesen
Wohnungsbau mit
Tiefgarage – Ausbauarbeiten, Schwaig
Tauber Bau Hochund Ingenieurbau
GmbH, Nürnberg
Gossenareal, Wohnund Gewerbebau,
TGA – Rohbauarbeiten,
Erlangen
Züblin AG, Nürnberg
EÜ Oberasbach -Bahnhofinstandsetzung
inklusive Brückeneinschub, Oberasbach
W. Markgraf GmbH
& Co KG Bauunternehmung, Bayreuth
Hochbauprojekt im
Rohbau - Wohnungsbau
Gebr. Donhauser
Hoch- & Tiefbau-Unternehmung GmbH
& Co Betriebs-KG
Hochbauprojekt im
Ausbau - Wohnungsbau
Gebr. Donhauser
Hoch- & Tiefbau-Unternehmung GmbH
& Co Betriebs-KG
Neubau FOS/BOS
Ferd. Tausendpfund
GmbH & Co. KG
Hauptbahnhof
Würzburg, Umbau der
Verkehrsstation
Joseph Riepl GmbH
Lean Management am
Beispiel einer Wohnanlage in Heidingsfeld
Joseph Riepl GmbH
Betondeckenlos BAB
A7 Würzburg-Ulm
STRABAG AG
Bau einer Gas-Hochdruckleitung bei Grub
am Forst
Karl Krumpholz
Rohrbau GmbH
Sanierung der Trinkwasser-Fernleitung „Ranna“
mittels eines Reduktionsverfahrens, Lauf a.d.
Pegnitz
Karl Krumpholz
Rohrbau GmbH
Hochbauprojekt AWO
Bayreuth - Wohnanlage
für Demenzkranke
W. Markgraf GmbH
& Co KG Bauunternehmung
Neubau Verwaltungsgebäude Microsoft
W. Markgraf GmbH
& Co KG Bauunternehmung
Revitalisierung Einkaufsmarkt Martinsried
Josef Hebel GmbH
& Co. KG Bauunternehmung München
Baustelle „Horsch“,
Schwandorf
Gebr. Donhauser
Hoch- & Tiefbauunternehmung GmbH
Projekt „Uniflora“,
Regensburg, Blumenstraße
Josef Riepl GmbH
Kanalprojekt
„Marie-Curie-Straße“,
Regensburg
Guggenberger GmbH
Ortsumfahrung
Reisbach
STRABAG AG,
Straubing
Neues Bürogebäude
der Josef Rädlinger
Ingenieurbau GmbH
Josef Rädlinger
Ingenieurbau GmbH,
Vilshofen
Hochwasserschutz
Windorf
Josef Rädlinger
Ingenieurbau GmbH,
Vilshofen
29. Oktober 2015
20. Oktober 2015
13. Oktober 2015
3. Juli 2015
25. März 2015
18. März 2015
40
| BILDUNG |
IRE|BS Regensburg
HS WürzburgSchweinfurt, Fakultät
Architektur und
Bauingenieurwesen
HS Coburg,
Fakultät Design
TU München und
Oskar von Miller Forum, Fakultät Bau Geo
Umwelt und Architektur
OTH Regensburg,
Fakultät Bauingenieurwesen
TH Deggendorf,
Fakultät Bauingenieurwesen und Umwelttechnik
ENERGIEEFFIZIENTES
GEBÄUDEDESIGN
AN DER HS COBURG
Die HS Coburg hat im Bauingenieurwesen eine neue Studienrichtung eingeführt.
Das „Energieeffiziente Gebäudedesign“ ergänzt die klassische Ausbildung der Studiengänge Bauingenieurwesen und Architektur um aktuelle Themen des nachhaltigen energieeffizienten Bauens.
D
as Besondere an der Studienrichtung „Energieeffizientes Gebäudedesign“ ist, dass neben den klassischen Baudisziplinen bereits im Fachstudium
Wert auf die Komponenten Gebäudetechnik, Lüftungstechnik sowie Mess- und Regelungstechnik
gelegt wird. Außerdem wird die Ausbildung im Bereich der
klassischen Bauphysik deutlich vertieft. Die Absolventen
erhalten damit die Kompetenz, Gebäude in ihrer Gesamtheit zur erfassen, zu beurteilen und letztendlich auch energetisch zu berechnen. Erst durch die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes – von der Planung,
dem Bau und Betrieb bis hin zum Abriss und der Entsorgung der Baustoffe – wird ein energieeffizienter, ökologischer und wirtschaftlicher Betrieb möglich.
Die Planung wie auch die Sanierung von Gebäuden stützen
sich in erheblichem Maße auf eine fundierte bauphysikalische und gebäudetechnische Beratung hinsichtlich Wärme- und Schalldämmung, Lüftung, passiver und aktiver
Solarenergienutzung sowie der technischen Ausrüstung.
Thermografien sind ein hilfreiches Werkzeuge beim energieeffizienten
Bauen und mehr noch beim Sanieren. Sie decken Wärmelecks in der
Gebäudehülle auf.
Das energieeffiziente Gebäudedesign bestimmt heute neben der Architektur und Tragwerksplanung ganz wesentlich das Gebäudekonzept. Die neue Studienrichtung in
Oberfranken trägt dieser Entwicklung Rechnung.
NEU: „ENERGIEEFFIZIENTES GEBÄUDEDESIGN"
Mehr Information zum neuen Studiengang unter: www.hs-coburg.de/
studium/bachelor/bauen-design/energieeffizientes-gebaeudedesign
| ID | Bauindustrie Bayern |
41
BBIV ist Sponsor der Special Olympics
FÜR DIE GUTE SACHE
Ab 1. Januar 2016 wird die Bayerische Bauindustrie offizieller Partner der
Special Olympics Bayern (SOBY). Ziel ist es, SOBY dabei zu unterstützen,
Gemeinschaft und das gegenseitige Verständnis zwischen Menschen mit
und ohne Behinderung zu fördern und einen Beitrag zur Inklusion zu
leisten. Seit dem Herbst unterstützt der BBIV Wettkämpfe der Special
Olympics Bayern.
AUFTAKT MIT 1.500
SPECIAL-OLYMPICS-ATHLETEN
Den Auftakt der Partnerschaft markierten die Deutsche
Kanumeisterschaft in Hof am 19. und 20. September, das
Sport- und Spielfest in Olching am 26. September und das
Schwimmfest in Erding am 14. November. Mehr als 1.000
Kanuten trugen bei der HofRegatta auf dem Tauperlitzer
Quellnitzsee ihre Wettkämpfe aus. Mittendrin: 40 Special
Olympics-Athleten aus dem ganzen Bundesgebiet. In
Olching wetteiferten 300 Olympioniken in den Sportarten
Boccia, Tennis, Leichtathletik und Fußball. In Erding gingen
150 Schwimmer an den Start.
Medaillen in Gold und Silber für die Special Olympics-Athleten.
Helfer der Firmen AS-Bau Hof, Josef Hebel, W. Markgraf
und Eberhard Pöhner packten bei den Sportevents für den
guten Zweck an. Vom Bauleiter bis zum Azubi halfen alle
mit, um die Wettkämpfe vorzubereiten. Da hieß es Stühle
und Stände aufzubauen, die Olympioniken zu begleiten und
anzufeuern und am Schluss natürlich noch die Medaillen zu
übergeben.
SOZIALE VERANTWORTUNG IN DER REGION
„Unsere Firmen sind regional stark verwurzelt und übernehmen seit jeher regionale Verantwortung in der Gesellschaft“, erklärte BBIV-Hauptgeschäftsführer Thomas
Schmid zum Start der Partnerschaft mit SOBY, „das Thema
Inklusion gehört dazu.“
42
| ÖFFENTLICHKEITSARBEIT |
Jürgen Fetting von Josef Hebel überreicht den Kickern in Olching ihre
Medaillen.
Die SO-Athleten und Helfer von AS-Bau Hof, W. Markgraf und Eberhard Pöhner.
Im kommenden Jahr soll die Zusammenarbeit zwischen
dem BBIV und SOBY intensiviert werden. „Es freut uns,
einen weiteren starken Partner in Bayern gewonnen zu haben“, sagte SOBY-Vorsitzender Joachim Kesting bei der
Unterzeichnung der gemeinsamen Vereinbarung am
9. November. „Mit dem Bayerischen Bauindustrieverband
an unserer Seite werden wir auch im nächsten Jahr Sportangebote und Wettbewerbe in allen bayerischen Regierungsbezirken weiter vorantreiben
SPECIAL OLYMPICS BAYERN
Special Olympics Bayern (SOBY) ist Teil der weltweit größten
Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher
Behinderung. Der Landesverband existiert seit 2004. Derzeit werden
in Bayern mehr als 190 Einrichtungen der Behindertenhilfe, aber
auch Sportvereine und Einzelpersonen betreut. 9.000 Athleten sind
bei SOBY integriert.
Mehr unter: www.specialolympics.de/bayern/was-ist-soby
| ID | Bauindustrie Bayern |
43
„Unsere Stadt ist bunt“, sagen die Kinder und fleißigen Bauhandwerker in Oberstdorf.
Die Kita St. Elisabeth ist einer von drei Preisträgern im Wettbewerbs von „Baumeister gesucht!“.
BESTE KLEINE
BAUMEISTER
Drei Kitas aus München, Oberstdorf und Gattendorf gewinnen den
Wettbewerb als Bayerns „Beste kleine Baumeister“. Sie haben die Baumeister-Jury mit ihren selbst gebauten Modellen einer #zukunftsstadt
überzeugt. Als Baumeister-Paten engagierten sich die Geiger Unternehmensgruppe und die Bauunternehmung Hönninger. Bei der Preisverleihung am 6. November in München würdigte Bauminister Joachim Herrmann die Aktion.
44
| ÖFFENTLICHKEITSARBEIT |
Manchmal fehle es den Kindern an Möglichkeiten, ihre
kindliche Begeisterung für das Bauen auszuleben. „Dazu
leisten wir als Baumeister-Pate sehr gerne einen Beitrag
und hoffen natürlich die Begeisterung langfristig zu erhalten“, so Hönninger.
WETTBEWERB VON „BAUMEISTER GESUCHT!“
Die Gewinner-Kitas "Drachenei e.V." aus München, "St. Elisabeth" aus
Oberstdorf und "Große Au" aus Gattendorf zusammen mit ihren Paten
und den Initiatoren der Bayerischen Bauwirtschaft.
KINDER BAUEN IHRE STADT DER ZUKUNFT
Moderiert von kika-Star Checker Tobi übergaben die Vertreter der Bayerischen Bauwirtschaft auf der Messe
FORSCHA in München die Preise an die drei Gewinner-Kitas: das Kinderhaus „Drachenei e.V.“ aus München,
den Kindergarten „St. Elisabeth“ aus Oberstdorf und die
Kindertagesstätte „Große Au“ aus Gattendorf.
„Es ist uns eine große Freude, die Auszeichnung „Beste
kleine Baumeister“ heute an drei besondere Zukunftsstädte
und ihre Baumeister aus München, Oberstdorf und Gattendorf überreichen zu können“, sagte BBIV-Hauptgeschäftsführer Thomas Schmid bei der Siegerehrung. Die Bauprojekte unter dem Motto #zukunftsstadt überzeugten die
Jury sowohl gestalterisch, als auch handwerklich – aber vor
allem mit ihrem Zeichen für Toleranz, Bildung und Umwelt.
Ausgelobt wurde der Wettbewerb von den Initiatoren von
„Baumeister gesucht!“. Die Verbände der Bayerischen Bauwirtschaft stellten die Kitas vor die Aufgabe, eine Zukunftsstadt nach ihren eigenen Vorstellungen zu bauen. Voraussetzung war, dass die Kinder ihr Modell mit der Werkbank,
dem Werkzeug und vor allem dem Know-how herstellen,
das sie zuvor beim Baumeister-Tag erworben haben. Der
Preis ist mit einem Wehrfritz-Gutschein in Höhe von 1.000
Euro und einem Besuch von Harry Hammer & Nicki Nagel
dotiert.
Die
Auszeichnung „Beste kleine Baumeister“
ist auch ein Appell an die Erzieher, Eltern und
Lehrer, die Kinder zu ermutigen
und zu befähigen, ihre Zukunft
und die Umwelt,
in der sie leben –
die Häuser, Straßen und Städte
–, aktiv mitzugestalten.
ZEICHEN FÜR TOLERANZ, BILDUNG UND UMWELT
Der Kindergarten St. Elisabeth aus Oberstdorf, dem als
Baumeister-Pate die Geiger Unternehmensgruppe zur Seite
steht, wählte für seine Modellstadt den Titel „Unsere Stadt
ist bunt“ und baute für die Kindergartenanlage einen Zaun
mit Figuren aus unterschiedlichen Nationen.
Das Kinderhaus Drachenei aus München kombinierte
gleich zwei Aspekte: Umwelt und Bildung. Die Stadt von
morgen soll voller „Bücherbäume“ sein – und sich nicht
ausschließlich über digitale Medien definieren. Baumeister-Pate Adrian Hönninger ist stolz auf die von ihm betreute
Kita: „Die Kinder haben sich wirklich toll engagiert und gelernt, wie man ein Zimmer nicht nur auseinanderbaut, sondern wie man es auch wieder zusammenbaut.“
Bauminister Joachim Herrmann lobte die
Aktion „Baumeister gesucht!“ auf der
FORSCHA und erhielt als Geschenk das
Baumeister-Handbuch.
BAUMEISTER GESUCHT!
„Baumeister gesucht!“ ist eine Bildungsinitiative der Verbände der
Bayerischen Bauwirtschaft. Ziel ist es, Jungen und Mädchen die
Arbeit mit Werkzeug an einer Werkbank zu ermöglichen und von
Kindesbeinen an für das Bauen zu begeistern. Ab sofort können sich
interessierte Baumeister-Paten bundesweit an der Aktion beteiligen.
Mehr Informationen unter:
www.baumeister-gesucht.de/shop
Sie wollen sehen, wie ein Baumeister-Tag
abläuft und wie die Kinder voller
Begeisterung hämmern, sägen und
mauern? Mehr dazu in unserem Filmtrailer.
| ID | Bauindustrie Bayern |
45
PERSÖNLICHES
70 JAHRE
DIPL.-ING. (FH) HANS-JÜRGEN MALLINGER,
HEROLDSBERG
70. GEBURTSTAG AM 3. FEBRUAR 2016
Vormals Geschäftsführer der Bilfinger Berger Hochbau AG,
Nürnberg. Mitglied im BBIV-Beirat und im Beirat des
BBIV-Bezirksverbandes Mittelfranken.
IN EIGENER SACHE
KUNST FÜR DEN BAU
Bauen und Kunst gehören eng zusammen und sind Teil unserer Kultur, so Staatsminister Joachim Herrmann bei der
Eröffnung der Kunstausstellung von Malerin Valeska am
9. November. Mit der Ausstellung im Haus der Bayerischen
Bauindustrie wird die Arbeit von Special Olympics Bayern
(SOBY) unterstützt. Sonderbotschafter S. K. H. Leopold
Prinz von Bayern stellte das Inklusionsprojekt vor. Am selben Abend unterzeichneten BBIV-Hauptgeschäftsführer
Thomas Schmid und SOBY-Vorsitzender Joachim Kesting
sowie Schatzmeisterin Angelika Schlammerl die Sponsorenvereinbarung. BBIV-Präsident Josef Geiger gab das
neue Engagement des Verbandes für das Jahr 2016 offiziell
bekannt.
BBIV-Präsident Josef Geiger, Leopold Prinz von Bayern, Malerin Valeska,
BBIV-Hauptgeschäftsführer Thomas Schmid und Staatsminister Joachim
Herrmann (von links)
46
| PERSÖNLICHES UND ZAHLEN |
ZAHLEN ZUR BAUWIRTSCHAFT IN BAYERN 2015
BAULEISTUNG
BAUNACHFRAGE
Auftragseingang*)
Geleistete Arbeitsstunden
September
Bauhauptgewerbe
ggü. Vj. Jan. – Sept.
16.643
-3,5
-4,4
Wohnungsbau
7.523
-3,0
-3,3
Wirtschaftsbau
4.554
0,2
-4,0
Öffentl. Bau
4.566
-7,8
-6,6
nominal
September
Bauhauptgewerbe
ggü. Vj. Jan. – Sept.
1.065,7
10,8
3,5
Wohnungsbau
284,7
18,9
21,9
Wirtschaftsbau
401,9
12,2
-0,2
Hochbau
1.075
0,0
-5,6
Straßenbau
1.720
-16,5
-13,6
Öffentl. Bau
356,4
3,7
-4,8
1.771
-2,5
0,0
Hochbau
91,4
19,5
-10,7
169,4
19.0
-1,6
95,6
-23,4
-4,7
sonst. Tiefbau
Straßenbau
Produktionsindex
(arbeitstäglich)
September
Bauhauptgewerbe
Hochbau
Tiefbau
Umsatz1)
-6,0%
-8,0%
135,5
-5,4%
-8,1%
137
-7,2%
-7,9%
September
Bauhauptgewerbe
ggü. Vj. Jan. – Sept.
136
379,6
ggü. Vj. Jan. – Sept.
-1,0
-1,0
sonst. Tiefbau
Baugenehmigungen
September
ggü. Vj. Jan. – Sept.
Wohngebäude
2.573
-3,4
0,5
Wirtschaftsgebäude
3.970
16,0
-6,8
Öffentliche Gebäude
367
53,6
-13,3
Nov. 15
Okt. 15
Nov 14
Wohnungsbau
709,6
-1,5
-7,5
Wirtschaftsbau
642,4
-3,0
-4,4
Auftragsbestände
Öffentl. Bau
531,5
-7,0
-7,7
Bauhauptgewerbe
2,8
2,9
2,4
Hochbau
26,5
-4,5
-11,9
Wohnungsbau
3,0
3,1
2,4
Straßenbau
204,9
-13,0
-17,9
Wirtschaftsbau
2,9
3,0
2,6
185,5
-11,4
-1,8
Öffentl. Bau
2,4
2,6
2,1
Hochbau
2,4
2,6
2,4
Straßenbau
1,8
2,0
1,5
3,0
3,1
2,3
sonst. Tiefbau
LOHN- UND GEHALTSKOSTEN
September
Lohn- und Gehaltssumme je
Beschäftigten
2.635
ggü. Vj. Jan. – Sept.
2,4%
sonst. Tiefbau
1,7%
ARBEITSMARKT
Beschäftigte Bauhauptgewerbe1)
September
Insgesamt
143.245
ggü. Vj. Jan. – Sept.
-3,2
-2,6
*) Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten
Arbeitsmarkt Bauhauptgewerbe Oktober
Quellen:
Offene
Stellen
Arbeitslose
2015
1.711
2.988
2014
1.333
3.136
2013
1.608
3.062
Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung,
insgesamt
ifo-Institut für Wirtschaftsforschung,
Bundesagentur für Arbeit
2012
1.474
2.972
Offene
Stellen
Arbeitslose
2015
307
181
2014
269
193
2013
219
186
2012
178
161
dar.: Bauingenieure
| ID | Bauindustrie Bayern |
47
Bayerischer Bauindustrieverband e.V.
www.bauindustrie-bayern.de