e - ALEXANDRA KÖNIGSMANN

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Naivität als
geschickte
Tarnung
König der
TV-Detektive
MissinCats Solo im
Offenbacher Hafen2
US-Schauspieler Peter Falk gestorben
New York (dpa) 쐍 Zerknittertes
Gesicht, Glasauge und schäbiger
Trenchcoat: So kennen und
schätzen Zuschauer in aller Welt
den US-Schauspieler Peter Falk.
Als schusseliger unkonzentrierter Inspektor Columbo, der die
kniffligsten Fälle scheinbar wie
nebenher löst, gehört er zu den
beliebtesten TV-Stars der Deutschen. Jetzt ist Peter Falk alias Columbo tot. Nach Mitteilung seiner Familie starb er am Donnerstagabend (Ortszeit) in Beverly
Hills. Er wurde 83 Jahre alt. Er soll
an Alzheimer gelitten haben.
Ehefrau Shera übernahm 2009
seine Vormundschaft.
Mit seinem verschrammten
mausgrauen Peugeot Cabrio
machte sich Inspektor Columbo
meist in den besseren Kreisen auf
die Suche nach dem Mörder. Mit
Hartnäckigkeit und schlitzohrigen Fragen kam er ihm unweigerlich auf die Spur. Schon fast zur
Tür hinaus, wandte er sich häufig
nochmal um und sagte: „Ich hätte da noch eine Frage...“ oder
auch: „Da wäre noch eine Kleinigkeit...“. 69 Fälle hat der ungekrönte König der TV-Detektive seit
1968 gelöst. In der Rolle des Columbo heimste er vier „Emmys“
als bester Fernsehdarsteller ein.
Dabei sollte es ursprünglich zunächst nur einen Film geben.
Doch der Erfolg von „Lösegeld für
einen Toten“ war so groß, dass
die Figur drei Jahre später in Serie
ging. Von 1971 bis 1978 und dann
wieder ab 1989 ermittelte Columbo regelmäßig mit Rekordeinschaltquoten im US-Fernsehen.
Die Serie war in 80 Ländern der
Welt zu sehen und wird bis heute
vielfach wiederholt.
Von Stefan Michalzik
„Vielleicht wäre ohne Columbo ein besserer Schauspieler aus
mir geworden“, sinnierte Falk
einmal, aber seine Fans wollten
von Selbstzweifeln nichts wissen.
Ohnedies musste er sich für den
Beruf erst lange durchbeißen. Seine Eltern, jüdische Einwanderer
aus Tschechien und Ungarn, betrieben in der Nähe von New
York einen kleinen Laden für Bekleidung und Trockenfrüchte. Als
Dreijähriger verlor er bei einer
Tumor-Operation sein rechtes
Auge. Als er die Schule verließ,
um zur See zu fahren, stellte die
Handelsmarine ihn wegen der Behinderung nur in der Kombüse
an. Nach seiner Rückkehr driftete
er zunächst in die Rockerszene
ab, schaffte dann aber doch noch
den Schulabschluss und ging
nach einem Verwaltungsstudium
zur Finanzbehörde.
Aber der Schreibtisch war
nichts für Falk. Er nahm Schauspielunterricht, gab mit 29 den
Job auf und schlug sich mit zahlreichen Nebenrollen bei Film und
Theater durch. Der frühere Filmboss Harry Cohn wies ihn einmal
mit den Worten ab: „Für das Geld
kann ich auch einen Schauspieler
mit zwei Augen bekommen.“
Doch dann ging es Schlag auf
Schlag: 1960 wurde Falk als Killer
Reles in dem Krimi „Unterwelt“
erstmals für einen Oscar nominiert. Schon ein Jahr später folgte
die nächste Nominierung für seine Rolle in Frank Capras Gesellschaftskomödie „Die unteren
Zehntausend“. Weitere Erfolge
feierte er etwa in John Cassavetes’ „Ehemänner“ und in Wim
Wenders’ „Der Himmel über Ber- „Ich hätte da noch eine Frage“: Peter Falk in seiner berühmtesten Rolle als
lin“.
Trenchcoat tragender, Zigarre rauchender Inspektor Columbo. Foto: dpa
Unvergessene Freiheitsgefühle
Digitale Bildkompositionen von Alexandra Königsmann in Rödermarker Videor Art Foundation
Von Claus Wolfschlag
sie auf das Wasser blickte, erinnere sie sich noch heute genau, berichtet die Künstlerin.
Der Session folgten noch zwei
kurze in China Town und im Finanzdistrikt. Zwar hätten Autofahrer gehupt, aber Polizei wäre
keine erschienen. Heute wäre
dies angesichts flächendeckender
Videoüberwachung infolge der
Terroranschläge von 2001 in den
USA wohl nicht mehr möglich
und würde wahrscheinlich mit
Haft bestraft. Kurz nach jener
freien Zeit zog Königsmann nach
München, wo sie heute lebt.
Billy war längst aus den Augen
verloren, als sie vor acht Jahren
begann, sich des alten Fotomaterials künstlerisch anzunehmen.
Jeweils mehrere Nacktaufnahmen wurden zerschnitten, überlappten sich schließlich und
sprengten das Raumgefüge. Fili-
Rödermark 쐍 Die außergewöhnliche Bandbreite des Schaffens
der Fotokünstlerin Alexandra Königsmann zeigt die Rödermarker
Videor Art Foundation zurzeit in
einer Ausstellung. Die 1957 in
Bremen Geborene begab sich
nach einem Kunstpädagogik-Studium Anfang der 80er Jahre nach
San Francisco. Freie Kunst wollte
sie dort studieren, doch scheint
sie dort auch die freie Liebe gefunden zu haben. Dies legen jedenfalls ihre beeindruckenden
Arbeiten der Serie „going out“
nahe.
In vielfältig bearbeiteten Collagen sieht man nackte Personen
an öffentlichen Plätzen der Westküsten-Metropole. Bei den Nudisten handelt es sich meist um die
Künstlerin selber, einmal um ihren damaligen Freund. Und Königsmann weiß auch die Anekdote zur Entstehung zu erzählen.
1984 hätte ihr einstiger Freund
Billy zu ihr gesagt: „Let´s go out,
but naked.“ Königsmann machte
mit, und Billy fotografierte sie
nackt auf der Golden Gate Bridge.
An dieses Gefühl der Freiheit, als Reflexionen: „Going out San Francisco – Golden Gate Bridge“
grane Collagen voller Lebendigkeit entstanden. Ebenfalls Körperbilder, aber viel stärker noch
in die Abstraktion reichend,
schuf Königsmann mit der Reihe
„Grenzgänger“. Aus Fotos von
Anglern und Joggern, die sie frühmorgens an der türkischen Riviera geschossen hatte, erreichte sie
durch vielfache Bildüberlagerungen und Spiegelungen dynamische Bewegungsstudien.
Königsmanns Talent für harmonische Farbstrukturen zeigt
sich in sämtlichen ihrer Arbeiten,
die sie vorzugsweise auf Aluplatten drucken lässt. Etwa im technoid grünlichen „Endlich frei“
von 2007. Oder bei Familienbildern, die 2008 für eine Schau im
Münchner Haus der Kunst geschaffen wurden, und deren Personen nur aus farbigen Umrisslinien bestehen. Nicht nur daran
spürt man die tiefe Prägung der
Künstlerin durch die 80er Jahre.
§ „Alexandra Königsmann: digitale Bild-Kompositionen“ bis 4. November in der Videor Art Foundation, Carl-Zeiss-Straße 8, Rödermark.
Geöffnet: Montag bis Donnerstag 917.30 Uhr, Freitag bis 17 Uhr.
Offenbach 쐍 Ganze sechs
Euro für einen Film und zwei
Bands, weniger als für eine
ganz gewöhnliche Kinokarte
also – das ist ein Subdiscountpreis. Die Freiluftverheißung
indes konnte zur Eröffnung
der vom Offenbacher Hafen 2
ausgerichteten Openair-Kinosaison mit Sofia Coppolas
Meisterwerk „Somewhere“
ob des launischen Wetters
nicht erfüllt werden: Die Sonne schien am Abend zwar
wieder, des vorhergehenden
Gewitters wegen aber hatten
die Veranstalter die Konzerte
für den Klub und den Film für
die Halle disponiert.
Dem Vater ist „Back on my
Feet“, das vor drei Jahren veröffentlichte Debütalbum gewidmet, und auch sonst
wirkt alles recht herzig an
MissinCat. Man sollte sich
aber bloß nicht täuschen Lassen: So mädchenhaft die
Stimme der hinter diesem
Signum steckenden Caterina
Barbieri sich auch präsentieren mag, es handelt sich um
eine ausgefuchste Musikerin,
und eine selbstbewusste junge Frau. Naivität als Strategie.
Die in Berlin lebende, ihre
Songs meist in englisch, einmal auch in ihrer Heimatsprache singende Italienerin
hatte ihre Band zuhause gelassen. Auf den Alben, ihr
jüngst erschienenes zweites
trägt den Titel „Wow“, verbreitet Caterina Barbieri eine
Wohnzimmer-Atmosphäre.
Die Begleitung ist karg arrangiert, mit Instrumenten wie
dem Banjo, Cello, Tuba, Melodica und Mellotron oder der
singenden Säge.
Die Musik wurzelt im Folk.
Der swingende Groove bleibt
auch in der Solofassung mit
nichts als der akustischen Gitarre prägend. Eine Melancholikerin im klassischen
Sinne ist die schmächtige,
mit ihren blondierten langen
Haaren und dem streng geschnittenen Pony so gar nicht
italienisch wirkende Caterina
Barbieri nicht. Verletzlichkeit lässt sie aber zu, ihre Bodenhaftung geht darüber
nicht verloren. Die Solopräsentation ruft allerdings ungeachtet des Charmes der Sache auf die Dauer einen Eindruck von Einförmigkeit hervor. Diese Songs der hochtalentierten Musikerin bedürfen offenkundig eben doch
eines gewissen instrumentalen Rahmens.
Eine lange Nacht sollte das
werden. Anschließend an die
Filmvorstellung
spielten
schließlich noch Spherical
auf. Die mit Bläsern besetzte
Hamburger Band um die Sängerin Claudia Valtierra und
den Produzenten Oliver Fischer überträgt das pophistorische Erbe von Soul und
Funk in einen neuen, auf
elektronischen Beats, Triphop & Co. und Jazzfermentierungen basierenden Zusammenhang.
Versöhnung noch in weiter Ferne
Marcus Vetter und Fahkri Hamad stellten in Offenbach ihren Nahost-Dokumentarfilm „Nach der Stille“ vor
Von Claus Wolfschlag
Offenbach 쐍 Zur Vorstellung
seines neuesten Dokumentarfilmprojekts war der schwäbische Regisseur Marcus Vetter,
Jahrgang 1067, auf Einladung
des Forums Kultur und Sport sowie der Hessischen Film- und
Medienakademie in das Kulturzentrum „Hafen2“ gekommen.
Vetter, der den preisgekrönten
Streifen „Das Herz von Jenin“ gedreht hatte, fungiert gemeinsam
mit dem Palästinenser Fahkri
Hamad als Produzent des Nachfolgeprojekts „Nach der Stille“.
Beide Filme widmen sich dem
Nahost-Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, und versuchen Wege psychologische
Gräben zu überwinden.
„Das Herz von Jenin“ hatte
2008 einen palästinensischen
Vater vorgestellt, der die Organe
seines von Soldaten erschossenen elfjährigen Sohnes spendete
und damit mehreren israelischen Kindern das Leben rettete.
In „Nach der Stille“ nun reist die
Witwe eines bei einem Anschlag
getöteten israelischen Architekten zur Familie des Selbstmordattentäters nach Jenin im Westjordanland, um auf persönliche
Weise Frieden zu schließen.
Vetter und Hamad erläuterten
knapp 100 Zuhörern ihre Beweggründe. Enthusiastisch verlautbarte Hamad: „Wir brauchen
verrückte Menschen, damit sich
etwas ändert. Und es muss sich
alles ändern.“ Im Ton etwas verhaltener erklärte Vetter: „Es
muss die Nuss geknackt werden,
Leute müssen zusammengeführt
werden, um das allgemeine Unrecht zu erkennen.“ Auch viele
arabische Normalbürger, Taxifahrer etwa, würden Frieden
und Kooperation wünschen. Von
sympathischen Arabern und tollen Menschen in Israel wusste
Vetter zu berichten. Dagegen
stünde aber eine Minderheit, die
nicht vergessen könne und über
Macht verfüge.
Dass die Situation im Nahen
Osten aber von solch deutschen
Befindlichkeiten weit entfernt
ist, zeigten die Filmausschnitte:
Eine Witwe, die allein in einem
schick eingerichteten Apartment und einer westlichen Umgebung lebt, lesend und Klassik
hörend. Dazu ein übergewichtiger, unsicher wirkender Sohn,
der sie auf ihrer Reise begleitet.
Dagegen steht im staubigen Jenin ein palästinensischer Haushalt prallvoll mit Kindern, mit
separierten Frauenräumen und
einem uneingeschränkt dominanten
Familienoberhaupt.
Schnell wird klar, dass bei derartigen kulturellen, ökonomischen, demographischen und
historischen Gefällen kein echter Friede möglich ist. Erst mit
einer Annäherung der Lebensverhältnisse und einer mentalen
Ermattung der Kriegsparteien ist
Frieden möglich. Bezeichnenderweise zeigen in „Nach der
Stille“ auch nur alte, müde werdende Menschen die Geste der
Versöhnung. Kriege aber werden
von jungen Männern geführt,
und deren Zahl ist erkennbar im
Wachsen.
POTPOURRI
Stadtschloss wird
teurer als geplant
Berlin (dapd) 쐍 Die Rekonstruktion des
Berliner Stadtschlosses wird teurer als geplant. Das räumte Kulturstaatsminister
Bernd Neumann erstmals ein. Der Kostenrahmen werde schon deshalb nicht eingehalten, weil man einen entsprechenden
Kostensteigerungsindex einrechnen müsse
wie bei allen größeren Bauvorhaben, sagte
der CDU-Politiker. Er gehe davon aus, dass
dies auch vom Haushaltsausschuss so akzeptiert werde. 552 Millionen Euro waren
für den Wiederaufbau vorgesehen. Der
Bund beteiligt sich mit 440 Millionen Euro,
das Land Berlin mit 32 Millionen Euro. 80
Millionen Euro sollen über Spenden finanziert werden.
Offenbacher Fotografie
im Popmuseum Gronau
Offenbach (cm) 쐍 „Stage Photography“ ist
der Titel eines Projekts der Offenbacher
Hochschule für Gestaltung, dessen Ergebnisse bis 4. September im Popmuseum Gronau ausgestellt werden. Die Arbeiten dokumentieren Konzertfotografie im digitalen
Zeitalter, „tiefschwarz, aber nicht beklemmend“. Im Zuge des Projekts waren mehr
als 50 000 Fotografien
von
rund 180 Bands
entstanden, aus
denen eine Auswahl für das Popmuseum
zusammengestellt wurde. Sie verspricht
„einen Blick in die Musikwelt der Gegenwart fernab von Pop und Glamour“.
Tiefgefrorene Kunst
im Fridericianum
Kassel (dpa) 쐍 Ein Spiegel, ein begehbarer
Kühlschrank und nachgebaute Straßenbarrikaden aus Bangkok - das ist in zwei neuen
Ausstellungen der Kunsthalle Fridericianum in Kassel zu sehen. Die Schau „Produced by Migros“ zeige „die Geschichte der
Gegenwartskunst der letzten 20 Jahre“, sagte der Leiter des Fridericianums, Rein
Wolfs. Die Ausstellung ist eine Auswahl aus
der Sammlung des „migros museum für gegenwartskunst“ in Zürich und zeigt unter
anderem einen begehbaren Kühlschrank
von Christoph Büchel. In seiner Ausstellung
„Power Has a Fragrance“ stellt der Norweger Gardar Eide Einarsson unter anderem
Straßenbarrikaden in Bangkok nach.
Gardar Eide Einarssons „Barricade“ in Kassel
400 Millionen für
das Deutsche Museum
München (dpa) 쐍 Die 400 Millionen Euro
teure Komplettsanierung des Deutschen
Museums in München ist besiegelt. Bundesforschungsministerin Annette Schavan
(CDU) unterzeichnete mit Museumsdirektor Wolfgang Heckl und Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP)
die Finanzierungsurkunde. Jeweils 180 Millionen tragen Bund und Land. Die restlichen 40 Millionen Euro kommen von Spendern. Bis zum 100-jährigen Bestehen des
Museums im Jahr 2025 soll der Bau fertig renoviert sein. Das Gebäude soll unter anderem besser isoliert und der Brandschutz erneuert werden. Mit jährlich 1,4 Millionen
Besuchern ist Bau ein Publikumsmagnet.
Große Magritte-Schau
in Liverpool eröffnet
London (dpa) 쐍 Unter dem Titel „The Pleasure Principle“ (Das Lustprinzip) ist in der
Tate-Galerie Liverpool eine umfassende
Ausstellung über den belgischen Surrealisten René Magritte (1898-1967) eröffnet worden. Bis 16. Oktober zeigt die Schau rund
100 Gemälde aus Museen und Privatsammlungen. Bisher wenig bekannte Fotografien,
Kurzfilme, Plakate und Briefe sollen eine
„neue Dimension“ aufzeigen. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Albertina in Wien erstellt, wo sie ab November gezeigt wird. „Dies ist keine Retrospektive schlechthin“, sagte Tate-Direktor Christoph Grunenberg. Es gehe darum, die Komplexität des Künstlers und seine Relevanz
für die heutige Zeit zu beleuchten.