Osterkerze –Zeichen der Auferstehung Predigt zu Osternacht 2016 / Erzabtei St. Ottilien / Erzabt Wolfgang Öxler OSB Freunde das der Mandelzweig Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht in Fingerzeig, dass die Liebe bleibt? Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt, das bleibt mir ein Fingerzeig wie das Leben siegt. 1942 schreibt Schalom Ben-Chorin diese Zeilen. „Das Zeichen“ nennt er sein Gedicht. Er schreibt es, als sich die Schreckensmeldungen über den Krieg und die Vernichtung seines Volkes häufen. Wenn der Mann, der 1935 aus NaziDeutschland floh, verzagt und hoffnungslos ist, tröstet ihn die leise Botschaft des Mandelbaums. Denn er blüht, wenn ringsum noch alles kahl ist und auf den hohen Hügeln rund um Jerusalem noch Schnee liegt. In Israel ist er auch heute noch ein Symbol für das neue Leben. Heute an diesem schönen Frühlingstag konnten wir in der Natur, in den Bäumen schon neues Leben hervorbrechen sehen. Botschaft der Osterkerze Das ist auch die Botschaft auf unserer diesjährigen Osterkerze: ein blühender Baum. Sr. Immaculata aus der Benediktinerinnenabtei Kellenried hat diese Osterkerze gestaltet. Auf unserer Osterkerze, Zeichen des Auferstandenen sieht man einen Baum in Kreuzesform, dessen Wurzel und Wipfel Jesus Christus ist. A und O - Anfang und Ende, dem Herrscher über die ganze Schöpfung und Erfüllung unserer Sehnsucht. Inspiriert wurde die Künstlerin durch die Botschaft unseres Papstes Franziskus mit seinem Schreiben „Evangelii gaudium“. (Die Freude des Evangeliums) Wir dürfen nicht nur Ostern feiern, wir müssen Ostern feiern, weil wir eine Frohbotschaft haben. Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen. Wir dürfen uns freuen, dass uns der Himmel zugesagt ist. Und da hätten wir oft mehr Gewißheit. Eine lustige Anekdote unterstreicht dies. Herr Pfarrer wenn sie mir garantieren dass ich in den Himmel komme vermache ich ihnen mein ganzes Erbe. Garantieren kann ich es nicht, aber probieren tun wir es auf alle Fälle. Es gibt auch Menschen die nicht an den Himmel glauben und trotzdem vorsorgen:Woody Alleen sagte einmal: "Ich glaube zwar nicht an ein Weiterleben nach dem Tod, aber ich werde trotzdem Unterwäsche zum Wechseln mitnehmen." Man glaubt gar nicht, wie viel man glauben muss, um ungläubig zu sein! Das absolut Unbegreifliche, das Todtraurige ist nicht aus der Welt. Es bleibt doch man kann ihm den Schrecken nehmen mit einem befreienden Lachen. Der Risus Paschalis, das Osterlachen ist ein alter Brauch in der Kirche. Das Osterlachen hat die Bedeutung den Tod auszulachen, weil wir Christen eine Frohbotschaft haben. Ein guter Christ muss auch gut über sich selber lachen können. Passend dazu sagte Loriot einmal: „Eine glückliche Ehe ist eine, in der - sie - ein bisschen blind und – er - ein bisschen taub ist.“ Dankbarkeit und ansteckende Freude des Evangliums sind Zeichen von Dynamik, von Aufbruch, von Phantasie, der Gabe des Herausgehens aus sich selbst Das Motiv der Vögel auf der Osterkerze Sie zeigen uns etwas von der Freiheit Im Exultet, dem großen Osterlob, wird die Heilsgeschichte der Menschheit, des jüdischen Volkes und der christlichen Gemeinde besungen, nein vergegenwärtigt: „Dies ist die Nacht“, so haben wir ein um das andere Mal gehört. Das Freiheitsgeschehen, das Gott schenkt, ereignet sich auch weiterhin. Auch heute werden Menschen aus der Sklaverei befreit. Auch heute dürfen wir glauben, dass die Knechtschaft der äußeren Verhältnisse, der inneren Zwänge, der eigenen Ängste nicht das letzte Wort hat. Auch heute werden Menschen dem Elend der Sünde entrissen. Wir haben es in dem unglaublichen und wunderbaren Wort des Exultet gehört: „O glückliche Schuld, die diesen Erlöser gefunden!“ Die Vögel vermitteln etwas von Leichtigkeit. „Federn lassen und trotzdem schweben“. (Hilde Domin) Sie über lassen sich dem Wind und laden uns Menschen ein uns dem Geist Gottes zu überlassen. Für mich steckt auch das Bild von den Raupen und dem Schmetterling drin. Wenn die Raupen wüssten, was einmal sein wird wenn sie erst Schmetterlinge sind, sie würden ganz anders leben: froher, zuversichtlicher, und hoffnungsvoller. Die Osterkerze als Zeichen für den Auferstandenen Licht- als Orientierung: er Auferstandene gibt meinem Leben eine Richtung. Der Glaube an die Auferstehung erhellt mein Leben und gibt ihm Zuversicht. Wohin ich schaue, dahin komme ich. Der Osterkurs hat heute eine Auferstehungsikone in seine Mitte gestellt. Jesus hat den Tod zertreten nimmt Adam und Eva am Handgelenkt, am Puls und zieht sie und alle in das Licht der Auferstehung Licht strahlt nach allen Seiten Jesus ist für alle gestorben und Auferstanden, Wer Ostern kennt kann nicht verzweifeln. Da werden wir erfahren, was wir im Exsultet gehört haben: „Wenn auch das Licht der kostbaren Osterkerze sich in die Runde verteilt hat, so verlor es doch nichts von der Kraft seines Glanzes.“ Im Gegenteil: Jesus Christus strahlt aus, wenn wir ihn weitergeben. Licht lebendig und fällt nicht aus der Rolle Als getaufter Christ darf ich mich lebendig mit meinen Charismen einbringen. Gemeinsam Kirche Sein heißt das Dokument der deutschen Bischöfe vom letzten Jahr. (Nr. 100) „Im Leben der Kirche wird Jesus Christus sichtbar. In einer Kirche, die vom Vertrauen in die Charismen aller Gläubigen lebt, führt eine Fixierung auf die Frage nach dem, was ein Priester „darf“ oder ein Laie „nicht darf“, nicht weiter. Es ist viel grundsätzlicher danach zu fragen, wozu eine Kirche mit ihren vielen Diensten und Charismen da ist, wem diese Kirche dient. Wir dürfen ermutigt durch den Ruf Gottes etwas riskieren – auch auf die Gefahr hin Fehler zu machen. Licht das Wärme spendet- es gibt nicht nur ein Leben nach dem Tod auch vor dem Tod. Wärme in unser Leben zu bringen- weil wir einen Sinn in der Auferstehung haben. Sie wandelt ihre Energie in Licht und Herzenswärme um. Sie leuchtet, indem sie verbrennt. Licht – als brennende Flamme Ich darf mich jeden Tag an der Liebe Gottes entzünden. Für uns Benediktiner heißt das auch das Feuer zu hüten und nicht die Asche bewahren. Oder anders gesagt Die Osterkerze ist das Zeichen für Jesus selbst. Sie hat einen Ehrenplatz in der Kirche. An ihr soll sich auch unser Leben anstecken, brennen und anderen leuchten. Deshalb wird bei besonderen Gelegenheiten an ihrem Licht das kleine private Licht der Gläubigen entzündet: bei Taufe, Erstkommunion, Firmung, Hochzeit, Totengedenken. Jedes Mal eine Botschaft der Hoffnung für den, der sehen kann. Wir wollen immer vorher wissen, was hernach kommt; wir wollen auferstehen, aber nicht sterben. Dass mich der Tod nicht tötet, werde ich erst erleben, wenn ich selbst gestorben bin. Im Osterlicht keimt neue Hoffnung, in der wir den Tod nicht schauen – in Ewigkeit. (E. Gruber) In St. Ottilien will das Motiv des blühenden Baumes mit Christus als Wurzel und Wipfel die frohe Botschaft aufleuchten lassen, dass das Leben, die Auferstehung siegt. Lied: Freunde das der Mandelzweig
© Copyright 2024 ExpyDoc