die lugen der sieger

FILM FESTIVAL
ROM 2014
OFFICIAL SELECTION
HOFER
FILMTAGE 2014
FLORIAN DAVID FITZ LILITH STANGENBERG
DIE LUGEN
DER SIEGER
EIN FILM VON CHRISTOPH HOCHHÄUSLER
MANCHE
GESCHICHTEN
SIND GRÖSSER
ALS TATSACHEN
HORST KOTTERBA | URSINA LARDI | ARVED BIRNBAUM | GOTTFRIED BREITFUSS | KARL FISCHER | JAKOB DIEHL | JEAN-PAUL COMART | ZINEDINE SOUALEM | SEYNEB SALEH
NFP MARKETING & DISTRIBUTION* PRÄSENTIERT EINE HEIMATFILM PRODUKTION IN KO-PRODUKTION MIT MACT PRODUCTIONS WDR ARTE UND ARTE FRANCE CINEMA
GEFÖRDERT VON FILM- UND MEDIENSTIFTUNG NRW MEDIENBOARD BERLIN-BRANDENBURG FILMFÖRDERUNGSANSTALT DEUTSCHER FILMFÖRDERFONDS BKM CNC
DREHBUCH ULRICH PELTZER UND CHRISTOPH HOCHHÄUSLER KAMERA REINHOLD VORSCHNEIDER CASTING ULRIKE MÜLLER MASKE ANTJE BOCKELOH KOSTÜM PERI DE BRAGANCA SZENENBILD RENATE SCHMADERER SOUND DESIGN RAINER HEESCH
MISCHUNG HERVÉ BUIRETTE TONMEISTER JÖRG KIDROWSKI KOMPONIST BENEDIKT SCHIEFER SCHNITT STEFAN STABENOW HERSTELLUNGSLEITUNG SASCHA VERHEY REDAKTION MICHAEL ANDRÉ BIRGIT K ÄMPER ANDREAS SCHREITMÜLLER OLIVIER PÈRE RÉMI BURAH
KO-PRODUZENT ANTOINE DE CLERMONT-TONNERRE PRODUZENTIN BETTINA BROKEMPER REGIE CHRISTOPH HOCHHÄUSLER
WWW.DIELUEGENDERSIEGER-DERFILM.DE
/ LUEGENDERSIEGER
präsentiert
DIE LUGEN
DER SIEGER
ein Film von
Christoph Hochhäusler
Drehbuch
Ulrich Peltzer, Christoph Hochhäusler
Produktion
Heimatfilm GmbH + CO KG
Produzentin
Bettina Brokemper
In Co-Produktion mit
MACT Productions
In Zusammenarbeit mit
WDR, ARTE, ARTE FRANCE CINEMA
Mit Förderung von
Film- und Medienstiftung NRW, Medienboard Berlin-Brandenburg,
FFA, DFFF, BKM, CNC
KINOSTART: 18. JUNI 2015
Verleih Deutschland: NFP marketing & distribution*
Vertrieb: Warner Bros
1
DIE LUGEN
DER SIEGER
INHALTSVERZEICHNIS
Kontakte
Kurzinhalt
Pressenotiz
Inhalt
Director’s Note
Interview mit Christoph Hochhäusler
Zusatzinfos
Interview mit Florian David Fitz
Cast (Florian David Fitz)
Cast (Lilith Stangenberg)
Cast (Horst Kotterba)
Cast (Ursina Lardl)
Crew
Übersicht Cast & Crew
S. 3
S. 4
S. 4
S. 5
S. 6
S. 7
S. 11
S. 13
S. 16
S. 17
S. 18
S. 19
S. 20
S. 21
2
DIE LUGEN
DER SIEGER
VERLEIH
NFP marketing & distribution*
Kantstr. 54
10627 Berlin
Tel.: 030 32909 413
Fax: 030 32909 419
www.NFP.de
PRODUKTION
Heimatfilm GmbH + CO KG
Regentstr. 46
51063 Köln
Tel: 0221 977799 – 0
Fax: 0221 977799 – 19
[email protected]
www.heimatfilm.biz
PRESSEBETREUUNG
boxfish films
Raumerstr. 27
10437 Berlin
Tel: 030 4404 4751
Fax: 030 3646 2629
[email protected]
TECHNISCHE ANGABEN
Format: Cinemascope (1:2,39)
Ton: Dolby Digital 5.1 Surround / Stereo
Länge: ca. 112 min
3
DIE LUGEN
DER SIEGER
KURZINHALT
Fabian Groys (Florian David Fitz) ist ein renommierter Journalist in der Hauptstadtredaktion eines politischen Nachrichtenmagazins. Gemeinsam mit Nadja (Lilith Stangenberg), einer ihm zugeteilten Praktikantin, recherchiert er eine brisante Story über die zweifelhafte Invalidenpolitik der Bundeswehr. Als sie ihm wegbricht, weil sein Informant abspringt,
schwenkt Groys auf einen Giftmüllskandal um. Dann mehren sich Anzeichen, dass beide Geschichten zusammenhängen, und die Story nimmt Fahrt auf. Doch etwas weckt Groys’ Argwohn: Kann er seinen Informationen wirklich trauen?
PRESSENOTIZ
In seinem Polit-Thriller DIE LÜGEN DER SIEGER beleuchtet Regisseur Christoph Hochhäusler ein hochaktuelles Thema:
Die Auseinandersetzung mit Macht, Lobbyismus und die Manipulation von Medien. DIE LÜGEN DER SIEGER entspinnt
ein geschicktes Spiel um gezielte Indiskretionen, lancierte Halbwahrheiten, die Jagd nach der großen Enthüllungsstory
und die mitunter zwielichtige Arbeitsweise von Lobbyisten. So wirft Hochhäusler einen Blick auf die Akteure jenseits der
öffentlichen Bühne und offenbart, wie sie politische und journalistische Prozesse beeinflussen und steuern. Damit geht
es in DIE LÜGEN DER SIEGER um nicht weniger als die Integrität unserer Entscheidungsträger und die Verlässlichkeit
unserer Informationsquellen.
Für DIE LÜGEN DER SIEGER versammelt Christoph Hochhäusler vor der Kamera u.a. Florian David Fitz und Lilith Stangenberg als Journalisten auf der Spur einer brisanten Geschichte; Horst Kotterba als Wegbereiter ihres fragwürdigen
Erfolgs sowie Ursina Lardi und Arved Birnbaum als politische Lobbyisten und zwielichtige Strippenzieher im Hintergrund.
4
DIE LUGEN
DER SIEGER
INHALT
Fabian Groys ist ein Risikosucher: ehemaliger Kriegsberichterstatter, Porschefahrer, Spieler – einer, der sich chronisch
überschätzt, aber vielleicht doch kein schlechter Journalist ist. Er arbeitet in der Hauptstadtredaktion eines politischen
Nachrichtenmagazins; seine Arroganz fällt dort kaum auf. Sein Schwerpunkt: Verteidigung. Die letzten Wochen hat er an
einer vermeintlich großen Story gearbeitet – über eine schwarze Kasse der Bundeswehr, die hilft, aus Invaliden statistisch Gesunde zu machen. Aber die Sache droht zu scheitern, weil sein Informant den Moralischen bekommen hat. Und
jetzt drückt ihm sein Ressortleiter eine Praktikantin aufs Auge, die er nicht ablehnen kann. Nadja, so heißt sie, muss er
erst einmal loswerden, er gibt ihr einen absurd klingenden Rechercheauftrag: ein Mann hat sich in ein Löwengehege
gestürzt. Warum? Hauptsache, Nadja ist beschäftigt.
Fabian schrammt unterdessen knapp an der Pleite vorbei, seinen Porsche muss er verpfänden. Spielschulden. Zu seiner
Überraschung entwickelt sich aus der Alibi-Recherche eine brisante Story, die er, kaum nimmt sie Fahrt auf, für sich
reklamiert. Nadja empört diese Übernahme und so arbeiten sie schließlich widerwillig zusammen. Es geht um einen
Vergiftungsskandal bei einer Gelsenkirchener Recyclingfirma. Der Mann aus der Löwengrube könnte – so die These – in
der Arbeit psychisch krank geworden sein. Und das war möglicherweise kein Einzelfall.
Kurz entschlossen fährt Fabian mit Nadja nach Gelsenkirchen. Im ausgelösten Porsche. Aber dort öffnen sich ihnen keine
Türen. Die Witwe lässt sich verleugnen, die Firma mauert, der Pathologe windet sich. Aber ihre Recherche stößt anderswo auf Interesse. Eine PR Agentur, die wir in Bruchstücken, Stimmen, Andeutungen schon am Anfang des Films wahrgenommen haben, will die Vergiftungs-Story verhindern oder besser: sanft ablenken. Und so tauchen bei den beiden
plötzlich passende Puzzlestücke auf, die dem vermuteten Chemie-Skandal einen interessanten Dreh geben: die Opfer
– inzwischen wissen Fabian und Nadja, dass es mehrere gibt – scheinen alle in der gleichen Kompanie gewesen zu sein.
Hat die Bundeswehr der Recyclingfirma ihre Psycho-Altlasten aufgehalst? Auch wenn sich die Ungereimtheiten mehren,
die Geschichte schafft es auf den Titel. Zu spät erfährt Fabian, dass die Verbindung zu seiner alten Geschichte konstruiert war, Ergebnis einer bewussten Fälschung. Aber wer steckt hinter den Manipulationen? Und ist Aufklärung wirklich
in seinem Interesse? Sein Ressortleiter ist nicht begeistert, als er weiter forscht...
Was Fabian herausfindet, geht über eine Schlagzeile hinaus.
5
DIE LUGEN
DER SIEGER
DIRECTOR’S NOTE
Das, was wir „öffentliche Meinung” nennen, fällt nicht vom Himmel. Sie wird erzählt, gemacht, geändert – bis sie passt.
Zahllose Berufe kreisen heute um Wirkung und Wahrnehmung. Einer durchaus überschaubaren Anzahl professioneller
Journalisten stehen dabei mehr und mehr Spezialisten gegenüber, die nicht der Neutralität verpflichtet sind. Lobbyisten,
Spin-Doktoren und PR-Profis sind gefährlich vor allem dann, wenn sie im Verborgenen wirken. Von so einer „verdeckten
Operation” erzählt der Film. Um zu verhindern, dass ein Giftmüll-Skandal die ruhigen Wasser einer folgenreichen Gesetzesänderung trübt, wird der Journalist Fabian und seine Schreibpartnerin Nadja mehr oder weniger sanft auf eine andere Geschichte abgelenkt. Als Fabian merkt, dass er zum Opfer einer Manipulation geworden ist, gerät er selbst in Gefahr.
Der Film erzählt als Thriller, was zum Alltag der Berliner Republik geworden ist. Ziel ist weniger Empörung als ein Bewusstsein dafür, welche Akteure, welche Interessen unter der Oberfläche „Öffentlichkeit” operieren. Wenn man schreibend das Netz einer solchen Geschichte aufspannt, verfangen sich darin unwillkürlich Wirklichkeitspartikel. Zu den
Aktualitäten, die uns in Bezug auf das Projekt beschäftigt haben, gehört zum Beispiel der Prozess um den Envio-Vergiftungsskandal, die Kampagnen-Unterlagen der Atomlobby (die der taz zugespielt wurden), die Lobby-Schlacht um die
Gefahrenstoff-Verordnung REACH, der Kampf des Afghanistan-Veteranen Sedlatzek-Müller um Entschädigung und die
News of the World-Affäre in Großbritannien, um nur einige zu nennen.
Christoph Hochhäusler
6
DIE LUGEN
DER SIEGER
INTERVIEW MIT CHRISTOPH HOCHHÄUSLER
(REGIE, DREHBUCH)
„Zu viele von uns glauben, dass die öffentliche Meinung,
ganz natürlich entsteht. Das tut sie nicht.“
Wie kam es zu diesem Projekt?
Warum ich diesen Film machen wollte? Aus Sehnsucht! Aus Sehnsucht nach Filmen, die es nicht gibt, die uns fehlen.
Ich vermisse gesellschaftspolitische Geschichten, die über die üblichen Vater-MuttervKind-Erzählungen hinausgehen.
Deshalb wollte ich einen modernen Polit-Thriller machen, der den Zuschauer in seinen Bann zieht, aber auch irritiert. Es
geht mir nicht um Realismus, aber durchaus um die Auseinandersetzung mit Wirklichkeit. Man könnte sagen, es geht
mir um Verführung zur Aufmerksamkeit.
Das Drehbuch hast du gemeinsam mit Ulrich Peltzer geschrieben. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Das Projekt hat eine lange Vorgeschichte. Nach Falscher Bekenner (2005) habe ich schon einmal ein Drehbuch geschrieben, in dem ein Journalist die Hauptrolle spielte, allerdings in einem völlig anderen Rahmen. Die Geschichte
damals war inspiriert von Fritz Langs Mabuse-Filmen und handelte von einem Meister-Manipulator, der eine Armee der
Armen orchestriert. Ich habe damals nicht den richtigen Ton für die Geschichte gefunden, das Ganze wäre sowieso zu
teuer geworden, also habe ich das Projekt irgendwann aufgegeben.
Stattdessen begann ich, mit Ulrich Peltzer zu arbeiten, wir haben zusammen das Drehbuch zu Unter dir die Stadt geschrieben, was sehr viel Spaß gemacht hat. Und bald kam die Frage auf: Was machen wir als nächstes? Ich hab ihm
dann mein altes Drehbuch zu lesen gegeben, er fand es wie ich misslungen, gleichzeitig reizte uns die Vorstellung,
einen Film zu schreiben, der in der Medienindustrie spielt. Wir hatten das Gefühl, dass es interessant wäre, „moderne
Probleme“ auch in anderen immateriellen Branchen zu erforschen. Nach dem Investmentbanking wollten wir uns nun
der öffentlichen Meinung widmen. Eine Zeitlang gab es den Plan, einen Film über die politische Maschinerie in Brüssel
zu machen. Vielleicht machen wir das noch eines Tages. Letztendlich haben wir uns für die Geschichte über Journalismus entschieden und das Drehbuch komplett neu geschrieben. Das Einzige, was wir aus dem alten Skript übernommen
haben, ist der Name der Hauptfigur: Fabian, in Anlehnung an Kästners gleichnamigen Roman.
Wie realistisch ist die Geschichte bzw. wie nah an dem, was ihr während der Recherche
zum Film herausgefunden habt?
Wie bei Unter dir die Stadt hat die Recherche eine wichtige Rolle gespielt. Wir hatten das Gefühl, dass sich das Informationsgeschäft in den vergangenen Jahren ziemlich verändert hat. Wir wollten zeigen, wie schlecht vorbereitet der Journalismus alter Schule ist, wenn es um Überwachung und Industriegeheimnisse geht. Natürlich gab es schon Wikileaks,
aber als wir am Drehbuch schrieben, hatte der Whistleblower Snowden noch in keine Pfeife geblasen und auch der Sony-Hack war noch nicht passiert. Unsere digitale Verletzlichkeit wird bis heute vor allem als eine Ohnmacht gegenüber
staatlichen Organen beschrieben. Aber natürlich nutzt auch und gerade die Industrie die Möglichkeiten der digitalen
Überwachung oder Mittel digitaler Manipulation. Leider ist das realistisch. Lobbyisten machen das. Sicherlich ist unsere
Geschichte eine Fiktion. Aber so ziemlich alles in ihr ist auf die ein oder andere Art und Weise schon geschehen.
7
DIE LUGEN
DER SIEGER
War das ein überraschendes Ergebnis eurer Recherche?
Ich war schockiert, als ich erfahren habe, dass die deutsche Apotheker-Lobby (der Apotheker-Verband) die gesamte
digitale Kommunikation des Bundesministeriums für Gesundheit abgefangen hat. Die lasen die Entwürfe neuer Gesetze,
noch bevor der Minister sie in der Hand hatte. Ich weiß nicht, ob sie direkt in den Datenverkehr eingegriffen haben, aber
sie hätten es tun können. Noch mehr schockiert mich, dass das niemanden so richtig zu kümmern scheint.
Wenn sich schon eine kleine und relativ unwichtige Lobby-Gruppe in „ihr“ Ministerium hacken kann, kann man sicher
sein, dass es mächtigere Interessen erst recht tun. Wir hatten also eine Ahnung von dem, was alles noch passieren
könnte. Viele, die das Drehbuch vor den Snowden-Enthüllungen lasen, hielten unsere Geschichte für Science-Fiction.
Dabei ist der Einfluss der Medien auf die öffentliche Meinung tägliche Realität.
Im Berlin von heute macht praktisch jeder „in Medien”. PR-Leute, Kommunikationsspezialisten und Lobbyisten tun dabei praktisch die gleichen Dinge, haben die gleiche Ausbildung und nutzen die gleichen Werkzeuge wie Journalisten. In
gewisser Weise sehen sie sich ähnlich, arbeiten womöglich im gleichen Gebäude. Aber es gibt viel weniger Journalisten
als „Beeinflusser”, die auch viel besser bezahlt werden – während der Journalismus ums Überleben kämpft, wie wir alle
wissen. Das Kräfteverhältnis ist noch asymmetrischer geworden.
Wie hast du dieses Kräfteverhältnis mithilfe der Kamera und der Szenenbilder umgesetzt?
Das technische Auge ist in unser Leben eingedrungen. Ich rede nicht über Überwachungskameras. Ich spreche von
Scannern, von Fotozellen, die das Licht anschalten oder die Toilettenspülung bedienen; von Sensoren, die unseren
Körper erkennen, egal ob wir einen Aufzug, ein Flugzeug oder ein Geschäft betreten. Ich finde es sehr interessant, wie
diese Bilder, die keine menschliche Perspektive haben, in unser Leben treten – sei es in Form eines Strafzettels, eines
Ultraschall-Baby-Bildes oder eines Körperscans am Flughafen. Mit dem, was ich als „Scan-Tracks“ bezeichne - sich
wiederholende, scheinbar desinteressierte Bewegungen der Kamera – haben wir versucht, diese außermenschliche
Perspektive zu evozieren.
Der Film ist viel dynamischer als deine anderen Filme, insbesondere auch im Schnitt. Warum?
Es ging uns darum, den Überblick zu verweigern. Gegenwart ist unübersichtlich, man kann sie nicht anhalten. Sie zerfällt
in Momente, die man erst in der Rückschau, erzählend, zusammenfügen kann. Deshalb ist die Kamera viel in Bewegung, viele Szenen erleben wir wie aus dem Augenwinkel, nicht frontal, sondern en passant. Wir haben digital gedreht,
aber bewusst versucht, die übergroße Klarheit zu brechen durch analoge Anachronismen, russische Anamorphoten.
Ein Alptraum für den Schärfeassistenten, aber eben interessant in ihrer Tendenz, die Linien zu stauchen, die Lichter zu
verzeichnen usw. Stefan Stabenow hat das Ganze dann in der Montage weiter forciert. Das Ziel war eine „musikalische”
Montage, die sich nicht damit begnügt, das Schauspiel abzubilden, sondern ihrerseits kommentiert, pointiert, rafft, voraus- und gelegentlich auch über das Geschehen hinausschaut.
Für die Agentur wollten wir ein modernes Büro erzählen, in dem von Terror bis Kunst alles passieren könnte. Ein neutraler Raum – pseudo-transparent, ideologisch offen. Das Gebäude des Nachrichtenmagazins dagegen sollte aus einer
analogen Ära kommen, in diesem Fall den 80er Jahren, „der guten alten Zeit” des Magazinjournalismus. Wir haben die
Redaktion in einem ehemaligen Gebäude der Deutschen Welle gedreht, einer Architektur, die durchaus noch ein utopisches Projekt verrät, eine Vorstellung von Journalismus als einer Säule der Demokratie vielleicht, die in den meisten
modernen Medienarbeitsplätzen verloren gegangen ist.
8
DIE LUGEN
DER SIEGER
Hast du der Reminiszenz an „die guten alten Zeiten“ bewusst einen modernen, elektronischen Soundtrack von
Benedikt Schiefer gegenübergestellt?
Was mir an der Zusammenarbeit mit dem Komponisten Benedikt Schiefer sehr gefällt ist der experimentelle Charakter.
Wir probieren – oft zusammen mit Stefan Stabenow (Schnitt) – lange Zeit nur aus, welche Töne die Wahrnehmung der
Bilder und Szenen produktiv verändern. Stilistisch ist die Bandbreite in diesem Film sehr groß, es gibt elektronische
Musik, minimalistische und „maximalistische” (d.h. breit orchestrierte) Musik, die mal mehr, mal weniger traditionellen
Mustern folgt, es gibt sowohl Einfühlung als auch kontrapunktischen Musikeinsatz. Ich finde, es muss immer eine gewisse Spannung geben zwischen der Musik und der Szene, meine Filme brauchen einen selbstbewussten Zuschauer,
der die verschiedenen Elemente des Film sozusagen im Kopf zusammenfügt. Filmmusik wird häufig als eine Art Hirtenhund missverstanden, der den Zuschauer von einem Gefühl ins andere hetzt. Wir wollen mehr Eigensinn in der Musik,
mehr Freiheit.
Würdest du sagen, dass sich dieser Eigensinn auch in der Wahl der Rollenbesetzung wiederfindet?
Mir geht es eigentlich immer so, dass ich im Besetzungsprozess meine Vorstellungen über Bord werfe. Ich will überrascht werden, auch eben von meinem eigenen Text, meinen Figuren. Kleine Szenenarbeiten, „Castings”, sind deshalb
ganz entscheidend, um eine Rolle zu besetzen. Nur so erfährt man etwas über die „Chemie” zwischen zwei Schauspielern, und natürlich auch darüber, ob man selbst einen Draht zu ihnen findet. Florian und Lilith sind ein Gegensatzpaar,
in Herkunft, Ausbildung, Erfahrung, Körperlichkeit. Dieser Kontrast hat mich interessiert. Ich glaube, ein „ideales Paar”
wäre schnell fad geworden. Die Geschichte braucht eine gewisse Kratzbürstigkeit beiderseits, die nur durch Reibung
(und Arbeit) zeitweise überwunden wird. Auch Ursina und Gottfried sind wie ich finde gute Antipoden. Mein Wunsch ist
letztlich, Paare oder Konstellationen zu finden, die schon in sich reaktiv sind, mit denen ich meine Ideen also auch fremd
und neu erleben kann. Als Regisseur bin ich zunächst einmal Zuschauer.
Irgendwie scheint alles miteinander verwoben zu sein – angefangen bei der Regierung über die Sozialen Medien bis hin zu den politischen Magazinen. Kann ein Unternehmen oder ein Einzelner heute überhaupt noch
unabhängig sein und wo hat dieses Phänomen überhaupt seinen Ursprung?
Ich denke, ein großer Teil dieser Veränderungen, die wir sehen, ist unfreiwillig. Viele Dinge passieren, weil sie möglich
sind. Es ist ein bisschen wie mit der Entstehung des Kinos. Niemand sah es kommen. Ja, im Prinzip, erfanden mehrere
Personen das Kino um die gleiche Zeit herum. Aber niemand hat es „erfunden“, um einen bestimmten Zweck zu erfüllen.
Niemand wusste, wie es unsere Beziehung zur Welt verändern würde. Schließlich hätte es eine kurzlebige Erfindung
sein können, wie so viele davor und danach. Genau so ist es mit dem Internet. Als ich zum ersten Mal davon gehört
habe, konnte ich mir nicht vorstellen, dass es einmal wichtig für mich werden würde. Aber irgendwann erschien eben
auch mir die „physische“ Post unendlich umständlich. Die Technologie treibt alles voran. Aber im Grunde genommen ist
unser Wunsch, menschliche Grenzen zu überwinden, dafür verantwortlich. Wir wollen die Begrenztheit unseres Körpers
überwinden. Uns schneller bewegen, fliegen, tauchen, unsichtbar sein, alles sehen und ohne Emotionen töten können,
kurz: Wir wollen die Welt beherrschen – weil wir sie fürchten, weil wir unseren schwachen und alternden Körper fürchten und Angst vor dem Tod haben. Kein Wunder, dass Superhelden im Kino so erfolgreich sind.
9
DIE LUGEN
DER SIEGER
Wie bist du den Herausforderungen des Genres Thriller begegnet?
Ein Thriller ist wirklich harte Arbeit am Plot und ziemlich gnadenlos dazu. Die Schwierigkeit war es, nur die Spitze des
Eisbergs zu zeigen, zugleich aber die Ahnung für die fehlenden 90 Prozent wach zu halten. Es war eine große Herausforderung, die richtige Balance zwischen der individuellen Geschichte – Fabians Schlafwandel in diesem Sumpf – und
einer „panoramischen“ Perspektive auf das System, in dem Fabian arbeitet, zu finden. Fabian ist ja sowohl Protagonist
als auch Exempel.
Und er ist eigentlich eine Marionette, deren Arbeitsergebnisse manipuliert werden und somit auch die öffentliche Meinung.
Wir sind es gewohnt, unser eigenes Leben als aktiv zu beschreiben und traditionell bedienen Geschichten diese Täuschung. Unsere autobiographische Erzählung ist die Reise eines Helden. Andererseits bezweifeln wir in der Realität
durchaus, dass andere ihr Schicksal selbst schreiben. Alles in allem denke ich, Fabian ist einer von uns. Er glaubt, er
weiß, wie der Hase läuft. Bis er erfährt, dass in der Tat andere seine Geschichte schreiben oder mit ihr spielen.
Ich glaube, es ist wichtig zu verstehen, dass die öffentliche Meinung in der gleichen Art und Weise geschrieben wird, wie
Fabian von uns Drehbuchautoren geschrieben wurde.
Es ist ein Akt der Konstruktion. Niemand weiß, wie das fertige Gebäude oder die fertige Figur sich anfühlen wird. Aber
es gibt ganz sicher einen Plan und eine Vorstellung von ihrem Zweck. Zu viele von uns glauben, dass die öffentliche
Meinung „natürlich“ entsteht. Das tut sie nicht.
10
DIE LUGEN
DER SIEGER
ZUSATZINFOS
Der Fall des Afghanistan-Veteranen Robert Sedlatzek-Müller
Der heute 37-jährige Fallschirmjäger mit Ausbildung zum Einzelkämpfer und Sprengstoffexperte überlebte im März
2002 während eines Bundeswehreinsatzes in Kabul eine schwere Explosion. Seitdem leidet er an einer Posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS.
Das „Einsatzweiterverwendungsgesetz“ regelt die Weiterbeschäftigung von Verwundeten als Soldat oder Zivilist bei der
Bundeswehr. Allerdings erst für Ansprüche, die nach dem 1. Dezember 2002 entstanden sind und somit nicht für Robert
Sedlatzek-Müller. Nach dem Ablauf seines Zeitvertrags bei der Bundeswehr steht er rat- und weitgehend mittellos da.
Gegen alle Widerstände aus den Reihen der Bundeswehr geht Robert Sedlatzek-Müller an die Öffentlichkeit. Seine Besuche im Bundestag und zahlreiche Interviews in verschiedenen Medien haben Erfolg. Am 28. Oktober 2011 billigt der
Bundestag eine Neuregelung des strittigen Gesetzes. Nun erhalten Soldaten wie Robert Sedlatzek-Müller rückwirkend
zum 1. Juli 1992, bei einem Verletzungsgrad von 50 Prozent einmalig 150.000 Euro und sie haben bei einer Minderung
der Erwerbsfähigkeit um 30 Prozent einen Anspruch auf Weiterbeschäftigung im Bundesdienst. Seine Erlebnisse beschreibt Robert Sedlatzek-Müller in seinem Buch „Soldatenglück“.
Über Envio und Atom-Lobby
„Der Giftskandal um die Dortmunder Entsorgungsfirma Envio ist die bundesweit größte PCB-Katastrophe der letzten
Jahrzehnte. Durch fahrlässigen Umgang mit der als krebserregend geltenden Chemikalie PCB wurden mindestens 360
Menschen vergiftet und große Flächen im Dortmunder Hafen verseucht. Die PCB-Mengen im Körper ehemaliger Envio-Arbeiter liegen in der Spitze um mehr als das 25.000-fache über dem Richtwert. Nie zuvor sind solche PCB-Belastungen gemessen worden, in ganz Europa nicht. Zwei Hauptgründe führten zur Katastrophe: Die Profitgier der Firma
Envio, die Gesetze missachtete. Und die Schlampigkeit der Behörden, die dies nicht ahndeten.“
(Der Envio-Prozess, WAZ, 19.11.2012)
11
DIE LUGEN
DER SIEGER
Zum Lobbyismus in Deutschland
Lobbyismus ist auch in Deutschland ein schmaler Grad zwischen legitimer Interessenvertretung und einer möglichen
Gefährdung demokratischer Grundprinzipien, weil Interessengruppen (Lobbys) vor allem durch die Pflege persönlicher
Verbindungen versuchen, die Exekutive und die Legislative zu beeinflussen. Außerdem wirken sie auf die öffentliche
Meinung durch Öffentlichkeitsarbeit ein und Unternehmen spenden große Summen an die Parteien und beeinflussen
auf diese Weise Politik in ihrem Sinne.
Im Januar 2015 hat die Süddeutsche Zeitung aufgedeckt, dass nach aktuellem Stand 2.221 Lobbyorganisationen über
die begehrten Hausausweise zum Deutschen Bundestag verfügen und damit jederzeit Zugang zu den Liegenschaften
des deutschen Bundestages haben. Abgeordnetenwatch.de hat jetzt die Bundestagsverwaltung auf Herausgabe dieser
Daten verklagt. Transparency International fordert eine „legislative Fußspur“ in Form eines Lobbyregisters und von Karenzzeiten, um zu dokumentieren „welcher externe Sachverstand bei der Vorbereitung des Gesetzentwurfs an welchen
Stellen eingeflossen ist“.
Aus dem Pressekodex
„Verleger, Herausgeber und Journalisten müssen sich bei ihrer Arbeit der Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit
und ihrer Verpflichtung für das Ansehen der Presse bewusst sein. Sie nehmen ihre publizistische Aufgabe fair, nach
bestem Wissen und Gewissen, unbeeinflusst von persönlichen Interessen und sachfremden Beweggründen wahr.“
(Präambel, Pressekodex)
„Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen
Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben.“
(Sorgfaltspflicht, Ziffer 2, Pressekodex)
12
DIE LUGEN
DER SIEGER
INTERVIEW MIT FLORIAN DAVID FITZ
(FABIAN GROYS)
„Wir wollen immer die Welt durchdringen und denken, es gibt am Ende des Tages
den einen wahren und guten Kern und den könne man journalistisch darstellen.“
Der Journalist Fabian Groys sagt im Film: „Man ist immer nur so gut, wie seine letzte Story“. Was meint der
Schauspieler Florian David Fitz dazu?
Das lässt sich vermutlich auf alle kreativen Berufe anwenden. Natürlich wird man tendenziell an dem gemessen, was
passiert ist. Aber ich glaube, irgendwo muss man sich da auch locker machen. Egal, ob man Schauspieler oder Journalist ist. Man kann sich nicht von dem verrückt machen lassen, was alles falsch laufen könnte. Nur dann erhält man
sich diese Naivität, die Freiheit und einen gewissen Größenwahn, den es halt auch braucht, um überhaupt etwas auf die
Beine zu stellen.
Ein ASL-Erkrankter in Hin und weg, ein Mathematiker in Die Vermessung der Welt, ein junger Mann mit Tourette-Syndrom in Vincent will Meer und jetzt ein investigativer Journalist mit Diabetes. Nach welchen Kriterien
wählst du deine Rollen?
Ich versuche, so gut wie möglich zu mischen. Natürlich freue ich mich über einen erfolgreichen Film, aber ich freue mich
genauso, wenn ich mir eine schauspielerische Freiheit bewahre. In diesem Fall hat mich sowohl Christoph interessiert
als auch das Genre. Und darüber hinaus, wie Christoph mit diesem Genre umgeht. Er macht ja nicht nur einfach einen
Polit-Thriller, sondern einen Christoph Hochhäusler-Polit-Thriller. Das macht das Ganze noch ein bisschen spannender.
Zudem interessiert mich sehr, wie unsere Realität in den Medien geschaffen wird. Und dann ist Fabian noch als zwiespältige Figur angelegt. Das ist immer spannend zu spielen.
Du meinst die Zwiespältigkeit zwischen journalistischem Anspruch und Erfolg?
Man sieht schon noch die Leidenschaft, die in Fabian steckt. Aber man sieht auch diese gewisse Routine, die mit diesem
Job kommt. Im Laufe der Zeit wird man so hart gekocht von diesen ganzen Fakten, mit denen man täglich konfrontiert
wird. Das ist wahrscheinlich ähnlich wie in der Politik, man fängt mit einem großen Herzen an und will die Welt verändern. Aber wenn man ein arbeitender Journalist sein will, dann muss man eben primär eine gute Story schreiben. Die
sind sicher auch gut recherchiert, unterliegen dann aber meistens anderen Kriterien, als nur der Wahrheit so nahe wie
möglich zu kommen. Wahrheit allein ist meistens noch keine Story.
Und daraus ergeben sich die Fragen aus diesem Film: Wie verlässlich sind diese „Knaller-Geschichten“, durch
wen könnten sie manipuliert sein und vor allem, wie beeinflussen sie die öffentliche Meinung?
Es sind ja nicht nur die offensichtlich ‚Bösen‘, also die PR-Agentur, die beeinflussen, was die Wahrheit ist. Eine Information der Medien wird auf vielen Ebenen gefiltert. Das beginnt schon damit, welche Informationen bei uns ankommen. Welche sind relevant und welche Information interessiert uns überhaupt. Letztendlich ist das unser eigener Filter als Leser.
Meistens wollen wir nur das hören, was unsere Weltsicht bestätigt. Die Medien sind unter Zugzwang. Das veralbern wir
im Film ja auch, wenn Fabian sagt: „Wie können wir die 120. Rückengeschichte machen? Dann haben wir wieder eine
13
DIE LUGEN
DER SIEGER
super Auflage.“ Und natürlich gibt es noch den Filter: Wer hat Interesse daran, was bei uns ankommt? Es ist also nicht
nur so, dass eine Seite die öffentliche Meinung beeinflusst. Das ist sehr ernüchternd. Ich glaube, da will uns Christoph
Hochhäusler die Illusion in allen Richtungen nehmen.
Das klingt, als hättest du diese Illusion vor dem Film noch gehabt.
Na ja, früher sicher. Ich habe die Artikel gelesen und als gegeben oder als Wahrheit angenommen. Wenn man aber
irgendwo dabei war, oder echten Einblick hat und später über dieselbe Sache liest, dann sieht man, dass das auch nur
Menschen mit einer Meinung sind. Und findet dann überrascht handwerkliche Fehler. Das lässt einen dann doch mit
ein wenig mehr Distanz an zukünftige Artikel gehen. Und das ist ja auch gut so. Wir sollen ja nicht alles nachquatschen.
Wahrheit bei gleichzeitiger Neutralität geht also in den Medien nicht?
Ich glaube, dass ist einer unserer falschen Ansprüche. Wir wollen immer die Welt durchdringen und denken, es gibt am
Ende des Tages den einen wahren und guten Kern und den könne man journalistisch darstellen. Da hat mir Christoph
auf seine sehr eigene Art den Kopf gewaschen und gezeigt, dass es das nicht gibt. Man darf vielleicht diesen hehren
moralistischen Anspruch an die Medien gar nicht haben. Eigentlich kann man nur schauen, wie man mit ihnen umgeht.
Aber Ende vergangenen Jahres hast du in einem Interview gesagt:
„Ich glaube an eine Mitte. Und ich glaube an Moral...“
Dass ich an Moral glaube, hat sich auch nach dem Film nicht geändert. Nicht Moralin sondern Moral – zwei ganz unterschiedliche Sachen. Wir zücken ja immer ganz gerne den angespitzten Zeigefinger und deuten auf andere: der hat
Steuern hinterzogen, der hat seine Bundestagsmeilen für Privatflüge genommen, aber selber zahlen wir natürlich die
Putzfrau schwarz und gucken wie wir die Steuern noch drücken können. Aber das meine ich nicht. Ich besetze den
Begriff Moral nach wie vor positiv und meine damit den gewissen moralischen Kompass, den man in sich hat. Die Journalisten sind da natürlich in einer Zwickmühle. Sie sind am Ende des Tages hin und her gerissen zwischen Informationsund Sendungsbewusstsein und der Vorgabe, Unterhaltung zu produzieren und Leser zu generieren.
Etwas, womit auch deine Figur im Film zu kämpfen hat und am Ende moralisch fragwürdig, aber erfolgreich ist.
Na ja, Fabian ist nun wirklich kein moralisches Vorbild. Und schon gar nicht ist er der Repräsentant aller Journalisten.
Fabian ist ein Typ, der dadurch Blut leckt, dass er Widerstand bekommt. Spannend ist doch, wie die Moral, die Wahrheitssuche und vielleicht eine Überzeugung, die Fabian als Pragmatiker am Anfang dieses Films nicht mehr hat, im Laufe
dieser Geschichte wieder lebendig werden. Eigentlich habe ich ein gutes Gefühl für ihn. Auch, wenn er am Ende der
Geschichte selbst in keiner so guten Lage ist.
Nun kennst du ja die Medien von der „anderen Seite des Tisches“. Wie hast du dich auf die Rolle deines Gegenübers, also des Journalisten vorbereitet?
Als Schauspieler kennen wir die Medien schon ein bisschen besser als der normale Zeitungsleser, einfach weil wir mit
Journalisten häufiger in Kontakt kommen. Das ist sehr lehrreich. Aber hauptsächlich hat Christoph dieses Projekt wahnsinnig gut recherchiert. Ich konnte auf einen sehr reichen Fakten-Hintergrund zurückgreifen. Wir durften zusammen
zum SPIEGEL gehen. Die waren so freundlich und haben uns in ihr Hauptstadtbüro gelassen und wir konnten alle Fragen
stellen, die wir so hatten. Mir ging es bei dem Besuch eher um das tägliche Miteinander in der Redaktion. Das war für
mich wahnsinnig spannend und hat in der Vorbereitung sehr geholfen.
14
DIE LUGEN
DER SIEGER
Und wie war dann das Miteinander am Set? Ist man, wenn man selber Regisseur ist, versucht,
anderen Regisseuren reinzureden?
Also erst wäre ich jetzt zögerlich mit der Bezeichnung Regisseur. Ich habe einen Film gemacht und mache jetzt einen
zweiten Film. Da ist Christoph schon eine andere Hausnummer. Am Ende zählt immer die Abmachung: Der Regisseur erzählt die Geschichte. Ich mache Angebote und stelle Fragen dazu. Christoph ist sehr offen. Ich hätte ihn mir viel strenger
und mit festen Vorstellungen vorgestellt. Aber das ist gar nicht so. Christoph ist einfach wahnsinnig informiert und sucht
sehr viel. Das ist tatsächlich eine Gemeinsamkeit, die ich bei allen Leuten festgestellt habe, die etwas bewegen oder die
man zu den größeren Namen zählt. Die haben alle gemeinsam, dass sie suchen und ringen. Und nicht ans Set kommen
und sagen: Du, ich möchte das so und so machen. Christoph hat schon ein klares Gefühl dafür, welche ästhetische
Sprache er anwenden möchte, aber selbst die wird am Set noch gesucht. Und da war ich mit sehr offenen Augen dabei,
einfach um mich da auch ein bisschen voll zu saugen.
Interessant ist auch die Besetzung von Lilith Stangenberg als ihre Praktikantin.
Ich glaube einfach, dass Lilith aus der Tradition der Volksbühne eine ganz andere Weltsicht, ganz andere Erfahrungen
mitbringt als ich. Das war sehr lustig, weil da tatsächlich zwei Welten aufeinander geprallt sind. Das macht das Ganze
als Schauspieler und für den Zuschauer sehr spannend. Das ist auch das, was Christoph Hochhäusler wahrscheinlich
wollte, indem er uns zusammengebracht hat. Ich glaube, wir haben schon viel voneinander profitiert und uns gegenseitig angeschubst.
In Liliths Rolle als Praktikantin Nadja gibt sie Fabian all zu gern das Prädikat „Porsche-Fahrer“. Nun mal ehrlich,
wie war es denn in einem Porsche zu fahren?
Hey, das war ja jetzt nicht der erste Porsche, den ich gefahren bin und der hatte eher noch so einen Volkswagen-Motor
drin. Das war wie Käfer fahren. Wir standen da während der Rushhour in Berlin in der Sonne. Sagen wir so: Ich hatte
einen leichten Kohlenmonoxidkater. Aber es sieht bombe aus. Und das zählt doch, wie wir wissen.
Angenommen Fabians Geschichte ginge noch einen Tag länger. Was wünscht du dir würde passieren, wenn er
über den ersten Schock hinweg ist und morgens auf seinem Bett sitzt?
Ich habe das Gefühl, Fabian kämpft weiter. Ich habe das Gefühl, der hat jetzt eine Vision (lacht!). Es gab im Drehbuch
die Variante, dass sich Fabian nicht aufgibt, wissend, dass es ein Kampf gegen Windmühlen ist. Aber das ist eben ein
Christoph Hochhäusler Film. Christoph lässt das lieber offen. Es wäre ihm wahrscheinlich zu viel Zeigefinger.
15
DIE LUGEN
DER SIEGER
CAST
Florian David Fitz (Fabian Groys)
Geboren 1974 in München geht er nach dem Abitur 1994 nach Boston, Massachusetts. Dort studiert er am Boston Conservatory Schauspiel und Musik. In dieser Zeit schreibt er mehrere Musikstücke und gründet eine A-Capella-Gruppe.
Nach seinem Diplom zieht er 1998 wegen eines Angebots für ein Jahr nach New York. Ein Theaterengagement in seiner
Heimatstadt München führt ihn wieder nach Europa, wo er im Herbst 1999 seinen ersten TV-Film Das Psycho-Girl dreht.
Es folgen weitere Rollen in quotenstarken TV-Serien wie Der Bulle von Tölz, Verdammt verliebt oder Polizeiruf 110, aber
auch in ambitionierten Kinoproduktionen wie 3 Grad kälter (2004), dem Spielfilm-Debüt von Regisseur Florian Hoffmeister oder dem Zwei-Personen-Film Leon und Lara mit Maggie Peren. Bereits 2001 wird er für seine schauspielerische
Leistung in Verdammt verliebt mit dem „Rising Movie Award“ anlässlich des Münchner Filmfestes geehrt.
Von 2007 bis 2010 spielt er eine Hauptrolle in der Fernsehserie Doctor’s Diary. Die Serie wurde u.a. 2008 mit dem Deutschen Comedy Preis ausgezeichnet. Für seine schauspielerische Leistung im hoch gelobten TV-Film Meine verrückte
türkische Hochzeit wird Fitz 2007 mit dem Adolf-Grimme-Preis als „Bester Hauptdarsteller“ ausgezeichnet.
Es folgt eine weitere Hauptrolle in Vincent will Meer (2010). Für den Film schreibt Fitz auch das Drehbuch. Der Erfolg als
Autor und Hauptdarsteller des Filmes überzeugt auch die BAMBI-Jury, und so gewinnt Fitz den BAMBI 2010 als „Bester
Schauspieler national“. Der Film wird 2011 auch mit dem Deutschen Filmpreis und der LOLA in der Kategorie „Bester
Film“ geehrt.
Sein Regie-Debüt gibt Fitz 2012 mit der Filmkomödie Jesus liebt mich. Auch hierfür schreibt er das Drehbuch und übernimmt die männliche Hauptrolle. Neben ihm spielen Jessica Schwarz, Henry Hübchen und Hannelore Elsner.
Seine musikalischen Fähigkeiten stellt Fitz u.a. als Sänger des Songs „Weit weg von hier“ für den Disney Kinofilm Tiggers großes Abenteuer unter Beweis.
FilmografieRegie
2015 DIE LÜGEN DER SIEGER
Christoph Hochhäusler
2014
LügenVanessa Jopp
2014 Hin und weg Christian Zübert
2013 Da geht noch was! Holger Haase
2012 Jesus liebt mich Florian David Fitz
2011 Die Vermessung der Welt Detlev Buck
2010 Der Brand (TV)
Brigitte Bertele
2010 Vincent will Meer Ralf Huettner
2008 Männerherzen / Men in the City
Simon Verhoeven
2007 – 2010 Doctor‘s Diary (TV, 3 Staffeln)
Franziska Meyer Price
2004 3 Grad kälter Florian Hoffmeister
Auszeichnungen
2011 - Deutscher Filmpreis (LOLA) „Bester Hauptdarsteller“ für Vincent will Meer
2010 - BAMBI als Bester Schauspieler national für Vincent will Meer
2010 - Bayerischer Filmpreis Drehbuch für Vincent will Meer
2008 - Nominierung Deutscher Fernsehpreis, „Bester Schauspieler Nebenrolle“ für Doctor’s Diary
2007 - Adolf-Grimme-Preis als „Bester Hauptdarsteller“ im Film Meine verrückte türkische Hochzeit
2001 - Rising Movie Talents Award (Nachwuchspreis des Filmfests München)
16
DIE LUGEN
DER SIEGER
CAST
Lilith Stangenberg (Nadja Koltes)
1988 in Berlin geboren, wird sie vom Jugendtheater der Berliner Volksbühne entdeckt und spielt bereits im Alter von
16 Jahren Hauptrollen. Von 2009 bis 2012 gehört Stangenberg zum neuen Ensemble am Schauspielhaus Zürich, wo
sie unter anderem in Frank Castorfs Inszenierung des „Hofmeisters“ von Jakob Michael Reinhold Lenz spielt. Seit 2012
gehört sie zum festen Ensemble der Berliner Volksbühne.
Nach ersten Hauptrollen in den Kurzfilmen In Tirana (2008) und Lenny (2009) folgt ihr Spielfim-Debüt in Diaz – Don‘t
Clean Up This Blood (2012).
Vom SPIEGEL wird sie „eine Meisterin der Metamorphose“ bezeichnet und für ihre zahlreichen Rollen mit mehreren
Theaterpreisen geehrt.
FilmografieRegie
2015 DIE LÜGEN DER SIEGER
Christoph Hochhäusler
2015 Die Heimatlosen
Lars Kraume
2015 Wild Nicolette Krebitz
2014 LügenVanessa Jopp
2012 Buddha’s Little Finger
Tony Pemberton
2012 Diaz – Don’t Clean Up This Blood
Daniele Vicari
2011 BlitzeisGeorg Isenmann 2010 Das blaue Licht
Carsten Fiebeler 2009 Beelzebub Barbara Ott
Auszeichnungen
2011 - Publikumspreis der Gesellschaft der Freunde des Schauspielhauses Zürich
2010 - Kritikerpreis Theater heute als „Nachwuchsschauspielerin“
2008 - Short Tiger Sonderpreis
17
DIE LUGEN
DER SIEGER
CAST
Horst Kotterba (Hannes Hubach)
Horst Kotterba wird 1955 in Bernburg/Saale geboren. Seine Schauspielausbildung absolviert er von 1974 bis 1978
an der Theaterhochschule „Hans Otto“ in Leipzig. Nach seinem Engagement am Mecklenburgischen Staatstheater in
Schwerin ist er zwischen 1987 und 2000 Mitglied des Ensembles der Kammerspiele München. Hier arbeitet Kotterba
unter anderem mit Peter Zadek, Franz-Xaver Kroetz und Dieter Dorn. Es folgen Engagements am Bayrischen Staatsschauspiel, am Volkstheater Wien, dem Maxim Gorki Theater Berlin und am Theater Basel Schauspiel.
FilmografieRegie
2015 DIE LÜGEN DER SIEGER
Christoph Hochhäusler
2014 / 2013 Letzte Spur Berlin (TV) diverse
2013 Hai-Alarm am Müggelsee
Leander Haussmann
und Sven Regener
2012
ElternRobert Tahlheim
2011 SOKO Stuttgart (TV)
diverse
2009
Klimawechsel (TV)Kurt Arndt
2009
KDD (TV, Serie)Züli Aladay
2006-2004
Abschnitt 40 (TV)diverse
18
DIE LUGEN
DER SIEGER
CAST
Ursina Lardi (Karina von May)
Geboren 1970 im schweizerischen Graubünden wirkt sie bereits als Kind bei zahlreichen Theaterproduktionen in Graubünden mit. Nachdem sie zunächst eine Ausbildung zur Primarschullehrerin absolviert, geht sie 1992 nach Deutschland,
wo sie bis 1996 an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin Schauspiel studiert. Es folgen Theaterengagements am Maxim-Gorki-Theater (1996), am Düsseldorfer Schauspielhaus (Spielzeit 1996/1997), am Schauspiel
Frankfurt (1997–2001), am Schauspiel Hannover, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg (seit 2001), an der Berliner
Schaubühne (seit 2004) und am Berliner Ensemble (2009).
Lardi spielt auch in einer Reihe von Film- und Fernsehproduktionen. Sie wirkt bei Werner Schroeters Porträt über Marianne Hoppe (Die Königin, 2000) mit. An der Seite von Ulrich Tukur spielt sie die Baronin Marie-Louise in dem 2009 mit
der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichneten Spielfilm Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte.
FilmografieRegie
2015 DIE LÜGEN DER SIEGER
Christoph Hochhäusler
2013 Child 44 Daniel Espinosa
2013 Unter der Haut Claudia Lorenz
2012 – 2013 Akte Grüninger Alain Gsponer
2012
Traumland Petra Volpe
2012 A Most Wanted Man Anton Corbijn
2011
FestungKirsi Liimatainen
2011
Lore Cate Shortland
2010 Einer wie Bruno
Anja Jakobs
2010
Der Verdingbub Markus Imboden
2009 Songs of Love and Hate Katalin Gödrös
2009
Kameramörder Robert A. Pejo
2008 Das weiße Band Michael Haneke
2008 In Genua Silvia Berchtold
2006
Der lange Schlaf Mona Lenz
Auszeichnungen
2014 - Schweizer Filmpreis, Auszeichnung als „Beste Darstellerin“ für den Film Traumland
2014 - Adolf-Grimme-Preis, Nominierung für den Fernsehfilm Die Frau von früher
2013 - Deutscher Schauspielerpreis, Nominierung „weibliche Nebenrolle“ für Lore
2010 - Golden Globe, „Bester fremdsprachiger Film“ für Das weiße Band
19
DIE LUGEN
DER SIEGER
CREW
Christoph Hochhäusler (Regisseur, Autor)
Christoph Hochhäusler wird 1972 in München geboren. Er studiert zunächst zwei Jahre Architektur an der Technischen
Universität Berlin bevor er 1996 sein Studium der Filmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München beginnt. In dieser Zeit gründet er gemeinsam mit Benjamin Heisenberg und Sebastian Kutzli die Filmzeitschrift „Revolver“
und verfasst seitdem zahlreiche filmpublizistische Arbeiten.
Sein Spielfilm-Debüt gibt Hochhäusler 2003 mit seiner Abschlussarbeit Milchwald. Der Film läuft auf der Berlinale und
wird als wichtiges Werk der „Berliner Schule“ gewertet. 2005 läuft sein zweiter Spielfilm Falscher Bekenner in Cannes,
ebenso wie der 2010 erschienene Film Unter dir die Stadt, der mit dem Förderpreis Deutscher Film in der Kategorie
„Drehbuch“ ausgezeichnet wird.
Filmografie (Regie und Drehbuch)
2015 DIE LÜGEN DER SIEGER
2011 Eine Minute Dunkel (Teil des Projektes „Dreileben”,
zusammen mit Dominik Graf und Christian Petzold)
2010 Unter dir die Stadt 2009 Séance (Teil des Omnibusfilms Deutschland ‚09) 2005 Falscher Bekenner 2003 Milchwald 1998
Fieber (Kurzfilm) Auszeichnungen
2012 - Adolf-Grimme-Preis Spezial für Dreileben
2011 - Günter Rohrbach Filmpreis für Unter dir die Stadt
2010 - Förderpreis Deutscher Film für das Drehbuch zu Unter dir die Stadt
HEIMATFILM
Heimatfilm wird 2003 von Bettina Brokemper in Köln gegründet und entwickelt und produziert eigene Film- und Fernsehprojekte für das deutsche, europäische und internationale Publikum. Darüber hinaus engagiert sich Heimatfilm in
internationalen Koproduktionen vornehmlich europäischer Kinofilme und organisiert für internationale Filmfirmen Serviceproduktionen in Deutschland.
Zu den erfolgreichsten Filmen zählen unter anderem der Berlinale-Gewinner von 2010 BAL – HONIG (von Semih Kaplanoglu) und HANNAH ARENDT (von Margarethe von Trotta), der die Silberne LOLA beim Deutschen Filmpreis 2013
gewonnen hat.
Heimatfilm – eine Heimat für Filme.
20
DIE LUGEN
DER SIEGER
CAST & CREW
CAST
Florian David Fitz
Lilith Stangenberg
Horst Kotterba
Ursina Lardi
Avred Birnbaum
Jakob Diehl
Cornelius Schwalm
Tilo Werner
Gottfried Breitfuß
Volker Ranisch
Irina Potapenko
Fabian Groys
Nadja Koltes
Hannes Hubach
Karina von May
Carlo Bühler
Schütte
Günther
Joker
Nailly
Gassen
Fr. Kodolski / Fr. Kasten
CREW
Regie
Buch
Kamera
Casting
Kostüm
Szenenbild
Make-up
Ton
Licht
Schnitt
Musik
Tonmischung
Herstellungsleiter
Produktionsleiter
Produzentin
Koproduzent
Christoph Hochhäusler
Christoph Hochhäusler und Ulrich Peltzer
Reinhold Vorschneider
Ulrike Müller
Peri de Braganca
Renate Schmaderer
Antje Bockeloh
Jörg Kidrowski
Georg Nonnenmacher
Stefan Stabenow
Benedikt Schiefer
Hervé Buirette
Sascha Verhey
Edgar Cox
Bettina Brokemper (Heimatfilm GmbH + CO KG)
Antoine de Clermont-Tonnerre (Mact Productions)
Redaktion WDR
Redaktion Arte
Michael André, Gebhard Henke, Frank Tönsmann
Birgit Kämper, Andreas Schreitmüller
21