Planarien im Aquarium Foto: Steffen Dietzel Fast jeder Aquarianer

Planarien im Aquarium
Foto: Steffen Dietzel
Fast jeder Aquarianer bekommt es irgendwann im Laufe seiner Karriere mit Planarien oder
Scheibenwürmern zu tun. Planarien gehören zu den Strudelwürmern (Turbellaria) und kommen mit
zahlreichen Arten sowohl im Süßwasser als auch im Meerwasser vor. Planarien haben wie viele
andere Würmer beide Geschlechter, befruchten sich aber gegenseitig.
Planarien schleppt man sich leicht mit Lebendfutter, Wasserpflanzen, Schnecken oder Mulm ins
Aquarium ein. Eine Besiedlung bleibt meist lange unentdeckt und meist auch ohne Folgen. Bei
reichlicher Fütterung der Fische finden Planarien aber immer genügend Reste, um sich massenhaft zu
vermehren. Plötzlich kann man während einer Fütterung überall Planarien am Boden, an Scheiben
und auf Steinen und Holz entdecken, die nach Futter suchen. Einige Zeit später ist der Spuk vorbei
und es sind scheinbar gar keine Planarien mehr da. Die Tiere ziehen sich zurück unter Steine und
Wurzeln und vor allem in die Poren von Filterschwämmen. Dort leben sie dann zu vielen Hunderten.
Für den Züchter sind Planarien eine Plage! Planarien greifen zwar keine freischwimmenden Fische an,
fressen aber Schneckenlaich, Fischlaich, unbewegliche Fischlarven und sogar frischgeborene
Zwerggarnelen. In unserer Hamborner Aquarienanlage versuchte ein Pärchen
Schmetterlingsbuntbarsche, Eier auf einem flachen Stein abzulegen. Neben dem Stein lauerten
bereits die Planarien in Massen, und sobald wieder einige Eier gelegt waren, krochen die Würmer los
- und weg waren die Eier. Die tapferen Buntbarsche hatten keine Chance. Gleiches gilt für alle
anderen Fischeier, die für Planarien erreichbar sind. Eine Zucht ist unter diesen Umständen also
unmöglich.
Planarien wieder loszuwerden ist nicht ganz einfach. Aquarienfische, die wirklich gern und große
Mengen Planarien fressen, sind mir nicht bekannt. Eine Behandlung ist aber möglich mit Mitteln, die
zur Bekämpfung von Hautwürmern eingesetzt werden (Anthelminthika), wie Flubendazol (Flubenol),
Fenbendazol und Praziquantel. Die Dosierung ist dabei nebensächlich (im Zweifelsfall ähnlich wie zur
Behandlung der Fische empfohlen), weil auch bei kleiner Dosis schon eine Wirkung erzielt wird. Die
Mittel blockieren wichtige Stoffwechselprozesse der Würmer (Glukosetransport und ATP-Synthese).
Der Parasit verhungert nach wenigen Tagen, stirbt ab und wird mit dem Kot ausgeschieden.
Weil Planarien eierlegend sind und die Mittel die abgelegten Eier nicht genauso effektiv schädigen
wie die lebenden Würmer, ist eine Behandlung über mehrere Wochen mit Nachdosierung im
Abstand von 8-14 Tagen erforderlich. Wenn man beharrlich so vorgeht, wird man irgendwann keine
Planarien mehr entdecken. Allerdings weiß man nie genau, ob man wirklich gründlich genug gesucht
hat. Planarien sind Weltmeister im Verstecken!
Für den Züchter ist es daher oft effektiver, das Becken leerzuräumen und den Filterschwamm und
die übrige Einrichtung sehr lange mit sehr heißem Wasser zu behandeln. Will man ganz sicher gehen,
nimmt man besser direkt einen neuen Filterschwamm. Auch der alte Bodengrund und die alten
Wasserpflanzen können in dem neu eingerichteten Becken nicht mehr verwendet werden. Fürs
Zuchtbecken sind dann vielleicht Plastikpflanzen die bessere Wahl, wenn man Verstecke und
Deckung bieten möchte ohne Gefahr zu laufen, sich die Plagegeister erneut einzufangen.
Christoph Pasel