Weiß und winterhart

Pflanzenbau & Technik
Planzenbau
Weiß und winterhart
In diesem Jahr stehen neue weißblühende Wintererbsensorten zur
Verfügung. Wann sie am besten gesät werden, wurde in Darzau getestet.
L
ang haben die Landwirte auf weißblühende Wintererbsen gewartet, frei
von Tanninen und damit schmackhafter für Hühner und Schweine. Nun stehen erstmals weißblühende winterharte
Sorten für den Anbau bereit, darunter
Pandora und Specter aus amerikanischer
sowie Szarvasi Andrea und Karolina aus
ungarischer Herkunft. Wintererbsen können von Mitte September bis Anfang November gesät werden. Aus früheren Versuchen resultiert die Empfehlung, sie eher
spät auszusäen, weil sie dann besser über
den Winter kommen. Ob dies auch für die
neuen weißblühenden Sorten zutrifft und
wie sich der Saattermin auf den Feldaufgang, die Überwinterung, die Standfestigkeit und den Ertrag auswirkt, wurde in den
vergangenen zwei Jahren in der Getreidezüchtungsforschung Darzau getestet. Dazu
wurden die Erbsen im Gemenge mit Triticale ausgesät.
Gut durch den Winter
Der Saattermin hatte Einfluss auf die Winterfestigkeit, insbesondere bei Erbsen mit
Sorten und morphologische Eigenschaften
Sorte
Blütenfarbe Blatttyp
Ø Wuchshöhe
(cm)
160
Ø TKM
(g)
160
Ø RP
(% TS)
24
Szarvasi Andrea
weiß
halbblattlos
DZEd6*
weiß
halbblattlos
130
130
22
E.F.B. 33
violett
normalblättrig
140
95
24
60
150
23
James
weiß
halbblattlos
Karolina
weiß
normalblättrig
150
190
23
Nischkes
violett
normalblättrig
130
115
24
Tipps zum Anbau weißblühender
Wintererbsen:
Zur Risikominderung sollten Wintererbsen generell im Gemenge angebaut
werden.
Optimale Saattermine sind zwischen
Ende September und Mitte Oktober.
Spätere Saattermine erhöhen die Winterfestigkeit.
Bei sehr frühen Saatterminen wird
mehr Biomasse gebildet, insbesondere
von den Normalblättrigen.
Bei späteren Saatterminen ist der
Ertrag tendenziell höher.
Halbblattlose zeigen eine höhere
Standfestigkeit als Normalblättrige,
auch bei einem früheren Saattermin.
Bei sehr späten Saatterminen sollte
die Aussaatstärke der Erbsen erhöht
werden, um einen verminderten Feldaufgang auszugleichen.
früher Blühneigung wie der Sorte James.
Bei den späteren Terminen Mitte Oktober
und Ende Oktober zeigten die Erbsen die
geringsten Auswinterungssymptome wie
abgestorbene Triebspitzen und gelbe Blätter. Aber selbst bei früher Saat kamen die
weißblühenden Sorten Szarvasi Andrea,
Pandora, Specter und DZEd6 ebenso gut
über den Winter wie die buntblühenden
Sorten E.F.B. 33 und Nischkes. Wurden
die Erbsen Mitte September gesät, gingen
sie im Entwicklungsstadium BBCH 20 in
den Winter, zu den anderen Saatterminen
Ende September, Mitte Oktober und Ende
Oktober erreichten sie entsprechend die
Entwicklungsstadien BBCH 17, 14 und 10.
In beiden Jahren sanken die Temperaturen auf bis zu -13 °C, die Erbsen waren
vor jeder Frostperiode jedoch mit Schnee
bedeckt, so dass keine Pflanze komplett
abstarb. Nachteil einer späten Saat war
ein verminderter Feldaufgang, insbesondere bei den weißblühenden Sorten. Beim
Saattermin Ende Oktober lief bei feuchtkühler Witterung lediglich die Hälfte der
Pflanzen auf.
Specter
weiß
halbblattlos
140
120
22
Späte Saat erhöht die
Standfestigkeit ...
Pandora
weiß
normalblättrig
120
105
25
Die frühe Saat führte zu höheren Bestandsdichten, weil die Pflanzen sich stärker
* Zuchtstamm
Anbieter und Sortenverfügbarkeit: Bitte jeweils aktuell auf www.organicxseeds.de prüfen!
bioland 07/2015
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Die ungarischen Sorten Karolina (links) und Szarvasi Andrea mit gutem Ertragspotential
Erbsen- und Getreideerträge der 4 Saattermine* 2013 (oben) und 2014 (unten)
Ertrag (dt/ha)
Wurden die Erbsen früh gesät, bildeten
sie tendenziell mehr Biomasse. Die Kornerträge waren aber bei den mittleren bis
späten Saatterminen höher. Zwar haben
die früh gesäten Erbsen mehr Hülsen pro
Stängel gebildet, jedoch weniger Körner
je Hülse und eine geringere Tausendkornmasse (TKM) als die spät gesäten. Sorten
mit einer geringen TKM wie Pandora
und E.F.B. 33 bildeten tendenziell mehr
Körner pro Hülse aus als die Sorten Szarvasi Andrea und DZEd6 mit höherer TKM.
Im Jahr 2013 waren die Erbsenreinerträge
im Mittel über alle Sorten mit 29 dt/ha bei
den Ende September gesäten Erbsen am
höchsten, die Mitte Oktober gesäten Erbsen erreichten 27 dt/ha. Die höchsten Erbsenreinerträge mit über 30 dt/ha schafften die Sorten Karolina, Nischkes, Specter
und Pandora.
2014 erbrachten die Saattermine Mitte
und Ende Oktober die höchsten Erträge
(28 dt/ha bzw. 25 dt/ha), die ertragreichsten Sorten waren Szarvasi Andrea, Karolina, Specter und Pandora.
Ertrag (dt/ha)
... und die Kornerträge
Fotos: U. Quendt, Darzau
verzweigten. Der Hülsenansatz erfolgte
später und die Pflanzen wuchsen mehr in
die Länge, gingen demzufolge auch eher
ins Lager. Entsprechend war die Standfestigkeit bei den späteren Saatterminen
besser. Nur die sehr kurzwüchsige Sorte
James zeigte zu keinem Termin Lagertendenzen.
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Getreide
Erbsen
GD (5 %)
Erbsen = 6 dt/ha
Gesamt = 7.4 dt/ha
1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4
Szarvasi DZEd6 E.F.B. 33
James Karolina Nischkes Specter Pandora
Andrea
Saattermin und Genotyp
Getreide
Erbsen
GD (5 %)
Erbsen = 5 dt/ha
Gesamt = 6 dt/ha
1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4
Szarvasi DZEd6
E.F.B. 33 James Karolina Nischkes Specter Pandora
Andrea
Saattermin und Genotyp
* Mitte (1) und Ende (2) September, Mitte (3) und Ende (4) Oktober
Pflanzenbau & Technik
Pflanzenschutz
Parasit
Vorsicht Kleeseide
Versuchsaufbau
Mit dem Ziel eines hohen Erbsenanteils,
also über 50 Prozent Erbsen im Erntegut,
hat sich am Versuchsstandort eine Aussaatstärke von 60 keimfähigen Kö/m² Erbsen mit 100 keimfähigen Kö/m² Triticale
bewährt. In den früh, also Mitte September und Ende September gesäten Varianten, waren diese Mischungen allerdings
nicht ausreichend standfest. 2014 wurden
die Saatstärken daher zugunsten der Triticale verändert (siehe Versuchsaufbau).
Ein heftiger Gelbrostbefall im Jahr 2014
schwächte den Getreidepartner aber so
stark, dass die Standfestigkeit auch bei
höherer Getreidesaatstärke nicht ausreichend war.
Welche Saatstärken empfehlenswert sind,
wenn das Ziel ein hoher Erbsenanteil im
Erntegut ist, kann daher noch nicht gesagt werden. Grundsätzlich sollte man die
In den Jahren 2013 und 2014 wurden
acht Wintererbsensorten (Tabelle) im
Gemenge mit Triticale (cv. Benetto) zu
vier Saatterminen – Mitte September,
Ende September, Mitte Oktober und
Ende Oktober – auf dem Standort Köhlingen (östliches Niedersachsen) auf
einem anlehmigen Sand ausgesät. Im
Jahr 2013 wurden in den Gemengen die
Saatstärken für Erbsen von 60 kf. Kö/m²
und für die Triticale von 100 kf. Kö/m²
gewählt. Im Jahr 2014 wurden die Erbsen mit 50 kf. Kö/m² und 130 kf. Kö/m²
Triticale angebaut.
Saatstärke der Erbsen bei später Saat erhöhen, um den geringeren Feldaufgang
und die geringere basale Verzweigung
auszugleichen.
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Abreife und Drusch
Bis auf die sehr frühe Sorte James reiften die Erbsen und die Triticale nahezu
gleichzeitig ab und konnten gemeinsam
geerntet werden. Allerdings stand nur
die Triticalesorte Benetto im Test. Durch
die Verwendung anderer Triticalesorten
könnte die Synchronizität eventuell noch
verbessert werden.
Anspruchsvoll ist auch der Drusch des
Gemenges. Hier muss man darauf achten,
eine ausgleichende Mähdreschereinstellung für Erbsen und Triticale zu finden. Im
Versuch wurde eine niedrige Dreschtrommeldrehzahl gewählt und der Dreschkorb weit geöffnet. Auf diese Weise entstanden nur wenige Brucherbsen, aber
die Triticaleähren waren teilweise nicht
vollständig ausgedroschen. Durch eine
leichter auszudreschende Triticalesorte
könnte sich dieses Problem beheben lassen. Ein anderer Ansatz, Brucherbsen zu
vermeiden, ist die Verwendung von Erbsen
mit einer geringeren TKM (<100 g), dann
kann die Dreschkorbeinstellung enger gewählt werden.
Ein Parasit, der seit längerer Zeit in
Deutschland als ausgerottet galt,
tritt nun vereinzelt wieder auf: die Kleeseide, auch Teufelszwirn genannt. Diese
Samenpflanze lebt vollparasitisch an
Kleearten und entzieht ihrem Wirt Wasser
und Nährstoffe. Das schwächt die Pflanzen, es drohen Ertragsverluste und eine
verringerte Stickstoffbindung, speziell im
ökologischen Landbau problematisch.
Auch im Viehfutter kann die Seide gefährlich werden: Zum einen durch ihre
toxische Wirkung, zum anderen verbreitet sie sich über Mist oder Gülle. Von einer Verfütterung befallener Kleebestände
ist deshalb abzuraten. Ob die Samen die
Biogasanlage überstehen, ist derzeit
noch ungewiss, eine Verbreitung auf
weitere Flächen über den Gärrest scheint
möglich. Vermutlich wird Kleeseide
hauptsächlich über verunreinigtes Saatgut eingeschleppt. Es wird daher dringend
empfohlen, zertifiziertes Saatgut zu verwenden.
Denn tritt die Seide auf, sind die Bekämpfungsmöglichkeiten sehr begrenzt: Befallsnester müssen sofort großzügig mechanisch entfernt und anschließend
möglichst verbrannt werden, um auch
eventuelle Samen zu vernichten. Dies
muss mit äußerster Vorsicht geschehen,
um keine neuen Flächen zu verseuchen.
Die Vorsorge durch Saatgutwahl und gewissenhafte Flächenkontrolle ist also das
wichtigste Bekämpfungsmittel.
Irene Jacob, Klaus Gehring,
Dr. Stephan Hartmann, Benno Voit, LfL Freising
Ein LfL-Merkblatt gibt weitergehende
Informationen zum Thema und kann unter
folgendem Link bestellt oder heruntergeladen
werden: www.lfl.bayern.de/kleeseide
W. Denk/AELF Bayreuth
Angepasste Saatstärken
Ulrich Quendt,
Getreidezüchtungsforschung Darzau
Weitere Informationen: www.orgprints.org/28491
bioland 07/2015
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