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Zum Zeitpunkt der Bewerbung war ich im fünften Semester und war mir daher schon eher bewusst, in welche Richtung ich mich im breiten Feld der Biologie bewegen wollte. Ich bewarb mich für Praktika im Bereich der Mikrobiologie und Parasitologie; zwei Felder, für die ich mich besonders interessiere und die in Heidelberg, meiner Meinung nach, etwas unterrepräsentiert sind. Nach Einreichen meiner Bewerbung Mitte Januar bekam ich Anfang/Mitte März die Zusage für ein Projekt in Montreal, Kanada, am Institut für Parasitologie. Dort arbeitete ich in einer Forschungsgruppe, die sich mit Plasmodium falciparum beschäftigt, dem Krankheitserreger von Malaria tropica, der schwersten und häufigsten Form der Malaria. Direkt nach Erhalt der Zusage begann ich die benötigten Dokumente für das Visum zusammenzustellen. Ich registrierte mich bei CIC (Citizenship and Immigration Canada) und füllte den Fragebogen zum Visum aus. Das für uns Stipendiaten benötige Programm ist ein „Work permit mit Labour Market assessment exemption“ (LMIA exempt). Die kanadische Botschaft hatte die Organisation von diesem Work permit gerade etwas umgestaltet, was die Beantragung etwas erschwerte. Für uns „Award recipients“ gibt es nämlich keinen wirklich passenden Bewerbungsrahmen. Viele Dokumente, die dort gefordert sind, können wir als Studenten nicht vorweisen, wie z.B. “employment contract”, “Proof that you Meet the Requirements of the Job Being Offered”, “employment records” oder “Letter from current employer”. Dort reicht es jedoch aus, Platzhalter, wie euer Transcript, einen Invitation Letter eures Supervisors, euer certificate of enrolement und evtl. das funding certificate des DAAD hochzuladen. Zusätzlich müsst ihr noch gewisse Dokumente ausfüllen, wie die „Family information Form (IMM5707), das „Schedule 1 Application for a Temporary Resident Visa Made Outside Canada“ und das „IMM5802 Offer of Employment to a Foreign National LMIA-Exempt “. Außerdem gefordert sind ungefähre Reiseplanung, Bild in der richtigen DPI Auflösung, Scan vom Reisepass, Lebenslauf und ganz wichtig den Payment receipt eures Betreuers, der auch etwas für euer Visum zahlen muss (230$). Falls das für ihn noch Neuland ist, einfach anschreiben und aufklären. In einem „Letter of Explanation“ könnt ihr gerne noch ein paar Worte verlieren, in denen ihr das RISE-Stipendium und den ungefähren Rahmen des ganzen erklärt. Ihr zahlt die 155 Dollar und bekommt eine Bestätigung. Nach ca. 6-10 Wochen bekommt ihr dann die Zusage. Bei mir war es noch der Fall, dass ich Mails von CIC bekam, die Updates des Bearbeitungsstatus besagten, auch wenn das nicht der Fall war. Davon braucht ihr euch nicht verunsichern lassen. Nach 7 Wochen bekam ich meine Zusage, und buchte einen Flug über www.skyscanner.de, das ist für Flüge meine bevorzugte Seite. Die Wohnungssuche ist vom Ausland aus immer etwas schwierig. Ich habe mich zunächst in Facebookgruppen für Housing an der McGill umgeschaut und habe von Ende Juli, dem Start meines Projekts, bis Anfang September eine Wohnung zur Untermiete gefunden. Danach nutzte ich Airbnb und fand prompt eine Wohnung für den Rest meines Aufenthalts. Montreal ist im Vergleich zu anderen Städten in Nordamerika in Bezug auf Wohnraum ziemlich günstig – 500$ & und weniger sind keine Seltenheit. Jedoch ist zu beachten, dass es in der Regel nur 12-Monatsmietverträge gibt, schaut euch nach Untermieten um (wenn es nicht in den Semesterferien von Juli-September ist, sehr schwierig), oder eben Airbnb, dort bieten Leute auch für längere Zeiträume Wohnungen an. Vor der Reise druckt ihr euer vorläufiges Visum aus, legt es bei der Einreise der Immigration vor, die in einem (bei mir recht langem) Prozess ein richtiges Work Permit ausstellen, dass immer mit dem Reisepass mitgeführt werden muss, bzw. reingetackert wird. In meinem Fall musste ich alle Daten, die ihr schon online in die zahllosen Dokumente eingetragen habt, an der Immigration noch einmal durchgeben, alles etwas unorganisiert. Ich kam nicht direkt von Deutschland nach Montreal, sondern nutzte die Möglichkeit im Vorfeld ein paar Freunde in Nordamerika zu besuchen und flog zunächst nach Vancouver. Von dort aus reiste ich etwas durch die USA und kam über Buffalo wieder über die kanadische Grenze nach Montreal. Mein Campus war nicht in Montreal selbst, sondern in Sainte-Anne-De-Bellevue, 35 Kilometer westlich, am äußersten Zipfel von Montreal Island. Dort sind riesige, wunderschöne Grünflächen und der „MacDonald-Campus“ liegt direkt am St. Laurence Strom, also auch direkt am Wasser. Das Dorf an sich ist ebenfalls sehr niedlich und hat einige Bars. Jedoch ist dort vor dem Trimesterstart im September absolut nichts los und die einzige gute Verbindung zur Stadt ist der Bus, der eine gute Stunde braucht. Der öffentliche Transport funktioniert ganz gut, auch wenn man das nicht mit Deutschland vergleichen kann. Man holt sich, je nachdem wie oft man die Metro/Bus benutzt, eine Monatskarte (ca. 80$) holt oder nicht. Dafür braucht man die Opuskarte (6 $) und lädt diese mit den verschiedenen Fares/Titres auf. Versucht am besten gar nicht, euch eine Student Opus Card zu holen, ich wurde hin- und hergeschickt, bis ich am Ende besagt bekam, dass man Kurse haben muss, um diese zu erhalten. Diese enthält ein Bild von euch und man bekommt ca. 30-40% Rabatt. Da ich vorher bereits durch mein Erasmussemester in Schweden Freunde in Montreal hatte, fand ich schnell Anschluss und konnte die Stadt schnell kennenlernen. Montreal ist in vielen Hinsichten einzigartig – hier treffen Englisch und Französisch zusammen, die meisten Leute sprechen beide Sprachen fließend. Es gibt nicht viele hohe Gebäude, die beschränken sich auf Downtown. Grünflächen und freie Grundstücke sind überall in der Stadt verteilt. Das ist untypisch und verleiht der Stadt das Flair einer Kleinstadt. Im nördlichen Teil der Stadt ragt der Mont Royal, ein Berg, der zum Spazieren, Grillen, „Wandern“, Joggen und zum Ausblick genießen einlädt. Er ist von vielen Stellen in der Stadt aus zu sehen und verleiht der Stadt eine ebenfalls sehr besondere Atmosphäre. Sehr europäisch ist der Old Port, der mit Pflastersteinen und wunderschönen Gebäuden, Straßen und Bistros zum Flanieren begeistert. Zu guter Letzt zu Wetter und Aktivitäten - in den Herbst- und Wintermonaten von Oktober bis April kann es sehr ungemütlich werden und im Februar wird es gut und gerne bis zu -35°C. Ich war im Sommer dort und die Montrealer verbringen wirklich jede freie Sekunde draußen. Es gibt im Juli und August zahllose Festivals, wie Osheaga, das Heavy Montreal, Île Soniq und etliche andere. Jeden Sonntag findet das sogenannte Picnic electronique statt, das auf der Insel Parc Jean-Drapeau stattfindet, ein kleines Elektrofestival mit verschiedenen lokalen DJs. Ebenfalls sonntags finden sich Studenten und andere am Fuße des Mont Royal beim sog. TamTam ein. Dort versammeln sich Trommler, die den ganzen Tag trommeln und Musik machen, während man sich gemütlich in der Sonne entspannt und dem Spektakel lauscht (Wikipedia-Artikel!). Zusammenfassend kann man sagen, dass Montreal eine ganz außergewöhnliche Stadt ist und definitiv zu unterhalten weiß, besonders im Sommer. Die Vielzahl an Bars, Clubs, Parks und Menschen aller Art verleihen der Stadt eine tolle Atmosphäre. Wissenschaftlicher Teil – Einführung in das Thema und Praktikum Einführung Plasmodium falciparum, ein einzelliger Parasit, ist der Erreger von Malaria tropica, der für den Menschen schlimmsten Verlaufsform dieser Krankheit. Weltweit lebt fast jeder zweite Mensch in einem Malaria-gefährdeten Gebiet. Momentan gibt es mehr als 200 Mio. Erkrankte und jährlich erliegen der Krankheit über 650.000 Menschen, was es zu einer der verheerendsten Krankheiten unserer Zeit macht. Umso wichtiger ist das Verständnis der Pathogenese dieses Parasits, um letztendlich neue Wirk- oder Impfstoffe zu entwickeln. Plasmodium besitzt einen sehr komplexen Lebenszyklus, das aus der Mosquitophase (sexuelle Vermehrung) und der Hostphase (asexuelle Vermehrung) besteht. Sticht ein Mosquito einen infizierten Host, bei P.falciparum beispielsw. einen Menschen, nimmt es Gametozyten auf, die sich neben den Plasmodium-Blutstadien im Mensch bilden. Diese Geschlechtszellen verschmelzen im Mosquito, durchlaufen weitere Stadien und bilden die beweglichen Sporozoiten, die aktiv in die Speicheldrüse des Mosquitos wandern. Sticht das Mosquito einen anderen Menschen, gelangen diese Sporozoiten in den Organismus, wo sie zunächst Leberzellen befallen, weitere Stadien durchlaufen, bis sog. Merozoiten gebildet werden. Diese wandern aktiv in den Blutkreislauf und befallen die roten Blutkörperchen. Dort durchlaufen sie verschiedene Phasen, die auf die Vermehrung von Merozoiten hinauslaufen. Merozoiten haben ein bestimmtes Kompartiment, den Apicoplast, das dem Merozoiten das Eindringen in rote Blutkörperchen ermöglicht. Diese entwickeln sich in den ersten Stunden zu einem sog. Ringstadium. Nach ca. 20h wird das Stadium des Trophozoiten erreicht, in dem sich eine Verdauungsvakuole bildet, der Parasit wächst weiter und anfängt Nährstoffe in Form von Häm aus dem Erythrozyten zu verdauen und aufzunehmen. Im letzten Blutstadium, dem Schizonten, wachsen langsam neue Merozoiten heran. Nach ca. 48h löst sich der platzt der Schizont und ebenfalls der Erythrozyt und die meist 8-16 neuen Merozoiten werden frei und können neue roten Blutzellen befallen. Dieser Schubweise Austritt des Parasiten ist ebenfalls für den zyklischen Krankheitsverlauf von Malaria verantwortlich. Eine der wichtigsten verwendeten Wirkstoffen gegen Malaria ist Chloroquin (Chemischer Name: (RS)7-Chlor-4-(4-diethylamino-1- methylbutylamino)-chinolin), ein Gemisch aus beiden Enantiomeren dieses Moleküls. Es ist ein Verwandter von Chinin und wurde erstmals im zweiten Weltkrieg zur Prävention der Krankheit eingesetzt. Die exakten Wirkmechanismen von Chloroquin sind bis heute weitestgehend unbekannt. Wie bereits erwähnt, baut Plasmodium im Trophozoitenstadium in der Nahrungsvakuole Häm ab, um Eisen und Proteine zu bekommen. Ein Zwischenprodukt dieses Häms ist Hämozoin, das toxisch ist. Aus jetziger Sicht bewirkt Chloroquin eine Blockierung des weiteren Abbaus des Hämozoins, was zum Absterben des Parasiten führt. Seit den 80er Jahren wurden jedoch vermehrt chloroquinresistente Stämme entdeckt, die Chloroquin durch einen kürzlich charakterisierten Membrankanal, PfMDR1 (Plasmodium falciparum multi drug restistance channel 1) wieder aus dem Parasiten „herauspumpen“ können. Dies macht ein tieferes Verständnis der genauen Wirkmechanismen von Chloroquin und ähnlichen Chininderivaten enorm wichtig im Kampf gegen diese Krankheit. Das Praktikum Die Arbeitsgruppe in der ich mein Praktikum absolvierte beschäftigte sich mit den Blutstadien von Plasmodium falciparum. Die Parasiten müssen konstant in Blut kultiviert werden, da sie permanent die oben erläuterten Stadien durchlaufen und sich vermehren. Die ersten zwei Wochen lernte ich die notwendigen Protokolle, das Einfrieren sowie das Auftauen von Parasiten, das Herstellen von Medium, das Aufreinigen des Frischbluts, das Herstellen der verschiedenen benötigten Lösungen wie Freezing-solution oder diverse Waschpuffer, sowie das Kultivieren an sich. Alle zwei bis drei Tage steigt die Parasitämie, das Verhältnis infizierter zu nicht infizierten Erythrozyten, über fünf Prozent. Dies kann die Parasiten stressen z.B. ungewünschtes Wachstum hervorrufen. Daher ist das tägliche Zählen und Berechnen der Parasiten bzw. der Parasitämie und eine eventuelle Verdünnung durch Zugabe neuer Blutzellen unerlässlich. Ebenso müssen die Zellen täglich mit frischen Nährstoffen, die im Medium sind, versorgt werden. Nachdem ich diese Methoden ausführlich geübt hatte, bekam ich meine eigenen Kulturen, einen Chloroquin-resistenten Stamm, Dd2, und einen Chloroquin-sensitiven Stamm, 3D7. Diese waren die Ausgangsbasis für verschiedene Experimente, die ich eigenständig planen und überdenken durfte. Mir wurden verschiedene Drug assay Methoden sowie einige Publikationen gezeigt, mit denen ich dies bewältigen konnte. Dazu trafen wir uns jeden Freitag mit anderen Arbeitsgruppen des Instituts, um zusammen unsere Fortschritte zu besprechen, uns auszutauschen und gegenseitig Ratschläge zu geben. Nachdem sich mein Projekt etwas im Sand verlief, testete ich die letzten fünf Wochen verschiedene Fluorophore, also Stoffe, die, wenn sie mit einer bestimmten Wellenlänge angestrahlt werden, Licht einer langwelligeren Wellenlänge abgeben und somit „leuchten“. Diese wurden auf die Trophozoitenstadien von P. falciparum appliziert, und danach in einem Laser Scanning Microscope mit der richtigen Wellenlänge bestrahlt. Diese emittieren dann Licht und sind im Confocal Microscope sichtbar. Ich speziell testete verschiedene Lysotracker, die in vielen eukaryotischen Zellen in Lysosomen gehen, ein Kompartiment, das der Nahrungsvakuole sehr ähnlich ist. Abschließend kann ich sagen, dass mein Praktikum mir wirklich viel weitergeholfen hat. Ich konnte verschiedene Techniken erlernen, durfte ausgiebig den Umgang mit einem Confocal Microscope üben und einen sehr guten ersten Eindruck in das Alltagsleben eines Parasitologen gewinnen.
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