Stelzendorf von Christa Picker Stelzendorf ist ein kleines

Stelzendorf
von Christa Picker
Stelzendorf ist ein kleines beschauliches Dorf und liegt im Südosten des Landkreises Greiz. Die
Gemeinde hat 21 Häuser, vorwiegend Bauerngehöfte und 90 Einwohner. Von diesen 90 Einwohnern sind
27 Kinder unter 14 Jahren. Es ist also von der Altersstruktur der Einwohner her betrachtet ein sehr junges
Dorf.
Der Bebauung nach ist der Ort ein so genanntes Runddorf. In der Mitte befindet sich der Dorfplatz
und die Häuser sind im Halbkreis um diesen Platz angeordnet. Nach Norden hin wird dieser Halbkreis
durch den Standort der Kirche geschlossen. Hinter der Kirche befindet sich der Dorfteich. Dieser
landschaftlich reizvoll gelegene Teich wurde früher als „Herrenteich" bezeichnet und gehörte zum
Rittergut Wenigenauma. Heute wird er vom Stelzendorfer Feuerwehrverein bewirtschaftet und jedes
zweite Jahr abgefischt.
Von Stelzendorf ausführen Straßen nach Zadelsdorf, Zickra, Pahren und früher auch nach
Kleinwolschendorf.
Vor dem Bau der Talsperre 1970 - 1974 war die Straße über Kleinwolschendorf für die Stelzendorfer,
aber auch für die Orte Zickra, Muntscha und Krölpa der kürzeste Weg um nach Zeulenroda zu gelangen.
Durch den Talsperrenbau wurde diese Straße überflutet und konnte somit nicht mehr befahren werden.
Zum anderen mussten viele Stelzendorfer Bauern ihr Ackerland, Wiesen und Wald verkaufen. Ein Teil
dieser Flächen kam unter Wasser, der andere Teil wurde zur Trinkwasserschutzzone erklärt, mit Fichten
und Kiefern bepflanzt und ist heute ein zum Teil stattlicher Wald.
Der Name Stelzendorf wird der Sage nach aus folgender Begebenheit abgeleitet: An dem nahe gelegenen
Flüsschen Weida befand sich eine Furt. Um diese trockenen Fußes überqueren zu können, wurden hier
Stelzen ausgeliehen. Daher erhielten die in unmittelbarer Nähe gelegene Mühle und der Ort ihren Namen,
Stelzenmühle und Stelzendorf.
Verwaltungsmäßig gehört Stelzendorf seit 1994 zur Stadt Zeulenroda-Triebes. Die Interessen und
Belange der Bürger werden durch die Ortssprecherin Jana Wächter vertreten.
Im Ort gibt es eine freiwillige Feuerwehr und einen Feuerwehrverein. Des Weiteren einen Gasthof, eine
Patisserie und einen Reiterhof mit Pension.
Im oberen Teil des Dorfplatzes ist ein Kastanienring gepflanzt, in der Mitte dieses Ringes befindet sich
der ehemalige Dorfbrunnen. Im Halbkreis darum sind Bänke aufgestellt und über das ganze wurde ein
kunstvolles Dach aus starken Ästen gezimmert, welches mit einer Gummiplane abgedeckt ist. Aus diesem
Grund wird das Bauwerk von den Stelzendorfern auch liebevoll als „Gummihut" bezeichnet. Er ist
Mittelpunkt des Dorfes und hier finden oft gesellige Zusammenkünfte der Einwohner statt.
Im unteren Teil des Dorfplatzes gibt es einen Kinderspielplatz für die Kleinsten.
Zur 550 Jahr-Feier 1991 wurde am Ortsausgang Richtung Zadelsdorf ein Gedenkstein anlässlich der
Ersterwähnung des Ortes im Jahre 1441 eingeweiht. Auf ihm ist das Ortswappen abgebildet. Es stellt drei
Kastanienbäume dar, die den Kastanienring auf dem Dorfplatz symbolisieren sollen.
Gleich nebenan am Talsperrenwanderweg steht das Mühlendenkmal. Dieses Denkmal wurde in
Eigeninitiative von Stelzendorfer Bürgern unter der Leitung von Gerhard Oertel in den Jahren 1981 bis
1983 errichtet. Es erinnert an die unweit des Ortes gelegene Stelzen- und Sorbitzmühle. Von jeder Mühle
ist ein Mahlstein zu sehen. Auf zwei Schautafeln können sich Besucher über die Geschichte des
Denkmals und der Mühlen informieren und davor, sowie auf dem gegenüberliegenden Teichdamm, laden
Bänke zum Verweilen ein.
Die Kirche von Stelzendorf wurde It. Ortschronik in ihrer jetzigen Form im Jahr 1660 erbaut. Der
Taufstein datiert aus dem Jahr 1690. Die Kirche besitzt drei Glocken, welche heute noch per Hand
geläutet werden. Dazu verrichtet jeweils eine Familie oder ein Haus pro Monat im Jahr abwechselnd den
Kirchendienst.
Bis 1998 bildete Stelzendorf mit Wohnsitz des Pfarrers und den Gemeinden Zickra, Muntscha, Krölpa,
Silberfeld, Wenigenauma und Zadelsdorf ein eigenes Kirchspiel. Durch den Weggang des letzten Pfarrers
wurde das Kirchspiel aufgelöst und Stelzendorf gehört seitdem zum Kirchenamt Zeulenroda.
Direkt hinter der Kirche befindet sich der Dorfteich mit einer Größe von ca. 1,2 Hektar.
Als Bodendenkmal in der näheren Umgebung sollte unbedingt die „Machwitzeiche" erwähnt werden. Die
Eiche mit dem dazugehörigen Gedenkstein in Form eines viereckigen Marmorblockes befindet sich auf
dem Flurstück „Holzwiesen". An genau diesem Punkt verläuft auch die Flurgrenze zwischen Stelzendorf
und Pahren, welche früher die Landesgrenze zwischen den Reußen und dem Großherzogtum Sachsen
bildete. Auf dem ca. 250 Meter nördlich davon im Waldstück „Pfarrholz" gelegenen Säbelduellplatz,
welcher aus einem Buchenring besteht, soll ein Duell zwischen den Besitzern der Rittergüter Pahren und
Wenigenauma stattgefunden haben. Hierbei soll der Rittergutsbesitzer von Pahren ums Leben gekommen
sein. Ihm zu Ehren wurden die Eichegepflanzt und der Gedenkstein gesetzt. Auf der Vorderseite des
Steines steht die Jahreszahl 1848. Auf der Rückseite steht AS für Amtsgericht Schleiz, welches die
Reußen vertrat.
aufgezeichnet von Christa Picker