~ www.Fairtrade-Deutschland.de ~ #3 2015 Sommer Herausgeber: Transfair e.V. Kaffee zeitung Coffee~Fairday am 25. September Machen Sie mit ! Jede Bohne zählt ! Mit Fairtrade helfen Sie Kaffeebauern zu besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen. In Deutschland trinken wir durchschnittlich rund 160 Liter Kaffee pro Kopf – jedes Jahr. Morgens der schnelle Kaffee aus der Espressokanne oder dem Vollautomaten, tagsüber ein paar Tassen auf der Arbeit. Wir genießen eine Latte Macchiato in unserem Lieblingscafé oder einen Eiskaffee im Sommer. Dabei haben wir mit jeder Tasse Kaffee die Wahl, uns für Fairtrade zu entscheiden. Kaffee mit dem Fairtrade-Siegel ist immer zu 100 Prozent fair gehandelt. Was das konkret bedeutet? Der Kaffee mit dem unabhängig kontrollierten Siegel stammt ausschließlich von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die sich in Organisationen demokratisch zusammenschließen und so eine bessere Position auf dem von großen Konzernen beherrschten Weltmarkt einnehmen. Und das ist dringend notwendig, denn Chancen für Kaffee-Kleinbauern: Interview mit Valerie Nelson von der University of Greenwich über die Bedeutung von Fairtrade-Kaffee für Kleinbauern. › Seite 2 die Hälfte des Weltmarktes für Kaffee wird von nur drei Handelskonzernen beherrscht. Gegenüber dieser Machtkonzentration stehen weltweit 25 Millionen Kaffeebauern, die dem Preisdiktat der Händler und Börsenspekulationen ausgeliefert sind und in ihrem täglichen Überlebenskampf keinen Ausweg aus der Armut finden. Die Fairtrade-Kooperativen erhalten dagegen einen stabilen Preis sowie eine Fairtrade-Prämie, über deren Verwendung die Kleinbauern selbst entscheiden. Fortbildungen und Trainings verbessern Verhandlungsposition, Anbaupraxis und Qualitätsmanagement. Die Prämie wird in die Infrastruktur der Gemeinde, in Bildung und häufig in die Umstellung auf Bio-Anbau investiert. Damit können die Fairtrade Kaffeekooperativen langfristig eine sichere Existenz aufbauen und gestärkt Bio und fair: Auf über 1.200 Metern Höhe wächst in Honduras ein ArabicaKaffee unter Fairtrade- und BioBedingungen. › Seite 3 Herausforderungen, wie Auswirkungen des Klimawandels, begegnen. Nachhaltigkeit wird längst auf der internationalen politischen Bühne diskutiert. Und die Stimmen werden lauter, die nach Dekaden der UN-Beschlüsse auch spürbare Fortschritte statt nur schriftliche Bekenntnisse fordern. Im September 2015 sollen in New York die neuen Nachhaltigkeitsziele von den Vereinten Nationen beschlossen werden. Die UN will damit nicht weniger als weltweit gültige Ziele, um Hunger, Armut und Umweltzerstörung zu beenden. Ob dieser ambitionierte Prozess am Ende nur schöne Rhetorik oder wirklich ein Anstoß zu mehr globaler Gerechtigkeit sein wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele kann nur gelingen, wenn die Stimmen von Kleinbauern und Arbeitern bei deren Diskussion und Umsetzung auf höchster Ebene von Politik und Handel gehört werden. Bei Fairtrade sind sie gleichberechtigt in allen Entscheidungen einbezogen. Sie gestalten den Fairen Handel gemeinsam mit den Fairtrade-Organisationen im Norden. Unabhängige Studien belegen, dass Fairtrade dazu beiträgt, Armut abzubauen und Zukunftschancen aufzubauen. Damit ist Fairtrade ein wichtiger Baustein, um die Nachhaltigkeitsziele umzusetzen. Wir möchten Sie zum Coffee Fairday 2015 einladen, um den Handel mit uns gerechter zu gestalten. Wir können uns täglich für mehr Fairness im Handel mit unserem Lieblings-Heißgetränk entscheiden. Egal ob früh morgens oder der Espresso nach dem Essen – jede Bohne zählt! • Fairtrade Kaffee Kleine Bohne Grosse Wirkung Wir fordern gerechte Arbeits- und Lebensbedingungen im Kaffeeanbau. Dafür brauchen wir Sie – zeigen Sie Ihre Unterstützung am Coffee Fairday! Organisieren Sie zum Coffee Fairday 2015 kleine Kaffeepausen und große Events zum fairen Muntermacher und werden Sie Teil der weltweiten Fairtrade-Bewegung. Ihre Veranstaltungen können Sie im Aktionskalender unter www.coffee-fairday.de sichtbar machen und kostenlos Materialien wie Poster, Flyer und unsere Kaffeezeitung bestellen. Oder Sie machen sich zum #coffeefairday mit einem Selfie sichtbar – vielleicht mit fairer Kaffeebohne, Ihrer Kaffeetasse oder dem Lieblingskaffee in der Hand. Unser Gewinnspiel dazu finden Sie auf Seite 4. Das ganze TransFair-Team ist natürlich mit von der Partie und lädt zum Event nach Köln. In der Innenstadt zeigen wir die große Wirkung der kleinen Bohne, schenken Fairtrade-Kaffee aus und veranstalten ein buntes Rahmenprogramm mit Gesprächen über den Fairen Handel. Sonia Vasquez und Rodolfo Peñalba von der Kaffee-Organisation COMSA aus Honduras werden von ihren Erfahrungen im Kaffeeanbau berichten. • Den langen Weg finanzieren: Wie die internationale Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit mit Krediten und Investitionen Kleinbauern hilft. › Seite 3 Gewinnen Sie eine Reise: Machen Sie mit beim Coffee Fairday und gewinnen Sie eine Reise zur Kaffee-Organisation COMSA in Honduras. › Seite 4 Seite 2 ~ www.Fairtrade-Deutschland.de ~ Fairtrade-Kaffee Kaffeezeitung ~ Sommer 2015 Durch Fairtrade profitieren Kaffeebäuerinnen und Kaffeebauern in allen Teilen des globalen Südens von festen Mindestpreisen, Prämien für Gemeinschaftsprojekte und Weiterbildungen. Kaffeezeitung ~ Sommer 2015 ~ www.Fairtrade-Deutschland.de ~ Fairtrade im Herzen In den Bergen von Honduras trotzen die Kaffeebauern der Fairtrade-Organisation COMSA wirtschaftlichen und ökologischen Krisen und bauen dabei unermüdlich ihre Gemeinschaft auf. Anzahl Kleinbauern nach Regionen 2013 Karibik 13.100 Südostasien 52.000 Mittelamerika 90.700 19.800 3.600 Malanesien Mit den Fairtrade-Prämien kann die Organisation Schulen in der Gemeinschaft unterstützen 2.900 101.800 Honduras ist ein kleines, armes, aber auch oft unterschätztes Land in Mittelamerika mit acht Millionen Einwohnern. Die Gewaltbereitschaft ist sehr hoch, die staatliche Souveränität wird oft missachtet, jeder Vierte muss mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen. Viele Hondureños suchen verzweifelt ein besseres Leben in den USA. Fernab von den Küstengebieten in den Bergen liegt zwischen 1.200 und 1.600 Metern über dem Meeresspiegel das traditionelle Kaffeegebiet Marcala. Ostafrika 453.200 Insgesamt: Asien & Ozeanien: 456.800 737.100 74.700 „Dank Fairtrade erhalten wir einen höheren Preis. Die Fairtrade-Prämie erreicht hier die Menschen und gemeinsam kommen wir voran.“ Kleinbauern FairtradePrämieneinnahmen 18.981.000 € 2010–2013 — Mario Rodolfo Perez Manueles, Kaffeebauer der Fairtrade-Organisation COMSA aus Honduras 2010 –11 43.960.700 € 205.600 Afrika & Mittlerer Osten: 37.304.100 € Lateinamerika & Karibik: Bei Fairtrade entscheiden die Kaffeebauern selbstständig über die Verwendung der zusätzlich zum Verkaufspreis gezahlten Prämie. Ein Großteil der Prämie wurde 2013 in Infrastruktur und Produktivität investiert. 2011–12 2012–13 Chancen für Kaffee-Kleinbauern Das Natural Resources Institute (NRI) der Universität Greenwich beschäftigt sich derzeit intensiv mit der Wirkung von Fairtrade auf Kaffee-Kleinbauern. Wir haben mit Martin Schüller, Mitglied des MEL-Programms (Monitoring, Evaluierung und Lernen) von Fairtrade International gesprochen. Er hat den Zwischenbericht der Studie kommentiert. Worum geht es in der Studie? Die Studie soll zum besseren Verständnis beitragen, wie sich die Fairtrade-Zertifizierung auf Kaffeeproduzenten aus Peru, Mexiko, Tansania und Indonesien im Gegensatz zu Kleinbauern ohne Fairtrade auswirkt. Untersucht werden die konkreten Vorteile, die sich aus der Zusammenarbeit mit Fairtrade für die Haushalte von Kleinbauern im Kaffeesektor, für ihre Organisationen und in ihrem sozialen Umfeld ergeben. „ Insgesamt können die Forscher höhere Einkommen und bessere Lebensbedingungen für Fairtrade-Produzentenhaushalte feststellen.“ Welche Unterschiede hat das NRI zwischen Fairtrade-zertifizierten und nicht-zertifizierten Kaffeeproduzenten festgestellt? Fairtrade-Produzenten profitieren von gerechteren Handelsbeziehungen: mehr Langzeitverträge, geringere Abhängigkeit und bessere Preise. Organisationen mit Fairtrade-Zertifizierung konnten außerdem generell einen höheren Anteil ihrer Produkte verkaufen, das gilt vor allem für Bio-Kaffee von hoher Qualität. Wie bedeutend ist die Kombination aus Bio und Fairtrade für die Produzenten? Interessanterweise verkaufen sich nach den Beobachtungen der Forscher FairtradeKaffees ohne Bio-Siegel bei Weitem nicht so gut wie die Kombination aus Fairtrade und Bio. Allerdings ist es gar nicht so einfach, eine hohe Bio-Qualität zu erreichen. Es bedarf eines starken Qualitätsbewusstseins, intensiven Anstrengungen im Anbau, Geduld und viel Zeit. Eine umfangreichere Unterstützung für die bio-faire Produktion ist nötig. Genau das ist eine der wichtigsten Empfehlungen, die die Studie ausspricht. Was zeichnet die Fairtrade-Kaffeeproduzenten aus? Fairtrade-zertifizierte Organisationen verfügen über mehr Fachwissen, Qualifizierungsprojekte und betriebswirtschaftliches Know-how. Die Fairtrade-Prämie spielt dabei eine zentrale Rolle: Investitionen, die mit der Prämie getätigt wurden, eröffnen oft zusätzliche Einkommensquellen. Die Fairtrade-Zertifizierung wirkt sich also auch auf die Wirtschaftlichkeit der Kaffeeproduktion aus? Ja, für viele Fairtrade-zertifizierte Organisationen konnten höhere Profitabilität und ein geringeres Risiko festgestellt werden. Fairtrade-Produzenten schneiden besser ab als nicht-zertifizierte Kaffeekleinbauern auf Gebieten wie Verantwortlichkeit und Führungsstärke. Doch ist die Beteiligung von Frauen fast überall nur gering. Und Mitglieder einiger Fairtrade-zertifizierter Organi- sationen beklagen zu wenig Mitsprache bei Fairtrade-internen Vorgängen. Wo muss sich Fairtrade weiterentwickeln, um noch mehr Wirkung vor Ort zu erzielen? Trotz eines positiven Gesamtbildes nennt die Studie Bedarf für Verbesserungen von Verfahren, Strukturen und Regelungen. Es gibt noch nicht genug Unterstützung für die Produzenten. Die Netzwerke müssen deutlich gestärkt werden. Die Grenzen dessen, was Fairtrade erreichen kann und was nicht, muss besser kommuniziert werden. Was ist die zentrale Aussage der Studie? Insgesamt konnten die Forscher höhere Einkommen und bessere Lebensbedingungen für Fairtrade-Produzentenhaushalte feststellen. Dass Fairtrade den Bioanbau fördert, wirkt sich sehr positiv aus: Die Verbindung von Bio und Fairtrade zahlt sich für die Kaffeebauern aus. • Um einen Ausweg aus der wirtschaftlichen Misere zu finden, gründeten vier Kleinbauern COMSA – Café Orgánico Marcala Sociedad Anónima – vergleichbar mit einer GmbH, in der sie gemeinsam die wirtschaftlichen Entscheidungen trafen. COMSA kämpfte in den Anfangsjahren hart um das Überleben, denn als neue Organisation hatte sie noch keine Geschäftspartner. Fehlende internationale Märkte waren die größte Herausforderung. Außerdem war die Vorfinanzierung der Ernte für die mittlerweile 64 Mitglieder mit großen Schwierigkeiten verbunden. Die 300 US-Dollar Startkapital waren schnell aufgebraucht. Die Mitglieder mussten in den ersten fünf Jahren finanzielle Verluste in Kauf nehmen. Bio und Fair Südasien Zentralafrika Südamerika Die Anzahl der Kleinbauern im Fairtrade-System steigt kontinuierlich. Unter dem Druck stark schwankender Weltmarktpreise für Kaffee schließen sich ständig mehr Kleinbauern zu demokratischen Fairtrade-Organisationen wie Kooperativen zusammen. Bei Fairtrade dient ein fester Mindestpreis als Sicherheitsnetz, wenn der Weltmarktpreis unter die Kosten nachhaltiger Produktion fällt. Vier Kaffeebauern schufen die Basis für den Neuanfang Kaffeeanbau aus Tradition Schon vor über 100 Jahren haben deutsche Auswanderer hier Kaffee angebaut und ihr Wissen an die Nachkommen der Lencas weitergegeben. Hier erwuchs aus der schlimmsten Kaffeekrise um die Jahrtausendwende, als die Kaffeepreise nicht einmal die Hälfte der Produktionskosten abdeckten und alle vorhandenen Kaffeekooperativen Konkurs gingen, die Kaffeeorganisation COMSA. 2006 gelang es dem damaligen und heutigen Präsidenten Juan David Chaves Dominguez erstmals die Kaffeemesse in Atlanta zu besuchen. Im Gepäck hatte er sieben Pfund Kaffeeproben. Die gute Qualität des Rohkaffees überzeugte den ersten US-amerikanischen Aufkäufer. Damit wendete sich das Blatt. COMSA erwarb im selben Jahr die Fairtrade-Zertifizierung und wächst seither kontinuierlich. 830 Mitglieder zählt die Organisation, die sich mit ganzem Herzen dem Bioanbau unter fairen Bedingungen verschrieben hat. Viele neue Kaffeebauern wollten Teil dieser Erfolgsgeschichte werden. Das Zeichen von COMSA – ein „Eichhörnchen“ – ist an immer mehr Orten zu finden. In der diesjährigen Ernte konnten täglich zwei Container verarbeitet werden. Seite 3 Schwieriges Kaffeegeschäft Und trotzdem ist das Kaffeegeschäft hoch kompliziert. Der schwankende Weltmarktpreis, Qualitätsunterschiede verursacht durch den Klimawandel und die Vorfinanzierung ließen COMSA in der letzten Ernte fast in den Konkurs treten. Aber dank langfristiger Handelspartnerschaften und neuer Kaufverträge konnte COMSA weitere Kredite aufnehmen, die sie klug in ihr Geschäft und in die Weiterbildung ihrer Mitglieder investiert hat. Dieses Jahr wird die Generalversammlung über ein Prämienvolumen von 1,5 Mio US-Dollar entscheiden. Die 13-köpfige Directiva und der Geschäftsführer Luis Rodolfo Peñalba Sarmiento arbeiten derzeit intensiv an einem Investitionsplan. Viele Pläne dank der Fairtrade-Prämie Pläne hat COMSA viele. Sie wollen den Bioanbau vorantreiben, die Schulungen intensivieren, die kindliche Früherziehung erweitern, Schulen unterstützen, ihre eigene ”Raiffeisenkasse” ausbauen, die Gleichstellung der Frauen vorantreiben, ihr Wissen an weitere Organisationen weitertragen und vieles mehr. „Wir leben wie die Eichhörnchen im Einklang mit der Natur, sind fleißig und schnell und sorgen für schlechtere Zeiten vor“, erklärt Don Rodolfo. „Aber ohne Fairtrade wäre dies alles nicht möglich. Wir tragen Fairtrade im Herzen.“ • Nachgehakt Was passierte nach den Ernteausfällen 2013? Den langen Weg finanzieren Kleinbauernfamilien und Kooperativen brauchen Unterstützung, damit sie vom Kaffee satt werden. Heute schlürft man den Kaffee aus Pappbechern im Stehen, oft sogar im Laufschritt. Wer hat da noch vor Augen, dass hinter jeder Tasse Kaffee auf dem Weg vom Rohstoff zur Ladentheke unglaublich viel Arbeit steckt? Und dass die Menschen, die den Kaffee anbauen, Unterstützung brauchen, um besser davon leben zu können? Kaffee braucht Zeit. Von der Pflanzung bis zur ersten Ernte vergehen drei Jahre. In jeder Produktionsphase sind Investitionen nötig: in Saatgut, Gerätschaft, Dünger, Arbeitskräfte. Das muss finanziert werden. Landwirtschaftliche Kooperativen, die den Kaffee aufkaufen, verarbeiten und vermarkten, brauchen Kapital für Maschinen, Anlagen, Lagerung und Transportmittel. Kleinbäuerliche Betriebe und landwirtschaftliche Genossenschaften in Entwicklungs- und Schwellenländern haben indes kaum Chancen, an Finanzierungen zu kommen. Aus Sicht konventioneller Geschäftsbanken sind sie nicht kreditwürdig. Sie bieten keine Sicherheiten, sind nicht lukrativ genug, haben wenig Eigenkapital und arbeiten unter risikoreichen Bedingungen. Oikocredit ist eine internationale Entwicklungsgenossenschaft mit 40 Jahren Erfahrung als sozialer Investor. Und wir sind eine der 33 Mitgliedsorganisationen von TransFair. Wir setzen uns dafür ein, dass benachteiligte Menschen ihre Einkommen und ihre Lebensbedingungen verbessern können. Wir investieren das Geld unserer Anlegerinnen und Anleger dort, wo der Bedarf am größten ist. Deshalb finanzieren wir zunehmend landwirtschaftliche Aktivitäten. Das geschieht über direkte Darlehen und Kapitalbeteiligungen für Kooperativen, sozial orientierte Unternehmen etc. und über Darlehen an Mikrofinanzinstitutionen, die ihrerseits Kredite an Kleinbäuerinnen und Kleinbauern vergeben. Das Agrarreferat von Oikocredit, in dem ich arbeite, hat seinen Sitz nicht von ungefähr in Lima in Peru. Wir haben in Lateinamerika viel Erfahrung mit Landwirtschaftsfinanzierungen. Kaffee ist derzeit das wichtigste Agrarprodukt, das wir finanzieren. Dabei fördern wir nicht nur den Anbau, sondern die gesamte Wertschöpfungskette, und bieten begleitend Schulungen und Beratung an. In Afrika stecken wir damit noch in den Kinderschuhen, aber allein zwischen Bolivien und Mexiko arbeiten wir erfolgreich mit rund 40 Partnerorganisationen im Kaffeesektor zusammen. In vielen fair gehandelten Produkten, die man in Deutschland kaufen kann, stecken beispielsweise Kaffee, Kakao oder Zucker von „Norandino“. Der Faire Handel in Deutschland gehörte zu den ersten Kaffee-Abnehmern der Genossenschaft, unter deren Dach drei Kooperativen mit mehr als 3.200 bäuerlichen Familien aus dem Norden Perus zusammengeschlossen sind. Norandino gibt ihren Mitgliedern Dünger als Sachdarlehen, Kredite, um die Ernte vorzufinanzieren, stellt ihnen eine große Verarbeitungsanlage für ihre Kaffee-Ernte zur Verfügung, schult und berät und – besonders wichtig – unterstützt sie beim Marketing und bei den Bio-Zertifizierungen. Das eröffnet Zugang zu internationalen Märkten. Heute muss jeder seine Nische finden. Bio-Spezialitäten sind gefragt. Norandino exportiert Kaffee über den Fairen Handel nach Europa, Amerika und Neuseeland, aber berät die Mitglieder auch, wie sie Mischkultur betreiben und vor Ort Gärten mit Obst und Gemüse anlegen, um ihren Speiseplan zu bereichern. Seit 2006 erhält die Genossenschaft Darlehen von Oikocredit, u. a. für Produktionsmittel und zur Aufstockung des Betriebskapitals. Die Mitglieder von Norandino haben stabile Einkommen, mehr Geld für die Bildung ihrer Kinder – und, wie Kaffeefarmer und Mitgründer Don Segundo zu sagen pflegt, noch einen Aromastoff mehr: Solidaritätsgefühl. • „ Kaffee ist derzeit das wichtigste Agrarprodukt, das wir finanzieren.“ — Carina Torres arbeitet als technische Beraterin im Agrarreferat von Oikocredit in Lima, Peru. Vor zwei Jahren besuchten wir Kaffeekooperativen in Peru, um uns von den Folgen des Klimawandels ein Bild zu machen. „Das Wetter spielt bei uns verrückt. Die Jahreszeiten verschieben sich und vor allem die Regenfälle sind unberechenbar geworden“, sagte uns damals die Kaffeebäuerin Magda Reza. Als Folge verloren die Kaffeebauern in der Region rund 40 Prozent ihrer Ernte durch einen Blattpilz. TransFair e.V. und Fairtrade International versprachen schnelle Hilfe. Was ist seitdem passiert? Wir sprachen mit Raúl Caso, Gründer des Nachwuchs-Komitees der Kaffeekooperative Sonomoro: „2013 war das Jahr mit dem absoluten Erntetief. Durch zielgerichtete Maßnahmen, mehr Know-how und neue Pflanzen konnten die Erträge kontinuierlich gesteigert werden.“ Das Nachwuchs-Komitee von Raúl ist weiterhin aktiv – und erfolgreich: Das eigene landwirtschaftliche Projekt erzielt nun erste Erträge. Es dient mit neuen Techniken zur Bodenbewirtschaftung, der Nutzung von Wasserressourcen und den schädlingsfreien Jungpflanzen als Best Practice Beispiel für die anderen Bäuerinnen und Bauern der Kooperative. In der letzten Saatzeit konnte Raúl beobachten, dass viele Kooperativenmitglieder das Wiederaufforstungsprojekt angenommen haben. Zur Saatzeit hatte die Baumschule eine deutlich höhere Nachfrage nach Zedern, Pinien und anderen Baumarten als in den Vorjahren. Diversifizierung wird heute von den meisten Kooperativenmitgliedern als wirkungsvolles Instrument gegen Schädlinge eingesetzt. Am Fairtrade-Kaffee-Tag 2013 in Köln konnte TransFair mit Hilfe zahlreicher Aktivisten 150.000 Kaffeepflanzen spenden. Diese wurden an unterschiedliche Standorte in den Kaffee-Kooperativen verteilt. Die ersten tragen in diesem Jahr bereits Früchte. • Seite 4 ~ www.Fairtrade-Deutschland.de ~ Kaffeezeitung ~ Sommer 2015 Ihr Engagement für den Fairen Handel AktionsMaterialien Engagieren Sie sich für gerechte Arbeits- und Lebensbedingungen im Kaffeeanbau. Der Coffee Fairday bietet zahlreiche Möglichkeiten, einen wichtigen Schritt in Richtung faire Handelsbedingungen zu gehen. Wie wäre es etwa mit einer öffentlichen fairen Kaffeetafel mit allen engagierten Akteuren in Ihrer Fairtrade-Town? Zum Beispiel auf dem Marktplatz, vor dem Rathaus oder in der Haupt-Einkaufsstraße. Nutzen Sie den Coffee Fairday, um das Engagement Ihrer Stadt oder Gemeinde zu zeigen und Bürgerinnen und Bürger von der Fairtrade-Bewegung zu überzeugen. Laden Sie hierzu den/die (Ober-)Bürgermeister/in oder Landrat Ihrer Kommune und die lokale Presse ein – und nutzen Sie das Event zur Vernetzung. Seit dem Sommersemester 2014 können Hochschulen in Deutschland Fairtrade-University werden. Und wo wäre eine Aktion zu fairem Kaffeegenuss besser aufgehoben, als auf dem Campus? Ausstellungen, Diskussionen, Lesungen oder Filmvorführungen – dazu ein frischer Fairtrade-Kaffee: Der Coffee Fairday als Startschuss zur Bewerbung als Fairtrade-University! keine Halben Change Wind ofsachen Ideen auf den vorhandenen Coffee Fairday Plakaten weiterzuentwickeln. So können sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen und lernen spielend, was der Faire Handel verändern kann. Die fertigen Werke können bei einer Aktion in Ihrer Schule präsentiert werden. Fairtrade Kaffee Fairtrade-Kaffee unterstützt immer istade Fairtr Wen Kamkomm pf t uns ern imiger bau 100% fair Kaffee nich t in die elTüte Wirkung nd Kleine Bohne – Grosse wa ma Kleine Bohne – Grosse Wirkung gegen den Kli Kleine Bohne – Grosse Wirkung www.coffee-Fairday.de Fairtrade Kaffee Fairtrade Kaffee .de www.coffee-Fairday Fairtrade Kaffee Auch Schulklassen sind dazu eingeladen, eigene Aktionen zu organisieren. Motivieren Sie die Schülerinnen und Schüler, eigene Plakatmotive zu erstellen oder einfach die Ob Stadt, Schule, Weltladen, gastronomischer Betrieb oder Privatperson, jeder kann etwas bewirken. Egal wie klein oder groß Ihre Veranstaltung ist, jede Bohne zählt! Stellen Sie Ihre eigene Aktion auf die Beine und unterstützen Sie damit Kaffeebauern im Süden. » www.fairtrade-deutschland.de/mitmachen Gewinnen Sie eine Reise in den Ursprung des Kaffees » www.coffee-fairday.de Starbucks Gutscheine Kaffee-Sets Reise nach Honduras Unter allen hochgeladenen Fotos, die uns helfen das Kaffeemosaik zu vervollständigen, werden 50 Starbucks-Gutscheine verlost. Außerdem verlosen wir unter allen angemeldeten Veranstaltungen 100 Kaffeesets nach individuellem Geschmack. Das Set beinhaltet einen hochwertigen Keramik To-go-Becher, Kaffeespezialitäten von Darboven, Wertform oder Gourmesso sowie Schokoladen von Maestrani und Landlust. Die kreativste und ausgefallenste Aktion zum Coffee Fairday wird mit einer Reise für zwei Personen nach Honduras belohnt. Die Gewinner erhalten in der Kaffee-Organisation COMSA einen Einblick in die Kaffeeproduktion und können direkt erleben, was Fairtrade im Ursprung bedeutet. www.coffee-Fairday.de Rezept-Tipp: Kaffee-Brownies • 185 g Butter • 50 ml Kaffee * • 1 TL Backpulver • 150 g Brauner Zucker * • 140 g Mehl • 200 g Cashewnüsse * • 2 EL Kakaopulver * • 1 Vanilleschote * • 1 Prise Salz • ¼ TL Zimt • 3 Bio-Eier Butter und Zucker cremig rühren. Eier und den abgekühlten Kaffee nacheinander unterrühren. Die Vanilleschote längs halbieren und das Mark auskratzen. Das Mehl mit Backpulver, Kakaopulver, Salz, Zimt und Vanille mischen und alles nach und nach in die Masse einrühren. Die Cashewnüsse klein hacken und unterheben. Den fertigen Teig auf ein eingefettetes oder mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben und glatt streichen. Anschließend für ca. 30 Minuten im vorgeheizten Backofen bei 200 Grad backen. Den Kuchen herausnehmen, stürzen und abkühlen lassen. In kleinen Stücken servieren. Serviervorschlag: Die Brownies an warmen Tagen mit einer Kugel Fairtrade-Eis kombinieren. * Fairtrade zertifiziert Was Sie schon immer über Fairtrade-Kaffee wissen wollten: 100% fair EmpowermenT Klima Fairtrade-Kaffee ist immer zu 100% fair gehandelt. Fairtrade stärkt die Position von Kleinbauern auf dem Weltmarkt. Indem sie sich zu demokratischen Organisationen wie Kooperativen zusammenschließen, können sie gemeinsam mit Fairtrade mehr erreichen. Die Kleinbauern entscheiden über die Verwendung der Prämien und die zukünftigen Projekte. Fairtrade begegnet dem Klimawandel nicht nur durch Umweltstandards, sondern auch durch die Klimawandel-Strategie, die Kleinbauern in den Anbauländern hilft, die bereits jetzt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels zu bewältigen. Mindestpreis Die Fairtrade-Kooperativen erhalten einen festen Mindestpreis. Damit sind sie nach unten abgesichert, falls der Börsenpreis sinkt und die Produktionskosten nicht mehr deckt. Steigt der Weltmarktpreis darüber, geht Fairtrade mit. Mitbestimmung Im internationalen Fairtrade-System haben Produzentenvertreter 50% der Stimmen. Sie sind an allen strategischen Entscheidungen sowie der Standardsetzung gleichberechtigt beteiligt. Schulungen Regelmäßige Schulungen klären die Kleinbauern über Anbaumethoden, Umweltschutz und Effizienzsteigerung auf. Prämie Die Kleinbauernkooperativen erhalten eine zusätzliche Prämie, über deren Verwendung sie selbst entscheiden. So entstehen Projekte für Bildung, Infrastruktur und Gemeinwesen. Qualität Fairtrade-Kaffees sind von erstklassiger Qualität. Kleinbäuerlicher Anbau, Umweltstandards und verbindliche Vorgaben zur Qualitätssteigerung gelten für jeden Kaffee mit dem Fairtrade-Siegel. Kleinbauern Fairtrade-Kaffee kommt nie von Großplantagen sondern immer von Kleinbauern. Die Kleinbauern versorgen mit ihrem eigenen Stück Land ihre Familien und sie schließen sich mit benachbarten Kleinbauern zu Kooperativen zusammen. Kontrolle Die Einhaltung der strengen Standards von Fairtrade wird durch den unabhängigen Zertifizierer FLOCERT gewährleistet. Die gesamte Fairtrade-Handelskette unterliegt dem strengen Kontrollsystem von FLOCERT. Fairtrade-Kaffee gibt es in Supermärkten, Discountern, Drogeriemärkten, in Welt- und Bioläden, in Online-Shops sowie in gastronomischen Betrieben. Impressum Herausgeber: TransFair e.V. Remigiusstraße 21 50937 Köln Tel.: 0221 94 20 40-0 Fax.: 0221 94 20 40-40 [email protected] www.fairtrade-deutschland.de facebook.com/fairtrade-deutschland V.i.S.d.P.: Claudia Brück Redaktion: Daniel Debray, Edith Gmeiner, Lennart Hagemeyer, Tobias Thiele Gestaltung & Satz: Zeter und Mordio, Köln Druck: Druckhaus Haberbeck Bildnachweis S. 1: TransFair e.V. / S. Engelhardt; S. 2: TransFair e.V. / S. Engelhardt; S. 3: v. o. n. u.: TransFair e.V. / S. Engelhardt; TransFair e.V. / S. Engelhardt; M. Wedegärtner
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