TROUVAILLE In der «Fischerstube» der Gastgeber Sylvia Murri und Karim Frick können hauseigene Biere genossen werden. Hopfen und Malz gefunden Bierideen sind manchmal die besten Ideen, das beweist die Geschichte des Brauereirestaurants Fischerstube in Kleinbasel. Was vor vierzig Jahren an der ehemals verruchten Rheingasse seinen Anfang nahm, ist heute ein beliebter Treffpunkt mit bewegter Vergangenheit. Text: Rea Wittwer; Bilder: Claudia Link Während sich an diesem Sonntagabend das urchige Lokal mit Gästen von nah und fern füllt, leeren sich die Biergläser auf den Tischen langsam, aber sicher. In der Luft liegen Gelächter, Geschmäcker und Gemütlichkeit. Nach dem Spaziergang entlang dem Rheinufer meldet sich knurrend der Hunger und die naturtrübe Spezialität regt den Appetit zusätzlich an. «Bei uns sollen sich alle wohlfühlen, eines der hauseigenen Biere geniessen, etwas Feines essen – und immer wieder kommen wollen», schmunzeln die Gastgeber Sylvia Murri und Karim Frick. Die «Fischerstube» ist nur 30 energie & wasser 1/16 einen Steinwurf vom Rhein entfernt und die Karte bietet kleine und grosse Happen für jeden Geschmack. Dass sich hier die Gäste aus aller Welt wirklich fast wie zu Hause fühlen, ist den profunden Kenntnissen des weitgereisten Gastronomen zu verdanken. «Fragen Sie mich lieber, wo auf der Welt ich nicht gearbeitet habe», lacht Frick. «Ich weiss rund um die kulturellen Besonderheiten in Sachen Bestellen, Essen und Abräumen gut Bescheid, das macht viel aus.» Bier mit Symbolcharakter Die Liegenschaft mit dem Brauerei- restaurant Fischerstube wurde 1974 vom Basler Arzt Hans Jakob Nidecker gekauft, um sie zu erhalten. Der branchenferne Gaststubenbesitzer wollte damals das lokal gebraute Warteck-Bier ausschenken, doch das Bierkartell machte Nidecker einen Strich durch die Rechnung. So beschloss er kurzerhand, ein eigenes Bier zu brauen, welches in Basel mittlerweile Kultstatus geniesst und sich grosser Beliebtheit erfreut: das Ueli Bier. «Man kann getrost sagen, dass mein Schwiegervater der erste Mikrobrauer der Schweiz war», erzählt Anita Treml Nidecker, Ueli Bier Brauerhaxe mit Knödeln und Sauerkraut. Geschäftsleiterin der Brauerei Fischerstube AG. Und ein revolutionärer dazu: «Der Erfolg des Ueli Biers ist seinem konsequenten Willen, sich gegen die damals üblichen Absprachen der Bierbrauereien durchzusetzen, zu verdanken.» Rund fünf verschiedene Biersorten, wechselnde Saisonspezialitäten und thematische Innovationen – wie beispielsweise das Mac Ueli Ale zum Basel Tattoo oder das jährlich neue Vogel Gryff Bier – werden von fünf Braufachleuten in den verwinkelten Hinterräumen und im Kellergeschoss an der Rheingasse gebraut. «Eine Karaffe, bitte» Wer in der «Fischerstube» sitzt, zum dunklen Robur oder zum obergärigen Weizenbier den laut Frick beliebten pakistanischen Linsensalat, frische sämig-pikante Gnocchi oder die währschafte Brauerhaxe mit Serviettenknödeln und Sauerkraut geniesst, wird leicht Zeuge von der Beliebtheit des Ueli Biers. Baslerinnen und Basler in Gruppen, zu zweit oder alleine spazieren zur Theke und lassen sich das frisch gebraute Bier in ihre mitgebrachten 2-Liter-Karaffen füllen. Frischer geht’s nicht! Ein klares Zeichen, dass sich der anfängliche Kampf der Traditionsbrauerei gelohnt hat. «Klar freut uns das, wenn wir die positiven Rückmeldungen zum Ueli Bier und zu den frischen Speisen so direkt miterleben. Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind», so die drei. Denn: An innovativen Ideen, Herzblut und Begeisterung für’s Brauen und Wirten fehlt es hier überhaupt nicht. Bretzel-Marroni-Knödel und Brauerhaxe 500 g altes Weissbrot 200 g Bretzel, in kleine Stücke geschnitten 140 g Zwiebeln, gehackt 100 g Butter 1 TL Knoblauch, püriert 20 g Petersilie und Thymian 2 Eier 5 dl Milch 200 g Marroni ohne Schale, blanchiert, geviertelt (Das Rezept funktioniert auch ohne Marroni.) 6 Kalbshaxen 50 g Senf 1 Knoblauchzehe 1 TL Senfkörner 20 g Öl 1 Prise Paprika, Salz, Pfeffer, Oregano, Liebstöckel Die Knödel Zwiebeln glasig dünsten, mit Milch kurz aufkochen. Bretzel- und Brotstücke, Kräuter, Knoblauch, Marroni, Salz und Pfeffer hinzugeben. Mit Milch und Eiern mischen. Masse auf Stoffserviette zu einer 5 – 6 cm dicken Wurst formen, satt einpacken, auch die Enden fixieren. Ca. 45 Minuten im Ofen (100 Grad) dünsten, erkalten lassen. Die Scheiben vor dem Servieren kurz in Butter anbraten. Die Haxen Die mit den Gewürzen marinierten Haxen zwei Tage ruhen lassen. Im Ofen mit Ueli Bier übergiessen und bei 180 Grad Celsius ca. 35 Minuten garen. Szenewechsel einmal anders England ist Fish’n’Chips, «Monty Python» – und die Queen. Ein Stück royalistisches Great Britain gibt es auch in Basel: den Afternoon-Tea im Grandhotel Les Trois Rois mit englischen Scones, delikaten Sandwiches und verführerischem Süssgebäck auf einer klassischen Etagère. Die aromatischen Teevariationen werden in der stilvollen Lobby mit Blick auf den Rhein serviert. Afternoon Tea «Deluxe» (65 Franken) oder «Royal» (79 Franken) mit einem Glas Champagner. Täglich zwischen 14 und 16 Uhr sowie 16.30 und 18.30 Uhr. Grandhotel Les Trois Rois, Blumenrain 8, Basel www.lestroisrois.com Ein Lokal für jede Gelegenheit Kaffee trinken, in der Zeitung schmökern, über den Mittag in ein frisches Sandwich beissen, eine der feinen Pains au Chocolat geniessen, mit Freunden nach Feierabend anstossen oder am Samstag ausgedehnt brunchen – das «Avant Gouz» ist ein Lokal mit vielen Gesichtern. Diese Stimmung kommt nicht von ungefähr, Inhaber Pierre Mendy aus Marseille brachte ein gutes Stück Savoirvivre an die Hammerstrasse 141. Nicht verpassen: die Tapaz-Time am Wochenende, die am Sonntag sogar mit Livemusik bereichert wird. Avant Gouz Hammerstrasse 141, Basel Öffnungszeiten und weitere Infos unter: www.avant-gouz.com Restaurant & Brauerei Fischerstube Rheingasse 45, 4058 Basel www.uelibier.ch www.restaurant-fischerstube.ch energie & wasser 1/16 31
© Copyright 2024 ExpyDoc