Dieters Vorfahren haben 1644 in Bezdiek bei Saaz einen Bauernhof gekauft. Aber wo lebten sie vorher? Woher kamen Sie ursprünglich? Da in der Familie Gutwald das Gerücht ehemals adliger Ahnen überliefert wird, lohnt es sich, nach Vorfahren besserer Herkunft zu suchen. Von besserer Herkunft waren im Mittelalter durchaus Studenten. Schließlich mussten sie den Vorlesungen auf Lateinisch folgen und sich ein Studium auch finanziell leisten können. Beispielsweise haben an der Universität Leipzig drei Träger dieses Namens studiert, und zwar Iacobus Guthwalt de Hanis Englegardus Gudwalt de Gleichenberg Georgius Gudwalt de Morstad im Sommersemester 1456 sowie im Sommersemester 1467. Über Georgius Gudwalt de Morstad, der im Sommersemester 1467 in Leipzig war, gibt es interessante Informationen vom Stadtarchivar aus Münnerstadt in Franken. So heißt der Ort heute. Erstens existieren aus den Jahren 1472, 1475 und 1478 sogenannte Bede- oder Verrechtslisten, in denen die Münnerstädter Bürger mit der Taxierung ihres Vermögens aufgelistet sind. Hier erscheint in allen drei Listen jeweils an erster Stelle die „Gotwaltin“ mit einem Vermögen von rund 400 Gulden. Das berechtigt dazu, die Namensträgerin zur wohlhabenden Schicht der damaligen Münnerstädter Bevölkerung zu rechnen. Zweitens beinhaltet die Urkunden-Nummer 250 des Stadtarchivs von Münnerstadt Quittungen der Vikare des Altars Corporis Christi in der Münnerstädter Stadtpfarrkirche für den Empfang jährlicher Einkünfte. Darunter befinden sich aus den Jahren 1481 bis 1483 eigenhändig geschriebene Quittungen eines Georgius Gottwalt, bei dem es sich um den Leipziger Studenten handeln dürfte. Er war also 15 Jahre nach seinem Studium Vikar in Münnerstadt. Nun ist es auffällig, dass über viele Jahrzehnte lediglich drei Namensträger Gutwald in Leipzig studiert haben, und davon zwei ausgerechnet im selben Semester. Da denkt doch jeder gleich an Verwandtschaft. Der zweite ist Englegardus Gudwalt de Gleichenberg. Doch der wird in der Bearbeitung der Leipziger Matrik dem Ort Bad Gleichenberg in der Steiermark zugeordnet. Also zu weit entfernt für verwandtschaftliche Bindungen, denkt man. Nun weist Herr Guhling, Stadtarchivar von Münnerstadt, demgegenüber auf Gleichamberg am Fuß der Gleichberge nahe Römhild in Thüringen hin. Von Münnerstadt nach Gleichamberg geht es nordöstlich über Bad Königshofen Richtung Römhild. Jedoch verlässt man die Hauptstraße schon vorher bei Hindfeld und hat dann noch 5 km in östlicher Richtung. Insgesamt sind es knapp 40 km. Da könnten sich 1467 durchaus zwei Brüder verabredet haben, ihre Söhne gemeinsam in Leipzig studieren zu lassen. Die Vermutung, die Gutwald aus Bezdiek neben Saaz könnten aus Münnerstadt oder Gleichamberg stammen, wird dadurch gestützt, dass der grün kenntlich gemachte Teil Böhmens vorwiegend aus Ostfranken besiedelt wurde. Nun fragt sich allerdings, ob sich in Gleichamberg Hinweise auf Gutwald ergeben, nachdem die Suche nach Englegardus in Bad Gleichenberg/Steiermark unergiebig war. Auch in Großenhain (de Hanis) ergaben sich keine Hinweise auf Iacobus Guthwalt oder andere Namensträger.
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