3.21 01.13
das magazin
Zeitzeichen
Einheizen
01_ZeitZeichen
Schmelzprozess
02_Gebundene Zeit
03_Zeit in Glas
04_Örtchen für Schwindelfreie
05_Exponiert und abgeschirmt
06_Eile mit Weile
07_50 Jahre Glasschule
08_Grüne Eichen statt Weisser Riesen
Abkühlen
09_Ausblick
1
Zeitzeichen
S
ie sind da, nicht immer auf den ers­
ten Blick zu erkennen, aber doch
un­übersehbar, ob es einem gefällt oder
nicht. Schön oder hässlich, unschein­
bar oder markant, makellos oder zer­
stört: Die Dinge, die uns umgeben,
banal oder besonders, sind alle Kinder
ihrer Zeit. Zeitlosigkeit ist ein Traum,
eine Wunschvorstellung, der das Ver­
langen nach Ewigkeit und Überdauern
innewohnt. Literaten, Künstler, Desig­
ner und Architekten streben danach,
Ikonen zu kreieren, Dinge oder Gebäude,
die die Zeit überdauern, und können sich
doch den Zeitströmungen, dem Zeitgeist,
nicht wirklich entziehen. So lässt sich vieles
erkennbar bestimmten Zeitphasen zuordnen.
Nur weniges überdauert und so ist auch der
Zerfall Teil des Werkes, das im Wortsinn oder
metaphorisch altert.
Zerfallenes oder Zerstörtes hinterlässt Spuren.
Im Fall des EK3 in Kamp-Lintfort beispielsweise greift
die Form des Neubaus Elemente der vorherigen Bebau­
ung auf und integriert damit die Erinnerung an die trut­
zigen Vorgänger, derer jetzt in angenehmer Atmosphäre ent­
spannt gedacht werden kann. Ausdruck ihrer jeweiligen Zeit sind
Bibliotheken, deren Zweck immer gleich bleibt, deren Formen sich
aber ebenso sehr unterscheiden wie die Inhalte der dort aufbewahrten
Bücher. Wie sich Altes im Neuen wiederfindet, eine Schule Spiegel der Zeit
ist, und warum Sie manchmal schneller sind, wenn Sie es langsam angehen lassen,
sind weitere Themen dieses „Zeitmagazins“. Setzen Sie ein Zeichen, entspannen Sie sich
und nehmen Sie sich Zeit zum Lesen dieses Newsletters.
1 Einheizen
2 Schmelzprozess
3 Abkühlen
2 Gebundene Zeit
1 Einheizen
2 Schmelzprozess
3 Abkühlen
E
in Buch kann uns begeistern, überraschen, ärgern, informieren, zum Lachen
oder Weinen bringen und uns in neue Welten entführen. Trotz digitaler
Medien, tragbarer Lesegeräte und Bewegtbildern ist das Buch einfach nicht
totzukriegen. Still und beharrlich behauptet es seinen Platz auf Nachttischen, in
Bücherregalen und in den Händen Reisender, denn mag ein mobiles Lesegerät
auch Tausende von Büchern in einem sein – das, was ein Buch ausmacht, kann
ein Kindle nie sein: ein sensorisches Erlebnis. Das Rascheln der Seiten beim Um­
blättern, der Geruch des bedruckten Papiers, seine glatte oder leicht angeraute
Oberfläche – all das macht das Lesen eines gedruckten Buches zu mehr als nur
dem Verfolgen von Buchstaben auf weißem Hintergrund. Und weil das so ist,
viele Lesebegeisterte sich aber nicht rundum mit Büchern einrichten wollen,
braucht es einen trockenen und gut temperierten Ort, der Bücher zwischen den
Ausleihphasen wohlbehütet aufbewahrt: eine Bibliothek. Waren Bibliotheken
früher respektiert als heilige Hallen, sind sie heute in erster Linie Dienstleis­
tungszentren, die den Bürgern kostengünstig Zugriff auf nahezu jede verfügbare
Literatur bieten. Doch auch heute gibt es noch die ganz besonderen Gebäude,
die dem, was sie beherbergen, durch ihre Form oder ihre äußere Hülle zu einem
großen Auftritt verhelfen. Wie etwa die Folkwang Bibliothek in Essen, bei der
digitalbedruckte Gläser in Steinoptik die musikwissenschaftlichen Bestände vor
zu starker Lichteinstrahlung schützen. Oder die Stadtbibliothek am Mailänder
Platz in Stuttgart, deren gerasterter Kubus ein städtebauliches Zeichen setzt und
den Büchern im Inneren unvergleichlich viel Raum gibt. Und solange noch
architektonisch anspruchsvolle Gebäude für Bücher entworfen werden, muss
einem um die Zukunft von Büchern nicht bange sein.
3
Zeit in Glas
W
eltkriegsbomben zerstörten das
kleine Schijndel in den Nieder­
landen stark. Insbesondere auf dem
Marktplatz entstand eine übergroße
Lücke, die in den nächsten 69 Jahren das
Stadtbild prägte. Ein junger, angehender
Landschaftsarchitekt, Winy Maas – in
Schijndel geboren und 1991 Mitbegründer
des Architekturbüros MVRDV –, formu­
lierte 1980 in einem Brief an die Stadt­
verwaltung Ideen für eine Bebauung des
Platzes zwischen Kirche, Stadthaus und
1 Einheizen
Hauptstraße. 33 Jahre später ist die Lücke
gefüllt: Die Glass Farm, ein multifunk­
tionales Gebäude mit einer Fassade aus
bedrucktem Glas, ist im Januar vollendet
worden. Vierzehn Meter hoch und auf
1.600 m2 Fläche bietet der „Bauernhof“
Platz für Geschäfte, Cafés, Büros und ein
Wellnesscenter hinter historischem Ge­
mäuer. Gemauert ist hier jedoch nichts.
Der Fotokünstler Frank van der Salm
fotografierte alle noch verbliebenen, tradi­
tionellen Bauernhöfe der Umgebung, aus
2 Schmelzprozess
der er dann den „typischen Bauernhof“
extrahierte und auf 1.800 m2 Glas drucken
ließ. Mehr oder weniger durchscheinend
hat der Besucher unterschiedlich Licht
und Sicht, je nach Wetter. Durch die
Innenbeleuchtung wird die Glass Farm in
der Nacht zu einem Denkmal der alten
Baukunst.
(Zu MVRDV siehe auch
3.21 Nr. 06.11., „Schweine
im Höhenverbund“)
3 Abkühlen
4
Örtchen für
Schwindelfreie
1 Einheizen
2 Schmelzprozess
3 Abkühlen
G
eplant
und nie verwirklicht:
ein zweiter Fahrstuhl sollte das
als 15. Stockwerk neu gebaute Pent­
house PPDG In Guadalajara, Jalisco (Mexiko),
mit dem Erdgeschoss verbinden. Der Schacht wurde ge­
graben, der Fahrstuhl nicht installiert. Statt den Schacht
zu verdecken oder gar zuzuschütten, setzte Architekt
Jorge Luis Hernández Silva von Hernandez Silva
Arquitectos auf den Überraschungseffekt: Wer dieses
Gäste-WC betritt, steht auf einem gläsernen Boden
exakt den Fahrstuhlmaßen entsprechend und
blickt in den Schacht – die gesamten
15 Stockwerke tief. Dieses stille
Örtchen ist wahrlich nur
etwas für Schwindel­
freie!
Exponiert und
abgeschirmt
5
D
as Herz der City West in Berlin
schlägt am Breitscheidplatz: Am
Schnittpunkt des Kurfürstendamms
und des Zoologischen Gartens,
zwischen Theater des Westens, Har­
denbergplatz und KaDeWe, bildet
das vom Frankfurter Büro Christoph
Mäckler entworfene imposante
Zoofenster den neuen Blickfang in
direkter Nachbarschaft zur KaiserWilhelm-Gedächtniskirche. Haupt­
nutzer ist das mondäne Luxushotel
Waldorf-Astoria, deren Gäste den
Ausblick auf Berlin und seinen Tier­
garten genießen. Das Gebäude, des­
sen überdimensionales „Fenster“ auf
der Ostseite des Hauptturmes entlang
der südlichen Zoogeländekante
ausgerichtet ist, streckt sich 118 m
in die Höhe und hat 33 oberirdische
1 Einheizen
2 Schmelzprozess
3 Abkühlen
Geschosse. Es setzt sich zusammen
aus einem in zwei Elemente geteilten
Turmschaft, dessen niedriges Element
sich auf der anderen Seite des höhe­
ren als Gebäudescheibe fortsetzt. Der
Sockel, sechs bis sieben Geschosse
hoch in maßstäblicher Anlehnung
an die Umgebungsbebauung, vereint
unterschiedliche Volumina zu einem
gegliederten Ganzen und nimmt
bewusst die Höhe und Linienführung
der umgebenden sechsgeschossigen
Bebauung auf. Die Highlights stecken im Detail: Zahlreiche unter­
schiedliche Sonnenschutzisoliergläser
wie SGG CLIMAPLUS COOL-LITE
SKN 174 und Wärmeschutzisolier­
gläser SGG CLIMAPLUS ULTRA N
sorgen dafür, dass in den luxuriösen
Zimmern und Suiten des Waldorf
Astoria ganzjährig bestes Raumklima
herrscht. Zusätzliche Schallschutz­
folien reduzieren außerdem die Ge­
räuschbelastung auf dem dreieckigen
Grundstück zwischen Kant-, Harden­
berg- und Joachimstaler Straße auf
ein Minimum.
Auch die Fluglotsen am unweit
entfernten Flughafen ­Berlin-Tegel
können beruhigt ihrer Arbeit
nachgehen: Das radarabsorbierende
Glas SGG CONTRARADAR, eine
Spezialanfertigung der Flachglas­
werk Radeburg GmbH, setzt dem
Gebäude quasi eine Tarnkappe
auf. Reflexionen der Radarstrahlen
werden soweit reduziert, dass auf
dem Radarbildschirm im Tower des
Flughafens keine Dopplungen von
Flugzeugsignaturen zu erkennen sind.
6
Eile mit Weile
M
it der Zeit ist es eine merkwürdige
Sache. Augustinus etwa antwortete
auf die Frage, was Zeit denn überhaupt sei:
„Wenn mich niemand fragt, dann weiß ich
es; sobald ich aber gefragt werde, kann ich es
nicht erklären.“ Geht es Ihnen gerade auch
so? Neulich sagte eine Dame zu einem Herrn:
„Warte mal schnell, ich bin sofort wieder da.“
Ob sich der Herr gefragt hat, wie er denn
möglichst effektiv „schnell wartet“, ist nicht
überliefert. Viel spannender ist jedoch die
Frage, warum das Warten auch noch flott
gehen soll. Erste spontane Antwort: Um Zeit
zu sparen. Zeit zu sparen ist zum größten
Volkssport der Europäer und Nordamerika­
ner geworden. Für nichts anderes nimmt man
sich so viel Zeit, wie fürs Zeitsparen. Paradox,
nicht wahr?
Zwei Drittel aller Menschen in Deutsch­
land klagen über Hektik und Zeitnot. Sie
fürchten nicht ohne Grund, dieser Stress
könnte sie krank machen. Ewige Hast ist Aus­
1 Einheizen
druck einer fortdauernden Aktivität. Dabei
ist auch der Mensch ein Teil der Natur, deren
Rhythmus aus Aktivität und Ruhe besteht.
Ruhe bedeutet Langsamkeit, Bedächtigkeit
und Muße. Die Sie sich vielleicht gerade
gönnen, da Sie diesen Text bis zu dieser Stelle
gelesen haben. Gut so! Und falls Sie sich im
nächsten Augenblick fragen, wann in Ihrem
Terminkalender das nächste Zeitfenster frei
ist, halten Sie inne: ein „Zeitfenster“ ist nichts
anderes als eine günstige Gelegenheit. Nicht,
um etwas zu tun. Sondern vielleicht einmal,
um ein Zeichen gegen die Zeit zu setzen und
etwas zu lassen. Und dabei zum Beispiel aus
dem Fenster zu schauen und sich selbst zu
sammeln.
Übrigens: An Friedrich II., dem „alten
Fritz“, könnte man sich auch ein Beispiel
nehmen. Er sagte zu seinem Kutscher, der die
Pferde antrieb: „Fahr er langsam, ich habe es
eilig.“
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Immer ein Kind seiner Zeit:
50 Jahre Glasschule
D
ie 50-jährige Geschichte der Saint-Gobain Glasschule ist ein Spiegel der Entwicklung
der gesamten Branche. Anfang der 1960er-Jahre hatte die Technik einen Komplexitäts­
grad erreicht, dass sie von ungelernten Arbeitskräften nicht mehr bedient werden konnte.
Am 1.4.1963 öffnete die Glasschule daher mit einem Kurzkurs in „Automation“. Mittlerweile
hat sich daraus ein vielfältiges Angebot an Aus- und Weiterbildungen entwickelt: Ausgebildet
werden heute Verfahrensmechaniker für Glastechnik, Elektroniker für Automatisierungstechnik
und Industriemechaniker. Mitarbeiter und Externe können sich in Seminaren von der Robotik
über MS Office bis zur SPS-Technik weiterbilden. [Link]
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Grüne Eichen statt
Weisser Riesen
Wo bis vor wenigen Jahren noch drei bis zu
16-geschossige Wohnhochhäuser, die sogenannten
Weißen Riesen, standen, gibt heute das Einkaufs­
zentrum EK3 der Innenstadt von Kamp-Lintfort
ein neues Gesicht. Eine gläserne Fassade und ein
lichter Innenhof verleihen dem Bau Leichtigkeit
und nehmen Bezug auf die frühere Bebauung. Der
Innenhof bildet das Herzstück des von Robert Wet­
zel (bob-architektur) entworfenen, im Sommer 2012
fertiggestellten Einkaufszentrums. Der Abriss der
1 Einheizen
Hochhäuser 2010 schuf Raum für eine städtebau­
liche Neugestaltung, dessen Kernstück das EK3 ist.
EK3 steht für Einkaufen unter den drei Eichen.
Der Name bezieht sich auf die drei Bäume im
Innenhof des Einkaufszentrums, die symbolisch für
den Wandel vom Wohnturm zum Waren­paradies
stehen. Als typische Bäume der Region stellen
die Eichen zudem einen Bezug zur umgebenden
Landschaft her. Als besonderer Akzent finden sich
Eichenblattmotive auf den Glasflächen und dem
2 Schmelzprozess
Glasdach der Passage. Die weiß schimmernden
Blattmotive wurden mittels keramischen Digital­
drucks dauerhaft und wetterresistent in das Glas
eingebrannt.
Die teilweise zum Innenhof schräg abfallende
Fassade ist, ebenso wie die gläserne Dachfläche des
Einkaufszentrums, als Isolierglas mit Sonnenschutz­
beschichtung SKN 154 bzw. der vorgespannten
Version SKN 154 II aufgebaut. Auch im Erdgeschoss
des Einkaufszentrums wurden multifunktionale
3 Abkühlen
Isoliergläser mit Sonnenschutzbeschichtung nach
neuestem Standard eingebaut.
Im Zusammenspiel mit den hölzernen Böden
und den jungen Bäumen schaffen die digital
bedruckten Glasfassaden einen Innenraum mit
be­eindruckender Atmosphäre, die sofort zum Ver­
weilen einlädt. Die drei Eichen holen ganzjährig die
Natur in das Einkaufszentrum.
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Aussicht
Impressum
Eine starke Partnerschaft mit
Saint-Gobain GLASS Deutschland GmbH
Janina Wotske
Viktoriaallee 3 – 5
52066 Aachen
E-Mail: [email protected]
Redaktion und Gestaltung
barke + partner
büro für kommunikation
Rufus Barke, Petra Janßen, Marcel Pannes, Sandra Ott,
Karsten Geisler
Maria-Hilf-Straße 17
50677 Köln
Fon: 0221/932 00 31
E-Mail: [email protected]
Thema
3.21 02.13
Musterungen
Bildnachweise
S. 1 Foto: Leshaines123_flickr_cc_by
S. 2 Foto: Wilson&Wes_flickr_cc_by_nc
S. 3 Foto: © CLIMAplusSECURIT-Partner, Fotograf: Olaf Rohl;
Schub@_flickr_cc_by_nc_sa
S. 4 Foto: © MVRDV
S. 5 Foto: © PPDG PENTHOUSE/ Hernandez Silva
S. 6 Foto: © GLASSOLUTIONS – Saint Gobain Deutsche Glas GmbH
Fotograf: Christoph Seelbach
S. 7 Foto: salendron_flickr_cc_by_nc_sa
S. 8 Foto: © Saint Gobain Glass Deutschland
S. 9 Foto: © CLIMAplusSECURIT-Partner, Fotograf: Olaf Rohl
S. 10 Foto: digital cat_flickr_cc_by
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