GUT BEDACHT Viele Gründe sprachen beim Neubau auf der Schwägalp dafür, das Dach nicht wie ursprünglich geplant mit Ortbeton, sondern aus vorgefertigten Holzelementen zu erstellen. Dabei kam statt einer Mineralfaserdämmung ein einblasbarer Zellulosedämmstoff zum Einsatz. Das sparte Zeit und Kosten. Bild: zvgKalte Tage und meterhohe Schneewände: Weil der Winter im Appenzellerland sehr lang andauert, kann nur in wenigen Monaten im Jahr gebaut werden. Beim Neubau der Schwägalp sparten sich die Bauherren Zeit, indem sie eine zeitsparende Zellulose-Einblasdämmung einsetzten. Die Schwägalp am Übergang vom Appenzellerland ins Toggenburg gehört zu den schönsten Naturlandschaften in der Schweiz. Entsprechend gross ist die Nachfrage: Im Sommer wie im Winter kommen tausende von Touristen in die Region rund um die Talstation der Säntis-Schwebebahn. Diesem Ansturm war das vor rund 77 Jahren gebaute «Berghotel Schwägalp» nicht mehr gewachsen und sollte daher durch einen zeitgemässen Neubau ersetzt werden, der einerseits den Bedürfnissen der Tagestouristen gerecht wird und andererseits Hotelgästen und Tagungsteilnehmern Ruhe und Entspannung bietet. Geplant wurde ein insgesamt siebengeschossiger Bau aus zwei im stumpfen Winkel zueinander angeordneten Gebäudeteilen. Die neue Anlage besteht aus einem massiven Erdgeschoss, dessen Ortbeton mit aufbereitetem Kies aus dem Aushub erstellt wurde. Hier sind die Tagesgastronomie, ein Shop und ein moderner Beratungsbereich untergebracht. Ein Zwischengeschoss, welches ebenfalls dem Sockel angehört, umfasst die Technik und eine Tiefgarage mit Platz für 40 Autos. Eine vorgelagerte Terrasse erlaubt die uneingeschränkte Sicht auf die Landschaft und den Säntis. «Im Holzbau fühlen sich unsere Gäste wohl» Der darüber liegende und klar vom Bereich der Tagestouristen abgegrenzte Hotelbereich mit 68 Zimmern im 3-Sterne-Plus-Komfort steht mit seiner fein strukturierten Holzfassade im Kontrast zum Betonunterbau, stellt jedoch gleichzeitig durch die Kombination mit dem massiven Untergeschoss eine moderne Interpretation der ortstypischen Bauweise dar. Der Hotelkomplex wurde in Stahlbetonskelettbauweise mit einer Aussenhülle aus vorgefertigten Holzrahmenelementen erstellt. «Das äussere Erscheinungsbild sollte einem Holzbau entsprechen», so Richard Jussel von der BlumerLehmann AG. «W ir habe die Erfahrung gemacht, dass die Gäste sich in einem Holzbau besonders wohl fühlen.» Kalte und lange Winter engen die Bauzeit ein Daher erscheint es nur logisch, auch das Dach aus vorgefertigten Holzelementen zu konstruieren, zumal dadurch der Bauablauf deutlich beschleunigt werden konnte. Die ursprüngliche Planung mit Ortbeton und einer mit Blech verkleideten Holzkonstruktion als äusserem Abschluss wurde aus Zeitund Kostengründen verworfen. «Wir befinden uns hier», erklärt Florian Schällibaum von der Schällibaum AG Ingenieure und Architekten, die die Planung nach der Fertigstellung des Vorprojektes übernommen hat, „auf einer Höhe von 1350 m und in einem Gebiet mit extremen Wetterbedingungen». Die Winter in der Region sind extrem lang und dauern teilweise bis in den Mai. Entsprechend kurz ist die Zeitspanne, in der gebaut werden kann. Für die Montage sämtlicher Wand- und Deckenelemente vor Ort wurden lediglich sechs Wochen benötigt. Anschliessend war das Gebäude geschlossen und dicht, so dass der Innenausbau starten konnte. «Grundvoraussetzung war die exakt geplante Vorfertigung sämtlicher Elemente. Der Systemwechsel garantierte, dass wir in nur einem Sommer das Gebäude decken und schliessen konnten, sodass im Winter der Innenausbau erfolgen konnte», betont Schällibaum. Acht Holzbauunternehmen und ein Dach in geometrischer Vielfalt Mit kalkulierten Schneehöhen von bis zu sieben Metern war das 1.160 m² grosse Dach in statischer Hinsicht eine besondere Herausforderung. Es besteht aus rund 60 vorgefertigten Holzelementen mit jeweils einer OSB-Platte unten und oben, die mit ca. 500 mm Isofloc (60 kg/m³) gedämmt wurden. Nach aussen hin wurden darüber eine Unterdachbahn mit 12 cm Hinterlüftung, die Konterlattung mit Nagelband, 27 mm Schalung und eine diffusionsoffene Trennlage angeordnet. Den äusseren Abschluss bildet ein Doppelstehfalzdach. Zum Innenraum hin blieb in einigen Räumen die OSB-Platte sichtbar. In den meisten Räumen wurden die Decken abgehängt. Aber nicht nur in statischer Hinsicht war das Dach des Projektes Schwägalp eine besondere Herausforderung. Die ungewöhnliche Form eines Satteldachs mit diagonal verlaufendem First, stellte an die Holzbauunternehmen sowohl bei der Vorfertigung als auch später bei der Montage hohe Anforderungen. Sämtliche Holzbauarbeiten wurden von der Arge Schwägalp, die aus insgesamt acht regionalen Holzbauunternehmen besteht, unter dem Lead der Blumer-Lehmann AG ausgeführt. „Durch die steigende und fallende Traufe,“ erklärt Richard Jussel, „entspricht das Dach einem Vieleck. Entsprechend vielfältig waren die Geometrien der einzelnen Elemente. Rechtecke, Dreiecke, Rhomben oder Trapeze – alles war dabei.“ Schnell und wirtschaftlich gedämmt Als Dämmung kam die Zellulose-Einblasdämmung von Isofloc zum Einsatz. Ausschlaggebend sei die schnelle und wirtschaftliche Verarbeitung, die sich gerade bei unregelmässigen Geometrien auswirkt. Mit der Einblasplatte Easyfloc G2 von Isofloc, die von Mettler Holzbau GmbH, Schwellbrunn, eigens für diesen Zweck angeschafft wurde, konnte der Zellulosedämmstoff schnell und einfach von nur einem Mitarbeiter in die Dachelemente eingebracht und damit im Ergebnis eine deutlich verkürzte Produktionszeit realisiert werden. Ausserdem war das für die Verarbeitung der Zellulosedämmung benötigte Lagervolumen deutlich geringer. „Im Gegensatz zur Verarbeitung von Mineralfaserdämmung benötigten wir etwa zwei Drittel weniger Lagervolumen,“ schätzt Richard Jussel. „Das bedeutete schlanke Prozesse auf engem Raum.“ Die gute Wärmespeicherfähigkeit soll nicht nur gegen Kälte wirken, sondern biete auch einen ausgezeichneten sommerlichen Wärmeschutz. Das heisst: An warmen Tagen verzögere sich der Wärmedurchgang und verringere so ein Aufheizen der Räume unter dem Dach. So konnte auch für die unter dem Dach liegenden Gästezimmer des Hotels ein hoher Wohnkomfort und ein behagliches Raumklima gewährleistet werden. Fazit Beim Neubau des Projekt Schwägalp wurde das Dach mit vorgefertigten Holzelementen ausgeführt. Der Einsatz des industriellen Dämmsystems easyfloc stellte bei den komplizierten Geometrien der grossen Elemente eine lückenlose Dämmqualität sicher und sorgte bei reduziertem Personalaufwand für eine erhebliche Zeit- und Kostenersparnis. Das Ergebnis war ein deutlich beschleunigter Bauablauf. Die in der Halle weitgehend witterungsunabhängig und unter idealen Bedingungen komplett fertig vorproduzierten Elemente mussten vor Ort auf der Baustelle nur noch aufgestellt und montiert werden. Der gesamte Bau konnte so einem wetterbedingt sehr knappen Zeitfenster rechtzeitig vor Wintereinbruch geschlossen werden, um den Winter für den Innenausbau zu nutzen. (pd/sd) Schweizer Holzzeitung 2015 Alle Rechte vorbehalten
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