Wie kommt man in den Himmel

Wie kommt man in den Himmel - Teil 1 - Pfr. P. Ladner
Pfr. P. Ladner
Wie kommt man in den Himmel? Johannes 14.2-6
Wie kommt man in den Himmel?
Das ist keine leichte Frage, denn keiner von uns ist je dort gewesen. Zwei Jugendliche blödeln
miteinander. Einer fragt: 'Warst du schon einmal in Amerika?' - 'Nein', sagt der andere. - 'Dann
müsstest du eigentlich meinen Bruder kennen.' - 'Wieso?' - 'Der war auch noch nie in Amerika!'
Wenn wir 'Amerika' durch 'Himmel' zu ersetzen – dann trifft das für uns alle zu. In diesem Punkt
'kennen' wir uns alle - auch wenn wir sonst nichts voneinander wissen. Wir sind alle gleich
ahnungslos. Der Klügste hat dem Dümmsten nichts voraus: Keiner kennt den Himmel. Selbst wenn
wir einen Astronauten fragen würden - er könnte uns auch keine Auskunft geben. Denn es geht ja
bei dieser Frage nicht um den sichtbaren Himmel, den man mit Raumschiffen erreichen kann. Es
geht nicht um Raumsonden, die jahrelang unterwegs sind bis sie ans Ende unseres Sonnensystems
kommen. Es geht um Gottes unsichtbare Welt. Und die lässt sich nicht mit unseren irdischen
Dimensionen beschreiben.
Wir müssten einen Menschen finden, der bereits im Himmel gewesen ist, einen, der sich dort
auskennt und daher auch weiss, wie man dorthin kommt. Nur einer war dort. Nur einer kennt sich
dort aus: Jesus Christus, der Sohn Gottes. Er ist Mensch geworden. Er sagt von sich:
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Es ist noch nie jemand in den Himmel hinaufgestiegen; der einzige, der dort war, ist der, der
aus dem Himmel herabgekommen ist - der Menschensohn. (Johannes 3, 13).
Und darum heisst es von Jesus: Er, der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut
und lebte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit,
wie sie nur der einzige Sohn besitzt, der vom Vater kommt. (Johannes 1, 14).
Oder: Niemand hat Gott je gesehen. Der eingeborene Sohn hat ihn uns offenbart, er, der selbst
Gott ist und an der Seite des Vaters sitzt. (Johannes 1, 18).
Also: Jesus ist im Himmel zu Hause. Das ist seine Welt. Dort hat er seinen Wohnsitz. Dort ist sein
Vater. Von dort ist er auf die Erde gekommen. Dorthin ist er nach seiner irdischen Lebenszeit
zurückgekehrt. Wenn irgendeiner über den Himmel Bescheid weiss, dann er. Er ist der einzige, der
nicht über das Jenseits spekulieren muss. Wenn uns irgendeiner sagen kann, wie man in den
Himmel kommt, dann er.
Und er hat es uns gesagt. Der Jünger Thomas hat ihn einmal direkt danach gefragt und er hat ihm
eine herrliche Antwort gegeben. Sie ist so simpel, dass sie der Jüngste unter uns versteht und sie ist
so unauslotbar, dass sie noch für den Klügsten eine Herausforderung darstellt.
Wir finden diese Auskunft Jesu in Johannes 14, 2-6. Jesus sagt dort zu seinen Jüngern:
'Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich dann etwa zu
euch gesagt, dass ich dorthin gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Und wenn ich einen
Platz für euch vorbereitet habe, werde ich wiederkommen und euch zu mir holen, damit auch ihr
dort seid, wo ich bin. Den Weg, der dorthin führt, wo ich hingehe, kennt ihr ja.' 'Herr', sagte
Thomas, 'wir wissen doch nicht einmal, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg dorthin
kennen?' Und Jesus sprach zu Ihnen: 'Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand
kommt zum Vater, denn durch mich.' Johannes 14, 2-6
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Gregor der Grosse hat gesagt: Das ist eines dieser Worte Jesu, das einem Teich gleicht, in dem ein
kleines Kind waten und ein Elefant baden kann.
Wir haben hier alle Elemente unseres Themas:
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Den Himmel (Jesus nennt ihn 'das Haus meines Vaters')
die Frage des Thomas, wie denn der Weg dorthin aussieht
und die Antwort Jesu: 'Ich bin der Weg ... zum Vater kommt man nur durch mich.'
Diese Antwort ist so berühmt geworden, dass wir sie alle in- und auswendig kennen. Und wir
können sie und Sonntag für Sonntag -übrigens auch bei jeder Beerdigung- hier an der
Seitenwand unserer Kirche lesen. Meist denken wir uns gar nichts mehr dabei. Wir merken nicht
mehr, wie unerhört das ist, was Jesus hier sagt.
'Ich bin der Weg.' Das ist eigenartig. Wenn ich in einer fremden Ortschaft nicht mehr weiter weiss
und einen Einheimischen nach dem Weg frage, sagt der doch nicht: Ich bin der Weg.
Wenn jemand beim Einkaufsladen Spar in Rothrist nach unserer neuen Adresse Erlenweg 10 fragen
würde, dann bekäme er zur Antwort: Immer geradeaus, dann nach 400 m rechts abbiegen und dann
nach 20 Metern links einbiegen, dann kommen Sie an den Erlenweg 10.
Mit anderen Worten: Er sagt, wo's lang geht. Und wenn Sie Glück haben, sagt er vielleicht sogar:
Kommen Sie, ich hab Zeit; ich begleite Sie zu Ihrem Ziel. Aber Jesus sagt weder das eine noch das
andere. Er sagt nicht: Ich informiere euch über den Weg. Er sagt: Ich bin der Weg. Das provoziert.
Da steht einer hin und sagt denen, die ihn nach dem Weg fragen: Ich bin der Weg. Was will er
damit sagen?
Zuerst: Ohne Jesus würde es den Weg zum Himmel gar nicht geben!
Wenn Ihnen jemand den Weg zum Erlenweg 10 in Rothrist erklärt hat, dann kann er ruhig
verschwinden. Sie brauchen ihn nicht mehr. Der Weg verschwindet schliesslich nicht mit ihm
zusammen.
Nehmt einen Wegweiser weg - der Weg ist immer noch da. Aber versucht einmal auf Jesus zu
verzichten – dann ist da plötzlich nur noch Sumpf nach allen Seiten. Und es gibt kein
Durchkommen, auch nicht aufs Geratewohl. Schiebt Jesus zur Seite - dann ist da nur noch ein
gähnender Abgrund zwischen Himmel und Erde.
Jesus ist die Brücke, die Gott über diesen Abgrund gebaut hat. Jesus ist der rote Teppich, den Gott
vor unseren Füssen ausgerollt hat. Durch ihn werden wir in Ehren bei ihm aufgenommen. Jesus
selbst ist der Weg.
Natürlich ist er auch Wegweiser, natürlich ist er auch Wegbegleiter, aber das greift zu kurz,
das wäre zu wenig, diese Rolle können auch andere übernehmen. Nein, Jesus ist der Weg
selbst. Ohne Jesus gäbe es gar keinen Weg, und alle Wegweiser und Wegbegleiter wären arbeitslos.
Zum Zweiten: Wenn Jesus höchstpersönlich der Weg zum Himmel ist, dann muss dieser Weg mit
seinem Leben zu tun haben, mit seiner Biographie.
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Jesus sagt: 'Ich gehe dorthin, um einen Platz für euch vorzubereiten.' -- Was heisst das konkret: 'Ich
gehe dorthin'? Wie sah denn dieses Hingehen aus? Was wartete denn als nächstes auf Jesus?
Etwa eine prächtige Kutsche mit feurigen Pferden, die ihn in den Himmel holen sollte -wie beim
Propheten Elia? Nein, das glatte Gegenteil ist der Fall: Auf Jesus wartete ein Verräter aus dem
engsten Freundeskreis; auf Jesus wartete ein Trupp Soldaten, die ihn festnahmen und abführten; auf
Jesus wartete eine feige, unfaire Verurteilung zum Tod, eine brutale blutige Auspeitschung und
schliesslich das Kreuz, die schrecklichste Hinrichtungsart, die sich Menschen je ausgedacht haben.
Und das war nur die Aussenseite des Geschehens, das, was auch die anderen mitbekamen.
Auf Jesus wartete noch etwas ungleich Schlimmeres: unsere Schuld. Der eigentliche Grund, warum
Jesus starb, waren nicht die Qualen des Kreuzes: Jesus starb an unserer Sünde. Die hat ihm das
Genick gebrochen, die hat ihm das Leben gekostet. Nicht der jüdische Hohepriester Kaiphas ist
schuld am Tod Jesu, nicht der römische Gouverneur Pilatus, sondern wir, wir alle mit unserem
Widerstand gegen Gott und unserer Gleichgültigkeit und unserem Egoismus, mit unserer Schuld
und Sünde, mit unserer Gottesferne.
Sein ganzes Leben lang hatte Jesus mit der Sünde nichts am Hut, aber jetzt hatte er die
Sünde am Hals. Er, der die Sünde bis aufs Blut bekämpfte, besiegte sie jetzt, indem er sein Blut
für uns vergoss.
Er hat sich unsere Schuld freiwillig aufgeladen und mit ihr die Folgen: das Gericht, die Trennung
von Gott. Daran starb Jesus.
Es heisst in Johannes 1, 29: 'Siehe das ist Gottes Lamm, das die Sünde der Welt trägt.
Und in Römer 3.25: 'Ihn hat Gott vor den Augen der ganzen Welt zum Sühneopfer für unsere
Schuld gemacht. Durch sein Blut, das er vergossen hat, ist die Sühne geschehen, und durch den
Glauben kommt sie uns zugute' (Römer 3, 25).
Im Alten Testament befand sich das Opferblut auf dem Sühneopferdeckel der Bundeslade. Der
Hohepriester goss es am grossen Versöhnungstag dort aus. Gottes Heiligkeit, symbolisiert durch
die zwei Cherubim mit ihren ausgebreiteten Flügeln, sah nun nicht mehr die Forderungen des
Gesetzes mit den 10 Geboten, die sich auf den Tafeln in der Bundeslade befanden – Gott sah
gnädigerweise das Opfer an. So steht seit dem Karfreitag das Kreuz Jesu zwischen dem
verurteilenden Gesetz Gottes und Gottes Heiligkeit. Gott sieht nicht mein Versagen. Er sieht
Jesus am Kreuz.
In Römer 4, 25 steht: 'Jesus wurde wegen unserer Verfehlungen dem Tod preisgegeben. Aber dann
heisst es dort gleich weiter: '... und seine Auferstehung bringt uns den Freispruch.'
Jesus blieb nicht im Grab. Er wurde wieder lebendig. Das Leben war stärker als der Tod. Mit der
Auferstehung wurde das stellvertretende Opfer Jesu rechtskräftig. Und damit ist für uns der Weg
frei - der Weg in den Himmel. Den Graben, den wir mit unserer Sünde aufgerissen haben, hat
Jesus wieder zugeschüttet.
Jesus lebte letztlich nicht, um zu sterben, sondern er starb, damit wir mit ihm leben können.
Es gibt wieder einen Weg zu Gott.
'Ich gehe dorthin' hat Jesus zu seinen Jüngern gesagt, und er wusste genau, was das bedeutet. Er
wusste, was für Schrecken als nächstes auf ihn warteten. Er war nicht überrumpelt vom Verrat des
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Judas und von der Kreuzigung. Er wusste, wie bitter sein persönlicher Weg werden würde. Aber er
wusste auch, dass er so und nur so der Weg für uns werden würde. Als er am Kreuz hing, rief er
darum nicht: 'Jetzt ist alles verloren!', sondern: 'Jetzt ist alles vollbracht!'
Also: Jesus sagt dieses wunderbare Wort: 'Ich bin der Weg' ganz bewusst am Vorabend seiner
Passion. Sein Sterben bildet die Brücke zu Gott. Der Weg zur Hölle ist mit unseren guten Vorsätzen und unseren bösen Taten gepflastert. Aber der Weg zum Himmel ist mit Jesu Kreuz und
Auferstehung gepflastert.
Zum Dritten: Was muss man denn nun tun, wenn man diesen Weg gehen will? Es ist eigentlich
ganz simpel: Man muss sich an Jesus halten.
Jesus ist der Weg. Und wer diesen Weg gehen möchte, muss sich an Jesus klammern. Die Bibel
nennt das glauben.
Selten wird so klar, was glauben heisst, wie an diesem Wort Jesu. Glauben bedeutet mehr als:
Glaubensaussagen für wahr halten. Hier stossen wir auf eines der grundlegenden Missverständnisse
im Blick auf das Christsein. Sicher, es gibt einen harten Kern von Glaubensinhalten, eine
eiserne Ration sozusagen; wer davon nichts wissen will, sollte auch so ehrlich sein und auf die
Bezeichnung 'Christ' verzichten. Aber nicht das Festhalten an einem Glaubensbekenntnis macht
zum Christen, sondern das Festhalten an Jesus selbst. Viele Kirchgänger kennen das
Glaubensbekenntnis, aber wenn man sie fragt, ob ihre Schuld vergeben ist und ob Gott sie einmal
in sein Haus aufnehmen wird, sind sie unsicher und zucken verwirrt mit den Schultern.
Sicher brauchen wir Informationen über Gott. Aber das genügt nicht. Infos überbrücken den Abgrund nicht. Infos bringen uns nicht in den Himmel. Es nützt daher auch nichts,
Informationen wie Vorräte zu sammeln.
Zur Zeit Jesu gab es eine blühende jüdische Literaturgattung: die sog. Apokalyptik.
Da unternimmt irgendein heiliger Mensch eine Himmelsreise und ein Engel gibt ihm Aufschluss
über das Jenseits und die Zukunft. Die Leser erfahren die tollsten Dinge über den Himmel - aber sie
kommen ihm keinen Schritt näher. Übrigens solche Literatur gibt es auch in unseren Buchläden zu
kaufen.
Neben der Apokalyptik gab es in der Zeit der frühen Christenheit die Bewegung der Gnosis.
Gnosis bedeutet Erkenntnis. Man wollte mit Hilfe von tiefsinnigen Erkenntnissen und besonderen
Offenbarungen dem Himmel näherkommen als Peter und Paul, die christlichen
Durchschnittsbürger. Aber Erkenntnis als solche trägt uns nicht in die Höhe.
Beides - Apokalyptik und Gnosis - gibt es in immer neuen Gewändern bis heute, gerade auch in
christlichen Kreisen, die es besonders ernst meinen. Und doch ist beides ein Trugschluss - als sei
man dem Himmel näher, bloss weil man mehr über ihn weiss, oder besondere Segnungen oder
Offenbarungen empfangen hätte.
Es ist ein bisschen so, als würde man einem Verdurstenden in der Wüste Wasser anpreisen, und
wenn er's nicht begreift, malt man das Wasser in immer bunteren Farben und liefert immer mehr
Informationen darüber - chemische Formeln und physikalische Gesetze -, aber der arme Kerl stirbt
uns unter den Händen weg; unser Wissen oder besondere Erfahrungen löschen seinen Durst nicht.
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Wir sind dem Himmel nur so nah, wie wir Jesus nah sind. Wie wir sein Wort lesen und darüber
nachdenken.
Glauben ist eine persönliche, verbindliche Gemeinschaft zwischen Mensch und Gott. Der erste
Schritt ist der, dass ich im Gebet mit Jesus rede und bei ihm den ganzen Pfusch meines Lebens
ablade (das Bekennen unserer Schuld ist der einzige Beitrag, den wir zu unserer Errettung leisten
können). Der zweite Schritt ist, dass ich all den Götzen, die mich in ihrem Griff halten, den Rücken
kehre, und mich entschieden und ausschliesslich Jesus unterstelle - ihm, dem Herrn, der allein die
Macht hat, mich von den Götzen zu befreien. Und der dritte Schritt ist - dass ich bei Jesus bleibe!
Alles weitere wird sich finden. Er wird mich - durch das Lesen der Bibel, durchs Gebet, durch den
Austausch mit anderen Christen - Schritt für Schritt weiterführen.
Dieses personale Konzept, das Jesus seinen Jüngern hier mit einem einzigen Satz vorstellt, ist
grossartig. Der Weg zu Gott ist keine Formel, kein fertiges Rezept, sondern eine persönliche
Beziehung, eine Vertrauenssache. Zwischen Jesus und uns entsteht ein Vater-Kind-Verhältnis. Wer
einmal zu Jesus Vertrauen gefasst hat, will nicht mehr weg von ihm.
Darum ist Jesus letztlich gekommen. Nur er bringt in den Himmel – das ist das Entscheidende. All
die anderen Dinge, dass Jesus mir Frieden schenkt, dass ich getroster leben kann, dass ich
zufriedener sein darf, wenn ich ihn kenne, all diese Dinge sind zweitrangig.
Das müssen wir uns bei unseren Bemühungen, anderen Menschen das Evangelium schmackhaft zu
machen, wieder neu vor Augen führen.
Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet,
denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. (Joh. 3.18)
In Amerika macht man über alles und jedes Statistiken. Auch über das Gemeindewachstum. Dabei
stellte man mit Schrecken fest, dass etwa 80 bis 90 Prozent derer, die sich einmal für Jesus
entschieden haben, wieder vom Glauben abfallen. Das bedeutet, dass mit den Methoden der
modernen Evangelisation von 100 Menschen, die sich für Jesus entscheiden, 80 bis 90 wieder
'rückfällig' werden.
Die tiefergreifenden Untersuchungen haben gezeigt, dass die modernen Evangelisationsmethoden
Menschen mit einem angenehmeren Leben ködern wollen: Wenn du Jesus vertraust, fühlst du
dich besser, dann geht es dir besser, dann kommst du besser durchs Leben. Jesus heilt, Jesus hilft.
Aber das ist nur ein kleiner Teil des Evangeliums. Es geht um viel mehr. Es geht um Sein oder
Nichtsein, um Himmel oder Hölle.
Es gehört zu den entscheidenden Faktoren unserer Arbeit als Kirche zu sagen: Ohne Jesus stehst
du kurz vor dem Abgrund! Wo das unterschlagen wird, kann das Evangelium nicht greifen.
So einfach ist das. Lasst mich eine Beispielgeschichte erzählen:
Zwei Männer sitzen in einem Flugzeug: Bild Fallschirm

Dem ersten Mann wird ein Fallschirm übergeben. Man sagt ihm: Leg ihn an, dadurch
verbessert sich dein Flug. Zuerst ist der Mann etwas skeptisch. Wie soll ein Fallschirm am
Rücken im Flugzeug meinen Flug verbessern? Aber er will es ausprobieren. Er will sehen, ob
die Behauptung stimmt. Er legt den Fallschirm an, spürt das Gewicht auf seinen Schultern und
stellt fest, dass er damit nicht gut aufrecht sitzen kann. Er tröstet sich jedoch mit dem
Gedanken, dass ihm ja gesagt wurde, der Fallschirm würde seinen Flug verbessern. So
beschliesst er, ein wenig auszuharren. Nach kurzer Zeit merkt er, wie ihn einige der Passagiere
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auslachen, weil er im Flugzeug einen Fallschirm trägt. Er beginnt sich zu schämen und die
Sache wird ihm unangenehm. Als dann die anderen mit dem Finger auf ihn zeigen, löst er die
Gurten und wirft den Fallschirm in den Gang. Er ist ernüchtert und verbittert. Anscheinend ist
er angelogen worden.
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Dem zweiten Mann gibt man auch einen Fallschirm. Aber ihm sagt man, er solle den
Fallschirm anlegen, weil er bald aus zehn Kilometern Höhe aus dem Flugzeug abspringen
müsse. Voller Dankbarkeit schnallt er den Fallschirm an. Er bemerkt dessen Gewicht kaum und
es stört ihn auch nicht, dass er nicht aufrecht sitzen kann. Noch weniger stört ihn, dass ihn die
anderen Passagiere auslachen. Er denkt nur noch daran, was passieren würde, wenn er ohne
Fallschirm aus dem Flugzeug springen müsste.
Vergleichen wir die Motive und die Resultate in der Geschichte der beiden Passagiere.

Der erste Mann hat den Fallschirm einzig aus dem Grund angelegt, um seinen Flug zu
verbessern. Das Ergebnis ist: Er wird wegen seiner Entscheidung ausgelacht. Er fühlt sich von
jenen betrogen, die ihm den Fallschirm gegeben haben. So schnell wird er keinen Fallschirm
mehr anlegen.

Der zweite Mann trägt den Fallschirm, weil ihm gesagt wurde: Nur so kannst du den Sprung
aus dem Flugzeug überleben. Ohne Fallschirm würde er seinem sicheren Untergang
entgegengehen. Weil er um die Bewahrung vor dem sicheren Tod weiss, gibt ihm das eine
grosse Freude und einen tiefen inneren Frieden ins Herz. Der Spott der anderen Passagiere
kümmert ihn nicht. Er ist jenen zutiefst dankbar, die ihm den Fallschirm gegeben haben.
Die modernen Evangelisationsmethoden sagen: 'Jesus Christus gibt dir Frieden, Freude, Liebe,
Erfüllung und ewiges Glück.' Mit anderen Worten: 'Jesus wird deinen Flug verbessern.' Der
Sünder reagiert darauf und nimmt Jesus probeweise an, um zu sehen, ob das stimmt. Was aber
geschieht? Versuchungen kommen, Trübsal wirft ihn um. Er wird um seines Glaubens willen
ausgelacht. Die anderen Passagiere verspotten ihn. Was ist das Ergebnis? Er wirft den Glauben an
Jesus weg, weil er angefeindet wird. Im Gleichnis vom 4-fachen Ackerfeld sagt Jesus:
'Ihr Glaube hat keine starke Wurzel und deshalb keinen Bestand. Wenn diese Menschen wegen
ihres Glaubens in Schwierigkeiten geraten oder gar verfolgt werden, wenden sie sich wieder von
Gott ab.' (Markus 4,17).
Er ist ernüchtert und verbittert, und das nicht ohne Grund Man hat ihm Friede, Freude, Liebe,
Erfüllung, dauerndes Glück, vielleicht sogar körperliche Heilung versprochen; alles was er jedoch
bekam, waren Bedrängnis und Erniedrigung. Die Krankheitsnot hat sich nicht geändert. Im
Gegenteil, vielleicht ist alles nur noch schlimmer geworden. Er empfindet die 'gute Nachricht' als
falsches Versprechen. Er fällt in das alte Leben zurück und ist verbittert.
Martin Luther aber auch Charles Spurgeon liegen näher am biblischen Realismus:
Spurgeon: Wir lernen mehr wahre Theologie durch unsere Leiden, als durch unsere Bücher. Oder
Martin Luther: Krankheit ist der beste Doktor der Theologie und Leiden die beste Auslegung der
Schrift.
Anstatt zu predigen, dass Jesus den Flug verbessert, müssen wir immer wieder darauf hinweisen,
dass irgendwann die Stunde kommt, in der wir aus dem Flugzeug springen müssen.
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In Hebräer 9.27 heisst es folgerichtig: 'Es ist dem Menschen bestimmt, einmal zu sterben, danach
aber das Gericht' (Hebräer 9,27).
Um der Menschen willen, die uns anvertraut sind, dürfen wir es nicht verschweigen. Ich war schon
oft dankbar, vor allem auch bei Beerdigungen, dass Cécile Weber, die frühere Präsidentin des
Missionsarbeitsvereins seinerzeit bei der Innenrenovation den Spruch an der Wand aus Johannes
14.6 gesponsert hat. Damit wir, die wir hier in der Kirche wirken und sitzen, es nie vergessen, dass
er der Weg ist - der einzige Weg.
Aber gehen wir noch einmal kurz zurück ins Flugzeug. Eine ganz neue Stewardess serviert ein
Tablett mit heissem Kaffee. Es ist ihr erster Arbeitstag und sie möchte einen guten Eindruck
hinterlassen. Als sie den Gang entlangläuft, stolpert sie über den Fuss eines Passagiers und schüttet
den heissen Kaffee aufs Knie des zweiten Passagiers.
Wie wird der jetzt wohl reagieren? Vielleicht: 'Hei, das tut ganz schön weh!' Und ganz sicher spürt
er den Schmerz. Würde er aber jetzt den Fallschirm von seinen Schultern reissen, ihn auf den Gang
werfen und sagen: 'Dieser dumme Fallschirm!'? Nein, ganz bestimmt nicht, warum sollte er auch.
Er hat den Fallschirm ja nicht angelegt, um einen schöneren Flug zu haben, sondern um bei dem
bevorstehenden Absprung am Leben zu bleiben.
Wenn wir Jesus mit dem richtigen Motiv annehmen, um nämlich bereit zu sein, wenn es gilt
Abschied zu nehmen, dann werden wir auch nicht mit Gott hadern, wenn es durch Trübsal geht und
der Lebensflug turbulent wird.
Unseren Frieden und die Freude werden wir nicht verlieren. Warum auch? Wir sind nicht zu Jesus
gekommen, um ein glückliches oder sorgenfreies Leben zu führen, sondern um für immer bei ihm
zu sein. Trübsal und Belastungen werden die wahren Gläubigen näher zu Jesus treiben.
Leider verlieren viele Christen ihren Frieden und ihre Freude, sobald der Flug turbulent wird.
Warum ist das so? Weil sie das Produkt eines oberflächlichen Evangeliums sind. Ein solches aber
trägt nicht durch in den Stürmen des Lebens. Was durchträgt und ans Ziel bringt hat Georg Weissel
(der Dichter von 'Macht hoch die Tür, die Tor macht weit') in einem seiner Glaubenslieder so
besungen:
Meins Herzens Kron, mein Freudensonn sollst du, Herr Jesus, bleiben; lass mich doch nicht
von deinem Licht durch Eitelkeit vertreiben; bleib du mein Preis, dein Wort mich speis, bleib
du mein Ehr, dein Wort mich lehr, an dich stets fest zu glauben. (Georg Weissel)