Werner Ruch berichtet Klar doch…, … ich fahre nach Lourdes um

Werner Ruch berichtet
Klar doch…,
… ich fahre nach Lourdes um geheilt
zu werden, geheilt von immer wieder in
mir keimenden Träumen und
Wünschen zu sein wie die andern –
eben geheilt.
Seit meinem zweiten Lebensjahr bin
ich anders als die andern, so anders
zwar auch wieder nicht. Damals, also
1958, erkrankte ich an Polio
(Kinderlähmung). Schnell war klar, die
Folgen würden mein Leben deutlich
mitbestimmen und mich später gar in den Rollstuhl „bringen“.
Mit 17 reiste ich erstmals nach Lourdes, damals mit meinem Vater und meinen beiden älteren
Geschwistern. Ich sollte wohl geheilt werden. Doch trotz bischöflichem Segen während einer
Sakramentsprozession direkt vor mir tat sich nichts! Was fahre ich da also nochmals hin? Das fragte ich
mich, als ich mit 41 zum zweiten Mal nach Lourdes reiste, diesmal mit meinem 18-jährigen Sohn und
meiner Mutter, die mir diese Reise geschenkt hatte.
„Du musst es nur glauben!“ wurde mir gesagt. Doch ich wollte es nicht mehr glauben, nicht nach den
Erfahrungen in meiner Jugend. Und wenn doch, wieviel Kilo, Liter oder Meter müsste ich glauben um
geheilt zu werden? – Doch wäre ich geheilt überhaupt noch ich? Würde ich meine Behinderung nicht
als wertvollen Lebensbegleiter vermissen?
An einem jener Morgen stand ich dann in meinem Rollstuhl doch noch vor dieser Grotte, gedrängt von
drückenden Sorgen um meine Familie und urplötzlich übermannt von tief schmerzenden Tränen. Mit
einem Mal sah ich unzählige Menschen, die wie ich vor dieser Marienstatue standen und wohl wegen
ganz eigener Sorgen ebenso bitterlich weinten. Da fiel es mir wie Schuppen von den tränenden Augen:
Nicht Heilung von meiner Behinderung erfahre ich hier, sondern Kraft zu leben, wie es mir gegeben ist!
Also doch Heilung!
Darum fahre ich seither fast jedes Jahr mit der grossen Deutschschweizer Wallfahrt nach Lourdes. Um
die Kraft zu ergreifen, wie sie uns das Leben zwar überall auf der Welt bereithält, sie uns aber dort so
begreifbar wird. Im Füreinander tausender Menschen mit und ohne Krankheit oder Behinderung, die
dort Tag für Tag miteinander – und doch jeder auf seine Art – Gott (an)erkennen und Maria als Mutter
Gottes verehren.
Werner Ruch, Au
Interdiözesane Lourdeswallfahrt DRS
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