Die Sprachförderung ihres Kindes zwischen 0 und 6 Jahren

Die Sprachförderung ihres Kindes
zwischen 0 und 6 Jahren
Jedes Kind ist anders. Jedes Kind ist einzigartig.
Kinder „funktionieren“ nicht alle gleich.
Ihre Stärken und Schwächen sind individuell ausgeprägt; das
betrifft auch die Geschwindigkeit, mit der sie Fortschritte
erzielen. Deshalb sollte man Sprache fördern statt fordern.
Ausarbeitung: Brever Tom, Hoffmann Claudine, Lorang Michèle
Was Sie als Eltern tun können:
1 Nehmen Sie sich Zeit für ihr Kind.
Spielen, malen, basteln, spazieren gehen, vorlesen, oder einfach
nur über den Tagesablauf plaudern … .
Sprechen Sie viel mit Ihrem Kind. Erklären Sie ihm alle
Vorgänge des Alltags, selbst die belanglosesten (auch bei der
Hausarbeit, beim Essen oder beim Einkaufen). Damit fördern
Sie in der alltäglichen konkreten Situation und Handlung nicht
nur die „Regeln der Kommunikation“, sondern auch seinen
Wortschatz und sein grammatisches Wissen.
Beispiel: Wir backen einen Kuchen.
„Ich hole das Mehl und du holst den Zucker.“ …
„Der Mixer liegt im Schrank. Die Schüssel steht auf dem
Regal. Wo liegen …? Oh, du hast einen Schokoladenfleck auf
dem Pullover!“ …
2 Sprechen Sie in einfachen und kurzen Sätzen.
Die Eltern sind wichtige Sprachmodelle für das Kind. Sie sollten
keine „Babysprache“ sprechen und Personen, Tiere, Gegenstände
und Handlungen präzise benennen.
Beispiele:
Nicht jede Frau ist eine „Tante“: Es gibt die Bäckerin, die
Frisörin, die Ärztin, die Lehrerin, … .
Nicht jedes Gefährt ist ein „Auto“: Es gibt das Rennauto,
den LKW, den Traktor, den Bus und den Minibus, … .
1
Literatur
Beushausen, U. & Klein, S. (2010): Sprachförderung: Ein
Ratgeber für Eltern, Therapeuten und Erzieher. SchulzKirchner-Verlag. ISBN: 3824805278.
Buchholz, S., Gemballa, K. & Conrad, K. (2004): Sprich mit mir!
Tipps, Ideen, Informationen und viele Spiele zur Förderung der
Sprachentwicklung. Mehr Zeit für Kinder. Deutscher
Bundesverband für Logopädie e.V. ISBN: 3000145982.
Chilla, S. & Fox-Boyer, A. (2012): Zweisprachigkeit/Bilingualität.
Ein Ratgeber für Eltern. Schulz-Kirchner Verlag. ISBN: 978-38248-0871-7
Monschein, M. (2008): Die 50 besten Spiele zur Sprachförderung. Don Bosco Medien. ISBN: 3769816145.
Pepper, J. & Weitzman, E. (2004): It takes two to talk. The
Hanen Center. ISBN: 9780921145196.
Pepper, J. & Weitzman, E (2010): Parler, un jeu à deux. The
Hanen Center. ISBN: 9780921145301.
Triarchi-Herrmann, V. (2006): Mehrsprachige Erziehung. Wie
Sie Ihr Kind fördern. Reinhardt Verlag. ISBN: 9783497018833
Schlesinger, C. & Mühlhaus, M. (2011): Late talker: späte
Sprecher - wenn zweijährige Kinder noch nicht sprechen.
Schulz-Kirchner-Verlag. ISBN: 9783824808595.
(2012): Gezielte Förderung lautsprachlicher
Kompetenzen. Verlag Modernes Lernen. ISBN: 3808006943.
Schmidt,
M.
6
Wie Sie Sprache fördern können:
Sprache fördern mit Liedern und Gedichten
Singen Sie mit ihrem Kind: Rhythmus und Melodie haben einen
entscheidenden Einfluss auf den Spracherwerb.
Versuchen Sie, die Kinderlieder und Gedichte mit
rhythmischen Bewegungen (Klatschen, Handbewegungen, usw.)
zu begleiten.
Kinder-CDs: Zinglabumm; Schrauwelisi; Tutebatti; Metti
Spaghetti; Déi grouss Kannerplack; Elefanten Twist; De
Maulef beim Weier; Dem Maulef seng nei Box (Linster,
J.); 6 léiw Petzis-Geschichten, Vol 1+2; Butzeg Lidder, 1,
2, 3 (Schaber, F.); … .
Sprache fördern mit Malen
Malen fördert nicht nur das Zusammenspiel von Hand und
Auge. Auch Sprachentwicklung und Motorik hängen eng
zusammen.
Sie können ihr Kind frei malen lassen oder Sie lassen es Bilder
und Formen nachzeichnen und sprechen dabei.
Beispiel: Wir malen eine Kuh.
„Zuerst male ich den Kopf und du malst die Augen, den
Mund, die Nase, die Ohren. … Danach malst du … .“
Montagsmaler:
„Was male ich? Du sagst mir, was ich male!“
„Du malst …!“
3
Sprache fördern mit Büchern
Erzählen Sie Ihrem Kind aus Büchern, Zeitungen und
Zeitschriften. Alles was mit Schrift zu tun hat, fördert die
sprachliche Entwicklung des Kindes.
Schauen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind Bilderbücher an.
Zu Beginn sollten Sie die Geschichte einfach frei erzählen und
nicht den Text aus dem Buch ablesen.
Sie können auch selbst ein „Buch“ herstellen mit spannenden
Fotos oder lustigen Bildern, … .
Kinderbücher: Raupe Nimmersatt (Carle, E.); Was war hier
bloß los? (Müller, G.); Ich bin der Stärkste im ganzen
Land!; Ich bin der Schönste im ganzen Land! (Ramos, M.);
Kamfu mir helfen? (Schmidt D. & Schmidt B.); Duden
Zwerge (Fischer Duden); Wieso? Weshalb? Warum? Junior
(Ravensburger); 333 kleine Geschichten zum Suchen und
Entdecken (Wandrey, G.); ….
Sprache fördern mit Spielen
Spiele sind von elementarer Bedeutung für die gesamte
Entwicklung des Kindes. Neben der Förderung der Sprache
lernt das Kind, kooperativ zu handeln, kreative Ideen zu
entwickeln, Spannung und Entspannung auszuhalten, sich zu
konzentrieren, zuzuhören und Regeln einzuhalten!
Spiele:Tiere füttern; Rund um den Kalender; Hier wohne
ich!; Was ziehe ich an? (Ravensburger); Hopp! Hopp! (Trialogo); RatzFatz-Spiele (Haba); aber auch Bausteine,
Baukasten, Spielfiguren (Lego, Playmobil), „Tante Emma
Laden“, Spielküche, Kasperltheater,Auto- oder Zugstrecke…
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Spiele für unterwegs
Rätselraten - Ich sehe etwas, was du nicht siehst:
„Es ist eine Sache. Es ist rot. Es hat 4 Räder. Was ist es?“
Koffer packen: Wer hat das beste Gedächtnis?
Abwechselnd wird ein Gegenstand in den Koffer gepackt:
„Ich hole eine Badehose, eine Taucherbrille, einen Ball, … .“
Benennen/Beschreiben: Wer erzählt die längste Geschichte?
„Da fährt ein Mähdrescher, der drischt Körner. Aus den
Körnern macht man Mehl. Mit dem Mehl backt der Bäcker
Brot und Kuchen.“
Wörter sammeln (Wortfelder):
Abwechselnd werden Wörter einer bestimmten Kategorie
gesucht. Wer hält am längsten durch?
Fortbewegung: laufen, springen, krabbeln, klettern, … .
Sprache: sprechen, flüstern, schreien, rufen, lachen, … .
Tiere: Hund, Katze, Maus, Elefant, Krokodil, Ente, … .
Spiele zur Förderung des „genauen Hinhörens“
Beispiel: Geräusche zuordnen
Die Kuh macht „Muh“. Der Wind „rauscht“. Die Gläser
„klirren“. Das Baby „weint“. Das Schwein „grunzt“. … .
App-Store: „Sound touch“. CD: „Dem Luly säi Memory” .
Es gibt eine Menge an geeigneten Spielen – Hauptsache sie
machen Spaß und Sie selbst nutzen jede Gelegenheit, Ihr Kind
in ein Gespräch zu verwickeln!
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3 Korrigieren Sie die Aussagen des Kindes auf positive Art.
Greifen Sie seine Aussagen auf, erweitern Sie sie und
wiederholen Sie sie auf korrekte Weise.
Und vergessen Sie nicht, Ihr Kind immer wieder zu loben …!
Beispiel:
Kind: „Da Kuhen!“
Erwachsener: „Kühe? Wo sind Kühe? … Oh, ja, da sind Kühe!
Auf der Wiese sind Kühe! Kuck mal, die Kühe essen Blumen!“
4 Sprechen Sie mit Ihrem Kind in ihrer „Mutter- oder
Herzenssprache“. Das ist die Sprache, die Sie am besten
beherrschen.
Sie sollten das auch tun, wenn Sie als Vater und Mutter
verschiedene Sprachen sprechen. Ihr Kind kann nämlich mehr
als eine Sprache lernen - vorausgesetzt, es hat die Gelegenheit,
die Sprachen regelmäßig zu hören und zu gebrauchen.
5 Ihr Kind wird sich je nach Kontext für die eine oder andere
Sprache entscheiden. Es wird wahrscheinlich auch beide (oder
mehrere) Sprachen mischen. Das „darf“ es.
Sie selbst aber sollten die Sprachen möglichst nicht mischen.
Sie sollten auf positive Art und Weise die Äußerungen Ihres
Kindes in Ihrer Sprache aufgreifen und „korrekt“ wiederholen.
6 Eine Sprache kann nur im Gespräch und in der Interaktion mit
anderen gelernt werden.
Das Fernsehen ersetzt ein solches Gespräch nicht!
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