Was erwarten Patienten im Zeitalter des Internet von Ihrem Arzt? Apple, Google & Co. Winterkonferenz, Bayerische TelemedAllianz, München, 05.12.2015 Dr. rer. pol. Ilona Köster-Steinebach Inhaltsübersicht • „Kleine Patientenkunde“ • e-Health in der Arzt-Patienten-Beziehung • Ergebnis: Veränderte Erwartungen an den Arzt Unser Ausgangspunkt: Verbraucherforschung Wandel von einem einzigen Verbraucherbild zu „Verbrauchertypen“: • Verantwortungsvolle Verbraucher: informieren sich eigenständig und entscheiden bewusst, häufig wertgeleitet • Vertrauende Verbraucher: verlassen sich darauf, dass das Angebot extern kontrolliert wird und stimmt • Verletzliche Verbraucher: sind vom Angebot überfordert, da ihnen Zeit, Geld oder Bildung fehlen, um selbst Gefahren erkennen zu können Quelle: Prof. Frank Nullmeier, 2011, SPD-Workshop zur Verbraucherpolitik Differenziertes Bild auch des Patienten erforderlich Kleine Typologie der Patienten Ergebnisse einer Befragung von ca. 1.500 Personen: hoch gering Informationsbedürfnis Quelle: Marstedt/Buitkamp/Braun: Eine Patiententypologie, Gesundheitsmonitor 2007, Bertelsmann-Stiftung Arztkritische Patienten „Cotherapeuten“ • • • • • • Vermeidung Arztbesuch Viel Selbstmedikation Alternative/neue Methoden Hohe Erwartung an Arzt Arztkommunikation wichtig Gemeinsame Entscheidung Gleichgültige Patienten Arztgläubige Patienten • • • • • • Wenig Arztkontakte Geringe Erwartung an Arzt Arztgespräch eher unwichtig gering Vertrauen in Schulmedizin Kaum Selbstmedikation Hohe Präventionsneigung Medizinvertrauen hoch Auswirkungen von e-Health auf das Arzt-Patienten-Verhältnis variieren nach Patiententyp hoch gering Informationsbedürfnis Herausforderungen „des Internets“ nach Patiententyp Arztkritische Patienten „Cotherapeuten“ • • • • • • • Neue Technologien annehmen „fremde Informationen“ aufnehmen und verarbeiten Qualität der Angebote bewerten Risiken kennen und benennen • Informationen abgleichen Selbsterhobene Daten annehmen e- und m-Health-Angebote zur Versorgungsverbesserung nutzen Informationsquellen erschließen Gleichgültige Patienten Arztgläubige Patienten • • Kaum Auswirkungen auf die Interaktion von Arzt und Patient • gering Nehmen Angebote von Ärzten und Kassen an Aufgabe: realistische Erwartungen wecken Medizinvertrauen hoch Auswirkungen von e-Health auf das Arzt-Patienten-Verhältnis variieren nach Patiententyp Inhaltsübersicht • „Kleine Patientenkunde“ • e-Health in der Arzt-Patienten-Beziehung • Ergebnis: Veränderte Erwartungen an den Arzt Die „gute alte Zeit“ der Arzt-Patienten-Beziehung Patient Gespräch Untersuchung Arzt Medien Krankenkasse Dokumentation Apotheke Facharzt Praxiscomputer Krankenhaus • Wenig externe Informationen • Arzt als „Herr des Wissens und der Kommunikation“ Erste Änderungen durch das Internet Internet Patient Medien Informations- und Erwartungsmanagement Gespräch Untersuchung Arzt Arztwahl Krankenkasse Dokumentation Apotheke Facharzt Praxiscomputer Krankenhaus Stärkere Differenzierung der Patienten: Arzt sollte individuellen Informationsstand und Erwartungen berücksichtigen. Arzt-Patienten-Beziehung und das Web 2.0 Eigener Zugriff über PC und Smartphone Medien gezielter Infotausch Patient Arztwahl Krankenkasse selbst gesammelte Informationen *standardisiert und patientenverständlich Apotheke Dokumentation* Arzt Elektron. Patientenakte Überweisung Datenweitergabe Internet Informations- und Erwartungsmanagement Gespräch Untersuchung Datenintegration Facharzt Krankenhaus Medikationsplan Expertensysteme Versorgungsforschung Dreh- und Angelpunkt bleibt das Arzt-Patienten-Gespräch Inhaltsübersicht • „Kleine Patientenkunde“ • e-Health in der Arzt-Patienten-Beziehung • Ergebnis: Veränderte Erwartungen an den Arzt Veränderungsimpulse durch das Web 2.0 • E- und m-Health durchdringen sukzessive den gesamten Behandlungsprozess. Selbst generierte Daten der Patienten müssen integriert werden. • Routinetätigkeiten können durch Standardisierung neue Freiräume schaffen für mehr Zeit für den Patienten und seine Anliegen. • Kooperation mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen (Fachärzte, Krankenhäuser, Apotheken, Therapeuten, Hilfsmittelanbietern) wird einfacher, schneller und datenschutzrechtlich anspruchsvoller. • (Einige) Patienten können und wollen immer mehr Einblick in ihre Patientenakten. Sie bekommen die Instrumente, um Herr ihrer Daten zu sein. • (Einige) Patienten wollen und können auf Augenhöhe mit dem Arzt diskutieren und entscheiden. • Der Arzt sollte zum Lotsen durch das Angebotsdickicht werden. Frühzeitige Einstellung auf diese neuen Anforderungen schafft für Ärzte(-schaft) Gestaltungsspielräume! Neue Komponenten der Arzt-Patienten-Beziehung Individualisierung & Bedarfsorientierung des Gesprächs Konzentration der Arztzeit auf die Kommunikation Enge Zusammenarbeit mit anderen Akteuren Orientierungshilfen bei der Auswahl und Bewertung von Informationen und Informationsquellen Arzt Versorgungsverbesserung mit gezielt unterstützter Motivation Unterstützung beim Datenschutz Integration und Nutzung der vom Patienten selbst gesammelten Daten Voraussetzung dafür ist Vertrauen in die Kompetenz des Arztes – medizinisch, menschlich und digital. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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