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Hoffnung auf Heilung | Manuskript
Hoffnung auf Heilung
Bericht: Oliver Matthes
Jacqueline Klaus
“Das hätte alles so nicht sein müssen. Und er fehlt mir auch. Er fehlt mir richtig.”
2008 wird beim Vater von Jacqueline Klaus Krebs der Rachenmandeln festgestellt. Die
Operation verläuft gut. Doch Ullrich Leupold hat Angst vor den Nebenwirkungen der
anschließenden Chemo- und Strahlentherapie.
Jacqueline Klaus
“Er war dann auch beim Arzt, wo man beraten wird für die Chemotherapie. Hat ein ganzes
Paket an Unterlagen bekommen. Und zu demselben Zeitpunkt ist ihm aber dieser GNMDozent übern Weg gelaufen, der dann gesagt hat, das brauchst du alles gar nicht.”
Dieser Dozent ist ein guter Freund. GNM steht für Germanische Neue Medizin. Ullrich
Leupold wendet sich an den Begründer der GNM, an den ehemaligen Arzt Ryke Geerd
Hamer. Der sieht seinen Ansatz als Gegenentwurf zur Schulmedizin. Laut Hamer werden
Krankheiten durch psychische Konflikte ausgelöst. Löse man diese, verschwinde auch die
Krankheit. Ullrich Leupold vertraut Hamer und reist zu ihm nach Norwegen. Hamers
Diagnose: Die Trennung von seiner ersten Ehefrau hätte den Krebs verursacht. Von einer
Chemo rät er ihm ab.
Jacqueline Klaus
“Also der hat sich generell gegen jede schulmedizinische Behandlung ausgesprochen. Also
unabhängig davon, ob das die OP war oder die Chemotherapie oder in den letzten
Lebenstagen meines Vaters also gegen Morphium.”
Wegen seines zweifelhaften Handelns stand Hamer schon mehrfach vor Gericht. Er wurde
unter anderem wegen Betruges und unterlassener Hilfeleistung verurteilt, saß im
Gefängnis. Trotzdem glauben ihm immer noch viele Menschen. Laut Sekten-InfoNordrhein-Westfalen soll es in Deutschland bis zu 100.000 Sympathisanten geben.
„Die Schulmedizin macht den Menschen Angst. Und der Dr. Hamer macht den Menschen
Mut.“
„Wer an Krebs stirbt, der hat es nicht gerafft, seine Konflikte zu lösen.“
Über Jahre befolgt Ullrich Leupold die Anweisungen von Hamer. Doch der Krebs
verschwindet nicht, sondern breitet sich weiter aus. Wir treffen Jan Oude-Aost. Der Arzt
setzt sich schon länger mit Pseudomedizin und deren Anhängern auseinander.
Jan Oude-Aost, Gesellschaft zur wiss. Untersuchung von Parawissenschaften
“Ich denke Menschen da drin bleiben, weil sie sehr viel rein investiert haben. An Geld, an
Lebenszeit und auch emotional. Und je mehr ich in etwas investiert habe, desto schwieriger
ist es für mich persönlich, mich davon zu distanzieren.”
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Auch Ullrich Leupold kann sich nicht von der GNM abwenden.
Sein Zustand verschlechtert sich.
Jacqueline Klaus
“Mein Vater hat sich unter Schmerzen gekrümmt. Hat sich die ganze Zeit so die Seite
gehalten. Also, er lag dann immer so, hier war ja die kranke Seite. Da hat er immer was
drunter gehabt, weil das ja durchgekommen, die Flüssigkeit. Und hat sich permanent den
Kopf gehalten. Er muss tierische Kopfschmerzen gehabt haben.”
Erst, als sein Tumor bereits mehrere Zentimeter misst, beginnt auch Ullrich Leupold zu
zweifeln. Er schreibt einen Brief an Hamer.
“Irgendetwas läuft schief bei mir. Mittlerweile bekomme ich ab und zu Angst, auch die
Kopfschmerzen nehmen zu. Lieber Dr. Hamer, was raten Sie mir?”
Hamer verkauft ihm seine neueste Therapie-Idee: Eine CD persönlich von ihm
eingesungen.
Jacqueline Klaus
“Die hat mein Vater dann praktisch bis zum Schluss gehört, in einer Endlosschleife. Auch die
ganze Zeit durchweg. Und in dem Buch wird ja behauptet, wenn man die hört, die Melodie
die ganze Zeit über, dann unterstützt das auch die Heilung.”
“Mädchen, mein Mädchen. Und die kleine Kapelle bei Nacht uns gegrüßt.”
Im März dieses Jahres stirbt Ullrich Leupold, kurz nach seinem 66. Geburtstag. Hamers
Theorie, dass nur Konflikte zu Krebs führen, ist für Jan Oude-Aost überhaupt nicht
nachvollziehbar.
Dr. Jan Oude-Aost
“Es gab Versuche, Krebs auf psychische Faktoren zurückzuführen. Da gab‘s auch mal den
Begriff der Krebspersönlichkeit. Da konnte aber nichts gefunden werden. Man konnte nicht
finden, dass die Psyche signifikanten Einfluss auf das Entstehen von Krebserkrankungen hat.
Der Tod des Vaters lässt Jacqueline Klaus keine Ruhe. Sie findet weitere Betroffene und
stößt darauf, dass Vertreter der Germanischen Neuen Medizin wieder sehr aktiv sind. So
auch hier an einer Raststätte nahe Dresden. Dort lauschen 50 Menschen einem GNMDozenten, dessen Seminare auch ihr Vater besuchte. Sie will, unterstützt von Ihrem Mann,
die Teilnehmer vor so einem Schicksal bewahren.
Jacqueline Klaus
“Schönen guten Tag meine Damen und Herren. Mein Vater saß vor einiger Zeit genauso wie
Sie in diesem Raum. Er hat nur auf die Germanische Medizin gehört.”
Jacqueline Klaus wird niedergebrüllt und herausgedrängt. Der Vortrag dauert drei
Stunden. Wir versuchen mit Teilnehmern, ins Gespräch zu kommen.
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Erster Mann: “Ihr Idioten. Menschenskinder.”
Zweiter Mann: “Ihr gehört genauso zu einer Lügenpresse dazu, wie alle anderen. Also lasst
uns in Ruhe.”
Dritter Mann: “Kämpfen sie nicht für die Gesundheit anderer, kämpfen Sie für Ihre eigene
Gesundheit.”
Jacqueline Klaus: “Ich brauch für meinen Vater kämpfen nicht mehr kämpfen. Er ist nämlich
gestorben, weil er auf Sie gehört hat.”
Jacqueline Klaus
“Mit Krebs kann man sich nur in die Hände der Ärzte begeben, die sich damit auskennen.
Jahrelange Forschung betreiben. Man hat sicherlich auch dann keine 100-prozentige
Garantie, dass man gesund wird. Das ist leider so. Aber mit der Germanischen Neuen
Medizin hat man nur die 100-prozentige Garantie für den Tod.”
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