Grundlagen sozialwissenschaftlicher Denkweisungen Aufgaben

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2012
Grundlagen sozialwissenschaftlicher Denkweisungen Aufgaben
Mit der Teilnahme an mindestens zwei Aufgaben, konnte man sich eine
Prüfungsfrage ersparen:
Aufgabe 1
Der Chef erzählt einen Witz und alle Angestellten biegen sich vor lachen, nur eine Sekretärin
nicht. "Sagen sie mal, haben Sie überhaupt keinen Sinn für Humor?" fragt deshalb ein
Kollege neben ihr. "Doch, schon, aber ich habe bereits gekündigt!" 1) Nicht jeder findet
einen bestimmten Witz gleich lustig. Wenn aber eine Autoritätsperson, wie bei diesem Witz
der Chef, einen Witz erzählt, lacht man weil man sich ihm/ihr gegenüber verpflichtet fühlt.
Es kommt auch vor, dass Menschen aus Höflichkeit über einen Witz lachen, ohne ihn witzig
zu finden. Hiermit ersparrt man dem/der ErzählerIn die Peinlichkeit. Bei vertrauten
Personen, wie Freunde oder Familienmitglieder, wird man eher ehrlich sein und auch nicht
lachen, wenn einem nicht danach ist. Die Sekretärin in diesem Witz hat gekündigt und haltet
es nicht für notwendig aus Respekt oder Höflichkeit darüber zu lachen, da ihr ehemaliger
Chef keine Autoritätsperson mehr für sie darstellt und sie nicht mehr von ihm abhängig ist.
Der Witz ist lustig, weil er die Wahrheit über die Beziehung zwischen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer darstellt, wie sie viele von uns schon einmal in irgendeiner Form erlebt haben
– man kann sich mit dem Witz identifizieren.
2)&3) a) Was schreibt Popitz zur Bedeutung sozialer Normen in zwischenmenschlichen
Beziehungen?
Soziale Normen sind offenbar dafür da, dass die Willkür in der Beziehung zwischen
Menschen begrenzt wird, so können sich Menschen aufeinander einstellen. Dies ist aber nut
möglich, weil Regelmäßigkeiten erkannt werden können, da wir das Handeln des Anderen in
typischen Situationen wiederkehrend ist. Es ist also eine Art „Konstruktion“ regelmäßiger
und wechselseitige vorraussehbarer Handlungsabläufe, die die Normengebundenheit
sozialen Handelns wirksam macht.
b) Welche Voraussetzung muss erfüllt sein, um soziale Normen wirksam zu machen?
Hier führt der Autor fünf Teilantworten an: 1. Formulierte Normen müssen Handlungen und
Situationen typisieren. Eine bestimmte Situation, in der ein formuliertes Norm angewendet
wird, ist subjektiv und für jeden Teilnehmer oder auch für einen Beobachter anders.
→ Diese Situation im Büro vermutlich bereits bekannt und man reagiert nach einem
vorgefertigtem Norm. Die Kollegen, die über einen anscheinend unwitzigen Witz lachen,
handeln aus einer bestimmten Absicht.
2. Soziale Normen müssen aber auch Personen typisieren. Es gibt Normen, die für alle gleich
sind, welche die nur eine Gesellschaft oder nur bestimmte Personen oder Gruppen
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betreffen. Diese Typisierung gilt sowohl für den Handelnden, als auch für den Betroffenen
→ Das Norm, dass sich entwickelt hat sodass die Kollegen über den Witz des Chefs lachen,
betrifft ziemlich wahrscheinlich den Großteil der Menschen gegenüber einer
Autoritätsperson.
3. Es muss beachtet werden, dass der Einzelne mehreren sozialen Einheiten angehört und
somit Träger von mehreren sozialen Rollen ist (z.B. Vater, Lehrer, Atheist, Sportler)
→ Die anderen sozialen Rollen, neben den Rollen des Arbeitgeber und der Arbeitnehmer, sind
nicht bekannt und würden vermutlich auch keine große Rolle spielen, außer eventuell im
Bezug auf den Witz, den der Chef erzählt.
4. Die Geltung von Normen. Wenn eine Abweichung eines Norms zu irgendeiner Form der
Sanktion führt, ist dieses Norm gültig. Die Gültigkeit eines Norms bestätigt sich, wenn ein
bestimmtes Handeln folgen hat, zu weiteren Handlungen anderer Menschen führt.
→ In diesem Fall würde die Sekräterin vermutlich eine Art Sanktion, wie zum Beispiel
Verärgerung des Chefs, erhalten, hätte sie nicht bereits gekündigt.
5. Soziale Normen sind sinnverwandt und werden, z.B. im Bezug auf die Erziehung, von
Generation zu Generation weitergegeben.
→ Eine Norm, dass in der Familie weitergegeben wird, könnte zum Beispiel der Respekt/die
Höflichkeit gegenüber der Autoritätsperson sein, wo man in diesem Fall über den Witz
lachen soll.
c) Was schreibt der Autor zu sozialen Rollen in Verbindung mit sozialen Normen?
Der Einzelne hat verschiedene soziale Rollen, welche aufeinander abgestimmt sein müssen.
D.h. dass eine Person Rolle A mit Rolle B vereinbaren können muss. Die Sozialnormen sollen
sich so ergänzen, dass ein „arbeitsfähiges“ Gefüge verschiedener Leistungen entstehen kann.
Die Normstrulturen verschiedener sozialen Einrichtungen entstehen durch das Aufeinander
Abgestelltsein und dem Sich-Ergänzen von Verhaltensgeboten.
d) Was sagt der Autor über Abweichungen von sozialen Normen?
Eine Abweichung von einem Norm hat eine Sanktion zu Folge. Diese Abweichung bleibt
Privatsache, solange der Geschädigte auf sich alleine angewiesen ist. Die Unterstützung von
anderen, der Gruppenöffentlichkeit, charakterisiert erst die Sanktion.
→ Würde der Kollege die Sekretärin nicht darauf ansprechen, wieso sie nicht über den
erzählten Witz lacht, würde das ihre Privatsache sein. So jedoch müsste sie mit einer Form
der Sanktion, z.B. Verärgerung des Chefs und den Folgen davon, rechnen, hätte sie nicht
bereits gekündigt.
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e) Was meint der Autor mit „Sollansprüche“?
„Sollansprüche“ werden als selbstverständlich angesehen und es wird automatisch
gehandelt, man handelt weder nach einem Norm noch nach einem bestimmten Interesse.
Diese Ansprüche sind lernbar, vor allem weil Menschen Verpflichtungen habitualisieren
können.
→ Die Kollegen lachen automatisch, weil diese Situation nichts ungewöhliches für sie ist und
sie bereits gelernt haben, wie sie handeln sollen.
Aufgabe 2
Wie der Titel „Erwartungszwang und Handlungsverpflichtung“ schon sagt, haben die
Angestellten gegenüber ihrem Chef eine Erwartung zu erfüllen und sind zu der Handlung
(das Lachen über den Witz) verpflichtet. Vor allem fühlen sie sich verpflichtet die Erwartung
zu erfüllen, da der Chef eine Machposition hat, die eine Auswirkung auf das gesellschaftliche
Handeln hat. Ein weiterer zu erwähnender Punkt ist, dass die Angestellten lachen, da sie
dieses Handeln schon kennen und es eine vorgefertigte Regel für sie darstellt, die eine
positive Auswirkung auf sie selbst hat. Es besteht also der Druck, die festgelegten Muster des
sozialen Handelns zu befolgen.
Die Sekretärin, die als einziges nicht mit lacht, fühlt sich nicht mehr verpflichtet, die an sie
gerichteten Erwartungen zu erfüllen, da der Chef für sie keine Machtverhältnisse mehr
ausübt. Der Kollege hingegen bestärkt seine Erwartungserfüllung noch weiter, indem er die
Kollegin auf ihr Verhalten anspricht, da diese Art zu Handeln zuvor auch schon Erfolg
gebracht haben könnte (Verpflichtungscharakter).
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