berner schule» 08/2015

école bernoise
08∙15
LEBE-Forscherkiste
Seit 10 Jahren unterwegs
Tagung Thun
SchülerInnen
geben Antwort
Kompetenzorientierung
Austausch Volks- und
Berufsschule
Macht der
Gedanken
Selbstbestimmt durch
Mentaltraining
AZB 3001 Bern
berner schule
EDITORIAL
LEBE-WEITERBILDUNG
PÄDAGOGIK
Drei aktuelle Weiterbildungskurse
Tagung Thun – Rückblick auf
ein en erfolreichen Tag
Ausgabe vom 6. Oktober 2015
Impressum
berner schule
(vormals «Berner Schulblatt»)
148. Jahrgang/148e année
ISSN 1661-2582
Erscheint monatlich
Auflage / Tirage: 10 120 (WEMF/SW-beglaubigt 12-13)
Herausgeber/Editeur
Lehrerinnen und Lehrer Bern LEBE
Enseignantes et enseignants Berne LEBE
Adresse
berner schule
Lehrerinnen und Lehrer Bern LEBE
Monbijoustrasse 36
Postfach 7163
3001 Bern
Fax 031 326 47 48
E-Mail: [email protected]
www.lebe.ch
Redaktion
Beat Wirz (BW)
Tel. 031 326 47 57
Layout / Gestaltung
Anna Katharina Bay-Dübi
Tel. 031 326 47 58
Traduction
Pierre Alain Chopard
Apostroph Group
Transit TXT AG
8
Druck
DZB Druckzentrum Bern AG
2 — BS 2015 AUSGABE 08
Abonnemente/Abonnements
Nichtmitglieder/Non-membres:
Fr. 65.– / Jahr plus MWSt.
Aufgrund einer Leistungsvereinbarung
mit der Vereinigung der Studierenden
der PHBern (VdS) wird die Zeitschrift auch
rund 1500 Studierenden zugeschickt.
10
PÄDAGOGIK
PÄDAGOGIK
Die LEBE-Forscherkiste
feiert Geburtstag
Kompetenzorientierung
an Berufsschulen
13
14
GEWERKSCHAFT
LEBE-VERANSTALTUNG
Schulleitungen – gleicher
Lohn für gleiche Arbeit
Zwei exklusive Kinoabende:
«Après l’hiver» und «Schellenursli»
17
18
KINDERGARTEN UND UNTERSTUFE
MITTELSTUFE
Effektive Frühförderung
Orientierungsarbeiten – Gewinn
oder unnötiger Aufwand?
21
23
LEBE-BERATUNG / CONSEIL DE LEBE
IN EIGENER SACHE
Gut ist häufig gut genug
Regula A. Bircher,
Geschäftsführerin LEBE
24
28
Korrektorat
Renate Kinzl
Anzeigenmarketing
Stämpfli AG
Wölflistrasse 1, Postfach 8326
3001 Bern
Tel. 031 767 83 30
[email protected]
6
FOKUS
FINANZRATGEBER
Unser Denken bestimmt,
wie wir uns fühlen
Steuern sparen – aber wie?
32
AGENDA
34
DAS LETZTE WORT
Der Aufstand der Anständigen
Bestellungen und Adressänderungen
LEBE-Geschäftsstelle
Tel. 031 326 47 51
Nächste Ausgabe: 10. November 2015
Prochaine édition: 10 novembre 2015
Redaktionsschluss: 23. Oktober, 7.00 Uhr
Délai rédactionnel: 23 octobre, 7.00 h
Titelbild: Staunen, sich Fragen stellen, experimentieren: Primarschülerinnen
des Worber Schulhauses Sonnhalde in der LEBE-Forscherkiste. Bild: Carmelo Agovino
Von Beat Wirz
On compte pour du beurre
K
ürzlich habe ich mir beim Grossverteiler
rasch etwas zu essen besorgt. Tortelloni,
fixfertig. Es gebe drei Packungen zum Preis
von zwei, stand am Regal. So ging ich mit
den drei Portionen zur Kasse. Die Kassiererin
scannte: CHF 4.80, CHF 9.60, CHF 14.40, und
forderte den Totalbetrag von mir. Aktion 3
für 2, Kostenpunkt CHF 9.60, präzisierte ich
freundlich. Sie wisse nicht, wie sie das nun
rückgängig machen könne, sagte die Kassiererin. Ich auch nicht, erwiderte ich. Es sei
einfach wahnsinnig, nahm sie Fahrt auf. Die
Kasse müsste das automatisch abziehen. Hat
sie aber nicht, stellte ich fest. Das sei wieder
mal typisch, wurde ich informiert. Die da
oben würden immer so Sachen beschliessen,
und sie, die Kassiererinnen, sässen dann da
wie die Trottel, weil es nicht funktioniere.
Es handle sich hier um ein nationales Problem mit den Aktionen 3 für 2, erfuhr ich weiter. Nie funktioniere das, aber das interessiere
natürlich niemanden. Ich äusserte mein Erstaunen darüber, dass ich mit lediglich einer
Packung Tortelloni, fixfertig, ein Problem nationaler Dimension hätte anstossen können.
Zwei zu Hilfe gerufene Kolleginnen später
beschloss man, mir die dritte Packung im
Tausch gegen Namen, Adresse und Unterschrift einfach nicht zu berechnen. Sie
brauche die Unterschrift zwingend, klärte
mich die Kassiererin auf. Denn vertrauen
tue man ihnen sowieso nicht. Das sei auch
logisch, erwiderte ich, meinerseits langsam
etwas infiltriert von der schlechten Stimmung. Denn die da oben, die würden ja nicht
jede Kassiererin überall im Land persönlich
kennen. Und wen man nicht kenne, dem
könne man nicht automatisch vertrauen.
Draussen kam mir in den Sinn, was Urs
Gfeller, Bereichsleiter Berufsbiografie,
Beratung und Unterstützung an der PHBern,
mir im Interview auf Seite 24 zum Thema
Glaubensysteme erzählt hat: Wer sich tief innen als Opfer widriger Umstände fühle, werde
sich immer wieder in widrigen Umständen befinden. Fazit: Unsere Gedanken sind mächtig,
sie prägen grosse Teile unseres Lebens. Lesen
Sie das ganze Interview, wenn Sie mehr
wissen möchten zu einem Thema, das nicht
nur für Kassiererinnen Gültigkeit hat.
R
écemment, je me suis acheté en vitesse quelque chose à manger chez un
grand distributeur. Des Tortelloni, prêts
à chauffer. On offrait trois sachets au prix
de deux, disait le rayon. Alors je suis allé à
la caisse avec trois portions. La caissière a
scanné : CHF 4.80, CHF 9.60, CHF 14.40 et
m’a demandé le prix total. Action 3 pour 2,
donc CHF 9.60, lui ai-je précisé gentiment.
Elle ne savait pas, me dit-elle, comment elle
pouvait revenir en arrière. Moi non plus, aije répliqué. Mais c’est fou, s’est-elle énervée.
La caisse devrait faire la correction automatiquement. Mais elle ne l’a pas fait, ai-je
constaté. C’est typique, m’a-t-on informé. Les
gens d’en haut décident de choses et elles,
les caissières, sont les idiotes qui portent le
chapeau parce que cela ne fonctionne pas.
J’ai appris encore qu’il s’agissait d’un
problème national avec les actions de 3
pour 2. Que cela ne marchait jamais, mais
que personne ne s’en souciait. J’ai exprimé
mon étonnement d’avoir déclenché un
problème de dimension nationale avec un
simple paquet de tortelloni prêts à l’emploi.
Deux collègues plus tard, appelées à
la rescousse, on a décidé de me donner
le troisième paquet sans le facturer en
échange de mon nom, adresse et signature.
Elle avait absolument besoin de la signature, m’a dit la caissière, car on ne leur fait
jamais confiance. C’est logique, répliquai-je,
comme gagné par la mauvaise ambiance;
les gens là-haut ne peuvent pas connaître
chaque caissière partout dans le pays. Et
si on ne connaît pas quelqu’un, on ne peut
pas lui faire confiance automatiquement.
Une fois sorti, je me suis rappelé ce
qu’Urs Gfeller, chef du domaine « biographie
professionnelle, conseil et assistance » à la
HEP de Berne, m’a raconté dans l’interview
publié en page 24 à propos des systèmes
de croyance : la personne qui se persuade,
dans son for intérieur, d’être la victime
de contrariétés va effectivement toujours
tomber dans des contrariétés. En bref : Nos
pensées ont un pouvoir, elles marquent
de grands pans de notre vie. Lisez tout
l’interview, si vous souhaitez en apprendre
davantage sur un sujet qui ne s’applique
pas qu’aux caissières de magasins.
Beat Wirz ist Leiter
Kommunikation
und Redaktor der
«berner schule».
Beat Wirz est directeur
de la Communication
et rédacteur de l’école
bernoise.
3 — BS 2015 AUSGABE 08
5
Mit uns kann mans ja machen
SANDROS CARTOON
LEBE-WEITERBILDUNG
Drei aktuelle Weiterbildungskurse
Nach wie vor bietet LEBE Weiterbildungskurse mit hochkarätigen Kursleitenden an.
Auf dieser Seite und über www.lebe.ch / weiterbildung
finden Sie Informationen zu drei aktuellen Angeboten:
Finanzielle
Pensionsplanung
richtig gemacht
Kursleitung:
Oliver Grob und / oder Thomas
Ritschard, www.glauserpartner.ch
Kursort: Bern
Kurskosten: LEBE-Mitglied: Fr. 60.–/
Nichtmitglied: Fr. 100.–
Datum / Zeit: Dienstag, 10. November 2015, 18–20.30 Uhr
Anmeldung: bis 18. Oktober 2015 an
[email protected]
Verhandlungstaktik für
Schulleitungen
Wie
weihnachtelt
man?
Unser Geschichtenkoffer öffnet einen
bewegt-musikalischen, kreativ-spielerischen
Ideen- und Materialschatz für die Herbst- und
Weihnachtszeit. Mit Holzkugeln erkunden wir
den Wald, mit weissen Wasserbällen lassen
wir es schneien. Mit den fünf Tieren erleben
wir die Weihnachtszeit. Mit ihren Geschenken
experimentieren und gestalten wir. Wir zeigen
auf, wie ganzheitliches Lernen die Basis für
sprachliche und mathematische Inhalte bildet.
Das Bilderbuch mit allen Ideen aus dem Koffer
ist 1:1 umsetzbar.
Kursleitung: Michelle Konrad und
Catherine Feger, www.tanzkinder.ch
Kursort: Bern,
Aula Schulhaus Schwabgut
Kurskosten:
LEBE-Mitglied: Fr. 180.–
Nichtmitglied: Fr. 230.–
Datum / Zeit:
Samstag, 7. November 2015,
9–16 Uhr
(1 h Mittagspause)
Materialkosten:
Fr. 30.– (Dossier inkl. CD mit allen
Hörbeispielen)
Anmeldung: bis 18. Oktober 2015 an
[email protected]
KURS Gemäss dem Schriftsteller Hans Habe
besteht gute Verhandlungstaktik darin, die
Antwort zu provozieren, die man haben will.
LEBE bietet zum Thema einen Kurs für Schulleiterinnen und Schulleiter an. Denn mit einer
guten Verhandlungs- und Vorgehenstaktik
können Sie:
• Interessen bei Schul- und Gemeindebe
hörden und in der Öffentlichkeit besser
durchsetzen
• PolitikerInnen, Verwaltung und Schule besser
vernetzen
• Gesetzliche Vorgaben besser umsetzen
• Freiräume besser nutzen
• Mittel und Sponsoren besser beschaffen
Der Kurs dauert einen halben Tag und gibt
neben wertvollen Informationen Raum für
Diskussionen und die Erarbeitung konkreter
Lösungsansätze.
Kursleitung:
Marcel Fuchs, ehemaliger Schulinspektor und Politiker, Aus- und Fortbildner
von Führungspersonen im Bildungsbereich
Kosten: LEBE-Mitglieder CHF 90.–,
Nichtmitglieder CHF 120.–
Ort und Zeit: Mittwoch, 25. November 2015, 13.30–16.30 Uhr,
in der LEBE-Geschäftsstelle,
Monbijoustr. 36, Bern
Anmeldung:
Bis 1. November 2015 an
[email protected] (bitte Adresse und
LEBE-Nummer oder Geburtsdatum angeben)
5 — BS 2015 AUSGABE 08
4 — BS 2015 AUSGABE 08
Wie stellen Sie sich Ihr Leben nach der
Pensionierung vor? Je früher Sie sich mit der finanziellen Altersvorsorge auseinandersetzen,
desto entspannter werden Sie Ihre Pensionierung erleben. Dieses Seminar bringt Ihnen die
verschiedenen Aspekte finanzieller Pensionsplanung näher. Wir setzen uns mit folgenden
Themen auseinander: Voraussetzungen für
eine vorzeitige Pensionierung, Ausgabenbudget, Steueroptimierungsmöglichkeiten bis
zur Pensionierung und danach, Leistungen
von AHV und Pensionskasse, anstehende
Leistungskürzungen bei der 2. Säule, Kapital
oder Rente, neue und alte Anlageformen,
Rückzahlung Hypothek, ehe- und erbrechtliche Aspekte.
Welche Strategie ist die richtige für Sie?
Mit einer gezielten, individuellen Planung
schaffen Sie die idealen Voraussetzungen,
um das Leben nach der Pensionierung
ganz nach Ihren Wünschen zu gestalten.
Sie profitieren vom umfangreichen Wissen
und der langjährigen Erfahrung der Referenten Oliver Grob und Thomas Ritschard.
Diese halten viele praxiserprobte Tipps für
Sie bereit und beantworten Ihre Fragen.
Sorgen Sie vor: Gewinnen Sie einen Überblick und sichern Sie sich heute schon Ihre
Zukunft. Die wichtigen Aspekte rund um das
Thema finanzielle Pensionsplanung werden
beleuchtet und zentrale Fragen beantwortet.
PÄDAGOGIK
Bilder: zVg
PÄDAGOGIK
«Man kommt sich erwachsen vor
und wird ernster genommen als sonst»
Von Franziska Schwab
6 — BS 2015 AUSGABE 08
TAGUNG THUN Volles Haus anlässlich der Weiterbildungstagung «Fragt doch uns!»
vom 12. September in Thun. Rund 80 Kinder und Jugendliche erklären den 110 erwachsenen Teilnehmenden, wie sie lernen, warum sie lernen und was dabei beachtet werden
müsste. Die Tagung macht Richtungsweisendes im Bildungsverständnis erlebbar.
Die jugendliche Moderatorin Noa
begrüsst an der Weiterbildungstagung «Fragt doch uns!», einer
Zusammenarbeit von PHBern,
LEBE, Ideenbüro und Freiem Pädagogischem Arbeitskreis, mit
ihrer Erkenntnis: «Jeder muss
seine Art zu lernen finden.» Rund
80 Kinder und Jugendliche aus
verschiedensten Schulen und Orten der Schweiz lassen sich in der
Konzepthalle 6 in Thun von den
Tagungsteilnehmenden zu unterschiedlichen Projekten und zu ihrer Art zu lernen befragen. An 23
Marktständen geben sie Auskunft.
Anwesend sind zum Beispiel
die Scuola Vivante Buchs, die Integrale Tagesschule Winterthur,
die Schulen Schüpfen mit Stärkenprojekt und Klassenrat, die
Schule Flims / Trin, Selbstorganisiertes Lernen Kirchlindach, das
Ideenbüro Plänke, das Projekt
LIFT, Unterricht mit Tablets in
Guttannen, die Streitschlichter
aus Münsingen, die Mediencoaches aus Spiez, Schulabbrecher vom Berufsvorbereitenden
Schuljahr, Jugend debattiert
oder Rent-a-stift. Am Nachmittag werden sieben Angebote in
Workshops vertieft. In einem
davon sprechen zwei Schulabbrecher darüber, wie Schule hätte
sein sollen, damit sie geblieben
wären. Kurzfazit: Was gar nicht
geht, sind Lehrpersonen, die we-
der Liebe noch Grenzen geben.
Gefragt wäre: Wahrnehmen,
spiegeln und durchgreifen.
O-Ton
Dominique Häberli und Dominic
Spring sind Streitschlichter aus
Münsingen. «Wir sind Jugendliche, die zwischen Jugendlichen
Streit schlichten», sagen sie. Im
Freifachkurs bereiten sie sich
ein halbes Jahr lang auf diese
Tätigkeit vor. Dann legen sie
eine theoretische und praktische
Prüfung ab. Dominique Häberli:
«Wir lernen auch viel für die Zukunft. Denn auch als Erwachsene
werden wir noch Streit haben.»
Dominic Spring: «Das Diplom,
das wir erhalten, können wir zum
Beispiel auch einer Bewerbung
beilegen.»
Anna Habegger beantwortet
Fragen zum Klassenrat in Schüpfen: «Der Klassenrat ist cool. Er
gibt einen besseren Klassenzusammenhalt. Wir lernen, über
Probleme offen zu sprechen.
Dass wir hier in Thun die Fragen
beantworten können, ist super.
Vielleicht können wir Lehrer anstecken und ihnen die Idee, einen
Klassenrat zu machen, mitgeben.» Ihre Kollegin Elena Egger
erklärt: «Wir haben den Klassenrat auch immer weiterentwickelt.
Zum Beispiel einen Beobachter
eingeführt. Jemand der älteren
Schüler ist der Chef. Mit der Zeit
lernen wir, Chef zu sein, weil wir
sehen, wie mans macht.»
Meret Biedermann, Erstklässlerin im Selbstorganisierten Lernen in Kirchlindach, fragt zuerst
zurück: «Für welche Zeitung
schreiben Sie?» Dann erklärt sie
ihr Projekt: «Wir durften eine
Woche lang ein Projekt machen.
Meines war: mit verschiedenen Schokoladensorten einen
Kuchen backen. Ich habe es geschafft. Im Projektjournal mussten wir immer alles aufschreiben.
Am Schluss mussten wir uns
selber bewerten und das Projekt
präsentieren. Das Schwierigste
war, genau abzumessen und aufzuschreiben, ohne sich ablenken
zu lassen.»
Die Kinder und Jugendlichen
äussern sich unisono positiv
zur Form der Tagung. Sie stehen wirklich im Mittelpunkt, sie
sind die Wichtigen, um sie geht
es. Lisa Pfaffen von Jugend debattiert Muristalden formuliert
es so: «Ich finde die Tagung megainteressant. Uns wird wirklich zugehört. Man kommt sich
erwachsen vor und wird ernster
genommen als sonst.» Auch Michael Zogg von der Scuola Vivante findet die Tagung spannend:
«Jeder fragt etwas anderes. Und
ich weiss die Antwort. Das habe
ich so noch nie erlebt.»
Manuel Corchia von der Integralen Tagesschule Winterthur
findet es interessant, dass die Tagungsteilnehmenden ja eigentlich mit der Frage kommen müssten, wie sie die Schüler besser
unterrichten könnten. Auch für
ihn ist es das erste Mal, dass er in
der Rolle als Gefragter so ernst
genommen wird. Er geniesst sie
sichtlich.
Und welchen Eindruck hat
die Tagung auf die Fragenden
gemacht? Erika Wiederkehr aus
Spiez fasst zusammen: «Mir hat
die Tagung sehr gut gefallen.
Hier konnte ich an einem Tag in
verschiedene besondere Schulen
reinschauen und mit Kindern
sprechen, die sie selber erfahren.
Das ist sonst nicht so einfach.
Und Kinder sind ehrlich. Normalerweise machen Lehrpersonen
Führungen durch Schulen.»
Iris Nanzer aus Konolfingen
sieht es so: «Die Tagung gibt mir
Mut, mehr auszuprobieren. Ich
spüre Lust, eine Schule zu eröffnen. Mich fasziniert die Selbstsicherheit der Jugendlichen.
Verschiedenste Schulen und
Projekte haben nebeneinander
Platz. Das ist spannend.»
Auch Elisabeth Hodel aus
Fraubrunnen lobt: «Die Volksschule braucht neue Impulse.
Eigentlich ist ja alles schon da,
wie man hier sieht. Man müsste
nur mehr übernehmen und öfter
Grauzonen nutzen. Wir müssen
uns mit dem Menschenbild auseinandersetzen und von der Entwicklung des Kindes ausgehen,
nicht vom Diktat der Wirtschaft.
Der Mensch muss werden.»
7 — BS 2015 AUSGABE 08
Kinder und Jugendliche geben den Erwachsenen zu verschiedenen Projekten Auskunft.
PÄDAGOGIK
PÄDAGOGIK
«Du gell, Frau Kohli, jetzt meinen wir
wieder, wir spielen, dabei lernen wir alle»
Bilder: Carmelo Agovino
Von Franziska Schwab
LEBE-FORSCHERKISTE Die LEBE-Forscherkiste wird zehn Jahre alt,
was am 11. November in der Schulanlage Unterlangenegg gefeiert wird. Dass SchülerInnen dank der Kiste 250 spannende Experimente erproben können, finden Brigitte Kohli
und Walter Hefti, pensionierte Lehrpersonen vom Forscherkistenteam, absolut wichtig.
Die Kinder und Jugendlichen können so an die MINT-Fächer herangeführt werden.
10 Jahre Forscherkiste
Brigitte Kohli: Weil jedes Kind
in seiner Schulzeit die Forscherkiste erlebt haben sollte. Besser
mehr als nur einmal. Ich finde, die Schulen sollten sie jedes
zweite oder mindestens dritte
Jahr mieten, damit ein Kind in
seiner Schulkarriere mehrmals
forschen kann. Beim ersten Mal
staunt es, hat Freude. Beim zweiten Mal beginnt es, sich Fragen
zu stellen. Und beim dritten Mal,
in der Oberstufe, will es diese
Fragen vielleicht beantworten.
Diese Chance haben SchülerInnen nur, wenn sie die Experimente mehrmals machen.
Walter Hefti: Die Kiste bietet viele Experimente, denen Lehrpersonen in Büchern wohl schon begegnet sind. Aber dann scheuen
sie vielleicht den Aufwand für die
Umsetzung. Schon nur das Material zu besorgen braucht Zeit.
Wir haben diese Zeit.
8 — BS 2015 AUSGABE 08
Wie gross ist mein Aufwand als
Lehrerin, wenn ich die Kiste habe?
Walter Hefti: Der grösste Aufwand ist, sich ins Handbuch einzulesen. Hat man das einmal getan, gibt es praktisch nichts mehr
zu tun.
Brigitte Kohli: Die Lehrpersonen
müssen die Organisationsform
wählen. Am Schluss muss man
noch die Mängelliste kontrollieren. Das ist machbar.
Die Kiste wird ja von euch
eingeführt.
Brigitte Kohli: Ja, klar. Die einzelne Lehrperson hat keinen grossen Aufwand. Nur unsere Kontaktperson hat ein bisschen mehr
zu tun mit dem «Bürokram».
Walter Hefti: Die Lehrpersonen
müssen vor allem beraten und
beaufsichtigen, währenddem die
Kinder forschen.
Die Kiste ist bald 10 Jahre alt.
Ist sie nicht veraltet?
Brigitte Kohli: Veraltet nicht, aber
das Material hat mit den Jahren
ziemlich gelitten.
Walter Hefti: Deshalb haben wir
vor zwei Jahren einen grossen
Aufwand betrieben, die Kiste
wieder à jour gebracht und neue
Experimente eingefügt.
Brigitte Kohli: Wir haben auch
alles Schriftliche neu gemacht.
Es ist uns ein Anliegen, dass die
Foki in guter Form ist.
Walter Hefti: Die Kiste ist nicht
statisch, wir halten sie lebendig.
Warum engagiert ihr euch für
dieses Projekt?
Walter Hefti: Ich möchte meine Zeit und meine Kenntnisse
sinnvoll einsetzen. Diese Themen interessierten mich während der ganzen Schulzeit. Ich
habe immer Versuche gemacht,
habe auch jahrelang Werken
unterrichtet. Nun kann ich im
Forscherkistenteam etwas beitragen. Es ist mir auch ein Anliegen, dass Naturwissenschaften in der Schule wieder einen
gewissen Stellenwert erhalten.
Brigitte Kohli: Ich kann hier sehr
viel profitieren. Die enge und zugleich lockere Zusammenarbeit
im Team habe ich so in meinem
ganzen Berufsleben noch nie
erlebt: Dass man zusammenarbeitet und weder Einzelkämpfer
noch in einem Wettbewerb ist.
Walter Hefti: Der Vorteil ist auch,
dass man auswählen kann, mit
wem man zusammenarbeiten
will.
Brigitte Kohli: Wir sind Leute mit
unterschiedlichen
Interessen.
Wir haben Vertrauen zueinander
und unterstützen uns gegenseitig. Die Website bearbeiten und
OvO-Kurse leiten gehören übrigens auch noch zu unseren Aufgaben.
Walter, welches ist dein Lieblingsexperiment?
Walter Hefti: Es gibt so viele, das
kann ich nicht sagen.
Brigitte Kohli: Frag nach seinem
Lieblingskapitel, dann weiss ich,
was er sagt.
Walter Hefti: Was?
Brigitte Kohli: Energie.
Walter Hefti: Ja, klar. Aber das
Thema ist so riesig. Optik interessiert mich genauso. Ich komme eher von der Physik her als
von den Sinnesorganen. Was mit
elektromagnetischer Induktion
zu tun hat, finde ich schon faszinierend.
Und dein Lieblingsexperiment,
Brigitte?
Walter Hefti: Sicher Optik.
Brigitte Kohli. Ja, nicht unbedingt, aber schon auch. Ich habe
die Experimente am liebsten, die
mit wenig Material etwas Verblüffendes bewirken. Da gibt es
einige.
Zum Beispiel?
Brigitte Kohli: Das Loch in der
Hand. Die Glocke.
Die LEBE-Forscherkiste ermöglicht spielerisches Experimentieren,
ohne dass die Lehrperson enormen Vorbereitungsaufwand betreiben muss.
Kann man Kinder mit der Forscherkiste näher an die MINT-Fächer
Walter Hefti: Das Links-rechts- bringen?
Hören. Das Glas und die drei
Messer.
Brigitte Kohli: Das Hörspiel, ein
uraltes Spiel. Mit Fadenspule,
Knopf und Faden so spezielle
Töne erzeugen ist extrem faszinierend. Diese Experimente haben auch einen pädagogischen
Hintergrund. Die Kinder können
sie daheim vorführen, mit Material, das sie alle zu Hause haben.
Walter Hefti: Es muss eben alles Platz haben, auch technisch
Komplexeres. Der MendocinoMotor zum Beispiel.
Brigitte Kohli: Oder das wunderschöne alte Motörchen, das einfach zu laufen beginnt, wenn du
es auf ein Glas heisses Wasser
stellst.
Walter Hefti: Der Stirlingmotor.
Brigitte Kohli. Ja, lies mal die
Rückmeldungen.
Walter Hefti: Man kann die Berührungsängste zu gewissen physikalischen Phänomenen abbauen.
Die Kinder finden Ausprobieren interessant. Wenn man mit
Mathformeln kommt, stellt es
den meisten grad ab. Sie wollen
zuerst pröbeln.
Brigitte Kohli: Ein Mädchen, ein
ganz gescheites, hat mir einmal
gesagt: Du gell, Frau Kohli, jetzt
meinen wir wieder, wir spielen,
dabei lernen wir alle.
Walter Hefti: Ja, die hat es auf den
Punkt gebracht. Darum heisst in
der Forscherkiste das mathematische Kapitel «MASPI». «Mathematische Spielereien» hat eher
abgeschreckt.
9 — BS 2015 AUSGABE 08
Brigitte Kohli und Walter Hefti, warum soll eine Schule die Forscherkiste mieten?
Die Forscherkiste von LEBE ist
ein fahrbarer Anhänger, gefüllt
mit ca. 250 gebrauchsfertigen
Experimenten. Sie kann von
Schulen wochenweise gemietet
werden. Am 11. November 2015
von 14 bis 16 Uhr feiern wir das
10-Jahr-Jubiläum der Kiste in der
Schulanlage Unterlangenegg.
Wer mitforschen und mitfeiern
will, ist herzlich willkommen.
Mehr Informationen zur Forscherkiste: www.forscherkiste.ch
«Mit der Kompetenzorientierung
kommt auch in der Volksschule mehr
Fleisch an den Knochen»
Von Franziska Schwab
KOMPETENZORIENTIERUNG Berufsschullehrpersonen haben seit Jahren
kompetenzorientierte Lehrpläne und Lernziele. Die Volksschullehrkräfte werden
diese mit dem Lehrplan 21 erhalten. Sekundarlehrerin Andrea Bauder hat bei
Berufsschullehrer Thomas Etter hospitiert, um herauszufinden, wie sich Unterricht
mit kompetenzorientierten Inhalten anfühlt.
PÄDAGOGIK
Andrea Bauder, wie sind Sie dazugekommen, einen Besuch in der
Berufsschule zu absolvieren?
Andrea Bauder: Als ich den Aufruf zum Austausch in der «berner schule» las, realisierte ich,
dass ich gar nicht wusste, was die
Berufsschule genau macht. Also
fragte ich Thomas Etter an, den
ich von der Regionalkonferenz
her kenne.
Haben Sie denn Zeit für solche
Spässchen?
Andrea Bauder: Ich nehme mir
Zeit. Ich unterrichte 90 Prozent,
damit ich eben Zeit habe für anderes, das mir wichtig ist. Im
letzten Schuljahr setzte ich mir
im Mitarbeitendengespräch das
Jahresziel, fünf Schulbesuche
bei Lehrpersonen zu absolvieren, die nicht in unserem Schulhaus unterrichten. Dies, weil ich
gerne anderen zuschaue und für
meinen Unterricht profitiere. In
unserem Schulhaus hospitieren
wir zwar regelmässig gegenseitig,
aber ich will auch andere Schulen
und Stufen sehen. Aus Neugierde.
Thomas Etter, wie haben Sie auf die
Anfrage reagiert?
Thomas Etter: Ich freute mich,
weil ich selber zu wenig Unterrichtsbesuche mache, obwohl ich
eigentlich der Ansicht bin, dass
man mehr hospitieren müsste.
Bild: zVg
10 — BS 2015 AUSGABE 08
Wie fühlten Sie sich, als Andrea
Bauder dann im Schulzimmer sass?
Sekundarlehrerin Andrea Bauder hat Berufsschullehrer Thomas Etter im Unterricht über die Schulter geschaut.
Ich war schon ein wenig nervös,
denn ich hatte seit Jahren keinen
Schulbesuch mehr. Ich betrachtete es als Herausforderung, interessanten Unterricht mit den
kompetenzorientierten Inhalten
zu bieten. Zum Glück war gerade
das wirtschaftskundliche Thema «Standortfaktoren» an der
Reihe, sodass sich Andrea direkt
einbringen und mit den SchülerInnen mitdiskutieren konnte,
die zum Beispiel einen idealen
Standort für einen Bauernhof
oder eine Schreinerei auf einer
fiktiven Karte finden mussten.
Meine Nervosität verflog dann.
Austausch
Berufsschule–Volksschule
Die Berufsschule unterrichtet
nach kompetenzorientierten
Lehrplänen und Lernzielen.
Deshalb verstehen einige Berufsschullehrpersonen die Aufregung
um die Kompetenzorientierung
im neuen Lehrplan nicht. Die
Volksschule weiss nicht alles über
die Berufsschule und diese zu
wenig über die Volksschule und
deren Befürchtungen und Erwartungen. Ein Unterrichtsbesuch
kann vieles klären. LEBE bringt
Lehrpersonen beider Schulstufen
zusammen, die einen solchen
Austausch wünschen. Für einen
Hospitationskontakt oder mit
Ihren anderen Fragen melden Sie
sich bei Franziska Schwab, Leiterin Pädagogik, Tel. 031 326 47 45,
[email protected]
Ist es für Berufsschullehrpersonen
eigentlich einfacher zu unterrichten, weil sie genauer wissen, was
ihre SchülerInnen können müssen?
Thomas Etter: Allgemeinbildung
ist nicht einfacher. Ich bin mit
den vielen in der Allgemeinbildung integrierten Fächern so
etwas wie ein Zehnkämpfer. Ich
habe aber den Vorteil, dass viele
Themen direkt ins Portemonnaie
der jungen Leute gehen und sie
stark betreffen. Der schwankende Benzinpreis zum Beispiel, das
Ausfüllen der Steuererklärung,
der Vergleich der Prämien der
Krankenkassen, der Abschluss
des ersten Mietvertrags. Bei
VolksschülerInnen ist es vielleicht schwieriger, konkrete Inhalte zu finden, die sie wirklich
betreffen. Noch einfacher haben
es die Fachlehrer. Sie unterrichten wirklich Handlungskompetenzen, nämlich was man in
ihrem Beruf im Betrieb wirklich
können muss. Die Grundsätze
werden von Berufsleuten formuliert. Mit der Kompetenzorientierung kommt aber auch in der
Volksschule viel mehr Fleisch an
den Knochen, weil Wissen auch
angewendet und mit dem Alltag
der Kinder verbunden werden
muss. Die Volksschule ist aber
schon lange auf diesem Weg:
Als ich Schüler war, lernte man
im Französisch nur Wörtli und
Grammatik. Ich bin patentierter
Lehrer für die 1. bis 9. Klasse,
kann aber mündlich nicht französisch kommunizieren. Das
verändert sich heute. Unterrichten wird einfacher, weil man den
Alltag der SchülerInnen einbeziehen muss und der Unterricht
die Kinder damit stärker betrifft.
Meiner Meinung nach führt der
Lehrplan 21 diese gute Entwicklung nun konsequent weiter. Die
VolksschullehrerInnen sollten
also keine Angst haben, dass sie
ihr LehrerInnendasein gross verändern müssen.
Hatten Sie in Thomas Etters Unterricht ein Aha-Erlebnis, Andrea
Bauder?
Andrea Bauder: Mir gefiel besonders, dass Thomas Etter auf einer
Ebene mit den SchülerInnen ist.
Ich unterrichte mehr von oben
herab. Als Lehrerin kenne ich die
Lösung, die SchülerInnen suchen
sie. Was mir auffiel, ist, dass die
handlungsorientierten Aufgaben
viel schwieriger zu beurteilen
sind. Es gibt verschiedene richtige Antworten auf die Frage:
Wohin stellt man eine Firma und
weshalb?
Was haben Sie konkret umgesetzt?
Andrea Bauder: Thomas Etters
SchülerInnen dürfen häufig am
Schluss einer Prüfung die verwendeten Ordner und Lehrmittel kurz benutzen, um ihre
Methodenkompetenz «Inhalte
suchen» anzuwenden und zu
verbessern. Meine Schüler durften für die nächste Probe einen
Spickzettel verwenden. Ich habe
mir überlegt, in welchen Bereichen ich bereits kompetenzorientiert unterrichte. Und ich stellte fest: in einigen. In der 7. Klasse
pflanzen die Kinder eine Pflanze
in eine Pet-Flasche, beobachten
und protokollieren die Entwicklung. Sowohl das Protokollieren
ist eine Kompetenz wie auch das
Hegen und Pflegen. Zum Thema
Verhütungsmittel gebe ich den
11 — BS 2015 AUSGABE 08
PÄDAGOGIK
PÄDAGOGIK
Die Beurteilung von Kompetenzen
verunsichert stark.
12 — BS 2015 AUSGABE 08
Thomas Etter: Ich würde Wissen
und Kompetenzen hier nicht
gegeneinander ausspielen. Es
braucht beides. Kompetenzen
sind eine Weiterführung des Wissens im Alltag der Jugendlichen.
Ihr testet seit Jahrhunderten,
mit Lernzielen. Kompetenzen
zu testen wird oft einfacher, weil
man den Alltag stark einbezieht
und die Fragen damit konkreter
und zum Teil auch einfacher werden.
Andrea Bauder: Ich glaube, es ist
eine Veränderung. Wenn man
früh beginnt, sich dafür zu interessieren, hat man genug Zeit, der
Veränderung zu begegnen.
Thomas Etter: Damit man zum
Beispiel die Kompetenz hat, eine
Maschine zu bedienen, braucht
man ein Grundlagenwissen und
dann eine geeignete Strategie.
Ersteres muss weiterhin in der
Volksschule konsequent vermittelt und geübt werden. Bei der
Vermittlung von Handlungsstrategien sehe ich in der Volksschule Verbesserungspotenzial. 70
bis 80 Prozent meiner Schüler
wissen nicht, wie sie das Wichtige aus einem Text herausfiltern
können.
Wie blickt ihr dem Lehrplan 21
entgegen?
Andrea Bauder: Ich habe einmal
in den Math-Teil des Lehrplans
21 hineingeschaut, dann aber
so viele Kompetenzen gesehen,
dass ich den Lehrplan wieder
weggelegt habe. Mein Vorgehen
ist jetzt so: Ich mache, was ich
bisher gemacht habe, bis mir jemand sagt, ich müsse es anders
machen. Ich habe gemerkt, dass
ich einiges schon richtig mache.
Und wenn Ihnen jemand sagt, Sie
sollen es anders machen, machen
Sie es dann auch anders?
Andrea Bauder: Wenn ich den
Sinn einsehe, ändere ich mich
gerne. Der Lehrplan ist sehr umfangreich. Im heutigen Lehrplan
steht zum Beispiel konkret: Du
kannst eine Mittelsenkrechte
konstruieren. Im Lehrplan 21
stehen seitenweise Bemerkungen zum Thema Geometrie. Mein
Fazit: Man schafft es sowieso nie,
alles zu machen. Meine Stossrichtung: Gewisse Themen vertiefen
und anderes weglassen. Ich wäre
froh um eine klarere Priorisierung. Der Lehrplan wird meinen
Alltag nicht auf den Kopf stellen.
Mir ist es wichtig, ein wenig vorauszudenken und dann nicht im
Nachhinein zu erschrecken.
Und Sie freuen sich auf den neuen
Lehrplan?
Thomas Etter: Ja. Auch weil es
neue Bereiche wie WAH gibt,
oder ICT als Fach. Bei uns wurde
dieser Bereich als Fach hinausgekippt. Heute muss der Allgemeinbildungslehrer zum Beispiel
oft zuerst Powerpoint erklären,
bevor die SchülerInnen ihre erste Präsentation machen können.
Ja, der Lehrplan 21 ist sehr umfangreich, aber man kann auch
den bisherigen nicht bis in jedes Detail erfüllen. Lieber in die
Tiefe gehen, dort, wo du etwas
gut kannst, mit Herzblut. Für
mich sind aber die Lehrmittel
ein wichtiges Thema. Sie müssen
schlank sein und wirklich dem
Lehrplan entsprechen. Wenn
ich ein Buch von A bis Z durchnehme, muss ich den Lehrplan
erfüllt haben. Für die Vertiefung
hat man Zusatzmaterial. Das ist
dann die Kür.
Andrea Bauder: Das Mathbuch
ist ja so wie der neue Lehrplan.
Jedes Thema ist irgendwo drin.
Aber die Zeit und das Material
für die Vertiefung und das Üben
fehlen.
Thomas Etter: Eine grosse Gefahr
besteht tatsächlich darin, dass
man vergessen könnte, Grundlagen zu schaffen. Diese sind für
Lehrpersonen und SchülerInnen meist langweilig und man
muss viel üben. Und sie brauchen Zeit. Den Mut, die Grundlagen zu schaffen, müssen wir als
Lehrpersonen aufbringen. Am
Lehrerdasein, der Art, wie man
auftritt im Schulzimmer, und
welche
Unterrichtsmethoden
man verwendet, soll man nichts
ändern. Ich unterrichte auch
noch frontal und mache sogar
längere Lehrervorträge. Und bei
der Beurteilung darf ja auch ein
Fortschritt gemacht werden.
Schulleitungen – gleicher Lohn
für gleiche Arbeit
Von Christoph Michel, Leiter Gewerkschaft
GEHALTSKLASSEN Ob sie eine Primar- oder Sekundarschule führen,
spielt beim Gehalt für die Schulleitungen immer noch eine entscheidende Rolle.
LEBE fordert einheitliche Gehaltsklassen.
Unabhängig von der Schulgrösse werden Schulleiterinnen und
Schulleiter der Primarstufe und
für den Spezialunterricht tiefer
eingereiht als ihre Kolleginnen
und Kollegen auf der Sekundarstufe. Dabei gilt der gleiche
Berufsauftrag für alle Schulleitungen. Auch bezüglich der
Komplexität der Aufgaben ergeben sich keine Unterschiede.
Die Herausforderungen an grösseren Schulen mögen sich von
denjenigen an kleineren Schulen unterscheiden; aber weil an
grösseren Schulen auch mehr
Stellenprozente zur Bewältigung
der Aufgaben zur Verfügung stehen, müssen sie letztendlich als
gleichwertig angesehen werden.
Entsprechend lehnt LEBE
die Forderungen des Verbandes
Bernischer Gemeinden (VBG)
nach differenzierteren Gehaltsmodellen ab. Zudem gäbe es bei
der Umsetzung solcher Modelle nicht nur Gewinner, sondern
auch Verlierer. Im Hinblick auf
die entscheidende Rolle der
Schulleitungen bei der Einführung des Lehrplans 21 wäre dies
ein schlechtes Zeichen. LEBE fordert die Erziehungsdirektion seit
längerem auf, die Gehaltsklassen
für die Schulleitungen der Volksschule zu vereinheitlichen. Gleiche Arbeit muss gleichen Lohn
bedeuten. Um den zusätzlichen
Aufwand für die Führung von
Schulen mit mehreren Standorten zu entgelten, sind entsprechende Ressourcen bereitzustellen.
Die Regierung wird von LEBE
nochmals aufgefordert, mit der
Gehaltsharmonisierung deutlich
zu signalisieren, dass der Kanton
Bern ein hohes Interesse an pädagogisch gut geführten Volksschulen hat.
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und günstige Prämien für
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Haushaltversicherung:
• Rechtsschutz für Strafverfahren wegen
Nichterfüllung der Aufsichtspflicht
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Werden Sie bei Andrea Bauder nun
auch hospitieren?
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Thomas Etter: Das habe ich mir
vorgenommen. Wir müssen ja
auch Jahresziele formulieren. Eines davon könnte dieser Unterrichtsbesuch sein.
0848 807 804
Mo – Fr von 8.00 –17.30 Uhr
Exklusive Telefonnummer für LCH-Mitglieder
Zu den Personen:
Andrea Bauder ist Sekundarlehrerin und unterrichtet an den Schulen Rüegsau Mathematik, Naturkunde und Musik. Sie ist neugierig,
offen für Neues und hospitiert gerne bei anderen Lehrpersonen.
Thomas Etter ist seit bald 25 Jahren Berufsschullehrer in Langnau
und unterrichtet Allgemeinbildung und Sport nach kompetenzorientierten Lehrplänen. Als Inhaber eines bernischen Lehrerpatentes für
1. bis 9. Klasse und ehemaliger Oberstufenlehrer interessiert ihn seit
jeher die Nahtstelle zwischen Sek I und Sek II. Etter ist Präsident der
Fraktion Berufsbildung von LEBE.
13 — BS 2015 AUSGABE 08
Jugendlichen verschiedene Situationen von Pärchen vor und
stelle die Frage, wie sie in dieser
Situation verhüten würden. Es
gibt natürlich Fächer, in denen
Kompetenzorientierung einfacher ist. In Bio und Musik etwa.
In der Musik sage ich zum Beispiel: Ihr fünf seid eine Band,
ihr singt mir einen Song vor, ich
beurteile ihn. Das ist ausschliesslich kompetenzorientiert.
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LEBE-VERANSTALTUNG
LEBE-VERANSTALTUNG
Wenn es nach der Schule nicht
einfach weitergeht
Premiere des Films
«Schellen-Ursli»
Von Stefan Wittwer
EXKLUSIVER KINOABEND Am 22. Oktober 2015 zeigt LEBE im cineClub in Bern den
Film «Après l’hiver». Dieser porträtiert vier BVS-Lernende aus Biel auf dem Weg zur
Lehrstelle. Die Protagonisten sind vor Ort und beantworten Ihre Fragen.
Als LEBE-Mitglied können Sie sich jetzt Ihre Gratistickets für diesen Kinoabend mit
pädagogischem Mehrwert sichern
Szenen aus dem
neuen Film:
Seraina, Ursli und
Zicklein Zila.
Bild: zVg
Bilder: zVg
Besuchen Sie als LEBE-Mitglied allein oder mit Begleitung für nur
CHF 13.– pro Person am 15. Oktober 2015 in Bern die Premiere von «Schellen-Ursli»,
dem neusten Film von Xavier Koller. Die Filmcrew ist anwesend und steht für Fragen
gerne zur Verfügung. Tickets können direkt an der Kinokasse reserviert werden.
Melissa, Milca, Noémie und
Hugo haben die obligatorische
Schulzeit abgeschlossen. Doch
sie haben weder eine Lehrstelle
noch eine andere Anschlusslösung gefunden. Wie also soll es
weitergehen?
Glücklicherweise gibt es im Kanton Bern für
Schülerinnen und Schüler wie
sie ein Berufsvorbereitendes
Schuljahr BVS. Die professionellen Filmemacher Bastien Bösiger
und Adrian Bordone haben die
vier Jugendlichen des BVS-BielBienne / Seeland begleitet. Ihr
Film «Après l’hiver»zeigt eindrücklich auf, wie anspruchsvoll
es in diesem Alter sein kann, den
Schritt in die Erwachsenenwelt
zu machen und Fuss zu fassen im
Erwerbsleben. Die Kamera fängt
Rückschläge ebenso eindrücklich
ein wie Momente der Hoffnung
und der Freude.
Die Sekundarstufe II, die Fraktion BVS und die Geschäftsstelle
von LEBE laden Sie zu einem
aussergewöhnlichen Kinoabend
ein. Zuerst geniessen Sie eine
exklusive Vorführung des Films,
der für das Zürcher Filmfestival
und den Berner Filmpreis ausgewählt worden ist. Danach können Sie Ihre Fragen direkt an die
Protagonistinnen und Protagonisten und ihre Lehrerin stellen –
sie werden alle im Saal anwesend
sein. Abschliessend offeriert
Ihnen die Sekundarstufe II von
LEBE Apérohäppchen. Einzig die
Getränke bezahlen Sie selber.
Sichern Sie sich noch heute
Ihren Sitzplatz für diesen exklusiven pädagogischen Kinoabend.
Wir freuen uns auf Sie.
Filmvorführung «Après
l’hiver» mit Diskussion und
Apéro
Wann:
Donnerstag, 22. Oktober 2015
Wo:
cineClub, Laupenstrasse 17,
3008 Bern
Programm:
18.00 Uhr – Begrüssung
18.05 Uhr – Exklusive Kinovorstellung von «Après l’hiver»
19.00 Uhr – Diskussion
19.30 Uhr – Apéro
20.00 Uhr – Schluss der Veranstaltung
Reservationen:
an [email protected]
Geben Sie die Anzahl Personen an (max. 2) sowie Ihren
Vor- und Nachnamen und Ihre
Mitgliedernummer.
Weitere Informationen
Premiere am Donnerstag,
15. Oktober 2015, um 18.30
Uhr im cineClub. LEBE-Mitglieder können gegen Vorweisen
des Mitgliederausweises zwei
Tickets zum Vorzugspreis von
CHF 13.– pro Ticket kaufen.
Der Film kann auch mit der
Klasse angesehen werden. Preis
CHF 10.– pro Schüler, eine
Begleitperson pro zehn Schüler
gratis. Reservationen:
Tel. 031 386 17 10
Spätsommer im idyllischen Unterengadin: Ursli hilft seinen
Eltern bei der harten Arbeit auf
der Alp. Ihn verbindet eine tiefe
Freundschaft zur gleichaltrigen
Seraina, die mit ihren Eltern
ebenfalls im nahe gelegenen Maiensäss den Sommer verbringt.
Als bei der Alpabfahrt ein Teil der
Ernte verloren geht, muss sich
Urslis Familie beim wohlhaben-
den Ladenbesitzer des Dorfes
verschulden. Für Ursli bricht eine
Welt zusammen, denn er soll sein
Zicklein Zila dem reichen Krämerssohn Roman abgeben. Als
er für den Chalandamarz-Umzug
auch noch die kleinste Glocke erhält, stürzt er sich in ein kühnes
Abenteuer, um die grosse Glocke
aus dem eisigen Maiensäss zu holen.
15 — BS 2015 AUSGABE 08
14 — BS 2015 AUSGABE 08
Die Jugendlichen im Film bewegen sich auf dem Weg ins
Berufsleben zwischen Hoffnung und Rückschlag.
EHRUNGEN
KINDERGARTEN UND UNTERSTUFE
Wer 25 oder 40 Jahre im Schuldienst aktiv ist, wird von
der Erziehungsdirektion geehrt. Zu diesem Anlass überreicht LEBE den geehrten Lehrpersonen, die Mitglied beim
Verband sind, jeweils eine Kunstkarte, welche eine Künstlerin speziell dafür geschaffen hat.
Die Neuauflage der Karte hat Alice
Gafner aus Spiez gestaltet. Alice
Gafner wurde 1952 in Adelboden
geboren, ist ausgebildete Grafikerin und hat 1999 ihre künstlerische
Tätigkeit aufgenommen. Ihre Spezialität: Holzschnitt. Sie lässt sich
in der Natur inspirieren, schneidet
Strukturen, Linien und Flächen
in Holz und setzt gezielt Formen
und Farben ein. So setzt sie ihre
Vorstellungen und Eindrücke in
Bilder um und zaubert aus dem
ältesten Druckverfahren aktuelle
und lebensfrohe Darstellungen.
 www.alicegafner.ch
Die Liste der geehrten
Lehrpersonen finden Sie auf
www.lebe.ch / downloads
5000 Franken für Frühpensionierte –
aber nur unter bestimmten Bedingungen
Die Solidaritätsstiftung von LEBE bietet
Entlastung in schwierigen finanziellen
Situationen und unterstützt Massnahmen
zur Förderung und Erhaltung der Berufsfähigkeit. Bei frühzeitiger Pensionierung
leistet sie langjährigen Aktivmitgliedern
eine einmalige Zahlung von maximal
CHF 5000.–. Dies jedoch nur unter bestimmten Bedingungen.
In letzter Zeit sind vermehrt Anträge
auf Unterstützung von Personen bei der
Solidaritätsstiftung eingetroffen, welche
leider kein Anrecht auf besagte Leistung
haben. Helfen kann die Solidaritätsstiftung nur, wenn bestimmte Bedingungen
erfüllt sind: So muss die frühpensionierte
Lehrkraft auf mindestens zehn Jahre Aktivmitgliedschaft bei LEBE zurückblicken,
eine gekürzte Rente haben und nach
dem 1. August 2008 in die frühzeitige
Pension gegangen sein. Liegt der Zeitpunkt der Pensionierung weiter zurück,
besteht kein Anspruch.
Schuldossier verfügbar unter: www.kinomachtschule.ch
CAS Von der Schule zum Beruf
Certificate of Advanced Studies
Ein Film von
XAVIER KOLLER
Nach dem
gleichnamigen Buch-Klassiker
«Schellen-Ursli»
von Selina Chönz und
Alois Carigiet
Dieser CAS-Kurs vermittelt praxisorientiertes
Grundlagenwissen zur Begleitung der Berufsfindung und ermöglicht die Erweiterung der
Handlungskompetenzen. Wählen Sie Ihr
optimales Profil.
Profil A: Fachlehrer/Fachlehrerin Berufswahl-
unterricht (EDK-Anerkennung); Nov. 2015 bis
Jan. 2017
Zielgruppe: Lehrpersonen der Sek I oder II, die
Berufswahlunterricht erteilen.
Profil B: Berufsintegrationscoach; Nov. 2015 bis
Nov. 2016
16 — BS 2015 AUSGABE 08
Ab 15. OktOber
im kinO
Zielgruppe: Sozialarbeitende, Lehrpersonen,
Fachpersonen aus Berufsvorbereitungsjahren,
Motivationssemestern oder anderen Angeboten
im Übergang.
www.schellenursli.com
Presenting Sponsor
www.fhnw.ch/ph/iwb/kader/schule-beruf
www.fhnw.ch/sozialearbeit/ijk/weiterbildung
Medienpartner
Scuol Samnaun Val Müstair
«Die effektivste Frühförderung
ist das freie Spiel»
Von Higi Heilinger
STUFENVERSAMMLUNG «Drei Chancen – drei Gefahren auf der Kindergarten- und
Unterstufe» lautet der Titel des Referates von Prof. Margrit Stamm an der KG/U-Stufenversammlung vom 28. Oktober 2015. Die bekannte Erziehungswissenschaftlerin sieht in der
zunehmenden Verschulung eine der Gefahren für den Kindergarten.
Margrit Stamm steht mit ihrer
Gefahrenwarnung nicht allein.
«Spielen ist keine Zeitverschwendung, sondern fundamental für
die Entwicklung», sagte der britische Erziehungswissenschaftler David Whitebread im Januar
2015 während einer Veranstaltung zum Lehrplan 21 an der
Universität Luzern.
Je früher, desto besser?
Whitebread, Spezialist für Entwicklungspsychologie an der
Universität Cambridge, kritisiert
die Tendenz, Kinder immer früher einzuschulen, und stellt die
Losung «Je früher, desto besser» in Frage. Erst ab sechs oder
sieben Jahren seien Kinder in
der Lage, etwas Abstraktes zu
lernen. «Davor brauchen sie für
eine günstige Entwicklung vielmehr konkrete Erfahrungen,
die sie im freien Spiel sammeln
können.» Bei solchen Tätigkeiten seien sie motiviert, setzten
ihre eigene Agenda, anstatt jener von Erwachsenen zu folgen,
und stellten sich selber immer
anspruchsvollere Aufgaben. Einen zu frühen Beginn mit dem
formalen Unterricht betrachtet
Whitebread als kontraproduktiv:
«Dies kann zu einer Erfahrung
des schulischen Versagens und
zur Abkoppelung vom Bildungsprozess führen.»
«Es braucht eine Renaissance
des Spiels»
Im Interview mit der Luzerner
Zeitung vom 7. April 2015 unterstreicht Margrit Stamm die
Bedeutung des freien Spiels:
«Wir müssen den Wert des freien
Spiels ins Bewusstsein der Bevölkerung rufen und aufzeigen, dass
dies die effektivste Form von
Frühförderung ist. Es braucht
eine Renaissance des Spiels, es
muss zentrales Element in der
Kindergartenkultur sein.» Eine
gute frühe Förderung lasse Kinder etwas lernen, das im Bereich
ihres Möglichen liegt und wofür
sie aus eigenem Antrieb motiviert sind. Vier- und fünfjährige
Kinder brauchen eine andere
Didaktik als sechs- und siebenjährige. Das Spiel verliert an
Bedeutung aufgrund des gesellschaftlichen Drucks zur Frühförderung.
Fördert Lehrplan 21
Verschulung?
Ab Schuljahr 2017 / 18 soll nun
auch im Kanton Bern der Lehrplan 21 eingeführt werden.
Stamm befürchtet, dass damit
die Tendenz zu verschulten Kindergärten verschärft wird: «Es
lässt sich erahnen, dass die Kompetenzziele das schulische Lernen begünstigen.» Dies scheint
auch den Lehrplanmachern
bewusst zu sein, wie den Leitgedanken zum Lehrplan 21 zu
entnehmen ist: «Insbesondere
das freie Spiel stellt ein zentrales
und vielschichtiges Lernfeld dar,
das emotionale, soziale und kognitive Prozesse mit einbezieht,
anregt und herausfordert.» Margrit Stamm lässt sich von diesen
Worten nicht beeindrucken: «Es
kommt mir vor, als ob ein Experte gesagt hätte, man müsste noch
ein paar allgemeine Floskeln zur
Bedeutung des Spiels einfügen.»
Wie das freie Spiel konkret in den
Unterricht integriert werde, sei
völlig offen. «Und nirgends steht,
dass Spielen die effektivste Lernform ist.»
Prof. Dr. Margrit Stamm
Emeritierte Professorin für Pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaft an der Universität
Fribourg. Bis 2011 Mitglied des Rats des Eidgenössischen Instituts für Berufsbildung EHB und Präsidentin des Departements Erziehungswissenschaften.
Forschungsschwerpunkte: Frühkindliche Bildungsforschung / Talententwicklung und Bildungslaufbahnen
vom Vorschulalter bis zum späten Erwachsenenalter / Begabungsforschung / Schulabsentismus und
-abbruch / Berufsbildungsforschung und Migration.
Am 28. Oktober 2015, 14.30–17 Uhr,
an der Schule für Gestaltung, Schänzlihalde 31,
3013 Bern.
Nach dem Referat von Prof. Margrit Stamm und
der Plenumsdiskussion, u.a. zum Lehrplan 21, mit
Erwin Sommer (ERZ), Ursula Arnaldi (PHBern),
Franziska Schwab (LEBE) und Prof. Margrit
Stamm, stehen als Informationen / Traktanden auf
der Liste:
• Rückmeldungen zu Klassenhilfen im Kindergarten
und auf der Unterstufe.
• Rückmeldungen zur Pausenregelung im Kindergarten.
• Verabschiedung einer Resolution zu den «Schnellbleichen» im Kanton Zürich (vgl. Beobachter 14,
10. Juli 2015): Wir solidarisieren uns mit den
Kindern und den Lehrpersonen.
• Statutenänderung LEBE per Januar 2017: Was
heisst das für uns Lehrpersonen am Kindergarten
und auf der Unterstufe?
• Ausblick: Wir bleiben dran am Vieraugenprinzip
und nehmen die Mischklassen bezüglich Unterstützung unter die Lupe.
17 — BS 2015 AUSGABE 08
Neue Kunstkarte
MITTELSTUFE
MITTELSTUFE
Von Karin Fisli
ORIENTIERUNGSARBEITEN Ursprünglich wurden die Orientierungsarbeiten
eingeführt, um Lehrpersonen mit kleineren Schülerzahlen Hilfe zur Einschätzung
ihrer Schülerinnen und Schüler zu bieten. Für die Mittelstufenkonferenz von
LEBE ist diese ursprünglich gute Absicht verloren gegangen, der Aufwand nicht
mehr gerechtfertigt. Mit einer Onlinebefragung möchten wir die Meinung von
Mittelstufenlehrpersonen erfahren.
Bereits im Jahr 1992 wurden
die Orientierungsarbeiten im
Kanton Bern in der Direktionsverordnung über die Beurteilung
und Schullaufbahnentscheide
in der Volksschule (DVBS) gesetzlich verankert. Einst wurden die Orientierungsarbeiten
gemeinsam mit den Sekundarlehrpersonen zusammengestellt,
korrigiert und ausgewertet. Bei
manchen Schulen mag das heute
noch so sein. Doch in ganz vielen
Schulen ist die Orientierungsarbeit nur noch Sache der Mittelstufenlehrpersonen. Klar war
und ist: Mittelstufenlehrkräfte
dürfen die Resultate der Orientierungsarbeiten weder benoten
noch für den Schullaufbahnentscheid einsetzen.
18 — BS 2015 AUSGABE 08
Sinn und Zweck zunehmend
fragwürdig
Im
Tätigkeitsbericht
von
1997 / 1998 hat das Amt für Bildungsforschung der Erziehungsdirektion des Kantons Bern unter dem Titel Beurteilung und
Selektion geschrieben: «Das neue
Übertrittsverfahren wird von
den befragten Lehrkräften befürwortet. Die Übertrittsgespräche sowie die neu eingeführten
Orientierungsarbeiten und die
lange Beobachtungszeit werden
positiv gewertet und als für die
Kinder wenig belastend beurteilt. Als problematische Elemente werden die grosse zeitliche
und administrative Belastung
der Lehrerinnen und Lehrer sowie der zunehmende Druck von
Seiten der Eltern genannt.»
In den letzten Jahren veränderten sich zwar die Rahmenbedingungen für die Lehrpersonen,
der Sinn der Orientierungsarbeiten aber blieb derselbe. Für
die Lehrpersonen von 6. Klassen bleiben der Spagat zwischen
Förderorientierung und Selektion und der riesige Arbeitsaufwand für das Zusammenstellen
sinnvoller Aufgaben. Wie eine
mündliche Umfrage bei zufällig ausgewählten Lehrpersonen
ergeben hat, gehen Schulen im
Zusammenhang mit den Orientierungsarbeiten
äusserst
unterschiedlich vor. Hier eine
nicht vollständige Auflistung:
• Eine grosse Schule bestimmt im
Vorfeld des Schuljahres einige
gemeinsame Lernkontrollen als
Orientierungsarbeiten. Diese
werden nach einheitlichen Korrekturangaben korrigiert und
bewertet.
• Eine Landschule «trainiert» mit
Orientierungsarbeiten der vorangehenden Jahre die OA. Man
will die Kinder ja nicht ins kalte
Wasser werfen und ihnen zeigen, was sie erwartet.
• In manchen Regionen bestehen
klare Regeln. Die Arbeiten sind
aufwändig. Die mündlichen Anteile sind jedoch rar.
• Es gibt bereits jetzt Schulen, die
keine Orientierungsarbeiten
mehr machen und die ganze
Übung als sinnlosen Aufwand
betrachten.
Im Jahr 2014 kündigte die Erziehungsdirektion erfreulicherweise an, die Aufgaben zur Orientierungsarbeit von einem
Expertenteam zusammenstellen
zu lassen und der Mittelstufe zur
Verfügung zu stellen. Endlich ein
Schritt in die richtige Richtung,
wenn auch zeitlich viel zu spät.
In einem Communiqué zur
Einführung einer Aufgabensammlung für die Orientierungsarbeiten stand, dass die
Erziehungsdirektion den Schulen als Alternativen zu den eigenen Orientierungsarbeiten eine
elektronische Aufgabensammlung mit qualitativ guten, auf
den Lehrplan 95 abgestimmten
Aufgaben in den übertrittsrelevanten Fächern zur Verfügung
stelle. Daraus ergaben sich für
die Schulen verschiedene Op-
tionen: Sie entwickelten wie bis
anhin ihre Aufgaben für die Orientierungsarbeiten selbst, sie
bezogen alle Aufgaben für die
Orientierungsarbeiten aus der
Aufgabensammlung, sie stellten
die Orientierungsarbeiten aus eigenen Aufgaben und solchen aus
der Aufgabensammlung zusammen, oder sie nutzten die Aufgaben aus der Aufgabensammlung
nicht nur für die Orientierungsarbeiten, sondern auch für die
Förderung im Unterricht.
Schon bald merkte man, dass
auch Eltern im Fächernet Aufgaben der Orientierungsarbeiten
herunterladen konnten. Somit
wurde ein «learning to the test» fahren.
ermöglich. Sinn und Zweck der OA Mittelstufenlehrpersonen
halten in den nächsten Tagen
ist somit nicht mehr erfüllt.
vom Absender system@scoppo.
Bitte an der Umfrage
ch eine kurze Onlineumfrage zu
teilnehmen
den Orientierungsarbeiten. Die
Für die Mittelstufenkonferenz Antworten sind entscheidend
von LEBE hat die Orientierungs- fürs weitere Vorgehen der LEBEarbeit ihren ursprünglich guten Mittelstufenkonferenz. Vielen
Wert endgültig verloren. Der Dank für die Mithilfe.
Aufwand für die Lehrpersonen
ist nicht mehr gerechtfertigt.
Weiter stellt die Mittelstufenkonferenz fest, dass im Kanton
Bern trotz Bestimmungen und
Richtlinien jede Schule anders
mit den Orientierungsarbeiten
umgeht. Dies alles führt im Kanton jährlich wiederkehrend zu
unzähligen Arbeitsstunden ohne
nachhaltigen Wert für die SchülerInnen und das Übertrittsver-
SEKUNDARSTUFE II
Herzlich willkommen an der
ordentlichen Mitgliederversammlung
der Fraktion Lehrpersonen an
kaufmännischen Berufsfachschulen FLKB
Am Freitag, 6. November 2015, findet in Thun die
4. ordentliche Mitgliederversammlung der Fraktion Lehrpersonen
an kaufmännischen Berufsfachschulen FLKB statt. Um 16.15 Uhr
beginnt der Anlass mit einer Führung durch die Werft der BLS-Schifffahrt.
Um 18.15 Uhr startet der offizielle Teil im Raum 008 der Wirtschaftsschule Thun mit anschliessendem Apéro riche. Alle Mitglieder der FLKB
sind herzlich willkommen und werden per Post noch eine
persönliche Einladung erhalten.
Bitte reserviert euch den Termin bereits jetzt.
Informationen und Anmeldung:
Andrea Zryd, BSD Bern,
[email protected]
19 — BS 2015 AUSGABE 08
Gewinn oder unnötiger Aufwand
für die Lehrpersonen?
LEBE-BERATUNG / CONSEIL DE LEBE
Gut ist häufig gut genug
Von Anne Studer, Beraterin
FRAGE
Ich erhalte oft Anrufe von
Lehrpersonen und Schulleitungen, die befürchten, dass
sie nicht allen beruflichen
Anforderungen gerecht
werden können. Dahinter steckt oft der zu hohe
Anspruch, alles perfekt zu
machen. Und die Frage, wie
viel effektiv gut genug ist.
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im Raum. Die Liste liesse sich
beliebig fortsetzen.
Dieser Perfektionismus ist
belastend und zehrt an den
Kräften. An Kräften, die alle
an der Schule Beteiligten für
die Schülerinnen und Schüler
zur Verfügung haben sollten,
oder, wie ich meine, auch einmal für sich ganz persönlich.
Ich plädiere dafür, ab und zu
den Mut zu haben, etwas nur
gut zu machen, nicht perfekt.
Prioritäten zu setzen ist in diesem Zusammenhang wichtig.
Wagen Sie es, zwischendurch
auf diese Weise zu arbeiten.
Sparen Sie Ressourcen auf, um
gesund und frisch zu bleiben
für die Kinder und Jugendlichen, die gerne zu engagierten
Lehrpersonen zur Schule
gehen. Dieser Text soll nicht
Anleitung zum Nichtstun oder
Müssiggang sein. Sondern
eine Ermutigung zu sinnvollem Einteilen der Kräfte.
Wir sind für Sie da
Anne Studer, Beraterin
Tel. 031 326 47 36, [email protected]
Roland Amstutz, Fürsprecher
Tel. 031 326 47 40, [email protected]
Unsere Beratungszeiten
Mo, 9.00–12.00 / 14.00–17.30 Uhr
Di, 9.00–12.00 Uhr
Mi, 9.00–12.00 / 14.00–17.30 Uhr
Do, 9.00–12.00 Uhr
Fr, 9.00–12.00 / 14.00–16.15 Uhr
Quand le bien est assez bon
Par Anne Studer, conseillère
QUESTION
Souvent je reçois des appels
d’enseignants ou de membres
de directions d’école qui
craignent de ne pas être à la
hauteur des exigences professionnelles. Ce souci cache
souvent un désir, excessif, de
tout faire parfaitement. Et la
question de savoir quel degré de qualité est assez bon.
Je suis toujours impressionnée de voir avec quelle ardeur nombre de personnes
enseignent et de directeurs
conduisent leur école. Ils remettent en question ce qu’ils
font et sont conscients de la
grande responsabilité que
comportent le travail avec les
jeunes ou la direction d’un établissement. Cet engagement
est bel et bon, mais a aussi son
L’enseignement devrait être
revers : en écoutant mes intermieux préparé, davantage inlocuteurs, je perçois souvent
dividualisé, il faudrait inveschez eux les attentes trop életir plus de temps pour chaque vées qu’ils s’imposent à euxélève, intensifier les contacts
mêmes.
avec les parents. Voilà quatre
Bien sûr, il est toujours posréflexions qui font naître le
sible de préparer ses leçons un
doute chez des personnes en- peu mieux, d’évaluer les tests
seignantes et des membres de de façon encore plus équitable,
directions d’école, et se deman- d’aller plus loin encore dans
der si leurs prestations sont
l’encouragement individuel, et
suffisantes.
aussi d’améliorer à tout instant
le travail avec les parents. Et la
conduite d’une école, évidemment, suppose bien plus que de
l’administration – c’est le développement de l’esprit d’équipe
qui est de rigueur. La grande
exigence de qualité posée aux
institutions de formation est
un dossier jamais clos. L’énumération n’est pas exhaustive.
Ce perfectionnisme est pénible et demande beaucoup
d’énergie, usant des forces
que tous les participants à la
vie scolaire devraient consacrer aux élèves ou aussi, à mon
avis, à leur propre personne.
Je plaide pour que l’on s’accorde parfois le courage de faire
quelque chose « bien », et non
parfaitement. Il est important
de mettre des priorités dans ce
contexte. Osez donc travailler
ainsi de temps en temps. Eco-
nomisez des ressources pour
rester en santé et frais pour les
enfants et les jeunes, qui aiment venir à l’école auprès d’enseignants disponibles. Ce texte
ne se veut pas une invitation au
farniente ou à l’oisiveté, mais
un simple encouragement à
une judicieuse répartition des
forces.
Nous sommes
là pour vous
Anne Studer, conseillère
Tél. 031 326 47 36, [email protected]
Roland Amstutz, avocat
Tél. 031 326 47 40, [email protected]
Heures de conseil LEBE
Lundi, 9.00–12.00 / 14.00–17.30 h
Mardi, 9.00–12.00 h
Mercredi, 9.00–12.00 / 14.00–17.30 h
Jeudi, 9.00–12.00 h
Vendredi, 9.00–12.00 / 14.00–16.15 h
21 — BS 2015 AUSGABE 08
125. Sommerkurse
11.– 22. Juli 2016
Thun
ten und Schulleitungen ihre
Schule führen. Sie hinterfragen, was sie tun, und sind sich
der grossen Verantwortung
bewusst, welche die Arbeit mit
Heranwachsenden oder die
Führung einer Schule mit sich
bringen. Das ist gut und recht,
hat aber auch eine Kehrseite:
Beim Zuhören nehme ich oft
auch zu hohe Erwartungen
wahr, welche die RatsuchenDer Unterricht müsste besser den an sich selber stellen.
vorbereitet und stärker indiNatürlich kann man Lektiovidualisiert sein, für einzelne
nen immer noch etwas besser
Schülerinnen und Schüler
vorbereiten, Tests gerechter
sollte mehr Zeit investiert,
beurteilen, sind einer indiElternkontakte intensiviert
viduellen Förderung kaum
werden. Dies sind vier von vie- Grenzen gesetzt, könnte die
len Punkten, welche bei Lehr- Elternarbeit jederzeit auspersonen und Schulleitungen gebaut werden. Und selbstoft Selbstzweifel und die Frage verständlich bedeutet die
hervorrufen, ob ausreicht, was Führung eines Kollegiums
sie leisten.
weit mehr als Administration
Ich bin immer wieder
– Teamentwicklung ist gefragt,
beeindruckt, wie engagiert
Qualitätsansprüche an die
viele Lehrpersonen unterrich- Bildungsinstitutionen stehen
WILLKOMMEN
IN EIGENER SACHE
LEBE Kontakt
Bern Nord
Doris Beyeler
Nicolas Egger
Daniela Hehlen
Manuela Lüdi
Roberto Scaramuzza
Myriam Schluep
Elena Schmid
Lukas Schmid
Cécile Ariane Schneider
Ariane Schürch
Samuel Schürch
Kurt Stähli-Chevalier
Petra Weber
Bern Stadt
Manuela Blatter
Anthony Cliffe
Monika Eicher
Reto Ganz
Daniel Hofer
Daniela Ianos
Céline Kernen
Peter Meyer
Roger Nydegger
Mai Ling Parente
Barbara Maria Pauk
Filgueira
Franziska Schatzmann
Carmen Scherrer
Sandra Sinatra
Christa Stalder Sanz
Anja Gabriela Uhlmann
Arlette Wüthrich
Bern Süd
Anne Bosen
Annina Hirschi
Tijitha Sabu
Brigitte Sigrist-Binggeli
Dominique Slongo
Doris Wolgensinger
Christine Zimmermann
Emmental
Manuela Birrer
Ursula Bürki
Martina Christen
Tamara Schwitter
Oberland Nord
Simone Gallina
Froidevaux
Eldana Hamidovic
Valérie Zurbuchen
Francophone
Caroline Germiquet
Noémie Malkov
Oberland Süd
Madlaina Caviezel
Manuela Di Marino
Demenga
Mathias Fercher
Nicole Ferretti
Regula Halter
Berchtold Lehnherr
Stefanie Rösti
Nicole Schönenberger
Trefzer
Martina Sigel
Oberaargau
Zsuzsanna Balsiger
Tamar Baumann
Ursina Bienek
Brigitte Käser
Doris Liechti
Regula Meister
Tina Nyffeler
Dorothea Rosser
Jacqueline Schmid
Renate Stauffer-Kriegel
Andreas Straub Klarer
Ursula Zaugg
Seeland
Andrea Aebi
Irene Boinay
Philemon Diethelm
Larissa Gämperle
Steudler
Larissa Gerber
Sami Götz
Juliette Herzig
Simone Kapp
Michelle Ryser
Corina Stalder
Christine Stauffer
Franz Stöcklin
Nathalie Willemin
Monika Wyss
Geschäftsstelle
Monbijoustrasse 36
Postfach 7163, 3001 Bern
[email protected]
031 326 47 47
Geschäftsführerin
Regula A. Bircher
[email protected]
031 326 47 44
Gewerkschaft
Christoph Michel
[email protected]
031 326 47 30
Christoph Schenk
[email protected]
031 326 47 49
Pädagogik
Franziska Schwab
[email protected]
031 326 47 45
Stefan Wittwer
[email protected]
031 326 47 46
berner schule
Beat Wirz
[email protected]
031 326 47 57
Layout
Anna Katharina Bay-Dübi
[email protected]
031 326 47 58
Weiterbildung
Saskia Habich-Lorenz
(Administration)
[email protected]
031 326 47 41
Beratung
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SCHULEN
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Florian Megert (Lernender)
[email protected]
031 326 47 59
Mitgliederverwaltung
Susann Gehrig
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031 326 47 51
Ein bedürfnisgerechter, auf Sie zugeschnittener Webshop
22 — BS 2015 AUSGABE 08
Britta Läderach
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031 326 47 42
Carlo Janeski (Lernender)
[email protected]
031 326 47 43
Direktversand und Verrechnung an Lernende (Lehrmittelpakete)
Buchhaltung
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(LEBE Solidaritätsstiftung)
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Interessieren Sie sich für die Schuldienstleistungen der
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Präsidium
Martin Gatti (Präsident)
Hohlestrasse 28, 3123 Belp
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Mehr Informationen erhalten Sie unter www.books.ch, über
unsere Geschäftskunden Abteilung [email protected] oder
per Telefon 044 403 41 69.
Bruno Rupp (Vizepräsident)
Parkstrasse 7, 3014 Bern
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Wir sind gerne für Sie da!
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Sekretariat
Iris Kinfe
[email protected]
031 326 47 42
11.08.15 09:06
Liebe Leserin,
lieber Leser
Chère lectrice,
cher lecteur
Das Schuljahr ist noch jung, aber es ist
schon wieder vieles passiert. Die Arbeitsberge werden höher, die heissen
Sommertage sind einem launischeren
Herbst gewichen, die Zeit rast. Der Alltag
hat uns also wieder. Da ich ein ausdauernder und wetterresistenter Mensch
bin, macht mir das alles nicht
allzuviel aus. Umso mehr beschäftigt mich, wenn Menschen die
Hoffnung verlieren, aufgeben.
Wohl deshalb hat mich eine
Geschichte beschäftigt, die mir
erst gerade zu Ohren gekommen
ist. Eine Unterstufenlehrperson
hat eine neue Klasse übernommen. 26 Kinder, 10 mehr als bei
der letzten Klassenübernahme vor
zwei Jahren. Nicht sie selber hat
mir davon erzählt, dass 26 Kinder einfach
zu viel seien, dass sie sich Sorgen mache,
ob sie allen gerecht werden könne. Der
Vater eines Kindes hat mit mir darüber
geredet. Er hat die Lehrerin über alle
Zeichen gelobt. Die mache das super, hat
er gemeint. Er sei sehr beeindruckt. Aber
er hat auch angefügt, dass bereits jetzt
mehrere Elterpaare darüber sinnierten,
ihre Kinder aus der Klasse zu nehmen
und auf eine Privatschule zu schicken.
Auch er mache sich Sorgen. Denn 26
Kinder seien einfach zu viel. Die Lehrerin
könne ihren Job noch so gut machen:
Allen gerecht werden könne sie unter
diesen Voraussetzungen einfach nicht.
Gleich mehrere Eltern wollen ihre Kinder aus der öffentlichen Schule nehmen.
Nach knapp einem Monat Unterricht.
Nicht, weil sie mit dem Engagement
der Lehrerin nicht zufrieden sind oder
sie sich an Unterrichtsmethoden oder
Lehrplänen stören. Sondern einfach, weil
die Klasse zu gross ist und sie befürchten,
dass ihr Kind untergeht in der Masse. Das
ist keine erfreuliche Entwicklung nach
so kurzer Zeit. Sollten die Eltern ihre
Pläne umsetzen, dann ist in diesem noch
jungen Schuljahr bereits zu viel passiert.
L’année scolaire est encore jeune, mais les
événements n’ont pas manqué. Le travail
s’accumule sur le bureau, les chaudes journées estivales ont fait place à un automne
capricieux, le temps file vite. Nous voilà donc
repris par le quotidien. Cela ne me fait pas
beaucoup d’effet, car je suis tenace et résistante de nature. Je suis d’autant
plus affectée quand je vois des gens
perdre l’espoir et lâcher prise.
Pour cette raison sans doute,
j’ai été troublée par une histoire
qui m’est venue aux oreilles. Une
enseignante du degré primaire a
repris une nouvelle classe, avec 26
élèves, 10 de plus que le groupe
qu’elle avait eu il y a deux ans. Ce
n’est pas elle qui m’a dit que 26,
c’était franchement trop et qu’elle
craignait de ne pouvoir répondre aux besoins
de tous. C’est le père d’un enfant de la classe
qui m’en a parlé. Il a tressé des louanges de
l’institutrice. Elle travaille très bien, a-t-il
jugé; il se disait impressionné. Mais il a
ajouté que plusieurs parents songeaient à
retirer leur enfant de la classe pour l’envoyer
dans une école privée. Lui aussi était en
souci. En effet, 26 enfants, c’est simplement
trop. Aussi bonne soit-elle, l’enseignante ne
pouvait répondre aux attentes de tous dans
de telles conditions.
Voilà que plusieurs parents veulent
retirer leurs enfants de l’école publique.
Après à peine un mois d’école. Non parce
qu’ils seraient mécontents du travail de
l’institutrice ou opposés aux méthodes
d’enseignement ou aux plans d’étude. Non,
c’est uniquement parce que la classe est trop
grande et qu’ils craignent que leur enfant
soit perdu dans la masse. Une telle réaction
est malheureuse après si peu de temps. Si
les parents réalisaient leur intention, alors
nous aurions déjà eu notre compte dans cette
année scolaire encore jeune.
Regula A. Bircher,
Geschäftsführerin LEBE
Regula A. Bircher,
administratrice LEBE
23 — BS 2015 AUSGABE 08
LEBE BEGRÜSST FOLGENDE NEUMITGLIEDER:
FOKUS
Unser Denken bestimmt,
wie wir uns fühlen
benssystem kennen zu lernen,
braucht eine begleitete, intensive Auseinandersetzung mit sich
selber. Ein einzelner Kurs reicht
dafür nicht aus. In diesem Rahmen können wir uns lediglich an
unsere Denkmuster herantasten.
Von Beat Wirz
MENTALTRAINING Als Lehrperson oder Schulleitung könne man nie allen Ansprüchen
gerecht werden, sagt Urs Gfeller, Bereichsleiter Berufsbiografie, Beratung und
Unterstützung am Institut für Weiterbildung und Medienbildung der PHBern. Deshalb
böten die beiden Berufe zahlreiche Möglichkeiten, das eigene Ungenügen wahrzunehmen
und daran zu leiden. Aber nicht Umstände, Ereignisse oder Menschen bestimmten
letztendlich unsere Befindlichkeit, sondern wie wir über diese Umstände denken.
In Kursen zum Thema «Die
Macht der Gedanken» legen Urs
Gfeller und weitere Dozierende
dar, wie unser Denken entsteht
und wie prägend es ist. Dabei
werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie wir es beeinflussen beziehungsweise steuern können.
Herr Gfeller, wie weit können wir
unsere Befindlichkeit, vielleicht
sogar unsere Gesundheit mit unserem Denken beeinflussen?
Ich bin überzeugt davon, dass wir
in einem sehr hohen Masse unsere Befindlichkeit beeinflussen
können. Für die entsprechenden
Hormone spielt es keine Rolle, ob
wir etwas denken oder auch wirklich erleben. So sagt der Volksmund zum Beispiel «Vorfreude
ist die schönste Freude». Was die
Gesundheit betrifft, so hat Voltaire meiner Ansicht nach nur
bedingt recht, wenn er schreibt:
«Da es für die Gesundheit besser
ist, habe ich mich entschieden,
glücklicher zu sein.»
24 — BS 2015 AUSGABE 08
Bilder: shutterstock
Was meinen Sie mit «nur bedingt
recht»?
Die Identifikation mit dem eigenen Denken lösen, in Gedankengängen versinken,
Denkmuster überprüfen und verändern – es gibt im Umgang mit unseren mentalen
Möglichkeiten verschiedene, unterschiedlich erfolgversprechende Wege.
Zuerst einmal muss man also das
wahr- und annehmen, was an
Gedanken und Gefühlen effektiv
da ist. Erst wenn man das tut, kann
man schauen, was man daraus
heraus entwickelt?
Dieser Punkt ist ganz wichtig.
Zuerst einmal gilt es wahrzunehmen, was ich denke, was es mir
denkt. Dies gilt es anzunehmen
als Teil meiner selbst. Wenn ich
gegen meine belastenden Gedanken kämpfe, mache ich diese grösser. Druck erzeugt Gegendruck,
lehrt uns die Physik. Auch die
schwierigen Gefühle, die Schatten gehören zu uns. Sobald ich
diese annehme und wahrzunehmen versuche, was unter diesen
Gedanken liegt, eröffnen sie mir
neue Zugänge zur Selbststeuerung. Zudem wird das Selbstwertgefühl gestärkt.
Wie meinen Sie das genau?
Meiner Ansicht nach geht es darum, anzunehmen, was ich denke und somit auch fühle. Auch
das Belastende will Teil meines
Lebens sein. Ich bin kein Freund
des rein positiven Denkens. Bekomme ich zum Beispiel eine
Krebsdiagnose, so geht es nicht
darum, dies zuallererst positiv zu
sehen. Schock, Trauer, Angst ist
angesagt. Im Verlaufe der Krankheit kann ich dann womöglich
erkennen, zu welcher Entwicklung mir und meinem Umfeld
dieser Schicksalsschlag verholfen
hat. Ich gehe davon aus, dass alles in unserem Leben seine Zeit,
seinen Platz haben möchte: die
Freude und die Trauer, die Hoffnung und die Enttäuschung, das
Ja und das Nein. Diese Polaritäten sind für mich allerdings nicht
Gegensätze, sondern Ergänzungen. Sie stellen sich in den Dienst
unserer Sinnlichkeit und unserer
Bewusstseinsentwicklung.
Der grössere Teil unserer Wahrnehmung, unseres Denkens läuft
unbewusst ab, ist in der Regel gesteuert durch ein in den meisten
Fällen unbewusstes Glaubenssystem. Ich sehe mich selber, die andern und die Welt durch die Brille
dieser inneren Überzeugungen,
dieser Glaubenssätze. Diese entstehen in den ersten drei bis fünf
Lebensjahren. Wer zum Beispiel
ein Glaubenssystem hat wie «Ich
bin nicht liebenswert», der wird
unbewusst alles daran setzen,
dass man ihn letztlich nicht mag.
Wer unbewusst überzeugt ist, er
sei immer wieder Opfer schwieriger Umstände, der wird sich immer wieder als Opfer fühlen müssen. Sich nun vom Kopf her fürs
Glücklichsein zu entscheiden,
geht nicht, wenn es nicht mit Sie haben es erwähnt: Der Lehrerdem inneren Glaubenssystem beruf ist einer derjenigen Jobs, die
übereinstimmt. Das eigene Glau- man nie abschliessend erledigen
kann. Also muss man selber an
einen Punkt kommen, an welchem
man sagt: Bis hier investiere ich,
das ist ausreichend.
Richtig. Wer ein gutes Selbstwertgefühl hat, der kann auch
dazu stehen, nicht allen gerecht
werden zu müssen. Also stellt
sich die Frage: Bin ich nur jemand, wenn alle andern mich gut
finden? Wer seinen Selbstwert
vorwiegend im Aussen bezieht,
der muss es allen recht machen,
der schafft es kaum, die Dinge
auch einmal als gut zu belassen
und zu einem Resultat zu stehen,
welches nicht perfekt sein muss.
Hier stellt sich oft die Frage nach
der Beziehung zu sich selber.
Wir reden über die Macht der
Gedanken. Ganz praktisch gefragt:
Wie wird man seiner Gedanken
mächtig?
Indem man erst einmal merkt,
dass man oft nicht denkt, sondern dass es einem denkt. Wenn
man sein Selbstgespräch zu
beobachten lernt, den inneren
Schwätzer, der alles meist kritisch kommentiert.
Wer ist denn dieser innere Schwätzer? Woher kommt er?
Das ist ein verselbständigter Teil
des Unbewussten, der sich Gehör
verschaffen will.
Er entspringt dem oben erwähnten Glaubenssystem. Dazu
möchte ich noch anfügen, dass
dieses Glaubenssystem auf der
Bühne der Kindheit seine Berechtigung hatte, weil es einem
zu seinem Platz im sozialen Umfeld verholfen hat. In der Regel
wollen jedoch Glaubenssätze, die
in die Enge führen, im Laufe des
Lebens gewandelt werden.
Es geht also ein Stück weit auch
darum, eine Distanz zu gewinnen
zu diesem Schwätzer beziehungsweise die Identifikation mit ihm zu
lösen, damit man auf ihn überhaupt Einfluss nehmen kann?
Genau. Es geht dabei darum,
sich bewusst zu werden, dass ich
mehr bin als dieser Schwätzer,
mehr bin als mein Denken. Es
gilt im Status des Beobachters
die Verantwortung für das eigene
Denken zu übernehmen. Dabei
helfen Fragen wie: Woher kommt
25 — BS 2015 AUSGABE 08
FOKUS
FOKUS
fühle ich dabei? Wie könnte ich
denken, damit ich mich leichter
fühle? Im Kurs werden Lehrpersonen sensibilisiert für die
Selbstwahrnehmung. Diese wird
positiv verstärkt. Durch Visualisieren werden neue Denkwege
angelegt, und es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie dies
weiter trainiert werden kann. Im
Zentrum steht dabei das selbstverantwortete Leben.
Viele Menschen identifizieren sich
aber sehr stark mit ihren Gedanken
und Überzeugungen. Warum ist
Mit welchen Techniken wird
das aus Ihrer Sicht so?
im Kurs gearbeitet?
Das Gehirn ist auf Kohärenz hin
angelegt. Das heisst, es möchte
möglichst wenig Energie verbrauchen. Also denken wir sehr
oft immer wieder ähnlich und
identifizieren uns damit. Von
den ca. 60 000 Gedanken, die
wir anscheinend täglich denken,
sollen ca. 95 Prozent dieselben
sein, die wir am Vortag gedacht
haben. Was wir oft denken, wird
zu einer starken synaptischen
Verbindung. Bildlich gesprochen
könnte man sagen: Es bilden sich
neuronale Autobahnen: Diese
Gedanken sind schnell da, weil
sie uns vertraut sind. Das ist mit
ein Grund, warum wir lieber das
bekannte Leiden leben als das
unbekannte Glück. Wollen wir
jedoch neue neuronale Verbindungen generieren, so sind das
erst einmal schmale Pfade. Über
diese gilt es immer wieder zu gehen, bis sie zu breiteren Pfaden
werden, die zu ein Alternativen
werden können zur schnellen
Autobahn. Im Mentaltraining arbeiten wir mit Visualisierungen:
Wir stellen uns den Weg zum
gewünschten Ziel vor. So entwickeln wir eine Art inneren Film
als Weg zur gewünschten Lösung
des Problems.
26 — BS 2015 AUSGABE 08
Zum Kurs «Macht der Gedanken»:
Was lernen Lehrpersonen dort?
Sie erkennen, wie Denken entsteht und wie dieses Denken
darüber bestimmt, wie wir uns
fühlen. Sie erfahren, dass nicht
das Ereignis an sich das Belastende ist, sondern wie ich darüber denke. Somit hat alles das
Gewicht, das ich ihm gebe. Was
kommt mir zum Beispiel in den
Sinn, wenn ich am Sonntagabend
an die Schule denke? Und was
Mit
Wahrnehmungsübungen,
positiven Affirmationen und
Imaginationen
beziehungsweise Visualisierungen. Gelegentlich wählen wir auch die
«Wunderfrage»oder die «Tunals-ob-Methode». Das heisst: Wir
sehen uns handeln, als würde das
Problem nicht mehr bestehen.
Studienwoche
man sein Denken noch einmal
anschaut und das Gelernte vertieft. Gelegentlich führen wir
nach den Kursen noch eine freiwillige Nachfolgeveranstaltung
durch. Und nicht zuletzt gibts
zahlreiche Vertiefungsmöglichkeiten in der Literatur.
Von Christine Hofer
In einem oder zwei Sätzen: Welchen Grundgedanken oder welche
Einstellung möchten Sie Lehrpersonen mit in den Alltag geben?
Wir sind verantwortlich für
unser Leben. Es gibt Wege zu
Zufriedenheit, zu einem erfüllten Leben. Zufrieden, glücklich
kann nur sein, wer sein Glück
bemerkt.
Christine Hofer
[email protected]
Was ist eine mögliche Fortsetzung
nach dem Kurs?
Eine Möglichkeit ist die personzentrierte Beratung (www.
phbern.ch / beratung), in welcher
Informationen zum Kurs «Die Macht der Gedanken»
Dieser Kurs kann auch als Hol-Kurs abgerufen werden.
Die Regelkurse sind meistens schnell ausgebucht.
Als Schülerin, insbesondere als
Gymnasiastin, habe ich Studienwochen immer gemocht. Ich fand
es spannend, meine Mitschülerinnen und Mitschüler ausserhalb des Schulzimmers kennen
zu lernen und mit ihnen den Alltag zu teilen. Motivierend fand
ich auch, dass während dieser
Wochen die Gelegenheit bestand,
sich intensiv mit einem einzigen
Thema
auseinanderzusetzen.
Selbstverständlich habe ich diese
Zeit genutzt, um sogenannt sozialen Aktivitäten nachzugehen,
wie etwa, mich nachts aus dem
Zelt zu schleichen, um mit meinen Mitschülern im See baden
zu gehen. Schliesslich hatte ich ja
zuvor von meinem Biologielehrer
gehört, dass Seewasser besonders gesund sei oder so ähnlich.
Möglicherweise hatten wir uns
die wissenschaftlichen Erklärungen über das Seewasser auch ein
bisschen zurechtgebogen, um
SELBSTBESTIMMT UND STARK DURCH MENTALTRAINING
Dozierende: Urs Gfeller oder andere Dozierende
des IWM der PHBern
Dauer: 6 Std.
Zielgruppe: Kindergarten, Prim 1.–2. Kl., Prim 3.–4. Kl.,
Prim 5.–6. Kl., Sek. I, Maturitätsschulen, Berufsfachschulen,
Heilpädagogik
Ziele:
• Die Macht der Gedanken erkennen
• Sich seiner selbst und der Gedankenmuster bewusster werden
• Neue Denkmöglichkeiten erschliessen
• Eine eigene Zielvorstellung visualisieren
Inhalte:
• Das Entstehen des Denkens
• Das eigene Denkmuster
• Mentaltraining
• Quantenphysik
Kosten:
Volksschule (Kt. Bern): Kein Kursgeld, Mat. CHF 5.–
Kosten Sek II (Kt. Bern): Kursgeld CHF 200.–, Mat. CHF 5.–
Kosten Dritte: Kursgeld CHF 240.–, Mat. CHF 5.–
Weitere Informationen
[email protected]
Anmeldung
melanie.spätig@phbern
Urs Gfeller ist
Bereichsleiter
Berufsbiografie,
Beratung und
Unterstützung
am Institut für
Weiterbildung
und Medienbildung der PHBern.
Vor der Schule, in der Schule, nach der
Schule Wege finden, sich bei Kräften zu
halten und die Freude nicht zu verlieren!
ATMEN, AUFATMEN, DURCHATMEN
Für LehrerInnen, die dem Ausbrennen entgehen und ihren eigenen
Rhythmus finden wollen.
Atemarbeit nach Prof. Ilse Middendorf, Berlin
Ab Donnerstag, den 15. Okt. 2015;
letzter Kurstag ist am 10. Dez. 2015
8 Mal, jeweils von 18.45 bis 19.45 Uhr,
Bern, Thunstrasse 24, Fr. 230.–
Informationen und Anmeldungen:
M. Gfeller-Liechti, dipl. Atemlehrerin,
Tel. 062 961 44 29, [email protected]
Schöne Garne und schöne Farben
für den textilen Werkunterricht
www.zsag.ch
eine gute Erklärung zu haben,
falls wir erwischt werden würden. Gut in Erinnerung ist mir
auch, wie ich mit einer Freundin
auf der Maturareise beschloss,
mit dem Bus in einen Aussenbezirk von Kopenhagen zu fahren,
selbstverständlich ohne Stadtkarte oder Adresse unserer Unterkunft. Wir verirrten uns und
kamen deutlich zu spät in unser
Hotel zurück. Unser Klassenlehrer reagierte gelassen, auch
wenn er wegen unseres Ausfluges
sicher einige Ängste ausgestanden hatte. Solche Erfahrungen
trugen dazu bei, uns mit dem
Thema Verantwortung auseinanderzusetzen. Ich weiss noch, wie
lange wir heftig über einen Regelkatalog diskutierten, der uns für
ein Skilager zu Beginn der gymnasialen Ausbildung vorgelegt
wurde. Als Schüler hatten wir wenig Verständnis dafür, dass unser
Sportlehrer zwei Schülerinnen,
die er beim Kiffen erwischte, in
den nächsten Zug nach Hause
setzte und so geltende Regeln
durchsetzte. Zugegeben: Als begleitende Lehrperson würde ich
heute auch so entscheiden.
Inzwischen hatte ich Gelegenheit, bei einigen Ausflügen,
Schulreisen und Sommerlagern
mitzuhelfen. Dadurch habe ich
die Perspektive der Verantwortlichen kennen gelernt. Mir ist
bewusst geworden, mit wie viel
Vorbereitungszeit die Organisation einer Exkursion oder eines
Lagers verbunden ist und wie
gross die Verantwortung ist, die
es während dieser Zeit zu übernehmen gilt. Die grösste Herausforderung sehe ich darin, den
unterschiedlichen Bedürfnissen
der einzelnen Schülerinnen und
Schüler gerecht zu werden. So
gibt es Schüler, die schon oft mit
Kollegen Urlaub gemacht haben,
ohne dass sie von Eltern begleitet worden sind. Diese Schüler
sind meist sehr selbständig und
brauchen wenig Unterstützung.
Für andere Schüler ist es das erste Mal, dass sie in einem weniger
beschützten Rahmen wegfahren.
Ihre Eltern haben möglicherweise grosse Bedenken, dass ihre
Kinder nicht ausreichend betreut
werden und dass ihnen etwas
passieren könnte, sodass sie sich
eine engmaschige Betreuung ihrer Kinder wünschen. Bei diesen
Gegensätzen ist eine optimale
Betreuung nicht einfach. Eindrücklich für mich war, die Schüler anders als im Schulzimmer
zu erleben, indem beispielsweise
auch eine schüchterne Schülerin
ihrem manchmal vorlauten Mitschüler behilflich sein kann.
Ich freue mich auf die erste
Studienwoche, die ich selbständig organisieren kann. Ich habe
grossen Respekt davor, den Bedürfnissen und Wünschen der
unterschiedlichen Akteure gerecht zu werden. Es wird mir
wichtig sein, Regeln durchzusetzen, aber gleichwohl zu versuchen, bei Unerwartetem gelassen
zu reagieren, wie es mein ehemaliger Lehrer in Kopenhagen tat.
Ich werde versuchen, die Schülerinnen und Schüler zur Zusammenarbeit zu bewegen und sie
auch an ihre Verantwortung zu
erinnern. Gleichzeitig will ich
auch an meine eigene Schulzeit
zurückdenken, in der Hoffnung,
flexibel sein und Unvorhergesehenem humorvoll begegnen zu
können.
27 — BS 2015 AUSGABE 08
dieser Gedanke? Welche Erfahrungen haben diesen Glaubenssatz so werden lassen? Zu welchen positiven Aspekten hat er
mir auf der Bühne der Kindheit
verholfen? Wie sieht die Wandlung dieses Glaubenssatzes aus,
sodass er zum Leitsatz wird, der
mir neue Denkmuster und Handlungsmöglichkeiten eröffnet?
EINE PH-STUDENTIN ERZÄHLT
FINANZRATGEBER
GUIDE FINANCIER
Steuern sparen – aber wie?
Epargner sur les impôts – mais comment?
Von Thomas Ritschard
Par Thomas Ritschard
Wenn Sie erst beim Ausfüllen der Steuererklärung ans Steuernsparen denken, ist es bereits zu spät. Steuern lassen sich vielmehr durch rechtzeitiges
Planen, Ausschöpfen der gesetzlichen Möglichkeiten und unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten sparen.
Si vous attendez de remplir la déclaration d’impôts pour penser à des
économies fiscales, vous vous y prenez trop tard. Au contraire, économiser
sur les impôts suppose une planification précoce, un épuisement des
possibilités légales et une prise en compte des spécificités locales.
28 — BS 2015 AUSGABE 08
Machen Sie Ihre Auslagen
geltend
Die Steuerverwaltung wird sich
nicht bei Ihnen erkundigen, ob
Sie im vergangenen Jahr eine
abzugsfähige Weiterbildung absolviert haben. Und bekanntlich
kann im Kanton Bern seit dem
Steuerjahr 2014 für die Berufsauslagen auch kein Pauschalabzug mehr vorgenommen werden.
Deshalb lohnt es sich, bei den
Berufskosten zumindest die noch
gegebenen Abzugsmöglichkeiten
ganz auszuschöpfen – von der
(nur schon gelegentlichen) Benutzung des Fahrrads bis hin zur
auswärtigen Verpflegung. Aber
auch Vergabungen oder Zuwendungen an politische Parteien
sind bis zu einem gewissen Betrag
abzugsfähig.
So brechen Sie die Steuerprogression
Der Steuersatz steigt überproportional im Verhältnis zum
Einkommen. Um dieser Steuerfalle zu entgehen, sollten Sie nach
Möglichkeiten suchen, um das
steuerbare Einkommen zu senken. Aber wie?
• Investieren Sie in eine Säule 3a:
Einlagen in eine Vorsorgeeinrichtung 3a bei einer Bank oder Versicherung sind bis zum jährlichen
Maximalbetrag von CHF 6768.–
abzugsfähig. Falls Sie über keine
2. Säule (Pensionskasse) verfügen, können Sie 20 Prozent des
Nettoerwerbseinkommens (maximal CHF 33 840.– pro Jahr)
einzahlen und steuerlich geltend
machen.
• Füllen Sie vorhandene Beitragslücken bei Ihrer Pensionskasse:
Eine freiwillige Einzahlung bis
zum maximalen Einkaufsbetrag
kann ebenfalls vom steuerbaren
Einkommen abgezogen werden.
Die Höhe des möglichen Einkaufs
ist auf Ihrem BLVK-Vorsorgeausweis aufgeführt.
Pour les personnes exerçant une
activité lucrative salariée, comme
les enseignants, les moyens d’optimisation fiscale sont limités. Il
est d’autant plus important d’exploiter les chances encore offertes.
Steuerpflicht ist in der Regel der
Wohnsitz am 31. Dezember.
Grosse Ausgaben über mehrere Steuerperioden verteilen
Unabhängig von der Art der
abzugsfähigen Aufwendungen
lohnt es sich, diese Ausgaben
über mehrere Steuerperioden
zu verteilen. Ebenso lassen sich
Steuern sparen, wenn Erwerbsunterbrüche wie zum Beispiel
unbezahlte Ferien über den Jahreswechsel gelegt werden. Denn
Für Immobilienbesitzer
auch auf diese Weise können Sie
Zinsen für Hypotheken können den Grenzsteuersatz (s. Kasten)
von der Steuer abgesetzt wer- reduzieren und so die Spitze der
den. Die in den letzten Jahren Steuerprogression brechen.
Thomas Ritschard, Betriebsgesunkenen Zinsen erhöhen jeökonom FH, ist Partner bei
doch die Steuerbelastung. Zudem Nur nicht übertreiben
Glauser+Partner Vorsorge
sind die Eigenmietwerte in die- Was Sie auch immer in der Steusem Zeitraum eher angestiegen. ererklärung an Abzügen auffüh- AG in Bern. Glauser+Partner
ist offizieller FinanzratUmso mehr lohnt es sich deshalb, ren: Sie müssen der Wegleitung
geber von LEBE und berät
auch die steuerlichen Abzugs- entsprechen und belegbar sein.
Lehrerinnen und Lehrer
möglichkeiten für Hausbesitzer Dient das Abziehen von Beträgen
in Vorsorge-, Steuer- und
auszuschöpfen. Darunter fallen ausschliesslich der SteuerersparVermögensfragen. Mehr:
insbesondere
werterhaltende nis, so werden die steuerlichen
www.glauserpartner.ch
Unterhalts- und Renovations- Vorteile verweigert und die EinBild: zVg
arbeiten. In Jahren mit kleinen schätzung wird entsprechend
werterhaltenden Unterhaltsauf- korrigiert.
wendungen können Sie in der
Steuererklärung den möglicherweise höheren Pauschalabzug
anwenden, während Sie in Jahren
grosser Aufwendungen die ef- Grenzsteuersatz
fektiven Kosten geltend machen Die Steuerbelastung steigt mit höherem Einkommen. Ein reformiertes Ehepaar in der Stadt Bern
können.
zahlt bei einem steuerbaren Einkommen von CHF
Wählen Sie zum richtigen Zeit80 000.– Steuern in der Höhe von CHF 14 982.–.
punkt den passenden Wohnort
Bei CHF 81 000.– steigt die Steuerbelastung auf
Die Steuerbelastung kann von CHF 15 227.–. Für zusätzliche CHF 1000.– zahlt
Wohnort zu Wohnort sehr un- das Paar somit CHF 245.– mehr Steuern, was einen
terschiedlich ausfallen. Darum Grenzsteuersatz von 24,5 Prozent ergibt. Wer seinen
prüfe, wer sich örtlich bindet. Grenzsteuersatz kennt, kann ausrechnen, wie viel er
Dies gilt vor allem dann, wenn Sie durch einen zusätzlichen Abzug sparen kann.
beabsichtigen, Wohneigentum zu
erwerben. Entscheidend für die
Thomas Ritschard,
économiste d’entreprise
BF, est partenaire chez
Glauser+Partner à Berne.
G+P est conseiller financier officiel de LEBE et
assiste aussi les personnes enseignantes sur les
questions touchant à la
prévoyance, aux impôts et
aux placements. Pour plus
d’informations :
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Photo: mad
Faites valoir vos dépenses
L’Intendance des impôts ne va pas
vous demander si vous avez suivi,
l’an dernier, une formation continue déductible. Or, on le sait, le
canton de Berne n’autorise plus
de déduction forfaitaire pour les
dépenses professionnelles depuis
l’année fiscale 2014. Il vaut donc
la peine d’épuiser au moins les
possibilités de déduction encore
offertes en matière de frais professionnels – de l’utilisation (même
occasionnelle) d’un vélo jusqu’aux
repas pris à l’extérieur. Les dons et
libéralités à des partis politiques
sont aussi déductibles jusqu’à un
certain montant.
Pour casser la progressivité
fiscale
Le taux d’imposition augmente de
manière plus que proportionnelle
avec l’augmentation du revenu.
Pour échapper à ce piège fiscal,
Taux d’impôt marginal
La charge fiscale augmente quand les revenus sont plus
élevés. Un couple réformé en ville de Berne déclarant un
revenu imposable de CHF 80 000.– recevra des impôts
une facture de CHF 14 982.– . Pour CHF 81 000.– par
contre, la charge fiscale passe à CHF 15 227.–. C’est
dire que le couple paie CHF 245.– de plus pour une augmentation de CHF 1000.– du revenu, ce qui représente
un taux d’impôt marginal de 24,5 pour cent. Si l’on
connaît son taux d’impôt marginal, on peut calculer le
montant susceptible d’être économisé par une déduction supplémentaire du revenu.
vous avez intérêt à chercher des
possibilités d’abaisser le revenu
imposable. Mais comment?
• Investissez dans un pilier 3a : les
versements, dans une banque ou
une assurance, en faveur d’institutions de prévoyance individuelle 3a peuvent être déduits,
cela jusqu’à un montant maximal
annuel de CHF 6768.–. Si vous ne
possédez pas de 2e pilier (caisse de
pension), vous pouvez verser 20
pour cent du revenu annuel net
(max. CHF 33 840.– par an) et le
faire valoir aux impôts.
• Comblez les lacunes de cotisations de votre caisse de prévoyance : un apport volontaire
jusqu’au montant maximal prévu
peut aussi être déduit du revenu
imposable. La somme de l’apport
volontaire possible est indiquée
sur votre certificat de prévoyance
de la CACEB.
Pour les propriétaires de biens
immobiliers
Les intérêts hypothécaires sont
déductibles de la déclaration fiscale. Toutefois, la diminution du
taux intervenue ces dernières
années alourdit la charge fiscale.
En outre, les valeurs locatives
ont plutôt augmenté durant la
même période. Il est d’autant plus
conseillé d’épuiser également les
possibilités de déductions fiscales
prévues pour les propriétaires.
En font partie, en particulier, les
travaux d’entretien et de rénovation destinés à maintenir la valeur
du bien immobilier. Durant les
années où les dépenses pour de
tels travaux sont limitées, vous
pouvez faire usage de la déduction
forfaitaire, si celle-ci est plus élevée, tandis que dans les années de
dépenses plus importantes, vous
ferez valoir les frais effectifs sur
votre déclaration d’impôt.
Choisissez au bon moment
le domicile qui convient
La charge fiscale peut varier
considérablement selon le lieu de
résidence. La personne qui élit
domicile fera donc bien d’examiner ce point. Cet aspect est
important surtout si vous envisagez d’acquérir un logement. En
règle générale, c’est le domicile au
31 décembre qui est déterminant
pour l’obligation fiscale.
Répartissez les dépenses
importantes sur plusieurs
périodes fiscales
Indépendamment du type de
charges déductibles, il vaut la
peine de répartir les dépenses sur
plusieurs périodes fiscales. Des
économies fiscales sont également
possibles si des interruptions de
l’activité lucrative interviennent,
par exemple des vacances non
payées au changement d’année.
De cette façon, vous pouvez aussi
réduire le taux d’impôt marginal
(cf. encadré) et « casser » la progressivité du barème fiscal.
N’exagérez pas
Quelles que soient les déductions
que vous opérez sur votre déclaration, elles doivent correspondre
aux directives et être vérifiables.
Si elles ne visent qu’à faire baisser
les impôts, les avantages fiscaux
seront refusés et l’évaluation, corrigée en conséquence.
29 — BS 2015 AUSGABE 08
Bei unselbständig Erwerbstätigen wie Lehrpersonen sind die
Mittel zur Steueroptimierung
eingeschränkt. Umso mehr gilt
es daher, die sich noch bietenden
Chancen zu nutzen.
ECHO
KURZ UND BÜNDIG
Allein auf weiter Flur?
Bin ich eigentlich der Einzige, der sich aufregt, dass die Apps zu Clin d’œil 7 nicht
zeitgerecht zum Semesterbeginn vorlagen? Nach Auskunft des Schulverlags war
Apple verantwortlich, weil der Überprüfungsprozess für den AppStore so lange
dauere. Wer sich professionell mit Apps
beschäftigt, weiss das schon lange und
richtet seine Planung entsprechend aus.
Ich bin gespannt auf das Erscheinungsdatum der Apps zu Clin d’œil 8 …
Bin ich auch der Einzige, der sich über
den unzumutbaren Lizenzierungsprozess
für diese Apps aufregt?
Jede App zu jedem Magazine muss separat lizenziert werden – und zwar sowohl
Mit dem Velo zur Schule
für die G- wie für die E-Versionen. Das
heisst neun Lizenzeingaben pro Gerät. Bei
32 iPads sind also 288 Lizenznummern
einzugeben. Mir scheint, der Schulverlag
macht schon genug Geld mit dem Verkauf
des Einweg-Lehrmittels, bei dem man die
Lizenz ohnehin bezahlt. Weshalb braucht
es da noch eine Online-Lizenzierung? Ich
kann mir nicht vorstellen, dass sich weltweit Hunderttausende, nein Millionen,
auf die Apps stürzen würden, wenn sie
gratis und ohne Lizenzierung zu haben
wären. Wer sucht denn schon im AppStore
nach «Schulverlag» oder «Clin d’œil»?
Peter Steiner, OSZ Schwarzenburg
bike2school motiviert jedes Jahr gegen 5000 Schülerinnen und Schüler zum Velofahren auf dem Schulweg.
Rund ein Viertel von ihnen wohnt im Kanton Bern. Auch nach den Herbstferien können Lehrpersonen ihre Klassen
noch anmelden und noch mehr Kinder und Jugendliche für das Velo begeistern.
In der Rubrik Echo publizieren wir Reaktionen, Aufsteller, Erfahrungen, Meinungen,
Hinweise, Sorgen und Nöte. Wir freuen uns
auf Ihre Zusendungen. Gleichzeitig bitten
wir um Verständnis, dass diese nicht immer
abgedruckt werden können. Wir behalten uns ausserdem vor, Texte zu kürzen.
Publizierte Leserbriefe spiegeln nicht die
Meinung der Redaktion wider.
Bank Coop Inserat LCH_187x131_d_187x131mm 09.09.13 16:21 Seite 1
Für LCH-Mitglieder:
Pro Velo Schweiz will mit der
Aktion bike2school möglichst
viele Kinder zum Velofahren
auf dem Schulweg motivieren.
Die Teilnahme soll bewirken,
dass das Velo für die Heranwachsenden zum selbstverständlichen und alltäglichen
Verkehrsmittel wird. Erlebnisberichte zur Aktion, wie
die folgende von Bianca und
Rahel aus Kerns, stimmen
hoffnungsvoll: «Wir fanden es
cool, dass es so etwas gibt. Es
hat sehr Spass gemacht und
wir haben dabei noch Sport gemacht. Wir sind schon in wenigen Minuten beim Schulhaus
gewesen. Wir sind jeden Tag
mit dem Velo in die Schule gefahren, sogar wenn es ganz fest
geregnet hat. Am Anfang war
es noch ganz streng, aber mit
der Zeit ging es immer besser.»
Die Kinder haben erfahren,
dass Velofahren schnell zum
Zielort führt, fit macht und dabei auch noch Freude bereitet.
ohne viel Aufwand durchgeführt werden kann. Eine Hürde, mit der sich manche Lehrperson konfrontiert sieht, sind
Ängste und eine abwehrende
Haltung der Eltern. Mütter
und Väter fürchten sich oft davor, ihre Kinder mit dem Velo
zur Schule zu schicken, und
bringen sie stattdessen im sogenannten Elterntaxi hin. Gerade die grosse Anzahl Elterntaxis aber bewirkt, dass der
Verkehr – und damit auch die
tatsächliche Gefahr – auf dem
Schulweg weiter zunimmt. Zudem verlieren junge Menschen
durch die Abwehrhaltung der
Eltern auch häufig die Motivation zum Velofahren.
Argumente
Kinder und Jugendliche, die
ihren Schulweg per Velo zurücklegen, haben viele Vorteile: Sie trainieren ihre motorischen Fähigkeiten, üben sich
in Selbständigkeit und knüpfen soziale Kontakte. In einer
Problem Elterntaxi
Gesellschaft mit zahlreichen
Die Aktion bike2school ist ein übergewichtigen Kindern ist
pfannenfertiges Produkt, das das Velofahren zudem ein ein-
25% Rabatt
beim Anlegen
faches und günstiges Mittel,
Bewegung in den Alltag zu integrieren. All diese Argumente
können auch ängstliche Eltern
von der Aktion überzeugen.
Ist der Schulweg tatsächlich
zu gefährlich für velofahrende
Kinder, muss auf einer anderen
Ebene angesetzt werden: Für die
Umsetzung von guten Veloinfrastrukturen im Umkreis von
Schulhäusern sind die Gemeinden zuständig. Vereinter Druck von Schulen und
Elternorganisationen
kann
zumindest als Denkanstoss
für die Planungsbehörden die
Entwicklung geeigneter Verkehrsinfrastrukturen vorantreiben.
Von Sybille Waltert, Projektleiterin
bike2school
Dank bike2school gesünder
zur Schule fahren.
Bild: zVg
Die Aktion
bike2school motiviert Schülerinnen und Schüler aus der ganzen
Schweiz zum Velofahren. Klassenteams (10- bis 16-Jährige)
legen den Schulweg während vier frei wählbaren Wochen so oft
wie möglich mit dem Velo zurück. So sammeln sie Punkte und
Kilometer im Wettbewerb um attraktive Klassen- und Einzelpreise. Wettbewerb und Erlebnis in der Klasse spornen die
SchülerInnen an und begeistern sie nebenbei für das Velofahren.
Eigene Begleitaktionen rund um die Themen Velo, Bewegung und
gesunde Ernährung bringen zusätzlichen Schwung und steigern
die Gewinnchancen.
Klasse anmelden unter: www.bike2school.ch
Projekt Schulvisite – Schulen laden andere Schulen ein
30 — BS 2015 AUSGABE 08
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Wie können sich Schulen möglichst unkompliziert gegenseitig inspirieren lassen?
Mit der «Schulvisite» lancieren die beiden Dachverbände LCH und VSLCH im Rahmen ihrer neuen
Initiative «profilQ» ein Besuchsangebot von Schulen für Schulen.
Lernlandschaften, Integrationskonzepte, Begabungsförderung, altersdurchmischtes Lernen – viele Schulen haben zu
verschiedenen Aspekten der Schul- und
Unterrichtsentwicklung eine beispielhafte Praxis entwickelt. Andere Schulen
möchten diese Ansätze praktisch kennen
lernen, bevor sie eigene Entwicklungen
angehen. Oder sie suchen Kontakt zu
Schulen, die an ähnlichen Herausforderungen arbeiten. Das Projekt «Schulvisite» bringt beide zusammen.
Umsetzungserfahrungen
vorstellen
möchten. Sie schreiben auf der Website
von profilQ ein Besuchsangebot aus. Die
Besuchsprogramme dauern in der Regel
einen halben Tag. Sie werden unter www.
profilq.ch / schulvisite auf einer besonderen Schweizer Karte sichtbar gemacht,
nach Themen sortiert und verlinkt. Für
die ersten sechs durchgeführten Besuchsanlässe erhalten die Gastgeber-Schulen
von profilQ dank der Unterstützung
durch die Stiftung Mercator Schweiz eine
Entschädigung von jeweils 500 Franken.
Schulbesuche ausschreiben
Gesucht sind aber auch Schulen und
und machen
Schulbehörden, die verschiedene Ansätze
Gesucht sind Schulen, die anderen Schu- in der Praxis kennen lernen möchten. Auf
len eigene Entwicklungen, Modelle und der Schweizer Karte können sie passende
Schulen nach Region und Thema suchen.
Sie vereinbaren mit der ausschreibenden
Schule einen Besuchstermin und werten
nach dem Anlass ihre Erfahrungen aus.
Auch die besuchenden Schulen erhalten
von profilQ bei Bedarf eine Umtriebsentschädigung in der Höhe von maximal 600
Franken.
Weitere Informationen
www.profilq.ch / schulvisite/
Kontakt
Ursula Huber, Projektleiterin profilQ
044 451 30 52 oder [email protected]
31 — BS 2015 AUSGABE 08
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und Courtage. Noch mehr Vorzugskonditionen finden
Sie unter www.bankcoop.ch/lch.
AGENDA
Einstein Lectures –
Alan Guth über die Geburt des Universums
Der Kosmologe Alan Guth
hat unser Verständnis des
Universums revolutioniert.
Seine Inflationstheorie erklärt, warum es nach dem Urknall nicht gleich wieder in sich
zusammenstürzte, sondern
13,8 Milliarden Jahre alt
und gigantisch gross werden konnte. Gemäss seinem
inzwischen breit anerkannten
Modell hat sich das Universum unmittelbar nach dem
Urknall in einer ultrakurzen
Phase kosmischer Inflation
extrem schnell aufgebläht
und dehnt sich seitdem langsamer aus. An den Einstein
Lectures in Bern spricht Alan
Guth auch über die inflationäre Entstehung ständig neuer
Universen, die gemeinsam ein
«Multiversum» bilden, sowie
über den Zeitpfeil, der vom
Urknall in die Zukunft des
expandierenden Universums
weist.
Alan Guth ist Professor am
Massachusetts Institute of
Technology (MIT) und wurde
mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem
Kavli-Preis für Astrophysik
und dem Fundamental Physics Prize.
Im Andenken an das Werk
von Albert Einstein widmen
sich die Einstein Lectures abwechselnd Themen aus der
Physik und Astronomie, der
Mathematik und der Philosophie. Alle Vorträge sind in
englischer Sprache und der
Eintritt ist frei.
Was, wann, wo?
• Mo, 9. November, 19.30 Uhr
Inflationary Cosmology:
Is Our Universe Part of a
Multiverse?
• Di, 10. November, 17.15 Uhr
Eternal Inflation and Its
Implications
• Mi, 11. November, 19.30 Uhr
Cosmology and the Arrow of
Time
Universität Bern,
Hauptgebäude,
Hochschulstr. 4, Aula
www.einsteinlectures.ch
LEBE – auf uns können Sie zählen
Fünf gute Gründe, Mitglied
zu werden
Mitglieder sind besser abgesichert
Sicherheit dank Berufshaftpflichtversicherung, Kollektiv-Motorfahrzeugversicherung und Solidaritätsstiftung.
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Mittel für die Bildung, setzt sich für faire
Anstellungsbedingungen ein und engagiert sich für eine hohe Bildungsqualität.
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15.1536 Ein Morgen im Paradies
Wenn es draussen wieder kalt wird,
wollen wir im Kunstmuseum Bern in
die Farben- und Formenwelt ausgewählter Kunstwerke eintauchen, deren Motiv eine Vision des Paradieses
enthält. Dabei werden methodischdidaktische Anregungen vermittelt,
die für den eigenen Unterricht mit
Kunst nützlich sein sollen.
Wo / Wann: Bern, 4.11.2015
Kursleitung: Beat Schüpbach
Kursgeld für Mitglieder: Fr. 40.–
Kursgeld für Nichtmitglieder:
Fr. 60.–
Materialgeld: Fr. 5.–
Anmeldeschluss: 28.10.2015
15.1537 Hübsche Steine
für feine Düfte
Mit Quetschformen aus Gips, die
wir selber nach einem modellierten
Tonsujet herstellen, produzieren wir
Motive aus Keramik, die dann mit
Duftessenzen getränkt werden.
Wo / Wann: Münsingen, 25.11.2015
Kursleitung: Brigitta Briner King
Kursgeld für Mitglieder: Fr. 40.–
Kursgeld für Nichtmitglieder:
Fr. 60.–
Materialgeld: Fr. 15.–
Anmeldeschluss: 8.11.2015
16.407 Punkt und Fleck – Pointillismus mal anders (Caran d’Ache)
Wir tauchen ein in die Welt des Pointillismus und gestalten Bilder mit
Punkten und Flecken. Wir arbeiten
mit Gouache, Acryl und Fibralo auf
Untergründen wie Papier, Karton
und Steinen.
Wo / Wann: Bern, 20.1.2016
Kursleitung: Simone Hauck-Graf
Kursgeld für Mitglieder: Fr. 45.–
Kursgeld für Nichtmitglieder:
Fr. 60.– (Kursgeld kann bei ERZ zurückgefordert werden.)
Materialgeld: Fr. 0.–
Anmeldeschluss: 11.12.2015
15.413 Muster und Müsterli
Wir blicken zurück in die Entstehung
und den Aufbau verschiedener
Ornamente und entwickeln eigene
einzigartige Ornamente, auch mit
einfachen Hochdrucktechniken.
Wo / Wann: Kaufdorf, 14.11.2015
Kursleitung:
Gabriela Grossniklaus Berli
Kursgeld für Mitglieder: Fr. 133.–
Kursgeld für Nichtmitglieder:
Fr. 163.– (Kursgeld kann bei ERZ
zurückgefordert werden.)
Materialgeld: Fr. 45.–
Anmeldeschluss: 9.10.2015
15.611 Schmiede das Eisen,
solange es heiss ist!
Tauche ein in die Welt der Mythologien und Geschichten um den
Schmied. Lerne, das glühende Eisen
unter fachkundiger Begleitung mit
dem Hammer am Amboss zu einem
Nagel, Spiess oder Kerzenständer zu
formen.
Wo / Wann: Eriswil, 16.1.2016
Kursleitung: Roland Fornaro
Kursgeld für Mitglieder: Fr. 205.–
Kursgeld für Nichtmitglieder:
Fr. 235.– (Kursgeld kann bei ERZ
zurückgefordert werden.)
Materialgeld: Fr. 80.–
Anmeldeschluss: 27.11.2015
PHBern, Institut
für Weiterbildung und
Medienbildung
Weltistrasse 40, 3006 Bern
Tel. 031 309 27 11,
[email protected],
www.phbern.ch
Bereit für die Lehre und
die Berufsfachschule
Ruedi Wittwer vom Bundesamt für
Informatik und Telekommunikation BIT und Urs Burri, Rektor des
Bildungszentrums Interlaken, informieren begleitet von Lernenden aus
Sicht von Berufsfachschulen und
Lehrbetrieben über die Erwartungen
an die Auszubildenden.
Wann: Montag, 9. November 2015,
18.00–21.15 Uhr, Bern.
Mehr: www.phbern.ch / 16.142.226
Forum Unterrichtsentwicklung: Schule und Eltern
Ein aktuelles Thema – vertieft mit
einem Fachreferat und Workshops.
In diesem Jahr geht es um die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen
der Schule und den Eltern.
Wann: Samstag, 7. November 2015,
09.00–15.45 Uhr
Mehr: www.phbern.ch / 16.341.080
WICHTIGE TERMINE
Samstag, 31. Oktober 2015
LEBE-Tagung in Lyss
Samstag, 7. November 2015
LEBE-Tagung in Langenthal
Mittwoch, 2. Dezember 2015
Podiumsdiskussion
Frühfremdsprachen in Bern
Mittwoch, 24. Februar 2016
LEBE-Tagung in Langnau
Mittwoch, 4. Mai 2016
LEBE-Tagung in Konolfingen
Mittwoch, 11. Mai 2016
LEBE-Tagung in Burgdorf
Samstag, 21. Mai 2016
LEBE-Tagung in Thun
Samstag, 5. November 2016
LEBE-Tagung in Jegenstorf
Gemeinsam unterwegs –
Empowerment statt Ausschluss
Wie Kinder und Jugendliche
trotz schwieriger Situation an der
Schule halten? Ein Inputreferat, eine
Werkzeugkiste sowie Umsetzungsmöglichkeiten zur Stärkung von
ausschluss- oder abbruchgefährdeten Kindern oder Jugendlichen
geben Antwort und bieten Stoff für
Diskussion und Austausch.
Start: Donnerstag, 19. November
2015, 17.00–20.00 Uhr, Bern.
Mehr: www.phbern.ch / 16.654.016
Informationsveranstaltung
Weiterbildungslehrgänge
Lehrpersonen und Schulleitende
erhalten Einblick in sämtliche Weiterbildungslehrgänge, welche die
PHBern anbietet: verschiedene Zertifikatslehrgänge (CAS) und Diplomabschlüsse (DAS) sowie der Master
(MAS) in Bildungsmanagement.
Wann: Dienstag, 3. November 2015,
17.15–19.30 Uhr, in Bern.
Mehr: www.phbern.ch / 15.551.001.03
Vorstellungsgespräch, Schnupperlehre und Berufsfachschule
Wie gewichten Lehrbetriebe
bei der Selektion und wie ist der
Übergang in die Berufsfachschule?
Miryam Noth, Leiterin Personalbereich Lernende / Administration,
und Fabienne Böhi von der Genossenschaft Migros Aare sowie Hans
Hofer, Ressortleiter landwirtschaftliche Bildung, und David Zum-kehr,
Teamleiter Attest des Bildungs-,
Beratungs- und Tagungszentrums
Inforama geben Auskunft auf diese
Fragen.
Wann: Mittwoch, 28. Oktober 2015,
14.00 – 17.30 Uhr, Bern.
Mehr: www.phbern.ch / 16.142.221
Beziehungsgestaltung
Wie wirken Beziehungsgestaltung,
Klassenklima und Lernen zusammen? Die Teilnehmenden be-schäftigen sich mit Selbstkompetenz und
Selbstwirksamkeitsüberzeugung
sowie den Bausteinen für ein lernförderliches Klassenklima und lernen so
die Aspekte der Beziehungsgestaltung kennen.
Wann: Mittwoch, 18. / 25. November
2015, 14.00–17.30 Uhr, Bern.
Mehr: www.phbern.ch / 16.656.003
33 — BS 2015 AUSGABE 08
AGENDA
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Schulmuseum Bern in Köniz
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Museum 031 971 04 07 | Kontakt K. Hofer 031 971 20 40
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• Sonderausstellung 14.08.2014 bis 23.12.2015: Daheim im Schloss
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• Öffnungszeiten: Mi und Sa 14-17 Uhr / So 13-16 Uhr, Eintritt 5.-
www.filzwolle.ch
Werkraumeinrichtungen und Werkmaterialien
Verbrauchsmaterial
Grösse : 10 x 1 Feld 98 x 17 mm
Unter Rubrik : « Planung und Einrichtung von Schulraum »
Werkraumeinrichtung / Equipement d’atelier
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Spiel- und Pausenplatzgeräte
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www.schulmuseumbern.ch
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Planung und Einrichtung von Schulraum
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[email protected]; www.digidrum.ch
Der St. Galler Polizeikommandant Paul Grüninger
rettete kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mehrere
hundert jüdische Flüchtlinge vor der Vernichtung durch
die Nazis: Er fälschte ihre Visa und ermöglichte ihnen
so die Einreise in die Schweiz. Als seine Machenschaften
1939 aufflogen, wurde er wegen Amtspflichtverletzung
verurteilt und suspendiert. Er fand nie mehr eine feste
Anstellung und starb 1972 verarmt in St. Gallen. War
Paul Grüninger ein Fluchthelfer oder ein Schlepper?
ckets, Taxifahrten und Bestechungen nicht mehr verlangt
hat als seinerzeit Veigel für seine Cadillac-Fahrten.
Als 2011 in Syrien der Bürgerkrieg begann, bekam
Johannes L., ein Bauingenieur aus der syrischen Stadt
Malikiyah, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt,
aus seiner Heimat zahlreiche Hilferufe von Verwandten
und Bekannten. Zusammen mit Freunden begann er,
einen Transportdienst zu organisieren: Er fälschte Pässe,
schmierte Flughafenangestellte und verhalf insgesamt
270 Syrern zur Flucht nach Europa – gegen eine Summe
von je rund 5000 Euro. 2013 wurde er wegen Einschleusens von Ausländern zu einer Haftstrafe verurteilt. Ist
Johannes L. ein Fluchthelfer oder ein Schlepper?
tal wie möglich schlagen – die vier Männer, welche die
Flüchtlingsroute über das Mittelmeer kontrollieren,
über Leichen gehen und sich durch ihren Menschenhandel ein Vermögen verdient haben, gehören verfolgt
und verurteilt. Aber die meisten «Schlepper» sind keine
mafiös organisierten Kriminellen. Burkhart Veigel ist
heute 80 Jahre alt, und er sagt: «Ich sehe keinen Unterschied zwischen dem, was ich gemacht habe, und
dem, was ein syrischer Fluchthelfer macht. Wenn ein
Mensch in Not ist, hat er ein eigenes Gesetz. Und wenn
ihm kein anderer hilft, müssen wir das eben tun.»
Paul Grüninger, Burkhart Veigel, Johannes L.: Alle
drei haben Menschen geholfen, einem Unrechtsregime
zu entkommen – und dabei auch zu illegalen Mitteln
gegriffen. Während Grüninger und Veigel aber heute als
edelmütige Fluchthelfer bewundert werden und von Justiz
und Politik längst rehabilitiert worden sind, sitzt L. als
krimineller Schlepper weiterhin im Gefängnis – obwohl er
nachweislich Menschen das Leben gerettet und für Flugti-
Jetzt, da die Zäune rund um Europa immer höher werden, bleibt den Flüchtenden erst recht keine andere
Wahl mehr, als sich Helfern anzuvertrauen. Helfern wie
Johannes L. Kann gut sein, dass man ihn in fünfzig Jahren
rehabilitieren wird.
Die Taten Grüningers und Veigels sind gut, jene von
L. schlecht. Warum? Weil der Begriff «Fluchthelfer» seit
der Kapitulation des Sozialismus nicht mehr vorgesehen ist: Als Europas Behörden 1991 ihre Grenzpolitik
aufeinander abstimmten, wurde Fluchthilfe pauschal
zum Verbrechen erklärt – als wären schlimmere Lebensbedingungen als jene in der DDR oder in Ungarn gar
Der Berliner Arzt Burkhart Veigel half in den 1960ernicht vorstellbar. Seither ist, wer Menschen zur Flucht
Jahren insgesamt 650 DDR-Bürgern dabei, nach Westverhilft, ein Schlepper oder Schleuser, und die gelten
deutschland zu flüchten. Er grub Tunnel unter der Mauer
nicht nur als eigennützig und skrupellos, sie werden von
hindurch und schmuggelte zudem in einem umgebauten
der Politik neuerdings schlicht verantwortlich gemacht
Cadillac, in dem sich eine Person hinter dem Armaturenfür den Flüchtlingsstrom: Nicht der Krieg in den Herbrett verstecken konnte, etliche Menschen in die BRD.
kunftsländern ist das Problem, nicht Terror und TyFür seine Dienste verlangte er mehrere tausend Mark,
rannei, Dürre und Durst – sondern die Schlepper. Legt
immerhin hatten die Umbauten an seinem Auto ein kleines man ihnen das Handwerk, kommen auch keine Leute
Vermögen gekostet. Als ihn das DDR-Regime 1969 in
mehr: So die simple Logik in manch einem Parlament.
Abwesenheit zum Tod verurteilte, floh er nach Hannover.
Natürlich gibt es sie, die skrupellosen Verbrecher,
War Burkhart Veigel ein Fluchthelfer oder ein Schlepper?
die aus der Zwangslage von Flüchtlingen so viel Kapi-
Martin Lehmann
Martin Lehmann ist Redaktor bei Radio SRF 2 Kultur und
Vater dreier Töchter. (Kontakt: [email protected])
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