Medienmitteilung 19.11.2015 Sperrfrist 19.11.15 | 17.00 Die schwarze Stube aus Schwyz Eine mittelalterliche Stube erster Güte kommt neu ins Forum Schweizer Geschichte Schwyz. In letzter Sekunde konnte die Schwarze Stube von 1311 aus einem Blockbau im Schwyzer Dorfbachquartier gerettet werden und bleibt als bedeutendes Stück Wohnkultur aus dem Mittelalter erhalten. Wie wohnten wir im Mittelalter? Weshalb war die Schwarze Stube schwarz? Was bewahrte man in den kleinen Löchern in der Wand der Stube auf und weshalb? Als Mittelalterarchäologin Ulrike Gollnick vom «Atelier d'archéologie médiévale» in Moudon im Schwyzer Dorfbachquartier drei Blockbauten aus der Zeit um 1300 barg, erwarteten sie und ein Team aus Spezialisten viele Fragen. Jetzt haben sie manch Antworten gefunden, und die Schwarze Stube kommt in die Dauerausstellung des Forums Schweizer Geschichte Schwyz, um davon zu erzählen. Wohnen im Mittelalter in der Innerschweiz Kachelofen, Tisch, Sitzbank sowie ein Ruhebett für den Tag war die gängige Einrichtung einer Wohnstube im 14. Jahrhundert. Die schwarze Farbe und die nur lukenförmigen Fassadenöffnungen lassen den Raum sehr dunkel erscheinen. Die Schwarze Stube ist Zeitzeugin mittelalterlicher Wohnkultur; Ulrike Gollnick gibt zu bedenken: «Der Wohnraum des Mittelalters unterscheidet sich stark von den heutigen Ansprüchen an die Wohnästhetik.» Der Kern des Hauses ist ein für den Schwyzer Talkessel typischer Blockbau mit gemauertem Sockel, zwei hölzernen Hauptgeschossen sowie einem schwach geneigten Satteldach. Für die handwerklich hochstehend konstruierten Wände wurden Rot- und Weisstannen sowie Föhren von ausgezeichneter Qualität verwendet. Die Decke, eine sogenannte Bohlenbalkendecke bestehend aus Balken als tragendes Element und eingeschobenen Bohlen, ist die älteste bisher nachgewiesene in unseren Breitengraden. Warum ist die Schwarze Stube schwarz? Die Innen- und Aussenwände des Hauses wurden unmittelbar nach dem Aufrichten des Hauses mit einer schwarzen Farbe gestrichen. Ungeachtet von Stand und Einkommen der Eigentümer ist die Wandfarbe vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit weit verbreitet. Schwarz und leicht glänzend poliert konnten die Schweizerisches Nationalmuseum. | Landesmuseum Zürich. | Museumstrasse 2, Postfach, 8021 Zürich | T. +41 (0)58 466 65 11 | F. +41 (0)44 211 29 49 | [email protected] | www.nationalmuseum.ch wasserfesten Anstriche gut gereinigt werden. Beim Schwarz handelt es sich also nicht um russige Ablagerungen, wie man lange vermutet hatte. Ein geheimes Versteck in der Wand In den Wänden finden sich eigentümliche Bohrlöcher, mehrere Zentimeter tief, die mit einem Pfropfen aus Mörtel verschlossen sind. Ledersäckchen mit Gewürzen, eine Messingperle, Zähne oder Klingenfragmente wurden oft so aufbewahrt. Ob die Bewohner damit Böses aus ihren Stuben bannen oder lediglich Bedeutsames verwahren wollten, bleibt Spekulation. Veränderung der Wohnansprüche Um 1530 wurde die Wohnstube baulich umgestaltet und mit Wandmalereien versehen (Kreuzigungsgruppe, Rankenbilder). Im 18. und 19. Jahrhundert vergrösserte man die Fenster- und Türöffnungen und tapezierte die Holzwände. Der Wechsel der Wohnansprüche während der Jahrhunderte wird hier ersichtlich. Für die wissenschaftliche Bauforschung ist die Schwarze Stube von Schwyz ein weiteres wesentliches Element für die Erschliessung der mittelalterlichen Wohnkultur in der Innerschweiz. Und Dank des Erhalts der Schwarzen Stube bleibt den Besucherinnen und Besuchern des Forums für Schweizer Geschichte Schwyz nun auch das echte Raumgefühl erhalten. Tag der offenen Stube Damit die Bevölkerung die «Schwarze Stube» besichtigen kann, öffnet das Forum Schweizer Geschichte Schwyz am Sonntag, 29. November 2015, die Türen zur Mittelalterlichen Wohnstube in der Ausstellung «Entstehung Schweiz». Von 11.00 – 13.00 Uhr stehen zudem die Verantwortlichen den Besucherinnen und Besuchern für Kurzführungen, Fragen und Auskünfte zur Verfügung: Thomas Brunner, kantonaler Denkmalpfleger Schwyz Ulrike Gollnick, Mittelalterarchäologin Markus Leuthard, Projektleitung und Leiter Sammlungszentrum SNM Pia Schubiger, Kuratorin Forum Schweizer Geschichte Schwyz Für Fragen stehen Ihnen zur Verfügung: Thomas Brunner, kantonaler Denkmalpfleger Schwyz +41 (0)41 819 20 60 | [email protected] Valentin Kessler, Staatsarchivar, Vorsteher Amt für Kultur Schwyz +41 (0)41 819 20 65 | [email protected] Pia Schubiger, Kuratorin, Schweizerisches Nationalmuseum +41 (0)41 819 60 15 | [email protected] Juliette Wyler, Medien & PR, Schweizerisches Nationalmuseum +41 (0)58 466 65 49 | [email protected]
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