START-UPS Mit „Iwice“ wollen Lukas Weinrich (links) und Dirk Paffrath die Supermärkte erobern. Der Eislutscher in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen soll den Eiweiß-Shake für Muskelaufbau und Gewichtsreduktion ersetzen. Mit den ersten Prototypen waren sie schon auf Events unterwegs, das Feedback war sehr positiv. Derzeit kann man bei einem Ideenwettbewerb auf gruenden-live.de für das Kärntner Start-up voten. C Schubkraft für den Start Nicht nur der Millionen-Coup von Runtastic soll die Start-up-Szene weiter beflügeln. Neue Rahmenbedingungen sorgen für frischen Wind und Aufbruchstimmung. Es gibt aber auch mahnende Stimmen. MARKUS ZOTTLER, MANFRED NEUPER UND WOLFGANG FERCHER hristoph Hechenblaikner kennt die Luft, die rund um die Bucht von San Francisco zirkuliert. Ein Austauschsemester in San José, im Herzen des Silicon Valley, hat Spuren hinterlassen. Sprachlicher Natur, aber auch was das unternehmerische Denken des Software-Entwicklers betrifft. Ein Jahr ist seit der Gründung des auf die Bündelung unterschiedlicher Online-Speicherdienste spezialisierten Start-ups Crosscloud vergangen, schon jetzt denken Hechenblaikner & Co. weit über den deutschsprachigen Raum hinaus, wenn es um künftige Kunden geht. „Der USMarkt“ etwa, sei „sehr interessant“. „Österreich ist zwar nett, aber für uns als Kunde irrelevant“, formuliert Runtastic-Gründer Flori- KÄRNTNER GRÜNDER JUNGE UNTERNEHMER-IDEEN Aus ausrangierte Schiffscontainern will der Gailtaler Marcel Mild Wohncontainer machen. Der Jungunternehmer beginnt jetzt mit der Produktion. Am Gelände der Uni Klagenfurt sollendieerstenContainer für Studenten aufgebaut werden. dient Runtastic der Szene nicht erst seit dem millionenschweren Adidas-Einstieg als Erfolgs-Vorbild. Auch die Geschichte von Julian Zehetmayr erzählt man sich in heimischen Tüftler-Kreisen gerne. Im Oktober 2014 verkaufte der gerade einmal 22-jährige Wiener Schulabbrecher sein auf mobile Werbung spezialisiertes Start-up Mobfox um 17,6 ▲ ▲ ▲ an Gschwandtner den Zugang einer neuen heimischen Unternehmergeneration noch deutlicher. Eine Generation, die sich zunehmend für die angloamerikanische Definition des Begriffs „Start-up“ entscheidet. Geprägt von Vordenkern wie Eric Ries, Steve Blank oder Paul Graham gelten in dieser Welt schnelles Wachstum, eine einfallsreiche, oft risikobehaftete, Finanzierung und der Weg auf den weltweiten Markt als unersetzliche Erfolgs-Ingredienzien. In Österreich kommt diese Form des wirtschaftskulturellen Wandels erst langsam an, wenngleich auch die heimische „Startup-Szene“ rasch an Tempo aufnimmt. Es ist „vieles in Bewegung“, hört man von Beteiligten im Moment sehr häufig. Gilt das Crosscloud-Team in Österreich als Hoffnungsträger, TIPP 1 Crowdfunding gehört zu den aufstrebendsten Finanzierungsformen. Auf zahlreichen (internationalen) Plattformen versuchen Gründer Kapital für die schwierige Startphase zu lukrieren. Eine Auswahl: Greenrocket.at, 1000x1000.at, Conda.at, Kickstarter.com, Indiegogo.com. WEICHSELBRAUN, PEUTZ, KK (5) Georg Holzer und Bruno Hautzenberger sind mit Xamoom auf Erfolgskurs. Das Start-up desJahres2014,daseinenServicefürortbezogene, mobile Inhalte auf Cloud-Basis anbietet, hat mittlerweile fünf weitere Mitarbeiter und Kunden wie Mazda Österreich oder das Landesmuseum. Per NFC oder QR-Code bekommen Kunden Produktinfos. Auch international will Xamoom durchstarten. SEITE 14 START-UPS : BACKSTAGE Mit ihrem Aufenthalt im Silicon Valley geht der Erfolgslauf der Bitmovin-Chefs Christopher Müller und Stefan Lederer weiter. Die Spezialisten für Online-VidelösungenundCloudTranscodingmitSitz im Klagenfurter Lakeside Park haben weltweit Kunden, bereits 17 Mitarbeiter, stehen beim ORF als Partner hoch im Kurs und wollen den US-Markt erobern. ▲ ▲ ▲ Millionen US-Dollar an die Matomy Media Group mit Sitz in Tel Aviv. Er brauche sich fortan „keine Sorgen um die Rechnung in einem Restaurant zu machen“, ließ Zehetmayr anschließend launig wissen und nährte so den Mythos des kometenhaft erfolgreichen Jungunternehmers. In der Realität gibt es freilich auch eine andere, nicht ganz so hell schimmernde, Seite des JungunternehmerDaseins. Keine Start-Allüren TIPP 2 Im Zentrum einer Unternehmensgründung steht ein guter Geschäftsplan, der „Businessplan“. Dabei gibt es zahlreiche Unterstützungs-Tools. Das Gründerservice der Wirtschaftskammer bietet mit Plan4you eine eigene, kostenlose Software. Alternativen: Die App MyBizPlan, oder Business-in-a-box.com. ten, einer zu wenig gesicherten Finanzierung, zu raschem Wachstum und zu hohen Privatentnahmen. Demgegenüber stehen der Wunsch nach beruflicher Selbstbestimmtheit, einmal selbst Chef zu sein und eine flexiblere Zeiteinteilung als wichtigste Gründe fürs Gründen. Freilich: Nicht immer ist das Gründen eine gänzlich freiwillige Entscheidung, immer wieder soll damit ein Weg aus der Arbeitslosigkeit gewiesen werden. Viele Firmen binden Mitarbeiter nur mehr kurzfristig und statten sie mit unsicheren Verträgen aus. Der Schritt von der losen Beschäftigung zum Selbstständigen ist häufig ein kurzer. In Kärnten werden pro Tag jedenfalls durchschnittlich sieben neue Betriebe aufgesperrt. Im ersten Halbjahr 2015 waren es laut Wirtschaftskammer genau 1376, um 54 mehr als vor ▲ ▲ ▲ „Die wenigsten Start-ups legen eine Erfolgsstory à la Runtastic hin“, lautet etwa der Befund von Georg Kantner, Insolvenzexperte beim Kreditschutzverband von 1870 (KSV). Die Studie, die dieser Aussage zugrunde liegt, birgt zweifelsohne so manches Alarmsignal. In einer detaillierten Untersuchung haben sich die Kreditschützer die Insolvenzfälle der letzten Jahre anhand der Altersstruktur der Gründer angesehen. Bundesweit, so das Ergebnis, gingen im Vorjahr 34,3 Prozent – das sind 5423 Pleiten – auf das Konto von Jungunternehmern (zwischen drei und vier Jahren auf dem Markt). Kärnten liegt hier mit einer Quote von 28,7 Prozent übrigens deutlich unter dem Bundesschnitt. „Analysiert man die Pleiten des Vorjahres und erhebt ihr Alter, so ist das Ergebnis für die Gründerszene leider wenig ermunternd“, sagt Kantner. Und das, obwohl Gründer in Österreich vergleichsweise langlebig agieren. Nach fünf Jahren sind im Schnitt hierzulande immerhin noch sechs von zehn Unternehmen am Markt. 2014 ist die Zahl der Gründer etwas gestiegen, jedoch nicht in einem Maß, das die Pleiten zu kompensieren vermag, erklärt Georg Kantner. „Insgesamt hat das Land nach wie vor Aufholbedarf, was die Zahl der aktiven Unternehmen betrifft, die darüber hinaus auch noch Arbeitsplätze schaffen.“ Die häufigsten Fehler, die bereits bei Unternehmensgründungen begangen werden, sind laut diverser Erhebnungen seit Jahren sehr ähnlich: Sie reichen von unrealistischen Markteinschätzungen über geringe kaufmännische Kenntnisse bis hin zu unterschätzten Startkos- TIPP 3 Folgende Institutionen bieten u. a. finanzielle Förderungen für Kärntner Gründerinnen und Gründer an: Arbeitsmarktservice (AMS), Forschungsförderungsgesellschaft FFG, Austria Wirtschaftsservice (aws). Die WKO bietet zudem eine detaillierte „Förderdatenbank“ und veranstaltet Businessplan-Wettbewerbe. SEITE 15 Firmenchef im Alter von 13 Jahren HIPERCOMP E s war ein ungewöhnliches Bild, das sich kürzlich bei der TedX Klagenfurt geboten hat: Ein 15-Jähriger, der auf der Bühne steht und über seine drei Firmengründungen erzählt. Im Alter von 13 Jahren hat der aus Waterford in Irland stammende Jordan Casey sein erstes Unternehmen gegründet – Casey Games. „Wir bieten vier unterschiedliche Mobile Games Appliactions an“, sagt Casey, der sich mit neun Jahren selbst das Programmieren beigebracht hatte. Mit 14 folgte bereits der zweite Streich: „TeachWare“ geht an den Start. „Eine Applikation, die es Lehrern ermöglicht, alle Information rund und Schüler und Klassenzimmer sicher und in Echtzeit zu managen.“ Die dritte Firma nennt sich „KidsCode“ – mit lustigen Spielen und Puzzles sollen Kinder programmieren lernen. Als Vorbild nennt Casey Minescraft-Erfinder Markus „Notch“ Persson, desen Firma Mojang vor einem Jahr um 2,5 Milliarden Dollar an Microsoft verkauft wurde. „Sein Vorbild zeigt, dass man als kleiner, unabhängiger Spielentwickler erfolgreich sein kann“, sagt Casey, der schon bei vielen TedX-Events, der Web Summit oder dem Cannes Lions Festival als Redner aufgetreten ist. „Es freut mich, dass ich von Experten ernstgenommen werde und tolle Menschen kennenlerne.“ Selbstbewusstsein hat sich Casey schon angeeignet: „Ja, ich glaube, dass ich ein erfolgreich Unternehmer werden kann.“ Eines der größten Forschungsprojekte im Baubereich: „HIPERCOMP“ Bauen in einer neuen Dimension Die FH Kärnten forscht an der Verbindung von Hochleistungswerkstoffen für nachhaltiges Bauen und Verstärken. U nter dem Titel „HIPERCOMP – High Performance Composite Structures“ hat sich die Fachhochschule Kärnten folgendes Ziel gesetzt: Ein Innovationszentrum „Bauen mit Hochleistungsstoffen“ aufzubauen, das Bauteil- und Baustoffentwicklungen initiiert, die künftig in Kooperation mit Wirtschaftspartnern begleitet werden. Mit dem Forschungsprojekt aus dem Studienbereich „Bauingenieurwesen & Architektur“ wird in Zukunft eine Infrastruktur für das Innovationszentrum geschaffen, welches als Anlaufstelle für die Bauwirtschaft dienen soll. Neue Anwendungen Jordan Casey ist mittlerweile weltweit als Referent bei Branchenevents gefragt Hochleistungswerkstoffe wie hochfester Beton und hochfeste Stähle, die sich PRIVAT BEZAHLTE ANZEIGE | durch besonders günstige Festigkeitseigenschaften, Robustheit und Dauerhaftigkeit bei reduziertem Materialbedarf auszeichnen, werden sowohl mit konventionellen Werkstoffen als auch untereinander verbunden und sollen für neue Bauanwendungen nutzbar gemacht werden. Bestens vernetzt Die Forschungsaktivitäten basieren auf experimentellen Untersuchungen im Prüflabor der FH Kärnten am Standort Villach. Beim Projekt wird mit Universitäten und Industriepartnern zusammengearbeitet. WEITERE INFOS zu Forschungsaktivitäten und Kooperationsmöglichkeiten: www.fh-kaernten.at/ forschung FOTO: FH KÄRNTEN SEITE 16 START-UPS : BACKSTAGE Anexia ist so etwas wie das Aushängeschild der Kärntner Start-up-Szene. In seinem Maturajahr gründete der Klagenfurter Alexander Windbichler seine IT-Dienstleistungsfirma. „Ich habe es einfach probiert“, erinnert sich Windbichler. Mittlerweile hat Anexia rund 70 Mitarbeiter an Standorten in Österreich, Deutschland und den USA. Die Firma wurde mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem österreichischen Exportpreis, und schaffte es unter die Top 500 von Deloitte. ▲ ▲ ▲ einem Jahr. Im gesamten Jahr 2014 waren es genau 2573 Neugründungen. Nach wie vor gilt: Die überwiegende Anzahl, nahezu 80 Prozent, der Gründungen bestreiten Ein-Personen-Unternehmen. Die Hoffnung, dass aus dem Junggründer von heute der Arbeitgeberbetrieb von morgen wird, ist dennoch nachvollziehbar. Laut einer Studie der Donau-Uni Krems zieht eine Betriebsgründung in Österreich im Schnitt 2,4 zusätzliche Arbeitsplätze nach sich. Angesichts der mauen konjunkturellen Situation, aber auch der „überbordenden Bürokratie, TIPP 4 DIEAnlaufstelleschlechthinistin Kärnten sicher das Build!-Gründerzentrum. Seit 2002 bietet das Zentrum schon Unterstützung für Gründerinnen und Gründer: Beratung, Weiterbildung, Networking und 18-monatige Gründerprogramme, in denen auch Infrastruktur im Lakeside Park zur Verfügung gestellt wird. Seit der Primus im Frühjahr über das Start-up „add-e“ berichtete, geht es für die Villacher Gründer Schlag auf Schlag. Über 376.000 Euro brachte eine Crowdfunding-Kampagne, jetzt werden hunderte Vorbestellungen bearbeitet. „add-e“ ist ein kleiner und (inklusive Batterie) nur zwei Kilo schwerer Elektromotor, der auf jedes normale Fahrrad montiert werden kann. Das Premium-Paket kostet rund 1000 Euro, auch die Entwicklung läuft weiter. des scheinbar nicht einzudämmenden Verwaltungsaufwands, der hohen Besteuerung bzw. Lohnnebenkosten können wir uns über jeden Jungunternehmer freuen, der hierzulande den Sprung ins kalte Wasser wagt“, weiß KSV-Experte Kantner. Dunkle Zeichen der Zeit, die langsam auch von der Politik als solche erkannt werden. Omi und die Masse Der Kärntner Wirtschaftslandesrat Christian Benger setzt stark auf das Thema Gründer und unterstütze etwa ein trilaterales Start-up-Treffen sowie eine „Fact Finding Mission“ in Berlin. Eine bundesweit koordinierte Gründerlandstrategie soll Österreich überhaupt zu „Europas Gründerland Nummer eins“ machen. Erste Maßnahmen des Programms wurden auch schon umgesetzt. Crowdinvesting etwa, das finanzielle Zuhause der Mikroinvestoren, bekam durch das neue Alternativfinanzierungsgesetz einen entsprechenden rechtlichen Rahmen. Heimische Jungunternehmer kommen bei der Crowd gut an: „add-e“ aus Villach holten sich auf der Plattform indiegogo.com über 376.000 Euro. Das Team von Apfel-Zimt-Rockstar „Omi’s Apfelstrudel“ erhöhte das sogenannte „Funding-Limit“ auf der Plattform Green Rocket von 250.000 auf 500.000 Euro. Zuvor durften ohne Kapitalmarktprospekt nicht mehr als 250.000 Euro eingesammelt werden. Auch weitere Erleichterungen für die unternehmerischen Hoffnungsträger könnten bald folgen. „Gründer in spezifischen Bran- TIPP 5 Ständiges Netzwerken gehört in der Gründungsphase zum Um und Auf. Aktuelle Veranstaltungshinweise für Kärnten findet man etwa online auf der Seite www.startup-stayup.at. Junge Wirtschaft und Wirtschaftskammer Kärnten bieten hier auch eine Roadmap für den Schritt in die Selbstständigkeit. SEITE 17 Von der Lehrerin und Mutter zur Gründerin: Tamara Biedermann (32) aus Himmelberg erfand das Lernspiel „Wortaktiv“. Dieses soll Kindern mit Legasthenie, Lese- und Rechtschreibschwäche helfen und auch Lehrer sowie Eltern unterstützen. Wissenschafter sind begeistert. 49,90 Euro kostet das Spiel, das jetzt auch im OnlineShop auf www.tamabi.at erhältlich ist. dert Bernhard Weber, rasch „steuerliche Anreize für Investoren“ zu setzen. Der erfahrene Gründungsberater leitet seit Juli die Geschicke des Grazer Science Park. An der Technischen Universität beheimatet, gilt der Inkubator als eine der wichtigsten Gründerschmieden Österreichs. Jedes Jahr werden maximal zehn neue Teams aufgenommen, die im Anschluss 18 Monate intensiv betreut werden. Während die Wiener Investorenszene rund um Hansi Hansmann (Runtastic, Shpock, mySugr etc.) auf öffentlichkeitswirk- TIPP 6 Eine wichtige Entscheidung ist für Gründer die Wahl der richtigen Rechtsform. Je nach Unternehmensform gestalten sich dann auch die Gründungskosten. Eine detaillierte Gebührenaufstellung bezüglich der unterschiedlichen Formen findet sich auf www.gruenderservice.at (Reiter „Finanzierung“, „Kapitalbedarf“). same, weil besonders nutzeraffine, Mobile- und Webapplikationen setzt, wollen die steirischen Jungunternehmer Geldgeber mit anderen Qualitäten locken. „Gewachsene Kompetenzen im Technologiebereich“ – von der Medizintechnik hin zum Maschinenbau – würden laut Bernhard Weber als ideale Brutstätte für Startups dienen. Wenngleich eine Unternehmensgründung „nie ein Selbstläufer“ sei und ein gutes Projekt nur die erste „Basis“. Bei Christoph Hechenblaikner und Crosscloud funktioniert diese schon einmal sehr gut. Auch der 26-Jährige ging die ersten Schritte im Science Park, heute zählen potenzielle Investoren zu den häufigsten Gesprächspartnern. Ob diese anbeißen, und Crosscloud zum nächsten Runtastic machen, bleibt offen. „Es ist besser, unvollkommen anzupacken, als perfekt zu zögern“, riet andererseits schon Thomas A. Edison. Erfinder und – hätte es den Begriff damals schon gegeben – Start-up-Gründer. ▲ chen und Regionen sollen für die ersten fünf Mitarbeiter in den ersten fünf Jahren keine Lohnnebenkosten und Abgaben zahlen“, ließ etwa Staatssekretär und Start-up-Versteher Harald Mahrer wissen. Eine Lohnnebenkostenbefreiung für den ersten Angestellten und eine gestaffelte Variante für weitere Mitarbeiter sehen auch die Neos als notwendigen Teil einer Entlastung. Ähnlich wie Mahrer überlegt deren Abgeordneter Niko Alm eine Art „Start-up-Gütesiegel“ für bestimmte Firmen oder Branchen. Kommen viele der heimischen Jungunternehmer, vor allem in technologiegetriebenen Branchen, mit Förderungen gut durch die Entwicklungszeit, gilt der Markteintritt als gänzlich neue Herausforderung und finanzieller Elchtest. Der Kapitalbedarf steigt rasant, der Wind wird schnell ein rauer. Risikokapitalgeber, die auch als Mentoren auftreten, können in solch einer Situation wichtigster Anker sein. Auch deswegen for- SEITE 18 START-UPS : IM PORTRÄT Mit der App an der Angel Mit „Meetyour.fish“ entwickelt der Klagenfurter Stefan Verhounig eine attraktive Plattform für Freizeitfischer und Revieranbieter. Eine BetaVersion ist bereits online, in diesen Tagen wird es für das Start-up dann richtig ernst. WOLFGANG FERCHER „ DiePlattform soll Fischern zugute kommen. Und auch Revierbesitzern, die sich besserpräsentieren können. Stefan Verhounig WEIXX SEITE 19 S eit über 20 Jahren ist Fischen das große Hobby von Stefan Verhounig (29) aus Klagenfurt. Und nicht nur einmal musste er sich die Frage stellen: In welchen Gewässern darf ich überhaupt fischen? Oder wo bekomme ich eine Fischerkarte für die jeweiligen Reviere her? So entstand die Idee für die Plattform „meetyour.fish“, an der Verhounig seit eineinhalb Jahren arbeitet. „Damit sollen Gewässeranbieter und Freizeitfischer in ganz Österreich verbunden werden“, erklärt der studierte Wirtschaftsingenieur, der seit Jänner im 18-monatigen Gründerprogramm des Build! ist und auch von der FH Kärnten und dem KWF unterstützt wurde. Mittlerweile konzentriert sich Verhounig beruflich voll auf sein Start-up. „Revierbesitzer können ihr Angebot auf der Seite präsentieren, vermarkten und auch verwalten. Die Angler finden auf der Plattform qualitativ hochwertige Informationen über unterschiedliche Gewässer.“ Auch Fischer-Gastkarten sollen über die Seite gekauft werden können, zudem wird der Fischereikataster des Landes angeschlossen. Die Anbieter erhalten mit einem monatlichen Mitgliedsbeitrag ein professionelles Betreuungspaket und ersparen sich eine eigene Website und ei- nen Webshop, für die Fischer soll die Dienstleistung kostenlos sein. Eine Beta-Version mit mehreren angelegten Revieren ist bereits online, dieser Tage geht die Website dann offiziell live. In den kommenden Monaten wird sich also zeigen, wie das Produkt auf dem Markt angenommen wird. Verhounig ist parallel dazu auch aktiv auf der Suche nach Investoren, „im Bereich Fischerei und Jagd gibt es ja doch einige vermögende Personen in Österreich“, sagt der passionierte Angler, für den Kundenorientierung im Fokus steht. Denn: „Der Köder muss dem Fisch schmecken. Nicht dem Angler.“ Barrierefreier Spaß B eim Trainieren im Villacher Fitnesscenter AthletX trifft Agnes Fojan (34) immer wieder mit dem Rollstuhlfahrer Klaus Dolleschal zusammen. Irgendwann kam da auch das Thema Urlaub zur Sprache. „Wir sind draufgekommen, dass das mit Rollstuhl gar nicht so einfach ist“, erzählt Fojan, die eine Werbeagentur (www.kreativritzel.at) betreibt. „Auflistungen von Unterkünften gibt es viele, aber rundherum findet sich wenig.“ So entstand die Idee für die Plattform „Holidays on Wheels“, die sich derzeit im Aufbau befindet und am 1. November mit einer DemoRegion online geht. Aktivitäten, Sport, Sightseeing, Wellness, Veranstaltungen, Unterkünfte etc. für Rollstuhlfahrer werden auf der Plattform präsentiert. Vorerst stehen Gespräche mit Tourismusverbänden und die Erstellung eines Meidenplanes an. Nach dem 3. Platz beim Build!-Ideenwettbewerb ist Fojan jetzt unter den Top 10 bei der Wahl zu „Austria’s Next Start-up“. Bis zum 27. September kann für sie abgestimmt werden: www.futurezone.at Agnes Fojan mit dem erfolgreichen Handbiker Klaus Dolleschal KK/PRIVAT Idee, Design, Programmierung – bei der Entwicklung von CONVE hat Andreas Preiml alles selbst gemacht PRIVAT ErfolgsMaschine Bei der Arbeit in seiner AP Werbeagentur bemerkte Andreas Preiml (23) aus Wolfsberg öfters, dass viele kleine Betriebe Probleme haben, Daten zu verwalten, Kunden zu betreuen und ihre Leistungen zu verkaufen. „Was macht Erfolg aus?“, fragte er sich. Die Antwort: „Beziehungen, Organisation, Zeit und Werbung.“ Auf dieser Basis arbeitete Preiml über ein Jahr lang an der Plattform conve.eu. „Es ist eine Erfolgsmaschine, die Marketing-, Verkaufs- und Verwaltungstools umfasst.“ Für eine monatliche Gebühr können Firmen die Software – und damit ihr Potenzial – besser nutzen.
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