Marc Inäbnit ist neuer Präsident des SFVS Generalversammlung 2016 des Segeflugverbandes in Olten Am Samstag, 5. März 2016 fand in Olten die alljährliche GV des Segelflugverbandes statt. Die Vertreter der Fluggruppen, in den meisten Fällen die Präsidenten, erhielten bei ihrer Ankunft einen Stimmrechtsausweis mit aufgedruckter Stimmenzahl. Grundsätzlich hat jede Segelfluggruppe 2 Stimmen, ebenso der Vertreter der Einzelmitglieder. Da laut Statuten insgesamt 400 Stimmen zu vergeben sind, werden die verbleibenden Stimmen proportional zu der Anzahl der Aktivmitglieder auf die Gruppen verteilt. Die SG Lägern kommt so auf 23 Stimmen, während sich die SG Chestenberg mit 3 Stimmen begnügen muss. In Olten waren 26 Gruppen und die Direktmitglieder durch 29 Stimmberechtigte vertreten. Zusammen mit den Gästen und den Vorstandsmitgliedern waren 50 Personen anwesend. abgeschnitten hatten, waren teilweise vergessen gegangen. Zur Erinnerung: Jonas Langenegger brachte eine Goldmedaille in der bekannten Pflicht nach Hause, das Team eine Bronzemedaille. Der Jahresbericht, der auf der Verbandswebseite nachgelesen werden kann, erfuhr noch einige Ergänzungen. Die Vereinfachung des Luftraumes Zürich bleibt noch längere Zeit ein Thema. Vor allem für die Plätze Winterthur und Amlikon sind starke Einschränkungen zu erwarten und vom Birrfeld aus wird der Abflug Richtung SchwarzXaver Mäder eröffnete um 13.30 die GV und wald erschwert. Ein Entscheid von Seiten des konnte feststellen, dass die Anwesenden 234 BAZL ist noch nicht gefallen. Die schwierigen Stimmen repräsentierten. Das für Abstimmungen Verhandlungen finden auf mehreren Ebenen notwendige absolute Mehr betrug damit 118. statt und sind geprägt von einer guten ZusamGleich zu Beginn machte der Präsident noch menarbeit zwischen AeCS, SFVS und den einzu den an der SFK Winterthur gemachten zelnen Fluggruppen. Würdigungen einen Nachtrag: Ausgerechnet Auch in Sachen IHP (Instandhaltungsprogramm) die ausgezeichneten Platzierungen der oder Versicherungen sind recht dynamische Segelkunstflieger, die an der WM sensationell Segelflug Bulletin ONLINE Seite 1 Entwicklungen zu beobachten. So ist eine Versicherungsgesellschaft dazu übergegangen, die Teilnahme an Wettbewerben nicht mehr automatisch in ihren Leistungskatalog einzuschliessen. Gesamthaft ein erfreuliches Thema ist die finanzielle Situation des Verbandes. Zu erwähnen sind die Unterstützung von Wettbewerbsteilnahmen durch den 100er-Club und durch verschiedene Sponsoren. Die Kasse zusätzlich belasten werden hingegen die Neugestaltung der Webseite sowie die künftige Ausbildung der Segelfluglehrer. Jede Investition in die Ausbildung neuer Segelfluglehrer ist ein Schritt auf dem Weg zur Sicherung des Segelfluges in der Schweiz. Der Vorstand ist gemäss Statuten jeweils für drei Jahre gewählt. Nächstes Wahljahr ist 2017. Die Rücktritte von Xaver Mäder, Edi Inäbnit und Phi- der Ehrenmitglieder aufgenommen. In seiner „Antrittsrede“ stellte sich der einstimmig gewählte neue Präsident vor. Von der Herkunft her schon fast zwingend war Marc Inäbnit sein ganzes bisheriges Leben lang mit der Fliegerei verbunden. In seiner neuen Funktion will er die Schwerpunkte in folgenden Themenbereichen setzen: Nachwuchs – Luftraum/Regulator – Flugschulen. Das beherrschende Thema des zum letzten Mal von Xaver Mäder moderierten Präsidentenhearings waren die EASA-Lizenzen. Macht es Sinn, dass ein Segelflugpilot die Voice für das Herumrollen in Kloten beherrscht? Unwidersprochen bleibt, dass für Neupiloten ab 2018 die Voice Bestandteil der Ausbildung ist. Der Vorstand erhält den Auftrag, zu verhindern, dass die Voice für die Umwandlung der Lizenzen vorausgesetzt wird. Gegenwärtig haben etwa 500 Schweizer Segelflugpiloten keine Voice. Für die Organisation der Segelflugkonferenz 2016 konnte bisher keine Gruppe gewonnen werden. Der Vorschlag, die SFK gleich für mehrere Jahre am selben, möglichst zentral gelegenen Ort zu organisieren, wird deshalb weiterverfolgt. Der Organisationsaufwand kann so erheblich reduziert werden. Die erfreulich und speditiv verlaufene GV fand um 16.30 Uhr mit einem Apéro ihren Abschluss. Marc Inäbnit, der neue Präsident des SFVS lippe Küchler machen Ersatzwahlen erforderlich. Neu wird Marc Inäbnit von der SG Bern dem Verband vorstehen. Die Interessen der Segelkunstflieger werden künftig von Christoph Meier vertreten. Einen Nachfolger für Edi zu finden, ist bisher nicht gelungen. In Würdigung ihres gros- Christoph Meier vertritt künftig innerhalb des Vorstandes die sen Einsatzes für den Segelflug wurden Xaver Interessen der Segelkunstflieger. Mäder und Edi Inäbnit in den erlauchten Kreis Segelflug Bulletin ONLINE Seite 2 Xaver «Xappi» Mäder Wege der Lösungsfindung möchte ich auf diesem Weg unbedingt zum Ausdruck bringen. Im SFVS Vorstand seit 17.04.1999 als Chef Flug- Die grosse Befriedigung in der intensiven Zuschule SFVS sammenarbeit mit Dir begründet sich nicht nur Präsident seit 19.02.2011 in Deinem vertrauensvollen und sehr kameradStatt einer Laudatio ein Auszug aus einer Mail schaftlichen Verhalten, - es hat gopfertelli einvon Pepe Schäuble: „Meine Hochachtung für fach immer Spass gemacht mit Dir zu werken! Deinen riesigen Einsatz als Präsident des SFVS Wo Lusttäter am Schaffen sind, wird man nicht und meine Bewunderung für Deine genialen müde und es bleibt kein Auge trocken.“ Segelflug Bulletin ONLINE Seite 3 Eduard «Edi» Inäbnit Im SFVS Vorstand seit 13.04.1989 Büro Sport (Reglemente / Wettbewerbe / NSFW / OLC) Büro Luftraum Bern Philippe «PIK» Küchler Im SFVS Vorstand seit 19.02.2011 Segelflug Bulletin ONLINE Vermissen werden wir seinen Sachverstand seine Verlässlichkeit seine Fairness seine Beharrlichkeit und Ausdauer Und nicht zu vergessen: Edi ist einer der wenigen Wettbewerbspiloten, der auch die Reglemente kannte. Büro Sport Segelkunstflug Auszug aus einem Bericht: Unter fachkundiger Anleitung von Philippe „Pik“ Küchler ging es rasch zur Sache: Vrillen, Rückenvrillen, Loopings, kubanische Achten, chinesische Loopings, Rollen und Figuren, die noch niemand je gesehen hat und nie wieder jemand sehen wird... Seite 4 »Fliegen ist der schönste Sport, ich hab‘ es immer gewusst« Jolantha Tschudi-Neukom, 1925 – 2011 Auf der Suche nach einer würdigen Taufpatin für 1930. Ein Vater schnallt seine fünfjährige Tochter unseren schönen Arcus blätterte ich lange in der auf ein paar Kissen und steigt mit ihr auf dem Segelflugchronik der Schweiz. Ich suchte nach Rücksitz in die Lüfte. Nach dem Flug vermerkt der offensichtlich stolze Vater in seinem Tagebuch die Reaktion seiner Tochter auf den Höhenflug: „Sie leuchtete mit dem ganzen Gesicht, und in den Steilkurven quietschte sie vor Vergnügen. Angst schien sie also keine zu haben, und sie wird wohl bald selbst den Knüppel in die Hand nehmen“. Auch, wenn er es selbst nicht mehr erleben sollte, so behielt der Vater doch Recht: Als junge Frau wünschte sich seine Tochter Jolantha nichts sehnlicher, als zu fliegen. Das Einverständnis des strengen Vormunds musste sich Jolantha zwar erzwingen, doch sie „hätte damals für das Fliegen alles getan, gelogen, gestohlen, betrogen (aber, aber!)“. Und so blieb dem Vormund nichts anderes übrig, und Jolantha erhielt, ganz nach dem Motto „der Zweck heiligt die Mittel“, die ersehnte Unterschrift für die Anmeldung für den Segelflugkurs im Belpmoos. Noch vor dem Kurs kämpfte Jolantha aber mit Selbstzweifeln: Wie würden die anderen Piloten eine Kollegin des „schwachen Geschlechts“ aufnehmen? Deutlich spürt sie die Last der Verantwortung einer Pilotin, die nicht nur einen Bezug zu Courtelary hatte, sondern sich vor allem durch eine grosse Verbundenheit mit dem Segelflug sport und Abenteuerlust auszeichnete. Bald fand ich mich, nur mit dem Namen „Jolantha Tschudi“ bewaffnet, inmitten von alten Berichten, Fotobänden, Archiven und Tagebucheinträgen wieder. Und so setzte sich langsam, aber stetig, wie bei einem Puzzle das Bild einer aussergewöhnlichen Frau zusammen. Segelflug Bulletin ONLINE auf sich: „Wenn ich versage, müssen dann meine Nachfolgerinnen auf meinem Versagen aufbauen?“ Ein Gedanke, der uns heute zwar naiv vorkommen mag, der damals aber (wie Jolantha selbst noch erfahren sollte) durchaus seine Berechtigung hatte. Seite 5 So machte sich Jolantha also auf den Weg nach Belp, wo sich sogleich nach ihrer Ankunft alle ihre Ängste und Befürchtungen sofort zerschlugen: „Als ich aber den Zug verlasse und ein halbes Dutzend stolzer Vögel am Längenberg segeln sehe, sind alle Zweifel in den Wind geschlagen [...]. Querfeldein jage ich über Wiesen und Felder den Berg hinan […] bis ich endlich atemlos die Kuppe erreicht habe und nahe, ach so nahe, dem Lied der kurvenden, singenden Flügel lauschen kann. Da setzt einer zum Kreisen an, und mit jeder Runde rauscht es weiter oben, ferner immer ferner, fast schon eins geworden mit der taubengrauen Basis der Cumuli[…]. Und dann merke ich, dass mir die Tränen über die Backen laufen, ob vor Sehnsucht, ob vor Glück, ich weiss es nicht. – Halt doch ein Mädchen…“ Und so begann ihre Ausbildung im „Möösli“: Tagwacht um 4 Uhr. Es war schier unerträglich heiss und die Blasen an den Füssen schmerzten Jolantha. Trotzdem liess sie sich nicht unterkriegen: Windenseil ausziehen, Flieger herumschleppen, Checks machen. Fahrzeuge, die das Ausziehen oder Ziehen der Flugzeuge erleichtern, gibt es keine, denn wegen des Krieges wurde das Benzin streng rationiert. Keiner durfte schlapp machen, und Jolantha wollte da keine Ausnahme sein. 12 bis 13 Stunden arbeiteten die angehenden Segelflugpiloten, um sechs Mal am Tag für je zwei Minuten in die Luft steigen zu dürfen. Auch an den Umgangston musste Segelflug Bulletin ONLINE Courtelary 1953 sich die junge Jolantha erst gewöhnen: der sei nämlich wirklich nicht sanft und am Anfang war der Moralische gross. Nun hab‘ ich mich aber an den Fliegerton gewöhnt“. Ja, man „muss eine verdammt harte Haut haben, wenn man Fliegerin werden will“. Nach Tagen der Schulung rückte endlich der Tag des First Solos an. Kein leichtes Erbe, denn nur wenige Tage zuvor hatte die zweite Dame auf Platz Bruch geflogen. Die Anspannung von Jolantha und dem Fluglehrer ist in ihrem Tagebuch förmlich zu spüren: „Fräulein Tschudi auf Grunau Baby. Können Sie Verantwortung übernehmen?“ „Ja“ „Werden Sie mich enttäuschen?“ „Nein“ „Wenn Sie Bruch machen, sind Sie das letzte Mädchen, was bei mir Fliegen lernt.“ Die Verantwortung drückt auf meinen Schultern. Nun, Pionierin des Segelflugs reisse dich zusammen. Der Mensch ist mehr aufgeregt, als ich. „Meitli pass uf“, er fleht mich geradezu an. Jolantha meistert den Soloflug, fliegt die folgenden Flüge entspannt und berichtet von Gedanken und Gefühlen, die uns wohl allen nicht ganz fremd sind: „Ganz allein bin ich mit meinem Vogel; wie er mir gehorcht, mich sanft durch die Lüfte trägt. Kein Fluglehrer sitzt hinter mir, ich bin auf mich selbst angewiesen. Eine Dummheit könnte mich das Leben kosten. Aber dies ist es ja gerade, was mich reizt; was mir dieses stolze und freie Gefühl gibt. Fliegen ist der schönste Sport, ich hab‘ es immer gewusst. So müde, aber zugleich so glücklich war ich noch nie.“ Seite 6 Auch die Motorfliegerei hatte es Jolantha ange- rer zweiten grossen Leidenschaft neben der Flietan: Sie arbeitete am Ethnographischen Muse- gerei, der Jagd, aus. um in Neuchâtel und hatte die Gelegenheit ihren Ihre nächsten Schritte im Segelflug machte Jolantha vor allem in Samedan, Saanen und Sion. Dort lernte sie den späteren Schweizer Meister Alwin Kuhn kennen, mit dem sie eine enge Freundschaft verband und mit dem sie später auch ihre Moswey III teilte. Der enge Austausch Jolantha am Start in Courtelary mit ihrer Moswey III. Auch zu sehen ihr legendärer Porsche 356 mit Alwin brachte Jolantha soArbeitgeber und beruflichen Mentor 1946/47 als gar zur Überzeugung, dass sie ihm ihre ganze Copilotin auf eine Nordafrika-Expedition zu be- „Segelflug Karriere zu verdanken“ habe. Jedengleiten. Die Reise war durchwegs abenteuerlich: falls trug die Freundschaft schon bald Früchte: Nicht weniger als sechs Notlandungen erlebte Am 10.8.1950 erreichte sie mit ihrer Moswey III sie auf der ersten Expedition. Kultur und Ge- ab Sion einen Höhengewinn von 5100m. Das schichte in Nordafrika hatten Jolantha offenbar brachte ihr nicht nur den Höhen-Brillanten ein, tief beeindruckt, so dass weitere Expeditionen sondern verbesserte gleichzeitig ihren eigenen in den späten 40er Jahren folgen sollten. Ihre Höhenrekord für Frauen. Forschungsergebnisse stellte sie später in ihrem Buch „Nordafrikanische Felsenmalereien“ dar. Ihr grösstes segelfliegerisches Abenteuer begann aber nicht in den Alpen, sondern hier bei Jolantha schien das Aussergewöhnliche zu lie- uns in Courtelary. Am 26. Mai 1953 brach sie ben und nutzte ihre guten finanziellen Verhält- wiederum mit ihrer Moswey zu ihrem längsten nisse, sich entsprechende Wünsche zu erfüllen. Streckenflug auf, der sie über 332km bis nach So stand zum Beispiel, pünktlich nach ihrer Afrika Reise, der erste Porsche, der in der Schweiz verkauft wurde, für sie bereit. Der neue Wagen begleitete Jolantha offenbar häufig, und so wurde er (eigentlich fast standesgemäss für einen Segelflugpiloten) denn auch auf dem Weg in ein Segelfluglager beschädigt. Ihre Abenteuerlust und die Verbundenheit zur Natur lebte Alwin Kuhn, Yolantha Tschudi und Werner Ledermann, die drei „Grossen“ vom 26. Mai 1953 Jolantha auch in ihSegelflug Bulletin ONLINE Seite 7 Donauwörth führte. Dieser Flug berechtigte sie als erste Schweizerin, das Gold C Abzeichen, inklusive ihrem schon in Sion erworbenen Brillanten, zu tragen. Darüber lässt sich heute leicht schmunzeln: 332 km ist schon mancher geflogen. Doch noch 1952 hatten es unter den 382 registrierten Segelflugpiloten erst 2 geschafft, sich diese Auszeichnung zu verdienen. Damals, und mit den damaligen Holzkähnen, waren die 300 km also eine echte Leistung! Insgesamt war Jolantha die 11. Person, der in der Schweiz diese Ehrung zuteil wurde (übrigens nur kurz nach Hans Nietlispach). Gute Platzierungen im Nationalen Segelflugwettbewerb in den folgenden Jahren (z.B. 1953: 7. Schlussrang, 1. Rang im Gruppenwettbewerb gemeinsam mit A. Kuhn und H. Nietlispach) führten dazu, dass sie auch Mitglied der Segelflugnationalmannschaft wurde. Segelflug Bulletin ONLINE Jolantha hinterliess nicht nur zwei erwähnenswerte Rekorde, die Schweizer Pilotinnen dazu anspornen mussten es ihr gleich zu tun. Sie zeigte, gemeinsam mit einigen wenigen weiteren Damen1, dass es für Frauen durchaus möglich ist, ausgezeichnete Leistungen zu vollbringen. Auch im Vergleich mit den Männern. Das ist aber nicht die einzige Botschaft, die Jolantha Tschudi uns mit auf den Weg geben kann: Wer Berichte von oder über Jolantha liest, für den ist offensichtlich, mit welch grosser Leidenschaft sie flog und neue Herausforderungen annahm. Egal wie verrückt oder unüblich ihre Projekte auch sein mochten, sie packte sie mit Begeisterung an. Genau an diese Begeisterung und Leidenschaft soll uns Jolantha erinnern, spätestens dann, wenn wir in unseren Arcus – unsere „Jolantha“ – einsteigen und selber in ein neues Abenteuer starten. Barbara Muntwyler Quellen: Im Text erwähnt Seite 8
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