D I E Z E I T U N G F Ü R 1. Jahrgang / Nr. 8 D E N ONNE TIMME S T A D T - U N D L A N D K R E I S Samstag, 13. April 1946 en konferierten mit Herbert Hoover Berliner Besprediungen über die gespannte deutsche Ernährmngstlag« unter Teilnahme der Sachverständigen B e r l i n , 12. 4. (DANA). Der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten, Herbert H o o v e r , traf im Verlauf seiner Reise zur Ueberprüfung der Lebensmittellage in Europa in Berlin ein. Er hatte unmittelbar nach seiner Ankunft Besprechungen mit Ernährungssachverständigen. Der Oberbefehlshaber der amerikanischen Be•agungstruppen, General Joseph T. McNarney, gab EU Ehren der Gäste am Donnerstag abend einen Empfang. Dr. Wilhelm H ö g n e r und Dr. Reinhold M a i e r , die Ministerpräsidenten von Bayern und Württemberg-Baden, trafen am Donnerstag nach^j mittag, von Frankfurt kommend, mit General Gay» Flugzeug in Berlin-Tempelhof ein, um mit Präsident Truman hoffnungsvoll W a s h i n g t o n , 12. 4. (ÄP\ „Die Weiternäh, rungslage bessert sich, und wenn wir über die nächsten 90 Tage hinwegkommen, wird alles gut sein", erklärte Präsident Truman in einer Pressekonferenz. Regen in Indien, das allgemein 'gute Frühjahrswetter, die Aussichten auf eine gute Weizenernte der Vereinigten Staaten und eine verstärkte Lebensmittelproduktion in Nordafrika hätten die Aussichten gebessert. dem früheren /amerikanischen Präsidenten Herbert Hoover eine Besprechung über die E r n ä h r u n g « I a g e durchzuführen. Der großhessische Ministerpräsident Professor Karl Geiler konnte wegen Krankheit nicht nach Berlin reisen. Zusammen mit den Ministerpräsidenten, die auf dem Flugfeld von Oberst J. B. Edmunds von der Verwaltttr sabteilung des Amtes der amerikanischen Militärregierung empfangen wurden, kamen Erich R o ß m a n n , Generalsekretär des Länderrats, die Landwirtschaftsminister der drei Länder der amerikanischen Zone und andere ErnährungsBaehverständige an. Nach ihrem Zusammentreffen mit Präsident Hoover am Freitag Vormittag traten die deutschen Vertreter am Nachmittag wieder die Rückreise an. Auf der Suche nach Neuem Berlin, 12. 4. (DANA). Eine Steigerung der Produktion von Kartoffeln, Getreide und Zuckerrüben als der drei wichtigsten Produkte des deutschen Bodens, die Herstellung von neuartigen Produkten, um die Kost abwechslungsreicher und ge- sünder zu gestalten, fordert der Vizepräsident der Zentralverwalfung für Handel und Versorgung in der Sowjetzone, Dr. Ziegelmayer. Vor dem Kriegs, sagte er, sei die deutsdie Frnährung durch einen hohen EiweiBstasi<lard «ad Fettverbrauch gekennieichnet gewesen, Stoff«, ü e zur Hälfte durch Einfuhr ge«t«ckt werden muÄten. Da diese Imports nun nur noch in geringem Maße zur Verfügung Standes unA bei der V i e h w i r t s c h a f t 75 —90 Prozent des N u t z w e r t e s der verfütterten Stoffe verloren gitifen, misse der Anteil der p f l a n z l i c h e s S t o f f e bei der Ernährung erhöht werden. Man müsse dabei versuehen, das pflanzliche FiweiS in solche Formen zu bringen, daß es als Fleisch* z. B. durch Anreicherung von Tierwurst auftrete und so die Gewohnheit der Verbraucher nicht störe. Neben diesen Arbeiten, so sagte Dr. Ziegelmayer, Blässe sein Institut zuaäfcMAe L«»«nsmittelquellen finden, da ein Quadratkilometer Aus P a r i s meldet DANA: Der Sprecher des französischen Außenministeriums gab bekannt, daß trankreich den von Polen eingebrachten Antrag auf Behandlung der spanischen Frage vor dem •»dierheitsrat Unterstufen werde. * Aus N e w - Y o r k meldet AP: In dem Brief des polnischen Delegierten, in dem dieser den Sicherheitsrat ersucht, die Spanienfrage auf die Lammers im Kreuzverhör des englischen Anklagevertreters Nürnberg, 12. 4. (DANA). Vor dem Forum in Nürnberg wurde der frühere Chef der Reichskanzlei, L a m m e r s , weiterhin als Zeuge vernommen. Das Amt des Chefs der Reichskanzlei war, alle Schriftstücke und Akte«, die Hitler vorgelegt wurden, zu sichten und EU bearbeiten, ebenso alles, was von Hitler nur Außenwelt gi^". Er tat das, was in jedem größeren Betriebe der Bärochef tut, der, wenn er seine Stelle ausfüllen will, um alles Bescheid wissen muß. Lammers besigt die Dreistigkeit, immer wieder zu behaupten, er habe von nichts etwas gewußt. Und einen solchen unfähigen €Büroct»ef sollte Hitler jahrelang um sich geduldet haben? Er bemüht sich außerdem ganz konsequent, alle Angeklagten zu entlasten und alle Schuld auf Hitler und Bormann zu schieben, die beide nicht mehr reden können. Er behauptet, die Maßnahmen von SeyfiInquart in Holland seien eine „vernünftige Politik" gewesen und Saukel, der die Millionen Sklaven zur Zwangsarbeit nadi Deutschland gebracht hat, sei „besonnen und gemäßigt" gewesen. Rosenberg sei stets „für Mäßigung eingetreten. Es ist das uralte Prinzip aller Verbrecher, sieh gegen- Tagesordnung zu setzen, heißt es u. a.: Am 9. ^Februar 1946 verurteilte die Generalversammlung der Vereinten Nationen einmütig das fas«histiiehe Regime in Spanien, das mit Unterstügung der Achsenmächte geschaffen wurde und schloß Francospanien von der Mitgliedschaft der Vereinten Nationen aus. Seitdem hat eine Reihe von Entwicklungen gezeigt, daß die Tätigkeit der Franeo-Regierung bereits internationale Spannungen verursacht hat und die internationale Sicherheit und den Frieden gefährdet. Als Folge davon war die französische Regierung am 26. Februar dieses Jahres gezwungen, die Grenze zwischen Frankreich und Spanien zu schließen. Diese Grenzen bleiben weiterhin geschlossen. Einen Tag später ging die Franco-Regierung dazu über, Truppen an der Grenze Frankreichs zusammenzuziehen.Darüber hinaus hat die Franco-Regierung viele Angehörige der ~ ehemaligen Naziorganisationen sowie umfangreiche Nazivermögen aufgenommen. Sie hat einer großen Anzahl von Kriegsverbrechern und Naziführern Zuflucht gewährt. Angesichts der so gekennzeichneten Situation in Spanien dürfen diese Tatsachen nicht als eine innere Angelegenheit Spaniens, sondern müssen als die Angelegenheit aller Nationen angesehen werden. Wieder gespannte Lage in Nord~China Kämpfe in der Mandschurei — Amerik. Beobachter nach Mukden entsandt Tschungklng, J2. 4. (DANA). Generol AI van C. Giltem äst zuhämmern mit dem chinesischen General TiscMn-Te-Tschuin als Vertreter der Zeotialregierung und dem kommucästSechen General Yett-Tschdwn-Yisftg nach Mukden abgeflogen. Die Mission hat <$i« Aufgab», die Streitkräfte in der Mandschurei zu besuchen. Nach Berichten der chinesischen Zentiralnach8Jtchtenage.n«tui haben chin««ische Kommunisten •dm« g r ö ß e r e O f I e n a i v e gegen die BahnKmie Mufcden-Peiplng (Peking) begonnen, um die Be-seteutig der Mcrndschu/red durch die Truppen der Tscbmigking-Regierung zu «tärem. ßicheng, 50 km nordöstlich Shan-Hai-Kuan« *oüri* «in« Reih« yoo Städtern oaüHch Tieaitsin Lond«», 12. 4. (DANA). Reuter „ meldet: Die britische Regj'vung hat sich nach einer außerordentlichen Kabinettsigung bereit erklärt, die Brotrationierung in Großbritannien einzuführen, fall* die Vereinigten Staaten zu der gleichen Maßnahme bereit seien. — (Bekanntlich hatte England selbst wEhreisd des ganzen Krie§e« keiate Rationtvrtuif des Brate«.) Auch der „BürodieP wußte von nichfs . . . Amerika bereit, das Franco-Regime im Sidieriieitsrat zu besprechen Frankreich unterstützt Polens Appell Brotrationierung in England? Der Nürnberger Prozess t Spanien-Frage kommt in Vordergrund N e w - Y o r k , 12. 4. (DANA). Die Vereinigten Staaten wollen, wie Reuter jefjt erfährt, den politischen Vorschlag Unterstufen, die Frage des tVaaco-Ragimes in Spanien vor dem Sicherheitsrat Eil diskutieren. Amerika behält sich jedoch seine Stellungnahme zu irgendwelchen Vorschlägen über Schritte des Sicherheitsrates vor. Wie aus New-York weiter berichtet wird, haben •cht amerikanische Organisationen der UNO eine ferneinsame Erklärung übermittelt, in der diese aufgefordert wird, wirtschaftliche Sanktionen gegen Spanien zu ergreifen. Zu den Unterzeichnern des Dokuments gehören u. a. Philipp Murray, der Präsident der CIO, einer der beiden größten amerikanischen Gewerkschaftsorganisationon. deutschen Bodens heute 200 statt 140 Menschen ernähren müsse. Eine solche Möglichkeit, sei die E r z e n g a n g T o n N ä h r h e f e , die ihrem Nährwert nach in einesV Verhältnis von zwei zu e&u *•*• Pl«is«hwei£ entspräshe. Ferner die Verwerttmf bitker nickt genufeter Wildfrüchte, besonders die Eberesche, die Verwendung von Roßkastanien zur MehHierstellcmg, die Ausnugung von Wfidtkrtutern und die Gewinnung von Margarine m Kohle nnd Torf. werden durch starke komrnuniisti*che Kräfte angegriffen. Siakiutai nordastl Tschang-Teafcun wurde von den Kommund*t«n eingenommen. 15 000 Mann kommiuni*tisch«<r Truppen sind, den Beliebten de? ch£&*sdsGhe<n Agentur zufolge, du Chaxbin «dornörschiert Drei koanimmunds*ische Divisionen stehen im Baum von Szepimigkai. Aus Tschangtchun, decr Hauptstadt der Mandschurei, wird gemeldet daß., die kommunisttscbeii Streitkräfte VeTteidigungswerke «Tiichteo. Das chine-sdä-che InfonncDMonsministieriuni erklärte **am Downenstag, GeneTaliss^mu* T«ch4angkad«ch€ik weide nicht von. «einer Absiebt abgehen, die Sfoedtigkeäten in der Mandsdmx*i axd faiedüchem Weg« ru lösen. seitig zu entlasten und die Schuld dem großen „Unbekannten" (oder Toten) aufzubürden. Man •sni sich nur wundern, daß diese Leute sich von einem solchen durchsichtigen Verfahr»»» Erfolg versprechen. ' „Wußten Sie, daß Franks Herrschaft in Polen ein Mordregime war?" fragte der britische Ankläger Sir Elvyn Jones. „Darüber ist mir nichts bekannt geworden", antwortete Dr. Lammers. Ankläger: „Erhielten Sie Beschwerden übet die MiS-wirtsdiaft iß nifcsern G«biet?" Zeuge: „Es sind viele Beschwerden eingegangen, von Frank selbst und aush von anderen über Frank." Dr. Lammers gab dann weiter zu, daß er von der Vernichtungsaktion in Warschau unterrichtet wurde und dies Hitler meldete. Aber ich konnte ja nichts befehlen, fügte er hinzu. ..Wußten Sie, daß der Reickskommissar für die Ukraine, Koch, ein Massenmörder war?" fragte Sir Elvyn Jones den Zeugen, Antwort: „Nein". Der Ankläger legte ihm hierauf eine an Hitler gerichtete Beschwerde Rosenbergs vom 2. April 1943 vor, demzufolge Koch ein Waldgebiet in der Gegend ton Zumari ,von der Bevölkerung säubern ließ, um diesen Wald als Jagdgebiet benugen zu können. „Behaupten Sie auch hier, daß es sich lediglich um eine Evakuierung handelte', sagte Sir Elvyn Jones. Ich habe alles getan, was ich tun konnte, ich habe die Beschwerde Hitler vorgelegt, ich bin doch kein Richter, sagte Dr. Lammers. Lammers erklärte auf die Frage, wer im ©eutsdien Reish die eigentliche A m t s g e w a l t innegehabt habe, daß Bormann als Sekretär des „Führers" nach dem Englandflug von Heß einen ständigen wachsenden Einfluß in der gesamten Politik gehabt hätte. Es sei soweit gegangen, daß es schließlich kaum eine staatspolitische Maßnahme gegeben habe, die nicht über Bormann geleitet wurde. Bormann hätte die Antworten Hitlers an die einielnen Ressorts weitergegeben, mit der Bemerkung: „Der Führer hat so und so entschieden. Auf die Frage de« britischen Anklägers Jones: Wußten Sie, daß über 300 Konzentrationslager in Deutsehland bestanden haben, antwortet Lammers: Nein. Jones: Von wie vielen wußten Sie denn als Chef der Reichskanzlei. Lammer»: Nur von vielleicht drei. Jones: Wollen Sie hier das Gericht glauben machen, daß Sie, der Sie im Mittelpunkt Nazideutschlands standen, nichts von diesen Konzentrationslagern gewußt haben? ., Lammers: Ja, das will ich. Jones:* Ich sage Ihnen, daß Sie genau wußten, daß dieses Terrorregime bis zum legten Moment bestanden hat. Lammers: Welches Terrorregime? Ich kann nur sagen, daß ich nichts mit den Konzentrationslagern zu tun gehabt habe. Der Zeuge behauptete weiter, daß er nur den Ehrenrang eines SS-Obergruppenführsis gehabt habe. Er habe nie ein Amt ausgeführt. Allerdings mußte er zugeben, genau wie seine Kollegen, Profit aus diesem Regime gezogen zu haben. Lammers gab weiter zu, auf Befehl Hitlers je eine Million Mark an Dr. Lej, Ribbentrop und Keitel ausgeiahlt zu haben. Keitel habe außerdem noch ein Grundstück bekommen; Jones: Und Sie selbst haben 600 000 Mark bekommen? Lammers: Ich habe bei meinem 65. Geburtstag 600 000 Mark bekommen. Der Führer hat es damit begründet, daß ich bei früheren Gelegenheiten nichts bekommen und mich nie vorgedrängt habe. Außerdem war ich zweimal aingfbombt und der Führer wollte, daß ich mir ein kleines Haus zulegen sollt«. H E I L B R O N N Einzelpreis 20 Pfg. Das kleine Leben Von H e r m a n n S c h w e r d t f e g e r . Im Gegensag zu der Meinung Vieler glaube ich nicht daran, daß die kommenden Jahre uns ernsthaft das Problem einer echten Arbeitslosigkeit aufwerfen. Nach einer zweifellos scharfen Krise der Umstellung, in der Erscheinungen solcher Art sozusagen als Randbemerkungen des großen Umbruchs unseres Lebens zutage treten, wird es sich erweisen, daß alle, die arbeiten wollen, dies auch können. Ueber kurz oder lang wird auch da» „Wollen" für die überwiegende Mehrheit unserer Leute nicht mehr zur Ueberlegung stehen, weil hinter dem Schemen des Geldes, wenn es eines Morgens weggeblasen ist, nichts als der .berühmte Imperativ in stahlgrauer Wirklichkeit steht. Das also, die Arbeitslosigkeit, ist nicht die Frage. Kann es gar nicht sein angesichts des Schuttfeldes, auf welchem die 2. Republik ihre Wiege aufgebaut. Alle werden arbeiten können, nur viele nicht das, was sie möchten! \ Nein, der Wig unserer absehbaren Zukunft liegt darin, daß unsere Arbeit, die Arbeit eines jeden, nur noch einen geringen Effekt abwerfen wird. Wir schreiten zunächst auf eine Periode von geradessu legendärer Armut zu. Der Erisapfel wirtschaftlicher Gegensäge kann bei uns,, wie im Zigeunerwagen, nicht mehr rollen. Wir müssen uns — und zwar jeder, ob er nun eine Fabrik leitet, ob er den Acker bestellt- oder an der Werkbank steht — darauf einstellen, in den nächsten zehn Jahren ein wirklich kleines Leben zu führen. Obwohl die meisten von uns seit etlichen Jahren nichts als Bescheidenheit, viele sogar weniger als das, zu kosten bekamen, so wird dieser Trunk in Permanenz, den. unsere Lage in Aussicht stellt, doch manchem ein bitteres Schütteln abzwingen. Dem städtisch - bürgerlichen Deutschen alter Prägung, der so sehr am Aeußerlichen hängt, dem bei der Darstellung des Lebens die Fassade mehr gilt als der Gehalt, der stets die Sache vergÖgte und darüber den Mensch vergaß, wird es gewiß schwer * fallen, sich an das kleine Leben zu gewöhnen. Aber nichts wird helfen, keine Routine, keine Orgaaisation, kein Klagen, anch nicht, wie nach 1918, irgendein brillanter Schwindel auf politischem oder finanziellem Gebiet. Diesmal schrumpft die Form hoffnungslos aufs gerechte Maß zusammen. Nach diesem neuerlichen über alle Maßen bösen und eben darum mißglückten Versuch, mit dem Schwert das „Goldene Zeitalter" zu schaffen« hält uns die Welt an der Kandare. Täusche sich darüber niemand! Dies kleine Leben nun, das ans erwartet, muß es an sich betrüblich, zermürbend sein? Nein, dal was wir Glück nennen ist legten Endes doch mehr ein biologisches als ein soziales Gut. Dem. ganz im Diesseits haftenden Massenmenschen von Heute, dem Materialisten in Reinkultur, eben .dem Typ, der sich ohne Hemmungen bereit fand, um schnöder Güter willen, um Macht, um Stellungen und schließlich gar um „Arbeit und Brot" die Barbarei und den blutigen Schrecken über die, Welt zu tragen, bietet dies kleine Leben, aus dem es zunächst keinen Ausbruch gibt, eine Chance der seelischen und geistigen Neuausrichtung. Wir haben es schon einmal ausgesprochen, daß im Verlust auch ein Gewinn liegt für den, der bereit ist, die Lehre ztt ziehen. Die Welt steht an einem entscheidenden Wendepunkt. Tatsächlich war die Entdeckung des Feuers für die Menschheit nicht so umwälzend wie diese Erfindung unserer Tage, die Urkräfte der Materie in plöglichen ungeheuren Energiestößen auslösen zu können. Mit dem Zauberstab der Vernunft und sittlichen Verantwortung wird die Atomkraft ein gänzlich neues Zeitalter heraufführen. Schon in einem halben Menschenalter werden die produktiven Völker mit Hilfe- dieser Kraft vor einer be» reits realisierten oder mindestens leichthin realisierbaren Fülle stehen, die alle sozialen und ökonomischen Probleme unseres bisherigen Lebens- in der „einfachen Maschinenzeit" gänzlich anders stellen. ' In diese Zeit- muß das deutsche Volk mit einer gewandelten Mentalität eintreten. Es muß sich anpassen an das Lebensgefühl des Westens. Qualvolle Unrast, faustisches Wühleri, ewigei; Groll auf der einen Seite, Urteilslosigkeit, Untertanengeist, Leichtgläubigkeit und Vertrauensseligkeit auf der anderen — diese Ingredienzien unseres Volkscharakters passen nicht in eine fortschrittliche Zeit und werden verabscheut von einer Umwelt, die Eindeutigkeit und Verantwortung fordert, weil ihr der Sinn für die fällige Umwandlung des sturen Lebenskampfes in den vernünftigen Lebensgenuß längst aufgegangen ist. Und das ist es, was wir in diesem kommenden Zeitabschnitt, wo wir das kleine Leben führen müssen, lernen sollen: Mensch sein! Mit der Preisgabe des legten Geheimnisses der Materie haben die Götter die Menschen dieser Welt mündig gesprochen. Es gibt für sie nur noch die eine Alternative: Segen oder Untergang! Wenn ein Volk es nicht lernt, das Recht des Menschen, das Glück des Menschen, die Würde des Menschen über alles zu stellen, kann es nicht teilhaben an einer Zukunft, die alles bietet aber nur offen bleibt, wenn diese Grundrechte des ehrbaren Menschen im Herzen eines Jeden eine Heiligsprechung erfahren. Wenn unser Volk, statt "sich in einen unfruchtbaren Trog hinein zu steigern, jegt einmal ehrlich mit sich IU Rat gehen würde, wenn es im selbst-
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