Mit Fingertipp bis Abu Dhabi

Mit Fingertipp
bis Abu Dhabi
Softwareeinsatz beim Malerbetrieb Zorn
Der Malerbetrieb Zorn in Karlsruhe hat der Zettelwirtschaft den Kampf
angesagt. Ob digitales Raumaufmaß, Zeiterfassung, Materiallogistik, Angebotserstellung oder Mahnverfahren, der Familienbetrieb hat sich dank optimaler
Organisation und guter Arbeit auch international einen Namen gemacht.
Tobias Zorn ist Malermeister und
Geschäftsführer des gleichnamigen
Malerbetriebs. Gerade kommt er zurück von der neuen Baustelle, einem
Wohnblock, der saniert werden muss.
Ein typisches Projekt für den Malerfachbetrieb, der Ansprechpartner sowohl für gewerbliche Auftraggeber,
als auch für private Kunden ist.
Die Liste der angebotenen Leistungen ist lang: Von Trockenbau-,
Maler-, Tapezier- und Verputzarbeiten
geht es über Fassadenbeschichtung
und -dämmung bis hin zu Bodenbeschichtungen. Allerdings betont Tobias Zorn, dass er keine Massenware
anbietet: „Wir suchen gemeinsam mit
unseren Kunden immer individuelle
Lösungen, die zum Objekt passen.“
Gegründet wurde der Betrieb 1972
von seinem Vater Rudolf Zorn in Eppingen bei Heilbronn und nach kurzer
Zeit folgte der Umzug nach Karlsruhe.
Im Jahre 1990 nach Abschluss der
Realschule begann nach verkürzter
Lehrzeit – damals mit noch zu ab-
solvierenden 31 Pflichtmonaten – mit
Abschluss der Meisterprüfung die
Laufbahn von Tobias Zorn. Damals
wurde er auch für den besten Abschluss ausgezeichnet.
Seit 1996 ist er mit seinem Senior
zusammen Gesellschafter und Geschäftsführer der Maler Zorn GmbH
zu je gleichen Teilen. Rudolf Zorn ist
der Spezialist für dekorative Techniken, der Junior zeigt sich für alle anderen übergreifenden Gewerke verantwortlich, also Putz- und Trocken-
Firmengründer Rudolf Zorn (2. v.r.) und ein Teil des Teams vor dem Fuhrpark des Malerfachbetriebs Zorn in Karlsruhe
62
· DER MALER UND LACKIERERMEISTER 4 / 2016
bauarbeiten, Bodenbeschichtungen
und -beläge, kleinere Abbrucharbeiten und vieles mehr. Diese Aufteilung
hat sich bewährt, der Betrieb hat sich
weit über die Stadtgrenzen von Karlsruhe hinaus mit hochwertigem Handwerk einen Namen gemacht. Aktuell
hat er 14 Mitarbeiter beschäftigt.
Im Familienbetrieb kümmern sich
seine Mutter um die Buchhaltung und
seine Frau Anja mit ihm gemeinsam
um die kaufmännischen Aufgaben.
Sein Vater betreut seine Kunden im
Bereich dekorative Techniken, führt
die Mitarbeiter und teilt sie ein. Wenn
Tobias Zorn Baustellen an den Vater
übergibt, etwa nachdem Trockenbau und Putzarbeiten abgeschlossen
sind, nutzt er Auswertungen und Berichte aus der Software, die er weiterleitet, sodass alle Beteiligten gut
informiert arbeiten können.
Aufmaß digital
Zurück zum Wohnblock: Dort hat
Tobias Zorn das Aufmaß erstellt.
Allerdings nicht mit Zettel und Stift,
sondern mit einer digitalen Lösung
auf seinem iPad. Egal, ob er nur eine
einzelne Wand oder gleich ein ganzes
Gewerbeobjekt aufmessen möchte –
mittlerweile nutzt er immer das mobile
Raumaufmaß. Dabei misst er die Flächen und Bauteile mit einem Lasermessgerät auf.
Die Daten werden via Bluetooth in
die App übertragen und so entstehen
auf dem iPad Schritt für Schritt komplette Räume, sowohl als maß­stabsgerechte Skizze als auch in einer 3-DAnsicht. Alle Kunden- und Projektdaten aus der WinWorker-Malersoftware sind in der App verfügbar.
Das Objekt wird zusammenhängend
erfasst, weil jeder Raum dem passenden Projekt zugeordnet wird. „Früher hatten wir eine Zettelwirtschaft,
da sind auch schon einmal einzelne
Seiten mit dem Aufmaß für einzelne
Räume verloren gegangen und es war
dann unvollständig“, erinnert sich der
Malermeister. „Die 3-D-Ansicht hilft
mir außerdem, das Projekt zu visualisieren. Ich definiere immer eine Seite
als Straßenseite, so habe ich die Orientierung. Im Büro kann ich mir dann
noch einmal ansehen, wie der Raum
ausgerichtet ist und so kann ich zum
Beispiel bei Bodenbelägen die Zuschnittbahnen des Bodens einfacher
einteilen. Wenn ich nur Maßketten auf
einem Blatt Papier habe, ist das nicht
so anschaulich.“
Der Wohnblock ist ein Objekt mit
vielen Bauteilen in Standardmaßen.
Bei vielen gleichartigen Türen und
Fenstern zum Beispiel kann Tobias
Zorn deren Länge und Breite schon in
den Grundeinstellungen hinterlegen.
„Immer wenn ich eine Tür oder ein
Fenster aus der Bauteilliste mit dem
Finger auf die Wand schiebe, sind die
Maße automatisch richtig angelegt.
Das spart jede Menge Zeit.“
Das Raumaufmaß ist mithilfe des
Lasermessgeräts schnell auf dem
iPad – sogar in einer 3-D-Ansicht.
vergibt jeder Wand einen Namen, zum
Beispiel „W 112 doppelt beplankte
Gipskartonwand“ oder „Brandschutzwand“. Alle digitalen Aufmaßdaten
werden mit einem Fingertipp an die
Software gesendet und sind dann
sofort im Programmteil „Aufmaß“
verfügbar. „Dort kann ich dann aus
dem Aufmaß heraus nach Titeln oder
Bereichen sortieren und mir zum Beispiel eine praktische Übersicht der
einzelnen Wandbereiche erstellen.“
Solche und viele weitere Tipps hat er
in Seminaren des Softwarehauses erhalten: „Durch diese Schulungen und
die Hinweise der Dozenten kann ich
zig Stunden im Büro sparen!“ Wichtig
ist ihm bei diesen Gelegenheiten auch
der Austausch mit gleichgesinnten
Kollegen: „Wir haben ja häufig ähnliche Fragestellungen und können von
den Erfahrungen der anderen profitieren.“
Neben Arbeits- und Fahrzeiten werden
auch Rapportarbeiten via Smartphone
erfasst. (Fotos: WinWorker / Zorn)
Zeiten im Blick
Die Zeiterfassung läuft bei Maler Zorn
digital via Smartphones. Alle Buchungen sind den jeweiligen Baustellen
zugeordnet: Seine Leute erfassen Arbeitszeiten, Fahrzeiten und Pausen.
Neulich hat er ein Bürogebäude aufgemessen, in dem ein großer Raum in
mehrere Räume mit Fluren und Stichwänden aufgeteilt werden sollte. Er
DER MALER UND LACKIERERMEISTER 4 / 2016 ·
63
Tobias Zorn: „Die Mitarbeiter haben
sich schnell ins System eingearbeitet,
es ist leicht zu bedienen. Ganz stark
ist das Rapporttool: zum Stichtag x
kann ich sehen, zu welcher Baustelle
welche Zusatzarbeiten erfolgt sind.
Schnell ist die Rapportliste ausgedruckt, die ich dann dem Kunden
zum Unterschreiben vorlegen kann
und an den Architekten per E-Mail
verschicke.“
Bei der Angebotserstellung werden
die in die Software eingebetteten
msd-malerstammdaten im Mix mit
eigenen Leistungstexten genutzt. Individuell zusammengestellt können
sie als Set abgespeichert werden:
„So habe ich 20 typische Positionen
in einem Set, über die ich nur kurz
drüberschauen muss und das Angebot ist schnell und einfach fertig.“
Rechnungen werden auf der Basis
der Angebotsbestätigung immer inklusive der gesetzlichen Anforderungen erstellt: „Mit einem Tastendruck
kann ich bei Privatkunden die Steuer­
ersparnis ausweisen. Das kommt gut
an. Wenn ich als Subunternehmer arbeite, brauche ich nur eine Einstellung
zu aktivieren und es wird automatisch
keine Mehrwertsteuer ausgewiesen“,
freut sich der Malermeister.
Die Daten der mobilen Zeiterfassung
werden für die Lohnabrechnung genutzt und sind für weitere Auswertungen verfügbar. „Wenn der Zoll einmal
nachhaken würde – kein Problem.
Zwei Klicks und die Liste wäre da.
Wir sind vorbereitet.“
Er macht seinen Mitarbeitern keine
Zeitvorgaben, ihm ist wichtig, dass
es letztlich passt. Alle erfassten Zeiten werden über die Nachkalkulation
immer wieder überprüft und gegebenenfalls angepasst. Das Vorgehen ist
erfolgreich: Der Betrieb ist gut ausgelastet, Winterarbeitslosigkeit gibt es
nicht.
Materiallogistik
und Auftragssteuerung
Neben den Zeiten hat das Unternehmen auch die Materialkosten und
-verbräuche im Blick. Seit Kurzem
haben sie eine große Lagerhalle, wo
Für Malermeister Tobias Zorn sind
der Austausch mit Kollegen und
die Weiterentwicklung des Betriebs
von großer Wichtigkeit.
sie größere Mengen an StandortMaterialien vorhalten. Dann werden
anhand der Materiallisten, die die
Software auf der Basis des Angebots
auf Knopfdruck erstellt, Pakete passgenau vorgerichtet und für die Baustelle geliefert. „Der Vorteil durch
diese neue Materiallogistik: Ich kann
bessere Konditionen mit den Lieferanten aushandeln.“
Arbeiten fürs Kalifat
Und dann erzählt er noch von einem
Highlight seiner über 25-jährigen Tätigkeit im Malerbetrieb: „Vor einigen
Jahren wurden wir damit beauftragt,
ein Objekt des damaligen Scheichs
und Herrschers des Landes von
Abu Dhabi, Sheikh Zayed Bin Sultan
Al Nahyan, mit Schmuck- und Goldtechniken zu gestalten.
Edelste Materialien wie Marmor,
Stucco Veneziano und Blattgold wurden verarbeitet. Wir haben 14 Tage
am Stück dort durchgearbeitet und es
war eine der tollsten Erfahrungen. Die
Auftragssumme war übrigens schon
bezahlt, bevor wir in den Flieger gestiegen sind.“
Das gibt es heute nur noch äußerst
selten. Er ist froh, dass er das automatisierte Mahnwesen in der WinWorkerSoftware nutzen kann. Alle Kunden
hat er individuell nach Zahlungszielen
kategorisiert und besondere Hinweise
hinterlegt. Automatisch wird er nach
vier Wochen an noch ausstehende
Zahlungen erinnert. „Ich prüfe dann
die Fälle individuell und sende bei
Bedarf automatisierte Mahnungen
heraus. Auch die Chronik der Zahlungen habe ich als kompletten Verlauf
immer im Blick. So bin ich jederzeit
bestens im Bilde“, resümiert MLM
Tobias Zorn. (N.S.)
M
www.malerzorn.de
www.winworker.de
Marmor- und Blattgoldeinsatz bei einem Auftrag in Abu Dhabi
64
· DER MALER UND LACKIERERMEISTER 4 / 2016