2016 IDEEN FÜR DEN UNTERRICHT IN KLASSE 1–4 Leipziger Buchmesse Rubrik: Erstlesebücher Markus Orths/Kerstin Meyer (Ill.) Das Zebra unterm Bett Auf einen Blick Klasse: 2–3 Themen: Familienkonstellationen, Freundschaft, Selbstbewusstsein, Schule, Abenteuer Fächer: Deutsch, Sachkunde, Kunst auch ab ca. 7– 8 Jahren ISBN 978-3-89565-310-0 72 Seiten, € 9,95 hrene rfa r Leseune fü Moritz Verlag Dass sich unter einem Hochbett im Kinderzimmer so einiges ansammelt, ist sicher nichts Ungewöhnliches. Aber das, was Hanna eines Morgens dort findet, hat definitiv Seltenheitswert. Denn Bräuninger – so heißt der unerwartete Gast – ist ... ein Zebra! Und ja: Es kann durchs Fenster klettern und mag Nutellabrot zum Frühstück. Hannas „homosensationelle“ Papas verdauen die Überraschung erstaunlich gut – und wundern sich höchstens, dass Hanna sich mit Bräuninger den Schulweg plötzlich allein zutraut. Auch in der Schule wartet das Zebra mit überragendem und laut Direktor Dr. Flausch keinesfalls vorschriftsmäßigem Selbstbewusstsein, erstaunlicher Allgemeinbildung und ziemlich fantastischen Geschichten auf. So etwas färbt ab. Und nach allerhand aberwitzigen Verwicklungen heißt es darum: Zebra mission erfüllt! Leseförderansatz: Durch Vorlesen zum eigenständigen Lesen motivieren In dieser Mutmach-Geschichte bringt ein außergewöhnliches Zebra die Alltagswelt eines achtjährigen Mädchens ganz schön durcheinander: Wie gehen Hanna und die Menschen aus ihrem Umfeld damit um, dass etwas anders ist als ihre vertraute Realität und so gar nicht in ihr Weltbild passt? Subtil behandelt dieses Kinderbuch aktuelle gesellschaftliche Fragen und eignet sich deshalb besonders gut zum Vorlesen, weil Sie spontan so manches schwierige Wort und besondere Situationen gemeinsam mit den Kindern besprechen und klären können. Thema: Fakten und Fiktion Kein klassisches Erstleserbuch, aber eine sehr komische und dabei einfühlsame Geschichte zum Thema „Anderssein“. Bräuninger tänzelt mit herrlicher Hemmungslosigkeit über Klischees und Konventionen hinweg und lässt Bedenkenträger ziemlich alt aussehen. Die witzigen, dosiert eingesetzten Illustrationen ergänzen den Text dabei perfekt. Und wer sich das Selberlesen noch nicht zutraut, lernt den gestreiften Helden eben beim Vorlesen kennen. ■■ Gemeinsamkeiten und Unterschiede: In der Schule lernt man viele wichtige und interessante Fakten, aber doch nicht alles, was das Leben so zu bieten hat. Das erfährt Hanna, als das Zebra Bräuninger plötzlich bei ihr auftaucht. „In der Schule sagen sie, Zebras fressen Gras.“ (Seite 34). Doch dieses Zebra liebt Nutellabrote. Lassen Sie die Kinder nach der Lektüre einen Steckbrief zu Bräuninger erstellen: Wo lebt das Zebra in dieser Geschichte, was frisst es, wie sieht es aus und welche besonderen Fähigkeiten hat es? Wer sind seine Freunde, wer sind seine Gegner? Anschließend recherchieren die Schülerinnen und Schüler in Büchern und anderen Medien Informationen über Zebras und verfassen einen zweiten Steckbrief, den sie mit dem von Bräuninger vergleichen. Wo liegen Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Jury: „Wunderbare Freundschaftsgeschichte – zum Verlieben, Lachen und Nachdenken!“ ■■ Welches Tier kommt zu dir? Jedes Kind sucht sich ein Tier aus, das es sich als Freund und Begleiter wünscht. IDEEN FÜR DEN UNTERRICHT Ob Leopard, Braunbär oder Blauwal: In Anlehnung an die obengenannte Idee beschreiben und illustrieren die Kinder zunächst faktisch ihre ausgewählten Tiere, zu denen sie sich anschließend in einem fiktiven Steckbrief fantastische Merkmale ausdenken. Eine Gegenüberstellung der beiden Varianten wird bestimmt sehr spannend und lustig. ■■ Sachbuch oder Tierlexikon: Sammeln Sie zum Abschluss dieser Aktionen alle Beiträge und überlegen Sie gemeinsam, nach welchen Kriterien Sie sie zu einem Nachschlagewerk ordnen können. Auf spielerische Weise vermitteln Sie Ihren Schülerinnen und Schülern so grundlegende Prinzipien über den Aufbau eines Lexikons (A–Z) und eines Sachbuchs, das sich thematisch gliedert. Am Ende entsteht ein einzigartiges Tierbuch, das Ihre Klasse gemeinsam verfasst und gestaltet hat. rektor verschließt sich dem Neuankömmling gegenüber vollkommen. Aus diesem Meinungsspektrum können Sie wunderbar ein Bewegungsspiel initiieren. Bereiten Sie drei große Karten vor, auf denen Sie sinngemäß die Meinungen „Ja, das stimmt“, „Nein, stimmt nicht“ oder „Vielleicht/Weiß nicht“ formulieren. Diese „Meinungsinseln“ verteilen Sie im Klassenraum. Lesen Sie nun Aussagen verschiedener Figuren vor, die Sie vorher aus dem Text ausgewählt haben, z. B. „Ein Zebra gehört einfach nicht in die Schule“. Zu jedem Satz sollen die Kinder zu dem ihrer Meinung entsprechenden Schild gehen. Wie begründen sie ihren „Standpunkt“? Thema: Kreative Schreibanlässe Thema: Anders sein ■■ Zebrastreifen-Poesie: Wie spannend, in der Schule einmal nicht auf Heftlinien, sondern zwischen Zebrastreifen zu schreiben! Die kleine Szene auf Seite 43 regt zu einem fächerübergreifenden Projekt im Deutsch- und Kunstunterricht an. Auf ein großes weißes Blatt malen die Kinder schwarze Streifen in Form eines Zebramusters oder gestalten eine entsprechende Collage mit Papierstreifen. In die weißen Zwischenräume schreiben sie kalligrafisch die fünf Zeilen eines Elfchens, das sie sich vorher zum Zebra Bräuninger ausgedacht und notiert haben. In einer abschließenden Ausstellung können die kreativen Werke der jungen Poeten und Künstler gebührend bewundert werden. ■■ „Es muss weg! Das ist nicht normal!“ (Seite 34): In Hannas Leben ist vieles nicht normal, weder ihr neuer Freund Bräuninger, noch ihre Familienkonstellation. Richtig deutlich wird das, als sie mit dem Zebra in die Schule kommt. Während die Klassenkameraden neugierig und offen auf die beiden zugehen, verhält sich die Lehrerin zunächst freundlich, aber skeptisch. Doch der Schuldi- ■■ Die Geschichte, wie der Zebrastreifen auf die Straße kam: „Hallo, du platte Sau, wer hat dich denn überfahren?“ Dieser lustige Kommentar rutscht Bräuninger beim Überqueren eines Zebrastreifens heraus. Bestimmt haben Ihre Schülerinnen und Schüler noch viele andere Einfälle, wie diese Straßenmarkierung entstanden sein könnte. Greifen Sie diese Ideen für einen kreativen Schreibanlass ■■ Ein Bär im Kleiderschrank: Nicht nur die Handlung würde völlig anders verlaufen, wenn die von den Kindern ausgewählten Tiere die Hauptrolle übernähmen. Die Geschichte bekäme auch einen neuen Titel und ein dazu passendes Cover. Wie benennen die Schülerinnen und Schüler ihr eigenes Buch und wie gestalten sie die neue Umschlagseite? auf, und lassen Sie die Kinder ihre eigene Geschichte verfassen und illustrieren. ■■ Auf Entdeckungsreise durch den FremdwörterDschungel: Dieses pfiffige Kinderbuch ist wegen seiner kurzen Kapitel und übersichtlichen Gestaltung besonders zum Vorlesen geeignet, da man zwischendurch immer wieder pausieren kann, um mit den Kindern ins Gespräch zu kommen. Denn wie soll man sich nur komplizierte Fremdwörter aus der Erwachsenenwelt richtig merken und auch noch wissen, was sie bedeuten? So wie Hanna werden die Grundschulkinder über einige Begriffe und Situationen stolpern, die Sie während des Vorlesens gleich am besten alle zusammen klären können. Lassen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler für sie unverständliche Ausdrücke auf einen Zettel schreiben, genauso, wie sie sie in Erinnerung haben (z. B. „homosensationell“). Nachdem Sie alle Beiträge eingesammelt haben, können Sie die Begriffe nacheinander gemeinsam überprüfen, besprechen und erklären. Auch mit diesen mit dem Leipziger Lesekompass ausgezeichneten Titeln kann man gut durch Vorlesen zum eigenständigen Lesen motivieren: Isabel Abedi/Almud Kunert (Ill.) Isabel Abedi erzählt von Samba tanzenden Mäusen, Mondscheinkarussellen und fliegenden Ziegen Loewe Verlag ISBN 978-3-7855-7737-0 160 Seiten, € 12,95 Saskia Hula/Susanne Göhlich (Ill.) Ein Denkmal für Frau Hasenohr Obelisk Verlag ISBN 978-3-85197-826-1 80 Seiten, € 12,95 Rubrik: Realistische Romane Leseförderansatz: Aus Büchern Projekte entwickeln Uticha Marmon Mein Freund Salim r Leseune fü ab ca. 9 Jahren ISBN 978-3-7348-4010-4 158 Seiten, € 13,95 hrene rfa auch Magellan Verlag Eigentlich soll Hannes seiner jüngeren Schwester Tammi ja immer von „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“ erzählen. Doch nun will Tammi dauernd, dass Hannes‘ Geschichten vom „Vogeljungen“ handeln. Und den haben die beiden nicht zwischen Buchseiten, sondern auf dem Spielplatz getroffen, genauer gesagt: auf dem alten, morschen Piratenschiff. Dort hat der Junge mit den Glitzervögeln auf der viel zu kleinen Jacke gesessen, mit einem seltsamen Buch in der Hand. Und das nächste Mal hat Hannes ihn im Bus gesehen. Ohne Fahrschein. Dafür mit etwas, das der Junge mit seinen wenigen deutschen Wörtern bezeichnen kann: Angst! Wenig später taucht er draußen vor der Schule auf … Auf einen Blick Klasse: 3–4 Themen: Flucht, Angst, Freundschaft, Sprache, Toleranz, Miteinander, Literatur Fächer: Deutsch, Sachkunde, Religion, Ethik Aus Hannes‘ Perspektive erzählt, wird in dieser aktuellen Freundschaftsgeschichte nachvollziehbar, was Flucht für Betroffene – insbesondere Kinder – bedeutet und wo es auch Berührungspunkte geben kann, wenn die gemeinsame Sprache fehlt. Dabei werden keine platten Lösungen und kein realitätsfernes Happy-End angeboten. Es geht um Hilfsbereitschaft und Solidarität, aber auch um den gegenseitigen Wunsch, sich zu verstehen. Und um die verbindende Kraft der Literatur! Einfach erzählt, mit überschaubarem Umfang und kurzen Kapiteln, eignet sich Salims Geschichte auch für leseunerfahrenere Kinder und für den Einsatz in der pädagogischen Arbeit. Jury: „Authentische Geschichte, die Helden und Leser hoffnungsvoll zurücklässt.“ Dieses Kinderbuch erzählt altersgerecht Salims Geschichte stellvertretend für das Schicksal von Flüchtlingen, die bei uns ankommen. Um die Kinder für dieses aktuelle Thema zu sensibilisieren, damit sie offen und empathisch fremden Menschen aus anderen Kulturen begegnen, schafft dieses Buch eine feinfühlige Grundlage. Es bietet viele Anknüpfungspunkte, um fächerübergreifend Projekte mit vielseitigen Aktionen zu initiieren. Thema: Fluchtgeschichte ■■ Salims Welt: „Where do you come from?“ Als Antwort auf Hannes Frage zeichnet Salim im Boot auf dem Spielplatz eine Weltkarte, auf der er beschreibt, wo er herkommt. Betrachten Sie gemeinsam in der Klasse auf einer Weltkarte: Wo leben wir, und wo liegt eigentlich Syrien? Damit die Kinder mehr über Salims Heimat erfahren, ordnen Sie das Land gemeinsam geografisch ein, und stellen Sie Syrien und Deutschland einander gegenüber. Wie groß sind sie? Wie viele Einwohner haben sie? Wie sehen die Landesflaggen aus? In kleinen Gruppen gestalten die Kinder ein Plakat, auf dem sie die Kerndaten beider Länder eintragen und das sie mit Illustrationen ergänzen. ■■ Salims Weg: Es ist schwer sich vorzustellen, welch große Entfernung Salim überwunden hat, bevor er in Deutschland angekommen ist. Um die Reiseroute zu veranschaulichen, können die Kinder auf einer großen Weltkarte die einzelnen Stationen markieren. Dabei helfen die Seiten 118 bis 133, Salims Weg nachzuvollziehen. Um die Entfernung begreifbar zu machen, bietet es sich an, eine dicke Schnur im Klassenraum oder auf dem Schulhof auszulegen und darauf maßstabgerecht die einzelnen Etappen zu markieren. Dazu können Sie Karten mit den Ländernamen vorbereiten, die die Kinder in der richtigen IDEEN FÜR DEN UNTERRICHT Reihenfolge anbringen. Karten mit den Verkehrsmitteln, die Salim benutzt hat, ergänzen die Veranschaulichung. ■■ Salims Flucht: Erst im Laufe der Geschichte erschließt sich Hannes und Tammi, warum Salim seine Heimat verlassen und die lebensgefährliche Reise auf sich genommen hat. Wahrscheinlich geht es den Schülerinnen und Schülern nicht anders als Tammi, die sagt: „Aber das ist wie ein verheddertes Wollknäuel in meinem Kopf.“ (Seite 81) Gemeinsam können Sie den Hintergrund von Salims Schicksal entwirren, indem Sie die beschriebenen Zeichnungen und die von den Buchfiguren aufgeschnappten Informationen Stück für Stück zusammenfügen. Auf einem großen Plakat tragen Sie alle Hinweise zu Salims Flucht zusammen. Welche Geschichte ergibt sich aus den einzelnen Puzzleteilen? ■■ Salims Rucksack: Das Einzige, das Salim während seiner Flucht bei sich trägt, ist ein grüner Rucksack, der sein ganzes Leben beinhaltet: Ein Foto seiner Familie, die Puppe seiner Schwester und sein Lieblingsbuch „Die Geschichte von Tom Sawyer und Huckleberry Finn“. Sprechen Sie mit den Kindern zunächst darüber, warum Salim gerade diese Erinnerungsstücke eingepackt und nur so wenig mitgenommen hat. Anschließend kann sich jedes Kind überlegen, welche drei wichtigen Dinge es als Erinnerung und Trost auf einer so beschwerlichen Reise begleiten sollten. In eine DIN-A4 große Kontur eines einfach gezeichneten Rucksacks malt jede/r drei Gegenstände, die für sie/ihn ein Stück Heimat bedeuten. Was befindet sich in den Rucksäcken? Und wie begründen die Kinder ihre persönliche Wahl? ■■ Salims Lieblingsbuch: Ein ganz wichtiger Begleiter auf Salims Reise ist sein Lieblingsbuch „Die Geschichte von Tom Sawyer und Huckleberry Finn“, in das er seine gesamte Lebensgeschichte zeichnet. Er identifiziert sich mit einer der Hauptfiguren, genauso wie Hannes, der dieses Abenteuerbuch ebenfalls liebt. Welches Lieblingsbuch würden wohl die Kinder in ihren Rucksack packen? Warum bedeutet es ihnen so viel? Aus allen genannten Titeln können Sie abschließend eine spannende Bestsellerliste Ihrer Klasse erstellen. Thema: Kommunikation ■■ Salims Bildersprache: Salim verständigt sich fast ausschließlich in Bildersprache. Er zeichnet in seine Ausgabe von „Tom Sawyer“, auf Packpapier und an die Bootswand. Da er kein Deutsch spricht, ist das für ihn die einzige Möglichkeit, mit den Anderen zu kommunizieren. Wie es sich anfühlt, sich nur mit Bildern auszudrücken, weil man Sprache und Schrift nicht beherrscht, können Sie mit Ihren Schüler/innen spielerisch ausprobieren. Auf ein Stück Packpapier zeichnen die Kinder mit Bleistift ein einfaches Bild, das eine bestimmte Situation aus ihrem Alltagsleben darstellt: Wem passiert wo was? Wer kann das Bild „lesen“? ■■ Salims Schrift: Mit Hilfe von Tammis Freundinnen finden die Geschwister heraus, dass Salims Buch auf Arabisch geschrieben ist, und man es von rechts nach links und von hinten nach vorne liest. Vielleicht haben Sie ja die Möglichkeit, ein arabisches Buch gemeinsam mit Ihrer Klasse anzuschauen. Wenn man eine Sprache lernt, sind Begrüßungsformeln oft der erste Schritt in die fremde Kultur. Deshalb bietet es sich an, z. B. „Guten Tag“ und „Willkommen“ auf Arabisch zu lernen und zu schreiben. Suchen Sie in Büchern oder im Internet nach Schriftvorlagen, die Sie vergrößert als Kopie an Ihre Schülerinnen und Schüler austeilen. Nachdem die Kinder sich mit dem Schriftzug vertraut gemacht haben, können sie ihn auf Transparentpapier mit Filzstift kalligrafisch nachmalen. Mit orientalischen Ornamenten verziert entsteht ein wirkungsvoller Willkommensgruß an den Fenstern. Thema: Angst ■■ Salims Angst: Hannes findet, dass sich Salim sehr sonderbar verhält. Warum wirft er sich zum Beispiel bei einem Knall auf den Boden und zittert? Im Laufe der Ge- schichte nehmen die Kinder noch einige andere Anzeichen von Angst wahr, die sie sich zunächst nicht erklären können. Welche Textstellen finden Ihre Schülerinnen und Schüler, die Salims ängstliches Verhalten zum Ausdruck bringen? Klären Sie gemeinsam, warum Salim in bestimmten Situationen so eigenartig reagiert. Im Anschluss können Sie den altersgerechten Film über die Flucht einer Gruppe syrischer Flüchtlinge anschauen und diskutieren: www.youtube.com/watch?v=gOqcb6pG-7Y ■■ „Ich habe Angst“-Rondell: Bestimmt kennt nicht nur Salim das Gefühl, Angst zu haben. Wovor fürchten sich die Kinder in Ihrer Klasse? In der Gedichtform eines Rondells schreibt jedes Kind seine Gedanken zu diesem Thema auf. Der in der ersten, vierten und siebten Zeile wiederkehrende Satz könnte als Ausgangpunkt lauten: „Ich habe Angst.“ Anschließend können sich die Kinder, wenn sie möchten, ihre Rondells gegenseitig vorstellen und über ihre Ängste sprechen. Vielleicht haben die anderen Kinder auch Tipps, wie man mit der jeweiligen Angst umgehen oder sie überwinden kann? Auch aus diesen mit dem Leipziger Lesekompass 2016 ausgezeichneten Büchern lassen sich gut Projekte entwickeln: Saskia Hula/Susanne Göhlich (Ill.) Ein Denkmal für Frau Hasenohr Obelisk Verlag ISBN 978-3-85197-826-1 80 Seiten, € 12,95 Małgorzata Mycielska/Aleksandra Mizieli ńska/ Daniel Mizieliński Das funktioniert? Verblüffende Erfindungen Moritz Verlag ISBN 978-3-89565-307-0 128 Seiten, € 14,95 Rubrik: Realistische Romane Leseförderansatz: Aktuelle Themen und Trends auf dem Buchmarkt aufgreifen Anna Woltz Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess ab ca. 9–10 Jahren ISBN 978-3-551-55099-6 176 Seiten, € 10,99 auch als eBook erhältlich Auf einen Blick Klasse: 3–4 Themen: (Patchwork-)Familie, Freundschaft, Ferien, Abenteuer, Selbstbewusstsein Fächer: Deutsch, Kunst, Sachkunde elleser Vi Carlsen Verlag eher für Eigentlich passen der 10-jährige Samuel und die 11-jährige Tess ja überhaupt nicht zusammen. Obwohl … wenn der eine während seines Inselurlaubs eine Kanarienvogel-Beisetzung organisieren will und die andere auf Parkplätzen tanzt und einen sehr ernst gemeinten Vater-Tauglichkeitstest an einem ihr bis dato völlig unbekannten und gänzlich ahnungslosen Kandidaten durchführen will, vielleicht doch?! Jedenfalls tun die beiden sich für die Verwirklichung ihrer Vorhaben zusammen – mit völlig unerwartetem Ergebnis und der Erkenntnis, dass es bestimmte Dinge grundsätzlich zu feiern gilt. Zum Beispiel die Freundschaft oder die Familie. Wie immer sie auch ausfallen mögen … So alltagsnahe Themen, eine so kunstvoll verschlungene Handlung, so federleicht erzählt! Bei dieser wendungsreichen Selbstfindungs-Ferien-Freundschafts-Familiengeschichte geht einem einfach das Herz auf. Ernsthaftigkeit und Unterhaltungsanspruch, ein Schuss Slapstick und sehr anrührende Momente: Samuel und Tess haben alles im (Ferien-)Gepäck. Und vorlesende Erwachsene können sich ggf. einige der Buchweisheiten hinter die Ohren schreiben … Das Sahnehäubchen sind die wunderbaren, sparsam-stimmigen Illustrationen! Jury: „Eine großartige, fast schon poetische Geschichte, hinreißend illustriert!“ Nicht jeder mag seltsam, aber Tess und Samuel, die beiden Hauptfiguren dieser Geschichte, sind große Fans davon. Darin sind sich das flippige Mädchen und der grüblerische Junge einig, weshalb sie auch von Gleichaltrigen als eigenbrötlerische Käuze betrachtet werden. Bei den jungen Leserinnen und Lesern sind solche eigenwilligen Außenseiterfiguren gerade sehr angesagt. In diesem realistischen Ferien- und Freundschaftsroman transportieren beide Protagonisten sensible Themen, bei denen verzwickte Fragen zu Familienkonstellationen und auch der Tod mit seinen Verlustängsten nicht tabuisiert werden. Damit bietet dieses Kinderbuch reichlich Gesprächsstoff zu aktuellen Fragen, die viele Kinder beschäftigen. Thema: Eine außergewöhnliche Urlaubswoche ■■ Was steckt drin? Auf den Umschlagseiten dieses Romans stechen die vielen Bildelemente hervor, die dazu einladen, sich vor der Lektüre mit der Frage zu befassen, welche Geschichte zwischen den Buchdeckeln stecken könnte. Welche Erwartungen und Assoziationen rufen die kleinen Bilder bei den Schülerinnen und Schülern hervor? Sammeln Sie mit der Mind Map-Methode gemeinsam die Ergebnisse, und ordnen Sie sie während dieses Prozesses verschiedenen Themenfeldern zu. Wer könnten die Protagonisten sein? Wo spielt sich die Handlung ab? Und was passiert wohl in dieser „seltsamen“ Woche? ■■ Bildergeschichte: Auch nachdem alle Schülerinnen und Schüler das Buch gelesen haben, können die Bildelemente noch einmal zum Einsatz kommen: Kopieren Sie die beiden Umschlagseiten für jedes Kind. Jede/r schneidet nun die Motive aus, legt sie in eine bestimmte Reihenfolge und erzählt damit eine kurze Szene nach, die er/sie selbst ausge- IDEEN FÜR DEN UNTERRICHT sucht hat. Fehlende Bildobjekte können die Kinder gerne selber gestalten. So können sie Schlüsselszenen auf kreative Weise noch einmal veranschaulichen und wiedergeben. ■■ Legetrickfilm – Buchvorstellung mal anders: Diese einfache, aber wirkungsvolle Methode einer Buchvorstellung wird Ihren Schülerinnen und Schülern bestimmt Spaß machen! In kleinen Gruppen überlegen sich die Kinder, wie sie mit einem kurzen Trickfilm andere junge Leserinnen und Leser auf diese Geschichte neugierig machen können. Auch hier greifen alle wieder auf die bereits ausgeschnittenen Bildelemente zurück. Den Hintergrund bildet eine Tischfläche, die einfarbig oder besonders gestaltet sein kann. Das ist der Bereich, der von oben mit einer Kamera gefilmt wird, und in den die Kinder die einzelnen Bildmotive mit der Hand hinein- und wieder hinausschieben. Jedes Team wählt nun einen „Kameramann“, einen Erzähler und zwei oder drei „Figurenschieber“, die jeweils für mehrere Papierobjekte zuständig sind. Nach einem im Vorfeld erarbeiteten Storyboard bewegen die Kinder passend zum gesprochenen Text ihre Bilder und visualisieren so die spannendsten Ausschnitte der Geschichte. Einen Beispielfilm finden Sie unter www.youtube.com/watch?v=bfpFKghwSGA. Thema: Familie ■■ Schnitzeljagd für meine Familie: Tess organisiert für Hugo und seine Freundin eine Schnitzeljagd auf der Insel. Sie denkt sich verschiedene Aufgaben aus, die sich an den Interessen und Hobbys ihres Vaters orientieren. Deshalb hat sie sich zur Vorbereitung intensiv mit dem beschäftigt, was er besonders gerne mag. Schauen Sie sich gemeinsam die Illustration auf Seite 111 an und rekapitulieren Sie, wie Tess bei ihrer Schnitzeljagd vorgeht. Nun können die Kinder eine Liste der Lieblingsbeschäftigungen ihrer Eltern oder auch ihrer Geschwister sowie anderer Verwandter schreiben und einen Plan mit passenden Stationen ent- werfen. Diese Aufgabe macht anschließend bestimmt der ganzen Familie viel Spaß! Auch als besonderes Geburtstagsgeschenk für die beste Freundin oder den besten Freund eignet sich diese Aktion hervorragend. Thema: Leben mit dem Tod ■■ Erzählen über Abschied und Sterben: „Wenn er (der Dinosaurier) wusste, dass er der letzte war, dann fand er das bestimmt nicht so schlimm zu sterben. Dann war er sowieso ziemlich einsam.“ (Seite 15) Im Laufe der Geschichte setzt sich Samuel immer wieder mit den Themen Sterben und Tod auseinander. Jedes Kind sammelt aus dem Text einige Gedanken und Aussagen des Jungen, die es besonders berühren und ansprechen. Nehmen Sie diese Zitate zum Anlass, in einer Gesprächsrunde darüber zu reden, was die Kinder über Samuels Empfindungen und Gefühle denken. ■■ Der Lebensfaden: Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler diesem existentiellen Thema angenähert haben, können sie eigene Gedanken formulieren und bildnerisch darstellen, die sie besonders beschäftigen. Ihre Reflektionen schreiben oder malen sie anonym auf Blätter, die Sie anschließend einsammeln. Sortieren und kategorisieren Sie gemeinsam die Beiträge nach verschiedenen Aspekten, z. B. Älterwerden, Sterben, Trauerrituale, was kommt nach dem Tod? Befestigen Sie einen „Lebensfaden“ im Klassenzimmer, an dem Sie die Resultate der Kinder präsentieren. Zur Unterstützung finden Sie zahlreiche Informationen und Unterrichtsmaterialien auch im Internet, z. B. www.rbb-online.de/schulstunde-tod/index.html. ■■ Galerie des Lebens: Samuel kann sich nicht vorstellen, jemals so alt zu werden wie Herr Giltjes, der Nachbar von Tess. Das fällt wohl jedem zehnjährigen Kind schwer. Mit folgender Aktion können sich Ihre Schülerinnen und Schüler kreativ mit dem Lebenskreislauf auseinandersetzen. Jedes Kind sucht ein Babyfoto und eine aktuelle Aufnahme von sich heraus. Aber wie sieht es wohl als Erwachsener und noch später als Oma bzw. Opa aus? Zu diesen zukünftigen Lebensabschnitten darf jede/r ein Bild von sich malen, das sie/ihn in einer bestimmten Situation darstellt. Diese Abbildungen werden im Uhrzeigersinn kreisförmig auf einem großen Blatt angeordnet und mit einer Linie verbunden. Mit einer kurzen Beschreibung können die vier Momentaufnahmen ergänzt werden: Wie alt bin ich? Was mache ich gerade? In einer spannenden Ausstellung kann nun jedes Kind seine Galerie des Lebens präsentieren. ■■ Alterungsmaschine „AgingBooth“: Wie wirst du aussehen, wenn du einmal alt bist? Und wie deine Freunde? Lassen Sie die Kinder herausfinden, wie sich ihre Gesichter im Alter verändern. Mit der kostenfreien und unkomplizierten Foto-App AgingBooth für Smartphone und Tablet können Sie mit Ihrer Klasse in kürzester Zeit in die Zukunft reisen. Mit der integrierten Kamera der App fotografieren sich die Kinder gegenseitig. Schon setzt mit „Start“ der Alterungsprozess ein, und die aufgenommenen Porträts verwandeln sich in zukünftige Omas und Opas. Für weiterführende Ideen, z. B. ein kreativer Schreibanlass „Reise in die Zukunft“, können Sie die Fotos speichern und ausdrucken. Auch mit diesen mit dem Leipziger Lesekompass 2016 ausgezeichneten Büchern können Sie aktuelle Trends auf dem Buchmarkt aufgreifen: Antje Damm PeterSilie Tulipan Verlag ISBN 978-3-86429-253-8 144 Seiten, € 12,95 Jochen Till/Zapf (Ill.) Einfach ungeheuerlich – Rotzschleimtorte für alle! Ravensburger Buchverlag ISBN 978-3-473-36439-8 100 Seiten, € 8,99 Sehr geehrte Damen und Herren, 6–10 Jahre 10–14 Jahre ■■ Spezielle Zielgruppen (z. B. Jungen oder Lesemuffel) gezielt ansprechen e n r e h a rf ■■ Durch Vorlesen zum eigenständigen Lesen motivieren ■■ Das besondere Leseförderpotenzial von Buchreihen nutzen ■■ Aus Büchern Projekte entwickeln 2016 Eine Orientierungshilfe im Buch- und Medienmarkt für Eine Orientierungshilfe im Buch- und Medienmarkt für ELTERN, LEHRERINNEN UND LEHRER ELTERN, LEHRERINNEN UND LEHRER Leipziger Buchmesse www.leipziger-lesekompass.de Leipziger Buchmesse www.leipziger-lesekompass.de Leipziger Buchmesse www.leipziger-lesekompass.de Herausgeber und Verleger: Stiftung Lesen, Römerwall 40, 55131 Mainz, www.stiftunglesen.de Verantwortlich: Dr. Jörg F. Maas Programme und Projekte: Sabine Uehlein Wir hoffen, die „Ideen für den Unterricht“ geben Ihnen abwechslungsreiche Impulse für die nächste Klassenlektüre und wünschen Ihnen und Ihren Schülerinnen und Schülern mit den Titeln des Leipziger Lesekompass unvergessliche Lesestunden! Druck: Appel & Klinger Druck & Medien GmbH, Bahnhofstraße 3a, 96277 Schneckenlohe, Auflage: 150 Exemplare 2016 Eine Orientierungshilfe im Buch- und Medienmarkt für ELTERN, ERZIEHERINNEN UND ERZIEHER Impressum ■■ Aktuelle Themen und Trends auf dem Buchmarkt (z. B. Dystopien, Kreative Sachbücher, etc.) aufgreifen Ihre Stiftung Lesen 2016 r Leseune fü 2–6 Jahre In dieser Broschüre finden Sie methodisch-didaktische Impulse zu drei Titeln der 2016 mit dem Leipziger Lesekompass ausgezeichneten Bücher für die Altersgruppe 6–10 Jahre. Anhand dieser Titel werden exemplarisch Leseförderansätze vorgestellt, die sich wunderbar auf andere Bücher übertragen lassen. Auch die Praxisseminare zum Leipziger Lesekompass verbinden die Titelauswahl mit diesen bewährten Ansätzen der Leseförderung: www.leipziger-lesekompass.de Redaktion: Miriam Holstein Gestaltung: COMANDO GmbH – Kommunikation und Medien, Leipzig, www.comando.ag Fachautorinnen: Eszter Miletics, Ute Theilen (Bildungsinitiative Buch erleben) Irrtümer und Preisänderungen vorbehalten; © Stiftung Lesen, Mainz 2016 a u c h welcher Lesestoff eignet sich dazu, Kinder und Jugendliche nachhaltig fürs Lesen zu begeistern? Eine spannende Frage, die Sie sich sicher nicht nur im beruflichen Kontext stellen. Der Rückgriff auf Bewährtes ist nicht automatisch Erfolg versprechend. Im Gegenteil: Gerade schräge Titel oder ungewöhnliche Genres bieten sich zur Leseförderung an, da sie den Nerv junger Menschen treffen – von Viellesern bis zu Lesemuffeln. Doch welche Titel aus der großen Flut der Neuerscheinungen favorisieren Leseförderer aus ganz unterschiedlichen Bereichen? Welche Bücher motivieren auch Jungs zum Weiterlesen? Gibt es Neuerscheinungen, die eine attraktive Schullektüre darstellen und Stoff für Gespräche sowie Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit im Unterricht bieten? Der Leipziger Lesekompass gibt Antworten auf diese Fragen und stellt eine Orientierungshilfe im Meer der Neuerscheinungen dar.
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