Spruch und Brauch im menschlichen Leben.

Spruch und Brauch
im menschlichen
Leben.
Gesammelt von
Zos. S s p e l t .
Vorbemerkung.
B e i der Aenderung der Satzungen des historischen Vereins
f ü r das Fürstentum Liechtenstein im Jahre 1912 wurde in den W i r kungskreis dieses Vereins auch das Sammeln und Veröffentlichen
von Sagen, Sitten, B r ä u c h e n , Sprüchen, Spielen usw. aufgenommen.
E s ist dies eine Aufgabe, die in vielen Ländern schon lange
mit Ernst und E i f e r behandelt wird und schöne Erfolge zeitigte.
A u f diesem Gebiete könnten auch Manche an den Zielen des historischen Vereins mitarbeiten, denen es die Amstände nicht ermöglichen,
Archive zu durchforschen und größere Abhandlungen zur Geschichte
der Äeimat zu liefern.
D a s Sammeln von B r ä u c h e n und Sprüchen wäre bei uns
umso dringlicher, als diese immer mehr, von J a h r zu J a h r , aus
dem Gedächtnis des Volkes entschwinden. Diese Erfahrung wird
jeder machen, der sich mit dem Sammeln solchen Volksgutes befaßt.
Trotz dieser Tatsachen ist bei uns noch verhältnismäßig wenig
in der Rettung von Sage, Sitte, Spruch, B r a u c h und S p i e l (letzteres im guten alten S i n n e gemeint) geschehen.
D a s Jahrbuch unseres Vereins brachte in den bald 30 Iahren
Bestandes bisher nur 3 Arbeiten dieser A r t : im 16. B a n d e
Liechtensteinische Volksbräuche und Volkssagen von D r . A l b e r t
S c h ä d l e r , im 17. B a n d e von mir gesammelte Vaduzer S p r ü c h e
und im 24. B a n d e einige von D r . E . N i p p gesichtete Sagen.
seines
E i n Vergleich mit Rochholz, alemanisches Kinderlied und
Kinderspiel aus der Schweiz, Leipzig 1857 und Zingerle, S i t t e n ,
B r ä u c h e und Meinungen des Tiroler Volkes, 1871 ergibt, daß
viele bei uns vorkommende B r ä u c h e und S p r ü c h e weit im deutschen
Sprachgebiete verbreitet sind, wie dies übrigens auch aus vielen
anderen Veröffentlichungen dieser A r t zu ersehen ist. W ä r e bei uns
all das hier in Betracht kommende Volksgut gesammelt worden zu
einer Zeit, da es noch voller zu erfassen gewesen wäre, als dies in
der neueren Zeit noch möglich ist, so könnten durch Vergleiche wichtige
Schlüsse in der Richtung gezogen werden, von woher unser Volkstum
am meisten beeinflußt wurde und was Argewächs unserer Keimat ist.
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Besonders an die Ä . Ä . Geistlichen und an die Lehrpersonen
möchte ich den R u f ergehen lassen, durch Sammeln der Sagen,
Sitten, B r ä u c h e , Sprüche und Spiele die Bestrebungen des historischen Vereins zu fördern und zu unterstützen und sich dadurch
bleibende Verdienste um die Heimatkunde und den Äeimatschutz zu
erwerben.
D i e hier nachfolgende kleine Sammlung ist in erster Linie als
Anregung zu solcher Tätigkeit gedacht und stellt keine abgeschlossene
Arbeit dar, die, auch nur annähernd auf Vollständigkeit Anspruch
erheben will. S i e beschränkt sich überdies wieder nur auf meine
Äeimatgemeinde V a d u z .
V o n der Verwendung phonetischer Zeichen f ü r die Wiedergabe von Sprüchen habe ich sowohl aus drucktechnischen G r ü n d e n ,
als auch deshalb abgesehen, weil durch die Verwendung solcher
Zeichen eine ganz genaue Wiedergabe vielfach doch nicht erzielt
werden kann und das Lesen erschwert wird.
Spruch und Brauch im menschlichen Leben.
Der
D a s K i n d wird von der G o t a ( P a t i n ) zur T a u f e getragen.
G ö t i (Pate) begleitet den T ä u f l i n g ebenfalls zur Kirche.
Der G ö t i m u ß dem M e s m e r nach dem Taufakte ein Geldgeschenk geben.
D i e Wöchnerin erhält von den P a t e n ebenfalls ein Geschenk,
das in M e k a (Eierbrot), Kaffeebohnen oder dergl. zu bestehen hatte.
Ä a t die junge M u t t e r das Wochenbett hinter sich, so ist ihr
erster G a n g außer Äause in die Kirche, zum Aussegnen (ussa segna).
Dabei reicht sie dem M e s m e r ein Geldgeschenk.
S t i r b t ein K i n d in den ersten Wochen seines irdischen D a seins, so wird es von der P a t i n zum Friedhos getragen. Aber auch
bei etwas größeren Kindern, die sterben, m u ß die P a t i n bei der
Beerdigung den S a r g tragen helfen. S i e stiftet auch den weißen
Schleier um das Kreuz.
B e i Beerdigung eines Kindes, das noch nicht die hl. K o m munion empfangen hat, wird das eigens f ü r diesen F a l l und dieses
K i n d angefertigte, mit dem eben genannten weißen Schleier geschmückte
Kreuz dem Leichenzuge voraus getragen. B e i solchen Todesfällen
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wird auch nicht das „Zeichen" geläutet, d. h. der Sterbefall wird
nicht durch das Sterbeglöcklein angekündet. B e i der Beerdigung
wird sowohl auf dem S c h l o ß , als auch in der Pfarrkirche nur mit
der kleinen Glocke geläutet. D a s Glöcklein am Schloß singt dann:
K i n d komm, K i n d komm!
D i e Kinder bringt hier Sankt Nikolaus
Sonntagskinder sind Glückskinder.
Haarwirbel haben.
aus dem P a r a d i e s .
Ebenso
Kinder,
die zwei
Kinder, die am Fronfasten-Mittwoch geboren werden, können
Geister sehen.
W e r eine leere Wiege schaukelt, der schaukelt den „Schretlig."
Stehen einem Kinde die Ä a a r e entgegen der gewöhnlichen
Richtung, so ist es vom Schretlig geleckt worden, es hat einen
„Schretligschleck."
Schöne Kinder
wachsen
zu häßlichen Leuten aus.
Geschreckt werden die Kinder mit dem „ K ä r m e n n d l i " (Kellermännle) und mit dem „Obertelimenndli" (Oberdielemännle).
Kinder, die B r a n n t w e i n trinken, wachsen nicht mehr.
W e n n einem Kinde ein Milchzahn a u s f ä l l t , so wird er ins
Feuer geworfen und wird dabei gesprochen: „ M ü s l i , M ü s l i , gib
mar an neua Z a h , i gib tar an alt« darför."
B e i der F i r m u n g haben die Knaben einen G ö t i (Paten) und
die M ä d c h e n eine G o t a ( P a t i n ) .
Der G ö t i gibt seinem Götibuben einen Ä u t als Patengeschenk,
den „ G ö t i h u a t . " Äeute tuts natürlich ein Ä u t nicht mehr. D a m u ß
es schon mindestens eine Taschenuhr sein oder gar ein Fahrrad und
demnächst wohl schon ein A u t o . E s gab aber auch schon vor J a h r zehnten recht kostbare Götihüte, die dann allerdings meist nicht gerade bei der F i r m u n g gegeben, sondern testamentarisch vermacht
wurden. W e n n nämlich ein Firmpate seinem Götibuben als besonderes Andenken ein Grundstück vermachte, nannte man dies auch
Götihut.
D i e M ä d c h e n bekamen von der Firmpatin einen Rock, den
Gotarock. Natürlich heute auch überholt.
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( ^ e r Bursche, der ein ernstgemeintes V e r h ä l t n i s zu einem M ä d c h e n
^
hat, geht Sonntag, Dienstag und Donnerstag „zor Stobarti."
W e r am M o n t a g zur Stuberti geht, von dem sagt man, d a ß
er am Sonntag nirgends E i n l a ß fand. A m M i t t w o c h gehen die
Roßschelme, am Freitag die Schmalzbettler und am Samstag die
Schuhwichser zur Stuberti.
W i l l ein M ä d c h e n einem ihm unsympathischen Verehrer zu
verstehen geben, d a ß es auf seinen Besuch verzichtet, so bietet es
ihm trockenes B r o t an, namentlich dann, wenn der Verehrer noch
recht jung ist.
Oder es gibt ihm auf Neujahr ein Virnenbrot, in welchem
statt der B i r n e n und Rosinen die Stiele und die „Botzi" (Rest der
B l ü t e am einen Ende der gedörrten B i r n e ) eingebacken sind.
at ein Bursche durch sein V e r h ä l t n i s zu einem M ä d c h e n die
Eifersucht eines anderen geweckt, so rächt sich letzterer dadurch,
daß er im V e r e i n mit anderen den Burschen von der Stuberti herausholt und nach Hause zu treiben sucht. Natürlich mitunter ein
A n l a ß zu Schlägereien.
W e n n eine Köchin die Suppe versalzt, so ist sie verliebt.
H a t ein M ä d c h e n am Wäschetag schönes Wetter, so hat es
einen treuen Liebsten.
Dagegen sagt man von einer F r a u , die am Wäschetag
Wetter hat, sie sei ein böses W e i b .
schönes
W e r sich am Tisch an die Ecke setzt, m u ß ledig bleiben.
Brautleute sollen sich nicht Messer oder Brechen oder irgend
welche Gegenstände schenken, die stechen oder schneiden, weil sie sonst
die Liebe zerschneiden oder zerstechen.
W e n n einem M ä d c h e n beim Kaffeetrinken das B r o t in die
Tasse sällt, so denkt der Liebste an es, oder es kommt ein Gast oder
es bekommt einen B r i e f .
(^>ie M ü t t e r der Brautleute gehen nicht zur Trauung und nicht
^
zum Hochzeitsmahl. D i e s scheint dem Gedanken entsprungen
zu sein, d a ß die Kinder durch die G r ü n d u n g des eigenen H a u s haltes von dem elterlichen Herde scheiden.
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Die Äochzeiten wurden hier bis vor einigen Jahren am M o n t a g
nach der letzten kirchlichen Verkündung gehalten. D a s ist jetzt durch
die kirchlichen Vorschriften, wornach zwischen der letzten V e r t u n dunq und der Trauuug noch mehrere Tage liegen müssen, außer
Aebung gekommen.
Der B r a u c h , den Brautleuten auf dem W e g von der T r a u ung ein S e i l vorzuspannen und dadurch von ihnen ein Geschenk zu
fordern, ist in V a d u z nie recht heimisch gewesen und kam nur vereinzelt vor.
B r a u t f ü h r e r und B r a u t f l l h r e r i n (Trauzeugen) waren meist die P a t e n der Brautleute.
Der B r ä u t i g a m schenkt der B r a u t das Brautkleid, die B r a u t
dem B r ä u t i g a m dagegen ein weißes Hemd.
A l s beliebte Kochzeitstage galten der Kilbimonrag ( M o n t a g
nach M a r t i n i ) und die letzten M o n t a g e der Fastnacht.
W ä h r e n d der Verkündung sind die Brautleute nicht in der
Kirche zugegen. Meist ging man an diesen Tagen nach a u s w ä r t s ,
um Einkäufe f ü r den neuen Hausstand zu besorgen.
H T e i Todesfällen wurde früher das Beileid mit den W o r t e n aus^
gesprochen: Tröst G o t t Euer Leid.
R u f t nachts der „Tschiwik" (Käuzchen) i n der N ä h e eines
wird in diesem Hause bald ein Todesfall eintreten.
Hauses, so
W e n n am Samstag im Hauptgottesdienst während der hl.
W a n d l u n g die Turmuhr schlägt, wenn es in den offenen Kelch
schlägt, so wird i n jener Woche in der Gemeinde jemand sterben.
W e n n an einem Samstag ein G r a b offen steht, werde es in
drei aufeinanderfolgenden Wochen in der Gemeinde Leichen geben.
W e n n jemand gestorben war, versammelten sich früher alle
Verwandten und Bekannten abends im Sterbehause zum gemeinsamen Gebete, wobei die drei Rosenkränze (ein Psalter) gebetet
wurde. N a c h dem Psalter blieb die engere Verwandtschaft und
Freundschaft zum Wachen zurück und wurde mit W e i n und Kaffee
bewirtet. Dieses Versammeln größerer Menschenmengen und die
zahlreiche Nachtwache ist seit etwa 15 Jahren behördlich abgeschafft
beziehungsweise eingeschränkt.
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B e i Leichgängen in V a d n z wird in der Pfarrkirche geläutet,
wenn in dem Gebiete von „Landvogtsbüchel" (beim alten Regierungsgebäude) und vom S ü d e n d e der Ortschaft her der Leichenzug
auf dem Wege zum Friedhof ist. S o lange der Leichenzug vom nördlichen Dorsende bis zu „Landvogtsbüchel" auf dem Wege ist, wird
auf dem Schloß geläutet. B e i Kommunikanten wird ans dem S c h l o ß
mit beiden Glocken und in der Pfarrkirche mit allen Glocken geläutet.
B e i Kindern, die noch nicht kommuniziert haben, wird in der P f a r r kirche und auf dem Schloß mit der kleinen Glocke geläutet.
( H ^ e n n Jemandem die ersten Glückwünsche zum neuen Jahre von
einer Frauensperson dargebracht werden, so sieht man das
nicht gerne, es bedeutet nicht Glück.
A m Abend vor dem Feste der hl. 3 Könige wird in der P f a r r kirche Wasser und S a l z geweiht. Diese geweihten Sachen haben
eine besondere Wirkung und wird das „Dreikönigwasser" mehr geschätzt, als anderes Weihwasser. V o m „Dreikönigsalz" wird den
Haustieren gereicht, wenn sie krank sind. A m Dreikönigstage werden
auf die T ü r e n mancher Häuser heute noch die Anfangsbuchstaben
der hl. D r e i Könige, möglichst mit einer geweihten Kreide, geschrieben.
D a s Dreikönigsingen war einst auch hier B r a u c h und erinnert
in V a d u z daran der V u l g ä r n a m e einer Familie, die man „ s ' S i n g e r i s "
nennt, weil eine V o r f a h r i n derselben hier das in den meisten Gegenden üblich gewesene Singen am Dreikönigstage übte. D e r Text
des bezüglichen Gesanges ist leider in Vergessenheit geraten.
D i e kirchliche Kerzenweihe am Lichtmeßtage ist heute noch allgemein in Llebung.
Ebenso der Halssegen am Tage des hl. B l a s i u s , bei welchem der
Priester zwei brennende Kerzen zu beiden Seiten des Halses der zu
segnenden Person hält, während er das Segensgebet spricht. Diesen
Segen holen sich vornehmlich solche,die öfter mitHalsleiden zu tun haben.
A m Tage der hl. Agatha (5. Febr.) wurde einst in allen Häusern
abends von der versammelten Familie der Rosenkranz gebetet. Dabei
wurde f ü r jedes der Anwesenden ein gleich langes Stück einer Kerze
am Tische aufgesteckt und angezündet. Wessen Kerze zuerst herunter
gebrannt war, das mußte zuerst sterben. Eine Kerze würde während
des Rosenkranzes in der Küche am Kochherde aufgestellt und angezündet zum Schutze des Hauses gegen Feuerschaden.
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A n diesem Tage wird auch besonderes B r o t gebacken (das
Agathabrot), geweiht und zum Schuhe gegen Feuer aufbewahrt.
Die hl. Apollonia (9. Febr.) hilft besonders bei Zahnweh.
E t w a s tolle B r ä u c h e sind heute noch am „schmutzigen D o n nerstag", dem letzten Donnerstag der Fastnacht im Schwünge. D i e
Jugend schwärzt sich gegenseitig mit N u ß das Gesicht, was manchmal recht rücksichtslos gemacht wird und manchen S p ä h n unter der
Jugend zur Folge hat.
Schon mehr f ü r die erwachsene Jugend ist der Brauch beam schmutzigen Donnerstag der lieben Nachbarin im V o r mittag den Suppenhafen mit dem darin kochenden Geselchten vom
Kochherd weg zu stibitzen und sich das Geselchte anzueignen.
stimmt,
Der B r a u c h des Küchlisonntag und des Funkenbrennens an
diesem Tage (dem ersten Sonntag in der Fastenzeit) ist von Herrn
P r o f . F r a n z Josef Fischer in seinem Büchlein ,Der Funken- und
Küchlisonntag in Vorarlberg und Liechtenstein" (Verlag der „ H e i m a t " ,
Innsbruck, 1921) ausführlicher behandelt.
E s sei daher hier nur noch der B r a u c h erwähnt, daß an diesem
Tage der Bursche bei seiner Fastnachtstänzerin sich das Küchlein holte.
A m „schmerzhaften F r e i t a g " gingen früher viele Frauen zur
hl. Messe in die Kapelle auf D u x .
A m Charfreitag wird in der Kirche vor der Kommunionbank
ein Kruzifixus zur Verehrung ausgelegt. Dabei brennen Lichtlein,
die von Butterfett gespeist werden. Diese Lichtlein werden von
P f a r r e i a n g e h ö r i g e n beigestellt, sind aber heute nicht mehr zahlreich.
D a s Schmalz, das dann in der Tasse zurückbleibt, verwendete man
zur Bestreichung von wehen Stellen an Händen oder F ü ß e n .
A m Charfreitag soll man sich die N ä g e l an den Fingern und
Zehen beschneiden, wodurch man sich vor Anfällen an diesen Gliedern schützt.
B ä u m e , die am Charfreitag gepflanzt oder veredelt werden,
gedeihen besonders gut.
Der hl. Antonius (Fest am 13. J u n i ) gilt als besonderer Helfer
beim Suchen verlorener Sachen. E i n kurzes S t o ß g e b e t zu ihm lautet:
H l . Antonius von P a d u a , gib mar was i verlora ha.
Der hl. V e i t wird von Bettnässern um H i l f e gegen ihr Gebrechen angerufen.
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W e n n am Feste der hl. Dreifaltigkeit schönes Wetter ist,
kriechen die Aepfel und B i r n e n auf die B ä u m e hinauf und haben
eiserne Stiele, d. h. sie fallen nicht ab, bis zur R e i f e .
W e n n man an Johanni (Johannes des T ä u f e r s ) 3 Aepfel oder
B i r n e n auf einem B a u m e sieht, werde es bis zur R e i f e ein K o r b voll.
V o n den K r ä u t e r n und B l u m e n , die am Feste M a r i ä Äimmelsahrt in der Kirche geweiht werden, w i r f t man bei Gewittern ein
Stücklein in das Kerdfeuer, um das K a u s vor Blitzschlag zu schützen.
D e r am Tage des hl. M a g n u s (6. September) stattfindende
B i t t g a n g der Schaaner, Vaduzer, Triesnerberger und B a l z n e r nach
Triesen soll zu dem Zwecke gelobt worden sein, um die Ernte vor
Angeziefer zu schützen.
A m Tage des hl. Bischofs M a r t i n (11. November), der unser
Landespatron ist, beziehungsweise am nächstfolgenden Sonntag findet
das Kirchweihfest statt. A n diesem Tage kommen die „ P f ö h l a r "
(die über den Äerbst gedungenen Äüterbuben) zu ihrem B a u e r n zum
Mittagessen, das besser ausfallen m u ß , als eine gewöhnliche S o n n tagsmahlzeit.
A m Tage des hl. Johannes des Evangelisten wird in der Kirche
der Iohannessegen ausgeteilt (geweihter W e i n , der durch den Priester
mit dem Kelche an der Kommunionbank den Gläubigen gereicht wird).
(Weitere mit bestimmten Tagen verbundene B r ä u c h e und
S p r ü c h e siehe meine Vaduzer Sprüche, Jahrbuch des historischen
Vereins f ü r das Fürstentum Liechtenstein B a n d 17 S . 98 ff.)
in leerer G r u ß geht b a r f u ß .
V o m trinken lauen Kaffees werde man schön.
Noch boshafter ist das W o r t : Kalter Kaffeedampf mache schön.
E i n F l o h auf der Ä a n d , ein B r i e f im Land.
A Ä a n d voll Lütaguh (Leutegunst) ist meh w ä r t , as a Ä a n d
voll Taler.
Ä a t Jemand zu viel getrunken, so hat er: an Rusch, an Ä a bemus, Oel im Ä u a t , an F a h n a , an Fetza. ^ ^ <
< < ( ^ . ?
W e n n jemandem das linke Ohr singt, wird er von lieben
Mitmenschen verhechelt. S i n g t es im rechten O h r , so wird man gelobt.
W e n n eine Scheere oder ein Messer auf den B o d e n fällt und
mit der Spitze im B o d e n stecken bleibt, kommt Besuch.
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W e r ein gestrichen volles G l a s zum M u n d e führen kann, ohne
einen Tropfen zu verschütten, der ist noch gut ledig.
Derjenige, dem die Streichhölzer immer wieder gegen
W i l l e n auslöschen, ist nicht mehr ledig.
seinen
Kalte H ä n d e , warme Liebe.
W e n n ein G l a s von selbst zerbricht, gibt es ein Anglück.
Schreien die Katzen zur Llnzeit wie im K ö r n u n g , so bedeutet
das ebenfalls Llnglück.
D a s Gleiche gilt vom R u f der Elster und
von gelben Flecken an den Fingern (natürlich waren ehedem
damit nicht die heute allzu häufig zu beobachtenden Flecken an den
H ä n d e n der Zigarettenraucher gemeint).
W e n n sich die Katze putzt, kommt Besuch.
Den Katzen soll man kein Leid antun, sonst rust man dem Anglllck.
Schwalbennester und Nester von Rotschwänzchen sieht man
gerne am eigenen Hause.
Geht man im Sommer abends ohne Kopsbedeckung aus, so
l ä u f t man Gefahr, d a ß sich die Fledermaus einem ins H a a r setzt,
die dann nicht mehr aus dem H a a r entfernt werden kann.
Die
Kreuzspinne darf man nicht töten.
W i r d etwas E ß b a r e s weggeworfen, so spricht m a n : D a K r o t a
varbota, da-n-arma Seela gschenkt.
W e n n zwei Personen unwillkürlich gleichzeitig
haben sie eine arme Seele erlöst.
aussprechen, so
dasselbe
Wort